Ernst Dorfner
âVollgeldâ
und hierzu erforderliche Klarstellungen zum Thema âGeldâ
Teil 1
Geld, wie es gesehen wird
A. Eine Vorbemerkung
Der folgende Beitrag, gegliedert in 4 Teile, beschĂ€ftigt sich nicht mit den ĂŒblichen Themenkomplexen einer freiwirtschaftlichen Geldreform, deren Notwendigkeit und Richtigkeit. Vielmehr soll hier klargelegt werden, dass eine solche Geldreform solange ins Leere gehen muss, wie sie auf unser heutiges Geldsystem angewendet werden. Dessen Strukturen liegen nĂ€mlich ganz abseits von den Vorstellungen vom Geld, die alle - einschlieĂlich der Freiwirte - in ihren Köpfen herumtragen.
Wie gezeigt wird, kann sich das vorhandene Geldsystem den von der Freiwirtschaft vorgeschlagenen Institutionen wie der Umlaufsicherung entziehen.
Noch einmal: Es soll hier nicht beurteilt werden, ob eine Umlaufsicherung richtig und notwendig ist. Es geht hier ânurâ darum, ein neues Geldsystem, nĂ€mlich das System eines âVollgeldesâ vorzustellen, das die Voraussetzungen fĂŒr die Wirksamkeit einer Umlaufsicherung schafft.
Damit dieses neue System nun aber jene Konturen erhĂ€lt, die es aus dem vorhandenen hervortreten lassen, ist vorausgehend eine KlĂ€rung in unseren Vorstellungen erforderlich. Geld ist nicht so, wie es ĂŒblicherweise gesehen wird. So aber wie es wirklich ist, sieht es kaum jemand. Mit Vollgeld aber schaffen wir dann ein Geld, wie wir es sehen.
Kurz und gut: Wir mĂŒssen das Geld erst schaffen, auf das wir die freiwirtschaftlichen ReformvorschlĂ€ge dann anwenden können.
Bereits Silvio Gesell hat das erkannt.
Die Titel der einzelnen BeitrÀge sind
Teil 1: Geld, wie es gesehen wird (vorhanden)
Teil 2: Geld, wie es ist (vorhanden)
Teil 3: Geld und seine GlÀubigen (vorhanden)
Teil 4. Das System des Vollgeldes (vorhanden)
Teil 5: Mit Vollgeld zum Tauschgeld (in Ausarbeitung)
Eines sei hier noch angemerkt: Um das Wesen des derzeitigen Geldes verstehen zu können, ist es erforderlich, sich mit den GrundzĂŒgen der doppelten Buchhaltung zu beschĂ€ftigen. Andernfalls bleibt so manche ErklĂ€rung ein Buch mit sieben Siegeln.
B. Geld - ein Ding
Am Anfang ist die Tauschware
Paul A. Samuelson schreibt in seinem Standardlehrbuch: âIn allen Kulturen, mit Ausnahme der allerprimitivsten, tauschen die Menschen nicht direkt ein Gut gegen ein anderes. Statt dessen verkaufen sie ein Gut gegen Geld und verwenden dann dieses Geld zum Kauf der GĂŒter, die sie erwerben wollen.â Samuelson dann weiter: âStatt eines doppelten Zufalls gleicher BedĂŒrfnisse gibt es eher einen Bedarf an Zufall; nur wenn ein hungriger Schneider einen unbekleideten Bauern trifft, der ĂŒber Nahrungsmittel verfĂŒgt und sich Hosen wĂŒnscht, können beide einen Handel abschlieĂen. Geld vereinfacht das Wirtschaftsleben.â (1)
Mit dieser âdoppelten Koinzidenzâ wird der Vorteil des Geldes erklĂ€rt. Und allein bei diesem einzigen Vorteil bleibt es auch. Wobei Geld ganz einfach da ist.
Geld ist in diesem Sinn eine Tauschware, das zwar gebraucht, aber nie verbraucht wird. Als diese Tauschware, so die Vorstellung, wird Geld von einem Wirtschaftssubjekt zum nĂ€chsten und wieder zum nĂ€chsten im Austausch fĂŒr eine Verbrauchsware (2) weitergegeben. Also von A zu B zu I zu R zu Z zu B zu G zu X zu A zu.... Diese Tauschware ist genau so selbstverstĂ€ndlich da wie jede andere Ware. Sie wird von irgendjemandem als Ware hergestellt und im Austausch gegen eine andere in Umlauf gebracht. Und da sie dabei nicht verbraucht wird, bleibt sie auch immerfort darin, sofern sie als Ware nicht zurĂŒckgehalten wird.
Wird diese Tauschware als Schatzmittel zurĂŒckgehalten, so wird der Kreislauf unterbrochen. Daraus entsteht die herkömmliche Vorstellung vom Sparen und Verleihen von Geld: Die Tauschware, also ein Ding, wird gegen einen Vertrag auf RĂŒckgabe zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen und so wieder in den Umlauf zurĂŒckgeschleust. Die Tauschware wird also gegen einen Vertrag auf RĂŒckgabe zu einem spĂ€teren Zeitpunkt ausgetauscht. Eine Verbuchung im Sinne der doppelten Buchhaltung findet dabei dann nicht statt, wenn ein Verleihen ohne Zwischenschaltung einer Bank erfolgt, was ja hier beim Verleihen von Dingen möglich ist.
Wenn aber ĂŒber eine Bank verliehen - und verbucht - wird, dann steht im ersten Schritt - dem Verleihen des Geldes vom Kunden A an die Bank - dem Geldbetrag auf der Aktivseite der Bankenbilanz auf der Passivseite eine Verbindlichkeit gegen A gegenĂŒber. Das Geld bleibt dabei erhalten.
