Hirscherl
12.06.2001, 12:29 |
Vorhersage - ParadoxonThread gesperrt |
Ich möchte allen Elliott-Wellen-Anhängern (den anderen auch, aber den Erstgenannten besonders) ein Buch ans Herz legen: Die Foundation-Trilogie von Isaac Asimov. Wer keine Science Fiction mag soll sich nicht abschrecken lassen, es ist keine"harte" SF.
Besonders gut ist der Band mit dem Anhang"Einführung in die Psychohistorik":
Isaac Asimov, Foundation, Heyne Verlag München ISBN3453074122
Es geht um die Entwicklung eines galaktischen Reiches, das kurz vor dem Zerfall steht. Ein Mathematiker entwickelt die sog. Psychohistorie, d.h. statistische Gesetze, die beschreiben wie große Gruppen von Menschen handeln. Da er den Crash (sic) voraussieht, trifft er Maßnahmen um die Zeit des Chaos möglichst kurz zu halten und gründet die sogenannte Foundation - eine Keimzelle der künftigen Gesellschaft. Deren Entwicklung wurde von ihm vorausberechnet, doch es gibt keine absoluten Gewißheiten.... Und das alte System stirbt nicht kampflos ab.... (neugierig? Buch kaufen!)
Das erste Gesetz der Psychohistorie lautet: sie kann nicht auf Einzelpersonen, sondern nur auf große Gruppen (Staaten, Gesellschaften) angewendet werden. (nun, liebe Elliottfreunde, erinnert euch das an etwas?)
Im bereits erwähnten Anhang finden sich einige interessante Kurven:
a. Größere Sklavenaufstände oder Rassenunruhen in den USA von 1800 bis 1974. Auf einer Shewhart Grafik sieht man deutlich, daß es in regelmäßigen Abständen (alle 40 Jahre) deutliche Ausschläge über die normale Häufigkeit von 1,45 Aufständen pro 5 Jahre kommt. (Vertrauensbereich bei 5 Unruhen / 5 jahren ) Auf einer solchen Grafik kann man zwischen zufälligen Schwankungen und Schwankungen, die durch Störungen des Systems verursacht werden, unterscheiden. (Modell ursprünglich für Emission radioaktiver Partikel entwickelt).
Schlußfolgerung: In jeder zweiten Generation kommt es zu Spitzenausschlägen. Die Regelmäßigkeit deutet auf strukturelle Ursachen hin. Die Befreiung der Sklaven hat daran nichts geändert (!!!) Die nächste Spitze ist um 2010 zu erwarten.
b. Geburtenrate in den USA seit 1820. Die Geburtenrate fällt linear ab, wobei sich Schwankungen nur um den Trend ergeben.
Schlußfolgerung: Man sieht deutlich, daß der angebliche Nachkriegsbabyboom schon vor dem Krieg anfing und die üblichen Gründe, die für den Rückgang der Geburten verantwortlich gemacht werden, schon seit 1800 wirksam sein müssten (Antibabypille, Legalisierung der Abtreibung, Feminismus). Welche Kraft steckt dahinter?
c. Wirtschaftszyklen der USA - muß in diesem Forum nicht erläutert werden.
und vieles mehr.
Bisher also alles pro Psychohistorie bzw. Vorhersagbarkeit von z.B. Börsenentwicklungen. Das zweite Gesetz der Psychohistorie lautet jedoch:
Die Masse darf von diesen Gesetzmäßigkeiten nichts wissen.
Im Buch wird die Foundation deshalb von Wissenschaftlern gegründet, Psychohistoriker fehlen jedoch. Sie könnten sonst die Zukunft vorausberechnen, was wiederum das Verhalten / die Politik beeinflussen würde. (es ist z.B. nötig, das ein Krieg verloren wird um die Gesellschaft ethisch und wirtschaftlich weiterzuentwickeln, wie Japan nach WKII)
Ist eigentlich einleuchtend, wenn alle US-Bürger für 2010 Rassenunruhen erwarten, kommen sie entweder früher (durch die entfachte Diskussion, präventive Unterdrückung von Minderheiten o.ä.) oder gar nicht (weil keiner auf die Straße geht, alle wegziehen,...) oder... Auf jeden Fall verhindert oder beeinflusst das Wissen um zukünftige Ereignisse das Eintreffen dieser Ereignisse.
