JÜKÜ
17.05.2001, 23:20 |
Noch ein Fundstück Thread gesperrt |
Am 7. März 2000 schrieb ich hier:
<font size="4">07.03.: Mal ein paar Anmerkungen
</font><font size="2"><font face="Comic Sans MS">Als ich im Juni 1999 begann, diese Website aufzubauen,
war ich offenbar der Zeit ein ganzes Stück voraus, denn ich habe haufenweise Indizien
zusammengetragen, warum es sehr bald zu einer langen Baisse an den
Aktienmärkten kommen muss. Das war Monate zu früh! Damals dachte ich, die
Aktieneuphorie habe einen Extremzustand erreicht, der nicht mehr zu steigern
sei. Die Überbewertung vieler Aktien hatte einen
Stand erreicht, der in vieler Hinsicht das Extrem von 1929
längst überschritten hatte. In den Monaten seither habe ich mich oft
unglaubwürdig gemacht, denn die große Masse der heutigen Aktienbesitzer ist
nun einmal Bestandteil des Spekulationsfiebers. Immer wieder hörte ich das
Argument,"diesmal ist es anders", so wie es
in jeder Phase extremer Spekulation in der Geschichte der Fall war. Ich habe
einige zusammenhängende Analysen verfasst, z. B. warum wir uns in der letzten Welle
5 und nicht in einer Welle 3 befinden und habe das Zusammenspiel der
verschieden Wellenebenen im Dow Jones aufgezeigt
(allerdings noch nicht bis zum High bei 11.750 aktualisiert). Im Zuge dieser
Aktienmanie sind sogar "neue
Bewertungsmaßstäbe" erfunden worden, weil man mit den herkömmlichen
diesen Wahnsinn nicht mehr rechtfertigen konnte. </font></font>
<font size="2"><font face="Comic Sans MS">Und nun, nach einigen Monaten, muss ich feststellen, dass die Aktienmanie sich
doch noch steigern konnte! Es ist so weit, dass die Banken unter der Flut von
Aufträgen der Spekulanten"zusammenbrechen", dass den Aktienfonds
"das Geld aus den Ohren läuft", wie heute in der Zeitung stand, dass
inzwischen, nach den Studenten,"Hausfrauen" und Taxifahrern seit
Kurzem auch die allerletzte und konservativste Gruppe der Sparbuch-Rentner in
den Strudel gezogen wurden - gefördert durch die gefährliche und leichtsinnige
Werbung der Dresdner Bank.Â
Und trotzdem - und gerade - sage ich heute wieder: Das ist der Höhepunkt des
Spekulationsfiebers!Â
Ein weiteres High beim Dow Jones kann ich nicht einmal ausschließen. Es geht
und ging mir nie darum, einen Zeitpunkt für einen Crash vorherzusehen, sondern
meine Hauptaussage war und ist und bleibt: Diese in der Geschichte einmalige
Spekulationsblase wird sich nicht in einem kurzen Crash à la 1987 entladen,
sondern wir stehen am Beginn einer"Kernschmelze" der Aktienkurse mit
Verlusten - am Ende - von 95 % - 99 %, und es wird eine jahrelange und zähe
Baisse, in deren Verlauf, entweder als Auslöser oder eher mittendrin oder am
Ende, ein Zusammenbruch des gesamten Finanz-, Währungs- und Wirtschaftssystems
kommen wird. Die Elliott-Wellen sind eine Methode, mit denen man Entwicklungen
sehen kann - meist zu früh - die"unglaublich" sind.Â
"Das Schwierigste an den Elliott-Wellen ist, zu glauben, was man
sieht."</font>
</font>
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Das war, wie gesagt, am 7. März 2000.
[img][/img]
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Fontvieille
18.05.2001, 01:34
@ JÜKÜ
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Re: Noch ein Fundstück |
Hallo Jükü,
das hat Alan Greenspan ja schon 1996 gesehen, und in seiner Rede über den irrationalen Überschwang (irrational exuberance) zum Ausdruck gebracht. Wenn man dann noch Greenspans Aufsatz aus den 60er Jahren über Gold und den Goldstandard kennt, ist es schon irre zu sehen, daß ausgerechnet der für die größte Spekulations- und Kreditblase der letzten 100 bis 150 Jahre mit-verantwortlich ist. Was geht wohl in dem Mann vor sich, ist er schizophren? Der muß doch was bemerkt haben? Oder J.A. Saiger hat Recht und Greenspan kann nur, wie er darf.
