Einen herzlichen Gruß vorweg allen Quantitätstheorie-Gutmenschen!
Und jetzt zur Sache, Freunde, denn die Sache ist extrem ernst, kennen sich darin doch weder die Bank of Japan, noch Mister Alan Greenspan noch die Herrschaften der EZB auch nur anhauchweise darin aus - was verheerende Folgen für uns alle haben wird.
Die Quantitätstheorie (QT) stammt von einem Mann namens Francis Amana Walker (1840-1897).
"Amana" ist witzig, denn Amana war eine 7300 Hektar große vollkommunistische Gemeinschaft in Iowa, die von der"Gemeinschaft der wahren Inspiration" (pietätische Mystiker) 1714 gegründet worden war und 1932 in der DeDe unterging (siehe"Krisenschaukel") und sich zum klassischen Kapitalismus bekehrte."Amana" bezieht sich auf Buch Salomon 4,8 und bedeutet:"Nur fest daran glauben". Die Amana-People gaben jedes Eigentum auf (selbst den Löffel) und erhielten, im Gegenzug, lebenslanges Versorgungsrecht durch die Gemeinschaft. (Tausch, Tausch, ick hör dir trapsen).
Walker publizierte das Buch"Money" 1878 und das Buch"Money in its Relations to Trade and Industry" ein Jahr später. Darin verglich er die ihm jeweils bekannte Geldmenge, bei der vor allem Gold und Silber noch als"Mengen" bezeichnet werden konnten, weil man sie ja wiegen konnte (dazu noch Banknoten lt. Notenbankstatistiken), mit den Preisen wie sie sich in der Neuzeit ergeben haben. Von Warenmengen spricht er nicht und auch eine"Umlaufsgeschwindigkeit" ist ihm völlig fremd.
Walker stellt fest, dass sich die Preisentwicklung in Korrelation zur Geldmengenentwicklung darstellen lässt, was nicht sonderlich verwundert, da sie, wie die US-Zahlen weiter unten beweisen, komplett falsch ist.
Buch- bzw. Giralgeld lässt er aus, was schon eher verwundert (er hatte wohl noch nie einen Scheck gesehen). Und sonstige Kredite, mit deren Hilfe Nachfrage entfaltet werden kann (Wechsel, Schuldscheine usw.), erwähnt er ebenfalls nicht, was nun wirklich nicht nur verwundert, sondern empört.
Denn wer eindeutig preisbestimmende Faktoren außer Acht lässt, will entweder zwei voneinander unabhängige Statistiken darstellen und jede für sich interpretieren oder er muss das Korrelieren mit entsprechenden Einschränkungen bzw. ceteris-paribus-Klauseln versehen.
So kommt er zu dem einzig verwertbaren Ergebnis, dass der"money supply" Europas in den ersten Jahrzehnten nach der Entdeckung Amerikas um 500 Prozent gestiegen ist, die Preise aber nur um etwa 200 Prozent. Warum diese Diskrepanz, teilt er nicht mit.
Earl J. Hamilton hat diese Untersuchungen im vorigen Jahrhundert bekanntlich verfeinert, er kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Das Neu-Geld aus Amerika hat sich erst mit einem großen time-lag ausgewirkt, was er aber auch nicht erklären kann. Das wiederum hat auch David Hackett Fischer jüngst bestätigt, in:"The Great Wave. Price Revolutions and the Rythm of History", 1996.
Andere Berechnungen des"money-supply", vor allem die des besten Kenners der Edelmetallgeschichte, des deutschen Adolph Soetbeer (1814 - 1892) lassen auch nicht mehr erkennen, als dass sich die Geldmenge im Laufe der Geschichte erhöht hat. Interpretationen dazu lässt Soetbeer schlauerweise aus.
