Baldur der Ketzer
14.03.2001, 19:06 |
Gedanken zum Goldverbot und dem möglichen Ablauf eines Staatsbankrotts Thread gesperrt |
Hallo, zusammen,
ich habe zwar bei weitem nicht so viel historisches Wissen wie dottore, bemühe mich aber, mehr und mehr zusammenzubekommen.
im bayrischen Rundfunk läuft dieser Tage eine Serie über die"Revolution" in München 1918, Eisner, Räte, Freikorps, etc.
Es ist zwar nur eine Serie, aber immerhin sehr eindrucksvoll.
Es kommen vor: Haß der hoffnungslosen gegen die Besitzenden, Haß der linken gegen die rechten und vice versa, bis hin zur gegenseitigen Geiselerschießungen, Straßensperren, Willkür.
Ich spinne das mal weiter:
wenn die Staatschuld als spiegelbildliches Guthaben in den Orkus verduftet, fallen doch 95% der Betroffenen aus heiterem Himmel (" abba, inner Schoole haben wir das doch imma anders gehört, und der nette Anlageberater von der Bank hadd auch immer gsacht, des is siche´, so wie der Nobbi Blüm mit seine´Rennnnndä").
Sie fallen in ein Loch und stehen vor den Trümmern der Existenz, zumindest, was die Ersparnisse betrifft.
Jetzt geht das vielleicht im Piefke-Land noch geordnet ab.
Bloß ein Staatsbankrott in einem EURO-Land reißt doch die anderen auch mit um.
Und wenns in Paris kracht, dann krachts richtig, und das wird dann nicht in Paris allein bleiben, das schwappt dann über.
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob nicht wieder Zustände wie 1918 einreißen könnten.
Zwar sind wir heute auf sehr viel höherem Niveau, aber eben deswegen hat jeder doch viel mehr zu verlieren, der Lebensstandard ist doch so gewohnt, den will doch niemand"Kampflos" aufgeben.
Wer war denn jetzt wieder schuld?
Klar, die Insider.
Wer ist das?
Die Bonzen.
Wer ist das?
Na, schau sie dir doch an, die fahren immer noch mit ihrem dicken Benz, und wir müssen Fahrrad fahren, Sauerei.
Die haben Puts gekuaft und sich an unserem Elend saniert!
Sauerei! Zieht sie raus, hängt sie auf...............
ich stelle mir vor, daß es zumindest zu Übergriffen mit Plünderungen kommen wird, sollte es echt zu einem Finanz-, Staats- und Währungscrash kommen.
Und dann, prost, Mahlzeit.
In dieser Situation ist es doch scheißegal, ob so ein fertiger, bankrotter, zerrütteter Staat noch ein hundertvierundzwanzigtausendstes Gesetz zur Änderung des Getzes zu Änderung der Änderungsverordnung zum Gesetz über die Bestimmungen zu den Erläuterungen der Richtlinien betrfeffend die Anwendung der Vorschriften über das Gesetz, leier, leier,....schwafel, kotz
verabschiedet, das den Besitz von Gold verbietet.
Dann wird nach Gold gesucht und es wird rausgeholt, zumindest wird man das versuchen. Aber nicht vom Staat, diesmal.
Was meint ihr?
Beste Grüße vom Baldur
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Tofir
14.03.2001, 20:03
@ Baldur der Ketzer
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Re: Gedanken zum Goldverbot |
Lieber Baldur
Ich glaube nicht, dass ein privates Goldverbot überhaupt noch Sinn macht. Wer hat denn heute noch physisches Gold in grösseren Mengen im Tresor? Ich kenne zwar ein paar ganz wenige, die als"Sicherheit" im besten Fall ein einzelverwahrtes Golddepot bei einer Schweizer Bank haben, aber keinen einzigen, der noch Gold in relevanten Mengen zu Hause oder im Banksafe liegen hat. Das ist doch inzwischen alles aus Demoralisation herausgespült worden, wie sich mein papierliebender Cousin auszudrücken pflegt. Solche"Spinner" wie wir, gibt es doch heute fast nicht mehr! Dazu kommt noch ein wichtiger psychologischer Faktor: Wenn Gold in einem zukünftigen Währungssystem einen stabilisierenden Wert darstellen soll, muss man es auch privat besitzen und horten können. Sonst verliert es seinen Reiz und damit aber letztendlich seinen Wert für den Menschen.
