heute auf www.boerse.de erschienen
die Analysten schwenken um.
Albrecht O. Pfeiffer
Mit sinkenden Zinsen und sinkenden Kursen in die Weltwirtschaftskrise
Der größte Börsencrash (29. Oktober 1929) aller Zeiten wurde durch eine Zinserhöhung ausgelöst. Am 15. Oktober wurde der Satz für Tagesgeld von 5 % auf 7 % erhöht. Alle Experten waren sich einig, dass grandiose Börsenzeiten bevorstünden. Der maß- gebende Börsenguru, Professor Irving Fisher von der Yale-Universität, verkündete:"In ein paar Monaten wird der Aktienmarkt wesentlich höher als heute stehen."
Sogar US-Präsident Herbert Hoover stimmte noch am 25. Oktober in die Lobgesänge ein:"Die Grundlage der US-Wirtschaft, nämlich die Produktion von Gütern aller Art, befindet sich auf einer gesunden und gewinnbringenden Basis."
Verständlich ist daher, dass die US-Notenbank unter der Leitung Alan Greenspans einen ähnlichen Zusammenbruch durch Bereitstellung gigantischer Liquidität und Senkung der Zinsen zu verhindern sucht. Am 5. Dezember 1996 bei einem Stand des Dow Jones-Index von 6437 sprach er von einem"unvorstellbarem Überschwang" (irrational exuberance), was die Anleger nur zu heftigeren Aktienkäufen ermutigte.
Zwar haben die bisherigen Zinssenkungen den Dow Jones-Index nochmals fast bis auf 11 000 katapultiert, aber seitdem geht der Trend abwärts. Auch hat sich die Mentalität der Aktienkäufer geändert. Ende 1996 hatten wir einen historischen Höchststand, mit anderen Worten: alle Aktionäre lagen zu 100 % auf der Seite der Gewinner. Nur bei Höchstständen läuft eine Hausse mit Erfolg.
Gleichzeitig mit der Bekanntgabe der Zinssenkung am 21. März 2001 veröffentlichte das Wall Street Journal einen superoptimistischen Artikel mit dem verheißungsvollen Titel: DOW 36 000? Nach wie vor gut für eine Wette! Die im Solde großer Finanzinstitute und Investmentfonds stehenden berühmten Börsengurus äußern sich ähnlich wie ihre Kollegen im Jahre 1929.
Mit Zinssenkungen lässt sich keine stagnierende Wirtschaft und Aktienbörse an- kurbeln. Das Beispiel Japan läuft seit mehr als 11 Jahren vor unseren Augen ab. Die Notenbank hat gerade den Zinssatz auf Null Prozent gesenkt. Die Wirtschaft steht in gleicher Weise vor dem Zusammenbruch wie der Aktienmarkt. Falls die Japaner gezwungen sind, ihre in den USA geparkten Festgeldanlagen aufzulösen und in die Heimat zu repatriieren, sollten man sich auf interessante Börsenzeiten einstellen.
Albrecht Pfeiffer
02.04.2001
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