R.Deutsch
19.06.2001, 09:59 |
Tolle praktische Übung in Debitismustheorie Thread gesperrt |
Liebe Leute,
mit der Frage"Edelmetalle auf Kredit kaufen?" wollte ich eigentlich eine Strategiediskussion anstoßen darüber, ob es wirtschaftliche Situationen gibt in denen Verschuldung sinnvoll ist (Stinnes) und ob wir jetzt möglicherweise vor einer solchen Situation stehen - ist leider in die Hose gegangen und alle sind mit der Moralkeule über mich hergefallen, von wegen junge Leute falsch beraten und so'n Käse
Aber es ist für mich doch eine interessante Erkenntnis herausgekommen. Außer Wasil hat nicht einer (auch Du nicht dottore) für eine Verschuldung plädiert. Es wurde gar keine Chance-Risiko Abwägung angestellt, sondern Verschuldung pauschal verdammt - also immer erst sparen und dann konsumieren (anlegen). Sagt uns das etwas über den Debitismus - lieber dottore?
Gruß
R.Deutsch
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Ecki1
19.06.2001, 11:31
@ R.Deutsch
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Re: Tolle praktische Übung in Debitismustheorie |
>Liebe Leute,
>mit der Frage"Edelmetalle auf Kredit kaufen?" wollte ich eigentlich eine Strategiediskussion anstoßen darüber, ob es wirtschaftliche Situationen gibt in denen Verschuldung sinnvoll ist (Stinnes) und ob wir jetzt möglicherweise vor einer solchen Situation stehen - ist leider in die Hose gegangen und alle sind mit der Moralkeule über mich hergefallen, von wegen junge Leute falsch beraten und so'n Käse
>Aber es ist für mich doch eine interessante Erkenntnis herausgekommen. Außer Wasil hat nicht einer (auch Du nicht dottore) für eine Verschuldung plädiert. Es wurde gar keine Chance-Risiko Abwägung angestellt, sondern Verschuldung pauschal verdammt - also immer erst sparen und dann konsumieren (anlegen). Sagt uns das etwas über den Debitismus - lieber dottore?
>Gruß
>R.Deutsch
Die individuelle Sparneigung sagt eher etwas über die individuelle Risikobereitschaft aus, als über die grundsätzliche Notwendigkeit von Kreditverhältnissen in einer arbeitsteiligen Gesellschaft. Die individuelle Risikobereitschaft ist bei Unternehmern, die ja meist mit Krediten arbeiten, stärker ausgeprägt. Deswegen gelten diese Risikoträger als so unentbehrlich für die debitistische Gesellschaft, dass sie in vielen Ländern steuerlich begünstigt werden.
Gruss: Ecki
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Ricoletto
19.06.2001, 12:52
@ Ecki1
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Verschuldungsbereitschaft und Psychologie (meine Meinung)... |
Also, der verrückte Rico hat momentan einige hunderttausend Mark Schulden an der Backe - einfach deshalb, weil er sich zu dem Zeitpunkt (!!) des Schuldenmachens"besser gefühlt" hat und eine"andere Einstellung" zur Marktsituation hatte als heute!
Meine persönliche Situation (und auch meine geschäftliche) haben sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund der drohenden gesamtwirtschaftlichen Probleme wesentlich geändert, womit meine"positive Stimmung" für die Zukunft im Eimer ist - ich möchte also lieber heute als morgen meine Schulden loshaben, und mich momentan nicht wieder/weiter verschulden.
Was will ich damit sagen:
Wäre ich nach wie vor"mainstreamed" ohne diese ganzen Szenarien im Kopf, hätte meine Bereitschaft, mich zu verschulden nicht nachgelassen, da ich ja in den nächsten Jahren selbst bei Fehlinvestments (z. B. Immo-Wertverlust von 50 %, Weckbrechen von Mietern) immer die Möglichkeit gehabt hätte, durch meiner Hände oder meines Kopfes Arbeit, dieses"zu subventionieren" (wenigstens eine Zeit lang, bis diese Probleme ausgestanden sind.
Da ich in der glücklichen Lage bin, enigstens schon über den Tellerrand hinausgeschaut zu haben, ist mein Optimismus von vor 2 Jahren"dahin".
Geht es den meisten Menschen mal so wie mir, also der"letzte Funken" Optimismus für die nähere zukunft ist weg, werden auch andere Ihre Konten plündern (wollen), Vorfälligkeitsentschädigungen zahlen und damit die Abhängigkeit von den Banken los sein. Dann Gute Nacht"Kredit/Geld-Schöpfungskreislauf" und Gute Nacht Wirtschaft!
