Hirscherl
14.06.2001, 15:43 |
Wirtschafts"wissenschaft" Etikettenschwindel Thread gesperrt |
Als Naturwissenschaftler bin ich immer ziemlich verwundert (um es mal positiv zu formulieren) wenn ich sogenannten Wirtschaftswissenschaftlern zuhöre bzw. deren Beiträge oder Theorien lese.
Das Wissen um den Inhalt der Theorien kritisieren zu können fehlt mir natürlich - aber das besorgt ja die Fach-Konkurrenz. Was ich jedoch bemerke ist folgendes: es geht nicht um Theorien, sondern um (oft politische) Ideologien. In keiner vernünftigen Wissenschaft kann es sein, daß über grundlegende Begriffe dieser Wissenschaft keine Übereinstimmung herrscht. Klar, an der vordersten Front der Forschung mag man sich streiten - nach 10 oder auch 20 Jahren ist die Sache (experimentell) geklärt.
In den sog. Wirtschaftswissenschaften ist man sich noch nicht einmal darüber einig, was die Begriffe Geld, Kredit, Wert,.. eigentlich bezeichnen. Dann kocht sich jeder sein eigenes ideologisches Süppchen daraus und stellt eine Theorie auf, die nicht einmal dem elementarsten Anspruch an jede Theorie genügt: Falsifizierbarkeit (von der Vorhersagekraft, Einfachheit, Präzision ganz zu schweigen).
Wie stünde es um die Welt, wenn sich die Chemiker nicht über den Begriff"Molekül" und die Physiker nicht über"Kraft" einigen könnten?
Mir ist natürlich klar daß alle Sozialwisssenschaften es etwas schwerer als die Naturwissenschaften haben - einerseits können sie aus ethischen Gründen ihre Versuchsobjekte (Menschen) nicht beliebigen Experimenten aussetzen wie ein Physiker es mit Atomen tun kann und andererseits stehen ihre Objekte in sehr komplexen Beziehungen untereinander und haben einen freien Willen.
Zugestanden, andere Sozialwissenschaften haben es jedoch auch geschafft sich auf eine empirische Basis zu stellen - meist mit Hilfe statistischer Auswertungen von Beobachtungen und Tests. Von der Pädagogik kann sich so mancher Naturwissenschaftler noch etwas über sauberen Experimentaufbau abschauen, und die Psychologie hat sich von der Ideologie und reinem hypothetisieren (Freud) zur Naturwissenschaft entwickelt - wie die Chemie schon früher aus der Alchemie entwachsen ist.
Gibt es irgendeinen besonderen Grund, warum es auf den Universitäten nur mehr zwei Fächer gibt, die unwissenschaftlich sind: Wirtschaftswissenschaften und Theologie?
Grüße,
Tom H.
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Cujo
14.06.2001, 15:50
@ Hirscherl
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Re: Wirtschafts"wissenschaft" Etikettenschwindel |
>Als Naturwissenschaftler bin ich immer ziemlich verwundert (um es mal positiv zu formulieren) wenn ich sogenannten Wirtschaftswissenschaftlern zuhöre bzw. deren Beiträge oder Theorien lese.
>Das Wissen um den Inhalt der Theorien kritisieren zu können fehlt mir natürlich - aber das besorgt ja die Fach-Konkurrenz. Was ich jedoch bemerke ist folgendes: es geht nicht um Theorien, sondern um (oft politische) Ideologien. In keiner vernünftigen Wissenschaft kann es sein, daß über grundlegende Begriffe dieser Wissenschaft keine Übereinstimmung herrscht. Klar, an der vordersten Front der Forschung mag man sich streiten - nach 10 oder auch 20 Jahren ist die Sache (experimentell) geklärt.
