Kaddii
13.05.2001, 20:13 |
10% aller Deutschen sind Pleite der Rest weiß es bloß noch nicht @ Talleyrand Thread gesperrt |
Hi Talleyrand und alle anderen User
Viel weiter unten wurde von Heller - NTV und der neuen Rentenreform berichtet. Ja - Nein war die Antwort auf die Frage Sind die geförderten Altersicherungen nach dem Rentenreformgesetz pfändbar.
Ich behauptete Ja und könnte dies auch erklären. Leider wurden dann durch einige User irrige Ansichten wie...na so einfach geht das nicht... usw. vertreten.
Talleyrand bat um ein kurzes Statemant zu diesem Thema. Ich möchte dies hiermit tun.
Mit dem Wegfall der DDR gab es 2 verschiedene Schuldrechtssysteme. Das alte der untergegangenen DDR und das in der Bundesrepublik aus dem Jahre 18.. von unser allen geliebten Kaiser. Selbst die Paragrafen der Nazis hatten in der BRD volle Gesetzeskraft. Die geplanten Änderungen bedurften über 20 Jahre im Bundestag und bekamen eben durch den Wegfall der DDR eine beschleunigte Notwendigkeit. Also entstand das neue Insolvenzgesetz.
Leider wurde hier trotzdem vieles mit der heissen Nadel gestrickt bzw. auf die Schuldenindustrie über alle Maßen Rücksicht genommen.
Die Verwertung von Lebensversicherungen, Wertpapierbesitz und sonstiges Vermögen stellt eine stützende Säule dieses Gesetzes dar. Mit dem neuen Rentengesetz soll nun ein Unpfändbarkeit von eben diesen Anlagen mit der Begründung der Altersvorsorge vorliegen. Es stellt sich also die Frage wird es in Zukunft 2 verschiedene Lebensversicherungen, Wertpapierdepots usw. geben? Eine pfänbare eine unpfändbare? Im neuen Gesetz ist keinerlei Passus über den Wegfall der bisherigen Pfändungsmöglichkeit nachlesbar. Auch gilt momentan die Pfändungsmöglichkeit auf Renten bis auf den unpfändbaren Teil. Eine Weigerungsmöglichkeit durch die Rententräger gibt es nicht, da diese immer Drittschuldner sind.
Ich habe auch behauptet, dass Lebensversicherungen so ziemlich die schlechteste Geldanlage sind die es gibt. Laut einen Bundesgerichtsurteil darf hier von legale Geldvernichtung gesprochen werden. Viele Lebensversicherungen erreichen eine Nettorendite von jährlich 1 - 3% und der vom Gesetzgeber genutzte Durchschnittswert von 2% kommt diesem Wert sehr nahe. Lebensversicherungen sind unbeschränkt pfändbar also keinesfalls zur Altersvorsorge geeignet. Auch liegt der Sinn nicht im Werteansammeln sondern in der Stützungsfunktion im Notfall. Wie es mit der Stützungsfunktion durch die Versicherungsträger bestellt ist kann jeder in einer Rehaklinik selber nachvollziehen. Da werden ganz starke Nerven benötigt.
Auch die nunmehr begünstigten Aktiendepots sollten hier kritisch betrachtet werden. Es werden oder sind schon so richtig schöne Pakete am Markt vorhanden und das Argument der Langfristigkeit der Anlage garantiert noch lange keine Nettorendite von 8% lt. Gesetzestext.
Im negativen Falle einer Pleite bleibt übrigens auch noch die steuerliche Behandlung offen, da die Besteuerung erst nach Ablauf der Sparzeit fällig ist und beim Crash entsteht also ein weiterer Gläubiger nämlich das Finanzamt. Eine tolle Konstruktion!!!
Nun zum zweiten Teil des Beitrages
In Deutschland sind ca. 7 Mio Menschen bereits zur Eidesstattlichen Versicherung angetreten worden. Das hat zur Folge, daß auf viele Jahre hinaus der gesellschaftliche Ruf hinüber ist. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung steht bei den Banken mit erheblichen Mitteln in der Kreide. Ich sage dazu immer sie sind schon Pleite und wollen es nur nicht wissen.