Oder wenn alle Europäer wissen, daß die Wirtschaft bis 2004 boomt, dann aber 10 jahre lang Nullwachstum herrschen wird: Viele werden bis 2004 weniger ausgeben, um für später zu sparen. Wenn aber genügend Menschen weniger ausgeben, kommt es nicht zum Boom, usw
Dasselbe Argument gilt auch für jede Art der Vorhersage von Börsenentwicklungen: selbst wenn es eine Methode gäbe, würde sie nur dann perfekt funktionieren, wenn NIEMAND von ihr wüsste bzw. die, die von ihr wissen, an der Börse nicht teilnehmen. Denn: wenn einige wissen, daß der DOW bis 11543 steigt und dann fällt, werden sie schon bei 11520 verkaufen - dadurch kommt der DOW aber nicht mehr bis 11543. Also wird die Methode (wenn es sie gäbe) durch ihre eigenen Anhänger nutzlos.
Gedankenexperiment: was würde wohl passieren wenn JEDER (die Hälfte reicht auch) Börsenteilnehmer dieselbe Vorhersagmethode verwenden würde?
mfg,
Tom
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Ecki1
12.06.2001, 13:03
@ Hirscherl
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Re: Vorhersage - Paradoxon / Sehr wichtiger Gedanke! |
Gedankenexperiment: was würde wohl passieren wenn JEDER (die Hälfte reicht auch) Börsenteilnehmer dieselbe Vorhersagmethode verwenden würde?
Das Vorhersage-Paradoxon ist Folge des elementaren Unterschieds von Wetter- und Börsenvorhersagen, obwohl sowohl das Wetter- als auch das Börsengeschehen komplexe nichtlineare Systeme sind. Der Meteorologe ist im Gegensatz zum Börsenanalysten nicht Bestandteil der vorherzusagenden Dynamik.
DIE ZEIT veranstaltete daher letzten Sommer ein Rätsel. Jeder Teilnehmer musste eine ganze Zahl zwischen 1 und 100 aufschreiben mit der Nebenbedingung, dass derjenige einen Preis gewinnt, dessen Zahl am nächsten an der Hälfte des Durchschnitts aller genannten Zahlen liegt. Auf diese Weise war jeder, der den Preis gewinnen wollte, gezwungen, das Verhalten der anderen Teilnehmer einzuschätzen. Angenommen, ein Teilnehmer glaubte an eine Gleichverteilung aller Schätzungen, dann wäre der Durchschnitt 50, und er müsste 25 tippen, um zu gewinnen. Glaubte er allerdings, alle dächten wie er und tippten auf 25, dann müsste er 12 oder 13 raten. Hielte er nun nach diesem Denkschritt wiederum alle für gleich schlau wie sich selbst, so müsste er 7 tippen, und so weiter, bis er bei Null landete.
In Wirklichkeit lag der Durchschnitt aller abgegebenen Zahlen bei ca. 38.
Schlussfolgerung: Wenden alle Teilnehmer eines rückgekoppelten komplexen Systems dieselbe Voraussagemethode an, so kommt niemand auf das richtige Ergebnis. Dieser Fall tritt allerdings kaum ein, nicht einmal bei Elliott.
Selbst wenn alle Marktteilnehmer nach Elliott handelten, so würde jeder auf einer anderen Wellenebene reiten, und die Wellen würden sich im äussersten Fall ein wenig abflachen, aber nie völlig egalisieren,
vermutet Ecki1
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JüKü
12.06.2001, 13:07
@ Ecki1
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Re: Vorhersage - Paradoxon / Sehr wichtiger Gedanke! |
>Gedankenexperiment: was würde wohl passieren wenn JEDER (die Hälfte reicht auch) Börsenteilnehmer dieselbe Vorhersagmethode verwenden würde?
>Das Vorhersage-Paradoxon ist Folge des elementaren Unterschieds von Wetter- und Börsenvorhersagen, obwohl sowohl das Wetter- als auch das Börsengeschehen komplexe nichtlineare Systeme sind. Der Meteorologe ist im Gegensatz zum Börsenanalysten nicht Bestandteil der vorherzusagenden Dynamik.
>DIE ZEIT veranstaltete daher letzten Sommer ein Rätsel. Jeder Teilnehmer musste eine ganze Zahl zwischen 1 und 100 aufschreiben mit der Nebenbedingung, dass derjenige einen Preis gewinnt, dessen Zahl am nächsten an der Hälfte des Durchschnitts aller genannten Zahlen liegt. Auf diese Weise war jeder, der den Preis gewinnen wollte, gezwungen, das Verhalten der anderen Teilnehmer einzuschätzen. Angenommen, ein Teilnehmer glaubte an eine Gleichverteilung aller Schätzungen, dann wäre der Durchschnitt 50, und er müsste 25 tippen, um zu gewinnen. Glaubte er allerdings, alle dächten wie er und tippten auf 25, dann müsste er 12 oder 13 raten. Hielte er nun nach diesem Denkschritt wiederum alle für gleich schlau wie sich selbst, so müsste er 7 tippen, und so weiter, bis er bei Null landete.