>In den sog. Wirtschaftswissenschaften ist man sich noch nicht einmal darüber einig, was die Begriffe Geld, Kredit, Wert,.. eigentlich bezeichnen. Dann kocht sich jeder sein eigenes ideologisches Süppchen daraus und stellt eine Theorie auf, die nicht einmal dem elementarsten Anspruch an jede Theorie genügt: Falsifizierbarkeit (von der Vorhersagekraft, Einfachheit, Präzision ganz zu schweigen).
>Wie stünde es um die Welt, wenn sich die Chemiker nicht über den Begriff"Molekül" und die Physiker nicht über"Kraft" einigen könnten?
>Mir ist natürlich klar daß alle Sozialwisssenschaften es etwas schwerer als die Naturwissenschaften haben - einerseits können sie aus ethischen Gründen ihre Versuchsobjekte (Menschen) nicht beliebigen Experimenten aussetzen wie ein Physiker es mit Atomen tun kann und andererseits stehen ihre Objekte in sehr komplexen Beziehungen untereinander und haben einen freien Willen.
>Zugestanden, andere Sozialwissenschaften haben es jedoch auch geschafft sich auf eine empirische Basis zu stellen - meist mit Hilfe statistischer Auswertungen von Beobachtungen und Tests. Von der Pädagogik kann sich so mancher Naturwissenschaftler noch etwas über sauberen Experimentaufbau abschauen, und die Psychologie hat sich von der Ideologie und reinem hypothetisieren (Freud) zur Naturwissenschaft entwickelt - wie die Chemie schon früher aus der Alchemie entwachsen ist.
>Gibt es irgendeinen besonderen Grund, warum es auf den Universitäten nur mehr zwei Fächer gibt, die unwissenschaftlich sind: Wirtschaftswissenschaften und Theologie?
>Grüße,
>Tom H.
du vergißt den"fachbereich" psychologie und seine psycho(b)analyse...gründet einzig auf eine person, die ihre eigene geisteskrankheit (s. freuds abhandlung: über die weibliche sexualität, etc.) zur"wissenschaft" gemacht hat....
gruß
cujo
literaturtipp: zimmer, dieter e., der tiefenschwindel
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dottore
14.06.2001, 16:29
@ Hirscherl
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Re: Richtig! Vielleicht schaffen wir es aber hier? Endlich Mal Grund reinbringen (owT) |
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Amanito
14.06.2001, 16:37
@ Hirscherl
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Re: Wirtschafts"wissenschaft" Etikettenschwindel |
Hallo Tom,
kann ich nur aus meiner persönlichen Erfahrung bestätigen!!!
Mein VWL-Diplom (BW-Studium) war echt furchtbar, der Widerwillen beim Lernen, weil drei Viertel der Theorie sowieso kompletter Unfug sind, einen Haufen wunderschöne quantitativer Modelle, die nicht funktionieren, die Politisierung etc.
Mein Prüfer ist übrigens jetzt Vizepräsident der europäischen Investititionsbank, mit solchen Leuten ist der Euro bald bei 0,50 zum Dollar.
Manfred
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franco
14.06.2001, 22:40
@ Hirscherl
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Wer schwindelt hier? |
>Als Naturwissenschaftler bin ich immer ziemlich verwundert (um es mal positiv zu formulieren) wenn ich sogenannten Wirtschaftswissenschaftlern zuhöre bzw. deren Beiträge oder Theorien lese.
>Das Wissen um den Inhalt der Theorien kritisieren zu können fehlt mir natürlich - aber das besorgt ja die Fach-Konkurrenz. Was ich jedoch bemerke ist folgendes: es geht nicht um Theorien, sondern um (oft politische) Ideologien.
Wenn Sie die Inhalte nicht verstehen, dann können Sie auch nicht entscheiden, ob es sich um Theorien oder Ideologien handelt.
In keiner vernünftigen Wissenschaft kann es sein, daß über grundlegende Begriffe dieser Wissenschaft keine Übereinstimmung herrscht. Klar, an der vordersten Front der Forschung mag man sich streiten - nach 10 oder auch 20 Jahren ist die Sache (experimentell) geklärt.
