nereus
25.02.2001, 11:25 |
Geldbegriff - Die Urschuld, ich spüre sie wieder mehr als früher Thread gesperrt |
Hallo Freunde des Geldes!
Die gestern durch Jochen angestoßene Diskussion war wieder eine kleine Kostbarkeit.
Es wurden da manche"Kleinigkeiten" hinterfragt die offenbar gar nicht so klein sind.
Somit bringt das Frage-Antwort-Spiel wieder mehr Licht in das Dunkel der Geldtheorie.
Unter anderem wurde auch das Urschuldproblem angesprochen.
Nun, das es dieses gibt war mir durchaus bewußt.
Und ob es dann auch noch als Notlage als solche zu bezeichnen ist wurde hier gefragt.
In dieser Hinsicht möchte ich mal ein paar aktuelle Gedanken beisteuern.
Da mein Arbeitgeber die Kündigung (betriebsbedingt) demnächst ins Haus flattern läßt, kam bei mir wieder die alte Idee an die Selbständigkeit auf.
Wir, das sind zwei ehemalige Kollegen und ich, haben beschlossen eine GbR zu gründen und auf eigene Rechnung zum Kunden zu gehen. Es geht um EDV-gestützte Instandhaltung.
Wir hoffen über den Altkundenstamm und Akquirierung neuer Kundschaft auf den nötigen Umsatz und natürlich den erhofften Gewinn zu kommen.
Dieser Plan schlummerte schon länger und die baldige Entlassung begreifen wir als Chance und nicht nur als Demütigung.
Allen Vorhersagen einer WeWi zum Trotz, wir wollen es zumindest versuchen.
Hinweis an dottore: Ich glaube fest an das Schlußszenario in"Aufwärts ohne Ende".
Aufgrund der anzubietenden Dienstleistungen wie Konzeption, Beratung, Schulung, Reports usw. sind unsere Vorfinanzierungskosten nicht sehr groß. Wir benötigen außer einem Büro, welches ich schon habe, der Hardware (auch z.T. vorhanden) und Software keine Lager, Rohwaren oder Arbeitskräfte die, wie auch immer, bezahlt werden wollen.
Aber nichtsdestotrotz rechne ich seit Wochen hin und her oder auch hoch und runter ob es am Ende reichen wird. Können wir von den vergangenen Aufträgen auch auf die Zukunft ableiten. Wenn ja, dann wird es reichen und wir verdienen mehr als früher. Wird es weniger sieht es schon anders aus. Ein bisserl weniger ist auch noch zu verkraften. Aber wenn uns plötzlich keiner mehr haben will oder nur noch jeder sich an 3 oder 4 Tagen im Monat verkauft, dann reicht es ganz sicher nicht.
Plötzlich muß man sich Gedanken über alles machen. Es geht jetzt um die nackte Existenz.
Trotz aller Förderungen (Überbrückungsgeld, zinsverbilligte Darlehen usw.) es verbleibt immer ein flaues Gefühl im Magen.
Und wenn es am Anfang vielleicht sogar bestens laufen sollte? Einige Zusagen haben wir schon, aber eben nur mündlich und nix vertraglich vereinbartes.
Läuft es nächstes oder übernächstes Jahr auch noch so gut?
Die Urschuldangst ist nun etwas größer geworden. Nicht das sie uns alle lähmt, aber sie ist da und es wird bei allen Gesprächen über das Für und Wieder der Selbständigkeit und der Umsatzplanung hin und wieder die Stirn in Falten gelegt.
Die große und alles entscheidende Frage ist: Wird es immer reichen, heute, morgen und in 5 oder 10 Jahren?
Wir wissen es leider nicht. Manchmal rechnen wir uns reich und manchmal arm.
Mitunter wechselt die Stimmung im Zweistundentakt nach einigen Kundentelefonaten.
Das Geländer, das Halteseil, das Fangnetz oder der Sicherheitsgurt, die unsichtbaren Helfer, die früher immer da waren oder zumindest vermutet wurden im Angestelltenverhältnis, sind nicht mehr da.
Man kommt sich auf einmal so nackig vor, auch wenn die Hose immer noch richtig sitzt.
Die Urschuld ist ein Problem (nicht nur für's Essen und Trinken, es kommt da noch etwas mehr dazu).
Man hat es nur verdrängt und nun erscheint es wieder deutlicher.
Es war immer da und wird auch immer bleiben.
mfG
nereus
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dottore
25.02.2001, 13:31
@ nereus
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Re: Die Urschuld... Super-Text, und ich wünsche Dir alles Gute & Erfolg! (owT) |
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Baldur der Ketzer
25.02.2001, 13:37
@ nereus
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Re: Die Urschuld, Existenzunsicherheit, das Riskio des Unternehmers |
Hallo, nereus,
meine Worte, meine Rede, mein Gefühl......