>In Wirklichkeit lag der Durchschnitt aller abgegebenen Zahlen bei ca. 38.
>Schlussfolgerung: Wenden alle Teilnehmer eines rückgekoppelten komplexen Systems dieselbe Voraussagemethode an, so kommt niemand auf das richtige Ergebnis. Dieser Fall tritt allerdings kaum ein, nicht einmal bei Elliott.
>Selbst wenn alle Marktteilnehmer nach Elliott handelten, so würde jeder auf einer anderen Wellenebene reiten, und die Wellen würden sich im äussersten Fall ein wenig abflachen, aber nie völlig egalisieren,
>vermutet Ecki1
Stimme voll zu. Die 38 (100 - 62) ist übrigens (Zufall?) die Fibonacci-Relation!
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Ricardo
12.06.2001, 13:29
@ Hirscherl
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Re: Vorhersage - Paradoxon |
>Ich möchte allen Elliott-Wellen-Anhängern (den anderen auch, aber den Erstgenannten besonders) ein Buch ans Herz legen: Die Foundation-Trilogie von Isaac Asimov. Wer keine Science Fiction mag soll sich nicht abschrecken lassen, es ist keine"harte" SF.
>Besonders gut ist der Band mit dem Anhang"Einführung in die Psychohistorik":
>Isaac Asimov, Foundation, Heyne Verlag München ISBN3453074122
>Es geht um die Entwicklung eines galaktischen Reiches, das kurz vor dem Zerfall steht. Ein Mathematiker entwickelt die sog. Psychohistorie, d.h. statistische Gesetze, die beschreiben wie große Gruppen von Menschen handeln. Da er den Crash (sic) voraussieht, trifft er Maßnahmen um die Zeit des Chaos möglichst kurz zu halten und gründet die sogenannte Foundation - eine Keimzelle der künftigen Gesellschaft. Deren Entwicklung wurde von ihm vorausberechnet, doch es gibt keine absoluten Gewißheiten.... Und das alte System stirbt nicht kampflos ab.... (neugierig? Buch kaufen!)
>Das erste Gesetz der Psychohistorie lautet: sie kann nicht auf Einzelpersonen, sondern nur auf große Gruppen (Staaten, Gesellschaften) angewendet werden. (nun, liebe Elliottfreunde, erinnert euch das an etwas?)
>Im bereits erwähnten Anhang finden sich einige interessante Kurven:
>a. Größere Sklavenaufstände oder Rassenunruhen in den USA von 1800 bis 1974. Auf einer Shewhart Grafik sieht man deutlich, daß es in regelmäßigen Abständen (alle 40 Jahre) deutliche Ausschläge über die normale Häufigkeit von 1,45 Aufständen pro 5 Jahre kommt. (Vertrauensbereich bei 5 Unruhen / 5 jahren ) Auf einer solchen Grafik kann man zwischen zufälligen Schwankungen und Schwankungen, die durch Störungen des Systems verursacht werden, unterscheiden. (Modell ursprünglich für Emission radioaktiver Partikel entwickelt).
>Schlußfolgerung: In jeder zweiten Generation kommt es zu Spitzenausschlägen. Die Regelmäßigkeit deutet auf strukturelle Ursachen hin. Die Befreiung der Sklaven hat daran nichts geändert (!!!) Die nächste Spitze ist um 2010 zu erwarten.
>
>b. Geburtenrate in den USA seit 1820. Die Geburtenrate fällt linear ab, wobei sich Schwankungen nur um den Trend ergeben.
>Schlußfolgerung: Man sieht deutlich, daß der angebliche Nachkriegsbabyboom schon vor dem Krieg anfing und die üblichen Gründe, die für den Rückgang der Geburten verantwortlich gemacht werden, schon seit 1800 wirksam sein müssten (Antibabypille, Legalisierung der Abtreibung, Feminismus). Welche Kraft steckt dahinter?
>c. Wirtschaftszyklen der USA - muß in diesem Forum nicht erläutert werden.
>und vieles mehr.
>
>Bisher also alles pro Psychohistorie bzw. Vorhersagbarkeit von z.B. Börsenentwicklungen. Das zweite Gesetz der Psychohistorie lautet jedoch:
>Die Masse darf von diesen Gesetzmäßigkeiten nichts wissen.
