Baldur der Ketzer
02.06.2001, 16:11 |
zur Lage in Japan - und allgemein, Fundsache von invest.ch (owT)Thread gesperrt |
<ul> ~ hier</ul>
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Sascha
02.06.2001, 16:57
@ Baldur der Ketzer
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Das japanische Drama nimmt seinen Lauf (@Haydn @Alle) mT |
Hi Baldur!
Danke sehr guter Artikel! Und damit er nicht verloren geht ist er hier nochmal und weiter unten habe ich einige Links zu anderen Japan-Postings angefügt:
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<font size=5> Das japanische Drama nimmt seinen Lauf</font>
Christoph Fehr, 31.05.01 00:10h
An den Märkten hat man sich nach der"Thronbesteigung" von Koizumi Hoffnungen gemacht, dass sich die Dinge nun zum Besseren wenden würden. <font color="#FF0000">Aber die Realität spricht eine andere Sprache</font>.
Die jüngsten Wirtschaftszahlen sind erschütternd:
~ Im April fällt die Autoproduktion um 4.3%. Grund: teilweise der säkulare Trend der Verlagerung der Produktion ins Ausland. <font color="#FF0000">Aber viel wichtiger: Die Autoexporte sind im selben Monat um 13.4% abgestürzt</font>.
~ <font color="#FF0000">Die Industrieproduktion sinkt im April um 1.7%</font>; die Auslieferungen um 2.5% und die Lager steigen um 2.1%.
~ <font color="#FF0000">Der Konsum der Arbeiterhaushalte sackt real um 4.3%</font> (April, yoy) ab. Der Indikator, der die Konsumneigung misst hat im März mit 69.1 <font color="#FF0000">den tiefsten Stand seit Beginn seiner Erhebung erreicht (1975)</font>.
~ <font color="#FF0000">Die Stimmung der kleinen Unternehmer ist im Mai im achten Monat in Folge gesunken</font>. Wichtig: die kleinen Unternehmen beschäftigen ca. 3/4 der japanischen Arbeitnehmer.
Die Zahlen machen eines klar: Das verlorenen Jahrzehnt hat nun zur Folge, dass aus der <font color="#FF0000">Korrektur, die auf die Exzesse der achtziger Jahre notwendig war</font>, eine, wie es die Ã-sterreicher formulieren würden, sekundäre Depression wird. Diese hat die Charakteristika, welche oft als Alptraumszenario angesehen werden: die Nachfrage sinkt, darauf wird die Produktion runtergefahren und Leute entlassen, die Nachfrage sinkt weiter ab usw. usf. Das dann in unseren Systemen, so wie sie aufgesetzt sind bei nach unten wenig flexiblen Löhnen und Preisen. Das es so weit kommen musste ist nicht eine Folge von Marktversagen, sondern von Politikversagen. Noch bis heute übt man sich im Aussitzen und die politische Elite scheint sich weiterhin primär um ihre Pfründe zu sorgen als sich ernsthaft mit Ã-konomie zu befassen.
Wird der neue japanische Premier das Ruder herumreißen? Nun, ich denke nicht. Wie denn auch? Er ist ja selbst ein lang gedientes LDP-Mitglied. Er hat zwar einen Machtkampf gewonnen, jedoch kann es durchaus sein, dass er nur ein Bauernopfer ist. In dem Sinne, als die politische Elite sich sagte, dass die Installation dieses"Reformers" die Chancen auf eine Wiederwahl respektive Erhaltung der Positionen an den Schalthebeln der Macht respektive der Umverteilungsmaschinerien erhöht. Wenn dann nun die Macht wieder für eine gewisse Zeit gesichert ist, dann kann man einen allenfalls lästig werdenden Koizumi immer noch liquidieren oder zumindest paralysieren. <font color="#FF0000">Solche Perspektiven stimmen nicht sehr optimistisch</font>.
Aber auch wenn wir unterstellen, dass Koizumi ein wie immer auch gearteter
"grosser Wurf" gelingen sollte. <font color="#FF0000">Aller Wahrscheinlichkeit ist es schon zu spät um diesen Wirtschaftseinbruch noch abzubremsen</font>.
<font color="#FF0000">Das japanische Drama spielt sich zudem in einem asiatischen Umfeld ab, welches immer düsterer aussieht</font>. In Südkorea wurde unlängst ein Set von ernüchternden Wirtschaftszahlen publiziert:
~ Im April sind die <font color="#FF0000">Investitionen der Unternehmer gegenüber dem Vorjahr um 5.7% gefallen</font>.