>In den sog. Wirtschaftswissenschaften ist man sich noch nicht einmal darüber einig, was die Begriffe Geld, Kredit, Wert,.. eigentlich bezeichnen.
Dies ist ein falscher Eindruck. Es gibt einen ökonomischen Mainstream, indem die Begriffe Geld, Kredit, Wert etc. hinreichend klar sind.
Die entscheidende Frage ist vor allem, was zählen Sie zur Wirtschaftswissenschaft?
Ich bin sicher, dass Sie die gleichen Aussagen, die Sie hier für die Wirtschaftswissenschaften glauben machen zu können, auch machen müssten, wenn Sie jeden Wunderheiler zu den Naturwissenschaftlern zählen würden. Dazu ein Fall-Beispiel: Sind die Vertreter einer wörtlichen Bibel-Interpretation der Weltentstehung in Ihrer Sicht auch Naturwisssenschaftler? Wenn nein, warum nicht? Warum zählen Sie dagegen jeden Quacksalber, der mit Begriffen wie Geld, Schuld, Kredit, Zession usw. um sich wirft, zu den Wirtschaftswissenschaften?
Dann kocht sich jeder sein eigenes ideologisches Süppchen daraus und stellt eine Theorie auf, die nicht einmal dem elementarsten Anspruch an jede Theorie genügt: Falsifizierbarkeit (von der Vorhersagekraft, Einfachheit, Präzision ganz zu schweigen).
Ausserdem scheinen Sie von der Methodologie der Naturwissenschaften ein naives Bild zu haben. Jede Wissenschaft hat Begriffe, die sich einer Falsifizierbarkeit entziehen.
Ihre Argumentation ist ausserdem zirkulär. Die Falsifizierbarkeit ist von Popper als Kriterium der Wissenschaftlichkeit eingeführt worden.
Wenn Sie alles, was diesem Kriterium nicht gerecht wird, aus der Naturwissenschaft ausschliessen, dann ist es kein Wunder, dass alles was dann noch übrig bleibt, Ihre Naturwissenschaft, diesem Kriterium gerecht wird.
Wenn Sie zu den Wirtschaftswissenschaften auch nur das zählen würden, was dem Popperschen Kriterium genügt, dann würden Wirtschaftswisssenschaften ihren Test der Falsisifizierbarkeit genau so bestehen wie die Physik.
Anders formuliert: Sie messen mit zweierlei Mass. Zu den Naturwissenschaften zählen Sie nur Dinge, die dem Popperschen Kriterium genügen. Bei der Abgrenzung der Wirtschaftswissenschaften verfahren Sie aber ganz anders. Wird Ihnen da nicht"schwindlig"?
Ich bin mit einem promovierten und international ausgewiesenen Physiker befreundet, der mir von morgens bis abends erklärt, dass die herrschende Physik eine Fehlentwicklung sei und dass die etablierten Physiker wesentliche Elemente ihres Faches nicht verstanden hätten.
Sie scheinen dagegen in einer harmonischen Welt zu leben und allem aus dem Weg zu gehen, was dieser Harmonie widerspricht.
>Wie stünde es um die Welt, wenn sich die Chemiker nicht über den Begriff"Molekül" und die Physiker nicht über"Kraft" einigen könnten?
>Mir ist natürlich klar daß alle Sozialwisssenschaften es etwas schwerer als die Naturwissenschaften haben - einerseits können sie aus ethischen Gründen ihre Versuchsobjekte (Menschen) nicht beliebigen Experimenten aussetzen wie ein Physiker es mit Atomen tun kann und andererseits stehen ihre Objekte in sehr komplexen Beziehungen untereinander und haben einen freien Willen.
