dottore
10.04.2001, 13:09 |
Krugman & Japan zum Dritten - SEHR WICHTIG! Defla-Infla usw. Thread gesperrt |
Und der große Professor schreibt weiter (*** von mir):
"All of which leads us to the need for unconventional policy approaches, and in particular for radical monetary policies of some
kind.
*** Unconventional = Hubschraubergeld.
As a temporary measure, monetary policy could be effective even in a liquidity trap if the central bank were to undertake
open-market operations in assets other than short-term government debt.
*** Aha, also nicht nur immer die blöden Staatstitel ankaufen! Das hat sich inzwischen auch zu Greenspan rumgesprochen.
By increasing the demand for, say, long-term Japanese
government bonds the Bank of Japan could surely have a positive impact on the economy even now. But while such measures
would probably have a substantial short-run impact, they would only be effective in the longer term if the central bank were actually
to acquire a substantial share of the relevant assets outstanding - which would raise some uncomfortable questions about the nature
of the central bank's role.
Aaaaha! Die Notenbank(en) sollen also letztlich alles aufkaufen, was sich draußen als Schuldtitel ("assets") noch bewegt. Kennen wir in Europa ex tier-2 der EZB schon allerbestens.
The obvious answer to sustained deflationary pressures, then, is the now-notorious proposal for"managed inflation": since deflation
is the result of an economy"trying" to get the expected inflation it needs, to avoid deflation one must provide that expected inflation
by credibly promising that future price levels will be sufficiently high compared with the present.
*** Auf diese glaubwürdige Versprechen warten 120 Mio. Japaner seit mehr als einem Jahrzehnt! Aber vielleicht klappt's ja bald - dann Abflug in die Hyperinflation; denn die"relevant assets outstanding" können ja nicht wieder an den Markt zurückgegeben werden (was die GM sofort wieder vermindern würde). Und da die Assets verzinslich unterwegs sind, müssen die ZBs dann also auch die Zinsen gleich selber drucken und ans Publikum mit fresh helicopter money auszahlen. Denn die Zinsen an sich selbst bezahlen (NB druckt neues Geld, um es sich selbst zurückzugeben - wie lustig!) macht ja keinen Sinn.
And this is where I get nervous.
*** Kann ich gut verstehen. Der Wertpapierbestand des MIT hat sich vermutlich schon kräftig gesenkt und wovon will er in 5 Jahren bezahlt werden?
This nervousness is not because the idea of fighting deflation by promising inflation is crazy: it is in
fact a straightforward conclusion from quite standard models. Indeed, once one admits that deflationary pressures come from the
persistence of a savings-investment gap even at a zero interest rate, it is hard to see how this conclusion can be avoided. But the
idea sounds crazy, and that is a problem. How can we get finance ministers and central bankers, who have spent their whole
careers preaching the evils of inflation and the virtues of price stability, to accept the idea that price stability may not be an available
option?
*** Nöö, Hyperinflation produzieren ist viel besser und einfacher. Das werden Finanzminister und Central Banker schon noch kapieren, nicht nur Du!
For if deflationary forces are as powerful as they are in Japan - and may soon be in the rest of the world, if The Economist is right
- there is no middle ground. Either policy gives the economy the inflation expectations it needs, or the economy will try to get that
inflation via grinding deflation
*** Genau wie's kommen wird.
- a proposition that sounds paradoxical but is actually a matter of simple economic logic. Attempts to
find a halfway house - to aim merely for stable prices rather than sufficiently high inflation - will be doomed to failure.
In short, if you really believe that deflation is now a global threat, you should also believe that only policies that lie outside the realm
of what is conventionally regarded as responsible will contain that threat. And because unconventional thinking is not what one
expects (or, in normal times, wants) from finance ministers and central bankers, there is now a real risk that deflation will indeed
become a global scourge.
*** Jawoll, lieber Paul Krugman, und wir hier im klitzekleinen EW-Board wissen es genau so gut wie Du, der mega-riesenschlaue Ã-konomie-Professor am MIT!
Gruß
d.
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El Sheik
10.04.2001, 13:25
@ dottore
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aber keine Zinsverpflichtungen?! |
open-market operations in assets other than short-term government debt.
