Rumpelstilzchen
24.04.2001, 20:00 |
Don´t cry for me, Argentina Thread gesperrt |
Mein armes Argentien!
Die für diese Woche angesetzte Staatsanleihenauktion musste abgesagt werden. Keiner will die Papierchen haben, so ein Pech.
Dafür fallen die alten Anleihen hübsch weiter. Die Rendite der alten Bonds lag heute bei 22.1 %.
Das Zeug geht halt weg wie steinharte Semmeln.
Damit dürfte Argentinien der Türkei den Platz für den besten Pleitekandidaten nachhaltig streitig machen.
Jetzt muss wohl IWF&Co doch mehr nachschießen als geplant.
Dabbelju hat auch schon Hilfe angekündigt.
24 MRD Dollar müssen dieses Jahr noch her, sonst gibt es kein nächstes.
Fazit: Argentinien ist ebenso wie die Türkei schon lange pleite. Während Privatleute wegen Konkursverschleppung im Knast landen können, scheint auf Staatenebene das Gegenteil zu gelten.
Grüße
R.
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Josef
24.04.2001, 20:31
@ Rumpelstilzchen
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Argentinien, Tuerkei: Haben diese Pleiten denn keine Auswirkungen auf das |
Weltfinanzsystem? Welche koennten das sein?
Leben wir auf einem Vulkan und keiner guckt hin?
Vor einiger Zeit wurde hier viel von Triggern geschrieben. Gibt es die denn
nicht mehr? Was sagen denn die Experten hier, insbesonders dottore?
MfG
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dottore
24.04.2001, 21:31
@ Rumpelstilzchen
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Re: Lass' sie, Rumpel, es werden bald mehr (siehe 1982 ff., aber viiiel härter) (owT) |
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dottore
24.04.2001, 21:46
@ Josef
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Re: No Trigger-Checking any more possible, sorry... |
>Weltfinanzsystem? Welche koennten das sein?
>Leben wir auf einem Vulkan und keiner guckt hin?
>Vor einiger Zeit wurde hier viel von Triggern geschrieben. Gibt es die denn
>nicht mehr? Was sagen denn die Experten hier, insbesonders dottore?
>MfG
Extrem gute Frage, Josef,
ich weiß es - ehrlich gesagt - nicht. Die letzte vergleichbare Situation war, wie eben zu Jan gesagt, 1982. Damals wurde a) prolongiert und b) monetarisiert und c) übrigens auch der Trick gebracht, die Anleihen abkippen zu lassen (Bolivia!), um sie dann zu Bruchteilen zurückzukaufen und damit zu tilgen.
Inzwischen aber ist alles aus den Fugen. Ob jemand (jemand Großes!) noch Geld braucht oder nicht, spielt längst keine Rolle mehr.
Hatte heute ein Talk mit einem sehr kompetenten und klugen LZB-Chef (solche gibt's auch). Der sagt: Wir werden weder national noch international jemals eine größere Pleite im Finanzbereich zulassen.
Denn dazu ist der Bereich inzwischen viel zu groß.
Über solche Einstellungen (wirtschaftliche Folgen, siehe JüKüs brillanten Hinweis auf die massive Disallokation von Ressourcen durch den Manie-Exzess der letzten Jahre,"Moral" des Finanzsektors, alias"moral hazard", das erneute Upgrading des fiktiv-finanziellen gegenüber dem Real-Bereich, sprich Wall Street vs. Main Street, usw.) müssen wir nicht ernsthaft reden.
Aber wenn es keinerlei traditionellen Wegweiser mehr gibt:"We're in uncharted territory". Deshalb kann jede Eiskugel, die auf dem Wasser schwimmt der Trigger sein.
Was aber unbedingt stimmt: Solche Vorgänge wie ARG und TUR schwächen den Patienten mehr und mehr. Und wer schon Mal Sterbende beobachten musste, weiß, dass es dann"ganz plötzlich" gehen kann.
Und kein Arzt kann Dir erklären, warum gerade so und dann. Aber der Arzt kommt meist erst post mortem.
Bleibe guten Mutes! Wir allesamt passen schon auf und schauen jeden Tag alles durch, was wir nur durchchecken können.
Gruß
d.
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Josef
24.04.2001, 21:58
@ dottore
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@dottore: Danke fuer die Antwort. |
>>Weltfinanzsystem? Welche koennten das sein?
>>Leben wir auf einem Vulkan und keiner guckt hin?
>>Vor einiger Zeit wurde hier viel von Triggern geschrieben. Gibt es die denn
>>nicht mehr? Was sagen denn die Experten hier, insbesonders dottore?
