Und besten Dank an meinen Kumpel Tobias, der mir das zugeschickt hat. (aus Zyn.de)
Hallo allerseits,
hier etwas zur allgemeinen Erheiterung - vielen Dank an die Jungs von
zyn.de
Viele Grüße
Tobias
--------------------------------------------------------------
Was Sie noch nie über Internet-Firmen wissen wollten
Die New Economy - endlich entschlüsselt: Teil 1
von Zara
Das Internet boomt. E-Commerce boomt. Das Internet ist super. Startups
sind toll. Die New Economy ist ganz was anderes. Das Internet boomt. Ich
schreibe das deswegen so deutlich, weil Sie sicher noch nie einen
Artikel zum Thema Internet gelesen haben, der diese Sätze enthalten
hätte.
Wenn Sie auf www.zyn.de herumgurken, dann glauben Sie sicher, Sie wären
ein toller Bursche, voll im Saft, hell im Hirn, mitten im Leben und vor
allem: Modern, zeitgemäß und an der Spitze der Entwicklung. Pustekuchen,
denn an der Spitze befinden sich ganz andere: Die Jungz und Mädelz der
New Economy.
In Kürze: Das sind Menschen, die Unternehmen gründen und im Internet die
dicke Kohle abzocken, so wie gewisse, geldgeile ZYN!-Autoren auf ihren
SF-Portälchen, oder, noch penetranter, gleich ungeniert dort. (Ja,
ruhig mal hinsurfen!)
New Economy - was ist das?
Kenner unterscheiden zwischen 'New Economy' und Old Economy bzw. 'Brick
and Mortar'-Firmen. Letztere heißen keineswegs so, weil sie Ziegel und
Mörtel herstellen, aber keiner weiss, warum sie so heißen.
Die New-Economy-Firmen dagegen stellen dagegen gar nichts mehr her.
Dafür haben Sie 'ne Webadresse. Die endet meistens mit.com. Daher nennt
man diese Firmen auch 'dotcoms'.
Sie sehen sofort: ZYN! ist 'Old Wconomy', denn wir sind nur Punkt-de-e.
Auch die.ru und.fr und.it und die seltsamen.co.uk sind keine
dotcoms, ja, können keine dotcoms sein. Denn dotcoms brauchen.com,
sonst wären es ja keine dotcoms. Sagen die Pressefuzzis.
Macht nix: Bei Strato und 1&1 gibt's.com-Domänen für
Einsneunundneunzig, und schon ist man ein dotcom. Jaja, so einfach ist
das. Bzw., wie beim Faselblättchen Net Investor, ein 'Dot.com', also ein
'Dotdotcom',
was ungeheuer clever ist.
Wie entsteht ein New-Economy-Unternehmen?
Es gibt zwei Versionen, eine für die Ã-ffentlichkeit (die PR-Version),
und eine wirkliche.
So ist es wirklich: Vier ehemalige Unternehmensberater haben keinen Bock
mehr, den Dreck anderer
Manager wegzuräumen. Oder wurden wegen Mittelmäßigkeit gefeuert
(,alternativ wegen Unregelmäßigkeiten). Wenn sie in den USA leben,
kaufen sie ein Trendbuch und gründen ein Unternehmen, das einen der
herbeigeschriebenen Trends verwurstet. Wenn sie in Deutschland leben,
gucken sie sich an, was in Amerika Erfolg hatte, und machen das dann
nach. Vorher holen sie sich noch eine Frau ins Boot, weil das gut in die
PR-Story passt.
Die PR-Version geht so: Fünf Freunde und Freundinnen zwischen 14 und 24
haben eine tolle Idee. Neben Schule und Klavierunterricht stellen sie
eine Website auf die Beine, die ganz toll ist. Millionen von Besuchern
strömen auf die Site, und plötzlich sind die Fünf alle Millionäre. Ihre
Mami haben sie trotzdem noch lieb, und auch ihre Schulfreunde sagen dem
Reporter: 'Ja, sie haben sich nicht verändert, sie sind immer noch die
gleichen, netten Kerle.' Die Frau wird übersehen, auch von Sabine
Christiansen, kommt aber in Gala zu Wort.