Das lässt wiederum den QT-Freak Zuckerkandl in seiner"Theorie des Preises", 1889, in die grobe Formulierung flüchten, dass die Geldmenge halt steigt und die Preise auch, wobei er zugibt, nicht erklären zu können, warum die Preise z.B. in Großbritannien in 19. Jh. durchgehend leicht gefallen sind, obwohl sich die Goldproduktion gewaltig erhöht hat.
Pierre Vilar ("A History of Gold and Money", 1984) bringt sehr schöne Statistiken zum 19. Jh., wonach sich die kombinierte Gold- und Silberproduktion (beides kursierte damals eindeutig als Geld!) allein zwischen 1820 und und 1900 in etwa verdreißigfacht (!) hat, ohne dass die Preise auch nur einen erkennbaren Muckser (vorher/nachher) gemacht hätten. Fischer kommentiert das ganz leidenschaftslos:
"World stocks of gold and silver rapidly increased during the nineteenth century,
w h i l e prices remained stable or d e c l i n e d"!!!
Oder nehmen wir, da bestens statistisch dokumentiert (Historical Statistics of the U.S. und Peter Temin,"The Jacksonian Economy", 1969) die Entwicklung in den USA:
Der"money supply" zwischen 1820 und 1856 explodierte (!) von ca. 100 auf ca. 500 Mio. $, also um 400 %, die Wholesale Prices aber fielen (!) im gleichen Zeitraum um ca. 5 %, und die Consumer Prices stürzten (!) sogar um sage und schreibe ca. 30 %.
Sensationell, nicht wahr?
Da jeder im Board hier Oldys Waage bestens kennt, darf ich jetzt darum bitten, mir mit Hilfe von Oldys Waage eine verfünffachte Geldmenge mit den um 30 % gefallenen Konsumentenpreise zu erklären.
Und dies bitte unter der Voraussetzung, dass die USA in diesem Zeitraum nicht etwa in einer Dauerkrise dahinvegetierten, und immer weniger statt immer mehr Waren produzierten (Waren fanden übrigens damals allesamt reissenden Absatz), sondern einen stetig steigenden Lebensstandard genießen konnten:
Es gab statt Hungersnöten Überschüssse, statt Depression permanent steigenden Wohlstand, statt Bevölkerungsflucht permanente Einwanderung, kurzum Amerika wurde damals zum Gelobten Land schlechthin.
Diese Erklärung - Geldmenge explodiert, Warenpreise fallen stark, alles ohne schwere Wirtschaftskrise - wird nicht Mal Oldy selbst zu Stande bringen, egal wie sehr er mit seiner von ihm so sehr geliebten"Umlaufsgeschwindigkeit" rumhantiert.
Denn dass die Menge der Konsumwaren bei einem Fall der Preisniveaus dieser Waren nicht weniger geworden sein kann, versteht sich von selbst.
Also auf geht's im kanadischen Wald! Oldy, your term!
Geldmenge steigt um 400%, Preise fallen um 30 %, Waren (produzierte und abgesetzte) lassen wir der Einfachheit halber gleich.
Wie m u s s sich dann die Umlaufgeschwindigkeit verändert haben?
Da das Ergebnis absurd lächerlich wäre, erkläre ich hiermit die QT als per Gnadenstoß erledigt.
Gruß
d.,
der sich ein P.S. nicht verkneifen kann (sorry, sorry):
Oldy kokettiert ja gern damit, von Wirtschaftswissenschaften nur ganz wenig Ahnung zu haben (anderersits kennt er den demnächst steigenden wissenschaftlichen Kongress über"optimal velocity of money", bravo!).
Aber zu seiner Grundausstattung als"modernem" Quantitätstheoretiker sollte dann doch wenigstens das allseits bekannte Gibson-Paradox gehören (vgl. u.a. A.J.S. Gibson und T.C. Smout,"Prices, Food, and Wages", Cambridge 1995).
Das darf ich gern in den Worten Fischers wieder geben (Ausrufezeichen von mir):
"A monetary explanation cannot (!) tell us why (!) people choose to expand the money supply in the first (!) place, or why they do so in some periods more (!)than others. Increases in the supply of money are not suddenly (!) visited as Zeus came to Danae, in a shower of gold. People deliberately (!) decide to change the size of the money supply, for one reason or another. In the history of these events there ist always (!) a prior (!!!) cause."