Die Verbindlichkeit ist hier eine in Geld. Erst im zweiten Schritt, wenn das Geld an C weiterverliehen wird, wird die Verbindlichkeit der Bank bzw. die Forderung des A eine Forderung in Geldvermögen. Dies anzumerken ist wichtig, weil sich hier dann spĂ€ter gegenĂŒber unserem heutigen Geld ein entscheidender Unterschied zeigt
Diese Tauschware ist ursprĂŒnglich das Gold - Gold als ĂŒber die Goldgewinnung produzierte Ware. Diese Vorstellung einer Tauschware bleibt beim Ăbergang zum Papiergeld erhalten, obwohl man weiĂ, dass dessen Produktion kaum mehr Kosten verursachen. So ist Geld in der ĂŒblichen Vorstellungswelt weiterhin ganz einfach da, so als ob es im Austausch gegen eine andere Ware in den Kreislauf gekommen wĂ€re.
Dieses âganz einfach Da-seinâ von Geld findet sich so bei Helmut Creutz, wenn er schreibt: âIn einem Kreis gibt es keinen Anfang und kein Ende. Ein einmal in den Kreislauf gegebener Geldschein kann also endlos kursieren, ganz gleich, wofĂŒr er verwendet wird. Machen wir uns das an einfachen Modellen mit fĂŒnf Beteiligten klar.
A kauft bei B. - B benötigt das erhaltene Geld nicht und verleiht es an C. - C kauft bei D. - D verleiht es an E, der damit wieder bei A eine Leistung bezahlt. Der umlaufende Geldschein wurde also dreimal zum Kaufen und zweimal zum Verleihen benutzt. HĂ€tte B den erhaltenen ĂŒberschĂŒssigen Geldschein nicht verliehen, sondern bei sich liegengelassen, so wĂ€ren die nachfolgenden VorgĂ€nge nicht möglich gewesen. Dieses einfache Beispiel zeigt, welche Gefahren von GeldzurĂŒckhaltungen ausgehen.â (3)
Aus diesem Modell wird erkennbar, was unter Geld, Kredit und Geldumlauf verstanden wird. Dabei werden folgende Voraussetzungen stillschweigend und unhinterfragt immer wieder angenommen:
1. Alle Waren einschlieĂlich der Tauschware Geld werden in einem vorgeldlichen Bereich hergestellt.
Die Fertigung von Waren ist vom Geld nicht abhÀngig. Eine Vorfinanzierung in Geld ist nicht notwendig.
Die so hergestellten Waren treffen am Markt aufeinander, wo sie vermittels des Geldes getauscht werden.
Die Bereitstellung von neuen Verbrauchswaren nach dem Verkauf der alten bereitet kein zeitliches Problem. Das Warenangebot rĂŒckt also sofort wieder nach, so dass mit dem weitergegebenen Geld sofort wieder Waren gekauft werden können.
2. Geld kommt als Tauschware ĂŒber einen Tauschvorgang in Umlauf.
3. Geld ist ab da als Tauschware, als Ding, einfach immer âdaâ.
Geld kann so nur verschwinden, wenn die Tauschware missbrÀuchlich verbraucht oder als Schatz aus dem Verkehr gezogen wird.
4. Der Kauf/Verkauf-Vorgang stellt sich als Tauschvorgang dar, bei dem das Ding âGeldâ gegen andere Dinge getauscht wird.
Geld zirkuliert als niemals verbrauchte Tauschware, die gegen eine Verbrauchsware getauscht wird.
Je rascher dieses Geld zirkuliert - so die Vorstellung -, umso mehr kann verkauft werden, umso reicher ist also die Gesellschaft. Der Reichtum der Gesellschaft hÀngt also nur von einem klaglos funktioniernden Handel ab.
GeldzurĂŒckhaltung (Hortung) unterbricht den Geld-Kreislauf und damit den Handel. Weiterverleihen fĂŒhrt das Geld in den Kreislauf zurĂŒck.
Unter Sparen wird das Nichtverwenden des Geldes durch den Sparer und dessen Weiterverleihen an einen Kreditnehmer verstanden.
5. Kredit setzt das Vorhandensein von Geld und setzt Ersparnisse in Geld zwingend voraus.
Um Kredite vergeben zu können, mĂŒssen die Banken Ersparnisse an sich bringen.
Dazu mĂŒssen sie den Sparern Haben-Zinsen zusichern, die sie dann an die Kreditnehmer mit Zuschlag einer Bank-Marge weiterverrechnen mĂŒssen.
6. Der Zins kommt erst dann ins Spiel, wenn irgend wo mitten im Umlauf Geld gespart wird und damit Kredite vergeben werden.
7. Um Zinsen bezahlen zu können, mĂŒssen die Banken das gesparte Geld an jemand verleihen, der Zinsen zahlt.
Diese Aussage scheint selbstverstÀndlich und daher entbehrlich. Sie wird aber gemacht, um schon jetzt auf einen entscheidenden Unterschied zum Kreditgeldsystem hinzuweisen.
Dieses Modell beschreibt den mittelalterlichen Handelskapitalismus, nicht jedoch den Produktions- oder Industriekapitalismus der Neuzeit. Doch noch immer prĂ€gt es die Vorstellungen rund um das Geld: So irgendwie als Tauschware kommt auch unser heutiges Geld in den Umlauf, bereitgestellt durch die Zentralbank, welche die alleinige Macht zu dessen Bereitstellung hat, so irgendwie funktioniert das alles auch mit dem modernen Geld, dem Sparen und den Krediten. So irgendwie. Geld: Ein A-priori. Doch ânichts genaueres weiĂ man nichtâ.
Anmerkungen:
1. Paul A. Samuelson, Volkswirtschaftslehre, Bd. I, S. 356, Bund-Verlag, 1975
2. Auch die ĂŒblichen Gebrauchswaren werden ja mit der Zeit âverbrauchtâ.
3. Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S.52, Ullstein, 1994
Teil 2
Geld - wie es ist
C. Geld: Ein SpannungsverhÀltnis
Am Anfang ist der Kredit
Wenn ich heute im Supermarkt meine Lebensmittel besorge und an der Kasse dann mit der Bankomat- oder mit der Quick-Karte zahle, so wird mir deutlich bewusst, dass ich dabei kein Ding gegen andere Dinge tausche. Es wird allein von meinem Gehaltskonto bei meiner Bank der bezahlte Betrag abgebucht und dieser dem Konto des Supermarktes bei seiner Bank zugebucht. Dabei liegt auf meinem Konto keine bestimmte Summe Geldes in verschiedenen Banknoten, also in Dingen. Ich habe lediglich eine Forderung in besagter Höhe gegen die Bank, festgehalten auf meinem Konto bei der Bank, der buchhalterisch eine gleich groĂe Verbindlichkeit der Bank mir gegenĂŒber gegenĂŒbersteht. Beim Bezahlen reduziert sich meine Forderung gegen die Bank, so auch deren Verbindlichkeit mir gegenĂŒber, nicht aber die Gesamtverbindlichkeit der Bank bzw. des Bankensystems. Es wird nur ein Teil der ursprĂŒnglichen Verbindlichkeit mir gegenĂŒber in eine Verbindlichkeit gegen den Supermarkt ĂŒbertragen.
