| 
 
 Professor Portes: Außenvertretung der Eurozone ist unangemessen
 
 Luxemburg (vwd) - Dass die Rolle der Eurozone im internationalen
 Finanzsystem in den wesentlichen Bereichen als"nichtexistent" bezeichnet
 werden kann, müsste nach Ansicht von Professor Richard Portes nicht sein.
 Damit Europa bei Wechselkursfragen und der internationalen Finanzarchitektur
 ein geeigneter Ansprechpartner für die USA und Japan wird, wird es nach
 Ansicht des Mitglieds der London Business School Zeit zuzugeben, dass der
 derzeitige Kompromiss über die Außenvertretung der Eurozone unangemessen
 ist.
 
 Europas begrenzter Einfluss auf die von den USA klar dominierten Debatte
 zur Finanzarchitektur sei teilweise auf die Unfähigkeit zurückzuführen, zu
 gemeinsam getragenen europäischen Positionen zu gelangen und diese effizient
 zu präsentieren, so Portes laut seinem zur Verfügung gestellten Redetext für
 ein Kolloquium anlässlich der Einweihung der neuen Luxemburgischen
 Zentralbank am Freitag. Die Europäer hätten sich beispielsweise für einen
 mehr regelgestützten Ansatz bei der Beteiligung der Privatwirtschaft an
 Krisen ausgesprochen. Vorgeherrscht habe bislang aber die von den USA
 vorgezogene Flexibilität von Fall zu Fall.
 
 Klare Warnungen äußerte Portes zum den derzeitigen Euro-Wechselkurs. Man
 müsse keine formalen Zielzonen im Kopf haben um zu erkennen, dass der Kurs
 derzeit massiv fehlangepasst sei. Je länger diese Situation anhalte, um so
 stärker werde dies Fehlallokationen zur Folge habe, sagte Portes, der zuvor
 an anderer Stelle seine Rede auf Prognosen von Goldman Sachs über eine
 Dollar-Abwertung gegenüber dem Euro um 40 Prozent in Jahresfrist verwiesen
 hatte. Portes zeigte sich überzeugt von einer Euro-Aufwertung und riet dazu,
 diesen Prozess zu leiten, um Instabilitäten infolge der Aufwertung zu
 begrenzen.
 
 Entgegen der weitläufigen Meinung, Interventionen ohne korrespondierendes
 Anziehen der Zinsschraube seien ineffizient, zeigten neuere Studien (Martin
 Evans und Richard Lyons) in eine ganz andere Richtung. Mit dem Verkauf von
 etwa 30 Mrd Dollar, einem im Vergleich zu den EZB-Reserven kleiner Betrag,
 könne die Zentralbank demnach für eine nachhaltige Euro-Aufwertung um zehn
 Prozent sorgen. Einen Teil der von einigen als"übermäßig" bezeichneten
 EZB-Reserven für eine nachhaltige Interventionspolitik einzusetzen, um den
 Euro zur Dollar-Parität zurückzubringen und die Markt-Psychologie
 umzukehren, könne eine gute Investition sein, gab Porter zu bedenken.
 
 
 <center>
 
 <HR>
 
 </center>
 |