R.Deutsch
24.06.2001, 17:50 |
Das neue Buch von George Soros Thread gesperrt |
Habe gerade das neue Buch von Soros:"Die offene Gesellschaft" gelesen und bin enttäuscht.
Das Anliegen ist ja begrüßenswert, aber ich habe selten ein intellektuell so unscharfes (um nicht zu sagen schlampiges) Buch gelesen - aber vielleicht waren auch nur meine Erwartungen zu hoch. Mal ein Beispiel: Soros schreibt:" Die Äußerungen von Alan Greenspan sind Musterbeispiele von Reflexivität. Als man ihm auf einem Kongress dafür dankte, dass er die wirtschaftliche Lage so klar beschrieben habe, erwiderte er - Ich fürchte dann muss ich missverstanden worden sein."
Dieses mittlerweile berühmte Zitat so schlampig wiederzugeben ist typisch für die Gedankenführung in dem ganzen Buch. Greenspan hat nach meiner Erinnerung gesagt:"Wenn Sie mich verstanden haben, habe ich mich nicht richtig ausgedrückt" Das klingt zwar so ähnlich, ist aber doch etwas ganz anderes.
Oder sehen wir uns mal an was er zum Geld sagt ( auf Seite 202, die einzige Stelle zu diesem Thema im ganzen Buch)
"Aus Sicht der Volkswirtschaft ist Geld bloß ein Mittel zum Zweck und kein Zweck an sich; es stellt den Tauschwert dar, ohne selbst wertvoll zu sein. Anders gesagt, der Wert des Geldes hängt vom Wert der Güter und Dienstleistungen ab, gegen die es eingetauscht werden kann. Doch welchem wirklichen Wert sollen ökonomische Transaktionen entsprechen. Man einigte sich darauf, dass diese Frage nicht beantwortet werden muss, und nimmt einfach an, dass die ökonomisch Handelnden einen bestimmten Wert im Auge haben. Ihre Präferenzen, ganz gleich welche, kann man in Form von Indifferenzkurven beschreiben und solche Kurven lassen sich zur Preisfestellung nutzen...... Unter Bedingungen eines rapiden Wandels, dann nämlich, wenn Traditionen die Menschen nicht mehr in Bann ziehen und diese von allen Seiten mit Handlungsoptionen und Vorschlägen bombardiert werden, ist häufig der Tauschwert an die Stelle intrinsischer Werte getreten."
Mit einem solchen Blahblah könnte er sich hier im Board wohl nicht lange halten. Das Buch steht zum Verkauf - wer es haben will 20,-DM fiat money.
Gruß
R.Deutsch
p.s. was er über Russland schreibt ist allerdings ganz interessant.
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nereus
24.06.2001, 19:48
@ R.Deutsch
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Re: Das neue Buch von George Soros - und die Sprüche des AG |
Hallo Reinhard!
Die 20 DM kann ich mir vielleicht gerade noch leisten. ;-)
Es soll nämlich auch Bücher geben die weit über 49 DM kosten sollen. ;-(
Wenn mir keiner zuvor kommt würde ich es gerne nehmen.
Was er zum Geld sagt ist mir egal. Aber er gehört nun mal zum inneren Zirkel, und vielleicht kann ich irgendetwas von seinen Aussagen so weit umbiegen bis es in meine Weltanschauung paßt. ;-)
Du mußt mir nur sagen wohin ich meine Adresse senden soll.
Da Du offenbar ein Freund von AG bist stelle ich hier nochmal ein Zitat von ihm rein. Habe das vor ein paar Monaten schon gemacht - aber es kam keine Reaktion.
Na, vielleicht gefällt es Dir.
"Ich weiß, daß Sie glauben, Sie wüßten, was ich Ihrer Ansicht nach gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, daß das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meine."
.. vor dem Kongreß
mfG
nereus
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Oldy
24.06.2001, 19:48
@ R.Deutsch
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Re: Das neue Buch von George Soros |
>Habe gerade das neue Buch von Soros:"Die offene Gesellschaft" gelesen und bin enttäuscht.
