Da hat doch schon wieder jemand dem faulen Oldy Arbeit
ersparen wollen und hat ihm eine Brief fuer Diogenes zur
Weiterleitung geschickt(klick,klick):
Der Ansatz hat gleich mehrere Denkfehler:
1) Die Waren haben alle unterschiedlicher Verfallskurven. die Flasche
Wein in meinem Keller hält z.B langer, als die Tomaten im Kühlschrank.
An welche Verfallskurve soll also angepasst werden?
Nichts einfacher als das: da die Geldmenge (bei stetiger
Umlaufgeschwindigkeit) an den Lebenshaltungsindex angepasst wird (also
dem Preisdurchschnitt eines repräsentativen Warenkorbs) entspricht
auch die Verfallskurve dem Durchschnitt von eben demselben Warenkorb.
2) Würde eine Verfallskurve für Geld festgelegt, dann hätten wir
immer noch Waren, die schneller als Geld verfallen - hier bliebe nach
(Gesells Logik) der Liquiditätsvorteil des Geldes bestehen und daher
auch der"Urzins" - er wäre bestenfalls etwas geringer.
Andererseits hätten wir dann auch Waren, die langsamer als das Geld
verfallen. Damit wären diese Waren dann dem Geld überlegen. Damit
könnte für diese Waren (nach Gesells Logik) ein"Urzins""erpreßt"
werden, oder?
Das ist richtig. Innerhalb des Warenkorbs befinden sich dann Waren
denen das Geld überlegen, andere, denen das Geld unterlegen ist. Da
aber jeder mindestens für seinen Lebensunterhalt mehrere Güter aus dem
Warenkorb benötigt, könnte er bei einigen erpressen, bei anderen
müsste er draufzahlen. Im Durchschnitt kommt er dann bei Null an.
3) Geld ist der Ware nicht überlegen, Bedürfnisse müssen befriedigt
werden, jedes Geschäft muß Vorprodukte einkaufen,... Allzulange kann
da keiner warten. Woher soll also der Liquiditätsvorteil kommen? Kein
Wunder, daß noch niemand den"Urzins" berechnen konnte, es gibt ihn
nicht.
Ich will mal mit einem Beispiel aus einem anderen Bereich beginnen,
der Astronomie.
Anfang des 17. Jahrhundert fand Johannes Kepler die Gesetze für die
Planetenbewegungen und konnte die Erkenntnisse von Kopernikus und
Galilei auch mathematisch bestätigen. Er fand eine wunderbare
Gleichung zur Berechnung der elliptischen Planetenbahnen, die auch
heute noch von den Astronomen als Grundlage benutzt wird. Es ist eine
Iterationsgleichung, die, je häufiger man die Berechnung eines Teils
der Gleichung wiederholt, zu beliebig genauen Annäherungslösungen
führt. Im Lauf der Jahrhunderte konnte durch immer genauere
Beobachtungsinstrumente festgestellt werden, dass die Planetenbahnen
mitunter ganz erheblich von der Keplerschen Gleichung abwichen. Man
kam dann darauf, dass Keplers Gleichung eben nur die Bewegung zweier
Himmelskörper zueinander berechnet, da aber das Sonnensystem aus 10
Planeten besteht, die sich gegenseitig beeinflussen, kommt es zu
diesen Perturbationen. Auch die Sonne im Zentrum des System bewegt
sich auf einer ziemlich bizarren Kurve um den Mittelpunkt (so in etwa
stelle ich mir vor, müsste der Zins um Null pendeln ;-)). Es gibt bis
heute keine schlüssige Theorie und davon abgeleitete mathematische
Gleichung, die die Bewegungen in diesem"Zehner-System" genau erfassen
könnte. Aber es gibt die empirischen Beobachtungen von Abweichungen,
die sich in bestimmten Zeitabständen wiederholen. Diese relativ
ungenauen Abweichungsbestimmungen aufgrund empirischer Beobachtung
werden bei der Planetenberechnungen als Perturbations-Korrekturen zur
Keplerschen Gleichung angefügt. Die Astronomie gehört mit zu den
mathematisch exaktesten Wissenschaften, aber auch sie kommt nicht zu
absolut genauen Berechnungen. Insgesamt ist dies ein sehr gutes
Beispiel für Einsteins Behauptung:"Soweit sich die Gesetze der
Mathematik auf die Realität beziehen, sind sie nicht gesichert; und
soweit sie gesichert sind, beziehen sie sich nicht auf die Realität."