Als Beispiel möchte ich von meinen Freund berichten. Der hat eine neue Freundin und einen Dispokredit von 4000 DM. Nun müssen die beiden liebestollen Wesen unbedingt in den Urlaub fahren. Kurz hinter der Grenze zu Ã-sterreich kommt er mit seinem Auto von der Fahrbahn ab und rutscht in den Strassengraben. Die Reparatur kostet fast 8000 DM. Die Versicherung will nicht zahlen, weil es Winterzeit ist und er keine Winterreifen drauf hatte. Es zieht sich hin, er geht zur Bank erklärt denen seine Lage und bittet um Streckung des Dispo. Die Bank sieht rot, kündigt den Dispo (zur Unzeit!!!) und die Rechnung ist offen. Das Autohaus nimmt sich einen deutschen Anwalt und drängt auf sofortige Zahlung. Das Ergebnis?
Mahnbescheid, Vollstreckungsbescheid, Eidesstattliche Versicherung, dann nachfolgend ein Inkassobüro, die Freundin weg, der Job weg, bei der Schufa eingetragen und er völlig am Boden. Deutschland wies alltäglich ist.
Das neue Inso könnte ihm aber helfen??? Wie den er kann sich nicht aussergerichtlich einigen (1.Stufe) er hat kein Geld um die Stufe 2 (gerichtlicher Einigungsversuch) anlaufen zulassen -hier braucht er ungefähr 5 TDM usw. usw...... So nun zählt bitte einmal nach wieviele am Ärger meines Freundes verdient haben und immer noch kräftig verdienen wollen. Solche ähnliche Situation habe ich persönlich auch schon durch und bin daher der Teufel aller Gläubiger. Ich vertrete das Prinzip der Waffengleichheit. Wenn ein armer Teufel von 20 anderen Teufeln bedroht wird sollte ein Brezelbub da sein.
Nun zum dritten Teil
Ich habe auf die viel liberale Haltung z.B. von den USA zum Schuldenproblem hingewiesen. Dort ist es üblich bei finanziellen Schieflagen z.B. von Unternehmen die Chepter 11 zu ziehen d.h. es wird eine zeitlich begrenzte Ruhephase zwischen dem Schuldner und dem Gläubiger vereinbart und erst wenn in dieser Frist keine Rettung möglich war wird der Laden dicht gemacht. Eine Schufa oder Schuldnerverzeichnis wie in Deutschland gibt es dort nicht. Generell wird mit der Pleite fast wie mit einer Adelung umgegangen. Immer nach dem Motto Hinfallen kann jeder aber aufstehen muß er wieder wollen.
Kein Mensch hat Interesse jemanden für 30 Jahre aus dem Wirtschaftsleben auszuschliessen.
Ist zwar etwas umfangreich aber sicherlich auch schön zu diskutieren.
Kaddii
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le chat
13.05.2001, 21:02
@ Kaddii
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Re: 10% aller Deutschen sind Pleite der Rest weiß es bloß noch nicht @ Talleyrand |
>Hi Talleyrand und alle anderen User
>Viel weiter unten wurde von Heller - NTV und der neuen Rentenreform berichtet. Ja - Nein war die Antwort auf die Frage Sind die geförderten Altersicherungen nach dem Rentenreformgesetz pfändbar.
>Ich behauptete Ja und könnte dies auch erklären. Leider wurden dann durch einige User irrige Ansichten wie...na so einfach geht das nicht... usw. vertreten.
>Talleyrand bat um ein kurzes Statemant zu diesem Thema. Ich möchte dies hiermit tun.
>Mit dem Wegfall der DDR gab es 2 verschiedene Schuldrechtssysteme. Das alte der untergegangenen DDR und das in der Bundesrepublik aus dem Jahre 18.. von unser allen geliebten Kaiser. Selbst die Paragrafen der Nazis hatten in der BRD volle Gesetzeskraft. Die geplanten Änderungen bedurften über 20 Jahre im Bundestag und bekamen eben durch den Wegfall der DDR eine beschleunigte Notwendigkeit. Also entstand das neue Insolvenzgesetz.
>Leider wurde hier trotzdem vieles mit der heissen Nadel gestrickt bzw. auf die Schuldenindustrie über alle Maßen Rücksicht genommen.
>Die Verwertung von Lebensversicherungen, Wertpapierbesitz und sonstiges Vermögen stellt eine stützende Säule dieses Gesetzes dar. Mit dem neuen Rentengesetz soll nun ein Unpfändbarkeit von eben diesen Anlagen mit der Begründung der Altersvorsorge vorliegen. Es stellt sich also die Frage wird es in Zukunft 2 verschiedene Lebensversicherungen, Wertpapierdepots usw. geben? Eine pfänbare eine unpfändbare? Im neuen Gesetz ist keinerlei Passus über den Wegfall der bisherigen Pfändungsmöglichkeit nachlesbar. Auch gilt momentan die Pfändungsmöglichkeit auf Renten bis auf den unpfändbaren Teil. Eine Weigerungsmöglichkeit durch die Rententräger gibt es nicht, da diese immer Drittschuldner sind.