>Das Anliegen ist ja begrüßenswert, aber ich habe selten ein intellektuell so unscharfes (um nicht zu sagen schlampiges) Buch gelesen - aber vielleicht waren auch nur meine Erwartungen zu hoch. Mal ein Beispiel: Soros schreibt:" Die Äußerungen von Alan Greenspan sind Musterbeispiele von Reflexivität. Als man ihm auf einem Kongress dafür dankte, dass er die wirtschaftliche Lage so klar beschrieben habe, erwiderte er - Ich fürchte dann muss ich missverstanden worden sein."
>Dieses mittlerweile berühmte Zitat so schlampig wiederzugeben ist typisch für die Gedankenführung in dem ganzen Buch. Greenspan hat nach meiner Erinnerung gesagt:"Wenn Sie mich verstanden haben, habe ich mich nicht richtig ausgedrückt" Das klingt zwar so ähnlich, ist aber doch etwas ganz anderes.
>Oder sehen wir uns mal an was er zum Geld sagt ( auf Seite 202, die einzige Stelle zu diesem Thema im ganzen Buch)
>"Aus Sicht der Volkswirtschaft ist Geld bloß ein Mittel zum Zweck und kein Zweck an sich; es stellt den Tauschwert dar, ohne selbst wertvoll zu sein. Anders gesagt, der Wert des Geldes hängt vom Wert der Güter und Dienstleistungen ab, gegen die es eingetauscht werden kann. Doch welchem wirklichen Wert sollen ökonomische Transaktionen entsprechen. Man einigte sich darauf, dass diese Frage nicht beantwortet werden muss, und nimmt einfach an, dass die ökonomisch Handelnden einen bestimmten Wert im Auge haben. Ihre Präferenzen, ganz gleich welche, kann man in Form von Indifferenzkurven beschreiben und solche Kurven lassen sich zur Preisfestellung nutzen...... Unter Bedingungen eines rapiden Wandels, dann nämlich, wenn Traditionen die Menschen nicht mehr in Bann ziehen und diese von allen Seiten mit Handlungsoptionen und Vorschlägen bombardiert werden, ist häufig der Tauschwert an die Stelle intrinsischer Werte getreten."
>Mit einem solchen Blahblah könnte er sich hier im Board wohl nicht lange halten. Das Buch steht zum Verkauf - wer es haben will 20,-DM fiat money.
>Gruß
>R.Deutsch
>p.s. was er über Russland schreibt ist allerdings ganz interessant.
Was soros da schreibt, hat doch Hand und Fuß für jemand, der nicht in Goldwahn verstrickt ist. Dafür ist er wohl auch reich und du nicht. Er sieht eben die Dinge, wie sie sind und träumt nicht von der Wiederkehr des Goldstandards, wie viele auch hier auf dem Forum.
Soros hat immer genau beobachtet, wann eine Währung überbewertet war und wann es so weit war, daß eine Anpassung unbedingt notwendig geworden war und hat seine Strategie danach gerichtet. Erst in allerletzter Zeit wurden selbst ihm die spekulativen Ausschläge zu unberechenbar und heftig und gerade in Rußland hat er wohl die Korruption der führenden Elite unterschätzt. Daß die für etwas Geld im Ausland ihre eigene Wirtschaft zugrunde gehen lassen würden, hat er nicht vorhersehen können. Daß er sich jetzt auch wieder in die Hände von korrupten Machthabern gibt, weiß er zwar wahrscheinlich bei seinen Investitionen in Südamerika, aber was bleibt ihm sonst übrig? An Umgang mit korrupten Staatsdienern hat er ja Erfahrung.(Nicht wahr, Harald?)