Diese Ăbertragung Ă€uĂert sich nur in den Kundenkonten der Banken, nicht aber in der konsolidierten Bilanz der monetĂ€ren Finanzinstitutionen (MFI). Es Ă€ndert sich nichts an der Gesamtsumme der Forderungen und Verbindlichkeiten. Nur die Zuordnung zu den Konten Ă€ndert sich.
In dieser konsolidierten Bilanz der MFIs mit Einschluss der Zentralbank scheint nun sĂ€mtliches Geld (Bargeld und Giralgeld) und sĂ€mtliches Geldvermögen auf der Passivseite als Verbindlichkeiten der Banken gegenĂŒber GlĂ€ubigern auf, denen gegenĂŒber auf der Aktivseite Forderungen der Banken gegen Schuldner hauptsĂ€chlich in Form von Krediten stehen. Geld und Kredit stehen also zueinander in einem engen BeziehungsverhĂ€ltnis.
Wir sollten nun bedenken, dass eine Produktion von Waren in unserer Gesellschaft den vertraglich vereinbarten Zugriff auf fremdes Eigentum - und damit das Vorhandensein von Geld nicht erst beim Tausch der Waren am Markt voraussetzt. Geld löst bereits das SchuldverhĂ€ltnis ab, das ursprĂŒnglich zwischen dem Produzenten A als Erwerber eines Vorproduktes und dem Produzenten C als Abgeber desselben entsteht. Dieses Geld erhĂ€lt A ĂŒber einen Kredit der Bank B. Der Kredit der Bank B an den Kreditnehmer, den Produzenten A, ist dabei zuerst nur ein gegenseitiges Paar von Forderungen und Verbindlichkeiten: Eine Verbindlichkeit der Bank, (damit eine Forderung des Kreditnehmers), zu zahlen, gleichzeitig aber auch eine Verbindlichkeit des Kreditnehmers (damit eine Forderung der Bank), rĂŒckzuzahlen. Noch heben sich die so gebildeten Spannungsvektoren gegenseitig auf. Erst wenn die Forderung des Kreditnehmers von diesem auf einen Dritten C, den Lieferanten von Vorprodukten des A, ĂŒbertragen wird, entsteht ein SpannungsverhĂ€ltnis. Die Vektoren heben sich nicht mehr gegenseitig auf. WĂ€hrend das KreditverhĂ€ltnis zwischen Kreditnehmer A und Bank B in Form einer Forderung der Bank bzw. einer Verbindlichkeit des Kreditnehmers weiter aufrecht ist, ist die Verbindlichkeit der Bank an den Dritten C in Form einer Forderung gegen diese ĂŒbertragen worden. A hat nun keine Verbindlichkeit mehr gegenĂŒber C, sondern nur gegenĂŒber der Bank B, C keine Forderung gegen A, aber eine gegen die Bank B. Damit ist âGeldâ entstanden.
Damit ist Geld nicht mehr ein Ding, das alleine fĂŒr sich besteht. Damit Geld entsteht, bedarf es mehrerer Rechtspersonen: Eines Schuldners der Bank in Person des Kreditnehmers, eines GlĂ€ubigers der Bank - der also an diese glaubt, ihr vertraut - und der Bank, die dieses Vertrauen genieĂt.
Dieses Vertrauen entsteht dann, wenn C diese Forderung gegen die Bank zur Tilgung seiner Kredite, die er vor Beginn der Herstellung des Vorproduktes aufgenommen hat, verwenden kann. Dabei hebt sich die Forderung des C gegen die Bank mit seiner Verbindlichkeit gegenĂŒber der Bank auf. C hat seine Schulden getilgt, das Geld, das er mit seiner Kreditaufnahme geschaffen hat, ist wieder verschwunden, ist vernichtet worden.
Geld existiert also nur in dem Zeitraum zwischen dem Eingehen des neuen und dem Tilgen des alten SchuldverhÀltnisses.
Ăbrig bleibt nun A als Schuldner. Und zwar mit einer höheren Schuld als C, weil dieser im Preis des Vorproduktes, den A zu zahlen hat, zusĂ€tzlich zu seinen Kosten noch Gewinn und Zinsen fĂŒr den Kredit zurechnet. Diese Schuld des A, der Kredit, Ă€uĂert sich in der Bankbilanz nun aber nicht als Geld, sondern als Geldvermögen. Geldvermögen entsteht also nicht durch Sparen, sondern durch Verschulden.
Geld ist somit etwas Nicht-Dingliches, das auch verschwinden kann. So wie der elektrische Strom, der zwischen unterschiedlich hohen Spannungspotentialen, zwischen Quelle und einer Senke flieĂt. Und so wie bei einem Erdschluss das Stromnetz zusammenbricht, verschwindet Geld dann, wenn es zu einem Kurzschluss zwischen Neu- und Altschuldnern kommt. Geld ist also nur solange vorhanden, wie die FlieĂgeschwindigkeit zwischen Quelle und Senke, den Neu- und Altschuldnern, eine begrenzte ist.
So können wir nun ein erstes VerstÀndnis zusammenfassen:
1. Der Kredit - also Verschuldung - steht am Anfang, weil damit die Produktion in einer Gesellschaft begonnen werden kann, in der das Privateigentum konstitutiven Charakter hat.