*** Aha, also nicht nur immer die blöden Staatstitel ankaufen! Das hat sich inzwischen auch zu Greenspan rumgesprochen.
By increasing the demand for, say, long-term Japanese
government bonds the Bank of Japan could surely have a positive impact on the economy even now. But while such measures
would probably have a substantial short-run impact, they would only be effective in the longer term if the central bank were actually
to acquire a substantial share of the relevant assets outstanding - which would raise some uncomfortable questions about the nature
of the central bank's role.
Aaaaha! Die Notenbank(en) sollen also letztlich alles aufkaufen, was sich draußen als Schuldtitel ("assets") noch bewegt. Kennen wir in Europa ex tier-2 der EZB schon allerbestens.
The obvious answer to sustained deflationary pressures, then, is the now-notorious proposal for"managed inflation": since deflation
is the result of an economy"trying" to get the expected inflation it needs, to avoid deflation one must provide that expected inflation
by credibly promising that future price levels will be sufficiently high compared with the present.
*** Auf diese glaubwürdige Versprechen warten 120 Mio. Japaner seit mehr als einem Jahrzehnt! Aber vielleicht klappt's ja bald - dann Abflug in die Hyperinflation; denn die"relevant assets outstanding" können ja nicht wieder an den Markt zurückgegeben werden (was die GM sofort wieder vermindern würde). Und da die Assets verzinslich unterwegs sind, müssen die ZBs dann also auch die Zinsen gleich selber drucken und ans Publikum mit fresh helicopter money auszahlen. Denn die Zinsen an sich selbst bezahlen (NB druckt neues Geld, um es sich selbst zurückzugeben - wie lustig!) macht ja keinen Sinn.
XXX: Einwand: Die assets, die die ZB ankauft (faule Kredite und faule Eier), sind doch nicht irgendwie verzinslich. Diese Assets sind einfach nur ökonomischer Schrott, den man sofort auf Null abschreiben kann, die Konkursquoten liegen ja wohl auch in Japan unter 10 Prozent. Also KEINE ZINSEN, keine Verpflichtungen für die ZB, Zinsdienste zu leisten?!
Gruß
El Sheik
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Diogenes
10.04.2001, 13:33
@ dottore
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Und dafür kriegt man einen Nobelpreis? - Ich will auch einen, bitttteeeee ;-)) |
Hi dottore,
Mir schaudert, wenn das die Elite der Volkswirtschaftler ist, dann gute Nacht, mon dieu.
Am schönsten finde ich:
"The way to make monetary policy effective, then, is for the central bank to credibly promise to be irresponsible - to make a
persuasive case that it will permit inflation to occur, thereby producing the negative real interest rates the economy needs."
Zu gut deutsch:"Wir besch****** die Leute um ihre Ersparnisse und ihren Lohn".
Bin nur gespannt was die Herschaften machen, wenn plötzlich alle ihre Erparnisse abheben und einkaufen gehen wollen. Klnnte interessant werden.:-)
Und das mit"needs (!!!) inflation" ist eh klar. Du mir nix weiter aufschulden, i dir nix bedienen können alte Kredite, sein mir beide bankrott.
Gruß
Diogenes
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dottore
10.04.2001, 13:55
@ Diogenes
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Re: Krugman hat noch keinen Nobelpreis, soll aber bald dran sein (owT) |
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dottore
10.04.2001, 14:03
@ El Sheik
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Re: aber keine Zinsverpflichtungen?! |
>XXX: Einwand: Die assets, die die ZB ankauft (faule Kredite und faule Eier), sind doch nicht irgendwie verzinslich.
Selbstverständlich sind die"assets" verzinslich unterwegs. Auch wenn es"nonperforming assets" sind.
>Diese Assets sind einfach nur ökonomischer Schrott, den man sofort auf Null abschreiben kann,
In dem Moment, da die BoJ sie ankauft, nach Deinem Beispiel z.B. zum Kurs 10 %, müssen sie ja voll zurückbezahlt werden, nach Fälligkeit also zu 100 %. Und die 90 % zahlt dann die BoJ an sich selbst?