Na, ihn schert es recht wenig in seiner Shangri la Lichtung im Wald - den Oldy
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R.Deutsch
24.06.2001, 21:08
@ nereus
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Re: Soros an Dich - Nereus |
Hallo Nereus,
1 Soros 20,- DM portfrei an Dich - Danke. Bücher für über 49,- DM sind halt mehr wert:-)
Schreib die Adresse an meine e-mail: R.Deutsch@t-online.de
In dem Buch macht Soros immerhin konkrete Vorschläge für eine neue Weltfinanzarchitektur und eine Weltregierung und Du erfährst, dass er an viele russische Ingenieure und Naturwissenschaftler Geld bezahlt hat (so 500 Dollar im Jahr), damit sie im Land bleiben und dass er dem Westen vorwirft, die Chance verpasst zu haben, die Gorbi eröffnet hatte, Russland in eine offene Gesellschaft zu verwandeln (womit er wohl recht hat). Alles in allem ein atemraubendes Buch von einem bemerkenswerten Menschen - gratuliere zum Kauf.
Gruß
Reinhard
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JüKü
24.06.2001, 21:13
@ R.Deutsch
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Re: Soros an Dich - Nereus / JAAAAAAAA! |
Reinhard: Bücher für über 49,- DM sind halt mehr wert:-)
Volle Zustimmung! Und über 128,- erst recht ;-)
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R.Deutsch
24.06.2001, 21:39
@ Oldy
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Re: Reiche müssen nichts von Geld verstehen |
Lieber Oldy,
wenn Soros schreibt:
Geld stellt den Tauschwert
dar, ohne selbst wertvoll zu sein. Anders gesagt, der Wert des Geldes hängt vom Wert der Güter und Dienstleistungen ab, gegen die es eingetauscht werden kann.
so ist das für mich einfach logisch schlampig, weil die Frage offen bleibt, warum man denn Güter und Dienstleistungen dagegen eintauschen kann. Ich drucke einen Zettel und der hat Wert, weil andere Güter und Dienstleistungen dafür hergeben! Das ist Falschgeld pur, aber entspricht eben auch der Vorstellung, die Soros von Geld hat.
Mit dem Reichtum hast Du ja recht - er versteht nichts von Geld, aber hat welches - bei mir ist es umgekehrt.
Das ist so ähnlich wie bei den Schulfreunden die sich treffen. Sagt der eine - Mensch Otto, in der Schule konntest Du nicht mal Prozentrechnung und jetzt bist Du Millionär - wie hast Du denn das geschafft? Sagt der andere ich kaufe Schrott für eine Mark und verkaufe ihn für 10 Mark und von den 9% lebe ich.
Gruß
Reinhard
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Galiani
24.06.2001, 21:55
@ Oldy
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@Oldy: Hoppla! Geht's ein bißchen weniger aggressiv? |
Lieber Oldy
Ich bin nicht"im Goldwahn verstrickt" sehe aber - ebenso wie etwa
ein gewisser Herr Alan Greenspan (vgl. u.a. The Wall Street Journal
Europe, Oct. 16-17, 1998) - gewisse Vorteile, die eine Rückkehr
zum Goldstandard gegenüber dem jetzigen Zustand hätte. Aber na-
türlich ist das nur eine unter mehreren Möglichkeiten, wieder Ordnung
ins Geldwesen zu bringen...
Das mit den Indifferenzkurven, von denen Soros spricht, ist jedenfalls so
eine Sache:
Psychologen (insbesondere in den 60-ern und 70-ern Ward Edwards)
haben nämlich klar bewiesen, daß es solche Indifferenzkurven praktisch-
psychologisch nicht gibt. Zumindest sind sie über die Zeit extrem instabil;
heute ist dem einen das Gut A gleich viel wert wie das Gut B und morgen -
gar nichts! Derartige Wertschwankungen, die ein rationales Wirtschaften
fast unmöglich machen, sind der Haken einer allzu wörtlich genommenen
"subjektiven Wertlehre" nach Art der sog. österreichischen Schule der
Ã-konomie.