Wo haben die ihr Geld her? Früher ging das so: Man ging zu einer Bank
und sagte: Ich habe hier eine Idee und brauche dafür Geld. Sofern die
Forderung unter 5 Millionen Mark lag oder etwas vernünftiges enthielt
(1-Liter-Auto, biologisch nachwachsende Solarzellen mit 99%
Wirkungsgrad, Kalte Kernfusion), lachte die Bank die künftigen
Unternehmer aus. Lag sie drüber, sagte die Bank: Machen sie einen
Businessplan, der Hand und Fuß hat. Studieren sie was. Füllen sie diesen
Antrag aus. Und diesen. Diesen auch. Und da... jedenfalls hatte man viel
zu tun, ehe man ein Unternehmen gründen durften. Dann kriegte man 10
Millionen und konnte loslegen. (Ausnahme: Bauunternehmer kriegten immer
Geld.) Allerdings gingen sie dann pleite, weil die NSA in Bad Eibling
die HiTech-Baupläne längst an die US-Industrie verpfiffen hatte.
Heute geht das so: Ein junger Mensch, bisher Arbeitsverweigerer und
Zivildienstleistender, ist völlig berauscht von den
Alles-Gutfind-Artikeln in den Jubelblättern Focus, Bizz und Tomorrow,
stellt sich auf die Strasse
und sagt:"Hallo! Huhu! Ich hab mal jemanden getroffen, der in einer
Bücherei ein HTML-2.0-Buch stehen sah!"
Und sofort klappen reihenweise die Gully-Deckel zur Seite, mindestens 20
Geldgeber springen heraus und überhäufen den Unternehmer mit Gold.
"Haben Sie einen Business-Plan?" fragt der Geldgeber gelegentlich den
Unternehmer."Was ist das?" fragen die zurück und schieben nach:"Aber
egal: Wir haben dafür einen
First-Mover-Advantage!". Der Geldgeber nickt, denn es klingt gut.
Außerdem wirken die fünf jung und dynamisch."Ja, das reicht."
Wie kommen die zu ihrem Namen?
Natürlich brauchen die Fünf einen Namen. Das ist schwer. (siehe den
wertvollen Beitrag guzzi-guzii.dot-com)
Was passiert dann? Okay, die fünf smarten Start-Ups haben nun 15
Millionen in der Tasche. Wie geben sie es aus? Kern ihres Angebots ist
eine Technik, die sonst keiner hat: Sonst könnte das einmalige Angebot,
nennen wie es eine Auktion, eine Suchmaschine, ein Portal, eine
Jobvermittlung, ein Schnäppchenratgeber,
eine Community oder eine Meinungsplattform, ein B2B- oder ein
B2C-Marktplatz und ähnlich dürftigen Ausfluss ja jeder nachmachen. Da
sollte man schon eine Million reinstecken. Gute Idee, dafür haben sie
sich jeweils 'ne halbe Millionen Gehalt verdient. Noch zwei Millionen
für zwanzig Angestellte, PCs, Notebooks, Videokonferenzsysteme, schicke
Möbel und italienische Designerlampen sowie Jojobaöl-getränktes
Klopapier (rosa, nicht unähnlich der Financial Times).
Bleiben zehn Millionen. Die investieren sie ins Marketing: Corporate
Identity, Werbung, Banner, bunte Seiten im Spiegel, ach ne, lieber in
der Wirtschaftswoche, plus Werbespots im Fernsehen, natürlich mit
Sport-Stars, Fernsehstars, Pornostars und so weiter. Wichtig dabei: Neue
Worte schaffen. Zum Beispiel: E-Business? - Gähn. Kommt von IBM, ist
gleich uralt. Da könnte mal ja gleich ne Garage fotographieren und
behaupten, man wär ein kleines Startup voll mit innovativen Mädelsz und
Kerlchen, etwa so wie Hewlett-Packard, das Drucker-Amt. M-Business? -
Nö, aber wie wäre es mit Z-Business! - Portal? - Ach nein, hmm, denn wir
haben ja ein Portal für mobile User... beamt nicht weg... also lieber
ein Mortal! (Sieht aber blöd aus, das Wort, deswegen wird in der CI
verankert, das ganze müsse künftig m.0RT_AL heißen.)
