marsch
18.03.2001, 19:59 |
Frage zu Kreditverteuerung?? /verbilligung?? bei hoher Inflation. Thread gesperrt |
Habe mich gestern mit einem Freund über die Wertentwicklung eines Kredites bei hohen Inflationsraten unterhalten.
Er geht davon aus das sein Kredit bei stark steigender Inflation an Wert verliert und er dadurch im Endeffekt weniger zurückzahlen muß. Da auch die Zinssätze im voraus auf 5, 10 oder wie viel Jahre auch immer festgelegt werden, würden auch die dann anstehenden Zinserhöhungen keinen Einfluß mehr haben.
Nun meine ich irgendwo in der hinterletzten Ecke in den unergründlichen Tiefen meines ach so löchrigen Hirns aber einen Beitrag/Artikel (weiß leider nicht mehr von wem oder wo oder was und habe auch nichts in der Bibliothek gefunden) abglegt zu haben, der genau dieses Thema behandelt hat und genau das Gegenteil untermauert. Vielleicht habe ich da aber auch nur irgendwas durcheinander geschmissen.
Kann mir in dieser Frage irgend jemand tatkräftig unter die Arme greifen.
Ich danke schon mal im voraus!!
Schönen Sonntag noch!
MARSCH
<center>
<HR>
</center> |
Talleyrand
18.03.2001, 20:16
@ marsch
|
Re: Frage zu Kreditverteuerung?? /verbilligung?? bei hoher Inflation. |
Hallo Marsch,
in der Praxis dürfte sich das Problem aus der Tatsache ergeben,
daß die Einkommen -in aller Regel, wer hat schon ein inflationsindexiertes
Einkommen vereinbart oder gesichert- nicht"mitinflationieren".
Sowas kann böse enden, Rechnung ergibt sich ja ganz schnell, zumal
ihr möglicherweise über gallopierende oder gar Hyper-Inflation gesprochen
habt. Dazu kommt, daß die Arbeitsplätze und Auftragslagen sich in der
anheizenden Inflation nicht eben verbessern dürften.
Ich glaube, daß es eine böse Falle wäre, hier auf Kredittilgung
durch Inflation zu spekulieren.
Gruss!
T.
<center>
<HR>
</center> |
marsch
18.03.2001, 20:38
@ marsch
|
Richtig, wir sprachen über"gallopierende oder Hyperinflation", aber durch... |
durch die festgesetzten Zinssätze bleibt der Abtrag doch, zumindest bis zum Ablauf der Frist, der Selbe, oder nicht? Und da er vom Betrag her nicht weniger verdienen wird, bleibt das Verhältniss Einkommen/Abzahlung doch gleich aber der"Kreditwert" sinkt gleichzeitig oder wie oder was.
Ich glaube ich habe da ein grundsätzliches Verständnissproblem (kann mir sowas irgendwie nicht richtig vorstellen) und muß noch mal in mich gehen bevor ich hier weiter so halbgares Zeug abschicke!
<center>
<HR>
</center> |
Talleyrand
18.03.2001, 21:56
@ marsch
|
Re: Richtig, wir sprachen über"gallopierende oder Hyperinflation", aber durch... |
Hallo Marsch!
Hast Recht! Wäre aber zu prüfen, ob die Bank keine Hintertür im Kreditvertrag
offen gelassen hat. Die sollen sich ja so manches einfallen lassen.
Gruss!
T.
<center>
<HR>
</center> |
marsch
18.03.2001, 22:16
@ Talleyrand
|
Schlußfolgerung: Im Prinzip richtig, nur den Kreditvertrag genauestens Lesen? |
Danke dir schonmal für deinen Hilfe, Talleyrand.
Wenn dem tatsächlich so ist, dann wäre doch eine Kreditaufnahme ziemlich clever. Aber wie gesagt, irgend jemand hat diese Schlußfolgerung mal wiederlegt. Verdammt, ich weiß einfach nicht mehr wer und wo und wie!
Ich such mal weiter.
'n schönen Abend noch!
MARSCH
<center>
<HR>
</center> |
Talleyrand
18.03.2001, 23:03
@ marsch
|
Re: Schlußfolgerung: Im Prinzip richtig, nur den Kreditvertrag genauestens Lesen? |
Ich fürchte, ich war bei dieser Widerlegung mit dabei und dottore hat das
dann bestätigt. Es war vor zwei Wochen, richtig? Du verunsicherst mich total,
ich weiss jetzt auch nicht mehr, wo´s langgeht.:-)
Eines müsste aber in jedem Fall bedacht werden: man würde"soviel"
(nominal) Geld für Brot, Margarine (Butter ist dann nich mehr drin!)
und stilles Wasser (die Kohlensäure können wir uns nicht mehr leisten..)
aufzuwenden haben, daß es von der Seite her eng würde.