>Im Buch wird die Foundation deshalb von Wissenschaftlern gegründet, Psychohistoriker fehlen jedoch. Sie könnten sonst die Zukunft vorausberechnen, was wiederum das Verhalten / die Politik beeinflussen würde. (es ist z.B. nötig, das ein Krieg verloren wird um die Gesellschaft ethisch und wirtschaftlich weiterzuentwickeln, wie Japan nach WKII)
>Ist eigentlich einleuchtend, wenn alle US-Bürger für 2010 Rassenunruhen erwarten, kommen sie entweder früher (durch die entfachte Diskussion, präventive Unterdrückung von Minderheiten o.ä.) oder gar nicht (weil keiner auf die Straße geht, alle wegziehen,...) oder... Auf jeden Fall verhindert oder beeinflusst das Wissen um zukünftige Ereignisse das Eintreffen dieser Ereignisse.
>Oder wenn alle Europäer wissen, daß die Wirtschaft bis 2004 boomt, dann aber 10 jahre lang Nullwachstum herrschen wird: Viele werden bis 2004 weniger ausgeben, um für später zu sparen. Wenn aber genügend Menschen weniger ausgeben, kommt es nicht zum Boom, usw
>Dasselbe Argument gilt auch für jede Art der Vorhersage von Börsenentwicklungen: selbst wenn es eine Methode gäbe, würde sie nur dann perfekt funktionieren, wenn NIEMAND von ihr wüsste bzw. die, die von ihr wissen, an der Börse nicht teilnehmen. Denn: wenn einige wissen, daß der DOW bis 11543 steigt und dann fällt, werden sie schon bei 11520 verkaufen - dadurch kommt der DOW aber nicht mehr bis 11543. Also wird die Methode (wenn es sie gäbe) durch ihre eigenen Anhänger nutzlos.
>Gedankenexperiment: was würde wohl passieren wenn JEDER (die Hälfte reicht auch) Börsenteilnehmer dieselbe Vorhersagmethode verwenden würde?
>
>mfg,
>Tom
Vorschlag: Nimm dieses Board als gegebene Masse derer die die gleiche Vorhersagemethode verwenden. Dann überprüfe die Vorhersagequalität und vor allem die Einmütigkeit darüber, welches Ergebnis (Szenario) der Zukunft eintreten soll. Ergebnis: Einstimmigkeit wirst Du nicht vorfinden. Also: Die Masse darf von diesen Gesetzmäßigkeiten sehrwohl wissen. Und dies steht nicht im Gegesatz zur Elliott-Theorie, die sich gerade des Phänomens wohlinformierter Marktteilnehmer bedient. Stichwort: effiziente Preisbildung in Massenmärkten unter Ausschluß von Zufallsbewegungen.
Grüsse
Ricardo
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Uwe
12.06.2001, 13:34
@ Ecki1
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Re: Vorhersage - Paradoxon / Sehr wichtiger Gedanke! |
Danke, Ecki1,
für dieses klar skizzierte Beispiel.
Ist das Experiment mit diesem Wissen um diese Lösung, fortgesetzt worden? Würden man sich dabei vielleicht doch wieder der 50:50-Möglichkeit annähern und somit sich die 25 als gemitteltes Sieg-Ergebnis einstellen, oder unterliege ich einem Gedankenfehler? Wäre doch etwas für eine einfache, wöchentlich Internetumfrage ;-).
Gruß
Uwe
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Turon
12.06.2001, 15:06
@ JüKü
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Und der eigentliche Paradoxon - und Kommentar zum Artikel |
ist (womöglich Zufall), daß die Zahl 38, wenn man sie auf Lebensjahre bezieht
in etwa die durchschnittliche Lebenshälfte eines Individuums bedeutet.
Zwischen 35-40-ten Lebesjahr vollzieht der Organismus eine Trendwende, er baut
weniger Zellen auf, als er durch das natürliche Abnutzung verliert.
Kann es denn sein, daß die Börsianer, oder ganz einfache Menschen die willkürliche Zahl gewählt haben, weil sie im gewissen Sinne der Lebensgewohnheiten einfach dem Run mittleweile skeptisch standen?
Nun: sicherlich weitgeholte Vermutung ohne Begründung, fiel mir aber ganz spontan ein.
Wäre sicherlich sehr interessant zu erfahren, welche Zahl 1999, 2000, 2001,
oder 2002 der statistische Durchschnitt wäre.
