Aldibroker
17.04.2001, 20:54 |
@Jükü, Dottore und andere Profis bitte Eure Stellungnahme Thread gesperrt |
Als Reaktion auf Rebell´s Posting hier meine (vorschnelle?) Sichtweise:
Wirkungen der expansiven Geldpolitik der US-Notenbank
Faber-Freund
1. Geldmenge erhöht und Zinsen gesenkt = steigende Nachfrage + Konsumgüterpreise
2. Börsenwerte gesunken = Vermögensdeflation
3. Höhere Arbeitslosenquote = sinkende Realeinkommen
4. Wirkung 18 Monate = - 2 bis 4% BSP = Rezession
5. Rezession = sinkender Dollar
6. Sinkender Dollar = steigende Einfuhrpreise
7. Steigende Importpreise = steigende Inflation
Marc Faber:
1 bis 4 identisch
5. Rezession = steigender Dollar, weil andere VWL´s größere Probleme haben
6. Steigender Dollar = sinkende Einfuhrpreise (Ausnahme Rohstoffe zu billig gg. Finanzwerten)
7. Größere Geldmenge = keine neue NASDAQ-Blase, aber höhere Rohstoffpreise
8. Höhere Rohstoffpreise = höhere Preise für landwirtschaftliche Produkte und Gold
Ich habe mir die Kausalketten mal sortiert. Nach der klassischen VWL ist es plausibel, das zusätzliche Geldmengen und sinkende Zinsen die Konsumentenpreise steigen lassen können. Die Trivialkausalität bedingt aber weiterer Randannahmen, wie z.B. den ausgelösten Nachfrageimpuls, der dann aber nicht rezessiv, sondern nachfragesteigernd wirkt. Würde das zusätzliche Geld nur gehortet oder zur Schuldentilgung verwendet, hätte es unter dieser Randbedingung eher die rezessive, dann aber auch weniger inflatorische Wirkung. Die Konsumtempel müßten dann werbliche, preisliche etc. Kaufanreize schaffen, um den Wirtschaftsteilnehmern die Konsum- und Zukunftsängste zu nehmen. Es wird also immer abgewogen, wenn ich meinen Arbeitsplatz verlieren könnte und morgen weniger zur Verfügung habe, sollte ich dann jetzt nicht lieber sparen oder wenn alles teurer wird, sollte ich mir das jetzt lieber schon kaufen. Es hängt sehr von der Konsumentengruppe und den individuellen Präferenzen ab, wie gehandelt wird. Der Ängstliche wird seiner größten Angst folgen (jetzt bloß noch schnell was kaufen/sparen), der leicht Überschuldete muß sich zwangsläufig stärker zurückhalten, der Aktionär als Trader zockt hemmungslos weiter short oder long, der konservative Anleger wird zufrieden sagen, gut das ich nie Aktien gekauft habe und wenn die Rezession kommt, kann ich noch weitere 20% Preisnachlaß bei meinem Autohändler rauspressen, der den Hof voller Autos hat. Der Aktionär als Anleger wird umschichten und erstmal Vermögen konsolidieren wollen...
Es kann alles so vielschichtig passieren. Entscheiden tun wir immer selbst über unsere Wirtschaft. Denken wir positiv, geht es aufwärts, wollen wir die Krise, können wir sie denken, herbeireden, villeicht sogar auf den Zusammenbruch des Kapitalismus hoffen... Der Mensch ist frei
Noch ein paar Worte zu den anderen Kausalitäten. Ob eine höhere Arbeitslosigkeit tatsächlich zu einer höheren Verschuldung oder zu einer nachlassenden Konsumneigung führt, hängt von der Dauer und dem Personenkreis ab. Wird ein Börsenmakler arbeitlos, wird er wohl erstmal auf den teuren Schlitten verzichten, der geringverdienende Hilfsarbeiter könnte vom sozialen Netz aufgefangen werden oder sich bis über die Ohren selbst verschulden, um nur das tägliche Brot und die Miete aufzubringen. Ich weiß das steht alles nicht immer so in den Lehrbüchern und die Anhänger der jeweiligen Denkströmungen kennen immer nur ihre Argumentationskette. In Wirklichkeit ist alles viel komplexer, als das man hier z.B. behauptet. Für mich gilt inzwischen die Tauschtheorie genauso wie das Gegenteil. Man sucht sich nur die jeweiligen zutreffenden Beispiele. In der modernen Spekulationsgesellschaft gibt es eben neben Waren-/Geldkontrakten auch Geld-/Geldkontrakte.
