Toni
24.05.2001, 14:30 |
Wenn die Blase blubbert / Linguistischer Ausflug Thread gesperrt |
In 62776 hat Tobias diese Frage gestellt: [ kommt 'bubble' eigentlich von 'blubbern'?]
Die Kurzantwort: Umgekehrt:"blubbern" kommt von"bubble".
Ich bin dem Warum nachgegangen, was zu dieser Langantwort führt:
Die Wortfamilie, zu der die beiden Wörter gehören, ist eine der grössten und interessantesten, die's gibt - falls stimmt, was darüber geschrieben und abgeleitet wurde.
Der Merriam-Webster On-line Dictionary leitet die bubble folgendermassen ab und liefert auch gleich Definitionen:
lat. bulla
Etymology: Middle English bobel
Date: 14th century
1: a small globule typically hollow and light: as a: a small body of gas within a liquid b: a thin film of liquid inflated with air or gas c: a globule in a transparent solid d: something (as a plastic or inflatable structure) that is hemispherical or semicylindrical
2 a: something that lacks firmness, solidity, or reality b: a delusive scheme
3: a sound like that of bubbling Letzteres ist ein wichtiger Aspekt des Wortes, denn wie"blubbern" ist es eindeutig onomatopoetisch = lautmalerisch, wie viele Wörter unserer Umgangssprache. Die meisten dieser Wörter mit weichen Doppelkonsonanten sind relativ neu (im 18./19. Jh. erstmals dokumentiert), entstanden als verkleinernde oder lautmalende Weiterentwicklungen älterer Wörter und/oder sind aus dem Englischen importiert.
Zu beachten ist auch Bedeutung 2a: besonders sinnig im Hinblick auf la Bourse.
Die der"bubble" zugrundeliegende indogermanischen Wurzel dürfte *bhel sein, was im Kern eines Bedeutungsclusters von aufblasen, blähen, schwellen steht.
Wenn man darüber nachzudenken beginnt, was wir alles für Wörter benützen, die ein"bl" oder"b(...)l" enthalten und auf rundliche oder aufgeblasene Formen und entsprechende Tätigkeiten hinweisen, so kann man sich nur wundern, wie viel einem dazu einfällt. Das Schema zieht sich natürlich durch alle indoeuropäischen Sprachen, so dass durch fast ganz Europa hindurch überall ähnliche Wörter mit ähnlichen Bedeutungen gefunden werden.
Ein paar Beispiele zur Familie bubble (möglicherweise nicht alle"richtig"):
- dt Ball, Ballen, ballen, Blase, blasen, blasiert, Gebläse, Balg, Blähung, blähen, Blattern, Ballon, Beule, Beutel, Buletten, Buddel, Polster, (sich auf-) plustern (?), Bauch (?) Geldbörse (?)
- engl blow, bubble, (light) bulb, belly, bowel
Dass die Familie um"Balken" (Balkon, Bohle, Phalanx, Flanke usw.) eng verwandt sein soll, leuchtet mir nicht ganz ein, aber wer weiss.
Da das obige germanische b aus lateinisch f und dieses aus griechisch ph entstand, wird's niemanden wundern zu sehen, dass auch diese Wörter zur selben Familie gehören:
lat. flare = (auf-) blasen, also Inflation, Flatulenz; ferner gr. phallos
Einer der Links, die ich gefunden habe, geht so weit, auch"b(h)u oder p(h)u" damit in Verbindung zu bringen:"Dieses p(h)u als Aufgehen heißt im Grund: sein." - Das geht mir etwas zu weit, obwohl es durchaus nachvollziebar ist, aber mehr als Konstruktion denn als Zwangsläufigkeit. (Der Mensch, das aufgeblasene Wesen ;-)
Dennoch kann man den semantischen Hintergrund erweitern und eine Urverwandtschaft mit der Wurzel *bhle oder *bhlo erkennen, die alles bezeichnet, was aufgeht, wächst und sich entfaltet.
In dieser Familie tummeln sich Wörter wie
dt. Blume, blühen, Blüte, Blatt etc und die Ableitungen von lat. flos (Blume/Blüte): Flor, Flora, franz fleur, engl flower, ital fiore, daraus Firenze = Florenz, die Blühende.
Weiter zurückgehend hängt gr. phyllum (Blatt) damit zusammen, oft gebraucht in Chlorophyll (="hellgrünes/kräftiges Blatt")
Eine interessante Stellung zwischen den beiden Familien hat das engl."blow", das nicht nur blasen heisst, sondern auch blühen/sich entfalten.
Je weiter man sich bei Nachforschungen von der Wortwurzel entfernt, desto mehr wischiwaschi und desto weniger gesichert sind die Infos, und wie in allen Wissenschaften ist vieles schlicht und ergreifend falsch. Das hat zwei Konsequenzen:
- Was ich hier zusammengetragen habe, ist cum grano salis reinzuziehen
- Ich hör' jetzt lieber auf damit ;-) obwohl das Thema endlos ist.
Wer noch nicht genug hat von Bubbles, möge sich hier weitervergnügen:
Pupular web-sites for bubbles
Herzliche Grüsse
Toni
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JüKü
24.05.2001, 14:56
@ Toni
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Re: Wenn die Blase blubbert / Linguistischer Ausflug /SORRY VORAB - nicht lesen! |
>... das engl."blow", das nicht nur blasen heisst, sondern auch blühen/sich entfalten.
Ich sagte doch: nicht lesen!