Gruss
tofir
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Talleyrand
14.03.2001, 21:01
@ Baldur der Ketzer
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Re: Gedanken zum Goldverbot und dem möglichen Ablauf eines Staatsbankrotts |
Lieber Baldur,
erstmal ein wenig Sahne zum Kaffee: Deine Beiträge, gerade die nachdenklichen,
längeren, lese ich immer besonders gerne. Warum? Weil Du das Undenkbare zu
denken wagst. Dottore hat es uns ja, wie Du sagst, eindringlich noch mal
vor Augen geführt: alles wiederholt sich, selbst die krassesten Methoden
sind denkbar. (Gut, letzteres betont er zumindest nicht so.)
Ich möchte aber Deine Aussage, daß wir uns auf einem höheren Niveau befinden,
nicht akzeptieren. Das tun wir m.E. nicht. Es sieht nur so aus. Wir schauen uns
um und wenn wir das Mittelalter (besser: so wir es uns vorstellen) dabei im
Kopf Revue passieren lassen, denken wir unwillkürlich, daß wir es heute in jeder
Hinsicht anders und natürlich besser haben. Das macht aber nur die Optik.
Sind wir nicht Barbaren, daß wir die halbe Menschheit auf Abstand halten und
im schlimmsten Fall verhungern lassen?
Besch..en wir uns nicht auf Teufel komm raus gegenseitig?
Haben wir nicht manchmal den Eindruck, daß unsere Demokratie optimierungsfähig
ist? (pc)
Tötet der Fürst nicht heute noch seine Widersacher aus geringem Anlass?
Oder töten westliche, östliche, nördliche. südliche Geheimdienste nicht?
Sind wir nicht immer noch geradezu grotesk abergläubisch?
Was ist denn ein(immer selbsternannter) Trendforscher z.Bsp.
anderes als ein Seher? Von handfesten Glaubensrichtungen zu schweigen.
(Alle können da ja schlecht recht haben, von den one-fits-all-instant-
Religionen mal abgesehen.)
Nichts ist heute anders. Wenn der Schröder zufällig an Dir vorbeigeht
und unvermittelt zu Dir sagt:"Ey, Du da, stell mal den Eimer da weg!"
und er das wirklich will, dann wird er schon einen Weg finden, daß Du
es tun wirst. (Komisches Beispiel, fiel mir gerade so ein, hinkt mit
Sicherheit)
Übrigens darf ich zum Thema Revolutionen mal einen Buchtip wiederholen:
Maurice Joly, Handbuch des Aufsteigers, Ersterscheinung ca. 1815,
also kein plattes Positiv-Denken-success in 24h-Buch:-)
Revolutionen sind jederzeit aus dem Stand möglich. Goldverbote auch.
Meine Theorie lautet hierzu wie folgt:
Die Notenbanken werden das Feld für den Goldstandard vorbereiten,
indem sie das Anlageobjekt Gold dahin ziehen lassen, wo es hingehört:
nach oben. Wenn es dann oben ist (per Def. werden nur vermögende
Personen Gold kaufen können oder idealiter schon gekauft haben),
ist es nicht mehr überraschend, nicht mehr schwer und nachvollziehbar,
den Wert des Goldes per Dekret zu verdoppeln und somit alle Schulden-
Probleme fortzuwischen. Aber erst mal geht´s m.E. downsouth.
Ach, ich bin überhaupt nicht optimistisch, was die Menschen angeht.
So etwas wie eine Entwicklung findet m.E. nicht statt.
Ich grüsse Dich & alle!
T.
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dottore
14.03.2001, 21:13
@ Baldur der Ketzer
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Re: Gedanken zum Goldverbot und dem möglichen Ablauf eines Staatsbankrotts |
>Hallo, zusammen,
>ich habe zwar bei weitem nicht so viel historisches Wissen wie dottore, bemühe mich aber, mehr und mehr zusammenzubekommen.
>im bayrischen Rundfunk läuft dieser Tage eine Serie über die"Revolution" in München 1918, Eisner, Räte, Freikorps, etc.
Silvio Gesell bitte nicht vergessen. Er wäre sonst gekränkt ;-).
>Es ist zwar nur eine Serie, aber immerhin sehr eindrucksvoll.
>Es kommen vor: Haß der hoffnungslosen gegen die Besitzenden, Haß der linken gegen die rechten und vice versa, bis hin zur gegenseitigen Geiselerschießungen, Straßensperren, Willkür.
Genau so war's.
>Ich spinne das mal weiter:
>wenn die Staatschuld als spiegelbildliches Guthaben in den Orkus verduftet, fallen doch 95% der Betroffenen aus heiterem Himmel (" abba, inner Schoole haben wir das doch imma anders gehört, und der nette Anlageberater von der Bank hadd auch immer gsacht, des is siche´, so wie der Nobbi Blüm mit seine´Rennnnndä").
>Sie fallen in ein Loch und stehen vor den Trümmern der Existenz, zumindest, was die Ersparnisse betrifft.