Ich grabe mal mit im Archiv...
Gruss!
T.
<center>
<HR>
</center> |
BossCube
18.03.2001, 23:26
@ marsch
|
Re: Frage zu Kreditverteuerung?? /verbilligung?? bei hoher Inflation. |
>Habe mich gestern mit einem Freund über die Wertentwicklung eines Kredites bei hohen Inflationsraten unterhalten.
>Er geht davon aus das sein Kredit bei stark steigender Inflation an Wert verliert und er dadurch im Endeffekt weniger zurückzahlen muß. Da auch die Zinssätze im voraus auf 5, 10 oder wie viel Jahre auch immer festgelegt werden, würden auch die dann anstehenden Zinserhöhungen keinen Einfluß mehr haben.
>Nun meine ich irgendwo in der hinterletzten Ecke in den unergründlichen Tiefen meines ach so löchrigen Hirns aber einen Beitrag/Artikel (weiß leider nicht mehr von wem oder wo oder was und habe auch nichts in der Bibliothek gefunden) abglegt zu haben, der genau dieses Thema behandelt hat und genau das Gegenteil untermauert. Vielleicht habe ich da aber auch nur irgendwas durcheinander geschmissen.
>Kann mir in dieser Frage irgend jemand tatkräftig unter die Arme greifen.
>Ich danke schon mal im voraus!!
>Schönen Sonntag noch!
>MARSCH
Hallo Marsch,
Du mußt nur im Kreditvertrag nach einer Inflationsklausel suchen. Wenn keine drin ist - bingo. Hugo Stinnes hat doch in den 20er Jahren auf diese Weise sein Konglomerat aufgebaut. Kredite nehmen, Fabriken etc. kaufen und Kredit mit entwertetem Geld zurückzahlen.
In Zeiten der Inflation gibt es nichts besseres als Kredite. Du muß nur Deine Arbeit behalten und immer die Raten zahlen. Wenn es dick kommt, werden die Banken mit Zwangsversteigerungen nicht lange fackeln. In der Deflation sind Kredite natürlich tödlich, damit rechne ich aber nicht. Die Staaten können sich nur durch Hyperinflation wieder entschulden.
Gruß
Jan
p.s. Schließe keinen Kredit mit variablem Zins ab.
<center>
<HR>
</center> |
dottore
19.03.2001, 09:49
@ BossCube
|
Re: Frage zu Kreditverteuerung?? /verbilligung?? bei hoher Inflation. |
Hi Jan,
alles richtig, nur das nicht:
>Die Staaten können sich nur durch Hyperinflation wieder entschulden.
Leider geht das nicht.
Am Ende der Hyperinlation ist nicht nur die Preissteigerungsrate am höchsten, sondern auch die Staatschulden, siehe Notenbankbilanzen 1923 und 1948! Die bestehen am Schluss nur noch aus ganz kurzfristigen Schatzwechseln der Staates, die von der NB direkt reingenommen wurden. Aber es sind SCHULDEN des Staates.
Die Entschuldung des Staates kommt erst - wie alle Entschuldungen - durch Bankrott, in diesen Fall dem Staatsbankrott eben. Denn werden die in den NB liegenden Staatstitel wertlos (Staat zahlt nie mehr und nix mehr zurück). Und die Banknoten (Hyperinflageld, einseitig bedruckt, usw.) werden wertlos.
Der Staat kann durch neue Schulden immer nur die a l t e n Schulden entwerten, was unmittelbar einleuchtet. Das ist bei den Privaten ganz genauso: Machen sie immer mehr Schulden (ohne dass ihre Wirtschaftsleistung gleichzeitig mitsteigt), entwerten sie die alten Schulden. Die werden zunächst gedowngradet, von AAA auf AA, A, BBB, B, B, CCC, CC, C usw. Das bedeutet, die Privaten müssen für jeweils neu aufgenommene Schulden immer höhere Zinsen bezahlen, was wiederum immer mehr neue Schulden erfordert - bis dann die Unternehmung bankrott geht.
Das eiserne Gesetz der Wirtschaft also, dem sich auch kein Staat entziehen kann. Es wird entweder geleistet (= Produkt zu Marktpreise realisiert und mit dem Geld die Schulden abgebaut) oder es wird hochgebucht und dann kommt's unausweichlich zum Konkurs.
Gruß
d.
>Gruß
>Jan
>p.s. Schließe keinen Kredit mit variablem Zins ab.