>Zugestanden, andere Sozialwissenschaften haben es jedoch auch geschafft sich auf eine empirische Basis zu stellen - meist mit Hilfe statistischer Auswertungen von Beobachtungen und Tests. Von der Pädagogik kann sich so mancher Naturwissenschaftler noch etwas über sauberen Experimentaufbau abschauen, und die Psychologie hat sich von der Ideologie und reinem hypothetisieren (Freud) zur Naturwissenschaft entwickelt - wie die Chemie schon früher aus der Alchemie entwachsen ist.
Wie können Sie sich ein Urteil über die empirische Basis der Wirtschaftswissenschften erlauben, nachdem, was Sie eingangs über Ihre Kenntnisse gesagt haben? Ist das ein Beispiel für Ihr Ideologie-freies, empirisch abgesichertes Vorgehen als Naturwissenschaftler?
>Gibt es irgendeinen besonderen Grund, warum es auf den Universitäten nur mehr zwei Fächer gibt, die unwissenschaftlich sind: Wirtschaftswissenschaften und Theologie?
Nein, es gibt keinen Grund, ausser dem Ihrer persönlichen Willkür. Vor allem scheint mir die Zahl zwei als eine unnötige Einschränkung. Nach dem, was mir mein besagter Physiker-Freund von morgens bis abends einflösst, gehören zumindest die Physik und die Mathematik auch in diesen Kreis.
Das, was Sie hier von sich gegeben haben, macht es mir schwerer, meinem Freund zu widersprechen.
>Grüße,
>Tom H.
MfG
franco
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Liated mi Lefuet
14.06.2001, 23:56
@ franco
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Re: Wer schwindelt hier? Antwort: Mainstream Ã-konomik! |
Hi Franco und Forum
[i]<font color=red> Hirscherl schrieb: In den sog. Wirtschaftswissenschaften ist man sich noch nicht einmal darüber einig, was die Begriffe Geld, Kredit, Wert,.. eigentlich bezeichnen</font>
<font color=blue>Franco schrieb: Dies ist ein falscher Eindruck. Es gibt einen ökonomischen Mainstream, indem die Begriffe Geld, Kredit, Wert etc. hinreichend klar sind. </font>[/i]
Weißt Du Franco: Die Mainstream Ã-konomik hat das Vertrauen verspielt, das die Ã-ffentlichkeit in sie gesetzt hat. Nur: Ihr habt immer noch nicht gemerkt.
Ich möchte die klaffenden Widersprüche im „Geldbegriff“ der Mainstream Ã-konomik und die massive Kritik von nachdenklichen Wirtschaftswissenschaftlern an gängigen Modellchen der Mainstream Ã-konomik aufzeigen. Inkl. Quellenangabe. (Alles Topquellen, teilweise Weltrang)
Znächst ein Zitat aus dem renomierten Blatt Spektrum-der-Wissenschaft (Deutsche Ausgabe von"Scientific American"),"Digest 1994: Umwelt und Wirtschaft".
