dottore
22.05.2001, 21:36 |
Let's bubble now! Teil 2 (höchst spannend und AG-Parallele vom Feinsten): GOLD! Thread gesperrt |
Hi Bubble-Freaks!
Nun gab es zeitgleich zum Exzess in London jenen in Paris (John Law usw.).
Auch der ist allgemein geläufig. Es geht dieses Mal aber nicht um die Börsenkurse der Law'schen Compagnie, sondern um eine Side-Show, nämlich den Bubble in Banknoten. (Es waren die ersten Banknoten in Europa überhaupt, nach denen von Palmstruch in Schweden und dem wenig erfolgreichen Experiment des Gyro d'Affra(n)catione in Köln (ja, Köln!).
Und die sich daraus ergebenden Preiseffekte. Also:
[img][/img]
Das sieht nach plumper QT (mehr Geld = höhere Preise) aus, ist aber viel interessanter, weil komplizierter:
John Law sah viel zu spät, dass seine Aktien aufgrund der nach dem Tode von Ludwig XIV. bereits laufenden Disinflation, die obendrein mit easy money begleitet wurde (dank seiner Banque Royale), einer
<font color="FF0000">"IRRATIONAL EXUBERANCE"</font>
verfallen waren.
Es erging ihm justamente wie unserem Freund Alan Greenspan heute wieder.
Also versuchte schon Law dem Exzess das Genick zu brechen. Dabei machte er etwas höchst Interessantes: Er ließ seine Banque Royale ab März 1720 Aktien der Gesellschaft kaufen - und zwar nicht in freier Kursbildung, sondern die Aktien wurden in Banknoten zu je maximal 9000 Livres umgetauscht.
Die Aktionäre, die sich schon über Mega-Kursgewinne hatten freuen können, waren dem nicht gram, denn so hatten sie die Möglichkeit, die Chance, ihre Papier zum Festkurs los zu werden. Und immer mehr nutzten diese Chance. Zumal Law immer wieder betont hatte, dass die Aktien sich nur knapp oberhalb von Staatspapiere rentieren könnten, damals 3-4 % (was bekanntlich noch nie einem Spekulation-Exzess Abbruch getan hat, siehe die These, dass Aktien p.a. um 10 Prozent steigen würden, wobei sich Staatspapiere mit max. 6 bis 7 % rentierten - und wenn sie in einem Jahr um 500 % steigen, treiben die Wildgewordenen die Papiere sogar noch auf"dausend Prozent" ins Plus).
</font color="FF0000">Dies ist die klassische Parallele zu heute, wo Greenspan, erschrocken doch über den bereits in der"New Economy" beobachteten Kursverfall und vor allem aus Furcht vor einem Abfall der Werte der"Old Economy" (Dow) nunmehr seine Geldpolitik dahingehend ausgerichtet hat, dass er"Finanzierungen" (Klartext: an der Börse) erleichert, was aber nichts anderes dar stellt, als das"Pegging" der Kurse, die eigentlich längst auf Talfahrt gegangen wären.</font>
So musste Law die GM immer weiter ausweiten und die Summe seiner"Banque Notes" stieg massiv an (siehe in der Grafik schwarze Linie!).
Ähnlich wird es Greenspan heute ergehen: Da er (indirekt) seine"Banque" dazu hergibt, das nächste Aktienfeuer zu entfachen (konkreter: die Kurse bloß nicht fallen zu lassen), wird er sich zwangsläufig steigende"Geldmengen" einfangen.
Wie sich das Preisniveau unter Law entwickelt hat (die Aktionäre, die mit Hilfe von"billigem Geld" Kasse machen konnten, verkauften und verkauften - sonst wäre ja die Geldmenge nicht gestiegen!!!) und entsprechend stieg der"price level in Paris" an (gepunktete Linie).
