boso
22.02.2001, 19:56 |
@Rainer Deutsch: Privatgeld funktioniert im Wirtschaftschaos!(S. auch deSoto) Thread gesperrt |
Lieber Rainer,
Deinen Vortrag und Deine Ausführungen habe ich gelesen und bin mal wieder begeistert!
Du bist jedenfalls derjenige von uns, soweit ich das beurteilen kann, der die Privatgeldidee am Konsequentesten verfolgt und vor allem: konsequent handelt.
Dazu folgende Fragen:
1. Soweit ich Digigold verstanden habe
( S.About Digigold http://www.digigold.net/about.html),handelt es sich nach Auffassung der Erfinder um ein"Goldderivat" und in den Statuten lese ich was von einer Deckung, die bis 25% garantiert ist? Dann ist das aber doch eigentlich wieder nur eine"teilgedeckte" Goldwährung und das"fractional banking" läuft dann bei der Nummer eben nur maximal 4 mal, statt wie jetzt im Staatsbetrieb 10 oder x-mal. Gibt es banktechnische Notwendigkeiten, dass man nur eine Teildeckung in Kauf nimmt oder macht Omnipay das, weil sie noch keine Konkurrenz haben? Ist es gar so, dass die ihrem eigenen"electronic-wallet"-Programm so wenig trauen, dass sie Angst haben, ein Teil der ausgegebenen Währung könnte durch Fälschung oder Betrug verloren gehen? (Das ist von mir nur mal so hin spekuliert.)
Eigentlich wird Digigold oder ein Surrogat davon(z.B. in Form einer edelmetallgedeckten Plastikkarte)das ideale Geld werden, weil es ohne Edelmetallgewicht in jeder beliebigen Menge von Geldbörse zu Geldbörse übertragbar wird. Schade nur, dass es in Europa noch keine Lagerungs- oder Abholmöglichkeit für E-gold gibt.
2.Glaubst Du, dass das"Silberpapiergeld", dass Du jetzt mit vertreibst, wirklich ein echter Fortschritt gegenüber Silbermünzen ist? Es ist doch wieder ein Lappen- gut er hat kein Gewicht- aber glaubst Du nicht, dass im Falle der Wiedererweckung der Edelmetalle zu Geld auch jede Bank schnell"Edelmetallkonten" führen kann - und man locker auch mit Schecks in Edelmetall zahlen kann?
3.Interessant finde ich wie bereits bei ebay
(S. unter http://search-desc.ebay.com/search/...&SortOrder=%5Ba%5D&st=0)
vor allem Freunde aus der ehemaligen Sowjetunion sich die Ware mit eGold bezahlen lassen (!). Das deckt sich voll und ganz mit den Ausführungen de Sotos, wonach in den Ländern in denen der Kapiatismus noch nicht Fuß gefasst hat, die vom legalen Eigentum Ausgegrenzten ihren Handel"am Staat vorbei" - in diesem Fall sogar über Grenzen hinweg- abwickeln. Übrigens werben gerade etliche e-gold Dienstleister mit diesem Argument bei Kunden in der 3.Welt.
Das ist deshalb so interessant, weil diese 3.Welt und die postkommunistische Welt zeigen, wie man trotz Wirtschafts-Chaos zurechtkommen kann!! (Dazu unbedingt mal"The mystery of capitalism" von de Soto lesen!)
4. Dazu habe ich noch einen Artikel aus der FAZ von vor einigen Wochen. Es geht um"Undergroundbanking". Ich werde das postieren sobald ich es einscannen konnte. Wer weiß mehr darüber? Es könnte ein Paradigma zum Überleben im Post crash- Chaos werden.
Zwar glaube ich auch wie dottore, dass das Publikum zur Zeit eher zum Privatgeld"schlendert", aber einen Run kann es ja immer noch geben- und den gibt es dann nur auf das (Privat)Geld, das dann schon da ist!
Würde mich freuen wenn Du mal Deine Meinung zu den einzelnen Punkten sagen würdest!
