dottore
15.06.2001, 15:17 |
Geld, Kredit, etwas Meta-Physik - Gedanken zum Wochenende (plus Vorschlag)Thread gesperrt |
Hi,
der Mensch sucht Sicherheit in einer unsicheren Welt. Vertrauen in einer ihm nicht vertrauten Umgebung. Er will etwas, auf das er sich verlassen kann. Er möchte, dass die Zukunft in etwa so abläuft wie die ihm schon geläufige unmittelbare Vergangenheit und die ihm bekannte Gegenwart.
Ungern nimmt er zur Kenntnis, das es derlei niemals geben kann.
Daher nimmt er Zuflucht zu Kontruktionen und Gedanken, die ihm Sicherheit, Vertrauen und Verlass verheißen. Ein Gefühl, dass er auch damit scheitern muss, wäre ihm schier unerträglich.
In der Geschichte nahm er gern das Angebot von Göttern, Halbgöttern, schließlich sogar von Diesseitigen an, die ihm Schutz und Hilfe versprachen, die ihm Land gelobten, die ihm Heil und Heilung offerierten und ein gutes, erfülltes sorgenfreies Leben in Aussicht stellten, wenn er sich nur an Gebote und Verbote hielt.
Diese Suche nach etwas Sicherem und Festen können wir in der Ã-konomie, was nichts anderes bedeutet, als eine Handweisung zu sein zu einem Sorglos-Leben, heute in vielerlei Gestalt beobachten:
Der Arbeitnehmer weiß, dass ihm geholfen wird („soziales Netz“), wenn er aus seiner Arbeit fällt. Er denkt nicht sehr darüber nach, woher die Mittel kommen, ihm Unterhalt zu geben.
Der Unternehmer weiß, dass er nur groß genug sein muss, um subventioniert zu werden. Er denkt nicht darüber nach, dass die „Mittel“, die ihm dann zufließen, in der Regel nichts anderes sind, als das Umbuchen seiner Verbindlichkeiten auf größere Konten, z.B. das des Staates.
Der Rentner weiß, dass ihm wenigstens irgendeine Rente zustehen wird. Er denkt nicht darüber nach, das es nicht „sein“ Geld ist, das ihm über die Rentenzahlung zurückgegeben wird, sondern jenes, das andere zeitgleich verdienen. Er weiß nicht, dass es keine Rente geben wird, wenn diese Einzahlungen versiegen oder auch nur, dass sie sinken, wenn die Nettolöhne einmal sinken sllten.
Der Beamte weiß sich unkündbar und er vertraut darauf, dass der Staat für ihn auch im Alter sorgen wird. Er denkt nicht darüber nach, wie dies der Staat wohl anstellen soll, wenn ihm die Mittel dazu fehlen, die er nur erhalten kann, wenn der Prozess des Wirtschaftens sich - rätselhaft aus sich selber erwachsend - immer fortgesetzt wird.
Jeder ist von der positiven Fortsetzung des wirtschaftlichen Prozesses abhängig. Niemand aber hinterfragt ernsthaft, wie es denn zur positiven Fortsetzung des wirtschaftlichen Ablaufs überhaupt kommen kann. Oder: Warum überhaupt gewirtschaftet wird und nicht vielmehr nicht.
Hinweise auf „technischen Fortschritt“, „wirtschaftliche Dynamik“, „neue Märkte“, „Osterweiterung“, „Gewinnstreben“, „Leistungsbereitschaft“, „positives Denken“ usw. sind ihm genug.
Es wäre dem Menschen unerträglich, zu erfahren, dass dies alles Worthülsen sind ohne jegliche Bedeutung in dem Sinne, dass sich als gesichert erkannte Ursachen auch zu nicht minder gesicherten Ergebnissen führen.
Ein besonderes Beispiel für das Sich-Keine-Weiteren-Gedanken-Machen ist das Phänomen <font color="FF0000">„Geld“.</font>
Da es eine große Rolle spielt, wie jeder weiß, wünscht man sich ein Geld, das seinerseits kein Risiko darstellt. So konnte es in den USA (und vielfach anderswo) geschehen, dass die Menschen mit einem Geld umgehen, das sich direkt oder indirekt auf ein Bargeld stützt, dass seinerseits gegen Schulden der öffentlichen Hand ausgegeben wird.
Der Staat gilt als sicherer Hort und die Tatsache, dass die Staatsschulden ihrerseits eines Tages in der Zukunft von denen bezahlt werden müssen, die dann im Staatsgebiet leben, kümmert diejenigen, die in der Gegenwart in diesem Staatsgebiet leben, wenig.
Ihre Sicherheit ist die Zukunft, die schon alles richten wird, denn wer wollte an dem positiven Charakter der Zukunft zweifeln?
Ein Geld zu haben, das - wie das heutige - unsicher wäre, weil niemand wissen kann, ob die dem Geld letztlich zu Grunde liegenden Forderungen auch in Form von zusätzlichem Sozialprodukt (nicht angebotenem, sondern realisiertem!) eines Tages in Erscheinung treten, wäre eine höchst unerquickliche Vorstellung.
Die Menschen lauschen daher lieber Vorstellungen vom Geld als einer bereits existenten konkreten Sache. Denn mit Sachen umzugehen, kennen sie aus ihrem Alltag. Aber mit Forderungen, einem Diskont der Zukunft also, lebt es sich schlecht.
Daher ist ihnen die Vorstellung von einer „Geldmenge“ so überaus angenehm. Eine „Menge“ suggeriert etwas sachlich und konkret Vorhandenes. Auch ist es wohliger, sich ein Geld als „Ware“ vorzustellen, denn bei einer Ware ist das Schlimme, nämlich der Übergang vom Noch-Nicht zum Schon bereits erfolgt.
Gold (unsere Gold-Fraktion!) und die Sehnsucht nach der Wiederkehr einer Goldwährung gehört dahin (R.Deutsch). Auch die Idee des „Vollgeldes“, die hier von teddy vorgestellt wurde und die Idee eines „Freigeldes“ mit Warencharakter nicht minder, damit es unschwer (obendrein „umlaufgesichert“ und „preisstabil“ - man beachte die Fang-Worte „sicher“ und „stabil“!) in andere Waren getauscht werden kann (Oldy).
