YIHI
23.05.2001, 19:16 |
Fragen zu Finanzderivaten... Thread gesperrt |
Wäre froh, wenn sich 'Experten' dazu äussern könnten.
-Man hört immer wieder, dass das nächste Problem für die Weltwirtschaft im Zusammenbruch der derivativen Pyramide liegen wird.
-Wie gross ist das Volumen aller Finanzderivate?
-Wie ist die Zusammensetzung? (Futures/Optionen/)
-Wodurch könnte ein Zusammenbruch ausgelöst werden?
Danke und Gruss
Daniel
<center>
<HR>
</center> |
teldaman
23.05.2001, 20:14
@ YIHI
|
Re: Fragen zu Finanzderivaten... |
Also wenn man den"Experten" glauben schenken sollte, so"helfen" Derivate uns in jeder Marktlage und können keine Marktschwankungen verursachen.
Ich glaube nicht an diese"theorie", denn kann es nicht sein, dass selbst bei einfachen Optionsscheinen, die Emittenten (Großbanken)
1. die Macht haben, je nachdem wie hoch IHR Risiko wird, dieses durch Markteingriffe zu korrigieren.
2. Letztendlich verfallen fast alle OS wertlos und der Emitent (besonders die Citibank) schafft es immer wieder gekonnt die Strategie so zu legen, dass sie fast nie draufzahlt.
Emittiereter OS sinkt kontinuierlich, also kann der Emittent diesen Schein jederzeit wieder zurückkaufen.
3. Wie die OS-Emittenten in den Markt eingreifen, kann man sehr deutlich sehen.
z.B. als vor vier Wochen vielen davon ausgingen, dass der DOW nochmals neue Tiefststände sehen wird, wurden extrem viele PUT gekauft (Verkäufer ist fast immer die"kurspflegende" Emissionsbank), und entgegen der einhelligen Marktmeinung ging der Schuß nach hinten los (Dow stieg). Jetzt wo der Dow innerhalb von 4 Wochen fast 15 % zugelegt hat und wichtige Widerstände gebrochen hat, werden fast keine PUTS mehr umgesetzt. Zumindestens ist das Volumen ggü dem Vormonatsdatum deutlich zurückgegangen. Aber die Call kommen langsam wieder.
Ähnliches ist beim Gold-OS und beim Euro/USD zu sehen. Der Dumme ist immer der, der nicht antizyklisch gegen den Markt hält.
4. Machen wir uns doch nichts vor, wir kleinen Fische können mit unseren paar Mark doch nur etwas ausrichten, wenn alle zusammenhalten würden. Aber die Banken sind ja nicht dumm, geben wir Ihnen unser Geld - denn mit Ihren Fonds managen EXPERTEN unser Geld. Klar je mehr Geld konzentriert wird, desto anfälliger werden die Märkte. Da brauchen nur 10 dicke Fonds anzufangen zu verkaufen und schon ziehen die den gesamten Markt mit. Und der kleine Aktionär fragt sich, was los ist.
5. Wieso werden eigentlich soviel Finanzinnovationen aufgelegt. Dahinter müssen in der Regel ja auch die z.B. Aktien stehen. Die Banken veroptionieren Ihre Eigenanlagen, sacken sich so die - für uns nicht nachzuvollziehende - Prämien ein und lachen sich schief, wenn sie uns ihre wertlosen Aktien ins Depot buchen.
6. Die Privatanleger tun ein gutes daran, sparsam mit derivativen Instrumenten zu handeln und sich nicht der Willkür eines Fonds oder einer Bank auszuliefern.
7. Exkurs: In der großen Baisse wurde doch immer wieder erwähnt, dass die Fonds auf riesigen Cash-beständen sässen.
Beispiel: Deka Technologie CF 515263 aufgelegt 10.01.2001, der war knapp 6 Wochen nach seinem Start über 8 Mrd. Euro schwer, an seinem Tiefstand Anfang April waren es noch knapp 1,7 Mrd, d.h. Verlust knapp 80 %, Der Fondpreis ist um knapp 65 % gesunken (von 99 DM auf 35 DM). Wieviel Anteile waren im Umlauf??
8000 MI0 Euro/50,60 Euro (99DM) = 158 Mio Stück
bei heute 1700 Mio Euro MKap/18Euro =94 Mio Stück
das bedeutet, dass knapp 63,5 Mio Stück verkauft worden sein müssen - und das in Deutschland, wo jeder Fondssparer seine Verluste aussitzt (Verkaufsrate bei etwa 10 % (hohe eigene Schätzung). Der Kursverlust der Börsen hat den Fonds überproportional getroffen und da war nicht mehr viel mit Liquidität.