Ist Oldy gar Zeus (er sieht ja ein bisschen so aus wie der Zeus auf den sehr seltenen Münzen von Elis, also supergut)? Und bringt er uns sein System in Schauern von Freigeld? Einfach so wie Götter das tun?
Ist Oldy nur vom Olymp gestiegen, um Idioten wie mich endlich aufzuklären? Das wäre echt lieb, aber ich vermute Mal eher steht der Olymp im Zürichsee als dass Idioten wie ich sein Freigeld als Geld, das jemals funktioniert, kapiert haben.
Und zum guten Schluss: Beim Geld gibt's"always a prior cause" (siehe oben, Prof. Fischer, Brandeis-University, Massachusetts). Jawohl, jawohl.
Beim Zeus, es sind die SCHULDEN!
Bestens grüßend, lachend, und alle sog."Quantitätstheoretiker" noch ein Mal richtig herzend,
d. (der d. ümmste Mensch, der rumläuft).
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>Habe dazu eine entscheidende Frage:
>Wenn die Geldmenge in den zahlreichen gebrachten Beispielen sehr stark gestiegen ist und die Preise konstant oder sogar rückläufig waren,
>ergäbe sich da nicht"DIE LÃ-SUNG" für z.B. die BoJ, nämlich einfach Geld drucken, wie echte Falschgeldhersteller (meine nicht dieselben wie Reinhard), also einfach die Gegenbuchung unterlassen, dann gibt es nämlich keine Erhöhung der Schulden! Wär das was???
Geht alles. Schöner Vorschlag. Die Gegenbuchung von ausgegebenen Banknoten (die per Hubschrauber abgeworfen werden) findet also nicht statt. Was dann?
Zunächst: Wo hätten die Buchung statt finden müssen?
Auf der Aktivseite der Notenbank. Da ist also ein Loch.
Und was ist ein Loch auf der Aktivseite jedes Unternehmens, das bilanziert (und alle Notenbanken müssen bilanzieren)?
V E R L U S T. Jeder Verlust wird auf der Aktiv(!)seite verbucht. MUSS! Klingt zwar komisch, ist aber so.
Je mehr Papiergeld also abgeworfen wird, desto größer wird der Verlust der Notenbank. Den könnte zwar theoretisch der Eigentümer der Notenbank decken, aber das ist der Staat. Und womit sollte er das Loch stopfen, wenn er selbst schon pleite ist?
Also kommt es todsicher zum Konkurs (Bankrott) der Notenbank. Denn kein Wirtschaftsprüfer der Welt würde eine Notenbankbilanz als"geprüft" unterschreiben, wenn sie auf der Aktivseite ein"Loch" hätte. Er würde sich strafbar machen. Verhaftung sofort.
Er unterschreibt also nur, wenn dort VERLUST steht. Denn irgendwelche sonstigen Titel hat die BoJ in Deinem Beispiel ja nicht reingenommen (üblicherweise wird das in der Hyperinflation mit sog. Schatzwechseln des Staates abgewickelt).
Die Notenbank hat also keine Chance. Und spätestens wenn ihr Verlust so groß ist wie ihr Kapital (ist klitzeklein), ist Abpfiff. Gehen dann die Notenbankchefs nicht freiwillig zum Konkursgericht (mit Verbeugungen aller Art, sind ja höfliche Menschen), werden auch sie verhaftet. Konkursbetrug, Konkursverschleppung, siehe Strafgesetzbücher aller Staaten.
Ohne wenn und aber.
>Und dann noch zum Schmunzeln:
>Sohn mit Freundin namens Bennie soeben zurück aus Marokko. Bekam für die adrette Freundin ernsthaftes Kaufangebot über 100 Kamele. Die schlecht hörende Großmutter hingegen fragte, was hat mein Enkel dann gemacht, hat er wechseln können? (Pennies)
>Merke: Um 100 Kamele aufzuwiegen bedarf es nur einer attraktiven Menschin!