Gruß, F.
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Ecki1
18.05.2001, 08:15
@ Fontvieille
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Re: Spektakulär! / Greenspan |
Hallo Jükü,
das hat Alan Greenspan ja schon 1996 gesehen, und in seiner Rede über den irrationalen Überschwang (irrational exuberance) zum Ausdruck gebracht. Wenn man dann noch Greenspans Aufsatz aus den 60er Jahren über Gold und den Goldstandard kennt, ist es schon irre zu sehen, daß ausgerechnet der für die größte Spekulations- und Kreditblase der letzten 100 bis 150 Jahre mit-verantwortlich ist. Was geht wohl in dem Mann vor sich, ist er schizophren? Der muß doch was bemerkt haben? Oder J.A. Saiger hat Recht und Greenspan kann nur, wie er darf.
Gruß, F.
Vom Timing einiger seiner Zinssenkungen her vermute ich mal, dass er das Elliott-Wellenprinzip kennt, auch wenn er das öffentlich wohl nie zugeben würde. Duisenbergs Reaktionen kamen zum falschen Zeitpunkt, und der Markt hat weniger stark reagiert.
Wie wahrscheinlich ist meine These?
Gruss: Ecki
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SportiSteffen
18.05.2001, 09:01
@ Ecki1
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Greenspan/Lubotta/EW-Treffen - genaues Datum? |
Hallo Ecki!
Herr Lubotta, ein nun 70jähriger Elliott-Analyst hat seine Ausbildung vor vielen, vielen Jahren in New York gemacht. Er kannte damals Greenspan persönlich und er hat mir erklärt, dass er natürlich auch EW benutzt.
Zu Eurer Info übrigens: Herr Lubotta analysiert, indem er sich die jeweiligen Hochs und Tiefs genau heraussucht und dann mit Papier und Stift eignene Bildchen entwirft, wobei er überall die verschiedensten Formationen und Fibo-Verhältnisse überprüft. Er kennt auch Heussinger und in seinem Repertoire steckt noch mehr drin, als in Heussingers Elliott-Buch.
Ich werde einmal versuchen, Herrn Lubotta für unser EW-Treffen zu gewinnen.
Er ist aber im Januar von Wiesbaden nach Garmisch-Partenkirchen gezogen.
Unter anderem gibt er auch Elliott-Seminare (sehr gute!!).
Es wäre echt gut, wenn ich ein genaues Datum für das EW-Treffen bekäme, um das schon einmal im Voraus klären zu können.
Bis dann erstmal,
STEFFEN
>Hallo Jükü,
>das hat Alan Greenspan ja schon 1996 gesehen, und in seiner Rede über den irrationalen Überschwang (irrational exuberance) zum Ausdruck gebracht. Wenn man dann noch Greenspans Aufsatz aus den 60er Jahren über Gold und den Goldstandard kennt, ist es schon irre zu sehen, daß ausgerechnet der für die größte Spekulations- und Kreditblase der letzten 100 bis 150 Jahre mit-verantwortlich ist. Was geht wohl in dem Mann vor sich, ist er schizophren? Der muß doch was bemerkt haben? Oder J.A. Saiger hat Recht und Greenspan kann nur, wie er darf.
>Gruß, F.
>Vom Timing einiger seiner Zinssenkungen her vermute ich mal, dass er das Elliott-Wellenprinzip kennt, auch wenn er das öffentlich wohl nie zugeben würde. Duisenbergs Reaktionen kamen zum falschen Zeitpunkt, und der Markt hat weniger stark reagiert.
>Wie wahrscheinlich ist meine These?