<font color="FF0000">Entsprechend wird vermutlich kein Weg an einer aus dem"gestützten" US-Aktienmarkt (wg. negativen wealth effect-Befürchtungen usw.) resultierenden Preiseffekt vorbei führen. Es MUSS zu einer Steigerung des US-Preisniveaus kommen! Und deshalb kann es keinerlei Alternative zum Gold geben, zumindest kurzfristig nicht. Denn solange AG die Börse pampert, muss sich US-Inflation ergeben!</font>
Dass danach die Preise allgemein (und damit auch die für Gold) wieder einbrechen (siehe Punkt-Linie) ist eine ganze andere Sache als damals. Denn heute sind die Preise durch die dahinter stehenden Löhne anders"gepeggt" als zu Law's Zeiten. Sollten dann auch die Lohnniveaus durch die ZBs gepampert werden, ist der Weg in die Hyperinflation frei.
Ansonsten gibt es noch ein logisch-deflationäres Intermezzo (an das ich - als anständiger Mensch - immer noch glaube).
Sei's drum.
Dringender Rat (zunächst) also:
Preisneutrale bzw. Infla-ausgleichende Anlagen, zunächst Mal in den USA bzw. US-$!
Falls Fragen (weil's immer kompliziert ist, Geschichte so aufzubereiten, dass man in ihr die Gegenwart erkennen kann) - gern & jederzeit.
Gruß
d.
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Bart
22.05.2001, 21:53
@ dottore
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Frage |
Ist es nicht so, dass der Ausweitung der Geldmenge zunächst Grenzen gesetzt sind? Einerseits die gesetzliche Regelung der Preisstabilität, die eine zu starke Ausweitung nicht erlaubt und andererseits das Instrument an sich seine Wirkung aufgrund der Zins-Elastizität nach und nach verliert bzw. bei Zinssatz gegen Null gar nicht mehr zu gebrauchen ist. Siehe Japan - und dann die Deflationskrise kommen kann, da reine Geldschöpfung dann nicht sofort durchzusetzen wäre?
>Hi Bubble-Freaks!
>Nun gab es zeitgleich zum Exzess in London jenen in Paris (John Law usw.).
>Auch der ist allgemein geläufig. Es geht dieses Mal aber nicht um die Börsenkurse der Law'schen Compagnie, sondern um eine Side-Show, nämlich den Bubble in Banknoten. (Es waren die ersten Banknoten in Europa überhaupt, nach denen von Palmstruch in Schweden und dem wenig erfolgreichen Experiment des Gyro d'Affra(n)catione in Köln (ja, Köln!).
>Und die sich daraus ergebenden Preiseffekte. Also:
>[img][/img]
>Das sieht nach plumper QT (mehr Geld = höhere Preise) aus, ist aber viel interessanter, weil komplizierter:
>John Law sah viel zu spät, dass seine Aktien aufgrund der nach dem Tode von Ludwig XIV. bereits laufenden Disinflation, die obendrein mit easy money begleitet wurde (dank seiner Banque Royale), einer
><font color="FF0000">"IRRATIONAL EXUBERANCE"</font>
>verfallen waren.
>Es erging ihm justamente wie unserem Freund Alan Greenspan<(b> heute wieder.
>Also versuchte schon Law dem Exzess das Genick zu brechen. Dabei machte er etwas höchst Interessantes: Er ließ seine Banque Royale ab März 1720 Aktien der Gesellschaft kaufen - und zwar nicht in freier Kursbildung, sondern die Aktien wurden in Banknoten zu je maximal 9000 Livres umgetauscht.
>Die Aktionäre, die sich schon über Mega-Kursgewinne hatten freuen können, waren dem nicht gram, denn so hatten sie die Möglichkeit, die Chance, ihre Papier zum Festkurs los zu werden. Und immer mehr nutzten diese Chance. Zumal Law immer wieder betont hatte, dass die Aktien sich nur knapp oberhalb von Staatspapiere rentieren könnten, damals 3-4 % (was bekanntlich noch nie einem Spekulation-Exzess Abbruch getan hat, siehe die These, dass Aktien p.a. um 10 Prozent steigen würden, wobei sich Staatspapiere mit max. 6 bis 7 % rentierten - und wenn sie in einem Jahr um 500 % steigen, treiben die Wildgewordenen die Papiere sogar noch auf"dausend Prozent" ins Plus).