>die Konkursquoten liegen ja wohl auch in Japan unter 10 Prozent. Also KEINE ZINSEN, keine Verpflichtungen für die ZB, Zinsdienste zu leisten?!
Doch. Wenn ich die Titel übernehme, übernehme ich auch die damit verbundenen Zins- und Rückzahlungsverpflichtungen. Und warum sollte die BoJ ein bereits konkursites Unternehmen kaufen? Es ist doch dann schon im Konkurs.
Und wenn die BoJ alle Banken übernimmt, muss sie die Gläubiger dieser Banken auszahlen. Und zwar zum Face Value der bei den Banken stehenden Demand & Time Deposits. Plus aufgelaufener oder noch auflaufender Zinsen. Und das macht sie dann womit?
Mit frischem Baren.
Gruß
d.
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Tobias
10.04.2001, 14:34
@ dottore
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Re: Krugman jetzt in Princeton |
Prof. Krugman ist letzten Herbst nach Princeton gewechselt.
Vielleicht ja deswegen?:
>*** Kann ich gut verstehen. Der Wertpapierbestand des MIT hat sich vermutlich schon kräftig gesenkt und wovon will er in 5 Jahren bezahlt werden
e-mail: pkrugman@Princeton.EDU - Könnten ja mal freundlich fragen, ob er helicopter money mal in diesem Board kurz erklären kann.
Gruß
Tobias
<ul> ~ Prof. Krugman</ul>
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El Sheik
10.04.2001, 15:13
@ dottore
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Wie man mit faulen Krediten... |
>
>>XXX: Einwand: Die assets, die die ZB ankauft (faule Kredite und faule Eier), sind doch nicht irgendwie verzinslich.
>Selbstverständlich sind die"assets" verzinslich unterwegs. Auch wenn es"nonperforming assets" sind.
>>Diese Assets sind einfach nur ökonomischer Schrott, den man sofort auf Null abschreiben kann,
>In dem Moment, da die BoJ sie ankauft, nach Deinem Beispiel z.B. zum Kurs 10 %, müssen sie ja voll zurückbezahlt werden, nach Fälligkeit also zu 100 %. Und die 90 % zahlt dann die BoJ an sich selbst?
>>die Konkursquoten liegen ja wohl auch in Japan unter 10 Prozent. Also KEINE ZINSEN, keine Verpflichtungen für die ZB, Zinsdienste zu leisten?!
>Doch. Wenn ich die Titel übernehme, übernehme ich auch die damit verbundenen Zins- und Rückzahlungsverpflichtungen. Und warum sollte die BoJ ein bereits konkursites Unternehmen kaufen? Es ist doch dann schon im Konkurs.
>Und wenn die BoJ alle Banken übernimmt, muss sie die Gläubiger dieser Banken auszahlen. Und zwar zum Face Value der bei den Banken stehenden Demand & Time Deposits. Plus aufgelaufener oder noch auflaufender Zinsen. Und das macht sie dann womit?
>Mit frischem Baren.
>Gruß
>d.
Mein Gedankengang war folgender: Faule Kredite stehen auf der linken Seite der konsolidierten Bilanz des Bankensystems. Sie repräsentieren Forderungen des Bankensystems gegen Nicht-Banken. Die ZB kauft diese faulen Kredite auf. Anstatt Tilgung plus säumige Zinsen dafür in 100%er Höhe sofort bar zu bezahlen, bezahlt sie sofort in bar x%, sagen wir mal 60 %. Die betroffenen Banken haben in ihren Bilanzen einen Aktivtausch für 60% der faulen Kredite. Anstatt"fauler Kredite" steht dort dann"Cash" oder"Einlagen bei der ZB". Die restlichen 40% der faulen Kredite müssen abgeschrieben werden zu Lasten des Eigenkapitals, das auf der rechten Seite der Bilanz steht. Die Bilanz verkürzt sich durch dieses Tun.
Hoffentlich ist dann noch etwas Eigenkapital übrig, wenn nicht, muß die ZB eben nicht nur 60%, sondern 70% der faulen Eier übernehmen.