~ Die Industrieproduktion war zwar im Jahresvergleich noch 5.7% höher, jedoch gegenüber März um 1.3% tiefer. Es wundert darum auch nicht, dass die Kapazitätsauslastung nachgegeben hat.
~ Der Leistungsbilanzüberschuss hat sich gedrittelt (April USD 634.8 Mio. nach 1.8 Mrd. im März). <font color="#FF0000">Die Exporte von Computer-Chips sind 14% abgesackt und jene von Elektronikgütern um 17%</font>.
<font color="#FF0000">Aber Südkorea ist nicht das einzige Problem im Asien</font>. In Indonesien ist es durchaus denkbar, dass sich die politische Krise derart zuspitzt, dass das Land vom Zerfall bedroht ist. In Malaysia wiederum können im Falle einer Wirtschaftskrise ethnische Spannungen aufflackern. Ist Hilfe von China zu erwarten. Nun vielleicht... aber ich würde da nicht zuviel drauf setzen, denn auch China hat da noch den einen oder anderen"faulen Fisch" unter dem Teppich. So macht der Think-Tank Stratfor darauf aufmerksam, <font color="#FF0000">dass die chinesischen Banken auf faulen Krediten von USD 300 Mrd. sitzen (ca. 30% des BIP)</font>. Pessimisten rechnen gar mit Beträgen in der Größenordnung von 50% des BIP. <font color="#FF0000">Wenn man etwas aus dem japanischen Desaster weiss, dann dies: mit einem faulen Bankensystem ist wenig Staat zu machen</font>.
KONKLUSION
Wenn jemand in japanischen Aktien engagiert ist, dann empfiehlt es sich
abzugeben. Zuerst einmal die Banken. Aber nicht nur japanische Titel dürften
im kommenden Tohuwabohu in Asien unter die Räder geraten.
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Hier noch ein paar Links zu anderen Japan-Postings welche zeigen, daß es um Japan derzeit überhaupt nicht gut steht:
[1] Kein Ende der Bankenkrise in Sicht
[2] Keine Erholung in Japan absehbar
[3] Japan (1)
[4] Japan (2)
[5] Japan (3)
[6] Japan (4)
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[b] Viele Grüße
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Aldibroker
02.06.2001, 17:22
@ Baldur der Ketzer
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Wenn wir die Polemik weglassen, bleiben folgende Fakten: |
Japan ist noch nicht über dem Berg, die jüngsten Wirtschaftszahlen zeigen gesamtwirtschaftlich noch leichte Kontraktionskräfte. Die Industrieproduktion ist mit 1,7% leicht rückläufig, was auch für die Auslieferungen -2,5% gilt. Leichte Veränderungen gibt es auch in den Lagerbeständen, die sich um 2,5% erhöhten. Die Japaner sparen mehr und halten sich beim Konsum (-4,3%) zurück. Der Indikator für die Konsumneigung liegt auf dem Level von 1975 (März 69,1). Die Stimmung der im Inland produzierenden Unternehmer nimmt weiter ab und zeigt noch keinen Umschwung. Die leicht rückläufige Industrieproduktion wird u.a. von der Automobilproduktion beeinflußt, die um 4,3% im april gefallen ist. Es werden immer mehr japanische Autos im Ausland produziert, so daß die Exporte dort um 13,4% gefallen sind. Der traditionelle Handelsbilanzüberschuß baut sich immer mehr ab und bringt die Welthandelsströme wieder ins Gleichgewicht. Die Marktkräfte haben nach den 80er Boomjahren in den 90er Jahren nachgelassen. Japan übt sich in neuer Bescheidenheit.
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PuppetMaster
02.06.2001, 18:30
@ Aldibroker
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welche polemik? aldi, ich wünsche ich könnte dich hier wegfiltern! (owT) |
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Aldibroker
02.06.2001, 19:09
@ PuppetMaster
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hier die Polemik |
Das japanische Drama...
Die jüngsten Wirtschaftszahlen sind erschütternd...
Die Autoexporte sind abgestürzt..
Exzesse der achtziger Jahre...
Alptraumszenario...
Aussitzen...
Ihre Pfründe zu sorgen...
Machtkampf gewonnen...
Bauernopfer...
Schalthebeln der Macht...
Liquidieren...
paralysieren....
Wirtschaftseinbruch...
das japanische Drama..
politische Krise derart zuspitzt...
ethnische Spannungen aufflackern...
faulen Fisch2 unter dem Teppich...
japanischen Desaster...
faulen Bankensystem...
