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 EZB: Geldmenge signalisiert"kein Risiko" für Peisstabilität
 
 Frankfurt (vwd) - Die Europäische Zentralbank (EZB) begründet in ihrem
 Monatsbericht nochmals eingehend den Zinssenkungsbeschluss im EZB-Rat am 10.
 Mai 2001 (Senkung des Refi-Satzes auf 4,50 von 4,75 Prozent) mit der
 Abschwächung des Geldmengen- und des Wirtschaftswachstums an ihren beiden
 Säulen der geldpolitischen Strategie. Im Vordergrund dieser Begründung, in
 Übereinstimmung mit den Erläuterungen von EZB-Präsident Wim Duisenberg in
 der EZB-Pressekonferenz nach der Zinssenkung steht dabei die korrigierte
 Geldmenge M3, die nach der Bereinigung um Euro-Titel bei Gebietsfremden
 "seit einigen Monaten unter dem Referenzwert von 4-1/2 Prozent" wächst.
 
 Eine exakte Bereinigung des geldpolitisch relevanten Geldmengenaggregats
 zeigt die EZB auch in ihrem Monatsbericht noch nicht auf, sondern schätzt
 die in den letzten Monaten zugenommene Verzerrung - wie in der EZB-Pk schon
 genannt -"auf rund einen halben Prozentpunkt der Jahreswachstumsrate von
 M3" infolge der von Gebietsfremden gehaltenen Geldmarktfondsanteilen; hier
 kämen noch"nicht zu vernachlässigende Verzerrungen nach oben" hinzu aus von
 den Gebietsfremden gehaltenen sonstigen in M3 enthaltenen marktfähigen
 Finanzinstrumenten mit eventuell ebenso hoher Überzeichnungswirkung wie bei
 den Geldmarktfondsanteilen. Hierzu fehlen noch genauere Statistiken.
 
 Die EZB sieht sich in dieser geldpolitisch wichtigen Frage erst gegen
 Jahresende in der Lage, revidierte Zeitenreihen von M3 zu veröffentlichen,
 die beiden Formen der Verzerrung Rechnung tragen wird. In der Zwischenzeit
 soll die Ã-ffentlichkeit regelmäßig über aktuelle Entwicklungen informiert
 werden. Unbereinigt lauteten die M3-Jahresraten im März 5,0/4,8 Prozent zum
 Vorjahr/3-Mt-Durchschnitt; ab der Ende Mai anstehenden Veröffentlichung der
 April-M3 wird die EZB Informationen über den Effekt der von Gebietsfremden
 gehaltenen Bestand auf das M3-Wachstum bringen.
 
 Während die EZB bei der ersten Strategiesäule M3 mit Referenzwertvorgabe
 "kein Risiko mehr für Preisstabilität" sieht, sieht sie an der zweiten Säule
 (Indikatorenbündel) die Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität auf mittlere
 Sicht"etwas zurückgegangen" wegen BIP-Wachstumsabschwächung und"bislang
 weiter geübter Lohnzurückhaltung"."Dennoch müssen die Wachstumstendenzen
 und Lohnentwicklungen weiterhin genau beobachtet werden," so die EZB, die
 nochmals zur Zinssenkung auf 4,50 (4,75) Prozent betont, dass die Zinsen
 nunmehr"ein angemessenes Niveau" erreicht haben,"um die Preisstabilität
 auf mittlere Sicht zu gewährleisten und zu einem gesunden Wirtschaftwachstum
 beizutragen".
 
 In ihrer ökonomischen Analyse betont die EZB zwar die Verlangsamung der
 wirtschaftlichen Aktivität, bleibt aber dabei, dass anhand der aktuellen
 Prognosen das Wirtschaftswachstum im Euroland, gestützt durch die
 Inlandsnachfrage, den Schätzungen für das trendmäßige Potenzialwachstum in
 2001 weitgehend entspricht, das bekanntlich mit zwei bis 2-1/2 Prozent von
 der EZB angenommen wird. Die Aussichten für eine Fortsetzung des"robusten
 Wachstums" im Eurogebiet auf mittlere Sicht und für eine Inflation, die im
 Einklang mit der Definition der EZB von Preisstabilität - HVPI-Anstieg
 "unter zwei Prozent" liegt - werden nach Überzeugung der EZB durch den
 derzeitigen Stand der Renditen der Staatsanleihen im Eurogebiet bestätigt.
 