Zurück zum"Urzins". Er ist eine eindeutig empirisch feststellbare
Tatsache. Aus dem Mangel einer mathematischen Gleichung, mit dem man
den"Urzins" berechnen könne, zu folgern, dass es ihn nicht gäbe,
ist - mit Verlaub - ein etwas ignorantes Argument.
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>Da hat doch schon wieder jemand dem faulen Oldy Arbeit
>ersparen wollen und hat ihm eine Brief fuer Diogenes zur
>Weiterleitung geschickt(klick,klick):
Hi Oldy,
Danke für die Zustellung.Du läßt jetzt andere für dich arbeiten, hab ich gelesen? Schämst du dich denn nicht? ;-))
Ich kanns verstehen, Freigeld wird schaf zerschossen und einer gegen viele wäre nicht fair.
>Der Ansatz hat gleich mehrere Denkfehler:
>1) Die Waren haben alle unterschiedlicher Verfallskurven. die Flasche
>Wein in meinem Keller hält z.B langer, als die Tomaten im Kühlschrank.
>An welche Verfallskurve soll also angepasst werden?
>Nichts einfacher als das: da die Geldmenge (bei stetiger
>Umlaufgeschwindigkeit) an den Lebenshaltungsindex angepasst wird (also
>dem Preisdurchschnitt eines repräsentativen Warenkorbs) entspricht
>auch die Verfallskurve dem Durchschnitt von eben demselben Warenkorb.
Ich dachte bisher, daß Freigeld angeblich stabil sein sollte - weder Infla, noch Defla. Daher sollte der Lebenshaltungsindex konstant bleiben.
Zudem sind per se Indizes problematisch: Wer bestimmt den Index? Was wird wie gewichtet? Temin oder Kassapreise?
(Was Preisindizes im speziellen angeht, schau dir mal die Rechenkünstlerei des Bureau of Statistics and Labour an, ein Wunderwerk der Manipulation)
Mit einem Index der Verfallskurven hat man das selbe Problem wie bei allen Indizes. Dazu kommt, daß innerhalb einer Warengruppe dürften die einzelnen Sorten unterschiedliche Verfallskurven haben. Manche Apfelsorten halten länger als andere, manche Autos sind stabiler als andere, Semmeln altern schneller als Schwarzbrot...
Was macht man dann erst mit maßangefertigten Sachen?
Wie immer so ein Index aussähe, er wäre reine Willkür.
Die stetige Umlaufgeschwindigkeit ist keinefalls garantiert. Ja, ich weis, der Schwund, aber auch der kann unterschiedlich wahrgenommen und bewertet werden - Präferenzen können sich ändern und sie tun es auch.
Sind die Leute optimistisch geben sie ihr Geld leichter aus, sind sie pessimistisch, neigen sie eher zum sparen - das geht unter Freigeld ja. Die Umlaufgeschwindigkeit ist nicht im vorhinein bekant, sondern kann nur im nachhinein berechnet werden. Damit produziert die selbe Geldmenge einmal Inflation und einmal Deflation.
Die Fed hat sich unter Volker bereits in Monetraismus versucht und ist damit gescheitert. In der gleichen Zeit hat ein Milton Friedman versucht aus dem Geldmengenwachstum die Wirtschaftsentwicklung zu prognostizieren, es ist ihm nicht gelungen.