>[b]</font color="FF0000">Dies ist die klassische Parallele zu heute, wo Greenspan, erschrocken doch über den bereits in der"New Economy" beobachteten Kursverfall und vor allem aus Furcht vor einem Abfall der Werte der"Old Economy" (Dow) nunmehr seine Geldpolitik dahingehend ausgerichtet hat, dass er"Finanzierungen" (Klartext: an der Börse) erleichert, was aber nichts anderes dar stellt, als das"Pegging" der Kurse, die eigentlich längst auf Talfahrt gegangen wären.</font>
>So musste Law die GM immer weiter ausweiten und die Summe seiner"Banque Notes" stieg massiv an (siehe in der Grafik schwarze Linie!).
>Ähnlich wird es Greenspan heute ergehen: Da er (indirekt) seine"Banque" dazu hergibt, das nächste Aktienfeuer zu entfachen (konkreter: die Kurse bloß nicht fallen zu lassen), wird er sich zwangsläufig steigende"Geldmengen" einfangen.
>Wie sich das Preisniveau unter Law entwickelt hat (die Aktionäre, die mit Hilfe von"billigem Geld" Kasse machen konnten, verkauften und verkauften - sonst wäre ja die Geldmenge nicht gestiegen!!!) und entsprechend stieg der"price level in Paris" an (gepunktete Linie).
><font color="FF0000">Entsprechend wird vermutlich kein Weg an einer aus dem"gestützten" US-Aktienmarkt (wg. negativen wealth effect-Befürchtungen usw.) resultierenden Preiseffekt vorbei führen. Es MUSS zu einer Steigerung des US-Preisniveaus kommen! Und deshalb kann es keinerlei Alternative zum Gold geben, zumindest kurzfristig nicht. Denn solange AG die Börse pampert, muss sich US-Inflation ergeben!</font>
>Dass danach die Preise allgemein (und damit auch die für Gold) wieder einbrechen (siehe Punkt-Linie) ist eine ganze andere Sache als damals. Denn heute sind die Preise durch die dahinter stehenden Löhne anders"gepeggt" als zu Law's Zeiten. Sollten dann auch die Lohnniveaus durch die ZBs gepampert werden, ist der Weg in die Hyperinflation frei.
>Ansonsten gibt es noch ein logisch-deflationäres Intermezzo (an das ich - als anständiger Mensch - immer noch glaube).
>Sei's drum.
>Dringender Rat (zunächst) also:
>Preisneutrale bzw. Infla-ausgleichende Anlagen, zunächst Mal in den USA bzw. US-$!
>Falls Fragen (weil's immer kompliziert ist, Geschichte so aufzubereiten, dass man in ihr die Gegenwart erkennen kann) - gern & jederzeit.
>Gruß
>d. >
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Tobias
22.05.2001, 22:34
@ dottore
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Wie lange blubbern die bubbles? Ein paar Fragen... |
Hi dottore, Bubble-Freak-
das sind wieder Schmuckstücke vom Feinsten! Vielen Dank auch für den Hinweis zur DeuBa, aber ob dort wirklich die Imagination vorhanden ist, DEN Umbruch zu erfassen...? Und ob in der Anzeige wirklich DER Umbruch gemeint ist...?
Ich möchte die Gelegenheit gleich nutzen, um ein paar Fragen zu den bubbles [ kommt 'bubble' eigentlich von 'blubbern'?] zu stellen - ist ja auch ein super Thema!