Noch etwas zu Finanzderivaten, lange habe ich nach Puts auf die hochkapitalisierten Biotechwerte gesucht aber im Sommer 2000 konnte man nur Calls kaufen, komisch???
Schönen Vatertag
<center>
<HR>
</center> |
teldaman
23.05.2001, 20:16
@ YIHI
|
Re: Fragen zu Finanzderivaten... |
Im übrigen hat m.E. JuKü in seinem Artikel zum 1929 er Crash auch etwas von den derivativen Instrumenten zu jener Zeit geschrieben. Die waren danach lange in den Schubladen verschwunden.... bis vor ca. 3 Jahren!!!
<center>
<HR>
</center> |
No_Fear
23.05.2001, 20:45
@ YIHI
|
ein paar Zahlen von Marc Faber.... |
Habe hier einen etwas älteren Text, den ich mir einmal auf die Festplatte kopiert habe.
Er stammt aus einem Artikel von Marc Faber, der eine umfangreiche Analyse dazu schrieb, hab leider keinen Link mehr, wenns wichtig ist könnte ich ein wenig stöbern, vielleicht find ich in noch ;-)
Hier ein paar Zahlen:
Das Derivatevolumen weltweit. In Zahlen
140.000.000.000.000,- DM (Billionen DM)
Das Wachstum dieser Derivate betrug zwischen 1990 - 1997 pro Jahr 30%. Die Deutschen Banken mischen in diesem Geschäft kräftig mit. Das Derivatevolumen in der BRD 29.7 Billionen DM. Eine Vergleichszahl: Dies entspricht 1 Million DM pro Haushalt.
Das Derivatevolumen ist bei
J.P. Morgan 785 mal höher als das Eigenkapital.
Bei Bankers Trust heißt diese Zahl 545.
Eine Schieflage von nur 1% bedeutet 1.400.000.000 DM. Beim LTCM Crash hat die Bewältigung einer Schieflage von 6. Mrd DM schon große Probleme gemacht.??
mehr hab ich mir nicht kopiert, sorry,
No_Fear
<center>
<HR>
</center> |
Harry-2
23.05.2001, 21:01
@ YIHI
|
Re: Fragen zu Finanzderivaten... |
>Wäre froh, wenn sich 'Experten' dazu äussern könnten.
>-Man hört immer wieder, dass das nächste Problem für die Weltwirtschaft im Zusammenbruch der derivativen Pyramide liegen wird.
>-Wie gross ist das Volumen aller Finanzderivate?
>-Wie ist die Zusammensetzung? (Futures/Optionen/)
>-Wodurch könnte ein Zusammenbruch ausgelöst werden?
>Danke und Gruss
>Daniel
Hallo Daniel,
ausgezeichnete Berichte und Kommentare mit Charts und genauen Daten sind in diversen Artikeln im Credit Bubble Bulletin (s. Link) zu finden.
Gruss
Harald
<ul> ~ LINK</ul>
<center>
<HR>
</center> |
Harry-2
23.05.2001, 21:20
@ YIHI
|
Trader von Finanzderivaten... |
... vor kurzem hatte ich einen Traum, dass ich mit einem Finanzderivatenhändler Essen war und über seinen Job gesprochen habe:
Der junge Mitarbeiter (ca. 22 Jahre), ein Mathe-Freak und Techi/PC-Freak, arbeitet in selbstgestrickten Excel-Sheets und macht hauptsächlich Interest rate swaps.
Arbeitgeber ist eine der größten europäischen Banken.
Mitarbeiter in Europa die sich bei der Bank auch auf dem Gebiet auskennen ca. 30; nochmal 20 in NY (gleiche Altersklasse). Ausgenommen sind natürlich seine Chefs und die dadrüber, die keinen Durch- und Überblick mehr haben/haben können.
Die Volumina sind dementsprechend.
Was wohl nicht in den marktechnischen Berechnung eingeht, sind grundsätzliche Risiken zu Settlement und Counterparty risks in Systemkrisen.
... Dann wachte ich mit Angstschweiß auf und fragte mich ob das wohl bei den anderen 20-30 großen Global players genauso aussieht.
<center>
<HR>
</center> |
YIHI
23.05.2001, 21:23
@ YIHI
|
Danke für alle Antworten!!! Gruss von |
>Wäre froh, wenn sich 'Experten' dazu äussern könnten.
