R.Deutsch
28.06.2001, 10:00 |
Nochmal Inflation vs. DeflationThread gesperrt |
Lieber dottore,
Du schreibst:
Die"Kreditgewährung", mon cher, findet nicht über den"Ankauf von Staatsanleihen" durch die ZB statt (die
niemals einen Kredit vergeben kann!). Sondern die Kredite des Landes Berlin müssen über das Bankensystem
(kurzfristige Kredilinien) in den Kapitalmarkt (langfristig) wandern.
Und wenn Berlin irgendwann - schnell, schnell! - bei einem Rating von B- landet, was dann? Dann werden die bisher
existenten Berlin-Anleihen auch wertloser, und
das ist dann ein weiterer großer Schritt in Richtung hin zum deflationären Kollaps.
JA oder NEIN?
Natürlich wird das über die Ratings laufen - siehe den interessanten Beitrag zur Swissair (18%). Ob erst das Bankensystem kauft und dann die ZB beleiht oder die ZB gleich kauft ist doch wurscht (natürlich beleiht die ZB Wertpapiere). Im übrigen bin ich ja der Meinung, dass Kreditgeld bereits mit der Ausstellung des Wechsels entsteht und nicht erst bei der Diskontierung - insofern also kein dissens.
Das letztlich die Schulden (Geldvermögen) ausgebucht werden müssen, darüber sind wir ja einig, die für uns alle sehr wichtige Frage ist doch nur, wie es wahrscheinlich diesmal technisch abgewickelt wird, ob man eine Reflationierung und den bequemeren Weg über die Hyperinflation mit anschließendem"neuen Weltgeld" noch im Griff hat, oder ob die Handelnden vom Tempo der Entwicklung überrollt werden (deflatorischer Kollaps).
Die Signale von Greenspan sind ja eindeutig. Seine Ermahnung an die Banken Kredite zu gewähren und seine Zinssenkungen signalisieren das gleiche Programm wie 1987 - was soll er auch anders machen - Geld erzeugen durch zusätzliche Kredite. Der Beitrag von Ecki 1 zeigt ja in die gleiche Richtung (Aufruf zur Kooperation beim Ankauf von Staatsanleihen). Die CDU wird jetzt mit Sicherheit große Ausgabenprogramme und mehr Verschuldung fordern. (mein Vorschlag, den 6 Millionen überschuldeten Haushalten die Schulden zu erlassen wäre ein guter Anfang, sind schon mal 400 Milliarden).
Die Frage ist also, ist eine massive Zusatzverschuldung jetzt noch technisch machbar und politisch darstellbar? Ich denke ja, dem Publikum ist noch viel zuzumuten, im Grunde hoffen alle auf die"Lösung". Nimm Berlin - jeder weiß, dass die 80 Milliarden Schulden nicht mehr zu bedienen und erst recht nie rückzahlbar sind, gleichwohl werden die 6 Milliarden jetzt locker drauf gepackt und jeder sagt, ja das muss erst mal sein - wir können Berlin nicht pleite gehen lassen. Kreditnehmer zu finden ist nicht das Problem, notfalls leiht Europa an Amerika und Amerika an Europa, das ist heute technisch alles darstellbar, wenn man es will.
Im Grunde läuft alles auf das japanische Modell hinaus, denke ich, nur schneller. Aber Du hast natürlich recht, die Überraschung kann genauso gut von der anderen Seite kommen, nur denke ich, dass dann Gold erst recht der richtige Hafen ist
Gruß
R
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rodex
28.06.2001, 10:48
@ R.Deutsch
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Re: Nochmal Inflation vs. Deflation |
>Die CDU wird jetzt mit Sicherheit große Ausgabenprogramme und mehr Verschuldung fordern.
Nein. Das hoert sich definitiv nicht nach CDU an. Die werden allenfalls
eine Steuersenkung oder aehnliches fordern. Aber keine Verschuldung!
Rodex
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BossCube
28.06.2001, 11:35
@ rodex
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Re: Nochmal Inflation vs. Deflation |
>>Die CDU wird jetzt mit Sicherheit große Ausgabenprogramme und mehr Verschuldung fordern.