>Ich habe auch behauptet, dass Lebensversicherungen so ziemlich die schlechteste Geldanlage sind die es gibt. Laut einen Bundesgerichtsurteil darf hier von legale Geldvernichtung gesprochen werden. Viele Lebensversicherungen erreichen eine Nettorendite von jährlich 1 - 3% und der vom Gesetzgeber genutzte Durchschnittswert von 2% kommt diesem Wert sehr nahe. Lebensversicherungen sind unbeschränkt pfändbar also keinesfalls zur Altersvorsorge geeignet. Auch liegt der Sinn nicht im Werteansammeln sondern in der Stützungsfunktion im Notfall. Wie es mit der Stützungsfunktion durch die Versicherungsträger bestellt ist kann jeder in einer Rehaklinik selber nachvollziehen. Da werden ganz starke Nerven benötigt.
>Auch die nunmehr begünstigten Aktiendepots sollten hier kritisch betrachtet werden. Es werden oder sind schon so richtig schöne Pakete am Markt vorhanden und das Argument der Langfristigkeit der Anlage garantiert noch lange keine Nettorendite von 8% lt. Gesetzestext.
>Im negativen Falle einer Pleite bleibt übrigens auch noch die steuerliche Behandlung offen, da die Besteuerung erst nach Ablauf der Sparzeit fällig ist und beim Crash entsteht also ein weiterer Gläubiger nämlich das Finanzamt. Eine tolle Konstruktion!!!
>Nun zum zweiten Teil des Beitrages
>In Deutschland sind ca. 7 Mio Menschen bereits zur Eidesstattlichen Versicherung angetreten worden. Das hat zur Folge, daß auf viele Jahre hinaus der gesellschaftliche Ruf hinüber ist. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung steht bei den Banken mit erheblichen Mitteln in der Kreide. Ich sage dazu immer sie sind schon Pleite und wollen es nur nicht wissen.
>Als Beispiel möchte ich von meinen Freund berichten. Der hat eine neue Freundin und einen Dispokredit von 4000 DM. Nun müssen die beiden liebestollen Wesen unbedingt in den Urlaub fahren. Kurz hinter der Grenze zu Ã-sterreich kommt er mit seinem Auto von der Fahrbahn ab und rutscht in den Strassengraben. Die Reparatur kostet fast 8000 DM. Die Versicherung will nicht zahlen, weil es Winterzeit ist und er keine Winterreifen drauf hatte. Es zieht sich hin, er geht zur Bank erklärt denen seine Lage und bittet um Streckung des Dispo. Die Bank sieht rot, kündigt den Dispo (zur Unzeit!!!) und die Rechnung ist offen. Das Autohaus nimmt sich einen deutschen Anwalt und drängt auf sofortige Zahlung. Das Ergebnis?
>Mahnbescheid, Vollstreckungsbescheid, Eidesstattliche Versicherung, dann nachfolgend ein Inkassobüro, die Freundin weg, der Job weg, bei der Schufa eingetragen und er völlig am Boden. Deutschland wies alltäglich ist.
>Das neue Inso könnte ihm aber helfen??? Wie den er kann sich nicht aussergerichtlich einigen (1.Stufe) er hat kein Geld um die Stufe 2 (gerichtlicher Einigungsversuch) anlaufen zulassen -hier braucht er ungefähr 5 TDM usw. usw...... So nun zählt bitte einmal nach wieviele am Ärger meines Freundes verdient haben und immer noch kräftig verdienen wollen. Solche ähnliche Situation habe ich persönlich auch schon durch und bin daher der Teufel aller Gläubiger. Ich vertrete das Prinzip der Waffengleichheit. Wenn ein armer Teufel von 20 anderen Teufeln bedroht wird sollte ein Brezelbub da sein.
