BossCube
01.05.2001, 22:08 |
Alan, der Große Thread gesperrt |
Alan, der Große
Von Raimund Brichta
Alan Greenspan scheint auf seine alten Tage übermütig zu werden. Sind ihm die
Erfolge der Vergangenheit zu Kopfe gestiegen? Glaubt er tatsächlich, mit seinen
Leitzinsen nun auch Herr über die amerikanische Konjunktur zu sein, sie steuern
zu können wie ein Schiff? Ob die jüngste Zinssenkung prinzipiell gerechtfertigt
war oder nicht, mag einmal dahingestellt bleiben. Auf keinen Fall aber war sie es aus dem verkündeten
Grund:"Das Konjunkturtempo droht unannehmbar langsam zu bleiben", erklärten Greenspan und Co in ihrer offiziellen
Stellungnahme. Deshalb sei der Zinsschnitt dringend geboten.
Mit dieser Argumentation begeben sich die Geldhüter auf ein gefährliches Gebiet. Denn eigentlich sollten sie wissen, dass
die Zinspolitik als Mittel zur Konjunktursteuerung nichts taugt. Zu lange und zu verworren sind die Wege, über die sich ein
Leitzinsschritt - wenn überhaupt - auf die reale Wirtschaftslage auswirken kann. Man braucht eigentlich nur nach Japan zu
schauen, um das zu begreifen. Deshalb sind besonnene Notenbanker dazu übergegangen, eine stetige Geldpolitik zu
betreiben. Sie konzentrieren sich auf jene Größen, die von ihnen wirklich beeinflusst werden können, wie die Geldmenge
oder die Inflation. Gerade bei letzterer ist die Kontrolle schon schwierig genug. Sollte eine Zentralbank darüber hinaus noch
die Konjunktur lenken wollen, ist sie schlichtweg überfordert.
Alan der Große traut sich das aber offenbar zu. Er kümmert sich zum Beispiel um die Investitionen amerikanischer Firmen.
Sie seien zu schwach, stellt er fest. Deshalb will er sie mit niedrigeren Zinsen ankurbeln. Dass die Unternehmen bei den
Investitionen aber vor allem deshalb kürzer treten, weil sie in den zurückliegenden Boomjahren über die Stränge geschlagen
und zu viel ausgegeben haben, spielt in seinen Überlegungen keine Rolle. Es handelt sich also um eine völlig normale - wenn
auch drastische - Gegenbewegung. Sie zeigt, dass die alten ökonomischen Gesetze auch in der New Economy gelten. Mit
Sicherheit ist es nicht die Höhe der Zinsen, die die Amerikaner momentan davon abhält zu investieren. Greenspan meint aber
nun, die Pferde werden schon wieder saufen, sobald der Trog mit genügend Wasser gefüllt ist.
"Ist die Fed besorgt, brauchen wir es nicht zu sein"
Überhaupt scheint es nichts zu geben, worum sich der allmächtige Alan nicht höchstpersönlich
kümmert. Er ist nun auch besorgt über die"anhaltende Erosion der laufenden und der erwarteten
Profitabilität". Was kann einer Wirtschaft eigentlich noch zustoßen, wenn sich die Notenbank sogar
um die Profite der Unternehmen kümmert? Schöne Neue Welt. Da braucht man sich nicht zu
wundern, dass an der Wall Street inzwischen die Devise gilt: Wenn die Fed besorgt ist, brauchen wir
es nicht zu sein.
Dass Mr. Greenspan ein besonderes Auge auf den Aktienmarkt geworfen hat, ist ja ohnehin bekannt.
Seine Warnung vor dem"irrationalen Ãœberschwang" - ausgesprochen bei einem Dow-Jones-Stand
von etwas über 6.000 Punkten - nahmen die Börsianer damals nicht wirklich ernst. Dafür können sie
sich jetzt - bei mehr als 10.000 Dow-Punkten - darüber freuen, dass Greenspan seinerseits die
Kursverluste der vergangenen Monate sehr ernst nimmt. Die dadurch entstandenen
Vermögensverluste könnten nämlich die Konsumlust der Amerikaner bremsen, fürchtet er und glaubt,
somit einen weiteren triftigen Grund gefunden zu haben: Zinsen runter, Kurse rauf - verkehrte Neue
Welt.