Die Suche nach „Patentlösungen“ in puncto Geld wird niemals enden. Und alle Suche läuft letztlich darauf hinaus, dass es doch etwas Endgültiges, etwas Verlässliches geben müsste, was man nur zu finden braucht.
Die Vorstellung, dass alles Geld immer nur eine Forderung ist und sein kann (egal, wie geschickt verpackt) und im heutigen „Kreditgeldsystem“ ganz unverblümt mit dem Hinweis auch darauf daher kommt, dass letztlich alles Geldliche immer nur Kredite sind, die sich auf früheren Krediten auftürmen (liated bucht uns das immer perfekt vor) und daher mit völliger Unsicherheit auf den Fortgang dieser Forderung behaftet ist, kann einfach nicht akzeptabel sein.
Daher wird die Vorstellung einer unendlichen Kette von Krediten, die Wirtschaften in der Vergangenheit gewesen ist und sich über den Kurzpunkt „Gegenwart“ in die Zukunft fortsetzen muss, soll nicht alles bis zurück zum langfristigsten aller Kredite dergestalt zu Schanden werden, dass alle Kredite in strenger Reihenfolge ihrer Fristigkeit auf Null enden (ohne jemals erfüllt zu sein), als inakzeptabel abgetan und der Einfachheit halber als „abstrus“ und „märchenhaft“ oder auch „debil“ (franco) diskreditiert.
Eine solche Vorstellung muss ganz einfach falsch sein, da die Folgen, die sich aus dieser Vorstellung ergeben, unter keinen Umständen eintreten dürfen. Die Vorstellung der Folgen wird verdrängt, und um dies zu bewerkstelligen, muss man nur die Vorstellung darüber negieren, das es so sein könnte wie es ist.
Die Monetaristen kommen dem entgegen, indem sie alles Unbill auszuschließen versprechen, wenn man nur die Geldmenge richtig steuere, wie der erfahrene Kapitän sein Schiff richtig zu steuern weiß (Friedman vor allem, wie hier oft genug gepostet).
Die Goldbugs (sorry, Jan!) klammern sich an eine Ware, wissend, dass sie übrig bleiben wird, egal ob Kreditketten reissen oder nicht. Sie übersehen allerdings, dass ein „Preis“ für ihre Ware letztlich nur realisierbar sein wird, wenn die Kredite nicht reißen und es immer ein auf diesen Krediten basierendes „Geld“ geben wird.
Die Vollgeld-Leute versuchen das Problem mit einem Hieb zu lösen, indem sie das Geld, das immer auf Kredit basiert, in eine Ware verwandeln wollen. Die Freigeld-Leute versuchen etwas Ähnliches, und alle geben vor, dass es beim Wirtschaften um ein Tauschen geht und nicht um die Erfüllung früherer Kontrakte.
Tauschen ist etwas Reales, hat mit bereits Vorhandenem zu tun und lässt Spielraum und suggeriert Freiwilligkeit. Schon beim Wort „Tausch“ stellt sich ein wohliges Gefühl ein. Niemand scheint zum Tausch gezwungen. Das Leben ist schön.
Das Erfüllen von Kontrakten ist etwas Unschönes. Es verheisst Anstrengung, der zur Erfüllung Gezwungene muss sich ganz genau nach dem richten, was sein Gegenüber am Markt von ihm verlangt (siehe Debitismus). Und da er immer unter Zeitdruck steht, schließlich gibt es Fristigkeiten, verschlimmert sich noch seine Lage.
Unter Druck zu stehen, was dem heutigen System des Türmens von Kredit auf Kredit, ureigentümlich ist, gilt als „menschenverachtend“ als „unmenschlich“. Dieser grandiose „Systemfehler“ muss also beseitigt werden.
Er lässt sich aber nicht beseitigen, es sei denn, das Geldsystem wird vollständig verdinglicht (der Traum vom „Warengeld“), doch dann erhebt sich die ganz große Frage: Was machen wir mit dem, was bisher schon geschehen ist?
Nicht als ein Geschehen im Reich der Sachen selbst (die also existieren), sondern im inzwischen ins Endlose abtaumelnden Reiche des Versprechens von Sachen (die eben noch nicht da sind).
Das Problem ist nicht zu lösen! Und wer es nicht schon weiß, der spürt es zumindest (die meiste hier).
Also hat man beschlossen, das ganze Problem dadurch zu negieren, dass immer neue Kredite die alten heilen. Es wird prolongiert und dies da Versprechen immer zinsbewehrt sind, zu immer kolossaleren Konditionen.
Die Kreditpyramiden und damit die Schuldenpyramiden werden mit allen nur erdenklichen Tricks immer weiter hoch gewuchtet in der Hoffnung damit würden sich alles eines Tages irgendwie „von selbst“ erledigen.
Nun gehört es zum Wesen der Konstruktion von Pyramiden, dass sie oben spitz zu laufen, also keine Quadern sind. Je näher man der Spitze kommt, wobei es keine Rolle spielt, ob auch die Basis des Werkes gelegentlich verbreitert wird (solange es noch geht), desto schneller läuft der Prozess ab.
Irgendwann ist alles verbaut, was zu verbauen war. Und die noch nicht ausgeschöpften Kreditauftürm-Möglichkeiten sind erschöpft. Die Spitze ist erreicht. Mehr geht nicht mehr.
Der letzte Stein, der gesetzt wird, ist zugleich jener, der das ganze Bauwerk zum jähen Ensturz bringen wird. Denn der Bau stand und steht unter der Voraussetzung, dass immer weiter gebaut werden kann. Entfällt diese Voraussetzung durch Vollendung, ist es vorbei.
Jeder, der bei Verstand ist, sieht die Pyramide, wie sie schon im allerletzten Stadium des Bauvorhabens steht. So hoch wurde noch nie gebaut, aber die Gefahr, dass der Schlussstein zur Katastrophe führen wird und muss, ist genauso deutlich sichtbar. (Bei einer umgedreht gedachten und gebauten Pyramide ist es noch diffiziler - was hielte der"Unterstein" wohl aus?)