Seit einiger Zeit schaue ich mir meine Lieblingsbubble NVR (Kürzel am besten mal bei quote.com oder so eingeben, evtl. mal ein schöner short ;-) ) an und frage mich, wie lange solche bubbles vor sich her blubbern können, bevor sie platzen. Die Nasdaq bricht ein und NVR macht im letzten Jahr 1000%. Wie geht das? Erinnert irgendwie an Yahoo. Ich meine den 'crack' in der Entwicklung - WANN dreht sich das Geblubbere um? Wann ist die linke Seite der Zwiebel fertig -kannst Du da etwas zur Präzisierung beitragen? Ein waver würde sagen, wenn die letzte 5 gezählt ist und die Aktie damit 'ausgezählt' ist? Was kannst Du aus Deiner Erfahrung sagen? Ein aktuelles Beispiel ist auch die credit bubble in Japan (m.E. immer noch ein möglicher 'trigger') - die Staatsschulden werden auf 150-300% des BIP geschätzt, das jap. Finanzministerium hat bereits den"Technischen Bankrott" erklärt (Ich glaub', es stand in der SZ), dazu 1-3 Bio. DM faule Kredite im privaten Banksektor. Es blubbert seit JAHREN! Wann kommt der Knick/Dreh in dieser Entwicklung? Können die asset bubbles genauso gesehen werden wie die credit bubbles, weil sie dem Verhalten von Marktteilnehmern/Menschen unterliegen? Oder wann ist bspw. der 'crack' im Dow und S+P wahrscheinlich? Und wann knicken die credit bubbles dieser Welt ein? Sehen wir das -zeitrahmenmäßig- hier alle viel zu eng und wir müssen in US noch DOW 40000 und in Japan Staatsverschuldung 500% des BIP sehen, bevor der Ofen aus ist?
Bin jobbedingt derzeit etwas selten im Forum, verfolge aber alles hier!
Gruß nach Zürich
Tobias, auch Bubble-Freak
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JüKü
22.05.2001, 22:54
@ Tobias
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Re: Wie lange blubbern die bubbles? Ein paar Fragen... |
>Hi dottore, Bubble-Freak-
>das sind wieder Schmuckstücke vom Feinsten! Vielen Dank auch für den Hinweis zur DeuBa, aber ob dort wirklich die Imagination vorhanden ist, DEN Umbruch zu erfassen...? Und ob in der Anzeige wirklich DER Umbruch gemeint ist...?
>Ich möchte die Gelegenheit gleich nutzen, um ein paar Fragen zu den bubbles [ kommt 'bubble' eigentlich von 'blubbern'?] zu stellen - ist ja auch ein super Thema!
>Seit einiger Zeit schaue ich mir meine Lieblingsbubble NVR (Kürzel am besten mal bei quote.com oder so eingeben, evtl. mal ein schöner short ;-) ) an und frage mich, wie lange solche bubbles vor sich her blubbern können, bevor sie platzen. Die Nasdaq bricht ein und NVR macht im letzten Jahr 1000%. Wie geht das? Erinnert irgendwie an Yahoo. Ich meine den 'crack' in der Entwicklung - WANN dreht sich das Geblubbere um? Wann ist die linke Seite der Zwiebel fertig -kannst Du da etwas zur Präzisierung beitragen? Ein waver würde sagen, wenn die letzte 5 gezählt ist und die Aktie damit 'ausgezählt' ist? Was kannst Du aus Deiner Erfahrung sagen? Ein aktuelles Beispiel ist auch die credit bubble in Japan (m.E. immer noch ein möglicher 'trigger') - die Staatsschulden werden auf 150-300% des BIP geschätzt, das jap. Finanzministerium hat bereits den"Technischen Bankrott" erklärt (Ich glaub', es stand in der SZ), dazu 1-3 Bio. DM faule Kredite im privaten Banksektor. Es blubbert seit JAHREN! Wann kommt der Knick/Dreh in dieser Entwicklung? Können die asset bubbles genauso gesehen werden wie die credit bubbles, weil sie dem Verhalten von Marktteilnehmern/Menschen unterliegen? Oder wann ist bspw. der 'crack' im Dow und S+P wahrscheinlich? Und wann knicken die credit bubbles dieser Welt ein? Sehen wir das -zeitrahmenmäßig- hier alle viel zu eng und wir müssen in US noch DOW 40000 und in Japan Staatsverschuldung 500% des BIP sehen, bevor der Ofen aus ist?