Polemik-Ziel auch hier klar:
Wenn jemand in japanischen Aktien engagiert ist, dann empfiehlt es sich abzugeben. Zuerst einmal die Banken. Aber nicht nur japanische Titel dürften im kommenden Tohuwabohu in Asien unter die Räder geraten.
In meinem Text stehen die wenigen Fakten aus dem Bericht. Das ist was zählt, das andere ist klare Meinungsmache. Ist aber auch legitim. Nur die Augen verschließen dürfen wir davor nicht. Trenne immer Fakten von Polemik.
Herzliche Grüße Aldi
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Baldur der Ketzer
02.06.2001, 19:19
@ Aldibroker
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Re: Polemik, Fakten, Bewertung |
Hallo, Aldibroker,
ich habe im Videotext gelesen, daß die Kriminalitätsrate in Absurdistan leicht zurückgegangen sei.
Daraufhin der Hinweis, dieser Rückgang sei ungefähr so relevant wie ein Rückgang von 40 Grad auf 39,9 Grad bei einem Fiebernden.....
also kommt es immer auf die Bewertung an, auf den Standpunkt und die Umstände.
25% Zinsen sind für uns horrend, für einen Weichwährungs-Drittweltbürger wären es paradiesische Zustände.
Was in einer bestimmten Situation gleichsam irrelevant wäre, ist in einer kippenden Umbruchsituation vielleicht der Tropfen, der das Faß überlaufen läßt.
Und die Fakten in Japan sind halt nun mal im kritischen Bereich für ein zivilisertes Industrieland, das mit uns untrennbar verwoben ist.
Nimm die gleichen Daten für, sagen wir, Botswana oder Mocambique, das wäre nicht mal einen Kommentar wert.
Ich denke, die Japaner unterliegen ihren Zwängen von Fassadenaufrechterhaltung, Ehrbegriffen und der Unfähigkeit, Fehler einzugestehen.
Und verstricken sich dabei immer mehr.
Aber Japan hat die Welt finanziert, und was ist, wenn das Rad andersrum läuft?
Man sagt, wenn die Gringos niesen, kriegt Europa einen Schnupfen.
Aber nicht nur das Kobe-Beben hat gezeigt, wenn Japan erschüttert wird, fliegen auch wir aus unseren Betten. Selbst wenn es wie üblich zeitverzögert passiert.
Nee, nee, die Polemik ist schon angebracht, finde ich.
Und wenn Du das nicht für angebracht hältst, so sind doch die Daten immer noch enorme Hämmer, finde ich. Da gehts nicht bloß um eine runtergefallene Eierkiste.....
beste Grüße vom Baldur
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Aldibroker
02.06.2001, 19:57
@ Baldur der Ketzer
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Wortspiele |
Mein hochgeschätzer Baldur,
Du hast in vielem Recht (Absurdistan, Fieber, Standpunktebewertung, 25%..). Was die Beschreibung einer Situation angeht, sollte man sich lieber auf Fakten verlassen, als von einer „kippenden Umbruchsituation oder dem Tropfen auf dem vollen Faß“ zu reden. Denn wissen wir wirklich wann das japanische Faß überlaufen wird? Wie lange glauben wir schon es sei längst übergelaufen? Schlechte Wirtschaftszahlen ja, hohe Bankenkredite ja... aber Faß voll???? Wenn Japan die Welt finanzieren konnte, muß es noch riesige Gegenwerte für alle leeren Fässer geben. Ich habe schon millionenfach das Niesen der Gringos überhört, wie 99,9% aller Weltbürger, Deine von mir sehr geschätzten Bilder sind auch polemisch. Ich weiß nicht, wobei dein Bett erschüttert, ich kenne da ganz andere Beben *g*.
Nun zu den Fakten: Sicher wolltest Du zum Ausdruck bringen, daß in einer eng verzahnten Weltwirtschaft wirtschaftliche (Fehl)Entwicklungen auf der einen Seite des Teiches nicht ohne Spuren auf der anderen abgehen. Aber das sehen wir nun schon über viele Jahrzehnte. Welthandel ist keine Erfindung des 20. Jahrhunderts, sondern wir genießen die globale Wirtschaft schon viele Jahrzehnte. Warum nicht mal ein paar Pünktchen oder Eier aus der Kiste abgeben?
Auch Dir beste Grüße
und bekehre mich endlich
Dein Sorgenkind Aldi
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André
02.06.2001, 22:00
@ Baldur der Ketzer
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Re: zur Lage in Japan - wirklich lesenswert. Danke! (owT) |
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