>Gruss: Ecki
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le chat
18.05.2001, 09:04
@ JÜKÜ
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Gratulation.. das war exakt getroffen....und mutig es laut zu sagen. |
><font size="4">07.03.: Mal ein paar Anmerkungen
>
></font><font size="2"><font face="Comic Sans MS">Als ich im Juni 1999 begann, diese Website aufzubauen,
>war ich offenbar der Zeit ein ganzes Stück voraus, denn ich habe haufenweise Indizien
>zusammengetragen, warum es sehr bald zu einer langen Baisse an den
>Aktienmärkten kommen muss. Das war Monate zu früh! Damals dachte ich, die
>Aktieneuphorie habe einen Extremzustand erreicht, der nicht mehr zu steigern
>sei. Die Überbewertung vieler Aktien hatte einen
>Stand erreicht, der in vieler Hinsicht das Extrem von 1929
>längst überschritten hatte. In den Monaten seither habe ich mich oft
>unglaubwürdig gemacht, denn die große Masse der heutigen Aktienbesitzer ist
>nun einmal Bestandteil des Spekulationsfiebers. Immer wieder hörte ich das
>Argument,"diesmal ist es anders", so wie es
>in jeder Phase extremer Spekulation in der Geschichte der Fall war. Ich habe
>einige zusammenhängende Analysen verfasst, z. B. warum wir uns in der letzten Welle
>5 und nicht in einer Welle 3 befinden und habe das Zusammenspiel der
>verschieden Wellenebenen im Dow Jones aufgezeigt
>(allerdings noch nicht bis zum High bei 11.750 aktualisiert). Im Zuge dieser
>Aktienmanie sind sogar "neue
>Bewertungsmaßstäbe" erfunden worden, weil man mit den herkömmlichen
>diesen Wahnsinn nicht mehr rechtfertigen konnte. </font></font>
><font size="2"><font face="Comic Sans MS">Und nun, nach einigen Monaten, muss ich feststellen, dass die Aktienmanie sich
>doch noch steigern konnte! Es ist so weit, dass die Banken unter der Flut von
>Aufträgen der Spekulanten"zusammenbrechen", dass den Aktienfonds
>"das Geld aus den Ohren läuft", wie heute in der Zeitung stand, dass
>inzwischen, nach den Studenten,"Hausfrauen" und Taxifahrern seit
>Kurzem auch die allerletzte und konservativste Gruppe der Sparbuch-Rentner in
>den Strudel gezogen wurden - gefördert durch die gefährliche und leichtsinnige
>Werbung der Dresdner Bank.Â
>
>
>
>Und trotzdem - und gerade - sage ich heute wieder: Das ist der Höhepunkt des
>Spekulationsfiebers!Â
>
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>
>Ein weiteres High beim Dow Jones kann ich nicht einmal ausschließen. Es geht
>und ging mir nie darum, einen Zeitpunkt für einen Crash vorherzusehen, sondern
>meine Hauptaussage war und ist und bleibt: Diese in der Geschichte einmalige
>Spekulationsblase wird sich nicht in einem kurzen Crash à la 1987 entladen,
>sondern wir stehen am Beginn einer"Kernschmelze" der Aktienkurse mit
>Verlusten - am Ende - von 95 % - 99 %, und es wird eine jahrelange und zähe
>Baisse, in deren Verlauf, entweder als Auslöser oder eher mittendrin oder am
>Ende, ein Zusammenbruch des gesamten Finanz-, Währungs- und Wirtschaftssystems
>kommen wird. Die Elliott-Wellen sind eine Methode, mit denen man Entwicklungen
>sehen kann - meist zu früh - die"unglaublich" sind.Â
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>"Das Schwierigste an den Elliott-Wellen ist, zu glauben, was man
>sieht."</font>
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>Das war, wie gesagt, am 7. März 2000.
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NaturalBornKieler
18.05.2001, 10:10
@ JÜKÜ
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Nachfrage dazu |
Du schriebst:
"...und es wird eine jahrelange und zähe
Baisse, in deren Verlauf, entweder als Auslöser oder eher mittendrin oder am
Ende, ein Zusammenbruch des gesamten Finanz-, Währungs- und Wirtschaftssystems
kommen wird. Die Elliott-Wellen sind eine Methode, mit denen man Entwicklungen
sehen kann - meist zu früh - die"unglaublich" sind."
