El Sheik
24.04.2001, 22:11 |
Prinzip des Eigentums bedroht (Süd-Afrika/Pharma/Patente). Thread gesperrt |
Vor einigen Tagen ging durch die Nachrichten die Meldung, daß die großen Pharma-Konzerne darauf verzichten würden, in Süd-Afrika ihre Patent-Rechte einzuklagen. Dadurch, daß die Südafrikaner dort dringend benötigte Medikamente selbst fertigen und ohne Gewinnaufschlag vertreiben, entgehen dem Patent-Inhaber, bzw. Lizenzgeber dessen Royalty-Ansprüche. Das mag zwar human sein, aber es ist vor allem auch ein erster Schritt. Dort beginnt man das Recht, ein Patent exklusiv wirtschaftlich zu verwerten, zu unterhöhlen. Werden auf diesen ersten Schritt weitere folgen? Brechen Dämme? Entsteht neben dem Prinzip des Eigentums, auf dem unsere Wirtschaftsordnung fusst, ein Konkurrenzprinzip des Allgemeinguts?
Ein paar Gedanken angeregt durch Thesen, die hier in diesen Kreisen kreisen.
El Sheik
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Kojak
24.04.2001, 22:28
@ El Sheik
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Re: Prinzip des Eigentums bedroht (Süd-Afrika/Pharma/Patente). |
Sage ich doch die ganze Zeit lang...
Naja, man sollte nicht übertreiben, aber m.E. hat sich Südafrika aus der westlichen Welt längst verabschiedet (jetzt herrscht eben nicht mehr die englische Mentalität).
Ich würde SA bei Goldinvestments jedenfalls erstmal untergewichten.
Die Gefahr mit den kostenlosen Medikamenten ist die, daß die Leute einfach alles quer durcheinander nehmen und dadurch sehr schnell Resistenzen entstehen! Die teuren AIDS-Medikamente sind damit wohl bald wirkunglos. Außerdem die Ironie: die Schwarzen in SA können sich u.U. Medikamente leisten, die in den Slums von LA dagegen nicht.
Gruß,
Kojak
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Cosa
24.04.2001, 22:55
@ El Sheik
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Re: Prinzip des Eigentums bedroht (Süd-Afrika/Pharma/Patente). |
Hi El Sheik!
In diesem, von Dir angesprochenem, Vergleich ging es ausschliesslich um AIDS-Medikamente. So musste sich die südafrikanische Regierung verpflichten sich den internationalen Regeln des Patentschutzes zu fügen, und darf nun zum Ausgleich Generika gegen AIDS herstellen. Betroffene haben nun die Möglichkeit statt für ca. $10.000 jährlich für ca. $500 die Medikamente zu erstehen. Wenn 10% der Bevölkerung, wie im Falle Südafrikas, mit AIDS infiziert sind, tickt da eine grosse sozialpolitische Bombe.
Auswirkungen dürfte dieser Vergleich m.E. auf andere sogenannte 3. Weltländer haben, denn in Afrika ist der Infiziertenstand wie bekannt weltweit am höchsten und könnte Südafrika eine Dominostein-Kaskade in Gang gesetzt haben.
beste Grüsse
Cosa
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dottore
24.04.2001, 23:00
@ El Sheik
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Re: Prinzip des Eigentums bedroht. Ja, sehr wichtig! Plus Literatur-Hinweis |
Hi el Sheik,
das kam mir auch sofort in den Sinn, als ich die Meldungen gesehen hatte. Es ist ein weiterer Stein, der aus einem jahrhundertelang gefügten Gebäude bricht.
Eben in den Nachrichten: 5-7 % aller Markenwaren (Luxusgüter voran) = perfekt nachgemacht.
Und vor allem:
Software: 30 % mit dem Original identische und nicht erkennbare Imitationen.
Zum Ganzen vielleicht noch einen Literaturhinweis (wiewohl sich nur auf geistiges Eigentum an Literatur beziehend):
L. Giesecke: Vom Privileg zum Urheberrecht. Die Entwicklung des Urheberrechts in Deutschland bis 1845 (1995).
Sehr gut; man muss es nicht haben, aber wissen, dass es das gibt und wissen, worum es geht.