 In den nächsten Monaten jedoch, so die EZB, werde die Preisstabilität von
 der vorübergehenden Entwicklung der Preise unverarbeiteter Nahrungsmittel
 (MKS-Folgen) überschattet, zusätzlich zu den indirekten Effekten aus
 bisheriger Ã-lpreisverteuerung und vorangegangener Euro-Außenwert-Schwäche.
 Die Wirkungen, die die Inflatgionsrate (HVPI) weiter über zwei Prozent
 halten, dürften nach EZB-Einschätzung im Jahresverlauf allmählich abklingen,
 so dass die HVPI-Inflation"im Jahr 2002 wahrscheinlich auf unter zwei
 Prozent zurückgehen wird". Geldpolitik konzentriere sich auf Preisstabilität
 auf mittlere Sicht, diese Aussichten seien insgesamt günstig, der EZB-Rat
 bleibe aber wachsam.
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 EZB: Basel II stellt neue Herausforderungen
 
 Frankfurt (vwd) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die neue
 Eigenkapitalvereinbarung des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel
 II) begrüßt, zugleich aber auf neue Herausforderungen im Zuge der
 Vereinbarung hingewiesen. Wie die EZB in ihrem Monatsbericht Mai schreibt,
 verbessert Basel II die Effektivität der Eigenkapitalvorschriften und die
 Stabilität des Bankensystems erheblich. Letztere werde besonders dadurch
 gestärkt, dass es zu einer höheren Übereinstimmung der Kapitalanforderungen
 mit den von den Banken individuell eingegangenen Risiken komme. Zudem
 werde die Entwicklung von bankinternen Risikomanagementsystemen gefördert.
 
 Allerdings stellt nach Ansicht der EZB die Entwicklung eines solch
 deutlich risikoempfindlicheren rechtlichen Rahmens auch neue
 Herausforderungen für die Aufsichtsinstanzen sowie für die internationale
 Zusammenarbeit dar. Um die Effektivität der Eigenkapitalvereinbarung
 international zu gewährleisten und die Wettbewerbsgleichheit zu wahren, sei
 eine grenzüberschreitende Harmonisierung der aufsichtsrechtlichen Praktiken
 und der Rechnungslegungsgrundsätze notwendig. Neben diesen Entwicklungen
 dürfte auch eine erweiterte Offenlegungspflicht der Banken im Zusammenhang
 mit dem Binnenmarkt für Finanzdienstleistungen innerhalb der EU besonders
 wichtig sein, so die EZB.
 
 Darüber hinaus befürchtet die EZB, dass die neue Eigenkapitalvereinbarung
 das Risiko der Prozyklität des Finanzsektors erhöhen kann. So könnten die
 Mindestkapitalanforderungen während eines Konjunkturabschwungs verbindlich
 werden, wenn sich die Eigenkapitalquoten der Banken der Acht-Prozent-Marke
 nähern. Daraus resultiere dann eine Kapitalverknappung, die die Banken zur
 Einschränkung ihrer Kreditvergabe veranlassen könne. Letztere falle dann
 unter Umständen unter das Niveau, das zur Deckung der geringeren
 Kreditnachfrage während einer konjunkturellen Abkühlung benötigt werde.
 
 Die EZB brachte zur Abschwächung des Risikos der Prozyklität die
 Berücksichtigung der konjunkturellen Lage in den internenen
 Risikokontrollsystemen der Banken ins Gespräch. Auch die Riskovorsorge könne
 entsprechend dynamisiert werden, hieß es. Insgesamt ist es aus der Sicht der
 EZB für die Aufsichtsinstanzen ratsam, das Problem Prozyklität bei der
 Umsetzung des neuen Regelwerks im Auge zu behalten. Für die
 Aufsichtsinstanzen der EU gelte das umso mehr, da die gesamtwirtschaftlichen
 Bedingungen dort immer stärker miteinander verwoben seien.
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 EZB verteidigt und korrigiert M3
 
