IWF ist für Weltwirtschaft"vorsichtig optimistisch" 
 
 Washington (vwd) - Das Wachstum der Weltwirtschaft wird in diesem Jahr 
auf hohem Niveau bleiben, aber sich mit 3,2 Prozent gegnüber 2000 (4,8 
Prozent) verlangsamen, ausgelöst durch den Wachstumseinbruch in den USA mit 
einer Wachstumsabschwächung im laufenden und kommenden Jahr auf 1,5/2,5 
(2000: 5,0) Prozent. Das schreibt der Internationale Währungsfonds (IWF) in 
seinem am Donnerstag in Washington veröffentlichten World Economic Outlook 
(WEO). Dabei sind diese Prognosen das"Grundszenario". Der IWF ist 
"vorsichtig optimistisch", dass das Szenari tatsächlich eintritt. 
 
 Der IWF verweist zur Rechtfertigung dieses vorsichtigen Optimismus u.a. 
auf die in den meisten Industrieländern rückläufigen Inflationsgefahren und 
dem daraus resultierenden Zinssenkungspielraum. Darüber hinaus führt die 
Institution die generell in den meisten Ländern verbesserte Haushaltslage, 
eine im Allgemeinen verringerte Krisenanfälligkeit der Schwellenländer sowie 
das verringerte Risiko eines erneuten, starken Anstiegs des Ã-lpreises auf. 
 
 Offen benennt der IWF als wichtigsten Risikofaktor für die Weltwirtschaft 
die Entwicklung in den USA und erinnert an die in den letzten Jahren 
aufgelaufenen"Ungleichgewichte", wie das hohe Leistungsbilanzdefizit und 
die Überbewertung des US-Dollar, die negative Sparquote der privaten 
Haushalt und das, trotz der deutlichen Rückgänge der letzten Zeit, immer 
noch hohe Kursniveau am Aktienmarkt. 
 
 Ausdrücklich begrüßt werden vom IWF die Zinssenkungen der US-Notenbank. 
Der Fonds sieht derzeit keine besonderen Inflationsrisiken und rät zu einer 
weiteren geldpolitischen Lockerung, sollte es die Entwicklung erforderlich 
machen. Unter Konjunkturaspekten hält der IWF"maßvolle Steuersenkungen" in 
den USA für nützlich, in Stufen und mit strukturpolitischer Ausrichtung zur 
Behebung der Ungleichgewichte. 
 
 Trotz der weltweiten Abschwächung bleiben die wirtschaftlichen Aussichten 
der Eurozone nach Ansicht des IWF"verhältnismäßig günstig"; die Prognosen 
des IWF lauten hier für das BIP-Wachstum auf 2,4 bzw 2,8 (3,4) Prozent für 
die Jahre 2001/2002 (2000). Die Konsumnachfrage werde durch 
Beschäftigungswachstum und Steuersenkung gestützt, hohe 
Kapazitätsauslastung, gute Auftragslage, rückläufige Langfristzinsen und die 
stärkere Bedeutung von Bankkrediten für die Unternehmensfinanzierung - im 
Vergleich zur Aktienfinanzierung in den USA - dürften stabilisierend auf die 
Investitionstätigkeit wirken. 
 
 Der IWF sieht in der Eurozone derzeit nur verhaltenen inländischen 
Preisdruck und hält angesichts des deutlicher werdenden Rückgangs der 
Auslandsnachfrage jetzt eine moderate Zinssenkung der Europäischen 
Zentralbank für angemessen. Eine größere Zinssenkung sei angebracht, falls 
der Euro stark aufwertet oder sich Anzeichen für eine stark dämpfende 
Wirkung des globalen Abschwungs verdichten, heißt es im WEO. Der IWF meint, 
dass angesichts des vorhandenen geldpolitischen Spielraums derzeit keine 
Lockerung der Fiskalpolitik in den Ländern der Eurozone notwendig sei. Er 
rät aber dazu, im Haushaltsvollzug die automatischen Stabilisatoren voll 
wirken zu lassen. 
 
 Angesichts des Potenzialwachsumstums der Eurozone von lediglich 2-1/2 
Prozent und der immer noch hohen Arbeitslosigkeit rät der IWF zu einer 
Vertiefung und Beschleungigung marktorientierter Reformen, insbesondere bei 
der Rentenversicherung sowie auf den Arbeits- und Gütermärkten. 
 
 In Japan begrüßt der IWF angesichts der schwierigen Wirtschaftslage und 
anhaltender Deflation die liquiditätspolitische Lockerung der Bank of Japan, 
eine Fiskallockerung sei bei der hohen Staatsverschuldung nur als letztes 
Mittel zur Verhinderung der Rezession in Erwägung zu ziehen. Japan müsse 
vordringlich die Probleme im Finanz- und Unternehmenssektor lösen, um auf 
einen langfristigen Wachstumspfad zu kommen. Die IWF-Prognosen für das 
japanische BIP lauten auf 0,6/1,5 (1,7) Prozent. 
 
 Bei den Schwellenländern hebt der IWF hervor, dass das Wachstum in China 
und in Indien in diesem Jahr mit sieben (2000: acht) Prozent bzw mit 5,6 
(6,4) Prozent robust bleibe. Südostasien spüre stärker die Abschwächung in 
den USA. In Lateinamerika werde dieser negative Einfluss stärker durch den 
Rückgang der US-Zinsen kompensiert mit einer Wachstumsprognose von 3,7 (4,1) 
Prozent. Für Russland prognostiziert der IWF auf Grund des weltweiten 
Nachfragerückgangs, des niedrigeren Ã-lpreises und der realen Aufwwertung des 
Rubel ein Wachstum in diesem Jahr von vier (7,5) Prozent. In Afrika erwartet 
der IWF eine Wachstumsbeschleunigung auf 4,2 (drei) Prozent. +++ Hans Hutter 
 
Tabelle: Reales BIP-Wachstum der G-7-Staaten 
 
 2000/2001/2002 
 
USA: 5,0/1,5/2,5 Prozent 
Japan 1,7/0,6/1,5 Prozent 
Deutschland 3,0/1,9/2,6 Prozent 
Frankreich 3,2/2,6/2,6 Prozent 
Italien 2,9/2,0/2,5 Prozent 
GBR 3,0/2,6/2,8 Prozent 
Eurozone: 3,4/2,4/2,7 Prozent 
G-7 3,8/1,6/2,4 Prozent 
 
 vwd/26.4.2001/hu/ptr 
 
 
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