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Rosi
24.05.2001, 15:25
@ JüKü
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Re: Wenn die Blase blubbert / Mensch Jürgen, benimm' dich! oT |
>>... das engl."blow", das nicht nur blasen heisst, sondern auch blühen/sich entfalten.
>Ich sagte doch: nicht lesen!
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Tobias
24.05.2001, 19:53
@ Toni
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Sag' doch bitte nochmal"blubb" ;-) - Thanks, Toni! oT |
>In 62776 hat Tobias diese Frage gestellt: [ kommt 'bubble' eigentlich von 'blubbern'?]
>Die Kurzantwort: Umgekehrt:"blubbern" kommt von"bubble".
>Ich bin dem Warum nachgegangen, was zu dieser Langantwort führt:
>Die Wortfamilie, zu der die beiden Wörter gehören, ist eine der grössten und interessantesten, die's gibt - falls stimmt, was darüber geschrieben und abgeleitet wurde.
>Der Merriam-Webster On-line Dictionary leitet die bubble folgendermassen ab und liefert auch gleich Definitionen:
>lat. bulla
>Etymology: Middle English bobel
>Date: 14th century
>1: a small globule typically hollow and light: as a: a small body of gas within a liquid b: a thin film of liquid inflated with air or gas c: a globule in a transparent solid d: something (as a plastic or inflatable structure) that is hemispherical or semicylindrical
>2 a: something that lacks firmness, solidity, or reality b: a delusive scheme
>3: a sound like that of bubbling Letzteres ist ein wichtiger Aspekt des Wortes, denn wie"blubbern" ist es eindeutig onomatopoetisch = lautmalerisch, wie viele Wörter unserer Umgangssprache. Die meisten dieser Wörter mit weichen Doppelkonsonanten sind relativ neu (im 18./19. Jh. erstmals dokumentiert), entstanden als verkleinernde oder lautmalende Weiterentwicklungen älterer Wörter und/oder sind aus dem Englischen importiert.
>Zu beachten ist auch Bedeutung 2a: besonders sinnig im Hinblick auf la Bourse.
>Die der"bubble" zugrundeliegende indogermanischen Wurzel dürfte *bhel sein, was im Kern eines Bedeutungsclusters von aufblasen, blähen, schwellen steht.
>Wenn man darüber nachzudenken beginnt, was wir alles für Wörter benützen, die ein"bl" oder"b(...)l" enthalten und auf rundliche oder aufgeblasene Formen und entsprechende Tätigkeiten hinweisen, so kann man sich nur wundern, wie viel einem dazu einfällt. Das Schema zieht sich natürlich durch alle indoeuropäischen Sprachen, so dass durch fast ganz Europa hindurch überall ähnliche Wörter mit ähnlichen Bedeutungen gefunden werden.
>Ein paar Beispiele zur Familie bubble (möglicherweise nicht alle"richtig"):
>- dt Ball, Ballen, ballen, Blase, blasen, blasiert, Gebläse, Balg, Blähung, blähen, Blattern, Ballon, Beule, Beutel, Buletten, Buddel, Polster, (sich auf-) plustern (?), Bauch (?) Geldbörse (?)
>- engl blow, bubble, (light) bulb, belly, bowel
>Dass die Familie um"Balken" (Balkon, Bohle, Phalanx, Flanke usw.) eng verwandt sein soll, leuchtet mir nicht ganz ein, aber wer weiss.
>Da das obige germanische b aus lateinisch f und dieses aus griechisch ph entstand, wird's niemanden wundern zu sehen, dass auch diese Wörter zur selben Familie gehören:
>lat. flare = (auf-) blasen, also Inflation, Flatulenz; ferner gr. phallos
>Einer der Links, die ich gefunden habe, geht so weit, auch"b(h)u oder p(h)u" damit in Verbindung zu bringen:"Dieses p(h)u als Aufgehen heißt im Grund: sein." - Das geht mir etwas zu weit, obwohl es durchaus nachvollziebar ist, aber mehr als Konstruktion denn als Zwangsläufigkeit. (Der Mensch, das aufgeblasene Wesen ;-)
>Dennoch kann man den semantischen Hintergrund erweitern und eine Urverwandtschaft mit der Wurzel *bhle oder *bhlo erkennen, die alles bezeichnet, was aufgeht, wächst und sich entfaltet.
>In dieser Familie tummeln sich Wörter wie
>dt. Blume, blühen, Blüte, Blatt etc und die Ableitungen von lat. flos (Blume/Blüte): Flor, Flora, franz fleur, engl flower, ital fiore, daraus Firenze = Florenz, die Blühende.
>Weiter zurückgehend hängt gr. phyllum (Blatt) damit zusammen, oft gebraucht in Chlorophyll (="hellgrünes/kräftiges Blatt")
>Eine interessante Stellung zwischen den beiden Familien hat das engl."blow", das nicht nur blasen heisst, sondern auch blühen/sich entfalten.
>Je weiter man sich bei Nachforschungen von der Wortwurzel entfernt, desto mehr wischiwaschi und desto weniger gesichert sind die Infos, und wie in allen Wissenschaften ist vieles schlicht und ergreifend falsch. Das hat zwei Konsequenzen:
>- Was ich hier zusammengetragen habe, ist cum grano salis reinzuziehen
>- Ich hör' jetzt lieber auf damit ;-) obwohl das Thema endlos ist.
>Wer noch nicht genug hat von Bubbles, möge sich hier weitervergnügen:
>Pupular web-sites for bubbles
>Herzliche Grüsse
>Toni
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