>Bin jobbedingt derzeit etwas selten im Forum, verfolge aber alles hier!
>Gruß nach Zürich
>Tobias, auch Bubble-Freak
Gute Fragen!
P.S.: Schau mal (alle anderen dürfen auch ;-)) auf
http://www.elliott-waves.de/elliott-tagung2.htm
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dottore
22.05.2001, 23:22
@ Tobias
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Re: Wie lange blubbern die bubbles? Ein paar Fragen... |
>Hi dottore, Bubble-Freak-
>das sind wieder Schmuckstücke vom Feinsten! Vielen Dank auch für den Hinweis zur DeuBa, aber ob dort wirklich die Imagination vorhanden ist, DEN Umbruch zu erfassen...? Und ob in der Anzeige wirklich DER Umbruch gemeint ist...?
Natürlich nicht. Aber Banker haben immer noch ein sehr feines Gespür, siehe die Breuer-Aussage (im Vorwort zum UMBRUCH-Buch).
>Ich möchte die Gelegenheit gleich nutzen, um ein paar Fragen zu den bubbles [ kommt 'bubble' eigentlich von 'blubbern'?]
Selber Wortstamm. Oder selbes"Wortgefühl. Müsste im Grimm nachschauen, z.Zt. nicht nur Hand.
>zu stellen - ist ja auch ein super Thema!
>Seit einiger Zeit schaue ich mir meine Lieblingsbubble NVR (Kürzel am besten mal bei quote.com oder so eingeben, evtl. mal ein schöner short ;-)
Ja. Nach der nächsten Korrektur. Sehe ich nach einem EW-Muster demnächst in einer"Korrektur" des Downmoves.
>an und frage mich, wie lange solche bubbles vor sich her blubbern können, bevor sie platzen. Die Nasdaq bricht ein und NVR macht im letzten Jahr 1000%. Wie geht das? Erinnert irgendwie an Yahoo. Ich meine den 'crack' in der Entwicklung - WANN dreht sich das Geblubbere um? Wann ist die linke Seite der Zwiebel fertig
Sehe ich als fertig an. Alle Wellen (für mich) deutlich sichtbar.
>-kannst Du da etwas zur Präzisierung beitragen? Ein waver würde sagen, wenn die letzte 5 gezählt ist und die Aktie damit 'ausgezählt' ist? Was kannst Du aus Deiner Erfahrung sagen?
Ich bin kein EWler, das ist die Arbeitsteilung hier im Board, aber wenn Du mich als EW-Amateur fragst: alles nach oben komplett. Jetzt gehts im bekannten Muster südwärts.
>Ein aktuelles Beispiel ist auch die credit bubble in Japan (m.E. immer noch ein möglicher 'trigger') - die Staatsschulden werden auf 150-300% des BIP geschätzt, das jap. Finanzministerium hat bereits den"Technischen Bankrott" erklärt (Ich glaub', es stand in der SZ), dazu 1-3 Bio. DM faule Kredite im privaten Banksektor.
Der jap. credit bubble (inzwischen nur noch durch die von Dir erwähnten Staatsschulden aufrecht gehalten) ist - ähnlich dem gesamte bubble of credits in den USA (siehe den sensationellen Chart, den Dionysos/Cosa gestern reingestellt hatten), siehe die Debatte um:
http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/62211.htm
- im wesentlichen gelaufen. Es wird weiter gehen (JüKüs Zählung zum jap. Aktienmarkt Mal außen vor) - dort läuft eine unerbittliche DeDe ab. Wieso und wearum, dazu siehe dazu den von Ecki1 dankenswerterweise reingestellten MUSTREAD-Beitrag unter:
http://www.gold-eagle.com/asian_corner_98/kutyn060998.html
>Es blubbert seit JAHREN! Wann kommt der Knick/Dreh in dieser Entwicklung? Können die asset bubbles genauso gesehen werden wie die credit bubbles, weil sie dem Verhalten von Marktteilnehmern/Menschen unterliegen?
