| US-Wirtschaft wird"wiederbewaffnet" 
 Ende April und Anfang Mai veröffentlichte die Bush-Administration"ermutigende" Statistiken, die zeigen sollten, daß die
 "Flaute" der US-Wirtschaft"die Talsohle durchschritten hat". Die Zahlen sind insofern tatsächlich interessant, als sie ein
 neues Mittel zur"Verbesserung" des äußeren Anscheins der US-Wirtschaft enthüllen, nämlich Aufrüstung - zusätzlich zu den
 Dingen, die unseren Lesern bis zum Überdruß bekannt sind, wie Gelddrucken, Steuersenkungen und statistische
 Schwindeleien.
 
 Am 2.5. legte das Handelsministerium seine neuen Zahlen vor, wonach die industriellen Neuaufträge im März gegenüber
 dem Vormonat um 1,8% anstiegen - allerdings nur aufgrund eines starken Anstiegs der Aufträge für"Transportgüter".
 Rechnet man den Bereich der"Transportgüter" ab, so sind die Aufträge um 1,2% gesunken. Das ist der vierte monatliche
 Rückgang in Folge, etwas Vergleichbares hatte es zuletzt im März 1991 gegeben.
 
 Bei näherer Betrachtung erweist sich, daß zwar Boeing einige Aufträge für neue Zivilflugzeuge erhalten hat, der größte Teil
 der neuen Aufträge für"Transportgüter" jedoch von einer spektakulären Verzehnfachung der Neuaufträge für Kriegsschiffe
 und Panzer herrührt! Die Aufträge des Pentagon für diese Rüstungsgüter stiegen von 568 Mio.$ im Februar auf 5,886
 Mrd.$ im März - ein Anstieg um 936%. Dabei war die Zahl im Februar keineswegs außergewöhnlich niedrig gewesen.
 Vielmehr hat das Pentagon das, was es üblicherweise über ein halbes bis ganzes Jahr verteilt für Kriegsschiffe und Panzer
 ordern würde, jetzt im Laufe eines einzigen Monats in Auftrag gegeben. Neue Aufträge für Flugzeuge, Raketen und
 Weltraumfahrzeuge - eine weitere Unterkategorie der"Transportgüter" stiegen von 11,356 Mrd.$ im Februar auf 14,122
 Mrd.$ im März, ein Anstieg um 24,4%. Die Neuaufträge in der Kategorie"Verteidigungs-Investitionsgüter" in den Zahlen
 des Handelsministerium stieg von 6,832 Mrd.$ im Februar auf 11,196 Mrd.$ im März. Nach einem Artikel des Wall Street
 Journal vom 2.5. will Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zusätzliche Mittel für seinen Etat in Höhe von 65 Mrd.$ bis
 2003 beantragen.
 
 Die Bush-Administration versucht den Anschein zu erwecken, ein großer Teil dieser Pentagon-Gelder gehe in
 Spitzenbereiche der Forschung und Entwicklung modernster Technologien, insbesondere im Zusammenhang mit Raumfahrt
 und Raketenabwehrwaffen (BMD) auf Grundlage gerichteter Energie. Doch die Realität sieht anders aus: Es wird panisch
 "alles gekauft, was auf Lager ist", nur um des kurzfristigen finanziell-wirtschaftlichen Effektes willen. Bemerkenswert ist hier,
 daß die nominierten Minister der Marine und der Luftwaffe Spitzenmanager der Rüstungsfirmen General Dynamic und
 Northrop-Gruman sind und der Armeeminister von Enron kommt. Scheinbar hat man, um den hektischen Einkauf von
 Rüstungsgütern rationeller erledigen zu können, eine neue Art des"schlanken Managements" erfunden: Man setze die Chefs
 der Rüstungskonzerne ins Pentagon, damit sie an sich selbst verkaufen können.
 
 Schreckensmeldungen aus dem High-Tech-Sektor reißen nicht ab
 
 Der weltweite Trend im Bereich der Computer- und Telekomausrüstung bestätigte sich erneut am 8.5., als der weltgrößte
 Hersteller von Internetausrüstungen Cisco Systems für das erste Quartal 2001 einen Verlust von 2,69 Mrd.$ berichtete.
 Der Quartalsverlust - der erste des Unternehmens seit dessen Börsengang vor elf Jahren - wurde durch einen Einbruch der
 Verkaufserlöse um 30% verursacht. Rechnet man die Einnahmen aus reinen Finanzgeschäften ab, so betrug der Verlust
 sogar 3,8 Mrd.$. Das zweite Quartal könnte allerdings noch verheerender werden, da die Neuaufträge weiter zurückgehen.
 Die Aufträge von US-Unternehmen sanken im ersten Quartal um 20%. Aufträge von Telekomunternehmen sanken um 40%
 gegenüber dem letzten Quartal. Die Aufträge"neuer" Telekomfirmen fielen in den letzten sechs Monaten um 75%.
 
 British Telecom mußte am 10.5. den ersten Quartalsverlust seit der Privatisierung vor 17 Jahren melden. Eine wesentliche
 Ursache für den enormen Verlust von 4,0 Mrd.$ war die Wertberichtigung für den deutschen Mobiltelefonnetzbetreiber
 Viag Interkom, in den die British Telecom 16,5 Mrd.$ investiert hatte, dessen Marktkapitalisierung aber drastisch sank. Die
 Verluste verschärfen das Schuldenproblem für das Unternehmen. Die Schulden der British Telecom stiegen in den letzten
 Jahren explosionsartig auf 94 Mrd.DM. Das Unternehmen plant nun die Ausgabe neuer Aktien im Wert von 18,5 Mrd.DM
 zur Refinanzierung eines Teils dieser Schulden. Am 11.5. stufte Moody's Investors Service die Kreditbewertung für die
 British Telecom auf"Triple-B" herab.
 
 Gleichzeitig läuft eine Rücktrittswelle in der Branche. Am 6.5. entließ der führende Hersteller von Telekomausrüstung
 Lucent die Leiterin der Finanzabteilung Deborah Hopkins. Bevor sie Finanzchefin von Lucent wurde, hatte Hopkins
 Boeing"saniert". Am 11.5. gab der weltweit größte Hersteller von Telekomausrüstung Nortel bekannt, daß sowohl
 Vorstandschef John Roth als auch Chefmanagerin Clarence Chandran zurücktreten werden. Der niederländische
 Elektronikriese Philips entließ am 6.5. den Leiter der Mobiltelefonabteilung Thom Swartsenburg. Das Unternehmen
 deutete an, daß es sich möglicherweise ganz aus der Handyproduktion zurückziehen werde.
 
 
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