Fragezeichen hinter Reformprogramm der japanischen Regierung
<font size=5>Brokerhäuser rüsten sich für neuen Kurseinbruch an der Tokioter Börse</font>
HANDELSBLATT, 25.6.2001
ga TOKIO. Die geldpolitischen Entscheidungen in den USA und Japan und die wirtschaftspolitischen Ergebnisse des ersten Treffens von Ministerpräsident Junichiro Koizumi mit US-Präsident George W. Bush Ende dieser Woche stehen im Zentrum des Interesses am Tokioter Aktienmarkt.
Fachleute gehen davon aus, dass der Nikkei-Index kurzfristig bis auf 13 500 Punkte steigen kann. In der vergangenen Woche hatte das Kursbarometer die Marke von 13 000 Punkten übersprungen. Als Gründe galten die vorgelegten Regierungspläne für Wirtschaftsreformen und die Sanierung des Bankensystems sowie der weitere Kursverlust des Yen. Für die japanische Währung wird bei Fortsetzung der nun auch offiziell von Washington akzeptierten Abschwächung eine Schwankungsbreite von 123 bis 127 Yen/$ prognostiziert. Daisuke Uno, Chef-Finanzmarktanalyst der Sumitomo Mitsui Banking Corp., <font color="#FF0000">sieht die japanische Währung über einen Zeitraum von 24 Monaten sogar bis auf 145 Yen/$ fallen</font>, wenn Koizumi sein Reformprogramm planmäßig umsetzen kann und an der Haushaltskonsolidierung festhält.
<font color="#FF0000">In Tokio überwiegt die Einschätzung, dass es in den USA in dieser Woche zu einer weiteren Zinssenkung um 25 bis 50 Basispunkte kommen wird</font>. Nach den Erklärungen von Notenbankchef Masaru Hayami dürfte es dagegen in Japan auf der Sitzung des Geldpolitischen Ausschusses der Notenbank am Donnerstag noch nicht zu einer weiter gehenden Lockerung der Geldpolitik kommen. Hayami machte hierfür den Beginn der Umsetzung der Wirtschaftsstrukturreformen zur Voraussetzung.
Damit ist aber erst nach den Oberhauswahlen Ende Juli zu rechnen. Weiterhin allerdings völlig unklar, ob es zur Verwirklichung dieser Reformen überhaupt kommt. Dies zeigen die unverbindliche Wortwahl des Reformprogramms und die Tatsache, dass die Regierungspartei wegen der heftigen internen Streitigkeiten ihr Wahlprogramm noch nicht vorgelegt hat.
<font color="#FF0000">Selbst wenn es aber zur Realisierung des Reformprogramms kommen sollte, erwarten führende internationale Brokerhäuser massive Kursverluste am Aktienmarkt für den Fall, dass die Regierung die Konjunktur nicht mehr ankurbelt. Zudem sei dann mit einem wirtschaftlichen Abschwung zu rechnen</font>.
<font color="#FF0000">Ryoichi Arai, J.P. Morgan Trust Bank, sieht den Nikkei-Index so wieder unter die Marke von 12 000 Punkte fallen. Masatoshi Kikuchi, Merrill Lynch Japan, prognostiziert einen Fall des Index bis auf 11 500 Punkte, bevor es im Herbst zu einer Erholung kommen werde</font>.
Ryoji Musha, Deutsche Securities, hält unverändert an seinem Krisenszenario fest, wonach es zwischen Herbst und der Jahreswende <font color="#FF0000">sogar zu einem Sturz des Nikkei-Index unter die Marke von 10 000 Punkten kommen wird</font>.
Kaufempfehlungen werden von Nikko-Salomon-Smith-Barney für Japans führenden Autokonzern Toyota ausgesprochen. Grund ist ein Kostensenkungsprogramm. Goldman Sachs empfiehlt den Baukonzern Taisei. Das Unternehmen ist vor in Ballungsräumen tätig, auf die die Regierung ihre Infrastrukturmaßnahmen konzentrieren will. Tsubasa Securities rät zu Olympus Optical - wegen der exportfördernden Yen-Schwäche und dem guten Geschäft mit Digitalkameras und Medizintechnik.
HANDELSBLATT, Montag, 25. Juni 2001
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