R.Deutsch
18.03.2001, 11:43 |
@Maximilian (und JüKü) - auf ihn mit Gebrüll! Thread gesperrt |
Der Maximilian hat geschrieben (ist schon wieder ein paar Tage her):
Was ich für bedenklich halte sind die Durchhalte-Parolen die bezüglich Gold- und Silberinvestments hier gepostet
werden. Provokant behaupte ich, sie unterscheiden sich nicht von denen von Neuer-Markt-Investoren. Auch die
Reaktionen am board bei fallendem Goldkurs (Verbilligen! oder Beschimpfung möglicher Verursacher(?)) weisen darauf
hin.
Vermutlich ertönt jetzt eine Stimme, die auf ein KGV oder auf reale Produktion verweist. Was dies aber -in der
Vergangenheit!- mit der tätsächlichen Kursentwicklung eines Papieres zu tun hat kann man auf JüKü's Seite nachlesen.
So liebe Gold- und Silberbugs, schlagt mal kräftig auf mich ein:-)
Also dann wollen wir mal:-)) Aber nein Maximilian, lieber nicht, denn Du hast ja recht. Man muss in der Tat die eigene Überzeugung jeden Tag erneut auf den Prüfstand stellen und fragen, wie würde ich heute entscheiden. Ich will es mal anhand von Silber beantworten, weil ich ja in der Tat hier Durchhalteparolen für Silber poste und auch weil ich Jükü noch ein paar Argumente für Silber schuldig bin.
Du schreibst in Deinem Posting auch - billig kaufen und teuer verkaufen sei das ganze Geheimnis und das ist in der Tat der Knackpunkt. Aber wann ist etwas billig und wann ist etwas teuer? Nach allem was ich sehe, sind Aktien, trotz des starken Kursverfalles immer noch extrem teuer und Silber ist extrem billig. Warum Aktien derzeit extrem teuer sind habe ich schon vor längerer Zeit im www.gold-eagle.com und auf den www.goldseiten.de gepostet. Diese Argumente gelten nach wie vor. Warum ist Silber extrem billig?
Es gibt nur einen begrenzten Vorrat an Silber auf dieser Erde, den wir ziemlich genau berechnen können (ebenso wie bei Gold). Eine Besonderheit bei Silber ist allerdings, dass sich die höheren Konzentrationen in der Nähe der Erdoberfläche finden und die Konzentration mit der Tiefe abnimmt, anders als bei Gold. Das führt dazu, dass die meisten Silberlager mit hoher Konzentration bereits gefunden wurden und wir kaum noch neue Funde mit hoher Konzentration erwarten können (anders als bei Gold). Es gibt heute so gut wie keine reinen Silberminen mehr. Der größte Teil fällt als Beiprodukt bei Kupfer, Gold, Blei und Zink an, aber es würde sehr sehr teuer, wenn man Kupfer fördert nur um Silber zu bekommen. Die Silberproduktion stagniert seit Jahren bei etwa 450 Millionen Unzen pro Jahr und dazu kommen etwa 200 Millionen Unzen p.a. aus dem Recycling der Photoindustrie. Andererseits steigt der Verbrauch ständig an. Er liegt derzeit bei etwa 800 Millionen Unzen p.a. und wächst mit 4-5% p.a. Die Lager sind leer. Wenn man etwas am Markt unter Herstellkosten kaufen kann, wovon man weiß, dass es immer knapper und immer begehrter wird, kann man wohl sagen es ist billig. Eine andere Frage ist es, wann das Publikum das erkennt und diese extreme Unterbewertung korrigiert. Gerade extreme Unterbewertungen erkennt das Publikum im Allgemeinen nicht (ebenso wie extreme Überbewertungen), bzw. erst sehr viel später im Rückblick.. Es war 1981 kaum möglich, jemand von Aktien zu überzeugen (ich war damals als Anlageberater tätig) obwohl sie extrem unterbewertet (billig) waren. Alle Leute wollten Gold und Silber.