Ja. Ganz einfach: JA!
>Jetzt geht das vielleicht im Piefke-Land noch geordnet ab.
Ja, die Piefkes kaufen sich immer erst noch 'ne Bahnsteigkarte, bevor sie den Perron der Revolution betreten.
>Bloß ein Staatsbankrott in einem EURO-Land reißt doch die anderen auch mit um.
Völlig klar, geht aber im"Euro-System" etwas unmerklicher ab, siehe"Euros aus Palermo".
>Und wenns in Paris kracht, dann krachts richtig, und das wird dann nicht in Paris allein bleiben, das schwappt dann über.
Siehe 1968, wo der rote Dany (Cohn-Bendit) um ein Haar den Punkt getroffen hätte und de Gaulle bereits bei seinen Trupppen im Schwarzwald Unterschlupf gesucht hatte.
>Ich bin mir gar nicht so sicher, ob nicht wieder Zustände wie 1918 einreißen könnten.
Sie werden mit Sicherheit wieder einreißen.
>Zwar sind wir heute auf sehr viel höherem Niveau, aber eben deswegen hat jeder doch viel mehr zu verlieren, der Lebensstandard ist doch so gewohnt, den will doch niemand"Kampflos" aufgeben.
Justamente! Je höher Du gestiegen bist auf der Guthaben-Leiter (an die Schulden denkt doch keiner!), the deeper & steeper the drop!
>Wer war denn jetzt wieder schuld?
>Klar, die Insider.
>Wer ist das?
>Die Bonzen.
>Wer ist das?
>Na, schau sie dir doch an, die fahren immer noch mit ihrem dicken Benz, und wir müssen Fahrrad fahren, Sauerei.
>Die haben Puts gekuaft und sich an unserem Elend saniert!
>Sauerei! Zieht sie raus, hängt sie auf...............
Altes Kostolany-Argument: Bloß nicht shorten, denn, wenn Du der Gewinner bist, bist Du eh allein und niemand trinkt mehr mit Dir Champagner. Und Kosto - siehe Ausstellung Ochsenfurt - hatte HOLFRA von 165 bis 0,50 FFr. geshortet!
>ich stelle mir vor, daß es zumindest zu Übergriffen mit Plünderungen kommen wird, sollte es echt zu einem Finanz-, Staats- und Währungscrash kommen.
>Und dann, prost, Mahlzeit.
Nie"Prost" sagen! Ganz einfach einen Wasserbecher (Ton!) in zittrigen Händen halten. Wer d a n n Geld zeigt, ist tot.
>In dieser Situation ist es doch scheißegal, ob so ein fertiger, bankrotter, zerrütteter Staat noch ein hundertvierundzwanzigtausendstes Gesetz zur Änderung des Getzes zu Änderung der Änderungsverordnung zum Gesetz über die Bestimmungen zu den Erläuterungen der Richtlinien betrfeffend die Anwendung der Vorschriften über das Gesetz, leier, leier,....schwafel, kotz
>verabschiedet, das den Besitz von Gold verbietet.
>Dann wird nach Gold gesucht und es wird rausgeholt, zumindest wird man das versuchen. Aber nicht vom Staat, diesmal.
>Was meint ihr?
>Beste Grüße vom Baldur
Warten ist die Kunst! Noch ist es ja nicht erlegt, das große, dicke, fette, alle aussaugende Tier namens STAAT.
Gruß an den unermüdlichen Baldur! HUSSAH!
d.
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dottore
14.03.2001, 21:21
@ Talleyrand
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Re: Gedanken zum Goldverbot und dem möglichen Ablauf eines Staatsbankrotts |
Bon soir, mon cher Talleyrand!
>Sind wir nicht Barbaren, daß wir die halbe Menschheit auf Abstand halten und
>im schlimmsten Fall verhungern lassen?
Ja, ja: Siehe Rom im Endstadium.
>Besch..en wir uns nicht auf Teufel komm raus gegenseitig?
>Haben wir nicht manchmal den Eindruck, daß unsere Demokratie optimierungsfähig
>ist? (pc)
>Tötet der Fürst nicht heute noch seine Widersacher aus geringem Anlass?
>Oder töten westliche, östliche, nördliche. südliche Geheimdienste nicht?
>Sind wir nicht immer noch geradezu grotesk abergläubisch?
>Was ist denn ein(immer selbsternannter) Trendforscher z.Bsp.
>anderes als ein Seher? Von handfesten Glaubensrichtungen zu schweigen.
>(Alle können da ja schlecht recht haben, von den one-fits-all-instant-
>Religionen mal abgesehen.)
Absolut richtig! Perfekt!
