Talleyrand
16.05.2001, 13:59 |
Geht der Debitismus mit seinem Schöpfer unter?Thread gesperrt |
Nach gängiger Lesart müssten weltweit seit einiger Zeit unglaubliche Schuldenberge auf Erfüllung drängen. Eine nicht endenwollende Spirale nach unten sollte längst ihren schröcklichen Marsch angetreten haben.
Die internationalen Aktienmärkte lassen währenddessen jedoch mitnichten den Antritt ihres als unabwendbar suggeriertern Todesmarsches erkennen.
Steht stattdessen der Debitismus vor seinem letzten Gang?
Wie kommt es, daß zum Beispiel der persönlich sympathische, wirtschaftstheoretisch jedoch immer wieder in der Kritik stehende geistige Vorbeter und Chefideologe der sog. debitistischen Gemeinschaft, Dr. Paul C. Martin, offenbar sein Heil nunmehr in der Flucht in die Lombardei sucht?
Erhofft er sich dort in alten Kirchen Zuflucht vor seinen intellektuellen Häschern? Oder eifert er gar Karl V. nach, der im Eingeständnis seiner Unfähigkeit, sein (weltliches) Reich zusammenzuhalten, seinen Lebensabend im Kloster verdämmerte? Sieht der"Dr." nun seine Idee wanken?
Sieht er also seine bislang allein gegen die Wissenschaft stehende Theorie vor dem unmittelbaren Zusammenbruch? Weiss Paul C. Martin mehr als seine Anhänger?
Jedenfalls lässt er sie offenbar nicht mehr an seinen Gedanken teilhaben. Was ist die Ursache? Wir wissen es nicht. Eines dürfen wir aber vermuten:
Bald wird die Frage geklärt sein, ob der Debitismus einen historischen Triumph erleben oder in die ungeschriebene Geschichte eingehen wird.
Betrüblich jedoch ist, daß"bald" ein recht dehnbarer Zeitraum ist, wie sicher manch ein Christ zu berichten wüsste.
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Ecki1
16.05.2001, 14:11
@ Talleyrand
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Re: Geht der Debitismus mit seinem Schöpfer unter? |
Das Deflationsszenario einer zusammenbrechenden Verschuldungskette tritt nur ein, wenn nahezu alle Preise gleichzeitig fallen. Derzeit steigen aber etliche Rohstoff- und Energiepreise. Zusammengebrochen sind nur die Hoffnungen der"New Economy". Die Old Economy Branchen erlebten Rückgänge wegen der Börsenblase, aber keinen scharfen Einbruch. 1973/74 liegt zur Zeit näher als 1930/31,
vermutet Ecki1
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Rab
16.05.2001, 15:01
@ Ecki1
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Re: Das passiert nur bei Festgeschriebenen Wechselkursen |
Und die haben wir ja bekanntlich schon lange nicht mehr.
In den 70 igern war es nur kurzfristig und mündete nicht im absoluten Crash.
Hätten wir damals noch den Goldstandard gehabt, wäre das schlimm ausgegangen.
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black elk
16.05.2001, 15:05
@ Ecki1
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S T A G F L A T I O N Eckieee! (owT) |
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dottore
16.05.2001, 17:47
@ Talleyrand
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Re: Geht der Debitismus mit seinem Schöpfer unter? |
>Nach gängiger Lesart müssten weltweit seit einiger Zeit unglaubliche Schuldenberge auf Erfüllung drängen. Eine nicht endenwollende Spirale nach unten sollte längst ihren schröcklichen Marsch angetreten haben.
Warum"längst"? Dass ich Länge und Ausmaß des Aufschuldens und Hochbuchens unterschätzt und mich dafür entschuldigt habe, war bereits in"Aufwärts ohne Ende" (1988) zu lesen. So wie es ausschaut, werden ist die Phase der Gebirgsfaltung immer noch nicht zu Ende. Die Berge haben also noch Luft nach oben. Ich glaube (!) allerdings, dass die Luft inzwischen verdammt dünn geworden ist.
Außerdem grundsätzlich: Der"Debitismus" ist zunächst nichts als eine Erklärung der Wirtschaft, die sich vom heute geltenden Tauschtheorem zu lösen versucht (Gewirtschaftet wird lt. D. nicht, weil die Menschen friedlich tauschen wollen, sondern weil sie unter brutalem Erfüllungsdruck stehen, welchem auch immer).