Mal kurz zu Gann Relationen.
Wäre dies die Zahl 35, die als Durchschnitt gewählt worden wäre, wäre sie ja
durch 5 und 10 teilbar. Es würden sich die bullishen Signale nach Gann einstellen,
nämlich 3,5 und 7. Beiden Zahlen ht Gann sehr große Bedeutung zugesprochen, und
damit es noch ganz krass wird:
Beide Zahlen fand er irgendwo in der Bibel.
3,5 wiedrholt sich in der Bibel sehr oft.
Da wurde eine Frau für 3,5 Jahre vertrieben, oder Jesus war insgesamt 3,5 Jahre
aktiv, oder auch, er wurde als Kind 3,5 Jahre versteckt.
In Ägypten wiederum war die Zahl 7 die Zahl, die das ewige Leben bedeutete, Glückselligkeit und Freude. Der Bedeutung der Zahl 7 brauche ich in dem Sinne
dem Normalsterblichen nicht erklären: sie wird paradoxerweise immer als eine
Glückszahl angesehen, taucht vollkommen unbewußt in vielen Märchen:"Hinter sieben Bergen....." etc.
Zu dem eigentlichen Werk:
Ich glaube daran, daß es noch Jahrhunderte dauern wird, bis sich die Leute soweit entwickeln, daß jeder zu einem Prophet wird. Selbst wenn es eine Methode gäbe, die alles haargenau trifft, würde sie vermutlich derart komplex, daß sie für die Normalsterblichen viel zu realitätsfern erscheinen würde.
Dies merkt man schon alleine daran, wenn man die Fibonacci Verhältnisse studiert, und auch merkt, daß alle Leute sich öfters die Frage stellen, wie kann es denn sein, daß diese simple Zahlen einfach die Börse, die Psyche etc
beeinflussen kann. So stellt man sich direkt selbst vor die Frage warum und wieso, man findet logischerweise keine Antwort, und legt es bei Seite, als eine
gewisse markante Größe zu akzeptieren, weil man es dann doch nicht versteht.
Und wenn dann Gann kommt und irgendetwas von seinem komischen Planeteneinfluß
aus dem Hut zaubert, ist die Masse noch viel mehr verwirrt, und begreift noch
viel weniger.
Und was passiert?
Die meisten die irgendwie reingefallen sind wenden sich früher oder später
anderen Methoden zu, glauben an Marktzyklik, Fundamentals (wobei das erste
schon mal im Kern sehr aufschlußreich ist, aber von dem zweiten bereits
ausgehebelt wird).
Fakt ist: keine dieser Methoden, ob Gann, ob nun Fibonacci, oder Elliott
sie wird niemals so eine Bedeutung gewinnen, daß sie zu einem Massenphänommen
wird, nach dem Alle handeln.
Mitte des letzten Jahres sind etliche Menschen dazu übergegangen, Aktien nach Charttechnik zu bewerten. Nur die wenigsten handeln tatsächlich heute auch noch danach. Die meisten verstehen nicht einmal diese Methode, haben auch nicht den
Durchhaltewillen, und alleine schon, als hier bei uns die Vorhersage bei DOW
nicht erfolgte, gab es plötzlich einen gewaltigen Dämpfer für die Wellen.
Daher: es werden maximal 15 bis 25% der Menschen jemals nach Charttechnik traden. Dazwischen wohl, wird es Phasen geben, wo man versucht die anderen Methoden wie Gann oder Elliott auch anzuwenden.
Ich kenne bisher nur zwei Personen, die sich seit dem Anfang vom Ganntheorie
begeistern ließen und bis heute auch drann geblieben sind.
Wenn man diesem Forum auch die Technik vorstellen würde, würden vermutlich einige schon mal deswegen aufgeben, weil Gann mit seinen Planeten gefährlich
nahe an Astrologie kommt (er war sich diesem Umstand übrigens sehr wohl bewußt,
und hat niemals während seiner Handlungsphase nur jemals einen Wort darüber
verloren wie er die Kurse nun mal richtig berechnet).
Die Elliotter sind in diesem Zusammenhang genauso. Bei den Elliottwellen
kommen nun mal fast ausschließlich, neben den Wellen, die Fibonacci Verhältnisse
zur Geltung. Und da fragt sich die Masse: was? das soll so einfach sein?