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dottore
19.06.2001, 13:16
@ R.Deutsch
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Re: Zwang zum Kredit? |
>Liebe Leute,
>mit der Frage"Edelmetalle auf Kredit kaufen?" wollte ich eigentlich eine Strategiediskussion anstoßen darüber, ob es wirtschaftliche Situationen gibt in denen Verschuldung sinnvoll ist (Stinnes) und ob wir jetzt möglicherweise vor einer solchen Situation stehen - ist leider in die Hose gegangen und alle sind mit der Moralkeule über mich hergefallen, von wegen junge Leute falsch beraten und so'n Käse
>Aber es ist für mich doch eine interessante Erkenntnis herausgekommen. Außer Wasil hat nicht einer (auch Du nicht dottore) für eine Verschuldung plädiert.
Es gibt keinen Zwang, einen Kredit zu nehmen.
>Es wurde gar keine Chance-Risiko Abwägung angestellt, sondern Verschuldung pauschal verdammt - also immer erst sparen und dann konsumieren (anlegen). Sagt uns das etwas über den Debitismus - lieber dottore?
Nein. Debitismus sagt nicht, dass Verschuldung Statt finden muss, sondern erklärt, was passiert, nachdem sie Statt gefunden hat. Und er versucht, zu erklären, warum es überhaupt eine"propensity for taking debts" (bis hin zur Kreditsucht) gibt, dazu sind wir mit Dimis Hilfe bereits tief in Vorgeschichte und Völkerkunde vorgestoßen.
Letztlich ist Kredit ein"Nicht-Warten-Können" oder Zeitüberbrückungsphänomen. Und da Leben ohne Zeitablauf nicht vorstellbar ist, dürfte es nach meiner Meinung keine Gesellschaft geben oder gegeben haben, die sich nicht dem Zeitproblem zu stellen versuchte (früher-später;"debt avoidance"; Schuldenerlass; Unsterblichkeitsvorstellungen; usw.).
Paul Einzig hat in seinem"Primitive money" (Oxford usw., 2. Aufl. 1966) solche Zeit-Phänomene auch im Zusammenhang mit ganz, ganz frühem"Geld" nicht ausgelassen.
So heißen seine entsprechenden Kapitel:
-"Standard of value" (Wert ist immer ein zeitübergreifendes Phänomen; einen Wert, der nichts mit Zeitdauer zu tun hat, gibt es nicht - egal wie er sich verändert).
-"Store of Value" (Store = Aufbewahren, klassisches Zeitphänomen).
-"Liquid reserves" (Reserven sind etwas für den kommenden Zeitablauf).
-"Standard of Deferred Payments" (deferred = Zeitüberbückungsphänomen schlechthin).
Auf Einzig wird noch ausführlich eingegangen werden. Dimi wird es sicher freuen (Dich und die anderen hoffentlich auch).
Gruß
d.
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Ecki1
19.06.2001, 13:18
@ Ricoletto
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Re: Verschuldungsbereitschaft und Psychologie (meine Meinung)... |
Also, der verrückte Rico hat momentan einige hunderttausend Mark Schulden an der Backe - einfach deshalb, weil er sich zu dem Zeitpunkt (!!) des Schuldenmachens"besser gefühlt" hat und eine"andere Einstellung" zur Marktsituation hatte als heute!
Meine persönliche Situation (und auch meine geschäftliche) haben sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund der drohenden gesamtwirtschaftlichen Probleme wesentlich geändert, womit meine"positive Stimmung" für die Zukunft im Eimer ist - ich möchte also lieber heute als morgen meine Schulden loshaben, und mich momentan nicht wieder/weiter verschulden.
Was will ich damit sagen:
Wäre ich nach wie vor"mainstreamed" ohne diese ganzen Szenarien im Kopf, hätte meine Bereitschaft, mich zu verschulden nicht nachgelassen, da ich ja in den nächsten Jahren selbst bei Fehlinvestments (z. B. Immo-Wertverlust von 50 %, Weckbrechen von Mietern) immer die Möglichkeit gehabt hätte, durch meiner Hände oder meines Kopfes Arbeit, dieses"zu subventionieren" (wenigstens eine Zeit lang, bis diese Probleme ausgestanden sind.
Da ich in der glücklichen Lage bin, enigstens schon über den Tellerrand hinausgeschaut zu haben, ist mein Optimismus von vor 2 Jahren"dahin".
Geht es den meisten Menschen mal so wie mir, also der"letzte Funken" Optimismus für die nähere zukunft ist weg, werden auch andere Ihre Konten plündern (wollen), Vorfälligkeitsentschädigungen zahlen und damit die Abhängigkeit von den Banken los sein. Dann Gute Nacht"Kredit/Geld-Schöpfungskreislauf" und Gute Nacht Wirtschaft!
Selbstverständlich läuft es so, und zwar in Wellen. Nicht zuletzt lautet daher ein guter alter Börsenspruch: "If you panic, please panic first!" Denn wenn Du voller Optimismus und Idealismus erst dann Rückzüge tätigen willst, wenn bereits Bankfeiertag ist und Dir die anderen zuvorgekommen sind, ist es halt doch zu spät für Dich, auch wenn Du in bester Absicht gehandelt hast.
Gruss: Ecki
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