dottore
08.06.2001, 21:11 |
@Offtopic. Noch mal Journalismus, hier: Pepe BoenischThread gesperrt |
Liebe Freunde,
ich war nie ein"Freund" von Peter Boenisch, habe ihn aber immer als gradlinigen, im privaten und persönlichen Umgang überaus angenhmen und professionellen Journalisten geschätzt.
Nun lese ich dieses (und möchte es gern"besprechen", wobei ich ausdrücklich betone, dass ich mich Ende letzten Jahres mit dem ASV in allerbestem gegenseitigen Einvernehmen auseinander dividiert hatte und den Verlag und seine Führungsspitze, insbesondere den ASV-Chef Gus Fischer und seinen Nachfolger Dr. Döpfner äußerst schätze).
Pressemitteilungen
Der Axel Springer Verlag kündigt Autoren- und Beratungsvertrag mit Peter
Boenisch
8. Juni 2001
Der Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlages August A. Fischer beendet
den Autoren- und Beratungsvertrag mit Peter Boenisch, 73.
Muss das in dieser Form ("beendet") geschehen, noch dazu bei einem 73jährigen?[/b]
Im Anschluss an sein Aufsichtsratsmandat hatte der Axel Springer Verlag mit
Peter Boenisch im April 2001 einen langfristigen Vertrag abgeschlossen, der eine
publizistische Beratung des Vorstandsvorsitzenden sowie exklusive
Autorentätigkeit umfasst. Zentraler Bestandteil dieses Vertrages ist, dass
Veröffentlichungen in anderen Printmedien nur mit ausdrücklicher vorheriger
Zustimmung erfolgen dürfen.
[i]Ich vermag nicht zu sehen, wie es überhaupt sinnvoll sein kann, einen solchen Vertrag ("ausdrückliche, vorherige Zustimmung") mit jemandem zu schließen, der im/am Greisenalter steht. Abgesehen davon, dass Journalismus ein Tagesgeschäft ist ("jour"). Wir haben es bei PB nicht mit einem Jung-Redakteur zu tun, der daran gehindert werden muss, seine überschießenden Talente auch an andere Verlage zu vergeben.
Für einen Beitrag in der"Süddeutschen Zeitung" am 29. Mai 2001 ist diese
Zustimmung nicht eingeholt worden. Darüber hinaus hat Peter Boenisch den
Verlag auch nicht über seine publizistische Aktivität informiert. Dieser wesentliche
Verstoß gegen seine Pflichten bereits zu Beginn seiner Beratertätigkeit zerstört
das Vertrauen und ist Anlass für die Beendigung des Vertrages.
Das ist ohne Zweifel formal korrekt. Aber der Beitrag in der SZ war nun wirklich nicht ein Missbrauch seines Exklusivverhältnisses, sondern ganz einfach (ich habe den Beitrag gelesen) ein Beitrag, den die SZ von einem"Publizisten" angefordert hatte, sozusagen als publizistische Schützenhilfe (siehe auch unten), um eine"neutralere" Ansicht ins Blatt zu heben (hätte der CR der SZ selbst sich ereifern sollen?). PB hatte dabei auch keinesfalls Schaum vorm Mund und er hat auch gewiss nicht gegen ASV-Interessen verstoßen.
Der Beitrag von Peter Boenisch kommentiert den Streit um die Reduzierung von
Bordexemplaren der"Süddeutschen Zeitung" durch die Lufthansa, die angeblich
aufgrund von kritischer Berichterstattung in der Zeitung erfolgt war. Boenisch klagt
diesen Vorfall als Verstoß gegen Pressefreiheit und Missbrauch von
Machtstellung an.
Völlig richtig.
"Nicht der Inhalt des Beitrages ist Grund der Kündigung, sondern der dadurch
vollzogene Vertragsbruch", erklärte August A. Fischer und ergänzte,"ich muss
einem Berater hundertprozentig vertrauen können."
Hier steige ich leider aus. Ein Berater hat zu beraten, und zwar ausschließlich seinen Vertragspartner, richtig. Aber der Berater wird in Dingen, die sozusagen"höhere" oder"weiter gefasste" Güter behandeln, doch noch frei sein, sich zu äußern.
>"Meinungs- und Pressefreiheit
sind das Fundament der publizistischen Tätigkeit des Axel Springer Verlages.
