Sonntagliche Überlegung des Freidenkers zu Menschenwürde, Friede, Gleichheit, Wohlstand, Gesundheit, Menschenrechte, Freiheit, Reichtum, Brüderlichkeit, Einigkeit, Glückseligkeit, Recht, Tralala und Eierkuchen....
Turon schrieb:
>>Die Lebenserfahrungen die man sammelt, betrachtet man stets aus dem in der Kindheit anerzogenen Blickwinkel. Und es ist ausgesprochen schwer sich aus diesen Wurzeln zu lösen.<<
Freunde, lösen wir uns!
Wer starr einer einzigen Weltsicht anhängt, gar noch ein Leben lang -- der ist gläubig oder Metaphysiker, im besten Fall.
Im schlimmsten Fall ist er Ideologe. Vor allem, er wird nie aufgeklärtund frei denken können.
Der gesunde Verstand des Freidenkers ist flexibel, denkt für sich selbst, schmiegt sich stetig neuen Erfahrungen und Erkenntnissen an.
Der aufgeklärte Verstand des Freidenkers belächelt sie, die Fronknechte des Zeitgeistes.
Er braucht keine Medizinmänner, Werbefuzzis, Politbetrüger, Friedmänner, Schamanen, Pfaffen, Neo-Stasis, Philosphen, Mullahs, Politologen, Lohnschreiber und Moderatoren, die ihm die Welt erklären.
Demgemäß sind dann alle Deutschen Holocaustmörder oder wichtigste Verbündete, alle Juden Raffkes oder Einsteine, alle Russen Vaterlandskämpfer oder Wodkasäufer, alle Amerikaner Sklavenhalter oder Freiheitskämpfer, alle Neger faule Ficker oder begnadete Sportmänner, alle Engländer Krämerseelen oder glühende Muttermilchdemokraten.
Es kommt halt nur auf den Zeigefinger des Zeitgeist an.
Klassisches Beispiel in allerjüngster Geschichte ist doch Saddam Hussein. Als er vor 20 Jahren die iranischen Mullahs mit einem Giftgaskrieg überzog, war er --bestens ausgerüstet von seinen Auftraggebern-- ein Freiheitskämpfer. Als er dann gegen den Willen seiner Auftraggeber Frieden mit dem Iran schloß und eine eigenständige Erdölpolitik betreiben wollte, da wurde er über nacht zum Mörder, Banditen, Neo-Hitler, Tyrann und sonst noch alles...
Da mußte ihn der Zeitgeist kalt stellen. Und immer haben seine intellektuellen Fronknechte Klein-Haraldchen erklären wollen, wie Saddam Hussein zu bewerten hat.
Klein-Haraldchen stammt aus einem streng katholischen Elternhaus, beide Eltern stramme Nazis, hart arbeitende redliche und grundanständige Menschen, die vermeintlich mit Inbrunst und Überzeugung die abendländische Kultur gegen die Barbaren aus dem Osten verteidigten. Mit 17 beschäftigte er sich dann mit Nietzsche’s Antichrist, wurde zum Atheisten, wurde dann Sozialist, glühender Bewunderer der DDR, freute sich als man die Mauer baute, haßte die Amerikaner und Franzosen für Vietnam und Algerien. Mit 29 kam er nach Westafrika und erlebte seinen ersten Kulturschock: Dort fand er lebenslustige immer singende, immer tanzende immer sich des Lebens freuende schwarze Menschen, die sich ganz so benahmen, so als seien sie glücklich. Kurzum, es waren liebenswerte Menschen. Trotz 50% Säuglingssterblichkeit, trotz Cholera, Malaria und Filariose, trotz Gelbfieber, Grünfieber, Blaufieber usw... the white man’s grave, nannten die Engländer noch die Tropen Ende der 50er Jahre. Keiner bildete Kapital, keiner sparte, keiner hortete, niemand zahlte Steuern. Es gab keine Konsumgesellschaft, keine Werbung, keine Autobahnen, keine Banken, keine Lebensversicherungen, kein Fernsehen, keine Zeitungen.
Jetzt wurde aus Klein-Haraldchen der Grübler, gab es doch Rassenunterschiede, oder war alles nur kulturell bedingt? Oder beides? Er entwicklelte seine eigenen Gedanken, ganz ohne Denkanleitungen von moralischen Autoritäten und Gutmenschen. Jetzt erst war frei und erwachsen. Danach lebte, liebte und arbeitete Harald in 20 Ländern dieser Welt. Frei und erwachsen.
Und heute beobachte er mit Gelassenheit seine vermeintlich „freien“ Zeitgenossen, wie sie mit strammer Haltung & angehaltemem Atem die Denkanweisungen entgegennehmen.
Der Freidenker aus Lothringen aber mißachtet den erhobenen Zeigefinger des Zeitgeistes.
Er zeigt ihm nämlich den erhobenen Stinkfinger un zwar bis zum Ellenbigen.
Mit einem fröhlichen Salü aus dem sonnigen Lothringen
vom Harald.
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