Die Erklärung von Krisen ergibt sich dabei nebenbei, wenn auch logisch: Sind Schulden entstanden, die nicht mehr bedient werden können (in der realen Wirtschaft durch Realisierung - nicht nur durch Anbieten! - von BIP), wird zunächst hochgebucht (prolongiert), was aber über kurz oder lang sein Ende in sich selber findet.
Wie lang"lang" ist, weiß ich nicht. Es geht mir wie einem Banker, der auch - wie noch und noch zu beobachten - von"plötzlichen" Problemen seines Schuldners überrascht wird. Allen großen Pleiten ist die"Plötzlichkeit" ihres Eintretens gemeinsam.
>Die internationalen Aktienmärkte lassen währenddessen jedoch mitnichten den Antritt ihres als unabwendbar suggeriertern Todesmarsches erkennen.
Mitnichten? Seit März 2000 sind weltweit mindestens fünf Billionen Dollar"Buchwert" an den Börsen verdampft. Das ist schon ein Wort. Aber es muss noch nicht bedeuten, dass der Todesmarsch schon angetreten wurde. Ich persönlich glaube (!) allerdings, dass schon großer Wassermangel herrscht.
>Steht stattdessen der Debitismus vor seinem letzten Gang?
Ich wäre dankbar für einen etwas konkreteren Einwand.
>Wie kommt es, daß zum Beispiel der persönlich sympathische, wirtschaftstheoretisch jedoch immer wieder in der Kritik stehende geistige Vorbeter und Chefideologe der sog. debitistischen Gemeinschaft, Dr. Paul C. Martin, offenbar sein Heil nunmehr in der Flucht in die Lombardei sucht?
Was heißt hier"Flucht"? Es gibt auch noch andere Dinge im Leben als jeden Tag auf die Märkte zu starren. Außerdem waren alle Positionen gepostet worden: Festgeld, Calls geschrieben, Gold. Funktioniert.
Es geht nicht um alberne"Gemeinschaften", wir sind hier nicht bei einer Sekte. Es geht um den Versuch, die Phänomene Geld und Wirtschaft endlich intellektuell befriedigend zu enträtseln.
Übrigens: Felix Somary ging im Sommer 1929 in die Province auf Reisen. Recht behalten hat der"Rabe von Zürich" wenig später.
>Erhofft er sich dort in alten Kirchen Zuflucht vor seinen intellektuellen Häschern? Oder eifert er gar Karl V. nach, der im Eingeständnis seiner Unfähigkeit, sein (weltliches) Reich zusammenzuhalten, seinen Lebensabend im Kloster verdämmerte? Sieht der"Dr." nun seine Idee wanken?
Wer häschert, bitte? Und warum sollte er gehäschert werden? Wenn ohnehin alles kompletter Blödsinn ist, soll er sich doch am besten in einem weitläufig angelegten Freigehege austoben. Karl V. übrigens hatte sein Reich ganz gut im Griff, aber seine Finanzen nicht, vgl. Ehrenberg, Zeitalter der Fugger. Seine"Juros" (Staatspapiere) waren so tief gefallen, dass niemand mehr neue Kredite rauslegen wollte.
Der Staatsbankrott der Habsburger kam bekanntlich Mitte der 1550er Jahre.
>Sieht er also seine bislang allein gegen die Wissenschaft stehende Theorie vor dem unmittelbaren Zusammenbruch? Weiss Paul C. Martin mehr als seine Anhänger?
Lieber allein als dämlich. Was die ökonomische Wissenschaft zu bieten hat, ist 1 = 1, mehr nicht. Und so"allein" ist's auch schon längst nicht mehr.
>Jedenfalls lässt er sie offenbar nicht mehr an seinen Gedanken teilhaben. Was ist die Ursache? Wir wissen es nicht. Eines dürfen wir aber vermuten:
>Bald wird die Frage geklärt sein, ob der Debitismus einen historischen Triumph erleben oder in die ungeschriebene Geschichte eingehen wird.
Völlig wurscht. Ob und auch wann.
>Betrüblich jedoch ist, daß"bald" ein recht dehnbarer Zeitraum ist, wie sicher manch ein Christ zu berichten wüsste.
Siehe oben. Mich würde es riesig freuen, eine DeDe nicht mehr erleben zu müssen. Ich habe allerdings meine begründeten (und außerärztlichen) Zweifel. Da ich rechnerisch noch ca. 25 Jahre haben könnte, wird sich die Nummer mit den Uneinbringlichkeiten noch mal vervierfacht haben. Na, servus!
Gruß
d.
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