Damit keine Missverständnisse entstehen: Selbstverständlich müssen Notenbanken bei ihren
Zinsentscheidungen alle Rahmenbedingungen berücksichtigen, auch die Konjunktur. Etwas anderes ist
es aber, wenn sie ihre Beschlüsse mit konjunkturellen Argumenten offensiv begründen. Dann entsteht
nämlich der Eindruck, sie könnten die Wirtschaftsentwicklung berechenbar und dauerhaft in die
jeweils gewünschte Richtung lenken. Dies ist ein Irrtum. Das Einzige, was eine Zentralbank wirklich
kann, ist, für stabiles Geld zu sorgen. Und diese Aufgabe ist - wie gesagt - schwierig genug. Ein
umsichtiger Notenbanker sagt deshalb nicht alles, was er denkt.
Jetzt noch"Der Große", bald der Buhmann.
J.
<center>
<HR>
</center> |
SportiSteffen
02.05.2001, 01:51
@ BossCube
|
Wir sollten uns einmal erste Gedanken dazu machen... |
ob es denn nicht doch noch wie '98 weiter hoch gehen kann...
Irgendwie bemerke ich selbst an meiner eigenen Aussage, dass ich hier an einen Punkt stoße, den Kostolany folgendermaßen interpretierte:
Zum Zeitpunkt, wenn die größten Bären anfangen wieder Optimismus zu scheffeln, schleicht sich ein neuer Bärenmarkt an...
Ich rechne auch einem erneuten Zielen auf neue Tiefs und zwar ganz unscheinbar und unerwartet für die Massen.
Ich würde gerne einmal hören + sehen, was ihr auch für Szenarien für möglich haltet und hier reinstellen bzw. beschreiben könnt, bei denen es keine Nasdaq bei 2500-3000 Punkten mehr gibt sondern wo es gleich runtergeht.
Außerdem sollten wir den Dax nicht außer Betracht lassen, er ist auch sehr gut zu traden!!
Gruß,
STEFFEN
>Alan, der Große > > Von Raimund Brichta > Alan Greenspan scheint auf seine alten Tage übermütig zu werden. Sind ihm die > Erfolge der Vergangenheit zu Kopfe gestiegen? Glaubt er tatsächlich, mit seinen > Leitzinsen nun auch Herr über die amerikanische Konjunktur zu sein, sie steuern > zu können wie ein Schiff? Ob die jüngste Zinssenkung prinzipiell gerechtfertigt > war oder nicht, mag einmal dahingestellt bleiben. Auf keinen Fall aber war sie es aus dem verkündeten > Grund:"Das Konjunkturtempo droht unannehmbar langsam zu bleiben", erklärten Greenspan und Co in ihrer offiziellen > Stellungnahme. Deshalb sei der Zinsschnitt dringend geboten. > Mit dieser Argumentation begeben sich die Geldhüter auf ein gefährliches Gebiet. Denn eigentlich sollten sie wissen, dass > die Zinspolitik als Mittel zur Konjunktursteuerung nichts taugt. Zu lange und zu verworren sind die Wege, über die sich ein > Leitzinsschritt - wenn überhaupt - auf die reale Wirtschaftslage auswirken kann. Man braucht eigentlich nur nach Japan zu > schauen, um das zu begreifen. Deshalb sind besonnene Notenbanker dazu übergegangen, eine stetige Geldpolitik zu > betreiben. Sie konzentrieren sich auf jene Größen, die von ihnen wirklich beeinflusst werden können, wie die Geldmenge > oder die Inflation. Gerade bei letzterer ist die Kontrolle schon schwierig genug. Sollte eine Zentralbank darüber hinaus noch > die Konjunktur lenken wollen, ist sie schlichtweg überfordert. > Alan der Große traut sich das aber offenbar zu. Er kümmert sich zum Beispiel um die Investitionen amerikanischer Firmen. > Sie seien zu schwach, stellt er fest. Deshalb will er sie mit niedrigeren Zinsen ankurbeln. Dass die Unternehmen bei den > Investitionen aber vor allem deshalb kürzer treten, weil sie in den zurückliegenden Boomjahren über die Stränge geschlagen > und zu viel ausgegeben haben, spielt in seinen Überlegungen keine Rolle. Es handelt sich also um eine völlig normale - wenn > auch drastische - Gegenbewegung. Sie zeigt, dass die alten ökonomischen Gesetze auch in der New Economy gelten. Mit > Sicherheit ist es nicht die Höhe der Zinsen, die die Amerikaner momentan davon abhält zu investieren. Greenspan meint aber > nun, die Pferde werden schon wieder saufen, sobald der Trog mit genügend Wasser gefüllt ist.