Problematisch wird es allerdings, wenn die faulen Kredite nicht gleichmäßig über das Bankensystem verteilt sind, wovon ich zunächst ausging ("konsolidierte Bankenbilanz"). Sollten sich die faulen Tomaten bei einigen wenÃgen Banken konzentrieren, dann müßten die eventuell über den Jordan gehen.
Übrig blieben nach der Leichenverbrennung einige dünn kapitalisierte, aber dennoch gesunde Banken.
Sorgen würde dann allerdings die ZB bereiten. Sie hätte sagen wir ein Viertel ihrer Aktivseite voll mit faulen Krediten. Sie verdoppelt aber einfach die Geldmenge, dann beträgt der faule Anteil nur noch ein Achtel. Damit kann man dann vielleicht leben.
Das ist, Dottore, meine Idealvorstellung des Prozesses, der nun in Japan eingeläutet wird. Jetzt zwei Fragen:
1) Ist der geschilderte Prozeß plausibel? [Bitte ergänzen oder modifizieren]
2) Wo in diesem idealen Prozeß (wenn er unter Mitwirkung möglichst vieler Boardteilnehmer gefunden und formuliert wurde) können"Störungen" auftreten? Welche"Störungen" sind historisch bekannt? Wie kann man ihnen entgegenwirken?
Iam labor in fine erit
(frei nach Ovid)
Gruß
El Sheik
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I_have_a_dream
10.04.2001, 16:13
@ El Sheik
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Re: Wie man mit faulen Krediten... |
>1) Ist der geschilderte Prozeß plausibel? [Bitte ergänzen oder modifizieren]
>2) Wo in diesem idealen Prozeß (wenn er unter Mitwirkung möglichst vieler Boardteilnehmer gefunden und formuliert wurde) können"Störungen" auftreten? Welche"Störungen" sind historisch bekannt? Wie kann man ihnen entgegenwirken?
>Iam labor in fine erit
>(frei nach Ovid)
>Gruß
>El Sheik
Sheik,
zu 1. Wenn sie die Gelmenge erhoeht (in Deinem Beispiel verdoppelt), so erhoeht sie die Inflation schlagartig.
Wenn das alle Japaner mitbekommen, so nehmen sie augenblicklich Kredite zu 5% und kaufen was sie koennen. Das wird dann eine schoene Hyperinflation.
Da gibts dann nichts mehr zum Gegensteuern.
Gruss Ihad
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Diogenes
10.04.2001, 16:34
@ dottore
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Da fällt mir DCX ein.. |
Hi dottore,
Ich dachte er hat schon einen, aber was soll's?:-)
Zu DCX:
Daimler-Chrysler will jetzt eine eigene Bank gründen. Da hab ich doch noch Berichte über Liquiditätsprobleme bei DCX im Hinterkopf. Eine eigene Bank wäre da also äußerst hilfreich, sie sich die benötigten Kredite selber genehmigen. Und im Hintergrund steht immer die ZB, die notfalls einspringt.
Derart wird doch der debitistische Schuldendruck ausgehebelt, zumindest für die Großen, unser-einer muß weiterschwitzen.
Zeig mir den Platz an der Sonne,....
Gruß
Diogenes
P.S. Wieso gründen die Minengesellschaften nicht eine eigene Bank? Sie hinterlegen einen Teil ihres produzierten Goldes als Sicherheit und bekommen dafür die Kredite, die sie für ihre Operationen brauchen. Das Goldangebot wird knapp, Preise steigen - bingo.
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dottore
10.04.2001, 18:13
@ El Sheik
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Re:... Hyperinflation macht? Ganz einfach so: |
>Mein Gedankengang war folgender: Faule Kredite stehen auf der linken Seite der konsolidierten Bilanz des Bankensystems. Sie repräsentieren Forderungen des Bankensystems gegen Nicht-Banken. Die ZB kauft diese faulen Kredite auf. Anstatt Tilgung plus säumige Zinsen dafür in 100%er Höhe sofort bar zu bezahlen, bezahlt sie sofort in bar x%, sagen wir mal 60 %.