>Nichts ist heute anders. Wenn der Schröder zufällig an Dir vorbeigeht
>und unvermittelt zu Dir sagt:"Ey, Du da, stell mal den Eimer da weg!"
>und er das wirklich will, dann wird er schon einen Weg finden, daß Du
>es tun wirst. (Komisches Beispiel, fiel mir gerade so ein, hinkt mit
>Sicherheit)
>Übrigens darf ich zum Thema Revolutionen mal einen Buchtip wiederholen:
>Maurice Joly, Handbuch des Aufsteigers, Ersterscheinung ca. 1815,
>also kein plattes Positiv-Denken-success in 24h-Buch:-)
Sorry, den hatte ich vergessen. Tut mir echt leid, aber ich kannte ihn nicht und musste mich erst selber informieren. Glaube (Erinnerung), dass er ca. 60 oder so Jahre später war (à la fin de siècle), aber was ich vor kurzem, dank Deinem Hinweis lesen konnte, war e x t r e m intereesant.
>Revolutionen sind jederzeit aus dem Stand möglich. Goldverbote auch.
Ja!
>Meine Theorie lautet hierzu wie folgt:
>Die Notenbanken werden das Feld für den Goldstandard vorbereiten,
>indem sie das Anlageobjekt Gold dahin ziehen lassen, wo es hingehört:
>nach oben. Wenn es dann oben ist (per Def. werden nur vermögende
>Personen Gold kaufen können oder idealiter schon gekauft haben),
>ist es nicht mehr überraschend, nicht mehr schwer und nachvollziehbar,
>den Wert des Goldes per Dekret zu verdoppeln und somit alle Schulden-
>Probleme fortzuwischen. Aber erst mal geht´s m.E. downsouth.
Hoch interessantes Szenario. Hat sehr viel! Danke.
>Ach, ich bin überhaupt nicht optimistisch, was die Menschen angeht.
>So etwas wie eine Entwicklung findet m.E. nicht statt.
>Ich grüsse Dich & alle!
>T.
Eine Entwicklung? Nein, was sollte das sein. Ich habe das Ms. eines Hexenprozesses und da hat ein Vorbesitzer (Aufklärungszeit) reingeschrieben: Kommt nie wieder vor (sinngemäß).
Und ich habe reingeschrieben: Und Auschwitz?
Gruß (in Ernst und Sorge)
d.
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dottore
14.03.2001, 23:11
@ Tofir
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Re: Gedanken zum Goldverbot |
>Lieber Baldur
>Ich glaube nicht, dass ein privates Goldverbot überhaupt noch Sinn macht. Wer hat denn heute noch physisches Gold in grösseren Mengen im Tresor? Ich kenne zwar ein paar ganz wenige, die als"Sicherheit" im besten Fall ein einzelverwahrtes Golddepot bei einer Schweizer Bank haben, aber keinen einzigen, der noch Gold in relevanten Mengen zu Hause oder im Banksafe liegen hat.
Oooh doch! Ich halte seit den 70ern eisern an meinem Russenriegel fest. Das sind zwar nur 12,5 Kilo. Aber wenn das 10 Mio Menschen gemacht haben (= 0,15 Promille der Weltbevölkerung), dann hätten wir 125 Mio Kilo (= 125.000 Tonnen), also mehr Gold, als bis heute gefördert wurde, falls ich mich nicht verrechnet habe.
Also: Liege ich vorn oder nicht? Oder soll ich meinen Russenriegel (rechteckig, fugen- und kantenlos, ergo gut) besser gleich in die Limmat werfen?
>Das ist doch inzwischen alles aus Demoralisation herausgespült worden, wie sich mein papierliebender Cousin auszudrücken pflegt. Solche"Spinner" wie wir, gibt es doch heute fast nicht mehr! Dazu kommt noch ein wichtiger psychologischer Faktor: Wenn Gold in einem zukünftigen Währungssystem einen stabilisierenden Wert darstellen soll, muss man es auch privat besitzen und horten können. Sonst verliert es seinen Reiz und damit aber letztendlich seinen Wert für den Menschen.
Ich fühle mich nach wie vor"gereizt", alias finde das Gefühl, 400 Unzen in der Hand zu halten als"reizvoll". Oder darf ich sagen:"geil"?
Danke für Deinen Beitrag, tofir,
& Gruß
d.
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SchlauFuchs
14.03.2001, 23:19
@ dottore
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Re: Gedanken zum Goldverbot |
>Also: Liege ich vorn oder nicht? Oder soll ich meinen Russenriegel (rechteckig, fugen- und kantenlos, ergo gut) besser gleich in die Limmat werfen?
Bevor du ihn irgendwo reinwirfst, nehme ich ihn:-)
ciao!
SchlauFuchs
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