Ja, die asset bubbels sind abhängig von den credit bubbles (woher sollte sonst die Nachfrage kommen?). Und die credit bubbles tief aus der
Psychologie der Menschen - immer unergründlich, auch wenn die EWA den Schleier schon ganz schön gelupft hat!
>Oder wann ist bspw. der 'crack' im Dow und S+P wahrscheinlich?
Den"Crack" im dem Sinne, dass man bei einem einstürzenden Gebäude vorher schon die ersten Risse sieht - den haben wir schon. Meine Meinung.
>Und wann knicken die credit bubbles dieser Welt ein?
Schau auf den oben erwähnten chart (Cosa/Dionysos). Sobald der knickt ist es vorbei, verweht, vergessen...
>Sehen wir das -zeitrahmenmäßig- hier alle viel zu eng und wir müssen in US noch DOW 40000 und in Japan Staatsverschuldung 500% des BIP sehen, bevor der Ofen aus ist?
Wie lange hält ein süchtiger Körper H aus? Ein Jahr, zwei, drei - zehn? Und dann den Goldenen Schuss? Du hast völlig Recht: Es geht in der Wirtschaft immer um Menschen und ihr Verhalten und das kommt aus Tiefen der Seele, die wir nur schwer ausloten können.
>Bin jobbedingt derzeit etwas selten im Forum, verfolge aber alles hier!
>Gruß nach Zürich
>Tobias, auch Bubble-Freak
Danke + alles Gute
der sehr dankbare d.
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dottore
23.05.2001, 14:51
@ Bart
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Re: Frage - und sehr grundsätzliche Antwort, mläT, aber WICHTIG |
>Ist es nicht so, dass der Ausweitung der Geldmenge zunächst Grenzen gesetzt sind? Einerseits die gesetzliche Regelung der Preisstabilität, die eine zu starke Ausweitung nicht erlaubt und andererseits das Instrument an sich seine Wirkung aufgrund der Zins-Elastizität nach und nach verliert bzw. bei Zinssatz gegen Null gar nicht mehr zu gebrauchen ist. Siehe Japan - und dann die Deflationskrise kommen kann, da reine Geldschöpfung dann nicht sofort durchzusetzen wäre?
Hi Bart,
eben erst Deine Fragen entdeckt. Sorry.
Zu 1. Die sog."gesetzlichen Regelungen" zur Aufrechterhaltung eines stabilen Preisniveaus sind keine Vorschriften in dem Sinne, dass sie strafbewehrt wären. Es gibt keine Möglichkeit, eine ZB zu verklagen, auf was auch immer, wenn die Preise sich inflationär entwickeln. Dies bedeutet im Umkehrschluss natürlich, dass die Notenbank im Ernst auch niemals das Preisniveau stabil halten könnten, selbst wenn sie es wollten.
Was aber nicht möglich ist wie das Unterlassen einer Tat (Grundsatz des Strafrechts), kann im Fall des Nicht-Unterlassens nicht bestraft werden. Auch"Tötungen als solche" werden nicht bestraft, man denke nur an Situationen der Notwehr oder an den § 218. Auch werden Tiere jeden Tag legal getötet, obwohl es einen Tierschutz gibt.
Die Regulierung des Preisniveaus mit Hilfe der sog."Geldmenge" ist weder in irgendeinem Gesetz verankert, was auch gar nicht ginge, noch gibt es klare Definitionen eines Zusammenhanges zwischen GM und PN, dem sich sämtliche Ã-konomen und/oder Wirtschaftshistoriker anschließen würden.