Hast Du es wirklich nicht ein bisschen kleiner? Da kann doch keiner mehr rausgeben. Oder anders gefragt: Gibt es in den letzten 50 Jahren Beispiele dafür, dass jemand mit Hilfe der Elliott-Wellen Entwicklungen vorhergesagt hat, die"unglaublich" waren, aber trotzdem eingetreten sind? Oder muss dafür immer noch 1929 herhalten? Was passieren denn schon überhaupt groß für"unglaubliche" Sachen?
Die von Dir hier wiedergegebene Vorhersage sieht nach einem schönen Treffer aus, auch vom Timing her. Aber bist Du sicher, dass Du nicht schon in den Monaten zuvor etliche Male die gleiche Vorhersage abgegeben hast?
Sorry für die ketzerischen Fragen.
NBK
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apoll
18.05.2001, 10:20
@ Fontvieille
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Re: Noch ein Fundstück |
>Hallo Jükü,
>das hat Alan Greenspan ja schon 1996 gesehen, und in seiner Rede über den irrationalen Überschwang (irrational exuberance) zum Ausdruck gebracht. Wenn man dann noch Greenspans Aufsatz aus den 60er Jahren über Gold und den Goldstandard kennt, ist es schon irre zu sehen, daß ausgerechnet der für die größte Spekulations- und Kreditblase der letzten 100 bis 150 Jahre mit-verantwortlich ist. Was geht wohl in dem Mann vor sich, ist er schizophren? Der muß doch was bemerkt haben? Oder J.A. Saiger hat Recht und Greenspan kann nur, wie er darf.
>Gruß, F.
Saiger hat recht, Greeny ist weisungsgebunden. Niemals vergessen: die Fed ist eine private Institution, gegründet zum Vorteil ihrer Gründer! Fed, Regierung und Wallstreet arbeiten Hand in Hand und die Märkte sind in ihrer Hand und werden entsprechend manipuliert und die Medien waschen die Gehirne, ich halte sie für prostituierte der Hochfinanz. Wallstreet braucht Umsatz, denn hin und her macht die Taschender Anleger leer. Jeder sollte sich fragen, ob er die Märkte braucht oder die Märkte ihn, wenn die Menschen das kapieren würden, was bliebe Goldmann Sax und MER dann anderes übrig als sich ein weiteres Loch in die Nase zu bohren. Nicht vergessen: alle Märkte werden heute manipuliert!!
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dottore
18.05.2001, 11:12
@ NaturalBornKieler
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Re: Kann Amerika"seine" Rezession exportieren? Und dadurch aufblühen? |
Hi Killer,
>Hast Du es wirklich nicht ein bisschen kleiner? Da kann doch keiner mehr rausgeben. Oder anders gefragt: Gibt es in den letzten 50 Jahren Beispiele dafür, dass jemand mit Hilfe der Elliott-Wellen Entwicklungen vorhergesagt hat, die"unglaublich" waren, aber trotzdem eingetreten sind? Oder muss dafür immer noch 1929 herhalten? Was passieren denn schon überhaupt groß für"unglaubliche" Sachen?
Vielleicht möchtest Du etwas mehr"fundamentales". Ich darf dazu noch einmal das Quote aus dem WSJ von gestern reinstellen:
"History offers little consolation to those claiming that depression is not inevitable after an investment-led boom that ends with a stock market collapse. In the United States after 1929 and in Japan after 1990, the only two instances in this centry in which stock market collapses followed investment booms, depression resulted."
Also es"hat" schon was, wenn selbst das American Enterprise Institute mit solchen Sätzen daher kommt. Und da erscheint eben 1929 (und 1990).
Frage (fundamental) bleibt: Muss ein"investment-led boom" auch in einem Aktienkollaps enden. Bei der New Economy wohl ohne Frage. Und wenn ich mir einige Dow-Partikel anschauen (GE, MO, MSFT), dann wird mir allemal mulmig.
Auch ist zu fragen, ob ein weiterer consumer-led boom starten könnte. Immerhin ist es BIP wurscht, ob es aus I oder C besteht.
Hinzu kommt natürlich noch der Gag, dass das BIP drüben steigen kann, wenn allein die Importe sinken. Gehen sie gar auf Null (warum Porsche kaufen, wenn es auch ein Dodge Charger sein kann oder so was? Oder einfach gar keinen Porsche mehr importieren?), dann steigt das BIP drüben erstmal um einen zweistelligen Prozentsatz. Was werden die Börsen dann machen? Dow 30.000?