Was der Faber aber selbst zu den Rohstoffpreisen sagt ist für mich überhaupt noch nicht logisch nachvollziehbar. Nur weil sie historisch tief zu Finanzwerten stehen sollen sie steigen, ist mir zu schwach, genauso die Folgerung auf Gold und landwirtschaftliche Produkte. Ã-l und Gas gehören zusammen, ja da sehe ich direkte Abhängigkeiten, aber wenn z.B. die Rezession weltweit kommt, könnten sich die Erdölförderländer wieder in die Haare bekommen, wer nun noch was fördern darf. Die Länder, die wegen sonstiger wirtschaftlicher Schwäche dringend Devisen brauchen, werden vielleicht auch die Preisabsprachen unterlaufen... Ich glaube in einer Rezession geht von der Rohstoffseite eher Preisberuhigung aus.
Der Dollar wird als sicherer Hafen bei internationalen Krisen wohl immer noch bevorzugt, so daß selbst bei nachlassender wirtschaftlicher Dynamik im internationalen Vergleich nicht sofort der klassisch erwartete Verfall einsetzen muß. Ist aber erst einmal erkannt, wie wachsweich die amerikanische Wirtschaft werden könnte, geht auch das Vertrauen in diese Währung aus. Der Euro ist noch zu neu und bekommt eher Anfangsskepsis als Vorschußlorbeeren und beim Yen wird es auch kein großen Optimismus geben., könnte sich aber nach der Einführung und bei relativ besseren Wirtschaftsdaten als Dollarersatz etablieren, zumal die Ami´s auch politisch z.Z. keine kluge Figur machen. Die Russen, Japaner werden dann immer das kleinere „Übel“ wählen. Das ist alles logisch, aber auch andere logische Ketten sind möglich. Denkt Euch kaputt oder heil, die komplexe Wirtschaft gibt alles her.
<center>
<HR>
</center> |
Aldibroker
17.04.2001, 22:33
@ Aldibroker
|
Experten wo seit Ihr, helft mir meinen Horizont zu erweitern, ist das schlüssig? |
>Wirkungen der expansiven Geldpolitik der US-Notenbank >
>Faber-Freund
>1. Geldmenge erhöht und Zinsen gesenkt = steigende Nachfrage + Konsumgüterpreise
>2. Börsenwerte gesunken = Vermögensdeflation
>3. Höhere Arbeitslosenquote = sinkende Realeinkommen
>4. Wirkung 18 Monate = - 2 bis 4% BSP = Rezession
>5. Rezession = sinkender Dollar
>6. Sinkender Dollar = steigende Einfuhrpreise
>7. Steigende Importpreise = steigende Inflation
>Marc Faber:
>1 bis 4 identisch
>5. Rezession = steigender Dollar, weil andere VWL´s größere Probleme haben
>6. Steigender Dollar = sinkende Einfuhrpreise (Ausnahme Rohstoffe zu billig gg. Finanzwerten)
>7. Größere Geldmenge = keine neue NASDAQ-Blase, aber höhere Rohstoffpreise
>8. Höhere Rohstoffpreise = höhere Preise für landwirtschaftliche Produkte und Gold
>Ich habe mir die Kausalketten mal sortiert. Nach der klassischen VWL ist es plausibel, das zusätzliche Geldmengen und sinkende Zinsen die Konsumentenpreise steigen lassen können. Die Trivialkausalität bedingt aber weiterer Randannahmen, wie z.B. den ausgelösten Nachfrageimpuls, der dann aber nicht rezessiv, sondern nachfragesteigernd wirkt. Würde das zusätzliche Geld nur gehortet oder zur Schuldentilgung verwendet, hätte es unter dieser Randbedingung eher die rezessive, dann aber auch weniger inflatorische Wirkung. Die Konsumtempel müßten dann werbliche, preisliche etc. Kaufanreize schaffen, um den Wirtschaftsteilnehmern die Konsum- und Zukunftsängste zu nehmen. Es wird also immer abgewogen, wenn ich meinen Arbeitsplatz verlieren könnte und morgen weniger zur Verfügung habe, sollte ich dann jetzt nicht lieber sparen oder wenn alles teurer wird, sollte ich mir das jetzt lieber schon kaufen. Es hängt sehr von der Konsumentengruppe und den individuellen Präferenzen ab, wie gehandelt wird. Der Ängstliche wird seiner größten Angst folgen (jetzt bloß noch schnell was kaufen/sparen), der leicht Überschuldete muß sich zwangsläufig stärker zurückhalten, der Aktionär als Trader zockt hemmungslos weiter short oder long, der konservative Anleger wird zufrieden sagen, gut das ich nie Aktien gekauft habe und wenn die Rezession kommt, kann ich noch weitere 20% Preisnachlaß bei meinem Autohändler rauspressen, der den Hof voller Autos hat. Der Aktionär als Anleger wird umschichten und erstmal Vermögen konsolidieren wollen...