Die Frage ist berechtigt: es ist keineswegs einfach und alles was richtig kompliziert ist und radikalen Umkehr der alten Vorstellungen bedeutet, WIRD
VON DER MASSE NIE RICHTIG ÃœBERNOMMEN. Man wird wie ein Judas auch noch in
10 Jahren den Finger in die Wunde von Christus stecken wollen.
Weil die Methoden in aller Regel sehr mysteriösen Touch bei jedem von uns hinterlassen. Und nur die Leute mit ausgeprägter Phantasie, gehöriger Portion
am Sitzfleisch, und auch Durchhaltevermögen werden irgendwann dazu in der Lage
brauchbare Ergebnisse zu produzieren.
Jeder Philosoph, oder auch Pseudophilosph wird irgendwann an einem Punkt stossen, wo er selbst an seinen Erkenntnissen zweifelt. Die Masse dagegen
- sie fackelt nicht lange - sie kehrt einer Methode die nachweislich einmal
versagt hat und es richtig Geld gekostet hat definitiv den Rücken.
Der Weg zur Erkenntnis ist nun mal steinig.
In der Bibel steht irgendetwas vom Turm Babel. Ableitend steht der Turm Babel
als ein Metapher in der Bibel. Er wurde gebaut, weil die Menschen die Weißheit
erlangen wollten. Doch dann kam Gott, und vermischte bei den Bauern die Sprachen. Wer die Worte der Bibel zwingend so übernimmt, wie sie in der Bibel stehen, wird sie niemals richtig verstehen.
Ich verstehe dies so: Es gab eine Gruppe von Menschen. Sie wollten gemeinsam
an die Quelle der Weißheit. Sie beschlossen in diesem Kontext zusammenzuarbeiten. Sie hatten aber nicht die Kraft, die Ziele die sie sich
am Anfang gesteckt haben auch bis zum bitteren Ende durchzuziehen, daraus
erwuchs Streit und Unverständniss füreinander - eine Prozedur, die überall auf der Welt, bis heute so und nicht Anders erfolgt.
Ganz logisch gedacht: wie kann es denn sein, daß ein Wirtschaftsriese der
sehr wohl sehr starke Kapitalausstattung hat, und damit auch die Handlungsfähigkeit, die den meisten Kleinfirmen ganz klar vorenthalten wird,
einfach so pleite gehen kann?
Zum Teil liegt es einfach daran, weil die einen Menschen gerade erst mit vollster Motivation anfangen einen Turm zu bauen. Die anderen, die den Turm
schon fertig haben, fangen an irgeneinen Unsinn zu treiben.
Als einer der besten Beispiele dafür ist Microsoft und IBM.
Hier schlug der David den Goliath. Warum war das so?
Und genauso wird es eben mit Microsoft auch enden.
Als Fazit bleibt: selbst wenn es eine Methode geben würde, die dem Anleger
danach erlauben würde Gewinne einzufahren, muß es am Markt immer Jemandem geben
der dabei der letzte ist und damit die verluste einfährt.
Wenn man annimmt: 100% der Börsianer kennen Elliott Wellen mindestens genauso wie Jükü, so ist es ein Ding der Unmöglichkeit, daß die 100% der Börsianer
danach auch noch brauchbare Ergebnisse produzieren werden. Es werden immer die
ersten die verkaufen die Gewinner sein und wenn alle zum gleichen
Zeitpunkt verkaufen wollen, so wird gar keiner irgendetwas einfahren können. Nicht mal Verluste. Denn wenn der komplette Markt perfekt nach Eliott
handelt, so wird bei dem Verkaufspunkt keinen einzigen Bullen geben. ;)
Ich bin persönlich ein Gegner solcher Bücher, die historisch irgendetwas belegen wollen, in dem Kontext: was wäre wenn.
Mal angenommen: Die Amis hätten auf Hiroshima und Nagasaki keine"Medikamente"
geliefert. Was würde passieren? Also als erstes, würden etliche Menschenseelen
nicht binnen Sekundenbrüchen aus ihrem Leib geworfen.
An der Anschlagsstelle würden dann weiter Bäume wachsen.
Vermutlich wäre Japan heute alleine wegen diesem Fakt nicht mal so von USA abhängig. Japaner führten gegen USA nach der Niederlage einen vernichtenden
Wirtschaftskrieg. Heute müssen sie zusehen, daß der damalige(?) Feind
nicht zu stark federn läßt. Jetzt MÜSSEN BEIDE NATIONEN FREUNDE SEIN.
Die Schwingung die der Abwurf der Atombombe eigentlich wirtschaftlich verursacht hat, gebe es erst gar nicht.