>Nein. Das hoert sich definitiv nicht nach CDU an. Die werden allenfalls
>eine Steuersenkung oder aehnliches fordern. Aber keine Verschuldung!
>Rodex
Doch, eben doch! Sie fordern jetzt ein Konjunkturprogramm und wollen, daß Eichel vom Sparkurs abweicht. Was sich doch in der Opposition alles ändert.....
J.
p.s. Die CDU will vielleicht, daß die Sozis jetzt noch beschleunigt die Karre an die Wand fahren, damit sie dann pünktlich zur Bundestagswahl als Retter erscheinen können.
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Bär
28.06.2001, 17:01
@ R.Deutsch
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Wann entsteht Kredit beim Wechsel? |
>Lieber dottore,
>Du schreibst:
>Die"Kreditgewährung", mon cher, findet nicht über den"Ankauf von Staatsanleihen" durch die ZB statt (die > niemals einen Kredit vergeben kann!). Sondern die Kredite des Landes Berlin müssen über das Bankensystem > (kurzfristige Kredilinien) in den Kapitalmarkt (langfristig) wandern. > Und wenn Berlin irgendwann - schnell, schnell! - bei einem Rating von B- landet, was dann? Dann werden die bisher > existenten Berlin-Anleihen auch wertloser, und > das ist dann ein weiterer großer Schritt in Richtung hin zum deflationären Kollaps. > JA oder NEIN?
>Natürlich wird das über die Ratings laufen - siehe den interessanten Beitrag zur Swissair (18%). Ob erst das Bankensystem kauft und dann die ZB beleiht oder die ZB gleich kauft ist doch wurscht (natürlich beleiht die ZB Wertpapiere). Im übrigen bin ich ja der Meinung, dass Kreditgeld bereits mit der Ausstellung des Wechsels entsteht und nicht erst bei der Diskontierung - insofern also kein dissens.
- Weder noch. Der Kredit entsteht bei der ANNAHME des Wechsels durch den Bezogenen. Ist der Bezogene der Aussteller, ist das immer noch kein Kredit. In diesem Fall entsteht Kredit erst beim Indossament durch einen Dritten.
>Das letztlich die Schulden (Geldvermögen) ausgebucht werden müssen, darüber sind wir ja einig, die für uns alle sehr wichtige Frage ist doch nur, wie es wahrscheinlich diesmal technisch abgewickelt wird, ob man eine Reflationierung und den bequemeren Weg über die Hyperinflation mit anschließendem"neuen Weltgeld" noch im Griff hat, oder ob die Handelnden vom Tempo der Entwicklung überrollt werden (deflatorischer Kollaps).
>Die Signale von Greenspan sind ja eindeutig. Seine Ermahnung an die Banken Kredite zu gewähren und seine Zinssenkungen signalisieren das gleiche Programm wie 1987 - was soll er auch anders machen - Geld erzeugen durch zusätzliche Kredite. Der Beitrag von Ecki 1 zeigt ja in die gleiche Richtung (Aufruf zur Kooperation beim Ankauf von Staatsanleihen). Die CDU wird jetzt mit Sicherheit große Ausgabenprogramme und mehr Verschuldung fordern. (mein Vorschlag, den 6 Millionen überschuldeten Haushalten die Schulden zu erlassen wäre ein guter Anfang, sind schon mal 400 Milliarden).
>Die Frage ist also, ist eine massive Zusatzverschuldung jetzt noch technisch machbar und politisch darstellbar? Ich denke ja, dem Publikum ist noch viel zuzumuten, im Grunde hoffen alle auf die"Lösung". Nimm Berlin - jeder weiß, dass die 80 Milliarden Schulden nicht mehr zu bedienen und erst recht nie rückzahlbar sind, gleichwohl werden die 6 Milliarden jetzt locker drauf gepackt und jeder sagt, ja das muss erst mal sein - wir können Berlin nicht pleite gehen lassen. Kreditnehmer zu finden ist nicht das Problem, notfalls leiht Europa an Amerika und Amerika an Europa, das ist heute technisch alles darstellbar, wenn man es will.