>Nun zum dritten Teil
>Ich habe auf die viel liberale Haltung z.B. von den USA zum Schuldenproblem hingewiesen. Dort ist es üblich bei finanziellen Schieflagen z.B. von Unternehmen die Chepter 11 zu ziehen d.h. es wird eine zeitlich begrenzte Ruhephase zwischen dem Schuldner und dem Gläubiger vereinbart und erst wenn in dieser Frist keine Rettung möglich war wird der Laden dicht gemacht. Eine Schufa oder Schuldnerverzeichnis wie in Deutschland gibt es dort nicht. Generell wird mit der Pleite fast wie mit einer Adelung umgegangen. Immer nach dem Motto Hinfallen kann jeder aber aufstehen muß er wieder wollen.
>Kein Mensch hat Interesse jemanden für 30 Jahre aus dem Wirtschaftsleben auszuschliessen.
>Ist zwar etwas umfangreich aber sicherlich auch schön zu diskutieren.
>Kaddii
Hi Kaddii,
in der Schuldenfalle sitzen viele ohne es richtig zu wissen. Die Sache
hat wie Du richtig sieht auch so eine Exponentialkurve. Zins plus Kosten,
und wenns dann klemmt schiesst das raketenartig nach oben durch die Geier
die sich daran verdienen. Ich hatte so ein Beispiel mit einer Mitarbeiterin.
Zusammen mit Ihrem Freund hat sie sich neu eingerichtet. Sie hat den Kredit
mit unterschrieben und dann ist der Kerl abgehauen. Sie hatte ihren Job
und die die Bank hat sich an Sie gehalten. Aus den 20 Tsd wurden ruckzuck 40TSd.
Zins, Gebühren, Umschuldung. In der Situation hat sie alles unterschrieben.
Nachdem die Arbeitleistung darunter litt habe ich das dann auch mitgekriegt.
Ich hab dann von Firmenkonto 20 Tsd. in bar geholt und bin mit ihr zum Bänker.
Dort hab ich das Geld auf den Tisch gelegt und gesagt. Entweder ihr entlasst
sie dafür aus dem Kredit oder ihr bekommt garnichts. Das ging dann ruckzuck durch und sie hats bei mir vom Lohn abgestottert. Ist nun schon lange her, sie hat danach trotzdem gekündigt und was aus ihr geworden ist weiss ich nicht.
Trotzdem interssant die Storys immer wieder,
beste Grüsse
le chat
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Talleyrand
13.05.2001, 21:30
@ Kaddii
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Re: 10% aller Deutschen sind Pleite der Rest weiß es bloß noch nicht @ Talleyrand |
Hallo Kaddii,
herzlichen Dank für Deine Mühe, dies war einer der interessantesten Beiträge, die ich bisher hier lesen durfte! Ein Blickwinkel, den ich so noch nicht hatte.
Eine Zahl kann ich nicht ganz fassen:
>In Deutschland sind ca. 7 Mio Menschen bereits zur Eidesstattlichen Versicherung angetreten worden.
Seit Bestehen der BRD? Seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes?
Selbst wenn es nur innerhalb der letzten 10 Jahre gewesen wäre,
wär es ja eine Horror-Zahl. Ich glaube, es gibt ja nur 35 Mio.
Haushalte bei 80 Mio. Köpfen. Hammerhart, je nach dem Zeitraum.
Ich fürchte nur, daß man da nicht viel diskutieren kann.
Jedenfalls ist damit klar, daß in vielen Haushalten also
ein Fassade betrieben wird. Au Backe.
Gruss! T.
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Ecki1
13.05.2001, 21:51
@ Kaddii
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Re: 10% aller Deutschen sind Pleite der Rest weiß es bloß noch nicht @ Talleyrand |
Lieber Kaddii
Die Gültigkeitsfristen von Vollstreckungstiteln sind ein ganz wesentliches Merkmal für die Risikofähigkeit des Wirtschaftssystems und für die Überschuldungsproblematik. Mit einer Gültigkeit von 30 Jahren, wie sie zur Zeit in D üblich ist, besteht bei einer Privat-Pleite ein Ausschluss aus dem Wirtschaftsleben (bürgerlicher Tod) von über einer Generation und Gläubiger begeben sich einfach in Wartestellung, ohne zur Risikokalkulation gezwungen zu sein! Ostdeutsche Schuldner lösen dieses Problem zunehmend über die Familie. Bsp. unlängst in der ZEIT: Restaurantbesitzer ging pleite, macht jetzt unter Geschäftsführung der Mutter im Angestelltenverhältnis mit neuer Bude weiter.