>"Ist die Fed besorgt, brauchen wir es nicht zu sein" > Überhaupt scheint es nichts zu geben, worum sich der allmächtige Alan nicht höchstpersönlich > kümmert. Er ist nun auch besorgt über die"anhaltende Erosion der laufenden und der erwarteten > Profitabilität". Was kann einer Wirtschaft eigentlich noch zustoßen, wenn sich die Notenbank sogar > um die Profite der Unternehmen kümmert? Schöne Neue Welt. Da braucht man sich nicht zu > wundern, dass an der Wall Street inzwischen die Devise gilt: Wenn die Fed besorgt ist, brauchen wir > es nicht zu sein. > Dass Mr. Greenspan ein besonderes Auge auf den Aktienmarkt geworfen hat, ist ja ohnehin bekannt. > Seine Warnung vor dem"irrationalen Überschwang" - ausgesprochen bei einem Dow-Jones-Stand > von etwas über 6.000 Punkten - nahmen die Börsianer damals nicht wirklich ernst. Dafür können sie > sich jetzt - bei mehr als 10.000 Dow-Punkten - darüber freuen, dass Greenspan seinerseits die > Kursverluste der vergangenen Monate sehr ernst nimmt. Die dadurch entstandenen > Vermögensverluste könnten nämlich die Konsumlust der Amerikaner bremsen, fürchtet er und glaubt, > somit einen weiteren triftigen Grund gefunden zu haben: Zinsen runter, Kurse rauf - verkehrte Neue > Welt. > Damit keine Missverständnisse entstehen: Selbstverständlich müssen Notenbanken bei ihren > Zinsentscheidungen alle Rahmenbedingungen berücksichtigen, auch die Konjunktur. Etwas anderes ist > es aber, wenn sie ihre Beschlüsse mit konjunkturellen Argumenten offensiv begründen. Dann entsteht > nämlich der Eindruck, sie könnten die Wirtschaftsentwicklung berechenbar und dauerhaft in die > jeweils gewünschte Richtung lenken. Dies ist ein Irrtum. Das Einzige, was eine Zentralbank wirklich > kann, ist, für stabiles Geld zu sorgen. Und diese Aufgabe ist - wie gesagt - schwierig genug. Ein > umsichtiger Notenbanker sagt deshalb nicht alles, was er denkt.
>Jetzt noch"Der Große", bald der Buhmann.
>J.
<center>
<HR>
</center> |
black elk
02.05.2001, 09:16
@ BossCube
|
Re: Alan, der Große..Manipulator |
Spätestens nach der letzten außerplanmäßigen Zinssenkung ist doch wohl dem letzten klar, daß die FED den Aktienmarkt als Ziel ihre Manipulation hat. Das BIP war mit 2% wesentlich besser frisiert als erwartet, die FED wußte das und hat trotzdem die Zinsen massiv gesenkt. Ziele der US Politik sind nur noch Dollar oben halten, Aktienmarkt oben halten und sonst nichts.
be
<center>
<HR>
</center> |