Ich persönlich bin der Meinung, dass man diesen Zusammenhang, der auch als"Quantitätstheorie des Geldes" die Runde macht, bestenfalls über sehr lange Zeiträume beobachten kann (was vor allem Earl J. Hamilton für die Zeit nach dem Einströmen des Edelmetalls aus Amerika exakt nach zu weisen versucht hat, wobei er allerdings sehr holzschnittartig vorgegangen ist; die QT wurde hier im Board bereits ausführlich diskutiert, vor allem auch die Frage, warum es z.B. im 19. Jh. starke Ausweitungen der - damals noch im wesentlichen auf Edelmetall basierenden - GMs gegeben hat, während gleichzeitig die Preise gefallen sind, z.B. in den USA und in GB sehr deutlich zu beobachten.
Preise bilden sich auf Märkten nach Angebot und Nachfrage. Wenn Nachfrage aber - wie jeden Tag zu beobachten - nicht nur mit bereits vorhandenem"Geld", sondern ohne weiteres auch mit Hilfe von Krediten ausgeübt werden kann, ist es ohnehin vorbei mit der QT des "Geldes".
Die geldpolitische Theorie und Praxis versucht sich inzwischen dahingehend zu behelfen, dass in die"Geldmenge" auch Kredite einfließen, also spätere Fälligkeiten (wie Sparguthaben usw.), die eben Kredite (Schulden) sein müssen, da sie sonst keine Fälligkeit haben könnten.
Sind Märkte unfrei, wird es noch skurriler. In der Großen Krise der 1930er Jahre gab es in Deutschland ca. 3500 Kartelle, deren einzige Aufgabe darin bestand, die Preise möglichst hoch zu halten. Da die Nachfrage (jetzt: vor allem die Nachfrage, die via Kredite ausgeübt wird) stark zurückging (Grund: allgemeiner Vertrauens- und ergo Kreditverlust), und damit der am Markt realisierbare Output, wurden die Kapazitäten immer weniger genutzt und statt die Preise zu senken wurden Arbeiter entlassen (wohl der Hauptgrund dafür, dass in D. eine so gewaltige Arbeitslosenproblematik entstanden ist, die schließlich die Republik gekippt hat).
Es gibt dazu aus den Jahren 1930/32 klare Korrelationen: In jenen Wirtschaftsbereichen, in denen die Preise am längsten hoch gehalten wurden, wurde auch die meisten Arbeiter entlassen (Kohle z.B.).
Der 2. Punkt mit Deinem Hinweis auf die Zins-Elastizität ist unbestreitbar richtig. Normalerweise müsste die BoJ ankündigen, ihre Sätze ab sofort laufend zu erhöhen.
Das könnte zumindest diejenigen, die überhaupt noch vorhaben irgendwann ein Mal einen Kredit zu nehmen, um damit Nachfrage zu entfalten, dazu veranlassen, diese Käufe vorzuziehen, weil man ein Stahlwerk (oder auch ein Auto für den Privatgebrauch) lieber mit 2 % finanziert als mit 20 %.
Letztlich kann alles ZB-Geld nur von der ZB ausgegeben werden, nachdem es vorangegangene Schulden gebeben hat. Dies zeigt die von black elk und Amanito reingestellt Story mit der Greenspan-Operation ganz deutlich. Die 11 Mrd. $ konnten via Fed-Repo nur in den Markt gegeben werden, indem gleich hohe (bereits existente!) Staatstitel dafür raus genommen wurden.
Andererseits haben wir in den MoMs heute gelesen, dass die BoJ beim Ankauf von Staatspapieren zurückhaltender werden möchte, um nicht in den Geruch zu kommen, sie würde Staatsdefizite direkt finanzieren.
Der Markt wurde durch die Fed bloß liquider gemacht, indem die Fälligkeiten künstlich vorgezogen wurden. Die Geld- und Kreditsumme in toto wurde von dieser Operation in keiner Weise verändert. Die BoJ kann den Markt inzwischen aber nicht noch liquider machen, jedenfalls nicht durch Hereinnahme von weiteren Staatspapieren.