Dies belegt eindrücklich der Beitrag von Stephan Ruß-Mohl in der BERLINER
MORGENPOST vom 6. Juni 2001 zu diesem Thema."
Auch absolut richtig. Den Beitrag von Herrn Ruß-Mohl kenne ich leider nicht, ich weiß auch nicht, wer der Autor ist bzw. woher er kommt.
Der Axel Springer Verlag würdigt das langjährige publizistische Wirken von Peter
Boenisch und bedauert, dass der beabsichtigten Beratertätigkeit die Grundlage
entzogen wurde.
Die Chefredakteure bleiben selbstverständlich weiterhin völlig frei in ihrer
Entscheidung, Peter Boenisch als Autor einzusetzen.
Das ist nicht sehr professionell. Denn Chefredakteure sind per se immer frei - bis sie halt abgelöst werden. Es gibt keinen mir bekannten Verlag oder Verleger (wir reden von freier Presse und nicht vom ND), der jemals vor Andruck einem CR ins Geschäft gepfutscht hätte bzw. in den Arm gefallen wäre.
Für weitere Informationen steht Ihnen Edda Fels zur Verfügung.
Telefon: (0 40) 3 47-2 20 71
E-Mail: efels@asv.de
Berlin/Hamburg, 8. Juni 2001
So weit die Mitteilung und meine kleine völlig unmaßgebliche Betrachtung dazu.
Ich habe sehr wohl die Jubelrufe gelesen, hier im Board. Okay. Ich bin auch nicht PBs Intimus (obwohl wir zusammen wohl schon mehr Wodka gesoffen haben als die Leber eines Elefanten aushielte). Auch okay.
Aber irgend etwas muss schon noch bleiben. Und ich sehe es als meine Pflicht zu Anstand und Kollegialität an, dem Kollegen Peter Boenisch dies nachzurufen.
Wer mich deshalb zerreißen möchte - bitte sehr.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
Baldur der Ketzer
08.06.2001, 21:37
@ dottore
|
Re: @Offtopic. Noch mal Journalismus, oder Gesinnungsstraftäter? |
Hallo, dottore,
auch wenn es immer von Dir bestritten wurde, so ist es doch fast Allgemeingut geworden, daß es Checklisten gibt, die bei der Einstellung auszufüllen sind, von denen der Mitarbeiter aber keine Kopie kriegt - sicher ist sicher.
Wenn er dann gegen einen Punkt verstoßen hat (Tabuthemen, falsche Richtung, falsche Meinung zur falschen Zeit, etc.), heißt es: das wars, ab!
Könnte das nicht die naheliegenste Erklärung sein?
Freie Presse, sowas glaubt doch echt kein Mensch mehr.
Beste Grüße vom Baldur
P.S.: oder war Boenisch einfach zu teuer?
Oder in einen Kanzleramtsskandal verwickelt, der unterm Teppich dampft?
<center>
<HR>
</center> |
Christian
08.06.2001, 21:41
@ dottore
|
Re: zerreißen? |
um ehrlich zu sein, war es ein lichter moment in meinem kleinen, 33 jahre währenden leben: schlage die süddeutsche auf und lese etwas von einem, von dem ich es als letztes erwartet hätte. und: es war gut. ende des artikels: die lufthansa hat nen vogel. so gut wie dieser satz war die gesamte argumentatin des herrn b. das war, mit verlaub, eins der besten streiflichter, die ich je gelesen habe, wenn es auch nicht so hieß und auch nicht an dieser stelle stand. wenn springer bönisch feuert, dann nur aus gekränkter eitelkeit - und weil man möglicherweise merkt, dass der mann nicht nur bei bild ein brillanter kommentator sein kann. dabei sei völlig außen vor gelassen, in welcher art, weise und richtung er früher zu kommentieren pflegte. er kann es einfach. drei bönisch-sätze sind oft besser als nichts sagendes kommentargeschwafel in den meisten reginalzeitungen. aus dem b. wird noch was, meint christian
<center>
<HR>
</center> |
Jochen
08.06.2001, 21:44
@ Baldur der Ketzer
|
Re: @Offtopic. Noch mal Journalismus, oder Gesinnungsstraftäter? |
Hi Baldur,
>Freie Presse, sowas glaubt doch echt kein Mensch mehr.