Die Zahl der Arbeiter, die noch benötigt werden schrumpft ebenso wie die Zahl der Steine, die noch gebrochen werden müssen. Baustelle und Steinbrüche, wo „real“ gearbeitet wird, leeren sich rasch.
Der Kredit- und Schuldenpyramide, die sich so gigantisch darstellt, steht in ihrer Schlussphase eine - eben durch ihren Bau und seine Systematik verursachte - abnehmende Leistung gegenüber.
Wer jetzt auftritt und sagt: Jetzt will ich für die Pyramide etwas haben, wer also reale Leistung abfordern wird, der blickt in die leere Runde: Niemand ist mehr da, der leisten könnte. Denn die Leistung war immer nur das Bauen selbst, bzw. die durch das Bauvorhaben (das Türmen von Krediten auf Kredite und Schulden auf Schulden) erzwungene Leistung.
Was gibt es noch zu tun?
Betrachten wir die ganz konkrete Lage heute:
1. Es wird zu einer Weltrezession kommen. Wird sie - da wir schon ganz weit oben auf der Pyramide arbeiten - mit zusätzlichen Krediten/Schulden beseitigt (wie so oft in der Vergangenheit) bedeutet dies nur eine Beschleunigung des Baus der Pyramide.
2. Wird sie durch einen Teilabriss (= Kredit- und Schuldenstreichung) geheilt, bedarf es größten Geschicks, dabei nicht den Einsturz des gesamten restlichen Baustumpfes zu verursachen. Sonst poltert die Weltrezession in eine Weltdepression mit unabsehbaren Folgen.
3. Möglicherweise wird dann nie mehr so etwas wie ein Pyramidenbau versucht. Wir gingen dann zu neuen Formen des Wirtschaftens zurück (kreditfreien), was bedeutet: Wir kehren zurück zu frühen, wenn nicht gar archaischen Wirtschaftsformen. Stamm, Naturaltausch, Eigenhofwirtschaft, möglicherweise auch zu Neofeudalsystemen wie es auch der Sozialismus immer wieder eines war.
4. Dass sich „Stammesbildungen“ abzeichnen, Kollektive also auf kleiner Ebene, ist nicht zuletzt auch hier im Board zu beobachten. Irgendwie rücken jene, die etwas Schlimmeres „befürchten“ enger zusammen (man denke an den guten Vorschlag, sich hier gegenseitig „bekannt“ zu machen).
Als ich eine Vortrag zum Thema „Möglichkeiten einer Weltwirtschaftskrise“ in Bern gehalten habe, wurde in der Diskussion gefragt, was wir denn machen sollten. Ein älterer Herr stand auf und sagte: „Dann gründen wir einen Verein zur gegenseitigen Hilfe“. Großartig!
Vielleicht ist es besser, mehr in diese Richtung zu denken als auch noch den letzten Ratlosen (aber durchaus schon „etwas“ spürenden) davon zu überzeugen, dass es wirklich schief geht. Wenn nicht sehr bald schon, dann in höchst absehbarer Zeit.
<font color="FF0000">Eine „Rettung“ des Bisherigen ist völlig ausgeschlossen.</font> Eine erneute Prolongierung des unabwendbar heran eilenden Zeitpunkts des Zusammenbruchs ist zwar möglich, allerdings nur auf Kosten der nach der Prolongation sich noch mehr beschleunigenden Herbeieilens der dann endgültigen Katastrophe.
Sich noch an Quacksalbereien im Sinne von Systemfehler-Behebungen zu versuchen (oder sie kreuz und quer und wieder und wieder ab ovo zu debattieren), ist vertane Zeit.
<font color="FF0000">Wir sollten handeln und - wer möchte - es gemeinsam tun.</font>
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
Talleyrand
15.06.2001, 16:25
@ dottore
|
Was soll man dazu sagen? Meisterstück! (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|
marsch
15.06.2001, 16:42
@ dottore
|
Wir sollten handeln und - wer möchte - es gemeinsam tun. Tja, mal ganz... |
"blöd" gefragt. Wie?? Was kann konkret getan werden?
Das reißt ein ja vollkommen runter! Aufrüttelnder geht's nimmer!
Hoffnungsvolle Grüße MARSCH
>Hi,
>der Mensch sucht Sicherheit in einer unsicheren Welt. Vertrauen in einer ihm nicht vertrauten Umgebung. Er will etwas, auf das er sich verlassen kann. Er möchte, dass die Zukunft in etwa so abläuft wie die ihm schon geläufige unmittelbare Vergangenheit und die ihm bekannte Gegenwart.
>Ungern nimmt er zur Kenntnis, das es derlei niemals geben kann.
>Daher nimmt er Zuflucht zu Kontruktionen und Gedanken, die ihm Sicherheit, Vertrauen und Verlass verheißen. Ein Gefühl, dass er auch damit scheitern muss, wäre ihm schier unerträglich.
>In der Geschichte nahm er gern das Angebot von Göttern, Halbgöttern, schließlich sogar von Diesseitigen an, die ihm Schutz und Hilfe versprachen, die ihm Land gelobten, die ihm Heil und Heilung offerierten und ein gutes, erfülltes sorgenfreies Leben in Aussicht stellten, wenn er sich nur an Gebote und Verbote hielt.
>Diese Suche nach etwas Sicherem und Festen können wir in der Ã-konomie, was nichts anderes bedeutet, als eine Handweisung zu sein zu einem Sorglos-Leben, heute in vielerlei Gestalt beobachten:
>Der Arbeitnehmer weiß, dass ihm geholfen wird („soziales Netz“), wenn er aus seiner Arbeit fällt. Er denkt nicht sehr darüber nach, woher die Mittel kommen, ihm Unterhalt zu geben.
>Der Unternehmer weiß, dass er nur groß genug sein muss, um subventioniert zu werden. Er denkt nicht darüber nach, dass die „Mittel“, die ihm dann zufließen, in der Regel nichts anderes sind, als das Umbuchen seiner Verbindlichkeiten auf größere Konten, z.B. das des Staates.