>2) Würde eine Verfallskurve für Geld festgelegt, dann hätten wir
>immer noch Waren, die schneller als Geld verfallen - hier bliebe nach
>(Gesells Logik) der Liquiditätsvorteil des Geldes bestehen und daher
>auch der"Urzins" - er wäre bestenfalls etwas geringer.
>Andererseits hätten wir dann auch Waren, die langsamer als das Geld
>verfallen. Damit wären diese Waren dann dem Geld überlegen. Damit
>könnte für diese Waren (nach Gesells Logik) ein"Urzins""erpreßt"
>werden, oder?
>Das ist richtig. Innerhalb des Warenkorbs befinden sich dann Waren
>denen das Geld überlegen, andere, denen das Geld unterlegen ist. Da
>aber jeder mindestens für seinen Lebensunterhalt mehrere Güter aus dem
>Warenkorb benötigt, könnte er bei einigen erpressen, bei anderen
>müsste er draufzahlen. Im Durchschnitt kommt er dann bei Null an.
Dann wäre folgendes möglich: Ich konzentriere mich auf die"erpressbaren" Güter beim Einkauf und produziere selber Güter die dem Geld überlegen sind.
Wie soll dieser"durchschnittliche" Warenkorb aussehen? Siehe Indizes oben.
Es kommt noch schlimmer: ein und die selbe Ware kann eimal dem Geld überlegen und dann wieder dem Geld unterlegen sein. Preis ist Verhandlungssache und damit abhängig von der Situation des einzelen und seiner Präferenzen. Angebot und Nachfrage, mehr nicht.
Beispiel: Ich komme am Montag vormitag zum Taxistand, viele Taxis wenig Kunden. Hier kann ich handeln. Ich komme spät abends aus der Kneipe, es schüttet in strömen, nur ein einziges Taxi ist da, weil dummerweise alle nach hause wollen. Jetzt kassiert der Taxler, ich kann zahlen oder muß selber marschieren.
Angebot und Nachfrage eben, nix Urzins.
Wie soll derartiges in den Vervallskurvenindex eingbaut werden?
>3) Geld ist der Ware nicht überlegen, Bedürfnisse müssen befriedigt
>werden, jedes Geschäft muß Vorprodukte einkaufen,... Allzulange kann
>da keiner warten. Woher soll also der Liquiditätsvorteil kommen? Kein
>Wunder, daß noch niemand den"Urzins" berechnen konnte, es gibt ihn
>nicht.
>Ich will mal mit einem Beispiel aus einem anderen Bereich beginnen,
>der Astronomie... (ich kürze)
Was hat das mit meinem Argument zu tun? Es ist eine nette Analgogie, aber mehr nicht.
>Auch die Sonne im Zentrum des System bewegt
>sich auf einer ziemlich bizarren Kurve um den Mittelpunkt (so in etwa
>stelle ich mir vor, müsste der Zins um Null pendeln ;-)).
"Pendeln um Null" ist ein frommer Wunsch.
Was passiert, wenn die Nachfrage nach Krediten größer ist, als die Summe an Ersparnissen?
Die Frage habe ich bereits einmal gestellt, Antwort darauf habe ich bisher noch keine bekommen. Die Antworten, die ich gefunden habe, wären entweder das Ende für das Freigeld oder für die Freiheit.
>Er ist eine eindeutig empirisch feststellbare
>Tatsache. Aus dem Mangel einer mathematischen Gleichung, mit dem man
>den"Urzins" berechnen könne, zu folgern, dass es ihn nicht gäbe,
>ist - mit Verlaub - ein etwas ignorantes Argument.
Das haben die Kommunisten über den ominösen"Mehrwert" auch gesagt. Und die verschlungenen Planetenbahnen waren auch eine"empirische Tatsache".
Befreie mich von meiner Ignoranz, indem du mir zeigst, wie ich dem Urzins empirisch erfahren kann.
Gruß
Diogenes ;-)
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