Das Angestelltenverhältnis gaukelt eine gewisse Sicherheit vor, nur, die internen FiBGu-Zahlen sieht man nicht, der nächste erste kann der letze sein.
Und wenn man plötzlich ins Unternehmerlager wechselt, ist es wie ein Sprung ins Eiswasser - meistens zumindest.
Wenn Du keine Mitarbeiter brauchst, kaum Anfangsinvestitionen, dann ist eins klar: versuch es!
Diese nächtliche Überschlagsrechnung, wirds denn gehn, was ist, wenn, und wenn doch nicht, was dann...........wenn mehr Leute mal diese Gedanken gehabt hätten, sähe die Politik und sähe auch das Zusammenleben anders aus. Besser.
Es ist ein Eintritt ins wahre Leben, so blöd das jetzt klingt - in einer Amtsstube, jeden zweiten Freitag frei, Kernarbeitszeit, unkündbar, pensionsberechtigt, da sind doch Alltagssorgen weit weg, da wächst kein menschliches Verständnis für den gegenüberstehenden Bürger.
Na, was solls, wir wissen das, aber es sollten mehr wissen, am besten jede/r.
Beste Grüße, und Dir alles Gute bei Deinen Plänen!
Baldur
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JüKü
25.02.2001, 14:08
@ nereus
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Re: Die Urschuld, ich spüre sie wieder mehr als früher |
Hi nereus,
ja, deine Gedanken gehen"ans Eingemachte". Ich kann es gut nachfühlen, schließlich bin ich ja auch auf halbem Weg.
Ich habe einen"sicheren" Job, von dem ich auch gut leben kann. Warum also habe ich mit dem Forum und Abo angefangen? Elliott-Wellen faszinieren mich, das war der Antrieb für dieses Hobby. Aber es ist inzwischen nicht nur ein Hobby.
Ich stehe kurz vor dem Punkt, wo ich mich entscheiden muss. Beides"full time" geht nicht lange gut, es bleibt nicht"im Anzug stecken".
Mit der Urschuld hat es in meinem Fall aber weniger zu tun, denn, wie gesagt, ich komme auch so klar. Oder hat es doch damit zu tun?
Dein Beitrag macht mich jedenfalls sehr nachdenklich. Wenn da nicht mein gesundheitliches Problem wäre, wäre es einfacher. Denn leider steht auch eine vorzeitige Erwerbsunfähigkeitsrente zur Diskussion bzw. ist eine Frage der Zeit. Dann aber darf ich nebenbei nichts mehr machen.
Warum schreibe ich das? Weiß ich auch nicht. Wie gesagt, nachdenklich.
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le chat
25.02.2001, 16:59
@ nereus
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Mach Dich auf jeden Fall selbständig. |
>Hallo Freunde des Geldes!
>Die gestern durch Jochen angestoßene Diskussion war wieder eine kleine Kostbarkeit.
>Es wurden da manche"Kleinigkeiten" hinterfragt die offenbar gar nicht so klein sind.
>Somit bringt das Frage-Antwort-Spiel wieder mehr Licht in das Dunkel der Geldtheorie.
>Unter anderem wurde auch das Urschuldproblem angesprochen.
>Nun, das es dieses gibt war mir durchaus bewußt.
>Und ob es dann auch noch als Notlage als solche zu bezeichnen ist wurde hier gefragt.
>In dieser Hinsicht möchte ich mal ein paar aktuelle Gedanken beisteuern.
>Da mein Arbeitgeber die Kündigung (betriebsbedingt) demnächst ins Haus flattern läßt, kam bei mir wieder die alte Idee an die Selbständigkeit auf.
>Wir, das sind zwei ehemalige Kollegen und ich, haben beschlossen eine GbR zu gründen und auf eigene Rechnung zum Kunden zu gehen. Es geht um EDV-gestützte Instandhaltung.
>Wir hoffen über den Altkundenstamm und Akquirierung neuer Kundschaft auf den nötigen Umsatz und natürlich den erhofften Gewinn zu kommen.
>Dieser Plan schlummerte schon länger und die baldige Entlassung begreifen wir als Chance und nicht nur als Demütigung.
>Allen Vorhersagen einer WeWi zum Trotz, wir wollen es zumindest versuchen.
>Hinweis an dottore: Ich glaube fest an das Schlußszenario in"Aufwärts ohne Ende".