2. Geld geht aus dem Kredit der Bank hervor, wobei die Verbindlichkeit gegenĂŒber die Bank (Schuld) beim Zahler (Kreditnehmer, Schuldner) hĂ€ngen bleibt, wĂ€hrend die Forderung gegen die Bank an den Bezahlten (âKreditgeberâ, GlĂ€ubiger) ĂŒbertragen wird
3. Hinter sĂ€mtlichen umlaufenden Geld stehen Kredite, wobei allerdings die Summe aller vergebenen Kredite wesentlich gröĂer ist als die Summe des umlaufenden Geldes. (Etwa 4: 1 bis 5: 1) (4)
4. Kredite werden durch die GeschĂ€ftsbanken aus dem Nichts geschöpft, das heiĂt, sie haben keine Ersparnisse als Voraussetzung.
Kredite werden idealtypisch durch Unternehmen aufgenommen, um Vorprodukte und Leistungen von Dritten zukaufen zu können. Produzieren setzt also Verschulden voraus.
Geld entsteht dann durch Ăbertragung der aus einem Kredit resultierenden Forderung des Kreditnehmers gegen die kreditgebende Bank an diesen Dritten bzw. an dessen Bank. Geld in Form tĂ€glich fĂ€lliger Guthaben ist also eine Forderung des Konteninhabers gegen dessen kontenfĂŒhrende Bank.
Diese Dritten (bei Lohnzahlungen sind es die von Unternehmen bezahlten LohnempfÀnger, also die Vierten) können mit diesen Forderungen ihre eigenen Schulden tilgen.
Alte Schulden werden somit durch neue Schulden, alte Kredite durch neue Kredite getilgt. Geld flieĂt zwischen diesen Neu- und Altschulden.
Das GeschĂ€ft der GeschĂ€ftsbanken besteht in einem fortdauernden Schöpfen von Neukrediten zur Tilgung der alten Kredite, wobei die Summe der Neukredite stets höher sein muss als die der alten. Die Unternehmer mĂŒssen ja zu ihren ursprĂŒnglichen Kosten jeweils noch Zinsen und Gewinne zurechnen.
Der Gewinn der Banken wird aus den Kreditzinsen finanziert.
5. Geld ist somit ein RechtsverhĂ€ltnis, das zwingend mehrerer Personen bedarf, zwischen denen es âgespanntâ werden kann.
6. Geld ist damit keine Tauschware, kein Ding, das als solches irgendwann einmal hergestellt und gegen ein anderes Ding getauscht worden und seit dem im Kreislauf ist.
7. Da am Anfang der Kredit ist, und Geld aus dem Kredit hervorgeht, fallen somit bereits am Anfang schon bei der Geldbereitstellung Soll-Zinsen (Kreditzinsen) an. Bereits die Geldbereitstellung ist mit Zinskosten verbunden.
Das ist das Neue an unserem heutigen Geld, das ein Geld des Industriekapitalismus ist.
D. Der Umlauf der Schulden
Die Entstehung von Geld und Geldvermögen
Aus diesen Ăberlegungen wird nun aber auch ersichtlich, dass nicht Geld, sondern Verschuldung - und zwar eine wachsende Verschuldung, damit der Vorschuldner jeweils Gewinne lukrieren und Zinsen zahlen zu können - von Hand zu Hand vorwĂ€rts in die Zukunft lĂ€uft, wobei die âalteâ Verschuldung durch eine âneueâ Verschuldung abgelöst wird. Womit Geld aber gewissermaĂen von den neuen Schulden immer zurĂŒck in die Tilgung der alten Schulden lĂ€uft. Folglich muss auch immer wieder âneuesâ Geld entstehen, um alte Schulden aufzulösen, womit dieses Geld wieder vernichtet wird.
Das Geld bewegt sich also zurĂŒck. Und es ist nur solange vorhanden, wie es sich zwischen Start und Ziel bewegt. Mit der Vorstellung einer Bewegung wird nun aber auch deutlich, dass es auch bei dieser Form von Geld so etwas wie eine FlieĂgeschwindigkeit gibt. Diese FlieĂgeschwindigkeit wĂŒrde unendlich groĂ, wenn der Zeitpunkt der Verschuldung des A mit dem Zeitpunkt der Entschuldung des C praktisch zusammenfĂ€llt. Geld verschwindet fast in dem Moment, in dem es entsteht. An seine Stelle tritt âneuesâ Geldvermögen anstelle eines âaltenâ: So wie C von seiner Schuld erlöst wird und an seine Stelle A tritt, steht nun die Verbindlichkeit des A dem Geldvermögensbesitzer an Stelle der von C gegenĂŒber.
Diese Geschwindigkeit muss also eine endliche sein, damit Geld ĂŒberhaupt vorhanden ist. Und sie wird deshalb eine endliche, weil nahezu alles Geld auch durch die HĂ€nde der Haushalte flieĂt: Diese FlieĂgeschwindigkeit hat dabei eine obere Grenze, die vom zeitlichen Abstand, also dem Rhythmus abhĂ€ngig ist, in dem immer wieder eine Neuverschuldung und damit der Einkommenstransfer erfolgt. Damit zusammen aber hĂ€ngt auch der materielle Output der Produktion, die diesem Einkommen gegenĂŒbersteht. Sie bestimmt die mittlere FlieĂgeschwindigkeit. Auch ein Haushalt kann sein Monatseinkommen nur einmal im Monat ausgeben, unabhĂ€ngig davon, ob er dies schon in den ersten Tagen macht oder verteilt ĂŒber den ganzen Monat.
Umgekehrt kann es auch einen Geldstau oder GeldzurĂŒckhaltung geben. Dies vor allem
· bei der Nicht-Nutzung von Einkommen der Haushalte fĂŒr den Konsum;
· bei den Preisanteilen, die dem Eigenkapital der Unternehmen ĂŒber die Abschreibung zuflieĂen.
Beim Einkauf von Vorprodukten mittels Fremdfinanzierung verschulden sich die Unternehmen nur soweit, wie sie fĂŒr die Produkte zu zahlen haben. Die Höhe der Geldschaffung entspricht also der Höhe der Geldnutzung. Das gesamte neu geschaffene Geld flieĂt so von A rasch zurĂŒck zu C, wo es zur Tilgung der Kredite verwendet wird, die fĂŒr die Herstellung der Vorprodukte benötigt wurden. Die Zeitpunkte der Geldschaffung und der Zeitpunkt der Geldvernichtung fallen fast unmittelbar zusammen.