Die 100 % Forderungen zu 60% - oder 60 % der gesamten Forderungen zu 100 %? Ich nehme an, Du meinst das zweite. Denn sonst müsste ja die NB von vornherein die fehlenden 40 % der 100 % Forderungen via fresh money beschaffen und verteilen, indem sie an Stelle der GBken zurückzahlt.
>Die betroffenen Banken haben in ihren Bilanzen einen Aktivtausch für 60% der faulen Kredite. Anstatt"fauler Kredite" steht dort dann"Cash" oder"Einlagen bei der ZB". Die restlichen 40% der faulen Kredite müssen abgeschrieben werden zu Lasten des Eigenkapitals, das auf der rechten Seite der Bilanz steht. Die Bilanz verkürzt sich durch dieses Tun.
Das höchste EK, das mir anhand der Durchsicht von Bankbilanzen jemals untergekommen ist, waren 35 %. Die hatte die BHG des Bankiers Fürstenberg in der 1930er Krise. Fürstenbergs Bank blieb als einziges größere Institut auch während der Bankenkrise geöffnet.
Die DB, eine der allerersten Adressen der Welt, geratet mit AA, hat heute eine Bilanzsumme von 940 Mrd. Euro bei 27,5 Mrd. bilanziellem EK. Die nach BIZ-Vorgaben (minum erforderlich: 8 %) errechnete EK-Quote liegt bei 12,6 % (1996: 9,9 %), also bestens.
Die japanischen Banken liegen vermutlich erheblich darunter, so dass die Operation dort in erheblich größerem Stil durchgeführt werden müsste als von Dir vorgeschlagen. 40 % als EK abzuschreiben würde noch nicht ein Mal bei der extrem soliden DB funktionieren.
>Hoffentlich ist dann noch etwas Eigenkapital übrig, wenn nicht, muß die ZB eben nicht nur 60%, sondern 70% der faulen Eier übernehmen.
So sieht's aus. Vermutlich noch mehr.
>Problematisch wird es allerdings, wenn die faulen Kredite nicht gleichmäßig über das Bankensystem verteilt sind, wovon ich zunächst ausging ("konsolidierte Bankenbilanz"). Sollten sich die faulen Tomaten bei einigen wenÃgen Banken konzentrieren, dann müßten die eventuell über den Jordan gehen.
Womit die Geldmenge sinkt, siehe Friedmans Zahlen zu 1930 ff. Warum sind damals Demand und Time Deposits gesunken?
>Übrig blieben nach der Leichenverbrennung einige dünn kapitalisierte, aber dennoch gesunde Banken.
Hoffen wir das Beste. Die BIZ-Quote könnten sie aber auf keinen Fall mehr bringen. Aber was ist schon die BIZ? Warum nicht mit 1 % EK arbeiten?
>Sorgen würde dann allerdings die ZB bereiten. Sie hätte sagen wir ein Viertel ihrer Aktivseite voll mit faulen Krediten. Sie verdoppelt aber einfach die Geldmenge, dann beträgt der faule Anteil nur noch ein Achtel. Damit kann man dann vielleicht leben.
Wie sollte sie die GM erhöhen? Indem sie noch mehr Staatsanleihen aufkauft? Also Forderungen des Publikums an sich selbst? Aber selbst wenn sie das täte - was wäre gewonnen? Dann kann sie dem Staat das frisch gedruckte Bare gleich direkt schicken.
Das Problem ist nämlich: Alle Kredite/Schulden erscheinen letztlich in irgendeiner Form als Geldmenge. Beispiel: Ich gebe meiner Bank zum Anlegen 1 Mio und die kauft dafür Staatspapiere und nimmt sie ins Nostro. Ich habe eine Forderung (time deposit) von 1 Mio. und die erscheint in M2 oder so (je nach Fristigkeit).
Und wenn die Bank die Staatsanleihe via Tender an die NB weiter reicht und diese sie lombardiert, erscheint sie noch ein Mal, als ZB-Geld, also als Teil von M1.
In M2 steckt meine Forderung (Deposit) und in M1 steckt die gleiche Forderung noch ein Mal (von der ZB lombardiert). Die Bank dazwischen spielt keine Rolle, denn die hat ja 1 Mio. Schulden und 1 Mio. Forderung.