 EZB verteidigt und korrigiert M3
 
 Frankfurt (vwd) - Die Europäische Zentralbank (EZB) verteidigt in ihrem
 Mai-Monatsbericht die"hervorragende Rolle" der Geldmenge in ihrer Strategie
 mit dem breiten Aggregat M3, gleichzeitig unterzieht sie ihre M3 im Euroraum
 einer eingehenden Revision wegen störender Sonderfaktoren. Inflation sei
 langfristig ein monetäres Phänomen, die Mehrheit der bedeutenden
 Zentralbanken der Welt lege ungeachtet ihrer geldpolitischen Strategien Wert
 auf die monetäre Analyse. Die enge Beziehung von Geldmenge und Inflation
 werde durch empirische Untersuchungen belegt, dies bestätige damit auch die
 Strategie der EZB.
 
 Die EZB stellt in ihrem Monatsbericht - Sonderaufsatz"Gestaltungsrahmen
 und Instrumentarium der monetären Analyse" - das M3-Referenzwertkonzept an
 der ersten Säule ihrer Strategie mit der umfassenden Analyse zur Beurteilung
 von Abweichungen der M3-Raten vom Referenzwert mit Geldnachfragemodellen vor
 - von der"nominalen Geldlücke", der"realen Geldlücke" und"Geldüberhang"
 bis zur"Identifikation und Quantifikation der Verzerrung von M3".
 
 Verschiedene analytische Ansätze seien hilfreich, um sich ein Urteil über
 die Risiken für die Preisstabilität zu bilden, auf die die Entwicklung von
 Geld und Kredit hindeutet. Um zu einer robusten Beurteilung der Risiken für
 die Preisstabilität zu gelangen, müssen nach Überzeugung der EZB im Rahmen
 der ersten Säule zusätzlich anhand der Einschätzungen, die die
 wirtschaftlichen und finanziellen Indikatoren im Rahmen der zweiten Säule
 liefern, überprüft werden. Eine solide Beurteilung erfordere die
 Berücksichtigung aller Informationen, die für eine auf die mittelfristige
 Gewährleistung von Preisstabilität ausgerichteten Geldpolitik von Bedeutung
 sein können.
 
 Die EZB zeigt sich zwar grundsätzlich zufrieden, weil ihrer Meinung nach
 sich ihr geldpolitische Ansatz seit Beginn der Währungsunion"angesichts der
 Unsicherheiten über die Wirtschaftsstruktur des Euro-Raums und die
 Verfügbarkeit von Daten als besonders geeignet für die
 stabilitätsorientierte Geldpolitik der EZB erwiesen hat, unterzieht aber
 gegenwärtig das M3-Aggregat einer Revision bzw Bereinigung von
 Sondereinflüssen.
 
 In der Reihe von Sondereinflüssen hebt die EZB drei hervor: Erstens sei
 die jährliche Wachstumsrate von M3 von Kalendereffekten beeinflusst; die EZB
 werde"in naher Zukunft" damit beginnen, die Jahreswachstumsrate der
 Geldmengen offiziell auf der Grundlage von saison- und kalenderbereinigten
 monatlichen Stromgrößen zu berechnen. Zweitens sei der M3-März-Anstieg durch
 die von Gebietsfremden gehaltenen Geldmarktfondsanteilen verzerrt worden,
 was zu einer zunehmenden Überzeichnung geführt habe. Drittens dürften auch
 die volatilen Aktienmärkte im März zum starken M3-Anstieg beigetragen haben
 wegen der Präverenz von kurzfristigen sicheren und liquiden Anlagen.
 
 Diesen letzten Sondereinfluss unterzieht die EZB nun einer eingehenden
 Analyse und wird zum Jahresende hierzu eine Datenreihe und eine Bereinigung
 veröffentlichen.
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 EuroTower:"Biest M3" in der Dressur
 
 von vwd Finanzkorrrespondent Hans Hutter
 
 Frankfurt (vwd) -"Biest M3" nannte Otmar Issing in seiner Zeit als
 Bundesbank-Chefvolkswirt das breite Geldaggregat. Das war eher liebevoll als
 bös' gemeint, denn schon als Universitätslehrer und im Sachverständigenrat
 bekannte sich Issing zum Lager der aufgeklärten Monetaristen. Nun hat Issing
 als EZB-Chefvolkswirt im großen weiten Euroraum - mit zwölf Mitgliedsstaaten
 und besonderen statistischen Hürden - der Geldmenge auch eine"herausragende
 Rolle" zugewiesen - und das"Biest M3" wird diesem seinem Kosewort noch mehr
 als im D-Mark-Land gerecht, als Issing M3 einmal per Zinssenkung abbremsen
 musste, erfolgreich übrigens auf diesem paradoxen Weg.
 