Meine Meinung: Die Presse in D ist frei, es gibt nur eine Art vorauseilenden Gehorsam. Beleg: es gibt Umfragen, denen zufolge sich ca. 80% der Journalisten (oder waren es mehr? Müßte ich nachschauen) tendenziell (:-) eher links einstufen. In dieser Umfrage sagten einige, daß sie es nicht vorrangig als ihre Aufgabe betrachten, zu informieren, sondern"positiv auf das Gemeinwesen" einzuwirken.
Es ist einfach das Problem, daß man seine Überzeugung nur sehr schwer ausschalten kann, das betrifft aber jeden von uns. Ist der Zeitgeist mal wieder ein anderer, wird die Presselandschaft wieder anders aussehen (siehe auch das Fernsehen).
Gruß
Jochen
<center>
<HR>
</center> |
Christian
08.06.2001, 21:54
@ Jochen
|
quatsch |
...daß sie es nicht vorrangig als ihre Aufgabe betrachten, zu informieren, sondern"positiv auf das Gemeinwesen" einzuwirken.
der großteil der journalisten setzt sich aus einer ich-zentierten, kritikunfähigen und extrem uninformierten spezies zusammen. haben keine ahnung, erklären es aber. positibv auf das gemeinwesen einwirken, da lache ich aber. positiv auf die eigene tasche einwirken, das schon eher. warum ist das denn ein modeberuf geworden? riesiger markt an wasweißichnoch für magazinen erscheinen wöchentlich, dazu x miese tageszeitungen und talkshows. anfang 2000 wurde jeder vom markt weg gekauft, der schon mal das wort wirtschaft fehlerfrei geschrieben hat. für 130000+ pro jahr. lies börse... und konsorten, dann weißt du, wovon ich rede. positiv auf das gemeinwesen, pah. christian
<center>
<HR>
</center> |
Jochen
08.06.2001, 22:19
@ Christian
|
Re:? |
>...daß sie es nicht vorrangig als ihre Aufgabe betrachten, zu informieren, sondern"positiv auf das Gemeinwesen" einzuwirken.
>
>der großteil der journalisten setzt sich aus einer ich-zentierten, kritikunfähigen und extrem uninformierten spezies zusammen. haben keine ahnung, erklären es aber. positibv auf das gemeinwesen einwirken, da lache ich aber. positiv auf die eigene tasche einwirken, das schon eher. warum ist das denn ein modeberuf geworden? riesiger markt an wasweißichnoch für magazinen erscheinen wöchentlich, dazu x miese tageszeitungen und talkshows. anfang 2000 wurde jeder vom markt weg gekauft, der schon mal das wort wirtschaft fehlerfrei geschrieben hat. für 130000+ pro jahr. lies börse... und konsorten, dann weißt du, wovon ich rede. positiv auf das gemeinwesen, pah. christian
Wie du vielleicht aus meinem obigen Satz ersehen hast, habe ich die Selbsteinschätzung von Journalisten wiedergegeben, nicht meine Meinung.
Gruß
Jochen
<center>
<HR>
</center> |
Harald
08.06.2001, 22:19
@ dottore
|
Re: @Offtopic. Noch mal Journalismus, hier: Pepe Boenisch |
Lieber dottore,
als einer der vom Journalismus nix versteht --er liest Zeitung und er hat
einen Freund, der als Journalist sorgfältig seine"Gesinnung" verstecken muß-- als so einer sagt mir mein gesunder Menschenverstand, daß es in Deutschland keine freien Journalisten mehr geben kann. Nicht wegen meines Freundes, nein, die privaten Fernsehsender erwirtschaften nämlich einhundert Prozent ihres Umsatzes aus WERBUNG. Die öffentlich-rechlichen liegen an der Kandare der Räte und üben Selbstzensur. Und die Printmedien erzielen inzwischen so um die 50 % ihres Umsatzes auch aus Werbung.
Tut mir leid dottore, ich glaub nicht mehr an Pressefreiheit im Deutschland. Denn jeder ist heute käuflich, dieser für hundert Mark und jener für hundert Mille. Auch ich habe in meinem Leben noch nie umsonst gearbeitet -- ganz im Gegenteil. Ich weiß also wovon ich rede. Heute bin ich frei.