Amerika hätte dann"seine" Rezession ganz elegant exportiert, bevor sie noch so richtig beißen konnte und D etc. gucken in die Röhre.
Gruß
d.
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dottore
18.05.2001, 11:28
@ Fontvieille
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Re:"Why is the gold price exploding, Mr. Chairman?" |
Hi Fontvieille,
was Greenspan nicht kapiert hat, ist die simple Tatsache, dass in einer Dis-Inflation die Kurse der Festverzinslichen stark steigen. Die T-Bonds haben sich seit ihrem Tief in den 8oern mehr als verdoppelt.
Das zieht alle übrigen Finanztitel nach der bekannten Börsenlogik (Zinsen runter plus Liquidität, entweder geschaffen durch Gewinne/Beleihungen der gestiegenen Rententitel bzw. sonstwie ins Ganze gegeben plus dem sensationellen"Systemoptimismus" der Amis plus Ende des Kalten Krieges mit Siegfriedstimmung wie nach der gewonnenen Schlacht) in die Höhe.
1996 war die Nummer eigentlich längst schon gelaufen, aber dass es noch sooo lange weiterlaufen würde, wie Störtebecker, nachdem ihm der Kopp abgehackt war, das ist nun wirklich ein Novum.
Success succeeds. Excess excedes.
Mit dem Gold hatte das m.E. nichts zu tun. Heute ist es freilich anders: Sollte eine Gold-Hausse kommen, wäre dies eine Mistrauensabstimmung über das bisherige Hochbuchungs- und Exzessverschuldungs-System incl. Moral hazard.
Das wollen"sie" (wer auch immer) nun à tout prix vermeiden.
Stell' Dir doch bloß mal vor, Gold steht bei 350/400 und Greenspan müsse im nächsten Senatshearing auf die Fragen antworten:
Mr. Chairman, why do you think the gold price is exploding so fast? Does this have any monetary causes? Do you think that the investment community is mistrusting the whole credit system?
Der kann doch dann seine Siebensachen packen und heim gehen.
Gruß
d.
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NaturalBornKieler
18.05.2001, 11:52
@ dottore
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Re: Kann Amerika"seine" Rezession exportieren? Und dadurch aufblühen? |
Hi Doc,
>Vielleicht möchtest Du etwas mehr"fundamentales". Ich darf dazu noch einmal das Quote aus dem WSJ von gestern reinstellen:...
Dass eine Rezession kommen könnte, kann ich mir vorstellen. Aber Jürgen sprach gleich von etwas"Unglaublichem", z. B. dem Zusammenbruch des Weltfinanzsystems. Das ist ja wohl doch noch ein anderes Kaliber.
>Hinzu kommt natürlich noch der Gag, dass das BIP drüben steigen kann, wenn allein die Importe sinken. Gehen sie gar auf Null (warum Porsche kaufen, wenn es auch ein Dodge Charger sein kann oder so was? Oder einfach gar keinen Porsche mehr importieren?), dann steigt das BIP drüben erstmal um einen zweistelligen Prozentsatz. Was werden die Börsen dann machen? Dow 30.000?
>Amerika hätte dann"seine" Rezession ganz elegant exportiert, bevor sie noch so richtig beißen konnte und D etc. gucken in die Röhre.
Sind es wirklich die Porsches und andere Luxusgüter, die den Hauptteil der Ami-Importe bestreiten? Oder wird nicht auch vor allem Billigware importiert? Und was ist mit Rohstoffen? Und Maschinen? Lässt sich das tatsächlich alles durch inländische Güter ersetzen?
Schöne Grüße
NBK
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dottore
18.05.2001, 12:25
@ NaturalBornKieler
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Re: Kann Amerika"seine" Rezession exportieren? Und dadurch aufblühen? |
>Hi Doc,
>>Vielleicht möchtest Du etwas mehr"fundamentales". Ich darf dazu noch einmal das Quote aus dem WSJ von gestern reinstellen:...