Prof. Herman E. Daly, (VWL/BWL), S. 54:" ...mich plagt heute die Sorge, dass die typische Vorliebe meines Berufstandes für logisch wunderschöne Ergebnisse -bei gleichzeitiger Geringschätzung der Praxis- derart fanatische Züge angenommen hat, dass wir Wirtschaftsforscher für die Erde und ihre Bewohner zu einer Gefahr geworden sind..."[Ende Zitat]
zu M1/M2/M3
Es ist in Ã-ffentlichkeit kaum bekannt, dass die M1,M2,M3-Definitionen von Land zu Land oft sehr erheblich abweichen. Zitat aus einem Fachbuch mit 1723Seiten, das die Mutter(*) aller Fachbücher:- ) ist, Zitat: .. Die Bank of England beispielsweise schliesst bei ihrer Definition der Geldmenge die Konti ausländischer Währungen aus, während sie in den meisten anderen europäischen Ländern dazu gerechnet werden. In einigen Ländern -wie z.B. Spanien- existieren sehr weite Geldaggregate, die auch kurzfristige Wertpapiere berücksichtigen. Weiterhin kann für Verwirrung sorgen, dass beispielsweise in Italien die Geldmengenabgrenzung M2 dieselben Komponenten umfasst wie die deutsche Geldmenge M3, aber eine andere Bezeichnung trägt.....“. [(*)Vgl. Obst/Hintner, 40. Auflage, Ausgabe Sept. 2000, „Geld, Bank und Börsenwesen“, S. 100]
Bzgl. „Geldmengen“ wurden in der Schweiz 1995 die Definitionen beträchtlich abgeändert. Man hatte u.a. festgestellt, dass Spareinlagen von Otto Normalverbraucher oft für alltägliche Überweisung bargeldlos genutzt werden (z.B. Miete, Versicherungsbeiträge). In der Folge wurde ein gewichtiger Teil der Sparkonti zu „Transaktionskonti“ und wurde nun als zu M1 zugehörig umdefiniert. Nachzulesen bei www.snb.ch
Sparkonti fallen in der Schweiz neu zu M2 (nicht zu M3 wie in Deutschland). Und Terminkonti gehören in der Schweiz neu zum Aggregationsstufe M3 (nicht zu M2 wie in Deutschland). „Pensionsgelder“ (Stichwort: Private Altersversorge) wurden ab 1995 aus M3 ausgegliedert und werden nicht mehr in der Schweizer Geldmengenstatistik erfasst. Die gesamten Definitionen sind noch komplizierter als hier dargestellt. [Vgl. Schmid et al. (1997) „Geld, Kredit und Banken“, S.109ff. Dort wird übrigens auch auf S. 111 darauf hingewiesen, dass das US-amerikanische M1 aus Bargeld und (un)verzinsten Girokonti besteht, aus kurzfristigen Depositen, aus umlaufenden Reisechecks, und Beträgen die von Girokonti auf Sparkonten und umgekehrt übertragen werden können].
Trotz der gesamten Geldmengen-Umdefinierei im Jahre 1995 ist die SNB (=Schweizerische Nationalbank = ZB) offenbar nicht „glücklich“ geworden und verzichtet(e) ab dem Jahr 2000 auf die Prognose/Publikation von „Geldmengenzielen“ und beschränkt sich nun auf Zinsprognosen.
Zur Mainstream Ã-konomik im Allgemeinen
Zwei Zitate aus dem Buch"Geld+Wachstum" von Binswanger et al., vom sogen. Oikos-Team der Uni, St.Gallen (berühmteste Wirtschaftsuni der Schweiz) erarbeitet. (Ist lesenswert):
VWL
*****
1.Prof. Binswanger (VWL), S. 81:
.."die moderne Wirtschaft wird im Model der herkömmlichen Ã-konomie so dargestellt, als ob sie im esentlichen eine Naturaltauschwirtschaft wäre. Das Geld dient in diesem Modell nur der Erleichterung des Tauschverkehrs. Ein selbstständige Rolle spielt es nicht....Preis- und Wertbildung werden vom Geld nicht oder nur am Rand berührt. Alle wesentlichen Fragen der Ã-konomie werden demgemäss ohne Zuhilfenahme monetärer Faktoren erklärt. Nur Inflation erscheint als geld[mengen]bedingt; eventuell auch das Auf und Ab der Konjunktur. Im Folgenden wird versucht die Gegenthese zu begründen: Geld ist der alles dominierende Faktor..() entwickelt eine eigene Dynamik, die im entscheidenen Ausmass den Wachstumsprozess beeinflusst....." [Ende Zitat]