Bei Lohnzahlungen ist dies jedoch anders. Zwar wird auch hier das neu geschaffene Geld zum Kauf schon frĂŒher gefertigter Produkte verwendet, doch fĂ€llt hier der Zeitpunkt der Geldschaffung nicht so unmittelbar mit dem Zeitpunkt der Geldnutzung zusammen. Und selbst bei mittleren Einkommen wird dieses nicht kurz- bis mittelfristig zur GĂ€nze verkonsumiert, sondern ein Teil davon nicht ausgegeben. Die Verschuldungs/Entschuldungs-Stafette wird hier eingebremst bis teilweise unterbrochen.
Ăhnliches kann mit dem Geldeinkommen der Unternehmen geschehen, das dem Eigenkapital zuflieĂt. Auch dieser Anteil im Preis der Produkte muss durch Geldschaffung vom KĂ€ufer bereitgestellt werden, doch muss er nicht zwangslĂ€ufig zur Tilgung alter Schulden verwendet, sondern kann auch fĂŒr eine spĂ€tere Neuanschaffung zurĂŒckgelegt werden.
Diese Nichtnutzung von vorweg geschaffenen Geld bezeichnen wir
· als Horten, wenn die Forderungen auf den Giralgeldkonten einfach stehen bleiben;
· als Sparen, wenn diese Einkommensteile nicht einfach am Giralgeldkonto stehen bleiben, sondern eine lÀngerfristige Veranlagung mit der Bank vereinbart wird.
Beim Horten wird die FlieĂgeschwindigkeit am Geldkonto zu Null. Es kommt dabei zu keiner Verringerung der Giralgeldmenge, jedoch zu einem Inaktiv-werden eines Teiles davon.
Anmerkung:
4. FĂŒr Ă-sterreich betrĂ€gt die Geldmenge M3 (Geld plus geldvermögen) betrĂ€gt fĂŒr 1997/98/99: 127,8 / 131, 9 / 138,0 Mrd. Euro; davon die Geldmenge M1 (Bargeld plus tĂ€gl. fĂ€llige Guthaben): 46,9 / 51,3 / 55,8 Mrd. Euro. Aus: GeschĂ€ftsbericht der Ă-sterr. Nationalbank 1999, Tab. 14*
Teil 3
Geld und seine GlÀubigen
E. Sparen: Eine Vernichtung von Geld
WofĂŒr Zinsen bezahlt werden
Was aber passiert nun bei diesem Sparen, wo ja hier kein Ding zur Weitergabe an die Bank ĂŒbergeben wird und dieses in ihren Bestand ĂŒbernimmt?
Die Bank tauscht die tĂ€glich fĂ€llige Forderung, also Giralgeld, gegen eine Forderung mit vereinbarter Laufzeit oder KĂŒndigungstermin, also in eine Forderung auf Geldvermögen. Sie nimmt damit die Forderung des Kunden gegen die Bank an sich, womit sich nun auch die Verbindlichkeit in eine gegen sich selbst verwandelt. Forderung und Verbindlichkeit heben sich so gegenseitig auf: Geld in Form von Giralgeld ist vernichtet worden. An die Stelle der Forderung auf Geld ist die Forderung auf Geldvermögen getreten, der eine Verbindlichkeit der Bank in Geldvermögen gegenĂŒbersteht.
Ăhnlich, wenn auch komplexer, ist das mit Bargeld. Wir wollen dem hier aber aus praktischen GrĂŒnden nicht weiter nachgehen, da die Bedeutung von Bargeld im VerhĂ€ltnis zur Gesamtgeldmenge - wie gezeigt - immer mehr zurĂŒckgeht.
Damit aber können wir nun behaupten, dass Sparen von Geld nichts anderes bedeutet als Vernichtung von Geld durch die GeschĂ€ftsbanken, wobei an dessen Stelle nun Geldvermögen tritt Geld entsteht erst wieder durch RĂŒckverwandlung von Geldvermögen in Geld, also in tĂ€glich fĂ€llige Guthaben, oder - unabhĂ€ngig davon - durch Aufnahme von Krediten bei den GeschĂ€ftsbanken, die diese aus dem Nichts schöpfen.
Es gilt also zu bedenken:
1. Sparen bedeutet im heutigen System Austausch von Giralgeld gegen Geldvermögen und damit letztlich Geldvernichtung, so dass die Kreditvergabe immer mit einer Neuschaffung von Geld verbunden ist. Der Kredit ist also keine Weitergabe des gesparten Geldes.
Damit aber stellt sich nun die Frage, warum die GeschĂ€ftsbanken fĂŒr Spareinlagen Zinsen zahlen, wenn sie dieses Geld dann vernichten. Warum tun sie derartig UnvernĂŒnftiges?
Dass die Banken deshalb Zinsen auf Einlagen zahlen, weil sie Sachlage nicht durchschauen, kann wohl keine zufriedenstellende Antwort sein. Ebenso nicht der umgekehrten Fall: Sie haben dies wohl alles erkannt, wollen nun aber nicht kundtun, dass sie die Kredite aus dem Nichts schöpfen und dafĂŒr keine Habenzinsen zu zahlen haben. Und deshalb auch die MĂ€r aufrecht erhalten mĂŒssen, der zufolge das Sparen die Voraussetzung fĂŒr die Vergabe von Krediten ist.
Oder tun sie es, weil sie es schon immer so getan haben?
Dies scheint wenig glaubhaft - und hat dennoch eine Spur von Richtigkeit in sich. Denn es gilt etwas recht labiles, zerbrechliches aufrecht zu erhalten: Glaube, GlÀubiger, Kredit, io credo in...; Vertrauen spielt beim Thema Geld eine bedeutsame Rolle.
Wenngleich nun aber dieses Verhalten auch stark aus dem Emotionalen kommt, so muss es als allgemeines Verhaltensmuster doch auch rational nachvollziehbar sein.