>Der Rentner weiß, dass ihm wenigstens irgendeine Rente zustehen wird. Er denkt nicht darüber nach, das es nicht „sein“ Geld ist, das ihm über die Rentenzahlung zurückgegeben wird, sondern jenes, das andere zeitgleich verdienen. Er weiß nicht, dass es keine Rente geben wird, wenn diese Einzahlungen versiegen oder auch nur, dass sie sinken, wenn die Nettolöhne einmal sinken sllten.
>Der Beamte weiß sich unkündbar und er vertraut darauf, dass der Staat für ihn auch im Alter sorgen wird. Er denkt nicht darüber nach, wie dies der Staat wohl anstellen soll, wenn ihm die Mittel dazu fehlen, die er nur erhalten kann, wenn der Prozess des Wirtschaftens sich - rätselhaft aus sich selber erwachsend - immer fortgesetzt wird.
>Jeder ist von der positiven Fortsetzung des wirtschaftlichen Prozesses abhängig. Niemand aber hinterfragt ernsthaft, wie es denn zur positiven Fortsetzung des wirtschaftlichen Ablaufs überhaupt kommen kann. Oder: Warum überhaupt gewirtschaftet wird und nicht vielmehr nicht.
>Hinweise auf „technischen Fortschritt“, „wirtschaftliche Dynamik“, „neue Märkte“, „Osterweiterung“, „Gewinnstreben“, „Leistungsbereitschaft“, „positives Denken“ usw. sind ihm genug.
>Es wäre dem Menschen unerträglich, zu erfahren, dass dies alles Worthülsen sind ohne jegliche Bedeutung in dem Sinne, dass sich als gesichert erkannte Ursachen auch zu nicht minder gesicherten Ergebnissen führen.
>Ein besonderes Beispiel für das Sich-Keine-Weiteren-Gedanken-Machen ist das Phänomen <font color="FF0000">„Geld“.</font>
>Da es eine große Rolle spielt, wie jeder weiß, wünscht man sich ein Geld, das seinerseits kein Risiko darstellt. So konnte es in den USA (und vielfach anderswo) geschehen, dass die Menschen mit einem Geld umgehen, das sich direkt oder indirekt auf ein Bargeld stützt, dass seinerseits gegen Schulden der öffentlichen Hand ausgegeben wird.
>Der Staat gilt als sicherer Hort und die Tatsache, dass die Staatsschulden ihrerseits eines Tages in der Zukunft von denen bezahlt werden müssen, die dann im Staatsgebiet leben, kümmert diejenigen, die in der Gegenwart in diesem Staatsgebiet leben, wenig.
>Ihre Sicherheit ist die Zukunft, die schon alles richten wird, denn wer wollte an dem positiven Charakter der Zukunft zweifeln?
>Ein Geld zu haben, das - wie das heutige - unsicher wäre, weil niemand wissen kann, ob die dem Geld letztlich zu Grunde liegenden Forderungen auch in Form von zusätzlichem Sozialprodukt (nicht angebotenem, sondern realisiertem!) eines Tages in Erscheinung treten, wäre eine höchst unerquickliche Vorstellung.
>Die Menschen lauschen daher lieber Vorstellungen vom Geld als einer bereits existenten konkreten Sache. Denn mit Sachen umzugehen, kennen sie aus ihrem Alltag. Aber mit Forderungen, einem Diskont der Zukunft also, lebt es sich schlecht.
>Daher ist ihnen die Vorstellung von einer „Geldmenge“ so überaus angenehm. Eine „Menge“ suggeriert etwas sachlich und konkret Vorhandenes. Auch ist es wohliger, sich ein Geld als „Ware“ vorzustellen, denn bei einer Ware ist das Schlimme, nämlich der Übergang vom Noch-Nicht zum Schon bereits erfolgt.
>Gold (unsere Gold-Fraktion!) und die Sehnsucht nach der Wiederkehr einer Goldwährung gehört dahin (R.Deutsch). Auch die Idee des „Vollgeldes“, die hier von teddy vorgestellt wurde und die Idee eines „Freigeldes“ mit Warencharakter nicht minder, damit es unschwer (obendrein „umlaufgesichert“ und „preisstabil“ - man beachte die Fang-Worte „sicher“ und „stabil“!) in andere Waren getauscht werden kann (Oldy).
>Die Suche nach „Patentlösungen“ in puncto Geld wird niemals enden. Und alle Suche läuft letztlich darauf hinaus, dass es doch etwas Endgültiges, etwas Verlässliches geben müsste, was man nur zu finden braucht.
>Die Vorstellung, dass alles Geld immer nur eine Forderung ist und sein kann (egal, wie geschickt verpackt) und im heutigen „Kreditgeldsystem“ ganz unverblümt mit dem Hinweis auch darauf daher kommt, dass letztlich alles Geldliche immer nur Kredite sind, die sich auf früheren Krediten auftürmen (liated bucht uns das immer perfekt vor) und daher mit völliger Unsicherheit auf den Fortgang dieser Forderung behaftet ist, kann einfach nicht akzeptabel sein.
>Daher wird die Vorstellung einer unendlichen Kette von Krediten, die Wirtschaften in der Vergangenheit gewesen ist und sich über den Kurzpunkt „Gegenwart“ in die Zukunft fortsetzen muss, soll nicht alles bis zurück zum langfristigsten aller Kredite dergestalt zu Schanden werden, dass alle Kredite in strenger Reihenfolge ihrer Fristigkeit auf Null enden (ohne jemals erfüllt zu sein), als inakzeptabel abgetan und der Einfachheit halber als „abstrus“ und „märchenhaft“ oder auch „debil“ (franco) diskreditiert.
>Eine solche Vorstellung muss ganz einfach falsch sein, da die Folgen, die sich aus dieser Vorstellung ergeben, unter keinen Umständen eintreten dürfen. Die Vorstellung der Folgen wird verdrängt, und um dies zu bewerkstelligen, muss man nur die Vorstellung darüber negieren, das es so sein könnte wie es ist.
>Die Monetaristen kommen dem entgegen, indem sie alles Unbill auszuschließen versprechen, wenn man nur die Geldmenge richtig steuere, wie der erfahrene Kapitän sein Schiff richtig zu steuern weiß (Friedman vor allem, wie hier oft genug gepostet).