Salü
<center>
<HR>
</center> |
Dimi
08.06.2001, 22:30
@ dottore
|
Re: @Offtopic. Noch mal Journalismus, hier: Pepe Boenisch |
Teile Deine Einschätzung, ohne weitere Hintergründe zu kennen, das ist keine Art vom Verlag, und würde erwägen, mich bei ihm zu melden.
Gruß, Dimi
Ps.: Die im Thread vorgetragene Propanganda, es gäbe keine Pressefreiheit, und die Verunglimpfung eines ganzen Berufstandes, sind albern.
<center>
<HR>
</center> |
Christian
08.06.2001, 22:49
@ Jochen
|
das war kein pers. angriff (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|
Jochen
08.06.2001, 22:54
@ Christian
|
Re: hab ich falsch verstanden, sorry (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|
Dimi
08.06.2001, 22:55
@ Dimi
|
Klarstellung:"ihm" = Boenisch (o.w.T.) |
>Teile Deine Einschätzung, ohne weitere Hintergründe zu kennen, das ist keine Art vom Verlag, und würde erwägen, mich bei ihm zu melden.
>Gruß, Dimi
>Ps.: Die im Thread vorgetragene Propanganda, es gäbe keine Pressefreiheit, und die Verunglimpfung eines ganzen Berufstandes, sind albern.
<center>
<HR>
</center> |
Christian
08.06.2001, 22:58
@ Dimi
|
albern? |
>Ps.: Die im Thread vorgetragene Propanganda, es gäbe keine Pressefreiheit, und die Verunglimpfung eines ganzen Berufstandes, sind albern.
entschuldige bitte, liebster dimi, aber ich hoffe doch stark, du weißt, wovon du redest. ich zumindest weiß es. aber ich denke mal, du arbeitest seit x jahren in den medien und kennst dich bestens aus. tschuldigung, das konnte ich nicht ahnen. ach dimi, nochmal entschuldigung, bist du nicht der chef von...? ich vergaß, so viel erfahrung. stimmt, mein posting war albern, entschuldigung.
montag in münchen, dienstag in berlin und danach drei tage fürs auslandsjournal in trinidad? mensch dimi, tolles leben. und überall nette kollegen, und alle so natürlich, die medienmenschen, und so schlau, und so uneigennützig. ich beneide dich. christian
<center>
<HR>
</center> |
dottore
08.06.2001, 23:06
@ Harald
|
Re: @Offtopic. Noch mal Journalismus, hier: Pepe Boenisch |
Lieber Harald,
>Ich weiß also wovon ich rede. Heute bin ich frei.
Ja, weil Du Guthaben hast. Glückwunsch. Andere haben die nicht. Die sind vielleicht Deine Schuldner.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
Christian
08.06.2001, 23:13
@ Dimi
|
oh,"ihm" wird sich freuen. bestimmt. (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|
Cujo
09.06.2001, 15:44
@ Baldur der Ketzer
|
Re: @Offtopic. Noch mal Journalismus, oder Gesinnungsstraftäter? |
>Hallo, dottore,
>auch wenn es immer von Dir bestritten wurde, so ist es doch fast Allgemeingut geworden, daß es Checklisten gibt, die bei der Einstellung auszufüllen sind, von denen der Mitarbeiter aber keine Kopie kriegt - sicher ist sicher.
>Wenn er dann gegen einen Punkt verstoßen hat (Tabuthemen, falsche Richtung, falsche Meinung zur falschen Zeit, etc.), heißt es: das wars, ab!
>Könnte das nicht die naheliegenste Erklärung sein?
>Freie Presse, sowas glaubt doch echt kein Mensch mehr.
>Beste Grüße vom Baldur
>P.S.: oder war Boenisch einfach zu teuer?
>Oder in einen Kanzleramtsskandal verwickelt, der unterm Teppich dampft?
*** hallo!
*** machen wir uns nichts vor...an den entsprechenden stellen (chefredakteur etc.) sitzen die entsprechenden personen (soziologisch genial untersucht von pierre bourdieu, über das fernsehen, reclam)
*** der aktuelle chefredakteur der BILD und rössner/degowski-handlanger und -"chauffeur" d i e c k m a n n sind entsprechende"null-ouverts"....
*** boenisch ist zwar reaktionär und aber zur zeit eher unkontrollierbar (greisenalter, fischer-kommentar)....darum mußte der mann weg
gruß
cujo
<center>
<HR>
</center> |