Zumal sich vor unseren Augen das Urheberrecht als eine weitere Form des Eigentums verabschiedet.
Guten Gruß und Danke
d.
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Simplici
24.04.2001, 23:21
@ El Sheik
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Würdest Du es genauso sehen, wenn Deine Freunde vom AIDS Tod akut bedroht wären? |
Lieber El Sheik,
Eigentum ist gewiß ein schützenswertes Gut. So weit so gut. Nur hat Eigentum zusätzlich noch eine andere Eigenschaft als die, es"genießen" zu können: Eigentum verpflichtet. Ja, ich weiß mit Pflicht und solchen alten Kamellen wollen wir heute kaum noch etwas zu tun haben; ist so zu sagen mega out.
Ich bin kein Jurist, doch meines Wissens ist unterlassene Hilfeleistung strafbar. Wenn ich ein Medikament habe und es einem bedrüftigen Kranken verweigere, weil er meinen Wunschpreis nicht bezahlen kann. Ist das dann Ausübung eines legitimen Eigentumsrechts oder unterlassene Hilfeleistung? Vielleicht machen wir uns alle einmal die Mühe, die Frage von beiden Seiten zu durchdenken von der des Patenteigentümers und der des Kranken. Nur zur Erinnerung: Kants kategorischer Imperativ sollte bei der Beantwortung der Frage (auch heute noch) wertvolle Hilfe leisten können.
Scharf formuliert geht es also um die Frage, opfere ich Eigentum Leben und wenn ja wieviele individuelle menschliche Leben müssen dem Eigentumsgott"Patent" im Zweifelsfall geopfert werden? Hundert? Tausend? Eine Million? Ein ganzer Kontinent? Gibt es überhaupt eine Grenze? Oder dominiert das Eigentumsrecht so sehr, daß menschliches Leben an und für sich kein Wert mehr ist, den es zu respektieren, wahren und notfalls auch mit drastischen Maßnahmen zu verteidigen gilt?
Ethik fängt da an, wo es weh tut - alles andere ist Phrasendrescherei, an"sonnigen Tagen" nett anzuhören, bei"Regen"... Vielleicht denkst Du in einer ruhigen Minute auch über diese Aspekte der Thematik einmal nach und möglicherweise - oder besser gesagt - hoffentlich erscheint Dir das Handeln der Südafrikaner dann nicht mehr so böse und dunkel wie auf den ersten Blick.
Herzliche Grüße
Simplici
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BossCube
25.04.2001, 00:24
@ Simplici
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Bingo, Simplici. So sehe ich es auch. Ist aber eine Gratwanderung. |
>Lieber El Sheik,
>Eigentum ist gewiß ein schützenswertes Gut. So weit so gut. Nur hat Eigentum zusätzlich noch eine andere Eigenschaft als die, es"genießen" zu können: Eigentum verpflichtet. Ja, ich weiß mit Pflicht und solchen alten Kamellen wollen wir heute kaum noch etwas zu tun haben; ist so zu sagen mega out.
>Ich bin kein Jurist, doch meines Wissens ist unterlassene Hilfeleistung strafbar. Wenn ich ein Medikament habe und es einem bedrüftigen Kranken verweigere, weil er meinen Wunschpreis nicht bezahlen kann. Ist das dann Ausübung eines legitimen Eigentumsrechts oder unterlassene Hilfeleistung? Vielleicht machen wir uns alle einmal die Mühe, die Frage von beiden Seiten zu durchdenken von der des Patenteigentümers und der des Kranken. Nur zur Erinnerung: Kants kategorischer Imperativ sollte bei der Beantwortung der Frage (auch heute noch) wertvolle Hilfe leisten können.
>Scharf formuliert geht es also um die Frage, opfere ich Eigentum Leben und wenn ja wieviele individuelle menschliche Leben müssen dem Eigentumsgott"Patent" im Zweifelsfall geopfert werden? Hundert? Tausend? Eine Million? Ein ganzer Kontinent? Gibt es überhaupt eine Grenze? Oder dominiert das Eigentumsrecht so sehr, daß menschliches Leben an und für sich kein Wert mehr ist, den es zu respektieren, wahren und notfalls auch mit drastischen Maßnahmen zu verteidigen gilt?
