Sebnitz. Bundespräsident fordert Entschuldigung der Medien
Für Vorverurteilungen im Fall Joseph - Besuch in Sebnitz - Vor Wiederaufleben von
Ost-West-Klischees gewarnt
Sebnitz (AP) Bundespräsident Johannes Rau hat die Medien aufgefordert, sich bei den Bürgern von Sebnitz für
Vorverurteilungen im Todesfall Joseph zu entschuldigen. Manche Medien seien mit dem schwierigen und
sensiblen Stoff so umgegangen, dass dies wie ein Albtraum auf den Schultern der Bürger liege, sagte Rau am
Dienstag bei einem Besuch in der sächsischen Stadt. Er warnte zugleich vor dem Wiederaufleben von
Ost-West-Klischees.
Das Staatsoberhaupt traf sich in Sebnitz mit den Eltern des in einem Freibad unter noch immer ungeklärten
Umständen ums Leben gekommenen sechsjährigen Joseph sowie mit Oberbürgermeister Mike Ruckh und den
beiden Männern und der Frau, die zunächst unter Mordverdacht verhaftet und später wieder frei gelassen
worden waren.
Rau sagte: «Ich bin sehr bewegt von dem Schmerz, den die Familie über den Verlust ihres Jungen
empfindet.» Er sei froh gewesen, dass von der Familie keine Beschuldigungen allgemeiner Art erhoben worden
seien. Betroffen sei er aber auch darüber, wie die Tatsache einer plötzlichen Verhaftung und Beschuldigung die
drei jungen Menschen gezeichnet habe, sagte der Bundespräsident. Über den Inhalt seiner Gespräche sagte Rau
nichts. Es sei Vertraulichkeit vereinbart worden.
Joseph war am 13. Juni 1997 im Sebnitzer Freibad ums Leben gekommen. Die drei 18- bis 25-Jährigen
waren am 22. November dieses Jahres verhaftet worden, nachdem mehrere Personen gegenüber der Familie
Kantelberg-Abdulla eidesstaatliche Versicherungen abgegeben hatten. Danach sollen die jungen Leute den
Sechsjährigen aus rassistischen Motiven ertränkt haben. Die Staatsanwaltschaft Dresden stellte in der
vergangenen Woche die Ermittlungen gegen die beiden Männer und die Frau ein. Die Vernehmung von mehr als
230 Zeugen hatte keinerlei Tatverdacht gegen die Beschuldigten ergeben.
Rau betonte, ihm sei klar geworden, wie schnell aus Gerüchten Vorurteile und dann Vorverurteilungen
geworden seien. Er könne diejenigen, die sich so publizistisch geäußert hätten, um des inneren Friedens in
Deutschland Willen nur bitten, nicht nur jetzt anders zu berichten, sondern auch Vorurteile zurückzunehmen und
sich zu entschuldigen. «Sebnitz hat ein Lebensrecht wie alle anderen liebenswerten Städte auch», betonte das
Staatsoberhaupt...........
so, so, damals tönte das ganz anders, net wohr
<ul> ~ hier stehts</ul>
<center>
<HR>
</center> |