>-Man hört immer wieder, dass das nächste Problem für die Weltwirtschaft im Zusammenbruch der derivativen Pyramide liegen wird.
>-Wie gross ist das Volumen aller Finanzderivate?
>-Wie ist die Zusammensetzung? (Futures/Optionen/)
>-Wodurch könnte ein Zusammenbruch ausgelöst werden?
>Danke und Gruss
>Daniel
<center>
<HR>
</center> |
Jehuda
24.05.2001, 00:53
@ teldaman
|
Untypisches Beispiel |
>Ähnliches ist beim Gold-OS und beim Euro/USD zu sehen. Der Dumme ist immer der, der nicht antizyklisch gegen den Markt hält.
Dann lass Dich mal nicht von den Goldrausch-Bugs hier steinigen. ;-) Sicher ist nur, dass momentan der Goldkurs von verschiedenen Global Playern hochgepusht wird. Ganz sicher ist, dass selbige Unmengen von Gold horten.
Schon möglich, dass der Versuch sogar klappen könnte - der Zeitpunkt ist günstig (Inflationsangst, irrationale Ängste vor dem ungeliebten Euro).
Wer aber nicht ganz, ganz höllisch aufpasst, rechtzeitig wieder abzuspringen, wird dabei als Kleinspekulant übelst auf die Nase fallen. Speziell, was Gold OS angeht.
Langfristig spricht nämlich, wenn man nicht gerade Endzeit-Szenarien Jünger ist, nichts dafür, dass Gold auch nur seinen Wert halten kann.
>7. Exkurs: In der großen Baisse wurde doch immer wieder erwähnt, dass die Fonds auf riesigen Cash-beständen sässen. > Beispiel: Deka Technologie CF 515263 aufgelegt 10.01.2001, der war knapp 6 Wochen nach seinem Start über 8 Mrd. Euro schwer, an seinem Tiefstand Anfang April waren es noch knapp 1,7 Mrd, d.h. Verlust knapp 80 %, Der Fondpreis ist um knapp 65 % gesunken (von 99 DM auf 35 DM). Wieviel Anteile waren im Umlauf??
>8000 MI0 Euro/50,60 Euro (99DM) = 158 Mio Stück
>bei heute 1700 Mio Euro MKap/18Euro =94 Mio Stück
>das bedeutet, dass knapp 63,5 Mio Stück verkauft worden sein müssen - und das in Deutschland, wo jeder Fondssparer seine Verluste aussitzt (Verkaufsrate bei etwa 10 % (hohe eigene Schätzung). Der Kursverlust der Börsen hat den Fonds überproportional getroffen und da war nicht mehr viel mit Liquidität.
Man sollte aber Einzelbeispiele nicht unnötig unzulässig generalisieren. Ich hatte mir beispielsweise am 3.1., also eine Woche vorher, den extrem ähnlichen Deka Technologie CF 515262 geholt. Der ist mittlerweile schon wieder knapp 5% im Plus, trotz der zwischenzeitlichen Krise.
Wer sich einmal aktuell die Zusammensetzungen schon länger existierender Fonds ansieht, dem fällt schon die immer noch oft extrem hohe Cash Quote auf. Auch, wenn die in den letzten drei Wochen etwas abgenommen hat (und jetzt sehr schnell wieder zunehmen wird - die nächsten Tage oder Wochen werden sehr wahrscheinlich was für die Bären).
>Noch etwas zu Finanzderivaten, lange habe ich nach Puts auf die hochkapitalisierten Biotechwerte gesucht aber im Sommer 2000 konnte man nur Calls kaufen, komisch???
Was ist komisch daran, dass die Profis der Banken nur Derivate verkaufen, die sie (und meistens ganz zu recht) für rentabel halten?
<center>
<HR>
</center> |
McMike
24.05.2001, 11:51
@ YIHI
|
Re: Fragen zu Finanzderivaten... |
<center>[img][/img] </center>
>Wäre froh, wenn sich 'Experten' dazu äussern könnten.
>-Man hört immer wieder, dass das nächste Problem für die Weltwirtschaft im Zusammenbruch der derivativen Pyramide liegen wird.
>-Wie gross ist das Volumen aller Finanzderivate?
>-Wie ist die Zusammensetzung? (Futures/Optionen/)
>-Wodurch könnte ein Zusammenbruch ausgelöst werden?
>Danke und Gruss
>Daniel
hoffe das funzt so
<center>
<HR>
</center> |