YIHI
01.04.2001, 17:51 |
1.1 Kommt es zu einer weltweiten Wirtschaftskrise? Thread gesperrt |
Die Frage des Tages. Ich finde die Fragen von Dottore sehr interessant, vielleicht bringt man in diesem Format mehr Teilnehmer dazu, Antworten zu suchen (vielleicht sogar zu finden)... ich werde dann einen Index (wie Sascha es vorgemacht hat) erstellen.
1.1 Kommt es zu einer weltweiten Wirtschaftskrise?
Was versteht man unter einer Wirtschaftskrise?
Zwei Zitate aus 'Encarta 2001'
'Krise (von griechisch krÃsis: entscheidende Wendung einer Krankheit, Urteil), Höhepunkt einer problematischen Entwicklung, die mit herkömmlichen Mitteln nicht zu bewältigen ist und die als aufgezwungene Herausforderung den Weg offen lässt für einen negativen wie positiven Ausgang.'
'In den Wirtschaftswissenschaften versteht man unter Krise den Moment, in dem eine Hochkonjunktur umschlägt in eine Rezession mit Absatzproblemen, Abnahme des Bruttosozialprodukts, steigender Arbeitslosigkeit, dem Fall der Profitrate und Ähnliches mehr.'
Nach lehrbuchmässigder Definition befinden wir uns eindeutig bereits im Anfangsstadium einer Krise. Das meiste, was in diesem Zusammenhang gesagt werden muss, wurde im Board bereits gesagt, so dass ich verzichte, es zu wiederholen.
Interessanter finde ich die Anwenung der allgemeinen Definition der 'Krise' auf die Wirtschaft. Denn ich glaube, dass die unglaublich lange Phase des Booms zu extrem vielen Fehlentwicklungen in der Wirtschaft und der Politik, aber auch in der Gesellschaft geführt hat. Um dies zu verdeutlichen, möchte ich einpaar Stichworte nennen: Altersvorsorge, Aktienrückkauf, Kredite, Spekulation, Profitgier (mit Konsequenzen wie beispielsweise BSE), Hedonic pricing, Creative accounting, Burn out syndrom... (diese Stichworte stehen in keinem direkten Zusammenhang und fielen mir spontan ein).
Dazu kommen noch die latente Problematik, wie Ungerechtigkeit, Authorität, Armutsgefälle, Armut in der 3. Welt, etc...
Um auf den Punkt zu kommen: ich denke, dass die Ursachen für jede Krise im Boom liegen, wie auch umgekehrt. Ying und Yang. Und nach diesem Boom (Mann, was das ein Boom!), muss nun mal eine Korrektur kommen. Elliott sagt es. Aber Elliott sagt auch, dass es langfristig nur bessern werden kann, in jederlei Hinsicht. Die Fraktale sagen es.
Aber erstmal ist die Zeit für eine Krise gekommen. Und diese wird gewaltig sein. Meine einzige Hoffnung liegt im Wesen des Geldes. Dieses hat keine Deckung. Flutung ist möglich. Somit wird der Grund der potentiellen Krise sicherlich nicht bei der Geldmenge zu suchen sein. Als Grund kann diese sowieso nicht hinhalten. Als Auslöser vielleicht. Aber nicht hier und heute.
Ich wünsche Allen viel Glück,
Daniel
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R.Deutsch
01.04.2001, 19:07
@ YIHI
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Re: 1.1 Kommt es zu einer weltweiten Wirtschaftskrise? |
Lieber Daniel,
Du schreibst:
Meine einzige Hoffnung liegt im Wesen
des Geldes. Dieses hat keine Deckung. Flutung ist möglich.
Wollen die Menschen Geld? Glaubst Du wirklich, dass die Menschen das Geld, welches mit der Flutung kommt, haben wollen. Wenn wir nur alles so viel hätten wie Geld. Deshalb kommt ja die Krise, - wegen zuviel Geld.
Gruß
Reinhard
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Turon
01.04.2001, 19:38
@ YIHI
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Re: 1.1 Kommt es zu einer weltweiten Wirtschaftskrise? |
>Die Frage des Tages. Ich finde die Fragen von Dottore sehr interessant, vielleicht bringt man in diesem Format mehr Teilnehmer dazu, Antworten zu suchen (vielleicht sogar zu finden)... ich werde dann einen Index (wie Sascha es vorgemacht hat) erstellen.
>1.1 Kommt es zu einer weltweiten Wirtschaftskrise?
>Was versteht man unter einer Wirtschaftskrise?
>Zwei Zitate aus 'Encarta 2001'
>'Krise (von griechisch krÃsis: entscheidende Wendung einer Krankheit, Urteil), Höhepunkt einer problematischen Entwicklung, die mit herkömmlichen Mitteln nicht zu bewältigen ist und die als aufgezwungene Herausforderung den Weg offen lässt für einen negativen wie positiven Ausgang.'
>'In den Wirtschaftswissenschaften versteht man unter Krise den Moment, in dem eine Hochkonjunktur umschlägt in eine Rezession mit Absatzproblemen, Abnahme des Bruttosozialprodukts, steigender Arbeitslosigkeit, dem Fall der Profitrate und Ähnliches mehr.'