>Im Grunde läuft alles auf das japanische Modell hinaus, denke ich, nur schneller. Aber Du hast natürlich recht, die Überraschung kann genauso gut von der anderen Seite kommen, nur denke ich, dass dann Gold erst recht der richtige Hafen ist
>Gruß
>R
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Boyplunger
28.06.2001, 17:05
@ BossCube
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Aufstieg und Fall von Eliten frei nach Vilfredo Pareto |
>>>Die CDU wird jetzt mit Sicherheit große Ausgabenprogramme und mehr Verschuldung fordern.
>>Nein. Das hoert sich definitiv nicht nach CDU an. Die werden allenfalls
>>eine Steuersenkung oder aehnliches fordern. Aber keine Verschuldung!
>>Rodex
>Doch, eben doch! Sie fordern jetzt ein Konjunkturprogramm und wollen, daß Eichel vom Sparkurs abweicht. Was sich doch in der Opposition alles ändert.....
Man sollte sich den „Politikbetrieb“ immer als Kampf zweier konkurrierender Eliten um die Macht über das Volk vorstellen.
Erläuterung:
Man erinnere sich an die Herrschaft der CDU in den 90-iger Jahren. Die SPD versuchte die CDU von der Macht zu verdrängen, indem sie die sozialen Ungerechtigkeiten der CDU geißelte. Beispielsweise versprachen die Sozies, den Solidaritätzuschlag erst bei einen höheren Bruttobetrag zu erheben, dann aber 10% vom Lohnsteuerbetrag. Sehr gut kann ich mich noch an das Wahlplakat mit den 3 Babys erinnern. Slogan war: „wir sind 750 DM wert“ Erinnert sei auch an die Verbrüderungsszenen mit den Kohlekumpeln in der Bannmeile.
Kurz zusammengefaßt versprachen die Sozies das Blaue vom Himmel.
Selbiges verbot sich für die regierende CDU (zusammen mit der FDP) von selbst, denn sie hätten die Wahlversprechen wenigstens zum Teil auch einlösen müssen. Ihre einzige Chance an der Macht zu bleiben bestand daran, die SPD lächerlich zu machen. Das war bei dem damaligen Oppositionsführer Scharping allerdings kein alzugroßes Kunststück und gipfelte in der Behauptung, Scharping könne Brutto und Netto nicht auseinanderhalten. Ich persönlich halte Scharping zwar auch für einen großen Dussel, aber den Unterschied zwischen Brutto und Netto kennt ja eigentlich jeder Lohn- b.z.w. Gehaltsempfänger.
So ist es also der Koalition aus CDU und FDP mühelos gelungen die Wahl 1994 zu gewinnen. Ganz anders war die Situation im Vorfeld der Bundestagswahl 1998. Die Sozies haben tatsächlich so etwas wie Disziplin hinbekommen, die Schwarzgelben demontierten sich selbst. Ich möchte nur an die Aktion „Goldfinger“ von Waigel erinnern, den unsäglichen Runninggag Pfarrer Hinze oder auch an die unglückliche Kronprinzrolle von Schäuble. Wie ernst die Sache für die SPD geworden war, zeigte sich schon allein daran, daß sie die Wahlgeschenke unter Finanzierungsvorbehalt stellten.
Nun gewannen sie die Wahl und bekamen dann endgültig Boden unter die Füße, als es ihnen gelungen war, die Opposition im Zusammenhang der Steuerreform lächerlich zu machen. Hervorheben möchte ich auch die letzten Plakate auf denen sich über die Kanzlerkandidatenkür der CDU lustig gemacht wird, denn die waren wirklich gut! „Spring du Edmond- 2002 ist das Wasser auch nicht wärmer!“
Und was macht die CDU? Na klar, sie verspricht dem Wähler das Blaue vom Himmel herunter. Sie muß die Versprechen ja auch nicht einlösen.
So schließt sich dann der Kreis!!!!
Gruß B.
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