BIZ warnt vor zu grossem Konjunkturoptimismus Künftiges Wachstum hängt stark von US-Konjunkturab
Basel (sda/reuters) Die Bank für Int. Zahlungsausgleich (BIZ) warnt vor einem übertriebenen Konjunkturoptimismus. Das zehnjährige weltweite Wachstum könnte mit der deutlichen Abschwächung der US- Konjunktur einen Wendepunkt erreicht haben.
Dies stellen die BIZ-Volkswirte in ihrem am Montag vorgelegten Jahresbericht fest. Zugleich sei keineswegs sicher, ob die US- Wirtschaft, ein entscheidender Faktor der Weltkonjunktur, bereits zum Jahresende wieder voll auf Touren komme.
Eine weiche Landung der US-Konjunktur mit einer rasch folgenden Erholung ist nach Ansicht der BIZ, die so etwas wie die Zentralbank der Zentralbanken ist, lediglich eines von mehreren Szenarien.
US-Wirtchaft als entscheidender Faktor
Eine rasche US-Erholung setze voraus, dass die US-Wirtschaft mit neuen Technologien und neuen Hochtechnologiefirmen tatsächlich in eine «neue Ära» eingetreten sei. Wenn dies alles gelte, dann dürften die USA bald wieder auf einen mindestens moderaten Wachstumspfad zurückkehren.
Denkbar sei aber auch, dass die US-Wirtschaft in den vergangenen Jahren zu rasch gewachsen sei, heisst es weiter imBericht. Für diesen Fall lehre die Geschichte, dass der Übersteigerung «immer einige Zeit lang» ein unterdurchschnittliches Wachstum folgt.
Auch harte Landung nicht auszuschliessen
Auch eine härtere Landung mit Einbrüchen bei den Firmengewinnen und den Aktienkursen ist nach Ansicht der BIZ nicht auszuschliessen. Schliesslich seien die Haushalte und die Firmen in den USA hoch verschuldet und die Aktien seien nach den meisten traditionellen Messgrössen immer noch hoch bewertet.
Solchen Einbrüchen oder Wachstumsverlangsamungen müsse nicht zwingend eine Phase mit hohen Inflationsraten vorausgehen. Positiv für die USA schlagen nach Ansicht der BIZ die anstehenden Steuersenkungen und die im Weltvergleich grosse Flexibilität der Märkte für Arbeit und Kapital zu Buche.
Wenig Positives in Japan
Wenig positives erkennt die BIZ in Japan. Die Sanierung der Unternehmen und Banken dauere «nun schon ein Jahrzehnt». Partikularinteressen behinderten durchgreifende Reformen. Eine Sanierung werde umso schmerzhafter je länger sie hinausgezögert werde, warnt die BIZ.
Dagegen stehe die Euro-Zone vor eher alltäglichen Problemen. Zudem hätten eine Reihe von Ländern «erhebliche, aber kaum zur Kenntnis genommene Fortschritte bei der Steigerung der Effizienz der Arbeits- und Gütermärkte» erzielt.
Allerdings brauche der Euroraum verstärkte Massnahmen zur Aus- und Weiterbildung, wenn die potenziellen Produktivitätsfortschritte der neuen Technologie tatsächlich in vollem Umfang realisiert werden sollten. Zudem seien die Arbeitskosten durch die Steuern künstlich erhöht.
EZB-Zinspolitik
Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Ansicht der BIZ bei nachlassender Inflation weitere geldpolitischen Lockerungen ins Auge fassen. Bei der Beurteilung der EZB-Politik sei aber auch zu beachten, dass die Inflation hartnäckig oberhalb des angekündigten Ziels des Eurosystems (von 2,0 Prozent Teuerung) geblieben sei.
Dies sei - zusammen mit dem Eindruck, dass sonst alles in Ordnung sei - einer der Gründe für die abwartende geldpolitische Haltung des Eurosystems angesichts der sich abzeichnenden konjunkturellen Abschwächung gewesen.
Protektionismus
Angesichts der Verflechtungen müsse die Wirtschaftspolitik eine umfassendere und wirksamere internationale Zusammenarbeit anstreben, empfiehlt die BIZ.
Zu befürchten sei aber das Gegenteil, nämlich dass die neuen Regierungen in Tokio und Washington sich auf ihre inländischen Angelegenheiten konzentrieren und für die EU überwiegend die Erweiterungsfrage auf der Tagesordnung steht. Auch die Gefahr des Protektionismus sei nicht gebannt.
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