Wirtschaftsdepressionen durch kollektive Überschuldung können nur verhindert werden, wenn die Bereitschaft zum Vergleich besteht und Verluste eingebucht werden. Das habe ich übrigens auch so mit einem Nachmieter gemacht, der mir Einrichtung abkaufte und zunächst nicht zahlen konnte.
Gruss: Ecki
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Kaddii
14.05.2001, 08:16
@ Talleyrand
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Fassade und Horrorzahl |
Hi Talleyrand
Danke für die Antwort.
Die 10% beziehen sich natürlich als rein statistische Größe auf die Bundesrepublik seit ihrem Bestehen. Was zwar diese Zahl wiederum abschwächt, aber die MehrfachEV garnicht miteinbezieht. D.h. da du alle 3 Jahre neu vorgeladen wirst, zählt nur die 1. EV statistisch. Es ist auch völlig egal ob 10 oder 9,8% die Folgen sind das gemeine an diesem Geschäft.
Schulden sind sicherlich für eine riesige Zahl deutscher Anwälte überlebenswichtig, für Amtsgerichte eine enorme ABM Maßnahme und für Gerichtsvollzieher die Lizenz zum Gelddrucken aber die enormen Verluste für die Gesellschaft tragen alle Steuerzahler. Jährlich gehen etwa 50 MRD. DM und 300000 Arbeitsplätze den Bach runter. Klar gibt es noch Schleichwege für den Einzelfall etwa seine Gläubiger zu versch..., aber trifft dies nur für einen ganz kleinen Teil der Verschuldeten zu. Und solche Hilfeleistungen wie der Arbeitgeber der mal so 20 TDM für seine Angestellte bezahlt gehört eigendlich ins Reich der Fabelwesen. Bei mir war es z.B. so daß ich durch einen schweren Autounfall für 9 Monate im Krankenhaus lag davon 25 Tage im Koma und zwischenzeitlich mein Geschäft den Bach runter ging..is ja logisch!!! Nun habe ich also fast 200 TDM Schulden und jedes Jahr werden es mindestens 30-40 TDM mehr und an eine Regelung durch Vergleiche oder Verzicht der Gläubiger ist aus monetären Gesichtspunkten nicht vorstellbar. Damit zur EV und nun das Beste. Beabsichtigst du nun dich irgendwo im öffentlichen Dienst oder als Politiker Karriere zu machen ziehen deine Gegenüber immer solch komisches Gesicht und brummeln so was wie..achso pleite und nun wieder mit Geld hantieren wollen, ne wir brauchen solide Menschen...
Ich berate so nebenher Menschen die Pleite gegangen sind, überwiegend ehemalige Unternehmer. Mein Ziel ist es wenigstens im letzten Moment zu retten was zu retten geht. KnowHow, Kapital und Warenwerte eben alles was für einen Neustart gebraucht wird.Und ich bin ehrlich, dabei verletze ich bewußt und offenen Auges auch gültige Gesetze. Es geht meist nicht anders um wenigstens etwas von dem Lebenswerk der betroffenen MENSCHEN zu retten. Leider gibt es aber immer wieder Menschen die sich vor Scham vor Züge werfen........
Danke
kaddii
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SportiSteffen
14.05.2001, 09:33
@ Kaddii
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Wie kommt es überhaupt erst... |
dazu, dass so etwas möglich ist?
Vor vielen, vielen Jahren war es Christen verboten Geld zu Zinsen zu verleihen.
Dabei hatte sich wohl schon jemand etwas gedacht.
Mich wundert es aber nicht, dass dagegen nichts gemacht wird, solange es immer noch keinen derer gefährdet, die es vielleicht in der Hand hätte das ändern, wird das auch in Zukunft so bleiben.
Wenn wir das alles jetzt aber mit im Ganzen sehen, hatten wir alle einen Traum, dass man durch diese Investitionen und Kredite einen Mehrwert schaffen kann, der ohne dieses Risiko nicht möglich gewesen wäre (Bsp."Hätte ich mir nicht 1000 DM für Aktien geliehen, hätte ich damit nicht die 2000 DM Gewinn machen können.").
Dadurch, dass damit aber immer höher spekuliert wurde und das Erreichen des Break-Even immer schwieriger wurde, damit das Risiko höher, hat dieses System sich selbst die Beine weggezogen.
Am besten wäre jetzt ja, einfach zu sagen - OK, Schulden einfach streichen, dann geht es uns ja blendend.
Aber das wäre ja gegen alle Gesetze.