Aus entwicklungshistorischer Sicht gesehen, ist es zu Zeiten eines Warengeldes, also von Edelmetallgeld, doch wohl so, dass das Verhalten des Einzelnen darauf ausgerichtet ist, dieses Geld faktisch in HĂ€nden oder direkter Verwahrung zu haben, zu besitzen. Mit der Verleihung von Geld an einen Anderen und insbesondere an einen Geldverleiher wird dann der handfeste Besitz gegen ein eher flĂŒchtiges Versprechen hingegeben. Um diesen Schritt zu tun, ist es also erforderlich, eine mentale HĂŒrde zu ĂŒberwinden. Mehr zurĂŒck zu bekommen als hingegeben wurde, dient als Anreiz fĂŒr diesen Schritt. Mit der Zahlung von Zinsen geht so die Bildung von Vertrauen in Versprechen und damit in die Banken einher. Noch immer ist Giralgeld als Zahlungsversprechen der Bank fĂŒr viele, vor allem Ă€ltere Menschen, etwas nicht ganz Geheures. Bankleute können immer noch erzĂ€hlen, dass vor allem Ă€ltere Leute diese Sicherheit des körperlichen Habens von Geld noch immer brauchen. Da wird der zum Ultimo auf ein Bankkonto ĂŒberwiesene Gehalt oder die Pension gleich am nĂ€chsten Tag bar zur GĂ€nze abgehoben, kontrolliert, ein Teil fĂŒr den tĂ€glichen Gebrauch mit nach Hause genommen und der Rest auf ein Sparbuch eingezahlt. Da muss die RĂŒckzahlung einer Leihsumme in Cash erfolgen.
Wie sehr fĂŒr viele Geld noch immer allein Bargeld ist, wird ja gerade auch an diesem Beitrag klar, in dem es darum geht, dieses VerstĂ€ndnis selbst Menschen auszureden, die sich mit dem Thema âGeldâ theoretisch beschĂ€ftigen.
Die Nutzung von Giralgeld - also Forderungen auf Geld - setzt diese Vertrauensbildung, wie sie jeder mit dem einfachen Sparbuch erlernt, irgendwie immer noch voraus. Der Zustand ist hier noch immer labil und bedarf der stÀndigen Pflege. Rasch kann dieses Vertrauen zusammenbrechen und in einen Run auf Bargeld ausarten.
Wenngleich nur mehr rd. 20 Prozent der Geldmenge auf das Bargeld entfÀllen (5), so gilt es doch festzuhalten, dass dieses mehrheitlich in den HÀnden der privaten Haushalte ist. Abgesehen von der Nutzung von Bargeld im kriminellen Bereich, erfolgt ja die Geldhaltung der Zahlungsverkehr von Unternehmen zu Unternehmen oder vom und zum Staat bis hin zwischen all diesen und den Haushalten faktisch zu 100 Prozent bargeldlos.
Noch immer gilt es also vor allem im Bereich der privaten Haushalte, also der breiten Bevölkerung, jenes Vertrauensklima aufrecht zu erhalten, das nicht auf eine Geldhaltung in Bargeld bereits kurzfristig, aber vor allem langfristig zurĂŒckgreift. Um jene Misstrauensbarriere ĂŒberwinden, die mit dem âAus der Hand geben von Bargeldâ verbunden ist, dient noch immer das zinsentragende Sparbuch als erster Lernschritt.
Fazit: Die GeschĂ€ftsbanken zahlen also etwas dafĂŒr, um die Nutzung von Bargeld sowohl im tĂ€glichen Zahlungsverkehr als auch bei der lĂ€ngerfristigen Haltung von Geld als Ersparnis oder Reserve zu vermeiden. Denn fĂŒr die Inanspruchnahme von Bargeld, also Zentralbankgeld, mĂŒssen ja die GeschĂ€ftsbanken Zinsen an die Zentralbank zahlen. Die Höhe dieser Zinsen ist aber wieder von der Menge des beanspruchten Bargeldes abhĂ€ngig, wie die wiederkehrende Auktion von Zentralbank-Geld vermittels des âTendersâ der Zentralbank zeigt. (6) Ein Halten von Ersparnissen und Reserven in Bargeld wĂŒrde diese Zentralbank-Zinsen mit groĂer Wahrscheinlichkeit ganz entscheidend hinauftreiben und den GeschĂ€ftsbanken teurer zu stehen kommen als die Zahlung von Einlagezinsen. Insofern zahlen die GeschĂ€ftsbanken Zinsen, um ein Horten von Bargeld zu vermeiden, so wie sie kostengĂŒnstig ihre Dienste bei den tĂ€glichen bargeldlosen Transaktionen anbieten, um hier die Inanspruchnahme von Bargeld möglichst gering zu halten.
2. Die GeschĂ€ftsbanken zahlen Zinsen fĂŒr Spareinlagen, um damit das lĂ€ngerfristige Halten von Zentralbankgeld (Bargeld) als Ersparnis oder Reserve hintan zu halten, welches sie höhere Zentralbank-Zinsen kosten wĂŒrde als die Verzinsung von Spareinlagen in Form von Geldvermögen.
3. Die GeschĂ€ftsbanken benĂŒtzen die Zahlung von Einlagezinsen (Habenzinsen), um sich damit der Kontrolle durch die Zentralbank zu entziehen.
Dies ist den GeschĂ€ftsbanken auch sehr weitgehend gelungen, wie bereits weiter oben festgehalten wurde. Also: Nicht die Zentralbank hat die GeschĂ€ftsbanken frei gelassen, sondern haben sich letztere selbst frei gemacht. Diese Freiheit nutzen sie wiederum, um sich der Zentralbank als âGlaubensinstitutionâ zu bedienen.
4. Die Höhe der von den GeschÀftsbanken bezahlten Habenzinsen ergibt sich aus einem KonkurrenzverhÀltnis zu den Zentralbank-Zinsen und wird so nicht durch straffe strukturelle Bedingungen festgelegt.
5. Leisten können sich die Banken die Finanzierung der Zinsen nicht zuletzt deshalb, weil in ihren HÀnden mit der FÀhigkeit der Kreditschöpfung auch die FÀhigkeit der Bereitstellung von Geld liegt, bei der bereits ZinsertrÀge anfallen.
