Zur Einleitung meiner Frage noch einmal ganz kurz einen Grundgedanken Schopenhauers - den ich sogleich als ggf. inkonsequent in Frage stellen möchte. Womit dann Teile seiner Schlüsse in sich zusammenfallen müssten. Anschliessend die Frage, ob Nietzsche (ohne es zu sagen / sich dessen bewusst zu sein) eine (mir jedenfalls) nicht sympathische gültige Schluss-Forderung (!) gezogen hat.
Schopenhauer: (Welt als Wille und Vorstellung)
Was wir wahrnehmen, ist (für jeden) relativ, ist nur die Vorstellung eines zugrunde liegenden Motives, er nennt es den"Willen". Der Wille zur Existenz, damit Reproduktion, Überleben, Kampf usw. So sind denn z.Bsp. auch Körperfunktionen nur die Vorstellung, die dazu dient, den"Willen" zu erhalten.
Die Existenz ist auch in Schopenhauers Welt ein"struggle for life", demzufolge auch kein Zuckerschlecken, sondern ein nicht endender, ständig Bedürfnisse produzierender Schmerz. Gegenbeispiele, wie der"fortunate son" (CCR:-), dienen nur dazu, den Schmerz anzuheizen und materielle Ziele aufzuzeigen, die das Individuum dann anstreben kann - oder auch nicht.
Mir geht es hier um dieses"oder auch nicht".
Schopenhauer weiter (dies betreffend):
Er erkennt Suizid als eine, wenn auch inkonsequente, Möglichkeit an, sich dem Schmerz zu entziehen. Er sagt sogar, daß dies die einzige Freiheit wäre, die der Mensch dem Tier voraus habe und daß diese Option sozusagen Teil der Spielregeln wäre und daher auch nicht"nachher" (was immer dies bedeuten mag) bestraft werden könne. Suizid wäre aber eine Bejahung des Willens, jedoch eine Verneinung, sich den individuellen Lebensbedingungen zu stellen.
Er zieht jedoch eine"Verneinung des Willens" vor und hebt jene auf das Schild, die entweder nur eben ihre Grundbedürfnisse decken und sogar auf den Geschlechtstrieb verzichten (also Asketen) oder sogar das Essen einstellen.
Den (für ihn ist es jedoch gleichrangig) Vorzug gibt er dem"Mitleid", also dem Altruismus.
Hier nun meine Frage nach der (In-)Konsequenz Schopenhauers:
Ist das alleinige Decken von Grundbedürfnissen ohne Mitleid alternativ das blosse Decken von Grundbedürfnissen mit Mitleid (Altruismus) nicht geradezu eine frenetische Bejahung des Willens?
Nach meiner Sicht gäbe es nur eine Verneinung des Willens: sich die Futterlucke zuzubinden. Daß dies bei zu grosser Anhängerschaft schwere Turbulenzen zuerst für die Rentensysteme, dann für die Menschheit als solche und zum Schluss gar keine Probleme mehr machen würde, halte ich für garantiert.:-)
Das kann aber wohl nicht gemeint haben.
Daher also nochmal Frage 1:
Ist Schopenhauer konsequent? Wenn ja, warum?
Meine Frage 2:
Gibt es also entweder nur die absolut(e) (tödliche) Verneinung des Willens und wenn diese nicht gewählt wird, nur die totale Bejahung des Willens und damit das völlige Einlassen auf das"immer mehr"? Und hat Nietzsche dies mit dem"Willen zur Macht" gemeint? Wenn er das nicht gemeint hat: was meinte er dann?
Eurer Antwort gespannt entgegenfiebernd, mfG!
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Hi,
Schopenhauer ist ein schwieriger Fall, so sehr seine Parerga, Paralipommena oder andere Aphorismen geschätzt sind.
>Zur Einleitung meiner Frage noch einmal ganz kurz einen Grundgedanken Schopenhauers - den ich sogleich als ggf. inkonsequent in Frage stellen möchte. Womit dann Teile seiner Schlüsse in sich zusammenfallen müssten. Anschliessend die Frage, ob Nietzsche (ohne es zu sagen / sich dessen bewusst zu sein) eine (mir jedenfalls) nicht sympathische gültige Schluss-Forderung (!) gezogen hat.
>Schopenhauer: (Welt als Wille und Vorstellung)
>Was wir wahrnehmen, ist (für jeden) relativ, ist nur die Vorstellung eines zugrunde liegenden Motives, er nennt es den"Willen".
Entscheidender Denkfehler! Da gilt"Die Welt ist meine Vorstellung" (1. Satz des Hauptwerks), kann auch der Wille nur eine Vorstellung sein. Ist er eine Vorstellung, muss ich ihn nicht weiter beachten.
>Der Wille zur Existenz, damit Reproduktion, Überleben, Kampf usw. So sind denn z.Bsp. auch Körperfunktionen nur die Vorstellung, die dazu dient, den"Willen" zu erhalten.
Vorausgesetzt, der Wille ist kein vorgestellter Wille.
>Die Existenz ist auch in Schopenhauers Welt ein"struggle for life", demzufolge auch kein Zuckerschlecken, sondern ein nicht endender, ständig Bedürfnisse produzierender Schmerz. Gegenbeispiele, wie der"fortunate son" (CCR:-), dienen nur dazu, den Schmerz anzuheizen und materielle Ziele aufzuzeigen, die das Individuum dann anstreben kann - oder auch nicht.
>Mir geht es hier um dieses"oder auch nicht".
Das Schmerzvermeiden würde reichen - ergo alles minimieren, was zur Schmerz-Genese führen könnte.