BWL
*****
2. Prof. Malik (BWL), S. 125
"... Gleichzeitig befassen sich weder die Betriebswirtschaftslehre noch die Praxis mit den Fundamenten und Mechanismen einer Geldwirtschaft. Eine auf Geld basierende Wirtschaft wird genauso als Selbstverständlichkeit aufgefasst, wie der Fisch das Wasser als Selbstverständlichkeit hinnimmt; sie wird als solche nicht wahrgenommen; sie ist sozusagen ein a priori. Mit der Geldwirtschaft verbundene Phänomene sind zwar Gegenstand von Analysen und Entscheidungen -wie z.B. Inflation, Höhe und Bewegungstendenzen von Zinssätzen usw-, nicht aber die Geldwirtschaft als solche.... ().. Auf der andern Seite scheint mir, dass auch die Ã-konomen nicht besonders an den internen Vorgängen des Unternehmens interessiert sind. Es wird (mit Ausnahmen) als Black Box verstanden...()... Die Kenntnis des Gesamtsystems"Geldwirtschaft" und der Vorgänge in Unternehmen sind aber unverzichtbar, wenn man die Dynamik einer Geldwirtschaft, deren Entstehung und Ursachen, verstehen will...."[Ende Zitat]
Nochmals eine Zitat von Prof. Binswanger, CASH 1992/3:
"...99 Prozent der Menschen sehen das Geldproblem nicht. Die Wissenschaft sieht es nicht, die Ã-konomie sieht es nicht, sie erklärt es sogar als nicht existent. Solange wir aber die Geldwirtschaft nicht als Problem erkennen, ist keine wirkliche ökologische Wende möglich..." .» [Cash ist die grösste Wirtschaftszeitung der Schweiz]
Geldtheorie
*********
Vorwort in"Einführung in die Geldtheorie", (1995) Prof. O. Issing (Ehemals Buba-Chef Ã-konom.)., Zitat, Aus dem Vorwort:
"...Wie kaum ein anderes Gebiet hat die Geldtheorie in jüngster Vergangenheit eine gerade zu stürmische Entwicklung erlebt. Als Folge davon sehen sich die Studendierenden einer Flut von Veröffentlichungen gegenüber und verfolgen im allgemeinen hilflos die Diskussion zwischen Keynesianern,Monetaristen und Liquiditätstheroretikern. Sofern sie nicht zum vornherein vor den kontroversen Auffassungen und den meist erheblichen formalen Schwierigkeiten der in Spezialliteratur resignieren.." [Ende Zitat]
Grüsse
Liated, der der Mainstream Ã-konomik nicht vertraut
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JüKü
15.06.2001, 00:18
@ Liated mi Lefuet
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Re: Wer schwindelt hier? Antwort: Mainstream Ã-konomik! |
Vielen Dank für diesen hervorragenden Beitrag!
Meine bescheidene Meinung: Wer in dem mainstram schwimmt, wie franco, kann es gar nicht merken. Und die Japaner können und wollen es auch nicht. Was wir über Japan an"Erklärungen" von den WiWis alles gehört haben - die sollten sich auf eine einsame Insel begeben, um keinen weiteren Schaden anzurichten. In den letzten Monaten hat sich mein Bild von diesen Leuten dramatisch gewandelt.
>Hi Franco und Forum
>[i]<font color=red> Hirscherl schrieb: In den sog. Wirtschaftswissenschaften ist man sich noch nicht einmal darüber einig, was die Begriffe Geld, Kredit, Wert,.. eigentlich bezeichnen</font>
><font color=blue>Franco schrieb: Dies ist ein falscher Eindruck. Es gibt einen ökonomischen Mainstream, indem die Begriffe Geld, Kredit, Wert etc. hinreichend klar sind. </font>[/i]
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>Weißt Du Franco: Die Mainstream Ã-konomik hat das Vertrauen verspielt, das die Ã-ffentlichkeit in sie gesetzt hat. Nur: Ihr habt immer noch nicht gemerkt.