F. Die strukturelle Ohnmacht der Zentralbank
Die GlÀubigen der Geldkirche
Die Ăberlegungen unter Punkt E. zeigen ein starkes emotional unterlegtes VerstĂ€ndnis von Geld: Geld als handfestes Ding.
DemgegenĂŒber steht das unter Punkt C. und D. besprochene rationale VerstĂ€ndnis von modernem Geld als eine Information ĂŒber das jeweilige VerhĂ€ltnis entweder als GlĂ€ubiger oder als Schuldner seiner kontenfĂŒhrenden Bank. Und da es beim Bezahlen um nichts anderes wie um die Tilgung von Schulden geht, braucht es nicht eines Dinges, sondern genĂŒgt die Information ĂŒber VerĂ€nderungen auf dem Konto der Bank. So ist es unerheblich, ob mit Banknoten oder irgend etwas anderem bezahlt wird, womit die Banken ĂŒber diese VerĂ€nderung informiert werden. Bargeld ist also heute eine reine OberflĂ€chenerscheinung, eine umstĂ€ndliche Verpackungsform ohne konstitutiven Einfluss auf den Inhalt. Was bargeldlos ĂŒber elektronische Datenvernetzung erfolgt, setzt sich bei Bargeldbezahlung als Behebung von Bargeld und Abbuchen des behobenen Betrages vom eigenen Konto, und nach Bezahlung als Einzahlen von Bargeld und Zubuchen auf das andere Konto dar.
Wenn heute jemand sagt, er habe Geld, dann meint sie(er) damit, dass auf ihrem (seinem) Konto eine schwarze Zahl steht - und nicht, dass er zuhause eine Truhe voll Banknoten hat. Und doch ist diese Vorstellung des wohlgefĂŒhlten Tresors noch tief in uns verankert.
Dass Bargeld oder Zentralbankgeld nicht konstitutiven Charakter hat, wird aus der konsolidierten Bilanz der MFIs erkennbar. Dieses Bargeld findet sich dort nur in Spuren auf der Aktivseite, aber nahezu zur GĂ€nze auf Seite der Passiva neben den tĂ€glich fĂ€lligen Guthaben, also dem Giralgeld. Diesem Giralgeld steht das Bargeld also nicht gegenĂŒber, baut Giralgeld also nicht auf dem Zentralbank-Geld auf, sondern ist dieses Zentralbank-Geld neben dem Giralgeld noch im Umlauf. Rund 20 Prozent Zentralbank-Geld neben 80 Prozent Giralgeld. Tendenz fĂŒr Bargeld weiterhin sinkend. (5)
Der Vorgang, den wir als Schöpfung von Kreditgeld bezeichnen, geht also immer mehr in die HĂ€nde der GeschĂ€ftsbanken ĂŒber, die aber dazu Partner brauchen: Da Geld mit VerhĂ€ltnissen zu tun hat, brauchen die Banken ein GegenĂŒber: Jemanden, der Kredite aufnimmt, jemanden, der sich verschuldet. So wie ein Seil, das auch nur zwischen zwei Fixpunkten gespannt werden kann. So ist auch die Macht der GeschĂ€ftsbanken hinsichtlich der Steuerung der Geldmenge eine beschrĂ€nkte. Sie ist abhĂ€ngig von der Kreditaufnahme-Bereitschaft der Unternehmen, die wiederum von deren Vertrauen in die zukĂŒnftigen Erwartungen (Keynes) abhĂ€ngt.
Da nun aber der Zentralbank nur KreditgeschĂ€fte mit den GeschĂ€ftsbanken, nicht aber mit den Nichtbanken machen darf, ist ihre Steuerungsmöglichkeit der Geldmenge noch weiter reduziert. Sie hat wenig rechtlich-strukturelle Möglichkeiten, eine Kontrolle ĂŒber die umlaufende Geldmenge auszuĂŒben - und diese Möglichkeiten werden immer geringer.
Wir betrachten dazu die Möglichkeiten der Zentralbank, ihr Zentralbankgeld, also Bargeld, in Umlauf zu bringen. ZusĂ€tzliches Bargeld flieĂt dabei ĂŒber
- eine Wechselrediskontierung in Form eines Zentralbankkredites oder
- ein Wertpapier - PensionsgeschÀft
an die GeschĂ€ftsbanken und von diesen gleichfalls ĂŒber Kredite an die Nichtbanken (Unternehmen, Haushalte, Staat). Wobei die Verzinsung bei ersterem ĂŒber den Abzug eines Agios und bei zweiterem durch Aneignung der Verzinsung der Wertpapiere fĂŒr die Dauer der âPensionâ erfolgt.
Das aber heiĂt, dass die GeschĂ€ftsbanken diese Wechsel und Wertpapiere, die sie nun fĂŒr die Bereitstellung von zusĂ€tzlichem Bargeld an die Zentralbank abtreten, schon haben mĂŒssen. Sie haben also bereits Kredite âaus dem Nichtsâ vergeben, bei denen sie jene Wechsel oder Wertpapiere als Sicherstellung hereingenommen haben.
Nur so ist ja auch das Teil-Reserve-System möglich, in dem nur ein Teil des aus den Krediten hervorgehenden Geldes mit Bargeld gedeckt ist. Neue, zusÀtzliche Kredite werden aus dem Nichts geschöpft und nur ein Teil von ihnen spÀter dann mit Bargeld hinterlegt.
1. Zentralbankgeld kommt erst ĂŒber die Abtretung von Wertpapieren oder Wechsel von den GeschĂ€ftsbanken an die Zentralbank in Umlauf. Da Wertpapiere und Wechsel nur ĂŒber Kreditvergabe in die HĂ€nde der GeschĂ€ftsbanken kommen, muss der Kredit der GeschĂ€ftsbanken dem Zentralbankgeld voraus gehen.