>Die Goldbugs (sorry, Jan!) klammern sich an eine Ware, wissend, dass sie übrig bleiben wird, egal ob Kreditketten reissen oder nicht. Sie übersehen allerdings, dass ein „Preis“ für ihre Ware letztlich nur realisierbar sein wird, wenn die Kredite nicht reißen und es immer ein auf diesen Krediten basierendes „Geld“ geben wird.
>Die Vollgeld-Leute versuchen das Problem mit einem Hieb zu lösen, indem sie das Geld, das immer auf Kredit basiert, in eine Ware verwandeln wollen. Die Freigeld-Leute versuchen etwas Ähnliches, und alle geben vor, dass es beim Wirtschaften um ein Tauschen geht und nicht um die Erfüllung früherer Kontrakte.
>Tauschen ist etwas Reales, hat mit bereits Vorhandenem zu tun und lässt Spielraum und suggeriert Freiwilligkeit. Schon beim Wort „Tausch“ stellt sich ein wohliges Gefühl ein. Niemand scheint zum Tausch gezwungen. Das Leben ist schön.
>Das Erfüllen von Kontrakten ist etwas Unschönes. Es verheisst Anstrengung, der zur Erfüllung Gezwungene muss sich ganz genau nach dem richten, was sein Gegenüber am Markt von ihm verlangt (siehe Debitismus). Und da er immer unter Zeitdruck steht, schließlich gibt es Fristigkeiten, verschlimmert sich noch seine Lage.
>Unter Druck zu stehen, was dem heutigen System des Türmens von Kredit auf Kredit, ureigentümlich ist, gilt als „menschenverachtend“ als „unmenschlich“. Dieser grandiose „Systemfehler“ muss also beseitigt werden.
>Er lässt sich aber nicht beseitigen, es sei denn, das Geldsystem wird vollständig verdinglicht (der Traum vom „Warengeld“), doch dann erhebt sich die ganz große Frage: Was machen wir mit dem, was bisher schon geschehen ist?
>Nicht als ein Geschehen im Reich der Sachen selbst (die also existieren), sondern im inzwischen ins Endlose abtaumelnden Reiche des Versprechens von Sachen (die eben noch nicht da sind).
>Das Problem ist nicht zu lösen! Und wer es nicht schon weiß, der spürt es zumindest (die meiste hier).
>Also hat man beschlossen, das ganze Problem dadurch zu negieren, dass immer neue Kredite die alten heilen. Es wird prolongiert und dies da Versprechen immer zinsbewehrt sind, zu immer kolossaleren Konditionen.
>Die Kreditpyramiden und damit die Schuldenpyramiden werden mit allen nur erdenklichen Tricks immer weiter hoch gewuchtet in der Hoffnung damit würden sich alles eines Tages irgendwie „von selbst“ erledigen.
>Nun gehört es zum Wesen der Konstruktion von Pyramiden, dass sie oben spitz zu laufen, also keine Quadern sind. Je näher man der Spitze kommt, wobei es keine Rolle spielt, ob auch die Basis des Werkes gelegentlich verbreitert wird (solange es noch geht), desto schneller läuft der Prozess ab.
>Irgendwann ist alles verbaut, was zu verbauen war. Und die noch nicht ausgeschöpften Kreditauftürm-Möglichkeiten sind erschöpft. Die Spitze ist erreicht. Mehr geht nicht mehr.
>Der letzte Stein, der gesetzt wird, ist zugleich jener, der das ganze Bauwerk zum jähen Ensturz bringen wird. Denn der Bau stand und steht unter der Voraussetzung, dass immer weiter gebaut werden kann. Entfällt diese Voraussetzung durch Vollendung, ist es vorbei.
>Jeder, der bei Verstand ist, sieht die Pyramide, wie sie schon im allerletzten Stadium des Bauvorhabens steht. So hoch wurde noch nie gebaut, aber die Gefahr, dass der Schlussstein zur Katastrophe führen wird und muss, ist genauso deutlich sichtbar. (Bei einer umgedreht gedachten und gebauten Pyramide ist es noch diffiziler - was hielte der"Unterstein" wohl aus?)
>Die Zahl der Arbeiter, die noch benötigt werden schrumpft ebenso wie die Zahl der Steine, die noch gebrochen werden müssen. Baustelle und Steinbrüche, wo „real“ gearbeitet wird, leeren sich rasch.
>Der Kredit- und Schuldenpyramide, die sich so gigantisch darstellt, steht in ihrer Schlussphase eine - eben durch ihren Bau und seine Systematik verursachte - abnehmende Leistung gegenüber.
>Wer jetzt auftritt und sagt: Jetzt will ich für die Pyramide etwas haben, wer also reale Leistung abfordern wird, der blickt in die leere Runde: Niemand ist mehr da, der leisten könnte. Denn die Leistung war immer nur das Bauen selbst, bzw. die durch das Bauvorhaben (das Türmen von Krediten auf Kredite und Schulden auf Schulden) erzwungene Leistung.
>Was gibt es noch zu tun?
>Betrachten wir die ganz konkrete Lage heute:
>1. Es wird zu einer Weltrezession kommen. Wird sie - da wir schon ganz weit oben auf der Pyramide arbeiten - mit zusätzlichen Krediten/Schulden beseitigt (wie so oft in der Vergangenheit) bedeutet dies nur eine Beschleunigung des Baus der Pyramide.
>2. Wird sie durch einen Teilabriss (= Kredit- und Schuldenstreichung) geheilt, bedarf es größten Geschicks, dabei nicht den Einsturz des gesamten restlichen Baustumpfes zu verursachen. Sonst poltert die Weltrezession in eine Weltdepression mit unabsehbaren Folgen.
>3. Möglicherweise wird dann nie mehr so etwas wie ein Pyramidenbau versucht. Wir gingen dann zu neuen Formen des Wirtschaftens zurück (kreditfreien), was bedeutet: Wir kehren zurück zu frühen, wenn nicht gar archaischen Wirtschaftsformen. Stamm, Naturaltausch, Eigenhofwirtschaft, möglicherweise auch zu Neofeudalsystemen wie es auch der Sozialismus immer wieder eines war.
