R.Deutsch
18.05.2001, 19:34 |
Der Wert des Goldes in schlechten Zeiten - Oldy Thread gesperrt |
Lieber Oldy,
Deine Geschichte mit dem jugoslawischen Mädchen handelt vom wahren Leben und von echten Werten und deshalb passt auch die Geschichte vom Gold sehr schön dazu, die Du damit verbindest. Die Brillengläser oder Uhren oder was immer Du hingegeben hast war ihnen mehr wert als das Gold, aber genau deshalb haben sie ja das Gold aufgehoben, um etwas anderes wertvolles dafür zu bekommen. Das ist die einzige Funktion von Gold - Wert zu speichern über die Zeit um bei Bedarf etwas anderes dafür einzutauschen. Wenn Du dann schreibst:
Wie schon einmal erwähnt, kostete in Ã-sterreich nach dem Krieg ein Kilo Butter oder
Schweineschmalz auf dem schwarzen Markt etwa zwei Dukaten. (d.i. 6.8 Gramm Feingold). Das war also der Wert des Goldes.
um damit zu zeigen, wie wertlos Gold war, so hat wohl das gewünschte Ergebnis die Logik und das Gedächtnis überwältigt. Ein Stück Butter hätte also nach heutiger Rechnung etwa 136 Mark gekostet. Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich - da hast Du Dich wohl um zwei Kommastellen geirrt. Du müsstest schon die Relation zu anderen Tauschmitteln (Reichsmark, Zigaretten) mit angeben. Weiter schreibst Du:
Tatsache ist jedenfalls, daß Gold im besten Fall halb so viel wert war, wie andere Waren. Es ist also, selbst wenn das
Papiergeld in die Binsen geht, was ich ja auch annehme, Gold oder Silber nicht unbedingt das non plus ultra.
Wer einen warmen Mantel braucht kann sich nicht mit ein Paar Goldmünzen wärmen und wer Hunger hat, kann sie
nicht essen und:-) wer Brillengläser braucht, kann sie auch nicht als solche verwenden.
Das heißt nun natürlich nicht, daß Gold oder Silber nicht besser als Papier sind, aber die Vorstellung, daß sie mehr wert
werden als andere Güter entspricht leider nicht den Tatsachen.
Was heißt denn das nun wieder? Alles andere war doppelt so viel wert wie Gold oder wie oder was? Das man Gold nicht essen und auch nicht als Brillengläser verwenden kann ist nun ein so hohler Kalauer, dass er Deiner eigentlich nicht würdig ist. Kann man denn Gesellgeld essen? Gold wird im Kreis der anderen Güter als Tauschmittel immer einen Wert haben, wie hoch dieser Wert ist, setzen die Menschen jeweils selbst fest - es gibt keinen objektiven Wert - auch nicht für Gold. Warum hast Du denn Gold für Deine Brillengläser und Uhren genommen und nicht jugoslawisches Papiergeld, oder etwas viel wertvolleres als Gold?
Gruß
Reinhard
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Baldur der Ketzer
18.05.2001, 19:58
@ R.Deutsch
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Re: Der Wert des Goldes in schlechten Zeiten - Oldy |
Hallo,
ich habe heute ein Buch gelesen über die Geschehnisse der Jahre 1943 - 1945 aus Sicht von Soldaten, die die Überbleibsel von Kriegsverbrechen vorfanden..........
da hätte auch 100kg Gold nix mehr geholfen.
ich stelle diesen Gedanken nur rein, weil die Überschrift so passend zu klingen scheint, aber da müssen wir wohl echt differenzieren zwischen guten und schlechten Zeiten, Auf- und Abschwungzeiten, Krisen- und Notzeiten, und solchen Zeiten, die mit menschlicher Zivilisation nichts mehr gemein haben.
Gedanken und Planungen können wir uns nur für die ersteren paar machen, aber die Zeiten von Aufruhr, Wut, Haß, Perversion und Entmenschlichung haben eigene Gesetze, die sich so wenig ergründen lassen, wie die furchteinflößenden Stimmungen der Nacht, die man tags nicht erklären kann, weil es sie dann nicht gibt.