>Es kann alles so vielschichtig passieren. Entscheiden tun wir immer selbst über unsere Wirtschaft. Denken wir positiv, geht es aufwärts, wollen wir die Krise, können wir sie denken, herbeireden, villeicht sogar auf den Zusammenbruch des Kapitalismus hoffen... Der Mensch ist frei
>Noch ein paar Worte zu den anderen Kausalitäten. Ob eine höhere Arbeitslosigkeit tatsächlich zu einer höheren Verschuldung oder zu einer nachlassenden Konsumneigung führt, hängt von der Dauer und dem Personenkreis ab. Wird ein Börsenmakler arbeitlos, wird er wohl erstmal auf den teuren Schlitten verzichten, der geringverdienende Hilfsarbeiter könnte vom sozialen Netz aufgefangen werden oder sich bis über die Ohren selbst verschulden, um nur das tägliche Brot und die Miete aufzubringen. Ich weiß das steht alles nicht immer so in den Lehrbüchern und die Anhänger der jeweiligen Denkströmungen kennen immer nur ihre Argumentationskette. In Wirklichkeit ist alles viel komplexer, als das man hier z.B. behauptet. Für mich gilt inzwischen die Tauschtheorie genauso wie das Gegenteil. Man sucht sich nur die jeweiligen zutreffenden Beispiele. In der modernen Spekulationsgesellschaft gibt es eben neben Waren-/Geldkontrakten auch Geld-/Geldkontrakte.
>Was der Faber aber selbst zu den Rohstoffpreisen sagt ist für mich überhaupt noch nicht logisch nachvollziehbar. Nur weil sie historisch tief zu Finanzwerten stehen sollen sie steigen, ist mir zu schwach, genauso die Folgerung auf Gold und landwirtschaftliche Produkte. Ã-l und Gas gehören zusammen, ja da sehe ich direkte Abhängigkeiten, aber wenn z.B. die Rezession weltweit kommt, könnten sich die Erdölförderländer wieder in die Haare bekommen, wer nun noch was fördern darf. Die Länder, die wegen sonstiger wirtschaftlicher Schwäche dringend Devisen brauchen, werden vielleicht auch die Preisabsprachen unterlaufen... Ich glaube in einer Rezession geht von der Rohstoffseite eher Preisberuhigung aus.
>Der Dollar wird als sicherer Hafen bei internationalen Krisen wohl immer noch bevorzugt, so daß selbst bei nachlassender wirtschaftlicher Dynamik im internationalen Vergleich nicht sofort der klassisch erwartete Verfall einsetzen muß. Ist aber erst einmal erkannt, wie wachsweich die amerikanische Wirtschaft werden könnte, geht auch das Vertrauen in diese Währung aus. Der Euro ist noch zu neu und bekommt eher Anfangsskepsis als Vorschußlorbeeren und beim Yen wird es auch kein großen Optimismus geben., könnte sich aber nach der Einführung und bei relativ besseren Wirtschaftsdaten als Dollarersatz etablieren, zumal die Ami´s auch politisch z.Z. keine kluge Figur machen. Die Russen, Japaner werden dann immer das kleinere „Übel“ wählen. Das ist alles logisch, aber auch andere logische Ketten sind möglich. Denkt Euch kaputt oder heil, die komplexe Wirtschaft gibt alles her.
<center>
<HR>
</center> |