>4. Dass sich „Stammesbildungen“ abzeichnen, Kollektive also auf kleiner Ebene, ist nicht zuletzt auch hier im Board zu beobachten. Irgendwie rücken jene, die etwas Schlimmeres „befürchten“ enger zusammen (man denke an den guten Vorschlag, sich hier gegenseitig „bekannt“ zu machen).
>Als ich eine Vortrag zum Thema „Möglichkeiten einer Weltwirtschaftskrise“ in Bern gehalten habe, wurde in der Diskussion gefragt, was wir denn machen sollten. Ein älterer Herr stand auf und sagte: „Dann gründen wir einen Verein zur gegenseitigen Hilfe“. Großartig!
>Vielleicht ist es besser, mehr in diese Richtung zu denken als auch noch den letzten Ratlosen (aber durchaus schon „etwas“ spürenden) davon zu überzeugen, dass es wirklich schief geht. Wenn nicht sehr bald schon, dann in höchst absehbarer Zeit.
><font color="FF0000">Eine „Rettung“ des Bisherigen ist völlig ausgeschlossen.</font> Eine erneute Prolongierung des unabwendbar heran eilenden Zeitpunkts des Zusammenbruchs ist zwar möglich, allerdings nur auf Kosten der nach der Prolongation sich noch mehr beschleunigenden Herbeieilens der dann endgültigen Katastrophe.
>Sich noch an Quacksalbereien im Sinne von Systemfehler-Behebungen zu versuchen (oder sie kreuz und quer und wieder und wieder ab ovo zu debattieren), ist vertane Zeit.
><font color="FF0000">Wir sollten handeln und - wer möchte - es gemeinsam tun.</font>
>Gruß
>d.
<center>
<HR>
</center> |
Bär
15.06.2001, 16:54
@ dottore
|
Er spricht mir aus der Seele.....Meilenstein????? (owT) |
<center>
<HR>
</center>
|
JüKü
15.06.2001, 17:04
@ Bär
|
Re: Er spricht mir aus der Seele.....Meilenstein????? / Ganz sicher... |
... ein MEILENSTEIN
Jetzt zum (noch) schwierigeren Teil: Was machen wir konkret?
<center>
<HR>
</center> |
franco
15.06.2001, 17:58
@ dottore
|
"Meta-Physik", die verräterische Vokabel |
"Meta-Physik", nicht"Wissenschaft": genau, darum geht es dottore. Die erste zutreffende Selbsteinschätzung, die ich von ihm höre.
Ansonsten nichts als der gewohnte"agent provocateur" auf Kosten anderer.
Warum auch nicht, wenn er täglich seine"suckers" findet.
Gruss
franco
<center>
<HR>
</center> |
Zet
15.06.2001, 18:16
@ marsch
|
Re: Wir sollten handeln und - wer möchte - es gemeinsam tun. Tja, mal ganz... |
Hallo dottore!
>>Wir sollten handeln und - wer möchte - es gemeinsam tun.
Gerne. Aber wie...?
Was können wir kleine Füchse gegen"den Rest der Gewaltigen" ausrichten?
Wobei ich anmerken darf, daß der Großteil"der Veränderer" sich nicht
einmal einig ist.
Was schlagen Sie also vor...?
Gruß
Z
<center>
<HR>
</center> |
JÜKÜ
15.06.2001, 18:57
@ franco
|
Re: @franco:"Meta-Physik" / DANKE, das war's wieder von Prof. Läufer |
>Warum auch nicht, wenn er täglich seine"suckers" findet.
>Gruss
>franco
Wie war das noch, wenn Prof. Läufer nicht mehr weiter weiß?
Richtig, dann fängt er wieder mit Beleidigungen an.
Und hat damit wieder aufgehört.
Sparen Sie sich bitte weitere Mails an mich, ich werde KEINE Beiträge mehr reinsetzen und auch nicht antworten. Drei Mal der selbe Unsinn reicht mir.
Warum bin ich nur immer so naiv und glaube, dass Menschen sich ändern können?
Und wenn Sie sich wieder mit einem neuen Geheimnamen anmelden, fliegen Sie sofort raus, sobald ich es merke, und zwar ohne Ankündigung.
Suchen Sie sich endlich Leute auf Ihrem Niveau.
Alles Gute wünsche ich.
<center>
<HR>
</center> |
BossCube
15.06.2001, 19:24
@ JÜKÜ
|
Re: @franco:"Meta-Physik" / DANKE, das war's wieder von Prof. Läufer |
>>Warum auch nicht, wenn er täglich seine"suckers" findet.
>>Gruss
>>franco
>Wie war das noch, wenn Prof. Läufer nicht mehr weiter weiß?
>Richtig, dann fängt er wieder mit Beleidigungen an.
>Und hat damit wieder aufgehört.
>Sparen Sie sich bitte weitere Mails an mich, ich werde KEINE Beiträge mehr reinsetzen und auch nicht antworten. Drei Mal der selbe Unsinn reicht mir.
>Warum bin ich nur immer so naiv und glaube, dass Menschen sich ändern können?
>Und wenn Sie sich wieder mit einem neuen Geheimnamen anmelden, fliegen Sie sofort raus, sobald ich es merke, und zwar ohne Ankündigung.
>Suchen Sie sich endlich Leute auf Ihrem Niveau.
>Alles Gute wünsche ich.
Jürgen, aber wirklich übel ist, daß der (Läufer wohlgemerkt) mit seinem Mist auch noch Einfluß auf Studenten ausübt. Leider werden Profs. immer noch viel zu hochbewertet und quasi für Halbgötter gehalten. Daß oft genau das Gegenteil der Fall, sehen wir hier wieder am lebendigen Beispiel. Aber mit Korruption und Vitamin B kann man eben auch ohne Qualifikation und intellektuelle Qualität ans Ziel gelangen. Sehr bedauerlich.
Ahoi!
J.
<center>
<HR>
</center> |
dottore
15.06.2001, 20:01
@ franco
|
Re:"Meta-Physik", die verräterische Vokabel |
>"Meta-Physik", nicht"Wissenschaft": genau, darum geht es dottore. Die erste zutreffende Selbsteinschätzung, die ich von ihm höre.