Silber ist also unter fundamentalen Gesichtspunkten (Angebot und Nachfrage in der Zukunft) extrem billig. Bei Silber kommt aber noch ein anderer Faktor hinzu, der nun wirklich einmalig ist, jedenfalls nicht oft im Leben vorkommt. Es wird plötzlich und über Nacht eine immense zusätzliche Nachfrage nach Silber entstehen, die es bisher gar nicht gab, nämlich die monetäre Nachfrage. Dieser Treibsatz wird bei Silber viel stärker wirken als bei Gold, nicht zuletzt weil er völlig unerwartet kommt. Das ist der eigentliche Grund, warum ich eine Explosion des Silberpreises erwarte, wie ich es in meinem Buch beschrieben habe. Das sind natürlich alles"nur" fundamentale Gründe. Du verweist am Ende Deines postings auf die Elliott-Theorie, nach der fundamentale Gründe ja bedeutungslos sind. Ich will deshalb hier mal noch ein Wort dazu schreiben.
Nach meiner Auffassung täuschen sich die Elliotter über ihre eigene fundamentale Grundlage. Es wird ja versucht, ein Wellenmuster in Wachstumsprozessen zu erkennen. Das Wachstum selbst wird unterstellt und nicht hinterfragt. Man konzentriert sich auf das Wellenmuster beim Wachstum. Wenn aber das Wachstum der Aktienkurven nur durch die Produktion von fiat money (Falschgeld) bestimmt wird (d.h. ständig steigende Aktienkurse spiegeln nur ständige Geldentwertung wider), dann lassen sich solche fundamentalen Brüche wie Änderung des Geldsystems mit Elliott nicht erkennen. Man muss zurück zum Fundamentalen.
Gruß
R.Deutsch
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Talleyrand
18.03.2001, 13:12
@ R.Deutsch
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Ein Punkt wäre m.E. eine breite Diskussion besonders wert! |
Lieber R.Deutsch,
sehr geehrter Präsident der Welt-Silber-Gemeinschaft,:-)
mit diesen Worten:...
>Nach meiner Auffassung täuschen sich die Elliotter über ihre eigene fundamentale Grundlage. Es wird ja versucht, ein Wellenmuster in Wachstumsprozessen zu erkennen. Das Wachstum selbst wird unterstellt und nicht hinterfragt. Man konzentriert sich auf das Wellenmuster beim Wachstum. Wenn aber das Wachstum der Aktienkurven nur durch die Produktion von fiat money (Falschgeld) bestimmt wird (d.h. ständig steigende Aktienkurse spiegeln nur ständige Geldentwertung wider), dann lassen sich solche fundamentalen Brüche wie Änderung des Geldsystems mit Elliott nicht erkennen. Man muss zurück zum Fundamentalen.
...unterstützen Sie meine Ansicht, daß eine von EW-Theorie prognostizierte
Zeitenwende eben per Definition einen abrupten (nicht unbedingt zeitlich,
in jedem Fall aber systemisch abrupt!) Wechsel vollziehen muss.
Ein sauberes, allgemeine geordnetes"Einschwenken" aller in Frage kommenden
per EW zu beobachtenden Faktoren (Gold, Ã-l, Indizes, Einzelwerte, meintetwegen
auch Moden) vermag ich mir nicht vorzustellen. Es muss m.A.n. zu radikalem
Abbruch oder Aufstieg der einzelnen Faktoren kommen.
Und ich meine, daß eine solche radikale Abweichung von den EW-Regeln einer
so excellenten Technik gar nicht widerspricht; es steht ihr sogar gut.
Wie gerne würde ich mir wünschen, daß über diesen Punkt mal ganz, ganz
ausführlich diskutiert würde.
Freundlicher Gruss!
T.
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R.Deutsch
18.03.2001, 14:19
@ Talleyrand
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Re: Ein Punkt wäre m.E. eine breite Diskussion besonders wert! |
Hier ist ein guter Artikel, der sich mit der Frage Geldmenge und Aktienkurse befasst. Auf Final Breakdown drücken.
<ul> ~ Final Breakdown</ul>
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Talleyrand
18.03.2001, 14:43
@ R.Deutsch
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Sie haben die coolsten Links. Danke! oT |
>Hier ist ein guter Artikel, der sich mit der Frage Geldmenge und Aktienkurse befasst. Auf Final Breakdown drücken.