So versucht man sich jetzt eben irgendwie durchzumogeln.
Gruß,
STEFFEN
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Baldur der Ketzer
14.05.2001, 11:41
@ Kaddii
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Re: Kaddii, Verschuldungserfahrung etc. |
Hallo, Kaddii,
erst mal herzlichen Dank, daß Du uns Einblick in ein Thema gewährst, das sonst immer irgendwie verschwiegen wird.
Ich kenne die Thematik nur aus Gläubigersicht, und muß aus dieser selbstgemachten Erfahrung sagen, es gibt verschiedene Kategorien von Schuldnern:
- Schweine, die es darauf anlegen, andere gezielt und vorsätzlich zu betrügen (wehe, wenn Du an so jemanden herangekommen bist, die haben Narrenfreiheit, dafür sollte man bei einer Auskunftei Mitglied sein, um die Bonität bereits vorher abklopfen zu können)
- Leute, die chronisch pleite sind und schon die ganze Familie durchgemacht haben und das Geschäft jetzt auf den Namen der Oma läuft (irgendwie kann es dann nicht mehr die schuldige Gesellschaft sein, können es nicht mehr die bösen anderen sein, es muß irgendwie an den Schuldnern selbst liegen; gibt es wohl nach meiner Erfahrung nicht mehr so oft wie früher wegen Schufa und Co.)
- Leute, die unverschuldet in die Pleite geschliddert sind und sagen, gut, wenn ich nichts mehr habe, sollen die anderen auch aufs Geld verzichten, ist mir doch wurscht, ich will nichts mehr hören und sehen, scheiß Welt
- Leute, die unverschuldet in die Pleite geschliddert sind, aber versuchen, sich als Mensch fair zu benehmen (Beispiel: Kunde ruft an, Mann, ich habe probleme, hol mal Deine Maschine wieder ab, ich schick jetzt noch 2000 Mark, die krieg ich noch raus, dann hab ich Probleme - was tun wir? ich werde mich bemühen, die Sache in ordnung zu bekommen, aber ich brauch erst mal etwas Luft - sind Sie damit einverstanden?)
Letztere halten zwar ihr Wort auch nicht immer, aber ich kann mir keinen PRIVATEN Gläubiger vorstellen, (d.h. Versicherungen und Banken liquidieren schon gnadenlos) der so ein Angebot mit Füßen treten wird.
Beitreibungen sind lästig und unangenehm, und niemand macht das gerne, zumindest geht mir das so.
Wenn man guten Willen sieht, dann gibt man auch guten Willen zurück, weil jeder weiß, wie schnell man selbst in eine Schieflage geraten kann.
Und wenn es nur unaufgefordert mal Teilbeträge sind, die man als Zeichen guten Willens überweist.
Wenn ich zur Bank gehe und sage, Leute, wir haben ein problem, was machen wir daraus, ist das etwas anderes, als zu sagen, heute bin ich krank und morgen hat Oma Geburtstag, und wenns soweit ist, dann holt Euch halt, was da ist.
Mal auf den Punkt gebracht: hat Dich ein Gläubiger über die Klinge springen lassen in Kenntnis, daß Du einen Unfall hattest?
Würde mich echt interessieren.
Das mit Deinem Beispiel vom 8.000 Mark Unfall des Bekannten kann ich auch nicht ganz nachempfinden, erstens wird man 8000 Mark ja irgendwie aus der Familie heraus leihen können, und der Ã-sterreicher hat ja seine Leistung erbracht, soll etwa er jetzt der Dumme des Ganzen sein?
Auf Deine Antwort bin ich sehr gespannt.
Beste Grüße vom Baldur
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Baldur der Ketzer
14.05.2001, 12:25
@ Baldur der Ketzer
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Re: Kaddii, Verschuldungserfahrung etc. Ergänzung |
Hallo, nochmal,
etwas fiel mir grade noch ein:
in Vermieterkreisen ist es Allgemeinwissen, daß bestimmte Gruppen von hichgebildeten? Privatleuten es auffällig häufig darauf anlegen, die Rechnung nicht bezahlen müssen, ganz im Unterschied zu Otto Normalverbrauchern und gewerblicher Kundschaft.
Man spekuliert darauf, daß"geringwertige" Beträge, sagen wir, zwischen 80 und 500 Mark, im Mahnverfahren einen dreartigen Aufwand verursachen, der manchmal in keinem Verhältnis zum betrage steht, daß es die Leutchen bewußt darauf ankommen lassen, ob der Gläubiger wirklich vollstreckt.