Und immer schön im Trend:
'm.0RT_AL setzt auf Linux, SAP und WAP',
'm.0RT_AL erstellt eine Internet-Todesliste',
'm.0RT_AL fordert Steuererleichterungen für m.0RT_AL',
'Bei m.0RT_AL sind alle Mitarbeiter gleich, auch die Chefs',
'm.0RT_AL stellt Inder ein',
'm.0RT_AL animiert Mitarbeiter, Kinder zu kriegen' (ja!, dann würde in
Startups endlich mal was gemacht,
was Hand und Fuß hätte!)... etc. pepe.
Doch die Site ist ein Flop. Schuld sind, das ergibt eine schnelle
Beratung in der Kneipe um die Ecke,
Werbeagentur, Webdesign-Agentur, Webtechnik-Agentur, PR-Agentur und -
natürlich - die aktuelle Regierung. Die dynamischen Fünf jammern ein
bisschen im Fernsehen herum, feuern die Agenturen, die sie dort
reinbrachten und heuern ersatzweise noch teurere an. Ihren Geldgeber
faseln sie mit Second-Mover- und Delayed-Market-Penetration-Advantage
voll und schwätzen ihm noch mal 15 Millionen ab.
Prima: Gibt erst mal ne fette Gehalterhöhung und ein paar neue
Firmenwägen - die alten müsste man sonst
ja mal waschen. Und eine neue Corporate Identity sowie ne Runde Pizza
für die Mitarbeiter mit den warmen Worten:"Hey, wir haben hier alle
einen guten Job gemacht!"
Initial Public Offering an der Börse
Die Site floppt weiter. Die dynamischen Fünf schließen die sonst immer
offenen Türen ihrer echt lockeren New-Economy-Büros und beschließen:
'Einfach ignorieren! Wenn wir den Konkurs nicht sehen, dann sieht der
Konkurs uns auch nicht. Basteln wir lieber an unserem Börsengang!'
Für den betriebwirtschaftlichen Kram, die Suche nach Vorständen, die
Bankberater und die Werbung für den
Börsengang verpulvern sie die verbliebenen 10 Millionen. Die besten
Leute haben inzwischen schon gekündigt, aber der Ausschuss, der noch da
ist, bleibt um so treuer, denn sie geiern bereits nach den Stock
Options, also cool bleiben: Die würden auch auf den Strich gehen, um die
Firma zu retten. Und an die Presse geht eine provokante Meldung, dass
Deutschland mehr Inder braucht und die aktuelle Regierung all die jungen
Unternehmen schikaniert - das bringt weitere Presse-Clippings in den
Nörgelblättern.
Dann ist es soweit: Der Börsengang naht. Die fünf Unternehmer labern
ihrem Venture-Kapitalisten etwas von Late-Mover-Advantage vor und
pressen ihm eine Pre-IPO-Geldspritze ab. Zu diesem Zeitpunkt sollte das
Net-Quintett zumindest verfängliche Videos von ihm und dieser teuren
Domina haben, sonst gibt es keinen Pfennig. Aber die fünf haben ja
vorgesorgt und entsprechendes arrangiert, insofern klappt alles. Der
Börsenkurs steigt, per Familiy-and-Friends-Option hat vorher jeder noch
seine Mutti satt mit Aktien versorgt.