Oh Gott, er versteht noch nicht einmal das.
"Physis" griech. = die Natur, alles, was wir mit unseren Erkenntnismöglichkeiten zu sehen, fühlen, schmecken versuchen."Meta" - der Bereich, der sich nur durch Nach-Denken erschließt. Also nicht nur durch die Aufnahme des Gesehenen, Erlebten, sondern eben MEHR.
Etwas das darüber hinaus (= meta!) reicht oder reichen sollte.
>Ansonsten nichts als der gewohnte"agent provocateur" auf Kosten anderer.
Was soll das wohl beinhalten?"Agent provocateur"? Ich habe weder vor, Agent zu sein, noch zu provozieren. Wen denn auch?
>Warum auch nicht, wenn er täglich seine"suckers" findet.
Das beleidigt alle Board-Teilnehmer, die sich (mich inklusive) versuchen, mit Verstand zu operieren und mit Redlichkeit.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
Harald
15.06.2001, 20:24
@ dottore
|
Auf der Suche nach dem Glück. |
Lieber dottore,
>>Die Suche nach „Patentlösungen“ in puncto Geld wird niemals enden........
Die Monetaristen...
Die Goldbugs...
Die Vollgeld-Leute... <<
Ich kann dem allem nur zustimmen. Es handelt sich um Menschen auf der Suche nach Glück und Zufriedenheit. Leider hast du eine ganz wichtige Kategorie von Menschen vergessen, nämlich die wirklich Zufriedenen. Ja so etwas gibt es, wenn auch nur sehr selten in unserer
materialistischen
egozentrischen
individualistischen
abendländischen Gesellschaft. Ja ich habe zufriedene Menschen getroffen, viele sogar. Fast immer waren es tief religiöse Menschen, herzlich, hilfsbereit, gastfreundlich, in ländlicher Umgebung. Unvorstellbar für uns, wieviel Liebe und Herzensärme sie für ihre Kinder übrig hatten. Aber auch schockierend, wie oft die gleichen Menschen gleichgültig gegenüber Alten, Kranken, Schwachen waren. Ist wohl tief biologisch programmiert, eine bessere Erklärung fällt mir auch nicht ein.
Das werden die jungen Hüpfer und Zocker hier auf dem Server sich nicht vorstellen können, von denen die große Mehrzahl es für vollkommem legitim und erstrebenswert hält, seine Mitmenschen zu überlisten, also nicht mehr durch körperliche oder geistige Arbeit Mehrwert schaffen zu wollen, sondern legal an den Mehrwert zu gelangen, den andere geschaffen haben. Wohlgemerkt, ich rede hier nicht von Betrügern oder Halbkriminellen.
Wie schrieb noch Kostaolany in seiner Fibel:
Der Baissier wird von Gott verachtet, weil er nach fremdem Gelde trachtet.
>>Das Problem ist nicht zu lösen! Also...<<
Das Problem ist sehr wohl zu lösen, allerdings nicht mit ausgeprägten Geld-Glück-Definitionrn, wie sie hier auf dem Server vorherrschen. Die Lösung ist genial einfach, allerdings braucht es dazu freies Denken. Man muß nämlich nur die Konsumwerbung verbieten, ächten, in die Sudel- und Schmuddelecke stellen. Punkt. Das ist auch in einer freiheitlichen Gesellschaft möglich, Kinderporno Rauschgift sind ja auch geächtet, tun wir es doch gleich so mit der Konsumwerbung.
>>Was gibt es noch zu tun?... Möglicherweise wird dann nie mehr so etwas wie ein Pyramidenbau versucht. Wir gingen dann zu neuen Formen des Wirtschaftens zurück (kreditfreien), was bedeutet: Wir kehren zurück zu frühen, wenn nicht gar archaischen Wirtschaftsformen. Stamm, Naturaltausch, Eigenhofwirtschaft,...<<
Na und, dottore?
So können Wege zum privaten Glück und zu Zufriedenheit in der Familie gefunden werden. Aber nicht nur.
Ich lebte vor meiner Familie ein knappes Jahr lang in Liberia in Westafrika, mitten im Urwald, zusammen mit 200 anderen Europäern, umgeben von Schwarzen, die noch vollkommen unberührt von der Konsumgesellschaft waren. Wir wohnten in einer kleinen künstlich geschaffenen Stadt. Ein kleiner Supermarkt, von der Bergwerksgesellschaft betrieben, versorgte uns mit dem Lebensnotwendigen, dazu gab es eine kleine Schule und ein kleines Krankenhaus. Es gab kein Fernsehen, kein Restaurant, mit Ach und Krach konnte man abends auf Kurzwelle BBC-World-Service hören, die freie Zeit verbrachte man in privaten Clubs. Zeitungen las fast niemand, denn sie erreichten uns mit zwei Wochen Verspätung. Die nächste Stadt zum Einkaufsbummel war Monrovia, damals die Zivilisation. Sie lag 400 km entfernt, davon 300 km Piste, 8 Stunden Fahrt. Unsere Entlohnung war nur geringfügig höher als in Deutschland, die Lebenshaltungskosten waren etwa gleich hoch. Hinzu kam, daß unsere Ehefrauen prinzipiell keine Arbeitsgenehmigungen erhielten, es gab also keine doppelten Einkommen. Trotzdem sparten fast alle die Hälfte des Einkommens. Ich schwöre es: Niemand, aber auch niemand der 200 Europäer hat die Konsumwerbung vermißt.
Und die Schwarzen? Immer lachten sie, immer waren sie fröhlich, immer tanzten und musizierten sie. Sie kannten noch nicht einmal Zahnbürsten. Und unsere Ehefrauen? Sie waren Hausfrauen, Mütter und Geliebte, wie in alten Romanen bei Hedwig Courts-Mahler. Es war eine saftige Zeit.
>>Dass sich „Stammesbildungen“ abzeichnen, Kollektive also auf kleiner Ebene, ist nicht zuletzt auch hier im Board zu beobachten. Irgendwie rücken jene, die etwas Schlimmeres „befürchten“ enger zusammen (man denke an den guten Vorschlag, sich hier gegenseitig „bekannt“ zu machen).<<
Aha, so langsam dämmert es bei vielen.