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PuppetMaster
18.03.2001, 14:47
@ Talleyrand
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wenn du dein bärenfell gerne streichelst... |
...hier ein link:
<ul> ~ www.fallstreet.com</ul>
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Talleyrand
18.03.2001, 15:11
@ PuppetMaster
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Danke! ;-) oT |
>...hier ein link:
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Maximilian
19.03.2001, 04:34
@ R.Deutsch
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@R.Deutsch |
Hallo Reinhard,
freut mich dass sich wenigstens noch einer provozieren lässt und dabei dann noch so sachlich antwortet >;-)
Deine Argumente pro Silber kenne ich als eifriger Leser natürlich und darum gleich meine Frage an Dich: Kann ich durch Lektüre von goldseiten.de noch wesentliche Erkenntnisse hinzugewinnen oder hast Du das wichtigste hier schon gepostet. Ich bin nämlich gewaltig in Verzug mit Lesen, habe heute erst Oldys Seiten runtergeladen, ausgedruckt ergäbe das fast ein Buch.
Zu Deinen Argumenten kann und will ich gar kein Kontra geben.
Mein einziges Anliegen war es den Spiegel hochzuhalten für all jene die eine buy-and-hold Strategie verfolgen in einem - von mir aus auch - manipulierten Markt, der mir nicht weniger riskant erscheint als der Neue Markt.
Apropos Venture Kapital, vor einiger Zeit fand ich dies. Kurz gesagt will ein Herr Alarich Langer eine alte Silbermine in Ã-sterreich reaktivieren und mit modernen Bergbaumethoden in tiefer liegende Erzlagen vorstoßen, sowie aus alten Schutthalden noch das letzte Stäubchen Edelmetall rausholen. Dazu sucht er VC-Geber. Verdächtig finde ich ja, dass die Mindesteinlage bei nur 1000 EURO liegt.
Ist das Vorhaben realistisch?
Zu Elliott: Ich finde die EWT sehr überzeugend, bin aber nicht der Purist, der andere Analysemethoden deshalb verteufelt. Eher das Gegenteil ist der Fall. Deshalb finde ich z.B. Toros Indikatoren sehr wichtig, sie helfen die hoffentlich richtige Zählung zu wählen.
Du sprichst ein unterstelltes Wachstum an, das nicht hinterfragt wird. Dieser Punkt ist sicherlich einer Diskussion unter EW-Profis würdig. Aber nicht weil ich am Wachstum zweifle, denn es ist offensichtlich, dass der Mensch immer nach mehr, von was auch immer, für sich und die seinen strebt. Diese permanente Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation und das Getriebensein von äußeren Gefahren war es letztendlich was unsere Vorfahren von den Bäumen runter brachte. OK, evtl. etwas dick aufgetragen:-). Was aber vielmehr diskutiert werden muss ist, ob die EWT auch bei langfristig nicht wachsenden, oszillierenden Größen anwendbar ist (Wechselkurse, Zins), bzw. weshalb bei Anwendung verwertbare Ergebnisse erzielt werden und wo die Grenzen (Umkehrpunkte) liegen. Interessant wäre es auch zu wissen, ob man seine Wellen einfach über jeden noch so langen Zeitraum zählen darf ("12000 Years Of Elliott Waves",J.M. Miller; Link leider verloren) und ob man über Kulturen hinweg zählen darf (JüKü's 5:5:5:5:5:5:5:5:5). Du siehst Reinhold, wir sind da gar nicht so weit auseinander.
Ich werde obige Passage nochmals posten, wenn JüKü, hoffentlich gut erholt und mit gestärkten Nerven, aus seinem Urlaub zurück ist.
Nicht zustimmen kann ich Dir allerdings bei Deiner Aussage, dass alleinig das fiat money (echter Kaudawelsch, wieso nicht"fiat pecuniam" oder speziell für R.Deutsch:"fiat argentum", aber den hatten wir schon, glaube ich) die Aktienkurse nach oben treibt, bzw. ich muss es sogar vehement bestreiten. Denn zum einen hätten Aktienkurse ansonsten vor fiat money nicht steigen können. Zum anderen durfte ich vor ein paar Wochen ein bisschen das Statistische Jahrbuch wälzen und falls wir nicht alle total be-humpfta werden, sprich die Statistiken annähernd stimmen, haben wir in Deutschland seit ~1950 eine Kaufkraftsteigerung (grob geschätzt, über die Branchen gemittelt) um das 3-4-fache. Dies setze ich gleich mit einer Steigerung der Produktivität. Wenn's andere Interpretationsmöglichkeiten gibt, bitte ich als Nicht-Wirtschaftler um Korrektur.
Besten Gruß
Maximilian
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