Deshalb haut das ja mit dem"Nettogeld" M1 ("Bar") nicht hin. Unsere ganzen GM-Betrachtungen sind für die Katz. 1 Mio. Banknoten sind deutlich sichtbar unterwegs, jeder kann die Noten in der Tasche fühlen. 1 Mio. (meine Forderung gegen die Bank) erscheint auch deutlich sichtbar auf meinem Kontoauszug. Wie können aus 1 Mio. 2 Mio. werden? In der GM erscheinen zweifelsfrei 2 Mio.!
You can't eat the cake and keep it.
>Das ist, Dottore, meine Idealvorstellung des Prozesses, der nun in Japan eingeläutet wird.
Wir werden sehen, ob es funktioniert.
>Jetzt zwei Fragen:
>1) Ist der geschilderte Prozeß plausibel? [Bitte ergänzen oder modifizieren]
Dadurch dass die ZB die faulen Kredite der GBken übernimmt, verändert sich an der GM nichts. Denn in der GM sind diese faulen Kredite voll enthalten und zwar als Gegenbuchung zu den Bankforderungen (uneinbringlich), nämlich als Depositen des Publikums.
Der Prozess erscheint selbstverständlich plausibel, hilft aber bei der GM-Problematik nicht weiter. Wie sollte die GM jetzt steigen? Zumal sich ja jetzt meine Forderung direkt gegen die NB richtet? Meine Forderung bei der Bank ist verschwunden und was hat die ZB? Eine Schuld gegen mich und eine Forderung gegen den Staat. Wie wärs, wenn sich bei dieser Operation die GM bezogen zuerst auf die 2 Mio. jetzt auf ein Mal wieder auf 1 Mio. stellt?
Bisher stieg die GM durch den via Zins erfolgten Zuwachs der Depositen. Die Zinsen mussten wiederum refinanziert werden - durch weitere Verschuldungen (oder die Depositen wurden aufgelöst, in Bargeld verwandelt und zu Konsum (= als endgültig akzeptierte Leistung) verwendet, was die Schulden bzw. geschuldeten Zinsen entsprechend senkt, und das Bargeld wieder zurück in die ZB schickt, wo es verschwindet, wie oft genug geschildert).
Da die Depositen jetzt aber bei der ZB liegen (dort"deponiert" sind), kann die ZB die Zinsen letztlich nur durch frisch gedrucktes Geld"bezahlen".
ACHTUNG: Eine ZB refinanziert sich nicht! Eine Geschäftsbank muss die bei ihr abgeforderten Zinsen laufend refinanzieren, aber eine Notenbank kann das gar nicht. Es sei denn, sie würde Anleihen, Pfandbriefe, Sparbücher usw. ausgeben.
>2) Wo in diesem idealen Prozeß (wenn er unter Mitwirkung möglichst vieler Boardteilnehmer gefunden und formuliert wurde) können"Störungen" auftreten?
Du kannst selbstverständlich alle Banken auf die Notenbank fusionieren. Aber dann muss sich die NB selbst immer wieder refinanzieren (zumindest in Höhe der Zinsen, der auf die bei ihr deponierten Summen fällig werden) oder sie erledigt das ganze mit frisch gedrucktem Geld.
Das kann selbstverständlich ohne jegliche"Störungen" ablaufen, aber der Unterschied zwischen GBken und ZB liegt ja gerade im unterschiedlichen Konkursrisiko. Da die ZB kein solches zu haben scheint (solange ihre Noten vom Publikum akzeptiert werden), kommt es über kurz oder lang unweigerlich zur Kurzschließung der Depositen plus Zins mit der Banknotendruckerei.
>Welche"Störungen" sind historisch bekannt?
Wenn wir die bekannten Hyperinflationen nehmen: keine! Jedenfalls nicht, solange die Inflation vorangetrieben werden konnte. Das Ganze läuft also auf die Frage hinaus: Wie lange kann ich eine Inflation, die sich bei dem Modell GBken = ZB automatisch ergeben muss, durchziehen, bis das Publikum die Annahme der Noten der ZB verweigert (sog."Repudiation").