 Dass ein so breites Geldmengenaggregat - vom Bargeld bis Geldmarkttitel
 bis zwei Jahren Laufzeit - in einem neuen und erst etwas über zwei Jahre
 "alten" Eurosystem - mit zwölf Nationalstaaten und Statistikbesonderheiten
 - getrimmt wird durch Beseitigungen von Sondereinflüssen und Verzerrungen,
 ist an sich normal. Problematisch wird es, weil diese Korrektur nun in einer
 Zeit der Zinssenkungserwartungen und Zinssenkungsforderungen geldpolitisch
 als Argument für eben eine solche Zinssenkung dient. Überzeichnet sei M3
 durch von Gebietsfremden gehaltenen Euro-Titeln, die ja nicht-inflationär im
 Euro-Raum wirkten. Also raus damit! Aber wie, wenn nicht greifbar?
 
 Wer nach der EZB-Pressekonferenz am 10. Mai gehofft hatte, der
 Monatsbericht der EZB würde nun schon handfeste Beweise für diese
 M3-Korrektur finden, der wurde enttäuscht, die Datenreihe kommt erst Ende
 des Jahres. Nur für den von Gebietsfremden gehaltenen Bestand an
 Geldmarktfondsanteilen hat die EZB Daten, allein diese Bereinigung senkt die
 M3-Jahresrate um 1/2 Prozentpunkt; für den von Gebietsfremden gehaltenen
 Bestand an sonstigen in M3 enthaltenen marktfähigen Finanzinstrumenten
 fehlen noch Daten, die Verzerrung dürfte nach EZB-Angaben ähnlich hoch sein.
 Das wäre ja ein M3-Einbruch!
 
 Auch ohne diese Verzerrung/Bereinigung tendierte die M3-Jahresrate
 zuletzt mit 4,8 Prozent (3-Mt-Durchschnitt/März) in Richtung Referenzwert
 4-1/2 Prozent gleich Potenzialswachstum (2,0/2,5 Prozent) plus Preisnorm
 ("unter zwei Prozent" Inflation) plus Rückgang der M3-Umlaufgeschwindigkeit
 (0,5/1,0 Prozent). Zöge man davon rund ein Prozentpunkt - wie von der EZB
 grob als Überzeichnung angedeutet - ab, käme man auf ein M3-Wachstum von
 weniger als drei Prozent; und wenn man am Konzept festhält, riefe man nach
 eiliger und kräftiger Zinssenkung; denn so gesehen ist die EZB zu restriktiv
 - und das in einer abflauenden Konjunktur.
 
 Um es noch deutlicher zu machen: Der Geldmantel ist zu eng, die Zinsen zu
 hoch, und die (importierte) Inflation reduziert Realeinkommen. So grob geht
 Issing nicht mit"Biest M3" um, eher mit"nominaler und realer Geldlücke".
 Die EZB trimmt M3 in Richtung Zinssenkung, aber das braucht Glaubwürdigkeit.
 Hier droht eine Lücke zwischen M3-Zinssenkungsspielraum und Botschaft im
 EZB-Bericht: Der kleine Zinssenkungsschritt um 25 Basispunkte reicht, um auf
 mittlere Sicht Preisstabilität zu gewährleisten, das war Anpassung. Nun, man
 wird sehen. Die EZB will die sauberen M3 erst zum Jahresende bringen - dann
 für den M3-Referenzwert 2002; bis dahin steht der alte M3-Referenzwert mit
 der alten/falschen M3-Datenreihe. Das wird eine harte M3-Dressur.
 vwd/17.5.2001/hu/hab
 
 
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