Die Site floppt weiter. Die dynamischen Fünf bleiben aber cool, denn sie
haben den Masterplan: Erst mal die Agenturen für Marketing, Media,
Screen-Design, Technik und PR feuern. Dann den teuersten
Unternehmensberater engagieren, aber nicht auf ihn hören (bringt
Presse-Clippings). Schließelich eine zweite Management-Ebene einziehen,
sich gegenseitig versichernd: 'Kann ja nicht angehen, dass die
T-Shirt-Bubis von der Basis einem ständig ins Büro latschten.'
Nun noch ein paar Werbefeldzüge aus dem Ärmel schütteln: In allen
Hauptstädten Prostituierte engagieren, die das Logo der Firma auf der
Stirn tragen - hmm, nicht zielgruppenaffin genug.Gemietete Ernst-August-
Imitatoren pinkeln in den Innenstädten gegen die Wände, und wenn sie den
Hosenschlitzt zumachen und weitergehen, sieht man den Werbeslogan? - Hm,
nicht aufsehenerregend genug, obwohl schon der Prozess mit dem Prinzen
für Rummel sorgen...
Wie ist das: Mehrere Concordes mit Werbebannern crashen napalmbeladen in
Big-Brother-Haus, der
Robinson-Insel und den anderen Reality-Soap-Quatsch - hey, klingt cool:
was kostet das? Egal, bringt
Aufmerksamkeit. Ist gleich Presse-Clippings.
Und dann heißt es durchhalten und das Pressegeschwätz über Todeslisten,
Burn-Rates und andere
Nichtigkeiten ignorieren. Etwa 11 Monate.
Kurz vor der ersten Jahresbilanz rufen dann alle bei Mutti an:
Verkaufen! Dann schmeißen sie den Job hin, und ab geht's nach Rio,
schnell schnell, ehe die Staatsanwaltschaft wegen Insidergeschäften an
die Tür klopft!
--------------------------------------------------------------------
....und wenn sie nicht gestorben sind so leben sie noch heute
<center>
<HR>
</center> |
>Und besten Dank an meinen Kumpel Tobias, der mir das zugeschickt hat. (aus Zyn.de)
>
>Hallo allerseits,
>hier etwas zur allgemeinen Erheiterung - vielen Dank an die Jungs von
>zyn.de
>Viele Grüße
>Tobias
>--------------------------------------------------------------
>Was Sie noch nie über Internet-Firmen wissen wollten
>Die New Economy - endlich entschlüsselt: Teil 1 > von Zara
>Das Internet boomt. E-Commerce boomt. Das Internet ist super. Startups
>sind toll. Die New Economy ist ganz was anderes. Das Internet boomt. Ich
>schreibe das deswegen so deutlich, weil Sie sicher noch nie einen
>Artikel zum Thema Internet gelesen haben, der diese Sätze enthalten
>hätte.
>Wenn Sie auf www.zyn.de herumgurken, dann glauben Sie sicher, Sie wären
>ein toller Bursche, voll im Saft, hell im Hirn, mitten im Leben und vor
>allem: Modern, zeitgemäß und an der Spitze der Entwicklung. Pustekuchen,
>denn an der Spitze befinden sich ganz andere: Die Jungz und Mädelz der
>New Economy.
>In Kürze: Das sind Menschen, die Unternehmen gründen und im Internet die
>dicke Kohle abzocken, so wie gewisse, geldgeile ZYN!-Autoren auf ihren
>SF-Portälchen, oder, noch penetranter, gleich ungeniert dort. (Ja,
>ruhig mal hinsurfen!)
>New Economy - was ist das?
>Kenner unterscheiden zwischen 'New Economy' und Old Economy bzw. 'Brick
>and Mortar'-Firmen. Letztere heißen keineswegs so, weil sie Ziegel und
>Mörtel herstellen, aber keiner weiss, warum sie so heißen.
>Die New-Economy-Firmen dagegen stellen dagegen gar nichts mehr her.
>Dafür haben Sie 'ne Webadresse. Die endet meistens mit.com. Daher nennt
>man diese Firmen auch 'dotcoms'.
>Sie sehen sofort: ZYN! ist 'Old Wconomy', denn wir sind nur Punkt-de-e.