Mir hat mal jemand ins Gesicht gesagt,"na, man wird es doch noch probieren dürfen".
Der hatte Geld genug, er machte es wirklich aus Spaß an der Freud, und genoß es sichtlich zu erzählen, was er sich auf diese Weise alles ohne Zahlung, ich sag mal, gesichert hat.
Und nur als Ergänzung, ich unterstelle Dir in keiner Weise, daß Du etwas in diese Gruppe gehörst, denn für einen Selbständigen können schon vier Wochen Krankenbett das Aus bedeuten, und ein halbes Jahr macht das so gut wie sicher.
Das wäre es auch für mich ohne Unterschied.
Aber, wie gesagt, ich meine, daß auch private Gläubiger menschen sind und sehr wohl würdigen, wieso jemand in eine Zwangslage gekommen ist.
Neulich hat mal ein Kunde angerufen, der es nicht fertigbrachte, meine Rechnung zu zahlen. Er tauchte einfach unter. Daraufhin gab es einen Vollstreckungsbescheid und der gute Mann löhnte irgendwie.
Nichts mehr gehört. Bis neulich.
Sein Anruf, er habe eine schwee Zeit hinter sich, lange Klinik, Herzinfarkt, Organtransplantation usw., deswegen sei die Firma den Bach runter gegangen.
Ich: warum hast Du nichts gesagt?
Er: ich hab mich geschämt.
Ich: dann wäre es doch nie so weit gekommen.
Er: ich weiß, aber ich konnte nicht anders.
Einschub: es sind keine Forderungen mehr zwischen uns offen.
Er: kann ich von Dir noch Ware beziehen? (wir sind obendrein per Du)
Ich: ja, klar, was brauchst Du?
Er: das und das, was kostet es mich?
Ich: gar nichts, schau erst mal, daß Du wieder auf die beine kommst.
Und so haben wir das gemacht. ich denke, es wäre öfters möglich, wenn man nur drüber reden würde.
Nur, wenn man nach Strich und Faden an der Nase herumgeführt wird, hat man halt auch irgendwann die Nase voll und gibt die Sache dem Anwalt.
ich kenne ein paar Anwälte recht gut, und die sagen glaubhaft, Schuldeneintreibung ist das lästigste, was es gibt, zermürbend, keinesfalls kostendeckend, eine Last für alle.
Viel lieber entwirft man Verträge, berät, etc., statt sich mit beschwerenden Sachen abzugeben.
Vielleicht mögen manche Anwälte darauf angewiesen oder spezialisiert sein, aber daß sich Gläubiger als Schmutzbuckel herausstellen, halte ich für seltener, als andersherum.
deswegen bin ich sehr auf Deine Erfahrngen gespannt, weil man naturgemäß immer nur die eigene Seite sieht.
Beste GRüße vom Baldur
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Talleyrand
14.05.2001, 13:36
@ Baldur der Ketzer
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Re: Kaddii, Verschuldungserfahrung etc. Ergänzung |
>in Vermieterkreisen ist es Allgemeinwissen, daß bestimmte Gruppen von hichgebildeten? Privatleuten es auffällig häufig darauf anlegen, die Rechnung nicht bezahlen müssen, ganz im Unterschied zu Otto Normalverbrauchern und gewerblicher Kundschaft.
Handelt es sich dabei um Lehrer? Gruss! T.
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Kaddii
14.05.2001, 13:52
@ Baldur der Ketzer
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Schuldnerklassifizierung |
>Hi Baldur
Ich kenne deine Klassifizierung von Schuldnern so nicht könnte aber ungefähre Prozentzahlen dazustellen 1%, 2%, 3%, 30% der Rest passt auf Grund der Schuldensituation in keine Schublade. Aber eines haben alle gemeinsam.
Gehen Sie auf die Strasse zeigt der Rest der Leute mit dem Finger auf diese und dann kannst du es raunen hören.
>- Schweine, die es darauf anlegen, andere gezielt und vorsätzlich zu betrügen (wehe, wenn Du an so jemanden herangekommen bist, die haben Narrenfreiheit, dafür sollte man bei einer Auskunftei Mitglied sein, um die Bonität bereits vorher abklopfen zu können)
>- Leute, die chronisch pleite sind und schon die ganze Familie durchgemacht haben und das Geschäft jetzt auf den Namen der Oma läuft (irgendwie kann es dann nicht mehr die schuldige Gesellschaft sein, können es nicht mehr die bösen anderen sein, es muß irgendwie an den Schuldnern selbst liegen; gibt es wohl nach meiner Erfahrung nicht mehr so oft wie früher wegen Schufa und Co.)