MfG
boso
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boso
22.02.2001, 20:21
@ boso
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Underground-Banking |
FAZ vom 3.11.2000 S.25
Das illegale Überweisungsgeschäft wächst drastisch
Aufsichtsamt: 500 neue Fälle / Namhafte Firmen / Volumen übersteigt offizielle
Auslandszahlungen
jja. FRANKFURT, 2. November. Das illegale"Underground Banking" hat nach
Erkenntnissen des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen (BAKred) deutlich
zugenommen: Hatten die Berliner Kontrolleure im vergangenen Jahr noch 284
Ermittlungsverfahren gegen Nichtbanken eröffnet, die für ihre Kunden ohne Erlaubnis Geld
an Empfänger im Ausland weiterleiteten, erwartet die Behörde für dieses Jahr bereits 500
neue Fälle. Regierungsdirektor Michael Findeisen rechnet zusätzlich mit einem großen
Dunkelfeld, wie er in dem Fachblatt Wertpapier-Mitteilungen schreibt. Denn dieses
"Schattenbankensystem" finde sich meist verborgen innerhalb bestimmter Einwanderer- und
Volksgruppen. Zudem hinterlasse das von Interpol als"Hawala Banking" bezeichnete
Vorgehen keinerlei Papierspur.
Wer Überweisungsdienstleistungen ohne Erlaubnis anbietet, macht sich nach dem
Kreditwesengesetz strafbar. Der Hintergrund der damit verbundenen Staatsaufsicht ist nicht
nur der Schutz der Auftraggeber vor dem Verlust ihres Geldes, sondern auch die Tatsache,
daß durch Einschaltung von Schattenbanken die Kontrollvorschriften des
Geldwäschegesetzes umgangen werden können. Besonders häufig werden deshalb Profite
aus illegalen Geschäften wie dem Drogenhandel überwiesen sowie Schwarzgelder, die vor
dem Finanzamt versteckt werden sollen. Die internationale Überwachung der Geldwäsche
habe"einen Teil der Kundschaft der Banken in die Untergrund-Finanzwirtschaft" getrieben,
stellt Findeisen fest. Auch das Motiv der Steuerhinterziehung führe in besonderem Maße zur
Expansion dieser Geldsammelstellen.
Vielfach bedienen sich nach Feststellung des BAKred Einwanderer dieser
Überweisungskanäle, indem sie unauffällig Banknoten in bestimmten Importläden,
Reisebüros, Lebensmittelgeschäften oder Telefonshops abgeben. Aber:"Auch namhafte
deutsche Industriefirmen nutzen diese Zahlungssysteme, um den Kaufpreis für Exportgüter
schnell und ohne Kursverlust zu erhalten." Dies gelte für Länder mit einer
Devisenbewirtschaftung wie Iran, Pakistan und Vietnam.
Die Buchführung sei"rudimentär", erläutert Findeisen, und finde in einem Notizbuch Platz:
"Im Prinzip genügt ein Telefon, Fax oder Internetanschluß." Dennoch arbeitet das
"Underground-Banking" hochprofessionell: Wie im legalen Geldgewerbe verrechnen die
einzelnen Zahlstellen im In- und Ausland die jeweiligen Beträge in einem"Clearingverfahren"
miteinander ("System der zwei Töpfe"); nur die Salden werden überwiesen oder per Kurier
mit einem"Koffergeschäft" über die Grenze geschleust. Handels- und steuerrechtliche
Buchführungspflichten werden kaum eingehalten, so der Bericht. Sofern es überhaupt
schriftliche Aufzeichnungen gebe, seien diese chiffriert, so daß für Außenstehende die
einzelnen Transaktionen nicht ersichtlich seien. Für die Dienstleistungen werde in Westeuropa
sogar öffentlich - etwa in fremdsprachigen Zeitungen - geworben.
Die Verwendung dieser Netzwerke sei in Deutschland unter anderem für Zahlungen nach
Iran, Indien, Rußland, in die Türkei, nach Albanien und in den Kosovo gebräuchlich,
bemerkt Findeisen. Deren Umfänge überstiegen die der über offizielle Wege abgewickelten
Transfers. Für die Kunden bietet dieses Vorgehen viele Vorteile: Weil der"Remittance
Service" einfach organisiert sei und bei Ländern mit Devisenkontrollen auch Kursdifferenzen
nutze, sei er kostengünstig.