>Auch die.ru und.fr und.it und die seltsamen.co.uk sind keine
>dotcoms, ja, können keine dotcoms sein. Denn dotcoms brauchen.com,
>sonst wären es ja keine dotcoms. Sagen die Pressefuzzis.
>Macht nix: Bei Strato und 1&1 gibt's.com-Domänen für
>Einsneunundneunzig, und schon ist man ein dotcom. Jaja, so einfach ist
>das. Bzw., wie beim Faselblättchen Net Investor, ein 'Dot.com', also ein
>'Dotdotcom',
>was ungeheuer clever ist.
>Wie entsteht ein New-Economy-Unternehmen?
>Es gibt zwei Versionen, eine für die Ã-ffentlichkeit (die PR-Version),
>und eine wirkliche.
>So ist es wirklich: Vier ehemalige Unternehmensberater haben keinen Bock
>mehr, den Dreck anderer
>Manager wegzuräumen. Oder wurden wegen Mittelmäßigkeit gefeuert
>(,alternativ wegen Unregelmäßigkeiten). Wenn sie in den USA leben,
>kaufen sie ein Trendbuch und gründen ein Unternehmen, das einen der
>herbeigeschriebenen Trends verwurstet. Wenn sie in Deutschland leben,
>gucken sie sich an, was in Amerika Erfolg hatte, und machen das dann
>nach. Vorher holen sie sich noch eine Frau ins Boot, weil das gut in die
>PR-Story passt.
>Die PR-Version geht so: Fünf Freunde und Freundinnen zwischen 14 und 24
>haben eine tolle Idee. Neben Schule und Klavierunterricht stellen sie
>eine Website auf die Beine, die ganz toll ist. Millionen von Besuchern
>strömen auf die Site, und plötzlich sind die Fünf alle Millionäre. Ihre
>Mami haben sie trotzdem noch lieb, und auch ihre Schulfreunde sagen dem
>Reporter: 'Ja, sie haben sich nicht verändert, sie sind immer noch die
>gleichen, netten Kerle.' Die Frau wird übersehen, auch von Sabine
>Christiansen, kommt aber in Gala zu Wort.
>Wo haben die ihr Geld her? Früher ging das so: Man ging zu einer Bank
>und sagte: Ich habe hier eine Idee und brauche dafür Geld. Sofern die
>Forderung unter 5 Millionen Mark lag oder etwas vernünftiges enthielt
>(1-Liter-Auto, biologisch nachwachsende Solarzellen mit 99%
>Wirkungsgrad, Kalte Kernfusion), lachte die Bank die künftigen
>Unternehmer aus. Lag sie drüber, sagte die Bank: Machen sie einen
>Businessplan, der Hand und Fuß hat. Studieren sie was. Füllen sie diesen
>Antrag aus. Und diesen. Diesen auch. Und da... jedenfalls hatte man viel
>zu tun, ehe man ein Unternehmen gründen durften. Dann kriegte man 10
>Millionen und konnte loslegen. (Ausnahme: Bauunternehmer kriegten immer
>Geld.) Allerdings gingen sie dann pleite, weil die NSA in Bad Eibling
>die HiTech-Baupläne längst an die US-Industrie verpfiffen hatte.
>Heute geht das so: Ein junger Mensch, bisher Arbeitsverweigerer und
>Zivildienstleistender, ist völlig berauscht von den
>Alles-Gutfind-Artikeln in den Jubelblättern Focus, Bizz und Tomorrow,
>stellt sich auf die Strasse
>und sagt:"Hallo! Huhu! Ich hab mal jemanden getroffen, der in einer
>Bücherei ein HTML-2.0-Buch stehen sah!"
>Und sofort klappen reihenweise die Gully-Deckel zur Seite, mindestens 20
>Geldgeber springen heraus und überhäufen den Unternehmer mit Gold.
>"Haben Sie einen Business-Plan?" fragt der Geldgeber gelegentlich den
>Unternehmer."Was ist das?" fragen die zurück und schieben nach:"Aber
>egal: Wir haben dafür einen
>First-Mover-Advantage!". Der Geldgeber nickt, denn es klingt gut.