In Japan könnte die ZB nur noch das machen, was die Reichsbank 1931 auch gemacht hat: Uneinbringliche Forderungen ("faule Wechsel") ins Portefeuille zu nehmen (ich hatte dazu neulich gepostet). Damit wäre aber letztlich auch nichts geholfen, siehe unten, weil selbst das Hereinnehmen von"faulen Wechseln" immer voraussetzt, dass es überhaupt bereits zu Wechseloperationen, also zu Kreditvorgänge gekommen ist.
<font color="FF0000">Ein Wechsel kann aber nur ein Mal eine existente Schuld begleichen. Die Vorstellung, mit dem dann gegen den Wechsel herausgegebenen ZB-Geld könne man dann"ein zweites Mal" diese Schuld begleichen ist schon deshalb grundfalsch, weil die Schuld bereits beglichen ist, und das gegen sie von der ZB ausgegebene"Geld" nach drei Monaten wieder an die ZB zurückfließen muss.
Hinter der Idee von der"Geldmengensteuerung" steht also der leider auf immer unerfüllbare Wunsch, man könne aus einem Kredit zwei machen, ein Mal in Form des Wechsels und dann zusätzlich noch ein Mal in Form von ZB-Geld. Oder anders: Zweimal die Schuld begleichen und dann (weil die Schuld bereits getilgt ist) hoch erfreut feststellen, dass man jetzt Geld "übrig" hat, um andere Schulden zu tilgen (bzw. um sich etwas Neues zu"kaufen").</font>
Die Verwandlung von späteren Fälligkeiten in frühere (bei logischerweise gleichen Schuld- bzw. Kreditsummen) ist das eine, was die ZB kann. Kredite selbst vergeben kann sie niemals!
Das andere, was sie kann: Den Satz, zu dem sich der Markt bei ihr gesetzliches Zahlungsmittel abholen darf, so hoch zu schrauben, daß sich diese Liquidisierung enorm verteuert.
Dann würden u.U. diese vorgezogenen Liquidisierungen komplett gestoppt (z.B. bei Fed-Zinsen von 1000 %), aber die Fälligkeit der bereits vorhandenen Kredite/Schulden bliebe davon unberührt. Sie kämen alle der Reihe nach dran. Und wenn diejenigen, die ihre Kredite nicht prolongieren könnten (das ginge auch nur per neuem Kontrakt mit dem jeweiligen Kreditgeber), am Markt keine Liquidität auftreiben könnten, würden sie fallieren.
Dies wiederum würde zu schweren Erschütterungen führen und letztlich im Kollaps des gesamten Kreditsystems enden. Die damit einher gehenden Ausbuchungen würden die Vertrauensbasis so nachhaltig erschüttern, dass an neue Kredite auf längere Zeit nicht zu denken wäre.
Das Problem liegt also immer dort, wo es auch herkommt: Werden neue Kredite genommen und gewährt, läuft alles weiter, vor allem natürlich die Nachfrage in der Realwirtschaft. Fällt die"propensity to credit" ab, geht es nach unten - mit Notenbanken oder ohne.
Und noch zum Schluss: Da die auf den alten Krediten/Schulden liegenden Zinsverpflichtungen bedient werden müssen, kann das System nur gedeihen bzw. fort gesetzt werden, solange auch das"Geld" zur Bedienung der Zinsverpflichtungen durch zusätzliche Nettoneuverschuldung/Neukreditierung geschaffen wurde. Das ist sozusagen die Sahne auf dem Stückchen, das zu erleben wir die Ehre haben.
<font color="FF0000">Sind also Kredite/Schulden in der Welt, müssen sie entweder durch Gewährung neuer Kredite/Schulden am Leben gehalten werden - oder sie müssen verschwinden (gut: durch Konsum des Gläubigers, also durch Akzeptanz von ihnen als endgültig betrachteten Leistungen; schlecht: durch Ausbuchung/Streichung, und das auf beiden Seiten der Bilanz).</font>
Gruß
d.
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