Europäische Währungshüter korrigieren Zahlen zur monetären Entwicklung
Geldmenge M3 bleibt zentrale Größe der EZB-Politik
Die Euro-Bank verteidigt in ihrem jüngsten Monatsbericht ihr geldpolitisches Konzept: Trotz drastischer Revisionen liefere die Geldmenge M3 zuverlässige Informationen zur Preisentwicklung.
mak FRANKFURT/M. Bis zum Jahresende will die Europäische Zentralbank (EZB) die Jahreswachstumsraten der Geldmenge M3 bereinigen: Der Gesamteffekt der von Ansässigen außerhalb des Eurogebietes gehaltenen marktfähigen Finanzinstrumente wird herausgerechnet und eine revidierte Zeitreihe veröffentlicht. Das kündigt die Notenbank in ihrem jetzt vorgelegten Monatsbericht für Mai an. In der Zwischenzeit will sie die Ã-ffentlichkeit regelmäßig über aktuelle Entwicklungen informieren.
Die grundsätzlich hohe Qualität der Zahlen zur monetären Entwicklung werde durch die Bereinigung weiter verbessert, betont die EZB. Die Informationen zu M3 blieben zuverlässig. Sie stellten bei der Beurteilung der monetären Entwicklung im Rahmen der ersten Säule der geldpolitischen Strategie weiterhin die zentrale Größe dar.
Ihre Zinssenkung vom 10. Mai hatten die Währungshüter unter anderem damit begründet, dass die bisherigen Angaben zum Geldmengenwachstum nach oben verzerrt seien. Zurückzuführen sei dies auf den Erwerb von in M3 enthaltenen marktfähigen Finanzinstrumenten durch Gebietsfremde. Bei den Geldmarktfondsanteilen, für die bereits zuverlässige Daten vorlägen, sei die Verzerrung bis Ende Sommer 2000 sehr gering gewesen. Danach habe sie allmählich auf derzeit 0,5 Prozentpunkte zugenommen.
Einen ähnlich großen Effekt erwartet die EZB von der Bereinigung von M3 um sonstige von Gebietsfremden gehaltene marktfähige Finanzinstrumente: Geldmarktpapiere und kurzfristige Schuldverschreibungen mit einer Ursprungslaufzeit von bis zu zwei Jahren. Mit der Auswertung dieses Phänomens befasse sich derzeit ein statistisches Projekt. Berücksichtige man die Auswirkungen marktfähiger Titel, liege das Geldmengenwachstum seit einigen Monaten unter dem Referenzwert von 4,5 %.
Der EZB zufolge soll M3 die Geldhaltung von Ansässigen im Euro-Währungsgebiet messen. Diese sei für die Bewertung der Auswirkungen der monetären Entwicklung auf die Preisstabilität besonders wichtig. Marktfähige Finanzinstrumente, die von Ansässigen außerhalb des Euroraumes gehalten würden, sollen aus konzeptioneller Sicht nicht in M3 erfasst werden. In der Praxis sei es freilich schwierig, die Gebietsansässigkeit von Inhabern kurzfristiger marktfähiger Finanzinstrumente zu ermitteln.
Vor Beginn der Währungsunion sei der Umlauf an diesen marktfähigen Titeln gering gewesen und habe auch im Zeitablauf nur moderat zugenommen. Vor diesem Hintergrund habe man beschlossen, alle von monetären Finanzinstituten (MFI) im Euro-Raum begebenen marktfähigen Finanzinstrumente in die M3-Definition aufzunehmen. Seit Beginn der Währungsunion, insbesondere ab dem letzten Quartal 1999, sei die Expansion dieser Titel sehr dynamisch verlaufen, erläutert die EZB. Temporär habe die jährliche Wachstumsrate über 20 % gelegen. Dadurch habe sich der Anteil dieser Instrumente an M3 von unter 10 % vor Beginn der Währungsunion auf jetzt 12 bis 13 % vergrößert.
Sieht man von der jüngsten Vergangenheit ab, so haben die von Gebietsfremden gehaltenen Geldmarktfondsanteile zwar das Niveau, nicht aber den Trend der M3- Entwicklung beeinflusst. Vorliegende Informationen deuteten darauf hin, dass das Gleiche für Geldmarktpapiere und kurzfristigen Schuldverschreibungen gelte.
Die Geldmenge M3 war im März mit einer Jahresrate von 5,0 % gestiegen, nach 4,7 % im Februar. Die März-Zahl enthalte aber Sondereinflüsse, schreibt die EZB. Rechne man allein die Kalender-Effekte aus M3 heraus, wäre die Jahreswachstumsrate im März im Vergleich zum Februar weitgehend stabil geblieben. Berücksichtige man zusätzlich die Verzerrungen im Bereich der marktfähigen Finanzinstrumente, so sei die monetäre Entwicklung im März weiter rückläufig gewesen.
In naher Zukunft will die EZB damit beginnen, die Jahreswachstumsrate von M3 offiziell auf der Grundlage saison- und kalenderbereinigter monatlicher Stromgrößen zu berechnen. Das um Saison- und Kalendereffekte bereinigte jährliche M3-Wachstum verlaufe wesentlich gleichmäßiger als die offizielle Wachstumsrate von M3.
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