>Außerdem wirken die fünf jung und dynamisch."Ja, das reicht."
>Wie kommen die zu ihrem Namen?
>Natürlich brauchen die Fünf einen Namen. Das ist schwer. (siehe den
>wertvollen Beitrag guzzi-guzii.dot-com)
>Was passiert dann? Okay, die fünf smarten Start-Ups haben nun 15
>Millionen in der Tasche. Wie geben sie es aus? Kern ihres Angebots ist
>eine Technik, die sonst keiner hat: Sonst könnte das einmalige Angebot,
>nennen wie es eine Auktion, eine Suchmaschine, ein Portal, eine
>Jobvermittlung, ein Schnäppchenratgeber,
>eine Community oder eine Meinungsplattform, ein B2B- oder ein
>B2C-Marktplatz und ähnlich dürftigen Ausfluss ja jeder nachmachen. Da
>sollte man schon eine Million reinstecken. Gute Idee, dafür haben sie
>sich jeweils 'ne halbe Millionen Gehalt verdient. Noch zwei Millionen
>für zwanzig Angestellte, PCs, Notebooks, Videokonferenzsysteme, schicke
>Möbel und italienische Designerlampen sowie Jojobaöl-getränktes
>Klopapier (rosa, nicht unähnlich der Financial Times).
>Bleiben zehn Millionen. Die investieren sie ins Marketing: Corporate
>Identity, Werbung, Banner, bunte Seiten im Spiegel, ach ne, lieber in
>der Wirtschaftswoche, plus Werbespots im Fernsehen, natürlich mit
>Sport-Stars, Fernsehstars, Pornostars und so weiter. Wichtig dabei: Neue
>Worte schaffen. Zum Beispiel: E-Business? - Gähn. Kommt von IBM, ist
>gleich uralt. Da könnte mal ja gleich ne Garage fotographieren und
>behaupten, man wär ein kleines Startup voll mit innovativen Mädelsz und
>Kerlchen, etwa so wie Hewlett-Packard, das Drucker-Amt. M-Business? -
>Nö, aber wie wäre es mit Z-Business! - Portal? - Ach nein, hmm, denn wir
>haben ja ein Portal für mobile User... beamt nicht weg... also lieber
>ein Mortal! (Sieht aber blöd aus, das Wort, deswegen wird in der CI
>verankert, das ganze müsse künftig m.0RT_AL heißen.)
>Und immer schön im Trend:
>'m.0RT_AL setzt auf Linux, SAP und WAP',
>'m.0RT_AL erstellt eine Internet-Todesliste',
>'m.0RT_AL fordert Steuererleichterungen für m.0RT_AL',
>'Bei m.0RT_AL sind alle Mitarbeiter gleich, auch die Chefs',
>'m.0RT_AL stellt Inder ein',
>'m.0RT_AL animiert Mitarbeiter, Kinder zu kriegen' (ja!, dann würde in
>Startups endlich mal was gemacht,
>was Hand und Fuß hätte!)... etc. pepe.
>Doch die Site ist ein Flop. Schuld sind, das ergibt eine schnelle
>Beratung in der Kneipe um die Ecke,
>Werbeagentur, Webdesign-Agentur, Webtechnik-Agentur, PR-Agentur und -
>natürlich - die aktuelle Regierung. Die dynamischen Fünf jammern ein
>bisschen im Fernsehen herum, feuern die Agenturen, die sie dort
>reinbrachten und heuern ersatzweise noch teurere an. Ihren Geldgeber
>faseln sie mit Second-Mover- und Delayed-Market-Penetration-Advantage
>voll und schwätzen ihm noch mal 15 Millionen ab.
>Prima: Gibt erst mal ne fette Gehalterhöhung und ein paar neue
>Firmenwägen - die alten müsste man sonst
>ja mal waschen. Und eine neue Corporate Identity sowie ne Runde Pizza
>für die Mitarbeiter mit den warmen Worten:"Hey, wir haben hier alle
>einen guten Job gemacht!"