So werden auch materielle Sorgen sehr klein, wenn man als"Alternative" des schlimmst möglichen Falles die Überlieferungen von durch Sägeblätter massakrierten oder durch innerlich von Leuchtkugeln verbrannten Menschen bedenkt, oder manch anderem, was ich besser nicht wiedergebe.
Da helfen weder Gold noch Silber. Und Gebete haben oft genug auch nicht mehr geholfen.
Bedrückende Zeilen, aber ich dachte, man muß sie sich mal durch den Kopf gehen lassen. Was interessieren dann noch Eurokurse oder DOW-Stände.........
Hoffen wir, diese Zeiten endgültig hinter uns zu haben............
schauderhafte Grüße vom Baldur
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Obelix
18.05.2001, 20:08
@ Baldur der Ketzer
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@Baldur / wg. Buch |
>Hallo,
>ich habe heute ein Buch gelesen über die Geschehnisse der Jahre 1943 - 1945 aus Sicht von Soldaten, die die Überbleibsel von Kriegsverbrechen vorfanden..........
>da hätte auch 100kg Gold nix mehr geholfen.
>ich stelle diesen Gedanken nur rein, weil die Überschrift so passend zu klingen scheint, aber da müssen wir wohl echt differenzieren zwischen guten und schlechten Zeiten, Auf- und Abschwungzeiten, Krisen- und Notzeiten, und solchen Zeiten, die mit menschlicher Zivilisation nichts mehr gemein haben.
>Gedanken und Planungen können wir uns nur für die ersteren paar machen, aber die Zeiten von Aufruhr, Wut, Haß, Perversion und Entmenschlichung haben eigene Gesetze, die sich so wenig ergründen lassen, wie die furchteinflößenden Stimmungen der Nacht, die man tags nicht erklären kann, weil es sie dann nicht gibt.
>So werden auch materielle Sorgen sehr klein, wenn man als"Alternative" des schlimmst möglichen Falles die Überlieferungen von durch Sägeblätter massakrierten oder durch innerlich von Leuchtkugeln verbrannten Menschen bedenkt, oder manch anderem, was ich besser nicht wiedergebe.
>Da helfen weder Gold noch Silber. Und Gebete haben oft genug auch nicht mehr geholfen.
>Bedrückende Zeilen, aber ich dachte, man muß sie sich mal durch den Kopf gehen lassen. Was interessieren dann noch Eurokurse oder DOW-Stände.........
>Hoffen wir, diese Zeiten endgültig hinter uns zu haben............
>schauderhafte Grüße vom Baldur
Baldur, welches Buch ist das?
Gruss, obelix
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Baldur der Ketzer
18.05.2001, 20:23
@ Obelix
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Re: @Baldur / wg. Buch |
Hallo, Obelix,
ich habe aus dieser Reihe an die 30 Stück, irgendwann muß ich sie mal lesen.......
dieses habe ich erst kürzlich bekommen und in einem Zug gelesen.
Man braucht gute Nerven und muß dennoch manchmal absetzen, um draußen am Balkon Luft zu holen.
Es heißt"Im Auge des Jägers" und erzählt autobiographisch und brutal offen die Geschichte eines als 18-jährig einberufenen Soldaten, der später als Scharfschütze bei den Gebirgsjägern eingesetzt wurde, und der schnell aus der zurückhaltend-zivilisierten Bürgerlichkeit in den bloßen Kampf ums Überleben geworfen wird.
Wenn man das Buch gelesen hat, ist man noch Tage lang betroffen über die in Friedenszeiten einfach unvorstellbare Grausamkeit des Krieges, die er aus seiner Sicht sehr objektiv und ausgewogen schildert und teils sogar mit Fotos belegt.
Seine schlimmsten Schilderungen von lebendig ausgeweideten Schwangeren, deren Föten man an die Wand nagelte, von gequälten Gefangenen, denen man die Eingeweide herauszog, stimmen erschreckend überein mit Schilderungen eines Bekannten, der jedoch Geschehnisse in jüngerer Zeit an anderem Ort (naher Osten) beschrieb - völlig andere Umstände, und doch die gleichen unbegreiflichen Auswüchse unmenschlicher Perversion, scheinbar immer und immer wieder, egal, wann und wo.
Oh, Mann, was ist da schon ein Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens oder der Ärger über einen patzig-trotzigen Besserwisser in einer akademischen Diskussion......
Beste Grüße vom Baldur
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