Fortsetzung auf Seite 26
Schnell sind diese Übermittlungswege außerdem:"Nach den Feststellungen des BAKred
erreicht die absolute Mehrzahl der Transfers die Empfänger innerhalb von 24 Stunden."
Obwohl der Kunde nicht einmal eine Quittung erhalte, seien die Untergrundzahlungen
verläßlicher als die Einschaltung lizenzierter Auslandsbanken etwa in Rußland oder Südasien.
Denn dort blieben Zahlungsaufträge oft"stecken", weil kriminelle Mitarbeiter sich an den
Geldern bereicherten. Ein weiterer Vorzug für die Kunden liege in der Anonymität. Und die
Inanspruchnahme dieser Dienstleistungen sei unkompliziert, weil Auftraggeber und
Empfänger nicht einmal ein Konto benötigten.
Das Aufsichtsamt warnt vor dem Eindruck, in Zeiten globaler Finanzmärkte und gesteigerter
Leistungsfähigkeit des internationalen Zahlungsverkehrs sei das"Underground Banking"
weltweit im Absterben begriffen. Im Gegenteil: Es expandiere auch in Regionen mit
modernsten und flächendeckenden Gironetzen. Das BAKred macht zudem auf"Schnittstellen
zum legalen Finanzsektor" aufmerksam. Die Untergrund-Banker nutzten nämlich normale
Girokonten bei Kreditinstituten; bei den betroffenen Banken bleibe jedoch die Etablierung
von"Strukturen einer Bank in der Bank" weitgehend unbemerkt. Die Kontrolleure ziehen aus
ihren Überprüfungen das bemerkenswerte Fazit:"In 93 Prozent der Fälle, in denen die
Banken insbesondere für Poolzwecke genutzte Konten führten, sind diese Transaktionen
nicht weiter aufgefallen, obwohl in fast allen Fällen die Kontoführung in eklatantem
Widerspruch zum ökonomischen und persönlichen Hintergrund des Kunden gestanden
hatte."
Bildunterschrift:
Underground-Banking: Geld in dunklen Kanälen Foto AP
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Diogenes
22.02.2001, 20:44
@ boso
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Re: Underground-Banking |
Hi boso,
Den Banken gehen ihre Wahnsinnsgebühren durch die Lappen (ich dachte mit dem Euro wirds billiger, hats zumindest geheißen). Vater Staat hat keine Kontrollmöglichkeiten, daher ist am Fiskus vorbei wirtschaften eine Kleinigkeit - aus und vorbei mit dem Raubrittertum, zurück zur Anonymität (die hatten wir in Ã-, bis EU *grrrrr*). Kann mir also gut vorstellen, daß ihnen das nicht gefällt.
Andererseits eignen sich solche Systeme auch gut für Geldwäsche, Betrug und ähnliche Machenschaften. Die Sache ist mit Vorsicht zu genießen.
Gruß
Diogenes
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R.Deutsch
22.02.2001, 22:20
@ boso
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Re: Danke boso - für den tollen FAZ Artikel!! |
Diesen Artikel muss man wirklich zweimal lesen und dabei die Sprache genießen. Kleine Kopfnuss: wo sitzen wohl die Hochleistungskriminellen und wo die Anständigen?
Wo finde ich den de Soto im Netz?? Auf Deine Fragen muss ich später eingehen. Danke auch für den interessanten Hinweis auf e-bay - ist ja toll wie das schon funktioniert mit e-gold!!
Gruß
Reinhard
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boso
22.02.2001, 22:50
@ R.Deutsch
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De Soto: nach dottore ein"must read"! |
>Wo finde ich den de Soto im Netz?? Auf Deine Fragen muss ich später eingehen.
Weiß ich nicht!
Aber dottore hatte de Soto ´s Buch zu Recht als ein"must" bezeichnet. Und das ist es auch!
Hier eine kurze Zusammenfassung
http://www.amazon.com/exec/obidos/A...1/ref=sc_b_1/107-9423245-3826109
<ul> ~ Zusammenfassung bei Amazon.com</ul>
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