Vielleicht sollte sich Bush, Greenspan, O´Neill etc. mal Encarta mal besorgen.:)
>Nach lehrbuchmässigder Definition befinden wir uns eindeutig bereits im Anfangsstadium einer Krise. Das meiste, was in diesem Zusammenhang gesagt werden muss, wurde im Board bereits gesagt, so dass ich verzichte, es zu wiederholen. Richtig, zumal wir noch einen Fragekatalog von Dottore beantworten müssen.
>Interessanter finde ich die Anwenung der allgemeinen Definition der 'Krise' auf die Wirtschaft. Denn ich glaube, dass die unglaublich lange Phase des Booms zu extrem vielen Fehlentwicklungen in der Wirtschaft und der Politik, aber auch in der Gesellschaft geführt hat.Was nicht beständig und langsam aufgebaut wird, so wie in der Natur der Fall ist, überdauert kaum. Um dies zu verdeutlichen, möchte ich einpaar Stichworte nennen: Altersvorsorge, Aktienrückkauf, Kredite, Spekulation, Profitgier (mit Konsequenzen wie beispielsweise BSE), Hedonic pricing, Creative accounting, Burn out syndrom...
mit anderen Worten ein Eingriff in die fundamentale Basis, um ein Zustand zu rechtfertigen, bzw. ihm zu fördern.(diese Stichworte stehen in keinem direkten Zusammenhang und fielen mir spontan ein).
>Dazu kommen noch die latente Problematik, wie Ungerechtigkeit, Authorität, Armutsgefälle, Armut in der 3. Welt, etc...Der Preis des Wohlstands für wenige und der Keim aller Unruhen.
>Um auf den Punkt zu kommen: ich denke, dass die Ursachen für jede Krise im Boom liegen, wie auch umgekehrt. Richtig. Ein Aufschwung, eine Depression und eine Rezession haben alle stets was gemeinsam. Sie kosten irgendetwas - nicht unbedingt Geld. Ying und Yang. Und nach diesem Boom (Mann, was das ein Boom!), muss nun mal eine Korrektur kommen. Ein Reinigungsprozess. Alles was um uns passiert ist ein Gleichgewichtszustand. Gerät die Natur aus dem Gleichgewichtszustand, erfolgt ein Reinigungsprozess. Der ist für manche Spezies förderlich, für andere wiederum bedeutet er das Ende der Exstenz. Dann stellt sich erneut ein bestimmter Gleichgewichtszustand. Das ist in Chemie der Fall, das ist so in der Biologie und Physik und genauso in der Wirtschaft. Elliott sagt es. Aber Elliott sagt auch, dass es langfristig nur bessern werden kann, in jederlei Hinsicht. Die Fraktale sagen es.Teilweise richtig - es gilt nur zu entdecken, wie weit ein System dereguliert wurde. Die Naturwissenschaftler sagen uns immer wieder, man soll nicht versuchen die Natur
zu schlagen, oder zu überlisten, sondern lernen mit wenigsten Eingriffen in das System einzugreifen. Die Schaffung von Industriestandard und Wohlstands hat stets einen Preis - um einige zu nennen - das Ozonloch, globale Klimaerwärmung.
Wird dieses Gleichgewicht mal zerstört sind Folgen unabsehbar. Die Polareisschmelze wird uns vermutlich irgendwann ein Drittel der Landesfläche kosten, von der wir aktuell nichts wissen wollen. Versuche nie die Natur zu schlagen, sie schlägt zurück.
>Aber erstmal ist die Zeit für eine Krise gekommen. Und diese wird gewaltig sein. Meine einzige Hoffnung liegt im Wesen des Geldes. Dieses hat keine Deckung. Flutung ist möglich.Sehe ich nicht ganz so - eine Flutung der Märkte durch Liquidität ist zwar möglich, aber keine Lösung, nicht mal ansatzweise. Somit wird der Grund der potentiellen Krise sicherlich nicht bei der Geldmenge zu suchen sein. Doch! aber nur unter anderen. Durch die Gier nach Geld und Macht, sind diese etlichen Projekte, die jetzt das Zeitliche segnen entstanden, oder? Also liegt doch die Ausschweifung, möchte ich sagen, in der Natur des Geldes, oder der Menschen die danach streben.
Als Grund kann diese sowieso nicht hinhalten. Als Auslöser vielleicht. Sie kann hinalten und vor allem: sie ist der Auslöser. Würden wir aber Geld gänzlich abschaffen, und nur aus purer Lust am Erforschen neuer Möglichkeiten unseres Leben laufen lassen, so gäbe es wonaders eine gewaltige Lücke, die
wie ein schwarzes Loch bedeutet, der alles solange aufsaugt, bis ein System wieder Gleichgewicht erlangt. Ein Baum wächst auch nicht in den Himmel, obwohl er es reintheoretisch durch die Zufuhr an Nährstoffen könnte (für Wirtschaftssysteme gilt das Gleiche. Für Biotechnologie gilt das Gleiche.
