Hattingen, den 22. April 2001
Das Welt-Finanzsystem - ein Liegestuhl auf der Titanic?
Die „Schutzmittel“ für Sicherheit und Ordnung versagen in vielen Regionen und die Schutzmittel gegen die Seuche „deckungsloser Gelder“ sind aufgebraucht.
Der Kredit als Grundlage der Staatsfinanzen und die Moral als Grundlage des Kredits!
Das geht schief, weil der Zinseszins keine Moral hat. Weil nirgendwo eine monetäre Bindungsgrenze besteht, stehen mehr Ansprüche offen, als es reale Sachen gibt.
In Amerika gibt es nur noch 2 Möglichkeiten: Kriegshandlungen oder Währungsreform bzw. ein neues Bretton Woods.
Durch die Zinsknechtschaft (exponentialer Zinseszinseffekt beginnt erst richtig nach ca. 30 Jahren) - bedingt durch die Staatsverschuldung - sind auch die westlichen Staaten existenziell bedroht. Der Kredit in seiner maßlosen Expansionstendenz ist Verbündeter des Irrationalen und Verursacher jeder monetären Krise. Als Kapazitäts- und Machtmultiplikator besitzt der Kredit eine unwiderstehliche Dynamik, die zunächst in der Expansion positive Wohlstandsmehrungseffekte produziert, plötzlich aber ins Negative kollabiert und zerstörerisch wirkt, wenn die Konsumsättigung der Märkte erreicht ist und die Kontraktion beginnt. Die Kreditkapazitäten sind dann monetär nicht mehr bedienbar, es fehlen die Mittel, so wird gnadenlos die Ursubstanz zusammengeschlagen.
Im März 2001 zu beobachten in der Türkei, und Japan und im April 2001 in Argentinien, aber auch in Amerika.
Fakten: Die reale Welt der Substanz hat sich monetär durch die Antiwelt der Kredite ganz
einfach aufgelöst.
Es wird jedenfalls schwere Verwerfungen an den Finanzmärkten geben.
Nemax 1400 - Dax 3950 - Dow Jones 4850: Utopisch?
Kapital wird in den nächsten Monaten in gigantischem Ausmaß vernichtet.
Durch eine aggressive Liquiditätsflutung wird wahrscheinlich versucht, noch einmal die Wirtschaft und das Finanzsystem vor dem Kollaps zu retten; aber dann wird das Vertrauen schwinden, Produktion, Arbeitsplätze und Realeinkommen rauschen in die Tiefe - alles wie gehabt.
Juglar, Kondratjef, Elliott, Fibonaci lassen grüßen!
Leichen im Keller oder in Bilanzen sind kein Problem, man darf sie nur nicht ignorieren.
Der 30. März jedenfalls ist Japans Schicksalstag (Bilanzstichtag). Japanische Gastarbeiter (Dollarguthaben ca. 1,5 - 2 Bio Dollar) dürfen nicht mehr in ihre Heimat, das System lässt es nicht mehr zu. Die amerikanischen Armeen (vagabundierende Dollars) dürfen ebenfalls nicht mehr in die Heimat zurück.
Wehe, wenn die Dollar-Massen in Aufruhr geraten. Viele Staaten werden sich gegen die Knechtschaft des Dollar erheben (da sie nach einer Anbindung nicht mehr abwerten können). Es gibt nur noch die Entscheidung zwischen Pest und Cholera.
Seit ca. 1967 befasse ich mich nebenberuflich mit dem Dreiecksverhältnis Familie-Gesellschaft-Staat-Freiheit. Grundlage waren die Gedanken Abraham Lincolns und der legendären Ann Rand. Erst ca. 1980 bekam ich das Statement von Alan Greenspan 1966: „Freiheit und Gold sind unzertrennlich“ in die Hand.
Greenspan wird als der genialste Notenbankpräsident in die Geschichte eingehen (Hjalmar Schacht war ein Waisenknabe dagegen), aber sein Handeln und Denken hat nichts mehr mit seinen Ausführungen von 1966, A. Lincoln und A. Rand zu tun.
Bis 1998 hat mich dieser Notenbankpräsident fasziniert, dann bekam ich Hintergrundwissen über die GATA und andere in die Hand. A. Greenspan hat die amerikanische Idee: „Freiheit und Demokratie“ ignoriert und verraten. Er hat die Güterwelt mit Geld überrollt, die Grenzen der Ordnung zerschlagen.
Nur der Gold-Bindungs-Mechanismus ersetzt Ordnung und die Grenzen in der Geldwelt - makroökonomisch. Nur er garantiert Ehrlichkeit und Stabilität über die Zeit. Ohne Gold-Bindungs-Mechanismus gibt es keine Freiheit auf Dauer und Verantwortung, echten Wohlstand, gerechten Frieden in uns und mit uns, durch Geist, Seele, Ehrfurcht und Wissen. Die Erfahrung lehrt, dass kein Staat und keine Bank jemals die unbeschränkte Möglichkeit der Papiergeldausgabe besaß, ohne sie zu missbrauchen.