Dies ließ sich in der Antike z.B. viel länger durchziehen (ab Gordianus) bis dann das Preisedikt des Diokletian erschien, was aber nichts brachte, logisch, um sich dann weiter fortzusetzen. Der Trick damals: Die umlaufenden, immer wertloser werdenden Münzen (sog."Folles" zum Schluss) mussten vom Publikum angenommen werden, da auf Nichtannahme die Todesstrafe stand (wg."laesa majestas" - Beleidigung des auf den Münzen geprägten Herrschers).
Heute lassen sich Hyperinflationen nicht mehr so lange strecken. Ich wüßte nicht wie. Aber vielleicht geht es ja im Weltmassstab auch ziemlich lange (bei Einzelvolkswirtschaften definitiv nicht, da zu Ersatzwährungen - kommend aus anderen Ländern - gegriffen würde).
Eine weltweite Hyperinflation würde jedoch, sobald sie deutlich sichtbar würde, in allen Ländern, zu unvorstellbaren realwirtschaftlichen Verwerfungen führen, Gläubiger, Rentner, Sparer - alle permanent enteignet, usw. Aber vielleicht ist es diesmal anders?
>Wie kann man ihnen entgegenwirken?
Da der Prozess störungsfrei ablaufen kann (wie jede Inflation bekanntlich nicht nur störungsfrei beginnt, sondern zumeist mehrheitlich begrüßt wird -"endlich wieder Geld!" - und dann sich störungsfrei fortsetzen kann - die Störungen kommen ja erst, wenn die Inflation abgebrochen wird oder wenn die Währung in der Hyperinflation ausläuft), muss dem nicht entgegen gewirkt werden.
Entweder man löst das Problem mit den Uneinbringlichkeiten ("faule Kredite") sofort - eben durch Crashs und Pleiten - oder man lässt sie mit Ende der Hyperinflation (Repudiation) wertlos auslaufen.
Dann haben sehr viele Menschen ein Leben lang umsonst gearbeitet. Und noch Mal Japan: Die Bevölkerung ist überaltert, Klartext: Die Rentner sitzen fest im Sattel. Wer wird 50 (oder so) Mio. Japaner ins Nichts schicken können, indem ihre gesamten Ersparnisse, Renten- und Pensionsansprüche per Inflation verdampfen?
Wie das funktionieren soll, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Das soll aber nichts heißen. Nehmen wir also Deine Lösung (Umbuchen in die BoJ) und warten wir ab, wie's dann weiter geht.
Quidquis agis, prudenter agas, et respice finem!
Gruß
d.
>Iam labor in fine erit
>(frei nach Ovid)
>Gruß
>El Sheik
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|
André
10.04.2001, 19:20
@ dottore
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Re: @ d. Krugman & Japan zum Dritten - SEHR WICHTIG! Defla-Infla usw. |
<<<<<<<<<<<<<<
Lieber dottore,
die Frage sei gestattet, ob die additive Lawine der Ereignisse auch etwas verkürzt ablaufen könnte, wie folgt:
1. Kapitalvernichtung auf dem Aktiensektor (mit realwirtschaftl. Folgen)
2. Deflatorische Kontraktions-Prozesse beginnen
3. Stagflation (Inflation nur partiell, z.B. Nahrungsmitteln,öffentl.Leistungen)
4. Kapitalvernichtung auch am Rentenmarkt (immer mehr Junk-Bonds)
5. Depression trotz wachsender staatlicher Defizit-Spending-Programme
6. Extremer Rückgang der Steuereinnahmen und extreme Staatsdefizite
7. Währungsschnitt (d.h.= Staatsbankrott)
Es wäre hier die Hyperinflation ausgespart. Die Hyperinflation ist zwar i.d.R. der für Politiker bequemere Weg, aber wäre ein Währungsschitt, d.h. z.B. Reduktion aller Geldwerte und Schulden auf 30% nicht unmittelbar möglich, falls dazu der politische Wille bestünde?
(Dann müssen auch die Notenbanker (Krugman-Problem) nicht allzusehr umdenken und die Notenbank-Gesetze bzw. Richtlinien müssten nicht geändert werden.)
Eine Neue politisch/wirtschaftliche Vision muß her.