Solche Wertschwankungen, wie sie z. B. bei Goldbasierung des Geldes un-
möglich wären, sind aber doch gerade heute UNSER großes Problem:
Vor etwas mehr als einem Jahr war die kaum 10 Jahre alte Firma CISCO
das Unternehmen mit der höchsten Börsenkapitalisierung der Welt; mehr
als 5-mal so viel wie General Motors, wenn ich mich recht erinnere.
Heute, 14 Monate später, ist das Unternehmen nur noch einen Bruchteil
davon wert und irgend jemand hat im Zuge dieser Neueinschätzung an die
400 Milliarden Dollar verloren.
Oder schauen wir uns das stock-option-Unwesen in den USA an: Zu
Lasten ihrer Geldgeber, des Aktionariates, drucken Unternehmen heute
in rauhen Mengen neue Aktien, mit denen ihre Angestellten bezahlt d.h.
deren mittlerweile wertlose stock-options"wertangepaßt" werden; was
ist da der Unterschied zum Gelddrucken? Weil eben der"Indifferenzpunkt"
zwischen den Rechten des Aktionärs, der sein Geld zur Verfügung stellt,
und den Interessen der Angestellten ein bißchen näher zum Angestellten
gerutscht ist.
Aber den Schaden haben keineswegs nur immer die Geldbesitzer:
Sondern das geht bis zu den extremen Währungsschwankungen von einem Tag
auf den anderen zwischen einzelnen Ländern, wobei ganze Volkswirtschaften,
Besitzende und Besitzlose gleichermaßen, zugrunde gehen.
Wie sagte Alan Greenspan im September 1998 vor dem Us-Kongreß so
richtig: - unter einem Goldstandard wäre derartiges unmöglich! DESHALB,
aus Zweckmäßigkeitserwägungen und weil Indifferenzkurven letztlich immer
dort zu liegen kommen, wo die Mächtigen, die über das Geld anderer verfügen,
sie haben wollen, könnte ich mir eine Rückkehr zu einer Art von Goldstandard
als durchaus wohltuend und heilsam vorstellen.
Herzlichst
Galiani
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nereus
24.06.2001, 23:32
@ JüKü
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Re: Soros an Dich - Nereus / JAAAAAAAA! - dieser Zaunspfahl hat gerade... |
den Monitor von innen nach außen zerschlagen. ;-)
Ich war drauf und dran Euer Buch zu bestellen, aber die ganzen Geldgeschichten sind mir momentan etwas zu anstrengend. Das ist zum Teil so hochkarätig, da muß man immer top drauf sein. Und das ist z.Z. nicht immer drin.
Da wandle ich momentan lieber auf den Verschwörungspfaden, das strengt nicht so an, ist aber nicht weniger interessant.
Dein Vorschlag, zwecks sinnvoller Verwendung der Kohle, geht in Ordnung. Habe vollstes Vertrauen.
mfG
nereus
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JüKü
25.06.2001, 00:23
@ nereus
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Re: Soros an Dich - Nereus / JAAAAAAAA! - dieser Zaunspfahl hat gerade... |
>den Monitor von innen nach außen zerschlagen. ;-)
>Ich war drauf und dran Euer Buch zu bestellen, aber die ganzen Geldgeschichten sind mir momentan etwas zu anstrengend. Das ist zum Teil so hochkarätig, da muß man immer top drauf sein. Und das ist z.Z. nicht immer drin.
>Da wandle ich momentan lieber auf den Verschwörungspfaden, das strengt nicht so an, ist aber nicht weniger interessant.
>Dein Vorschlag, zwecks sinnvoller Verwendung der Kohle, geht in Ordnung. Habe vollstes Vertrauen.
>mfG
>nereus
Mönsch, nereus, du kannst alle anderen Bücher wegschmeißen, sogar die Geldfalle ;-)
Es gibt kein wichtigeres!
Aber lieber doch nicht, sonst machst du deinen Laden zu, bevor du ihn aufgemacht hast......
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