Das schrieb David Ricardo im letzten Jahrhundert und daran hat sich nichts geändert.
A. Greenspan hat das Ende der Fahnenstange erreicht, er wird innerhalb von 90 Tagen überstimmt werden (7 v. 12) und dann auch zurücktreten.
Die Frage, die sich stellt, warum hat Alan Greenspan die Welt und das Finanzsystem verraten?
Der Dollar wurde schon einmal 40:1 abgewertet, also 100:2,5. In Deutschland 100: 6,5 1948 - nichts anderes steht uns jetzt bevor. Wie 1931 die Dannat-Bank, wo fällt der 1. Dominostein?
Alan Greenspan hat seinen Meister gefunden (ein Jeder trifft einmal auf einen Besseren), den „Zins“, der wie der verruchte Besen des Zauberlehrlings immer neue Geldmassen herbeizaubert. Jetzt ersäuft die ganze Welt in Geld (siehe Japan: 0-Zinsen). Durch die Spekulationsexzesse wird jetzt das Gleichgewicht des Finanzsystems sukzessive ruiniert.
Es hatte einmal eine dienende Funktion: 90% reale Wirtschaft - 10% Finanzen, jetzt ist es genau umgekehrt. Ursache sind die Staatsschulden (Januskopf-Effekt), die diese Guthaben geschaffen haben, für die es jetzt bei der Größenordnung und dem Zeitablauf keine Deckung mehr gibt.
Nur noch 6-10% dürfen für ihre Guthaben ein Gut haben.
Das System regiert jetzt gnadenlos über die Akteure und noch viel schlimmer, es regieren nicht mehr die gewählten Politiker, formaljuristisch sowieso nicht.
Außerdem gibt es keine Deiche mehr gegen außer Kontrolle geratene Dollarfluten.
Eine Krise des Welt-Finanz-Systems ist dann unabwendbar. (Aus meiner Sicht: Mai - Juli 2001)
Durch das exponentielle Wachstum des Kredits (Staatsschulden) wurde die reale Substanz vernichtet.
Der Tod kommt schleichend, bis er sie auf einen Schlag alle erfasst und vernichtet.
2001: Japan, Türkei, Argentinien und viele andere mehr. Geld-Kredit-Katastrophen entlarven blitzartig die Wahnwelt des Menschen, den Missbrauch dieses Prinzips bei unendlichem Leid. Dadurch wird auch die Anarchie von ihren Fesseln befreit. (siehe franz. Revolution)
Noch ist die 3. Seuche nicht so bekannt: nach BSE und MKS nun ZKV (Zins-Knechtschaft-Virus).
Dieses Phantom ist längst in den Berliner Reichstag eingezogen und erdrosselt nun den „Haushalt“, „Sparen“ ist gar nicht mehr möglich. Selbst Eichel kann keine einzige DM sparen, da die Staatsschuld um ca. 300 - 350 Mrd DM per anno steigt. In der Geschichte der BRD hat nur F.J. Strauß 1967 1,2 Mrd DM getilgt. Im Herbst 2001 gibt es außerdem schwarze Löcher von ca. 100 Mrd DM.
Die Welt-Wertrelation zwischen Güter- und Geldwelt ist jedenfalls extrem geldlastig.
Gold ist die materielle Manifestation moralisch-geistiger Leistung, nur: man darf die Bürger nicht so betrügen. Oder etwas anders formuliert: Aus anderer Leuts Leder (Papiergeld) lassen sich sehr gut und besser R I E M E N schneiden.
Das Raubtier Mensch hat sich eigennützig, unersättlich aus Gier mit der berauschenden Antiwelt der Kredite verbündet und wird jetzt durch permanente Aufschuldung und die Zinses-Zins-Dynamik im Ruin der Währungen kontraktiv-zyklisch vernichtet. Währungen ohne den Gold-Anker währen eben nicht.
Der Verlust der Währungen ist der Verlust der Werte und der Triumpf des IRRATIONALEN.
Ich denke gern an „Ochsenfurt“ und grüße alle Teilnehmer des Forums.
Euer
The Raven
<center>
<HR>
</center> |
Hallo Raven,
Mit der"Titanic" liegst du meiner Ansicht nach richtig.
Aber du bist mir doch ein bisserl zu pessimistisch, der Kredit und der Zinseszins lassen sich durchaus durch einen Goldstandard mit hohen Mindestreserveverpflichtungen bändigen.
Dadurch
a) weiß man was Geld ist. Das ist heute nicht der Fall, da wir nur Kreditgeld haben ("Geld" = Schulden), aber kein Warengeld.
b) wird der Aufschuldungsprozeß beizeiten unterbrochen -> kurze Inflationsphasen und daher kurze und relativ milde Rezessionen.
c) müssen die Fehlinvestitionen immer wieder abgeschrieben und faule Kredite ausgebucht werden, was verkraftbar ist, da die Abschreibungsbedarf klein im Vergleich zur Gesamtwirschaft bleibt.
Wir werden zwar um das Bezahlen der Zeche nicht herumkommen, aber es besteht durchaus Hoffnung.
Gruß
Diogenes
<center>
<HR>
</center> |