Klare derartige Formen aus der Geschichte wollen mir nicht einfallen, etwas verquer vielleicht zuletzt der DDR-Mark-Schuldenerlaß.
A.
<<<<<<<<<<<<<<<
>"All of which leads us to the need for unconventional policy approaches, and in particular for radical monetary policies of some
>kind.
>*** Unconventional = Hubschraubergeld.
>As a temporary measure, monetary policy could be effective even in a liquidity trap if the central bank were to undertake
>open-market operations in assets other than short-term government debt.
>*** Aha, also nicht nur immer die blöden Staatstitel ankaufen! Das hat sich inzwischen auch zu Greenspan rumgesprochen.
>By increasing the demand for, say, long-term Japanese
>government bonds the Bank of Japan could surely have a positive impact on the economy even now. But while such measures
>would probably have a substantial short-run impact, they would only be effective in the longer term if the central bank were actually
>to acquire a substantial share of the relevant assets outstanding - which would raise some uncomfortable questions about the nature
>of the central bank's role.
>Aaaaha! Die Notenbank(en) sollen also letztlich alles aufkaufen, was sich draußen als Schuldtitel ("assets") noch bewegt. Kennen wir in Europa ex tier-2 der EZB schon allerbestens.
>The obvious answer to sustained deflationary pressures, then, is the now-notorious proposal for"managed inflation": since deflation
>is the result of an economy"trying" to get the expected inflation it needs, to avoid deflation one must provide that expected inflation
>by credibly promising that future price levels will be sufficiently high compared with the present.
>*** Auf diese glaubwürdige Versprechen warten 120 Mio. Japaner seit mehr als einem Jahrzehnt! Aber vielleicht klappt's ja bald - dann Abflug in die Hyperinflation; denn die"relevant assets outstanding" können ja nicht wieder an den Markt zurückgegeben werden (was die GM sofort wieder vermindern würde). Und da die Assets verzinslich unterwegs sind, müssen die ZBs dann also auch die Zinsen gleich selber drucken und ans Publikum mit fresh helicopter money auszahlen. Denn die Zinsen an sich selbst bezahlen (NB druckt neues Geld, um es sich selbst zurückzugeben - wie lustig!) macht ja keinen Sinn.
>And this is where I get nervous.
>*** Kann ich gut verstehen. Der Wertpapierbestand des MIT hat sich vermutlich schon kräftig gesenkt und wovon will er in 5 Jahren bezahlt werden?
>This nervousness is not because the idea of fighting deflation by promising inflation is crazy: it is in
>fact a straightforward conclusion from quite standard models. Indeed, once one admits that deflationary pressures come from the
>persistence of a savings-investment gap even at a zero interest rate, it is hard to see how this conclusion can be avoided. But the
>idea sounds crazy, and that is a problem. How can we get finance ministers and central bankers, who have spent their whole
>careers preaching the evils of inflation and the virtues of price stability, to accept the idea that price stability may not be an available
>option?
>*** Nöö, Hyperinflation produzieren ist viel besser und einfacher. Das werden Finanzminister und Central Banker schon noch kapieren, nicht nur Du!
>For if deflationary forces are as powerful as they are in Japan - and may soon be in the rest of the world, if The Economist is right
>- there is no middle ground. Either policy gives the economy the inflation expectations it needs, or the economy will try to get that
>inflation via grinding deflation
>*** Genau wie's kommen wird.
>- a proposition that sounds paradoxical but is actually a matter of simple economic logic. Attempts to
>find a halfway house - to aim merely for stable prices rather than sufficiently high inflation - will be doomed to failure.
>In short, if you really believe that deflation is now a global threat, you should also believe that only policies that lie outside the realm
>of what is conventionally regarded as responsible will contain that threat. And because unconventional thinking is not what one
>expects (or, in normal times, wants) from finance ministers and central bankers, there is now a real risk that deflation will indeed
>become a global scourge.
>*** Jawoll, lieber Paul Krugman, und wir hier im klitzekleinen EW-Board wissen es genau so gut wie Du, der mega-riesenschlaue Ã-konomie-Professor am MIT!
>Gruß
>d.
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