>Arabisches Warengeld?
Nicht Warengeld, sondern einfaches Tauschmittel, wie Murmeln im Kindergarten. KEIN Tausch"geld". Niemals.
Besten Gruß
d.
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>>Habe dazu eine entscheidende Frage:
>>Wenn die Geldmenge in den zahlreichen gebrachten Beispielen sehr stark gestiegen ist und die Preise konstant oder sogar rückläufig waren,
>>ergäbe sich da nicht"DIE LÃ-SUNG" für z.B. die BoJ, nämlich einfach Geld drucken, wie echte Falschgeldhersteller (meine nicht dieselben wie Reinhard), also einfach die Gegenbuchung unterlassen, dann gibt es nämlich keine Erhöhung der Schulden! Wär das was???
>Geht alles. Schöner Vorschlag. Die Gegenbuchung von ausgegebenen Banknoten (die per Hubschrauber abgeworfen werden) findet also nicht statt. Was dann?
>Zunächst: Wo hätten die Buchung statt finden müssen?
>Auf der Aktivseite der Notenbank. Da ist also ein Loch.
>Und was ist ein Loch auf der Aktivseite jedes Unternehmens, das bilanziert (und alle Notenbanken müssen bilanzieren)?
>V E R L U S T. Jeder Verlust wird auf der Aktiv(!)seite verbucht. MUSS! Klingt zwar komisch, ist aber so.
>Je mehr Papiergeld also abgeworfen wird, desto größer wird der Verlust der Notenbank. Den könnte zwar theoretisch der Eigentümer der Notenbank decken, aber das ist der Staat. Und womit sollte er das Loch stopfen, wenn er selbst schon pleite ist?
>Also kommt es todsicher zum Konkurs (Bankrott) der Notenbank. Denn kein Wirtschaftsprüfer der Welt würde eine Notenbankbilanz als"geprüft" unterschreiben, wenn sie auf der Aktivseite ein"Loch" hätte. Er würde sich strafbar machen. Verhaftung sofort.
>Er unterschreibt also nur, wenn dort VERLUST steht. Denn irgendwelche sonstigen Titel hat die BoJ in Deinem Beispiel ja nicht reingenommen (üblicherweise wird das in der Hyperinflation mit sog. Schatzwechseln des Staates abgewickelt).
>Die Notenbank hat also keine Chance. Und spätestens wenn ihr Verlust so groß ist wie ihr Kapital (ist klitzeklein), ist Abpfiff. Gehen dann die Notenbankchefs nicht freiwillig zum Konkursgericht (mit Verbeugungen aller Art, sind ja höfliche Menschen), werden auch sie verhaftet. Konkursbetrug, Konkursverschleppung, siehe Strafgesetzbücher aller Staaten.
>Ohne wenn und aber.
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Lieber dottore,
war doch mehr als klar, daß es sooo nicht geht! Man kann nicht die Passivseite verbuchen und die Aktivseite unterlassen! Da sind die Jungs früher oder später dran!
Deshalb nehmen sie ja 0,xx% (?) Staatsanleihen auf die Aktivseite.
Der (humoristisch gemeinte) Vorschlag (dachte das wäre offensichtlich:-)) lautete doch echtes Schwarzgeld-drucken auf den original Druckstöcken.
Das heißt weder Passiv- noch Aktivseite verbuchen. (Ich weiß, das ist eines jap. Samurei unwürdig, aber dort soll es ja auch andere Vereinigungen geben).
Solange die Leute an die bunten Scheinchen glauben, wird m.E. das gutgehen. Bis dann irgendwann die Repudiation kommt oder zuvor der Schwindel auffliegt.
Aber auffliegen - darüber besteht wohl Einigkeit - wird früher oder später auch das System der BoJ.
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