Christie's schließt New Yorker Auktionshaus
Weiteres Zeichen für eine Rezession
Springer-Auslandsdienst
New York, 22. März 2001
Die Wirtschafts- und Börsenkrise in den USA trifft
nun auch die Welt der Schönen Künste. Christie's International
PLC, das weltgrößte Auktionshaus, will bis Ende des
Jahres eine seiner beiden New Yorker Dependancen schließen.
Ab 2002 wird das 234 Jahre alte Unternehmen nur noch
im Rockefeller Center den Hammer schwingen - das ist
das Aus fürs kleinere Christie's East.
Amerikanische Analysten nahmen die Nachricht mit Verwunderung
zur Kenntnis, denn vor einer Woche hatte das angesehene
Unternehmen den größten Auktionserlös der Firmengeschichte
gemeldet: 2,3 Milliarden (rpt Milliarden) Dollar Umsatz
im Jahr 2000 - ein Plus von drei Prozent gegenüber
dem Vorjahr. Allein die beiden New Yorker Filialen
hatten mit insgesamt mehr als einer Milliarde Dollar
fast die Hälfte des Umsatzes erzielt - mit fulminanten
Zuschlägen wie Pablo Picassos “Femme aux bras croisés“
(55 Millionen Dollar) oder 26 Werken des Impressionismus
und der Moderne für insgesamt 171 Millionen Dollar.
US-Experten werten die Nachricht deshalb als ernst
zu nehmendes Zeichen dafür, dass nun auch Top-Auktionshäuser
in den Strudel der schwachen US-Ã-konomie und des seit
einem Jahr andauernden Börsen-Crashs geraten.
Die Zahlen sprechen für eine Rezession: Bärenbörse
und Wirtschaftsflaute waren in den vergangenen zehn
Jahren stets hinderlich für Christie's Umsatz mit erlesenen
Kunstobjekten - Bullenbörse und starke Wirtschaft hingegen
brachte den Auktionaren viel Arbeit. So bescherte die
US-Rezession 1991(BSP-Rückgang minus 0,9 Prozent) dem
Unternehmen ein Umsatzminus von minus 48 Prozent -
das phantastische Börsenjahr 1999 hingegen ein Plus
von 15 Prozent.
“Wenn die Wirtschaft so lahmt wie zur Zeit, erscheint
Kunst nicht gerade als ein attraktives Investment“,
sagt George Sutton, Analyst bei Dain Rauscher Wessels.
“Der Kunstmarkt wird sich in nächster Zeit höchstens
seitwärts bewegen“, befürchtet der Analyst James Meyer
von Janney Montgomery Scott. “Christie's wie auch Sotheby's
stehen beide unter enormen Kostendruck.“
Christie's Rivale Sotheby's Holdings Inc. hatte vergangene
Woche einen Verlust von 6,5 Millionen Dollar für sein
traditionell starkes viertes Quartal sowie ein Minus
von 190 Millionen Dollar für das Jahr 2000 einräumen
müssen (Umsatzrückgang: minus 16 Prozent auf 1,94 Milliarden
Dollar).(SAD)
SAD NYK (Andreas Schmidt)
220901 Mrz 01
<center>
<HR>
</center> |