>Dass eine Rezession kommen könnte, kann ich mir vorstellen. Aber Jürgen sprach gleich von etwas"Unglaublichem", z. B. dem Zusammenbruch des Weltfinanzsystems. Das ist ja wohl doch noch ein anderes Kaliber.
Es war ausdrücklich von einer Depression die Rede In der Depression 1929 ff. gingen die Aktien um just die ca. 90 % runter, in der japanischen"Rezession" (bisher euphemistisch) von fast 40k auf schon 13k.
1930/1 hat kein Mensch geahnt, dass die Banken in USA und D fast in toto krachen würden. Welcher Japaner hat 1996 noch mit den Versicherungs-, Broker- und Bankenbankrotten gerechnet, die anschließend en suite erfolgten?
Außerdem: Was ist das"Weltfinanzsystem". Es sind Kredite und Schulden, plus ZBs als"lender of last resort" plus BIZ als"Bank der Notenbanken", ruht vor sich hin), plus IMF ("Feuerwehr" oder"Libero"). Nun lass eine Rezession aufziehen, die dann in eine Depression mündet. Uneinbringlichkeiten ohne Ende.
ZBs stehen vor der schweren Entscheidung: auf sich buchen/ziehen lassen oder nicht? Politische Diskussion: Warum den Sch...Banken eigentlich aus der Klemme helfen, usw. Es kommen internationale Uneinbringlichkeiten dazu (zuletzt Türkei, Argentina), aber jetzt massiv. Die deutschen Banken haben über 60 Mrd. allein in Russland stehen. Bald brennt es überall. Die"Schuldenerlass"-Debatte wird immer giftiger. Erlassen kann man die Schulden aber nicht (müssten sonst bis zum Banksparer durchgebucht werden), also gehen sie in die Haushalte der noch fest sitzende Industrienationen. Wird der US-Kongress sagen:"Let's bail out China!"?
Dann Dauerflüge der IMF-Cracks rund um die Welt. Aber der IMF muss, so er helfen will, sich refinanzieren. Geht nur über Genehmigung der nationalen Parlamente. Mega-Debatten. Ein Abgeordneter:"Das alles mit unseren Steuern?" Beifall im Hohen Haus...
Derweil malen die Zinseszins-Mühlen weiter. Geldmarktsätze partiell im zwei- bis dreistelligen Bereich. Dauer-Konferenzen der Finanzminister und ZB-Chefs in verschwiegenen französischen Chateaus.
DAS VERTRAUEN DES PUBLIKUMS SCHWINDET
Wir abgehoben? Wird ins Gold gegangen? Erinnerungen tauchen auf, Bankpleiten von früher... Dazu werden Fotos von Sparern vor geschlossenen Schaltern rausgekramt...
Kredit kommt von"credere" (= vertrauen). Wer vertraut noch wem? Wer gibt wem dringend benötigte Liquidität? Wer sie braucht, kriegt sie nicht. Er sie nicht braucht, will sie nicht.
>>Hinzu kommt natürlich noch der Gag, dass das BIP drüben steigen kann, wenn allein die Importe sinken. Gehen sie gar auf Null (warum Porsche kaufen, wenn es auch ein Dodge Charger sein kann oder so was? Oder einfach gar keinen Porsche mehr importieren?), dann steigt das BIP drüben erstmal um einen zweistelligen Prozentsatz. Was werden die Börsen dann machen? Dow 30.000?
>>Amerika hätte dann"seine" Rezession ganz elegant exportiert, bevor sie noch so richtig beißen konnte und D etc. gucken in die Röhre.
>Sind es wirklich die Porsches und andere Luxusgüter, die den Hauptteil der Ami-Importe bestreiten? Oder wird nicht auch vor allem Billigware importiert? Und was ist mit Rohstoffen? Und Maschinen? Lässt sich das tatsächlich alles durch inländische Güter ersetzen?
Das nicht. Jedenfalls nicht gleich. Aber es kann zumindest mal durchgedacht werden. Denn der Gag liegt doch darin, dass die Amis bloß beim Wegfall ihres derzeitigen HaBi-Defizits bereits eine BIP-Steigerung um ca. 4 % einstreichen würden. Einfach nur so, statistisch.
Gruß
d.
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