>>Eine „Rettung“ des Bisherigen ist völlig ausgeschlossen. Eine erneute Prolongierung des unabwendbar heran eilenden Zeitpunkts des Zusammenbruchs ist zwar möglich, allerdings nur auf Kosten der nach der Prolongation sich noch mehr beschleunigenden Herbeieilens der dann endgültigen Katastrophe.<<
Ich würde es nicht so kategorisch ausdrücken, mit Verlaub. Der Niedergang des griechisch-römischen Altertums hat immerhin auch 400 Jahre gedauert. Aber wer weiß das schon so genau, die Zeiten verfliegen heute doch wohl schneller.
>>Wir sollten handeln und - wer möchte - es gemeinsam tun.<<
Tja, fragt sich nur WAS?
Der große Nietzsche hat einmal geschrieben:
>>Ein glückliches Zeitalter ist deshalb gar nicht möglich, weil die Menschen es nur wünschen wollen, aber es nicht haben wollen, und jeder einzelne, wenn ihm gute Tage kommen, förmlich um Unruhe und Elend beten lernt. Das Schicksal der Menschen ist auf glückliche Augenblicke eingerichtet - jedes Leben hat solche - aber nicht auf glückliche Zeiten. Trotzdem werden diese (...) in der Phantasie des Menschen bestehen bleiben, als Erbstück der Urväter; denn man hat wohl den Begriff des Glückszeitalters seit uralten Zeiten her jenem Zustande entnommen, in dem der Mensch nach gewaltiger Anstrengung durch Jagd und Krieg, sich der Ruhe übergiebt, die Glieder streckt und die Fittige des Schlafes um sich rauschen hört. Es ist ein falscher Schluß, wenn der Mensch, jener alten Gewöhnung gemäß, sich vorstellt, daß er nun auch nach ganzen Zeiträumen der Noth und Mühsal jenes Zustandes des Glücks in entsprechender Steigerung und Dauer theilhaftig werden könne.<<
Er hat sich wohl geirrt, wie sehr ich ihn auch sonst verehre. Ich weiß es nämlich besser als er.
Salü vom Harald,
rundum zufrieden mit seinem Leben, weil er immer fleißig gehortet hat, und nie den Konsumverführern auf den Leim gegangen ist.
<center>
<HR>
</center> |
dottore
15.06.2001, 22:05
@ marsch
|
Re: Der neue Club"Prinzip Hoffnung" |
>"blöd" gefragt. Wie?? Was kann konkret getan werden?
Nicht wie und was als solches, lieber Marsch, denn das hat keinen Sinn mehr. Sondern"etwas für uns alle - hier".
Kurzum: Wir gründen als erstes einen Club (Verein, Genossenschaft). Weiter nichts. Dann setzen wir uns zusammen (wer mitmachen will, vielleicht bei EWT II?) und beratschlagen, was für gemeinsam füreinander tun können, wenn es zur Krise kommt.
Jeder von uns hat doch ganz besondere Talente, Fähigkeiten, Erfahrungen, Verbindungen, Kontakte, usw.
Allemal noch besser als nur zuzuschauen, wie es peu à peu dahin geht. Und irgendwann dann absturzartig, siehe den schönen Forint-Chart von vorhin.
Verpflichtungen entstehen keine. Es sei denn alle beschließen einstimmig, sich zu verpflichten (was es dann auch immer sein mag).
>Das reißt ein ja vollkommen runter! Aufrüttelnder geht's nimmer!
>Hoffnungsvolle Grüße MARSCH
Hoffnung ist das beste, was wir haben, geben und nehmen können.
Gruß
d.
<center>
<HR>
</center> |
McMike
15.06.2001, 23:47
@ franco
|
Kurz-Definition: Meta-Physik |
Der Meta-Physik geht es um das Wissen vom Seiendheit, indem sie nach dem Grund für Seiendes, Wesen, Denken und erkennen fragt.
Metaphysik ist quasi die Grundform der uns bekannten klassischen Philosophie!
gruss mcmike
<center>
<HR>
</center> |
DIRK
16.06.2001, 00:47
@ Harald
|
Salü Harald, |
>>>>rundum zufrieden mit seinem Leben, weil er immer fleißig gehortet hat, und nie den Konsumverführern auf den Leim gegangen ist.<<<<
Ein sehr guter Gedanke und Lebenseinstellung.
Glück über Konsum zu definieren ist wahrlich traurig genug.
Zufriedenheit kann nie erreicht werden durch ein Streben nach mehr, mehr und noch mehr, wie von allen Ecken sugeriert wird.
Zufriedenheit ist ein andauernder Zustand, ein verweilen, und entsteht einzig und allein von innen heraus.
Die allgemeine Jagd nach dem"Glück" jedoch ist ein einziger Aufschrei der Unzufriedenheit.
Ich freue mich, eine neue Seite an Dir entdeckt zu haben.
MfG
Dirk
<center>
<HR>
</center>
|
DIRK
16.06.2001, 00:50
@ JÜKÜ
|
DANKE, das Du uns solche Subjekte nicht zumuten willst. |
>>Warum auch nicht, wenn er täglich seine"suckers" findet.
>>Gruss
>>franco
>Wie war das noch, wenn Prof. Läufer nicht mehr weiter weiß?
>Richtig, dann fängt er wieder mit Beleidigungen an.
>Und hat damit wieder aufgehört.
>Sparen Sie sich bitte weitere Mails an mich, ich werde KEINE Beiträge mehr reinsetzen und auch nicht antworten. Drei Mal der selbe Unsinn reicht mir.
>Warum bin ich nur immer so naiv und glaube, dass Menschen sich ändern können?
>Und wenn Sie sich wieder mit einem neuen Geheimnamen anmelden, fliegen Sie sofort raus, sobald ich es merke, und zwar ohne Ankündigung.
>Suchen Sie sich endlich Leute auf Ihrem Niveau.
>Alles Gute wünsche ich.
<center>
<HR>
</center> |