>Ethik fängt da an, wo es weh tut - alles andere ist Phrasendrescherei, an"sonnigen Tagen" nett anzuhören, bei"Regen"... Vielleicht denkst Du in einer ruhigen Minute auch über diese Aspekte der Thematik einmal nach und möglicherweise - oder besser gesagt - hoffentlich erscheint Dir das Handeln der Südafrikaner dann nicht mehr so böse und dunkel wie auf den ersten Blick.
>Herzliche Grüße
>Simplici >
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I_have_a_dream
25.04.2001, 11:57
@ Cosa
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Re: Prinzip des Eigentums vs. Aids (Sd-Afrika/Pharma/Patente). |
>Hi El Sheik!
>In diesem, von Dir angesprochenem, Vergleich ging es ausschliesslich um AIDS-Medikamente. So musste sich die südafrikanische Regierung verpflichten sich den internationalen Regeln des Patentschutzes zu fügen, und darf nun zum Ausgleich Generika gegen AIDS herstellen. Betroffene haben nun die Möglichkeit statt für ca. $10.000 jährlich für ca. $500 die Medikamente zu erstehen. Wenn 10% der Bevölkerung, wie im Falle Südafrikas, mit AIDS infiziert sind, tickt da eine grosse sozialpolitische Bombe.
>Auswirkungen dürfte dieser Vergleich m.E. auf andere sogenannte 3. Weltländer haben, denn in Afrika ist der Infiziertenstand wie bekannt weltweit am höchsten und könnte Südafrika eine Dominostein-Kaskade in Gang gesetzt haben.
>beste Grüsse
>Cosa
Cosa,
Allerdings gibt es die AIDS-Kritik nicht. Vielmehr teilen sich die Auffassungen der AIDS-Kritiker im wesentlichen in drei Theorien auf:
1.HIV ist ein infektiöses, exogenes Retrovirus, aber es ist alleine nicht in der Lage AIDS auszulösen, sondern es spielen hierbei Co-Faktoren eine Rolle.
Als Co-Faktoren werden z.B. andere Krankheitserreger, immunsuppressive Medikamente, Drogen etc. in Betracht gezogen.
2.HIV ist ein infektiöses, exogenes Retrovirus, aber es hat mit der Entstehung von AIDS nichts zu tun und ist für den Menschen ungefährlich. AIDS wird
durch andere Faktoren (Drogen, antivirale Medikamente etc.) verursacht.
3.Es gibt bis heute keine Isolation von"HIV". Die Existenz von"HIV" ist somit bis heute unbewiesen. Die beobachteten Phänomene, die"HIV"
zugeschrieben werden (virusähnliche Partikeln, reverse Transkription,"HIV"-Proteine,"HIV-RNA") sind unspezifisch und können auch ohne Virus
erklärt werden. Daher darf"HIV" nicht als die Ursache von AIDS angesehen werden, und deshalb muß die bisherige Grundlage der AIDS-Forschung
einschließlich der antiviralen Medikation revidiert werden.
Die Quelle obigen Schnippsels
Das Patentrecht ist ein weiteres Problem, es ist ein Monopol auf Zeit.
Schon allein die aktuell laufenden Diskussion um die Patentierbarkeit von Software zeigt die grossen Nachteile des Patentschutzes fuer den Fortschritt.
Es ist in allen Branchen ueblich mittels des Patentes die Konkurenz zu schwaechen.
Konkurenz erzeugt aber Fortschritt, Monopole Stagnation.
Daher hat das Patentrecht, das ja dem Fortschritt dienen soll in dem sie dem ein begrenztes Monopol zugesteht, der viel Zeit und Aufwand in etwas gesteckt hat.
In der Praxis wir jedoch das Patentrecht verwendet um die Erfinder zu benachteiligen, Monopole zu begruenden, den Fortschritt zu hemmen.
Ich waehre fuer eine sofortige Abschaffung des Patentrechts.
Gruss Ihad
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Bär
25.04.2001, 13:53
@ El Sheik
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ist doch toll |
IST weitaus besser als wenn das leben von ein paar millionen afrikanern bedroht ist.
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