Und wenn man davon ausgeht, daß alles was wir tun, eine Schwingung erzeugt,
so kann nicht jeder sammeln, ob nun nach Elliott, oder Gann, oder sonst welcher Technik. Liegt in der Natur der Sache.
Selbst wenn in dem Buch steht, wenn alle wüßten daß der DOW bis 11532 geht:
und der Autor davon ausgeht, daß ALLE bereits bei 11520 verkaufen wollen.
Was würde passieren? NICHTS. Der Index würde stehen bleiben. genau im Bereich von 11520 -na ja vielleicht 30. Es gebe keine Käufer am Markt, wenn es alle wüßten.:) Und wenn alle davon auch noch übrzeugt wären, daß der Index bei 10500
erst wieder zu steigen beginnt, würden die Käufer wohl dort ihre Kauforder platzieren, doch für die Aktienbesitzer gebe es keinen Anreiz die Aktien zu Käufer Bedingungen zu verkaufen - weil exakt ab da müßte der Index wieder anfangen zu steigen.
Und ich glaube kaum, daß irgendjemand seine Aktien dann verkaufen würde. Das ist das eigentliche Paradoxon. Der Autor des Buches, hat bedauerlicherweise
etliche Zwischenstufen schlicht und einfach unterschlagen in seinem Gedankenfluß.
Denkt doch einfach mal darüber nach. Daher: selbst wenn alle nach Elliott handeln, heißt es bei weitem nicht, daß jeder Gewinner sein würde. Selbst wenn wir annehmen, Elliott funktioniert zu 100%. Selbst wenn es so wäre, würde jeder perfekter Elliotter selbst dann auch Verluste einfahren.
>>Gedankenexperiment: was würde wohl passieren wenn JEDER (die Hälfte reicht auch) Börsenteilnehmer dieselbe Vorhersagmethode verwenden würde?
>>Das Vorhersage-Paradoxon ist Folge des elementaren Unterschieds von Wetter- und Börsenvorhersagen, obwohl sowohl das Wetter- als auch das Börsengeschehen komplexe nichtlineare Systeme sind. Der Meteorologe ist im Gegensatz zum Börsenanalysten nicht Bestandteil der vorherzusagenden Dynamik.
>>DIE ZEIT veranstaltete daher letzten Sommer ein Rätsel. Jeder Teilnehmer musste eine ganze Zahl zwischen 1 und 100 aufschreiben mit der Nebenbedingung, dass derjenige einen Preis gewinnt, dessen Zahl am nächsten an der Hälfte des Durchschnitts aller genannten Zahlen liegt. Auf diese Weise war jeder, der den Preis gewinnen wollte, gezwungen, das Verhalten der anderen Teilnehmer einzuschätzen. Angenommen, ein Teilnehmer glaubte an eine Gleichverteilung aller Schätzungen, dann wäre der Durchschnitt 50, und er müsste 25 tippen, um zu gewinnen. Glaubte er allerdings, alle dächten wie er und tippten auf 25, dann müsste er 12 oder 13 raten. Hielte er nun nach diesem Denkschritt wiederum alle für gleich schlau wie sich selbst, so müsste er 7 tippen, und so weiter, bis er bei Null landete.
>>In Wirklichkeit lag der Durchschnitt aller abgegebenen Zahlen bei ca. 38.
>>Schlussfolgerung: Wenden alle Teilnehmer eines rückgekoppelten komplexen Systems dieselbe Voraussagemethode an, so kommt niemand auf das richtige Ergebnis. Dieser Fall tritt allerdings kaum ein, nicht einmal bei Elliott.
>>Selbst wenn alle Marktteilnehmer nach Elliott handelten, so würde jeder auf einer anderen Wellenebene reiten, und die Wellen würden sich im äussersten Fall ein wenig abflachen, aber nie völlig egalisieren,
>>vermutet Ecki1
>Stimme voll zu. Die 38 (100 - 62) ist übrigens (Zufall?) die Fibonacci-Relation!
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Hirscherl
12.06.2001, 16:37
@ Ricardo
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keine Einstimmigkeit spricht gegen Theorie |
>Vorschlag: Nimm dieses Board als gegebene Masse derer die die gleiche Vorhersagemethode verwenden. Dann überprüfe die Vorhersagequalität und vor allem die Einmütigkeit darüber, welches Ergebnis (Szenario) der Zukunft eintreten soll. Ergebnis: Einstimmigkeit wirst Du nicht vorfinden. Also: Die Masse darf von diesen Gesetzmäßigkeiten sehrwohl wissen. Und dies steht nicht im Gegesatz zur Elliott-Theorie, die sich gerade des Phänomens wohlinformierter Marktteilnehmer bedient. Stichwort: effiziente Preisbildung in Massenmärkten unter Ausschluß von Zufallsbewegungen.