>- Leute, die unverschuldet in die Pleite geschliddert sind und sagen, gut, wenn ich nichts mehr habe, sollen die anderen auch aufs Geld verzichten, ist mir doch wurscht, ich will nichts mehr hören und sehen, scheiß Welt
>- Leute, die unverschuldet in die Pleite geschliddert sind, aber versuchen, sich als Mensch fair zu benehmen (Beispiel: Kunde ruft an, Mann, ich habe probleme, hol mal Deine Maschine wieder ab, ich schick jetzt noch 2000 Mark, die krieg ich noch raus, dann hab ich Probleme - was tun wir? ich werde mich bemühen, die Sache in ordnung zu bekommen, aber ich brauch erst mal etwas Luft - sind Sie damit einverstanden?)
>Letztere halten zwar ihr Wort auch nicht immer, aber ich kann mir keinen PRIVATEN Gläubiger vorstellen, (d.h. Versicherungen und Banken liquidieren schon gnadenlos) der so ein Angebot mit Füßen treten wird.
Vorstellen kannst du es dir nicht, ich erlebe es in der täglichen Praxis. Und die Deutschen sind da ganz besondere Meister drin.
>Beitreibungen sind lästig und unangenehm, und niemand macht das gerne, zumindest geht mir das so.
>Wenn man guten Willen sieht, dann gibt man auch guten Willen zurück, weil jeder weiß, wie schnell man selbst in eine Schieflage geraten kann.
>Und wenn es nur unaufgefordert mal Teilbeträge sind, die man als Zeichen guten Willens überweist.
Es lohnt sich schon. Es klappt mit doppelter Kostenabrechnung, Zinsen um die 15%, Standartbriefe zum Stückpreis von 40 DM, dann Zusammenarbeit mit Inkasso da wirds nochmal richtig fett. Aber wenn ich zuschnell fahre streite ich es auch erstmal ab.
>Mal auf den Punkt gebracht: hat Dich ein Gläubiger über die Klinge springen lassen in Kenntnis, daß Du einen Unfall hattest?
Sowohl als auch, aber der Sargnagel war die Berliner Sparkasse mit einem 23 jährigen"sehr erfahrenem Filialleiter" und die unangenehme Seite auch das eigene Personal. Wenn du der Firmenlenker bist weißt du ja was passiert wen du mal so kurz eine paar Monate nicht steuern kannst. Noch nicht probiert??? Ich helfe dir gern wenns kracht. Oder da kommt Ware die du bestellt hast, der Lieferant weigert sich trotz Kenntnis der Lage diese zurüchzunehmen und schon verdient der Bruder des Lieferanten (Anwalt für Eherecht) man schnell 2 TDM.
>Würde mich echt interessieren.
>Das mit Deinem Beispiel vom 8.000 Mark Unfall des Bekannten kann ich auch nicht ganz nachempfinden, erstens wird man 8000 Mark ja irgendwie aus der Familie heraus leihen können, und der Ã-sterreicher hat ja seine Leistung erbracht, soll etwa er jetzt der Dumme des Ganzen sein?
Es gibt eben auch Menschen die nicht über eine reiche Verwandschaft, Grundstücke oder Goldstücke verfügen. was den Ã-sterreicher betrifft geb ich Dir recht.
Ich selber bin auch Gläubiger mit 10 TDM bei einem Kumpel. Da flog die Ehe auseinander und nun habe ich den schwarzen Peter.
>Auf Deine Antwort bin ich sehr gespannt.
Ich schreibe heute spät noch ein paar Dinge da ich jetzt weg muß
bis dahin
Kaddii
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Baldur der Ketzer
14.05.2001, 22:47
@ Talleyrand
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Re: Verschuldungserfahrung - ja, Lehrer und Professoren mfG oT |
>>in Vermieterkreisen ist es Allgemeinwissen, daß bestimmte Gruppen von hichgebildeten? Privatleuten es auffällig häufig darauf anlegen, die Rechnung nicht bezahlen müssen, ganz im Unterschied zu Otto Normalverbrauchern und gewerblicher Kundschaft.
>Handelt es sich dabei um Lehrer? Gruss! T.
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