>Initial Public Offering an der Börse
>Die Site floppt weiter. Die dynamischen Fünf schließen die sonst immer
>offenen Türen ihrer echt lockeren New-Economy-Büros und beschließen:
>'Einfach ignorieren! Wenn wir den Konkurs nicht sehen, dann sieht der
>Konkurs uns auch nicht. Basteln wir lieber an unserem Börsengang!'
>Für den betriebwirtschaftlichen Kram, die Suche nach Vorständen, die
>Bankberater und die Werbung für den
>Börsengang verpulvern sie die verbliebenen 10 Millionen. Die besten
>Leute haben inzwischen schon gekündigt, aber der Ausschuss, der noch da
>ist, bleibt um so treuer, denn sie geiern bereits nach den Stock
>Options, also cool bleiben: Die würden auch auf den Strich gehen, um die
>Firma zu retten. Und an die Presse geht eine provokante Meldung, dass
>Deutschland mehr Inder braucht und die aktuelle Regierung all die jungen
>Unternehmen schikaniert - das bringt weitere Presse-Clippings in den
>Nörgelblättern.
>Dann ist es soweit: Der Börsengang naht. Die fünf Unternehmer labern
>ihrem Venture-Kapitalisten etwas von Late-Mover-Advantage vor und
>pressen ihm eine Pre-IPO-Geldspritze ab. Zu diesem Zeitpunkt sollte das
>Net-Quintett zumindest verfängliche Videos von ihm und dieser teuren
>Domina haben, sonst gibt es keinen Pfennig. Aber die fünf haben ja
>vorgesorgt und entsprechendes arrangiert, insofern klappt alles. Der
>Börsenkurs steigt, per Familiy-and-Friends-Option hat vorher jeder noch
>seine Mutti satt mit Aktien versorgt.
>Die Site floppt weiter. Die dynamischen Fünf bleiben aber cool, denn sie
>haben den Masterplan: Erst mal die Agenturen für Marketing, Media,
>Screen-Design, Technik und PR feuern. Dann den teuersten
>Unternehmensberater engagieren, aber nicht auf ihn hören (bringt
>Presse-Clippings). Schließelich eine zweite Management-Ebene einziehen,
>sich gegenseitig versichernd: 'Kann ja nicht angehen, dass die
>T-Shirt-Bubis von der Basis einem ständig ins Büro latschten.'
>Nun noch ein paar Werbefeldzüge aus dem Ärmel schütteln: In allen
>Hauptstädten Prostituierte engagieren, die das Logo der Firma auf der
>Stirn tragen - hmm, nicht zielgruppenaffin genug.Gemietete Ernst-August-
>Imitatoren pinkeln in den Innenstädten gegen die Wände, und wenn sie den
>Hosenschlitzt zumachen und weitergehen, sieht man den Werbeslogan? - Hm,
>nicht aufsehenerregend genug, obwohl schon der Prozess mit dem Prinzen
>für Rummel sorgen...
>Wie ist das: Mehrere Concordes mit Werbebannern crashen napalmbeladen in
>Big-Brother-Haus, der
>Robinson-Insel und den anderen Reality-Soap-Quatsch - hey, klingt cool:
>was kostet das? Egal, bringt
>Aufmerksamkeit. Ist gleich Presse-Clippings.
>Und dann heißt es durchhalten und das Pressegeschwätz über Todeslisten,
>Burn-Rates und andere
>Nichtigkeiten ignorieren. Etwa 11 Monate.
>Kurz vor der ersten Jahresbilanz rufen dann alle bei Mutti an:
>Verkaufen! Dann schmeißen sie den Job hin, und ab geht's nach Rio,
>schnell schnell, ehe die Staatsanwaltschaft wegen Insidergeschäften an
>die Tür klopft!
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>....und wenn sie nicht gestorben sind so leben sie noch heute
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