>Ich möchte die klaffenden Widersprüche im „Geldbegriff“ der Mainstream Ã-konomik und die massive Kritik von nachdenklichen Wirtschaftswissenschaftlern an gängigen Modellchen der Mainstream Ã-konomik aufzeigen. Inkl. Quellenangabe. (Alles Topquellen, teilweise Weltrang)
>
>Znächst ein Zitat aus dem renomierten Blatt Spektrum-der-Wissenschaft (Deutsche Ausgabe von"Scientific American"),"Digest 1994: Umwelt und Wirtschaft".
>Prof. Herman E. Daly, (VWL/BWL), S. 54:" ...mich plagt heute die Sorge, dass die typische Vorliebe meines Berufstandes für logisch wunderschöne Ergebnisse -bei gleichzeitiger Geringschätzung der Praxis- derart fanatische Züge angenommen hat, dass wir Wirtschaftsforscher für die Erde und ihre Bewohner zu einer Gefahr geworden sind..."[Ende Zitat]
>
> zu M1/M2/M3
>Es ist in Ã-ffentlichkeit kaum bekannt, dass die M1,M2,M3-Definitionen von Land zu Land oft sehr erheblich abweichen. Zitat aus einem Fachbuch mit 1723Seiten, das die Mutter(*) aller Fachbücher:- ) ist, Zitat: .. Die Bank of England beispielsweise schliesst bei ihrer Definition der Geldmenge die Konti ausländischer Währungen aus, während sie in den meisten anderen europäischen Ländern dazu gerechnet werden. In einigen Ländern -wie z.B. Spanien- existieren sehr weite Geldaggregate, die auch kurzfristige Wertpapiere berücksichtigen. Weiterhin kann für Verwirrung sorgen, dass beispielsweise in Italien die Geldmengenabgrenzung M2 dieselben Komponenten umfasst wie die deutsche Geldmenge M3, aber eine andere Bezeichnung trägt.....“. [(*)Vgl. Obst/Hintner, 40. Auflage, Ausgabe Sept. 2000, „Geld, Bank und Börsenwesen“, S. 100]
>Bzgl. „Geldmengen“ wurden in der Schweiz 1995 die Definitionen beträchtlich abgeändert. Man hatte u.a. festgestellt, dass Spareinlagen von Otto Normalverbraucher oft für alltägliche Überweisung bargeldlos genutzt werden (z.B. Miete, Versicherungsbeiträge). In der Folge wurde ein gewichtiger Teil der Sparkonti zu „Transaktionskonti“ und wurde nun als zu M1 zugehörig umdefiniert. Nachzulesen bei www.snb.ch
>Sparkonti fallen in der Schweiz neu zu M2 (nicht zu M3 wie in Deutschland). Und Terminkonti gehören in der Schweiz neu zum Aggregationsstufe M3 (nicht zu M2 wie in Deutschland). „Pensionsgelder“ (Stichwort: Private Altersversorge) wurden ab 1995 aus M3 ausgegliedert und werden nicht mehr in der Schweizer Geldmengenstatistik erfasst. Die gesamten Definitionen sind noch komplizierter als hier dargestellt. [Vgl. Schmid et al. (1997) „Geld, Kredit und Banken“, S.109ff. Dort wird übrigens auch auf S. 111 darauf hingewiesen, dass das US-amerikanische M1 aus Bargeld und (un)verzinsten Girokonti besteht, aus kurzfristigen Depositen, aus umlaufenden Reisechecks, und Beträgen die von Girokonti auf Sparkonten und umgekehrt übertragen werden können].
>Trotz der gesamten Geldmengen-Umdefinierei im Jahre 1995 ist die SNB (=Schweizerische Nationalbank = ZB) offenbar nicht „glücklich“ geworden und verzichtet(e) ab dem Jahr 2000 auf die Prognose/Publikation von „Geldmengenzielen“ und beschränkt sich nun auf Zinsprognosen.