>Aufgrund der anzubietenden Dienstleistungen wie Konzeption, Beratung, Schulung, Reports usw. sind unsere Vorfinanzierungskosten nicht sehr groß. Wir benötigen außer einem Büro, welches ich schon habe, der Hardware (auch z.T. vorhanden) und Software keine Lager, Rohwaren oder Arbeitskräfte die, wie auch immer, bezahlt werden wollen.
>Aber nichtsdestotrotz rechne ich seit Wochen hin und her oder auch hoch und runter ob es am Ende reichen wird. Können wir von den vergangenen Aufträgen auch auf die Zukunft ableiten. Wenn ja, dann wird es reichen und wir verdienen mehr als früher. Wird es weniger sieht es schon anders aus. Ein bisserl weniger ist auch noch zu verkraften. Aber wenn uns plötzlich keiner mehr haben will oder nur noch jeder sich an 3 oder 4 Tagen im Monat verkauft, dann reicht es ganz sicher nicht.
>Plötzlich muß man sich Gedanken über alles machen. Es geht jetzt um die nackte Existenz.
>Trotz aller Förderungen (Überbrückungsgeld, zinsverbilligte Darlehen usw.) es verbleibt immer ein flaues Gefühl im Magen.
>Und wenn es am Anfang vielleicht sogar bestens laufen sollte? Einige Zusagen haben wir schon, aber eben nur mündlich und nix vertraglich vereinbartes.
>Läuft es nächstes oder übernächstes Jahr auch noch so gut?
>Die Urschuldangst ist nun etwas größer geworden. Nicht das sie uns alle lähmt, aber sie ist da und es wird bei allen Gesprächen über das Für und Wieder der Selbständigkeit und der Umsatzplanung hin und wieder die Stirn in Falten gelegt.
>Die große und alles entscheidende Frage ist: Wird es immer reichen, heute, morgen und in 5 oder 10 Jahren?
>Wir wissen es leider nicht. Manchmal rechnen wir uns reich und manchmal arm.
>Mitunter wechselt die Stimmung im Zweistundentakt nach einigen Kundentelefonaten.
>Das Geländer, das Halteseil, das Fangnetz oder der Sicherheitsgurt, die unsichtbaren Helfer, die früher immer da waren oder zumindest vermutet wurden im Angestelltenverhältnis, sind nicht mehr da.
>Man kommt sich auf einmal so nackig vor, auch wenn die Hose immer noch richtig sitzt.
>Die Urschuld ist ein Problem (nicht nur für's Essen und Trinken, es kommt da noch etwas mehr dazu).
>Man hat es nur verdrängt und nun erscheint es wieder deutlicher.
>Es war immer da und wird auch immer bleiben.
>mfG
>nereus
Hi nereus,
mach es! Übers Internet kann ich Dir meine Story nicht erzählen, vielleicht mal bei einer Buddel. Ich hab oft gezweifelt und geflucht, es war nicht leicht, eine Plackerei. Viel Zeit, wenig Lohn, viel Ärger. Aber rückblickend muss ich sagen, auf jeden Fall wieder mein eigener Chef. Meine Jüngste hat auch schon ihren eigenen Betrieb, miniklein, aber die Richtung stimmt. Das wird etwas.
Wie gesagt, jetzt kann ich Dir nicht viel mehr sagen.
Nur Mut möchte ich Dir machen und viel Glück wünschen.
viele grüsse
le chat
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Harald
25.02.2001, 18:12
@ nereus
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Re: Geldbegriff - Die Urschuld, ich spüre sie wieder mehr als früher |
Hallo Neräus,
mach dich selbstständig. Hab ich auch gemacht, hatte einer Superjob und ein Supergehalt und bin vor 12 Jahren mit 48 Jahren ins kalte Wasser gesprungen, als der Ã-lüreis bei 8 $/Faß stand. War die beste Entscheidung meines Lebens.
Ob dus es glaubst oder nicht, dann fing ich erst RICHTIG an Geld zu verdienen.
Auch die Qualität meiner Arbeit hat sich danach wesentlich erhöht, brauchte nämlich nicht mehr auf andere Rücksicht zu nehmen, brachte nicht mehr an meine Karrioere zu denken. Kurzum, bei mir fing dann erst die Kasse an zu klingeln. Ich bin als freisschaffender Ingenieur eigentlich erst richtig gut geworden wie ich fand und meine Kunden auch, sonst hätte sie mir nicht meine horrenden Honorarrechnungen bezahlt. Dabei habe ich im Grund genopmmen als Frewischaffender die gleich Arbeit ausgeführt wie als Angestellter.
Salü
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