>Schopenhauer weiter (dies betreffend):
>Er erkennt Suizid als eine, wenn auch inkonsequente, Möglichkeit an, sich dem Schmerz zu entziehen. Er sagt sogar, daß dies die einzige Freiheit wäre, die der Mensch dem Tier voraus habe und daß diese Option sozusagen Teil der Spielregeln wäre und daher auch nicht"nachher" (was immer dies bedeuten mag) bestraft werden könne. Suizid wäre aber eine Bejahung des Willens, jedoch eine Verneinung, sich den individuellen Lebensbedingungen zu stellen.
Eine Bejahung des Willens - sofern nicht nur als vorgestellt vorhanden - bis er zum Erlöchen gebracht wird (individuell). Generell könnte er nicht zum Erlöschen gebracht werden, da umfassend /(in Sch.s"Vorstellung").
>Er zieht jedoch eine"Verneinung des Willens" vor und hebt jene auf das Schild, die entweder nur eben ihre Grundbedürfnisse decken und sogar auf den Geschlechtstrieb verzichten (also Asketen) oder sogar das Essen einstellen.
Man kann die Auswirkungen der Äußerungen des Willens in der Tat minimieren.
>Den (für ihn ist es jedoch gleichrangig) Vorzug gibt er dem"Mitleid", also dem Altruismus.
Als Erkenntnis, dass der Wille auch in anderen wütet.
>Hier nun meine Frage nach der (In-)Konsequenz Schopenhauers:
>Ist das alleinige Decken von Grundbedürfnissen ohne Mitleid alternativ das blosse Decken von Grundbedürfnissen mit Mitleid (Altruismus) nicht geradezu eine frenetische Bejahung des Willens?
Der Wille muss nicht bejaht werden, sondern es muss nur seine Existenz erkannt werden; siehe oben die erkenntnistheoretische Schwierigkeit in die er sich ohne Not selbst manövriert hat.
>Nach meiner Sicht gäbe es nur eine Verneinung des Willens: sich die Futterlucke zuzubinden.
Da der Wille so oder so waltet, ist alles nur eine Akzeptanz des Willens, bis er eben individuell zum Erlöschen gebracht wurde (womit gleichzeitig auch die individuelle Vorstellungskraft erlischt).
>Daß dies bei zu grosser Anhängerschaft schwere Turbulenzen zuerst für die Rentensysteme, dann für die Menschheit als solche und zum Schluss gar keine Probleme mehr machen würde, halte ich für garantiert.:-)
Natürlich bringt sich keiner deshalb um, weil er den einmal erkannten Willen negieren will. Dazu würde es genügen, die Erkentnnis des Willens zu negieren bzw. als"falsch vorgestellt" zu empfinden. Ganz leichte Übung.
>Das kann aber wohl nicht gemeint haben.
>Daher also nochmal Frage 1:
>Ist Schopenhauer konsequent? Wenn ja, warum?
Nein, er hat sich z.B. nicht selbst umgebracht. Es war Lungentzündung 21. 9. 1860.
Über ihn (Auszüge aus Lange-Eichbaum/Kurth/Ritter):
"Klein, hager; leptosom; schizothym bei depressiven Persönlichkeitszügen und ausgesprochener Introversion des Denkens... Pessimismus, Treue, kontaktarm, Spott, gereizt, zurückgezogen, Freundschaft, Prinzipientreue, sparsam, ordnungsliebend, erotisch, streitbar, grob, Traurigkeit, Zynismus, gradlinig, asketisch, ethisch, Resignation, grüblerisch, Gleichmut, überlegt, mutig, zwanghafte Bescheidenheit..." (mehr möglich)
>Meine Frage 2:
>Gibt es also entweder nur die absolut(e) (tödliche) Verneinung des Willens und wenn diese nicht gewählt wird, nur die totale Bejahung des Willens und damit das völlige Einlassen auf das"immer mehr"?
Kannten die Griechen schon. Hieß bei ihnen"Pleonexie" (Mehrsucht).
>Und hat Nietzsche dies mit dem"Willen zur Macht" gemeint? Wenn er das nicht gemeint hat: was meinte er dann?
<font color="FF0000">Nietzsche hat das überhaupt niemals gemeint. Der WzM ist ein Machwerk, das seine Schwester Elisabeth zunächst 1895/1901 aus N.s Notizen zuammen geschustert hat und 1906 nochmals als N.s"großes Werk" erscheinen ließ. Vieles ist schlicht von ihr gefälscht (vgl. die neueste Nietzsche-Forschung).</font>
Ansonsten Loewenberg in seiner Nietzsche-Pathographie 1948, als der Schwindel noch nicht aufgeflogen war (siehe oben, gekürzt):
"Eitel. Unterschlug Quellen seiner wichtigsten Ideen, kannte nur Bordell oder platonische Verhältnisse, Mitleidiger Mensch entgegen seinen Angriffen auf Barmherzigkeit und Mitleid..." Und:
"Am meisten enthüllend jedoch sind seine Wunschträumen von Größe bei dem Ausbruch seiner Psychose. Er plante Deutschland zu einem Verzweiflungskrieg aufzureizen.
Man beachte das Erscheinungsjahr 1948 und die Tatsache, dass da jemand nicht vorurteilsfrei gearbeitet haben kann.
>Eurer Antwort gespannt entgegenfiebernd, mfG!
Fiebersenkendes Mittel hilft immer, sonst kalte Wadenwickel.
Also: Schopenhauer mit netten Beobachtungen, ansonsten kardinaler Hauptwerk-Denkfehler. Nietzsche: Eher nett, harmlos und eine arme Sau mit 12 Jahren Paralyse, Demenz, Halluzinationen usw.
Gruß
d.
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