Du kannst die Pflanzen genetisch so weit verändern, daß Weizen 30 cm hoch ist,
und zu 88% aus Körnern besteht, doch am Ende hat der Boden auf dem die dritte
Generation dieser Pflanze wächst irgendeinen Microelement nicht mehr, was das Wachstum der Pflanzen reduziert. Geld ist demnach nur eine Versuchsanordnung,
auf das wir derzeit den größten Wert legen. Aber nicht hier und heute.
>Ich wünsche Allen viel Glück,Dito
>Daniel
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YIHI
01.04.2001, 19:38
@ R.Deutsch
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Re: 1.1 Kommt es zu einer weltweiten Wirtschaftskrise? |
>Lieber Daniel,
>Du schreibst:
> Meine einzige Hoffnung liegt im Wesen > des Geldes. Dieses hat keine Deckung. Flutung ist möglich.
>Wollen die Menschen Geld? Glaubst Du wirklich, dass die Menschen das Geld, welches mit der Flutung kommt, haben wollen. Wenn wir nur alles so viel hätten wie Geld. Deshalb kommt ja die Krise, - wegen zuviel Geld.
>Gruß
>Reinhard
Wie Du sicherlich weisst, gilt noch immer die Sage, dass vorangehende Krisen durch eine Straffung der Geldpolitik verursacht wurden. Die Produktionsmittel waren ja da. Arbeiter waren da. Verbraucher waren da. Nur eben kein Geld.
Aber ich glaube, genauso wie Du, dass diese Krise nicht nach 'Schema F' ablaufen wird. Du zitierst nur einen Teilaspekt meiner Aussage.
Gruss,
Daniel
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Sascha
02.04.2001, 00:54
@ YIHI
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1.1 Kommt es zu einer weltweiten Wirtschaftskrise? / Antwort |
Hallo Allerseits!
Ich denke auch, daß wir eine weltweite Wirtschaftskrise bekommen. Unter einer weltweiten Wirtschaftskrise verstehe ich vor allem - um den Begriff zumindest etwas zu definieren - eine Absenkung des Lebensstandards in vielen Ländern der Erde, steigende Arbeitslosigkeit und auch steigende Armut.
Warum wird es zu einer weltweiten Wirtschaftskrise kommen? Ich weiß nicht exakt wann sie eintreten wird aber das wir nicht immer nur wachsen, wachsen und nochmal wachsen können liegt auf der Hand. Die Konjunkturzyklen sind nicht abgeschafft und werden auch in Zukunft noch existieren. Es gibt zwar durchaus noch Länder mit"Aufholbedarf" in denen noch riesiges Wachstum möglich ist aber die Probleme werden weltweit auch immer größer. Um nur ein paar zu nennen:
~ die steigende Verschuldung in vielen Industriestaaten die uns über kurz oder lang das Genick brechen wird.
~ der demographische Aufbau in vielen Industriestaaten: Es mag zwar stimmen, daß das Arbeitslosenproblem z.B. in Deutschland dadurch etwas in den Hintergrund rücken könnte aber das Rentenproblem wird nur schwierig zu lösen sein. Wie soll ein Arbeitnehmer beispielsweise zwei Rentner ernähren? Einen starken Anstieg der Geburtenrate halte ich derzeit für sehr unwahrscheinlich. Die Folgen werden Kürzungen des Rentenniveaus, Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge und weitere Anhebungen des Rentenalters sein. In Ländern wie Japan sieht's in diesem Punkt übrigens noch düsterer aus.
~ der negative Wealth-Effekt. Der Einbruch der Aktienmärkte und die"Vernichtung von Billionen von US-Dollar" wird dazu führen und hat schon dazu geführt, daß die Verbraucher weniger ausgeben. Der Kauf des"neuen Autos" wird verschoben oder gestrichen und der Kühlschrank muß halt doch noch zwei Jahre länger herhalten. Die sinkende Kaufkraft hat in den USA schon das Verbrauchervertrauen einbrechen lassen und die Verkäufe von Autos (nur als Beispiel) sind ebenfalls dramatisch gesunken.
Es gibt sicherlich noch mehr Gründe für einen weltweiten Abschwung. So könnte ich mir auch vorstellen, daß die fortschreitende Maschinisierung/Technisierung zu weiteren Arbeitsplatzverlusten führt. Was heute noch von Menschenhand gemacht wird könnte schon bald von Robotern oder anderen Maschinen übernommen werden. Schließlich sind Roboter nicht schlecht gelaunt, murren nicht und schaffen auch gerne mal die Nacht durch. Über kurz oder lang wird dies dazu führen, daß evtl. nur noch ein kleiner Teil der Bevölkerung Arbeit hat. Was ist aber dann mit dem restlichen Teil der Bevölkerung? Wer soll das bezahlen?
Summa summarum komme ich zu meinem Urteil: Wir werden wieder eine weltweite Wirtschaftskrise erleben die in ihrem Ausmaß für viele von uns erschreckend sein wird und auch mit"Kurzrezessionen" nicht vergleichbar ist.
YIHI, morgen - ähh, heute ;-) - kannst du die nächste Frage ins Forum stellen.
Viele Grüße
<font color="#0000FF"> Sascha </font>
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