>>MfG
>Extrem gute Frage, Josef,
>ich weiß es - ehrlich gesagt - nicht. Die letzte vergleichbare Situation war, wie eben zu Jan gesagt, 1982. Damals wurde a) prolongiert und b) monetarisiert und c) übrigens auch der Trick gebracht, die Anleihen abkippen zu lassen (Bolivia!), um sie dann zu Bruchteilen zurückzukaufen und damit zu tilgen.
>Inzwischen aber ist alles aus den Fugen. Ob jemand (jemand Großes!) noch Geld braucht oder nicht, spielt längst keine Rolle mehr.
>Hatte heute ein Talk mit einem sehr kompetenten und klugen LZB-Chef (solche gibt's auch). Der sagt: Wir werden weder national noch international jemals eine größere Pleite im Finanzbereich zulassen.
>Denn dazu ist der Bereich inzwischen viel zu groß.
>Über solche Einstellungen (wirtschaftliche Folgen, siehe JüKüs brillanten Hinweis auf die massive Disallokation von Ressourcen durch den Manie-Exzess der letzten Jahre,"Moral" des Finanzsektors, alias"moral hazard", das erneute Upgrading des fiktiv-finanziellen gegenüber dem Real-Bereich, sprich Wall Street vs. Main Street, usw.) müssen wir nicht ernsthaft reden.
>Aber wenn es keinerlei traditionellen Wegweiser mehr gibt:"We're in uncharted territory". Deshalb kann jede Eiskugel, die auf dem Wasser schwimmt der Trigger sein.
>Was aber unbedingt stimmt: Solche Vorgänge wie ARG und TUR schwächen den Patienten mehr und mehr. Und wer schon Mal Sterbende beobachten musste, weiß, dass es dann"ganz plötzlich" gehen kann.
>Und kein Arzt kann Dir erklären, warum gerade so und dann. Aber der Arzt kommt meist erst post mortem.
>Bleibe guten Mutes! Wir allesamt passen schon auf und schauen jeden Tag alles durch, was wir nur durchchecken können.
>Gruß
>d.
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McMike
25.04.2001, 00:06
@ Rumpelstilzchen
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Re: Don´t cry for me, Argentina/ Artikel FAZ |
Die Banken geben Argentinien wieder Geld
Cavallo:"Die Spekulanten werden viel verlieren"
mos. BUENOS AIRES, 24. April. Angesichts der drastischen Kursverluste argentinischer Anleihen hat Argentiniens Wirtschaftsminister Domingo Cavallo erneut versichert, das hochverschuldete Land werde seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen. Der seit 1991 eins zu eins an den Dollar gebundene Peso werde keinesfalls abgewertet. Die geplante Ausweitung der Währungsbindung auf den Euro werde"verfassungsgemäß im Kongreß diskutiert" und solle erst dann greifen, wenn der Euro die Parität zum Dollar erreiche. Von einer"verdeckten Abwertung" könne mithin keine Rede sein, sagte Cavallo.
Die Regierung habe mit einer Gruppe heimischen Banken und Unternehmen am Montag die Zeichnung von zwei variabel verzinslichen Anleihen dreijähriger Laufzeit im Gesamtvolumen von einer Milliarde Dollar vereinbart. Die Anleihen, die zu den gegenwärtigen Marktkonditionen mit 13 bis 14 Prozent verzinst würden, sind Teil eines neuen Finanzierungspakets von 3,5 Milliarden Dollar, das Cavallo vor einigen Wochen mit lokalen Banken vereinbart hatte, um eine Zeitlang nicht an den internationalen Markt treten zu müssen."Der Default steht nicht vor der Tür", kommentierte der Analyst Martin Redrado."Die kurzfristige Situation ist beherrschbar", bestätigte Daniel Artana, Chefökonom der renommierten Forschungsstiftung FIEL. Es seien jedoch zusätzliche Reformmaßnahmen erforderlich, um die Märkte davon zu überzeugen, daß Argentinien auch auf längere Sicht zahlungsfähig bleibe, sagte Artana.
Cavallo werde"den Krieg an den Märkten gewinnen", prophezeite der Volkswirt Rodolfo Santangelo. Cavallo hatte dem ehemaligen Präsidenten Carlos Menem, dem (noch von Menem ernannten) Zentralbankchef Pedro Pou und einer Gruppe von ultra-liberalen Ã-konomen vorgeworfen, die Spekulationen auf eine Zahlungsunfähigkeit des Landes und auf eine Abwertung des Peso anzuheizen, um von eigenen juristischen Problemen abzulenken und ihr Vorhaben einer vollständigen Dollarisierung des Landes durchzusetzen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.04.2001, Nr. 96 / Seite 34
Ganz schön dicke Luft.
Die"Spekulanten" sind wohl eher"Realisten"!
mcmike
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