>Grüsse
>Ricardo
Hallo Ricardo,
es steht schlimm um eine Methode wenn sich ihrer tausend bedienen und es kommen 700 verschiedene Vorhersagen raus (klar entspricht dann eine der Wirklichkeit).
Wer richtig lag sieht die Theorie bestätigt, die anderen haben sich eben verzählt.
Lies mal bei Karl Popper nach, interessantes erkenntnistheoretisches Buch"Logik der Forschung". Was hier abläuft ist eine sogenannte Immunisierungsstrategie - es gibt also keine Ereignisse, die die Theorie widerlegen (falsifizieren) können. Gehört daher ins Reich der Metaphysik.
Grüße,
Tom
P.S. Noch einmal: Wenn VIELE heute schon wissen daß die Aktie X morgen um 20 % steigt, was wird dann passieren?
Daher: Vorhersagen-Methoden (unter der Annahme, daß es perfekte gäbe) führen sich selbst ad absurdum.
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Hirscherl
12.06.2001, 16:44
@ Ecki1
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bei der Konklusion fehlt eine Prämisse |
Hallo Ecki,
jeder Vergleich hinkt, aber nicht alles was hinkt ist ein Vergleich ;-))
Im Ernst: Bei dem Spiel in der ZEIT oder auch Gefangenendilemmas etc. ist der wahre Zustand des Sytems ja unbekannt. Oder wie wäre das Spiel verlaufen, hätten die Spieler mit den Regeln auch gleich die Lösung (38) vorausgesagt bekommen?
Eben das würde aber eine Vorhersagemethode der Börsenkurse liefern: den wahren Zustand des Systems zur Zeit t bereits zur Zeit t-1. Und jede Handlung zur Zeit t-1 beeinflust wiederum den Zustand zu t usw.
Grüße,
Tom
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dottore
12.06.2001, 18:09
@ Ecki1
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Re: Sehr wichtiger Gedanke! Und ob, und das noch: |
Es gibt freie, aber geheime Wahlen und zwei Parteien. Jede der Parteien hat im Wahlprogramm stehen, im Falle ihres Sieges diejenigen mit dem Tode zu bestrafen, die sie nicht gewählt haben (was sich nach der Wahl leicht festellen lässt).
Wie geht die Wahl aus?
Gruß
d.
Oder: deutsches Wahlrecht. Die Verteilung der Sitze richtet sich nach den Zweitstimmen. Alle wählen mit Erststimme Partei A und mit Zweitstimme Partei B.
Also gehören alle Sitze der Partei B. Was passiert mit den direkt (Erststimme) gewählten Kandidaten? Wie umfänglich könnte das Parlament werden? Wieviel Kandidaten müssten auf den Zweitstimmenlisten erscheinen?
Also: Alle sich selbst definierenden Systeme hinken.
Es ist - -;) - wie mit der Staatsverschuldung. Da diese auf allen Bürgern lastet, da alle Bürger der Staat sind, wer ist die Staatsverschuldung letztlich schuldig? Und falls überhaupt - an wen?
Grüsse
d.
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Talleyrand
12.06.2001, 18:11
@ Turon
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Was denn? Judas ist auch auferstanden? ;-) mT |
>Man wird wie ein Judas auch noch in
>10 Jahren den Finger in die Wunde von Christus stecken wollen.
So weit ich informiert bin, hing der zum fraglichen Zeitpunkt schon am Baum.
Könnte es auch Thomas gewesen sein, der ungläubige? ;-)
Deinen Beitrag finde ich einmalig aufschlussreich, er hat mir einige wichtige Fragen beantwortet. Danke! Gruss, T.
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Turon
12.06.2001, 18:44
@ Talleyrand
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Re: Was denn? Judas ist auch auferstanden? ;-) mT |
Ich glaube eigentlich wurscht - ich habe die Bibel mal vor zehn Jahren gelesen,
und muß ehrlich gestehen, daß ich als Atheist langsam wieder die Lust dazu verspüre dieses zeitlose Buch wieder zu lesen. Kann auch Verwechslung sein.
Ich überfliege sehr oft die Figuren in einem Buch.
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Talleyrand
12.06.2001, 19:03
@ Turon
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Re: Was denn? Judas ist auch auferstanden? ;-) mT |
Es steht ja unheimlich Einsichtiges darin; selbst für den, der nicht an die"Essentials" glaubt.
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