>
>Zur Mainstream Ã-konomik im Allgemeinen >
>Zwei Zitate aus dem Buch"Geld+Wachstum" von Binswanger et al., vom sogen. Oikos-Team der Uni, St.Gallen (berühmteste Wirtschaftsuni der Schweiz) erarbeitet. (Ist lesenswert):
>VWL
>*****
>1.Prof. Binswanger (VWL), S. 81:
>.."die moderne Wirtschaft wird im Model der herkömmlichen Ã-konomie so dargestellt, als ob sie im esentlichen eine Naturaltauschwirtschaft wäre. Das Geld dient in diesem Modell nur der Erleichterung des Tauschverkehrs. Ein selbstständige Rolle spielt es nicht....Preis- und Wertbildung werden vom Geld nicht oder nur am Rand berührt. Alle wesentlichen Fragen der Ã-konomie werden demgemäss ohne Zuhilfenahme monetärer Faktoren erklärt. Nur Inflation erscheint als geld[mengen]bedingt; eventuell auch das Auf und Ab der Konjunktur. Im Folgenden wird versucht die Gegenthese zu begründen: Geld ist der alles dominierende Faktor..() entwickelt eine eigene Dynamik, die im entscheidenen Ausmass den Wachstumsprozess beeinflusst....." [Ende Zitat]
>BWL
>*****
>2. Prof. Malik (BWL), S. 125
>"... Gleichzeitig befassen sich weder die Betriebswirtschaftslehre noch die Praxis mit den Fundamenten und Mechanismen einer Geldwirtschaft. Eine auf Geld basierende Wirtschaft wird genauso als Selbstverständlichkeit aufgefasst, wie der Fisch das Wasser als Selbstverständlichkeit hinnimmt; sie wird als solche nicht wahrgenommen; sie ist sozusagen ein a priori. Mit der Geldwirtschaft verbundene Phänomene sind zwar Gegenstand von Analysen und Entscheidungen -wie z.B. Inflation, Höhe und Bewegungstendenzen von Zinssätzen usw-, nicht aber die Geldwirtschaft als solche.... ().. Auf der andern Seite scheint mir, dass auch die Ã-konomen nicht besonders an den internen Vorgängen des Unternehmens interessiert sind. Es wird (mit Ausnahmen) als Black Box verstanden...()... Die Kenntnis des Gesamtsystems"Geldwirtschaft" und der Vorgänge in Unternehmen sind aber unverzichtbar, wenn man die Dynamik einer Geldwirtschaft, deren Entstehung und Ursachen, verstehen will...."[Ende Zitat]
>Nochmals eine Zitat von Prof. Binswanger, CASH 1992/3:
>"...99 Prozent der Menschen sehen das Geldproblem nicht. Die Wissenschaft sieht es nicht, die Ã-konomie sieht es nicht, sie erklärt es sogar als nicht existent. Solange wir aber die Geldwirtschaft nicht als Problem erkennen, ist keine wirkliche ökologische Wende möglich..." .» [Cash ist die grösste Wirtschaftszeitung der Schweiz]
>Geldtheorie
>*********
>Vorwort in"Einführung in die Geldtheorie", (1995) Prof. O. Issing (Ehemals Buba-Chef Ã-konom.)., Zitat, Aus dem Vorwort:
>"...Wie kaum ein anderes Gebiet hat die Geldtheorie in jüngster Vergangenheit eine gerade zu stürmische Entwicklung erlebt. Als Folge davon sehen sich die Studendierenden einer Flut von Veröffentlichungen gegenüber und verfolgen im allgemeinen hilflos die Diskussion zwischen Keynesianern,Monetaristen und Liquiditätstheroretikern. Sofern sie nicht zum vornherein vor den kontroversen Auffassungen und den meist erheblichen formalen Schwierigkeiten der in Spezialliteratur resignieren.." [Ende Zitat]
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>Grüsse
>Liated, der der Mainstream Ã-konomik nicht vertraut
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