Hallo,
ich hab mir gedacht, es ist ganz interessant, wenn ich hier meinen verrücktesten Artikel reinstelle, den ich vor genau einem Jahr, also knapp vor dem Ende der Manie geschrieben habe. Weitere Torheiten auf gibts auf http://www.amanita.at/d/d-Leseraum.htm.
Gruß,
Amanito
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Die Psychodynamikvon Börsenmanien:
Warum Anleger an die Jungfrauengeburt glauben...
(Anmerkung: Folgende Ideen kamen mir nach langem Meditieren in der Sauna, vielleicht erklärt das Einiges... ;-)
Die Kursentwicklung von Internetaktien hat viele Marktbeobachter dazu veranlaßt, von einer Internet-Manie zu sprechen."Manie" ist ein psychiatrischer Fachbegriff für eine ernsthafte seelische Erkrankung, die Leitsymptome sind:
* inadäquat gehobene Stimmung (Euphorie)
* Ideenflucht
* Redezwang
* Selbstüberschätzung
* fehlendes Krankheitsgefühl
Phänomenologisch gibt es Parallelen zwischen Manien und religiösen Phänomenen. Für mich hat die gegenwärtige Internet-Manie ihre psychodynamischen Wurzeln im Mythos bzw. Archetyp der Jungfrauengeburt. Das ist wahrlich eine ungewöhnliche These, die ich nun genauer begründen werde.
Wenn man sich die Bewertung von vielen Internet-Tieln anschaut, dann kann man eigentlich nur zwei Schlüsse daraus ziehen. Entweder sind sie durch die Bank völlig fantastisch bewertet und müssen daher drastisch nach unten korrigieren - oder übernatürliche Kräfte bewirken, daß das Unglaubliche (die Wachstums- und Gewinnerwartungen werden erfüllt) wie durch ein Wunder doch noch geschieht... Ja, das ist es wohl, der Glaube an die wundersame Vermehrung des Gewinns. Warum soll etwas, das vor 2.000 Jahren möglich war (Jesus bei der Hochzeit), nicht auch heute wieder geschehen? Die fantastischen Erwartungen vieler Internet-Aktionäre kommen einem Glauben an das Übernatürliche gleich: irgendwie werden Wasser und zwei Laib Brot schon für eine ganze Hochzeitsgesellschaft reichen.
Besonders faszinierend ist die Tatsache, daß die Aktien von Unternehmen, die keinen Gewinn machen, in den letzten Monaten um höhere zweistellige Prozentbeträge gestiegen sind, während die langweiligen Unternehmen mit Gewinn stagnieren oder sogar verlieren. Hier kommt nun der Mythos der Jungfrauengeburt ins Spiel: viele Internet-Firmen kommen zum Geld so wie die Jungfrau zum Kinde - nicht über den herkömmlichen Weg (durch die Erwirtschaftung eines Gewinns), sondern durch die Aktionäre... Manche populäre Internet-Firmen beschmutzen sich erst gar nicht mit so etwas Verwerflichem wie Gewinnen, nein, sie kommen auf eine absolut reine (jungfräuliche) und religiöse Weise zu ihrem Geld, nämlich durch den strengen Glauben ihrer Aktionäre. In der christlichen Religion hat der Jungfrauenkult immer auch einen sexuellen Unterton, wenn auch in sublimierter Form, wodurch die allgemeine Erregung verständlich wird: viele Internet-Unternehmen haben"das erste Mal" (den ersten Gewinn) noch vor sich.
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