<center>
<HR>
</center>
|
dottore
19.03.2001, 09:59
@ marsch
|
Re: Richtig, wir sprachen über"gallopierende oder Hyperinflation", aber durch... |
>durch die festgesetzten Zinssätze bleibt der Abtrag doch, zumindest bis zum Ablauf der Frist, der Selbe, oder nicht? Und da er vom Betrag her nicht weniger verdienen wird, bleibt das Verhältniss Einkommen/Abzahlung doch gleich aber der"Kreditwert" sinkt gleichzeitig oder wie oder was.
Richtig. Sofern das Einkommen steigt, ist das Problem noch kleiner. Das Einkommen sollte aber auch steigen (infalagekoppelt am besten), dann wird der Gläubiger mit entwertetem Geld ausgezahlt.
Das Problem ist nur: Du musst mit der Schuldentilgung durch sein, bevor die Hyperinflation zu Ende ist. Sonst wird in den anschließenden"Restituionsgesetzen" Deine Schuld real wieder aufgewertet und Du hast im Grunde nichts gewonnen (so sehr schön z.B. beim Lastenausgleich nach 1948 zu sehen: dort wurde eine"Hypothekengewinnabgabe" eingeführt. Die Hypothekenschuldner waren also nicht schuldenfrei, sondern mussten die Hypotheken wieder - z.T. von vorne - abbezahlen).
Das Spiel, Schulden machen in der Infla nd dann mit entwertene Geld zurückzahlen geht nur, wenn Du ein Genie à la Hugo Stinnes bist (siehe Jans Posting). Da aber nach seinem Tode auch Verbindlichkeiten hinterließ, ging sein Konzern unter seinen Söhnen bankrott. Auf dem Totenbett sagte er:
"Was für mich Kredite waren, sind für euch Schulden. Denkt daran!"
Sie haben wohl nicht genau genug hingehört.
>...bevor ich hier weiter so halbgares Zeug abschicke!
Es gibt kein halbgares Zeugs. Es gibt nur Fragen. Und wenn Du im Board nicht vollständig und klar beantwortet werden können, ist das Board ein halbgares Zeugs - nicht Du! Aber keine Bange, hier sitzen so viele"Hartgesottene", dass dies mit Sicherheit nicht eintreten wird.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
dottore
19.03.2001, 10:02
@ Talleyrand
|
Re: Richtig, wir sprachen über"gallopierende oder Hyperinflation", aber durch... |
>Hallo Marsch!
>Hast Recht! Wäre aber zu prüfen, ob die Bank keine Hintertür im Kreditvertrag
>offen gelassen hat. Die sollen sich ja so manches einfallen lassen.
>Gruss!
>T.
Gut Talleyrand, solche Klauseln kann es geben. NUR: Sie müssen von der Bundesbank genehmigt werden! Jeder Vertrag, der eine"Anti-Inflationsklausel" enthält MUSS von der Bundesbank genehmigt werden. Und das tut sie praktisch nie.
Denn täte sie das, würde sie damit ja implizit zu erkennen geben, dass sie Tricks zur Umgehung der Infla zulässt. Damit hätte sich aber von ihrem gesetzlichen Auftrag, den Geldwert stabil zu halten, verabschiedet.
Gruß
d
<center>
<HR>
</center> |
dottore
19.03.2001, 10:05
@ marsch
|
Re: Schlußfolgerung: Im Prinzip richtig, nur den Kreditvertrag genauestens Lesen? |
>Danke dir schonmal für deinen Hilfe, Talleyrand.
>Wenn dem tatsächlich so ist, dann wäre doch eine Kreditaufnahme ziemlich clever. Aber wie gesagt, irgend jemand hat diese Schlußfolgerung mal wiederlegt. Verdammt, ich weiß einfach nicht mehr wer und wo und wie!
>Ich such mal weiter.
>'n schönen Abend noch!
>MARSCH
Hi Marsch,
diese Schlußfolgerung ist leicht dadurch zu widerlegen, dass nach in der Infla automatisch auch die Zinsen steigen - entsprechend teuer würde dann - siehe Hauskredite - eine Anschlussfinanzierung. Und gibt's gar eine Defla, ists für den Schuldner ganz aus - siehe Japan: Die in der Infla gemachten (und sie definierenden) Schulden, drücken immer mehr. Konkurse bei Defla imer auf breiter Front.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
dottore
19.03.2001, 10:06
@ Talleyrand
|
Re: Richtig, Talleyrand! Caveat debitor = der Schuldner hüte sich... (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|
marsch
19.03.2001, 14:46
@ marsch
|
DANKE!! an alle!!!!!!!!! Leite ich so an meinen Kumpel weiter. ER will sich... |
mit einem Kredit eindecken. Ich hab's nicht so mit Krediten, habe 'ne angeborene Abneigung dagegen. Ich versuche immer, wenn nur irgendwie möglich, alles bar zu bezahlen.
Wie gesagt, nochmals Danke an alle!!!
MARSCH
<center>
<HR>
</center> |