Aus all dem sollte ersichtlich werden, dass die Zentralbank die Möglichkeit der Steuerung des Geldwesens, die man glaubt, bei ihr finden zu können, real nicht hat. Es ist dies vielmehr ein Glaube. Ein Glaube an das Bargeld als Ding, so wie unter Punkt E besprochen. Und dieser Glaube - und nicht die rational-rechtliche Struktur - ist es, welcher der Zentralbank einen Einfluss verschaffen. (7) Nicht die rationale ErklĂ€rung von ZusammenhĂ€ngen zeichnen einen Zentralbankchef aus, sondern die gleichsam priesterliche Verbreitung von Glauben und Vertrauen. Insbesondere die US-amerikanische Zentralbank, die Federal Reserve, reprĂ€sentiert durch die Persönlichkeit eines Alan Greenspan, hat hier groĂen psychologischen Einfluss. Seine Bemerkungen dienen in einer Welt der GlĂ€ubigkeit als Ansage, nach der sich der Boulk der Geldspekulanten deshalb ausrichtet, weil alle glaube, dass sich fast alle danach ausrichten - was sich dann in Form der Self-fullfilling prophecy auch als zutreffend herausstellt.
2. Der Zentralbank ist damit ein Einfluss sowohl auf die Geldmenge wie auch auf die Zinsen nur so lange möglich, wie das Allerheiligste, die Wandlung, gleichsam wie in der orthodoxen Kirche hinter einer Ikonosthase vor sich geht. Dem entgegen wirkt eine immer weiter laufender SÀkularisierungsprozess der GeschÀftsbanken, der sie aus der AbhÀngigkeit von der Zentralbank immer weiter befreit, ohne dabei den Geldglauben restlos zu zerstören.
Anmerkungen
5. GeschĂ€ftsbericht 1999 der Ă-sterr. Nationalbank, Tabelle 14*: FĂŒr 1997/98/99: Geldmenge M1 gesamt: 46,9/ 51,3/ 55,8 Mrd. Euro, davon Bargeldumlauf:!0,5/ 10,3/ 11,2 Mrd. Euro bzw. tĂ€glich fĂ€llige Guthaben (Giralgeld): 36,5/ 40,9/ 44,6 Mrd. Euro. Ăhnlich fĂŒr gesamten Euro-Raum lt. Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, II, Bankstatistische Gesamtrechnung, 2. Konsolidierte Bilanz der MFIs: Dez.1998/99: Bargeldumlauf (ohne KassenbestĂ€nde der MFIs, ca. 10%): 323,4/ 349,6 Mrd. Euro, tĂ€glich fĂ€llige Guthaben (Giralgeld): 1383,4/ 1541,1 Mrd. Euro
6. Im EuropĂ€ischen System der Zentralbanken (ESZB) dient der âTenderâ als Hauptrefinanzierungsmöglichkeit der GeschĂ€ftsbanken mit Zentralbankgeld. Dabei handelt es sich im wesentlichen um die Auktion von Zentralbank-Geld, das den Banken im Rahmen eines PensionsgeschĂ€ftes oder eines Pfandkredites angeboten wird. Das ESZB kann zwischen einem Mengentender (Festsatztender) und einem Tender mit variablen ZinssĂ€tzen (Zinstender) wĂ€hlen. Bei einem Mengentender gibt die ESZB den Zinssatz vor, die Teilnehmer (GeschĂ€ftsbanken) geben Gebote ĂŒber den Betrag ab, den sie zu diesem Festsatz kaufen bzw. verkaufen wollen. Bei einem Zinstender geben die Teilnehmer Gebote ĂŒber BetrĂ€ge und ZinssĂ€tze ab,.. Aus: Ă-sterr. Nationalbank, Geld & WĂ€hrung, GĂ€ngige Begriffe..., 2. Auflage, 1999
7. Die SchwĂ€che des Euro gegenĂŒber dem US-Dollar und die geringere Wirkung der Zinspolitik der EZB könnte demzufolge auch im derzeitigen Noch-Fehlen des Euro-Bargeldes liegen.
Teil 4
Das System des Vollgeldes
G. Der Jolly Joker der Geldmacher
Ăber die Macht der GeschĂ€ftsbanken
Fassen wir zusammen:
Auch wenn die FĂ€higkeit der Geldschaffung immer mehr zu den GeschĂ€ftsbanken hin sich verschiebt, so haben diese nicht die alleinige Macht, die Geldmenge beliebig zu steuern. Da diese ĂŒber die Kreditaufnahme bzw. - rĂŒckzahlung gesteuert wird, brauchen die GeschĂ€ftsbanken dazu einen Partner in Person der Unternehmen, der Haushalte und des Staates. Es hĂ€ngt an deren Verschuldungsbereitschaft, wieviel Geld vorhanden ist. Es hĂ€ngt aber auch von der FĂ€higkeit der
GeschĂ€ftsbanken ab, Geld in Geldvermögen zu verwandeln. Dies deshalb, weil ihre Geldschaffung und ihre Vermittlung von Geldvermögen in einer Hand bzw. in einer BilanZentralbankuchhaltung zusammenflieĂt.
Den Schulden von Wirtschaft, Haushalten und Staat auf der Passivseite stehen dort gegenĂŒber Geld in Form von Bargeld und tĂ€glich fĂ€lligen Guthaben einerseits und andererseits Geldvermögen in Form von lĂ€ngerfristig gebundenen Guthaben bzw. anderen Anlageformen.
Es steht nun in der Macht der GeschÀftsbanken, bei gleichbleibendem Absolutwert das relative VerhÀltnis zwischen beiden zu verÀndern - und kommt es in Zeiten realwirtschaftlicher WachstumsschwÀchen durchaus zu Verschiebungen zugunsten des verzinslichen oder ertragsbringenden Geldvermögens. Dabei die Banken nicht unbedingt gezwungen, auch jemand zu finden, der dieses nun in Geldvermögen umgewandelte Geld ertragsbringend anlegt.
Dies deshalb, weil die Banken auch in Zeiten mangelnder Investitionsberitschaft der Realwirtschaft in der Lage sind, Zinsen zu bezahlen bzw. den Vermögenskonten gut zu buchen, weil:
1. mit der FĂ€higkeit, Kredite - und damit Geld - aus dem Nichts zu schöpfen, sie mit den zeitlich vorauseilenden Kassieren von Kreditzinsen gegenĂŒber den Einlagezinsen einen Jolly Joker ausspielen können, der solange die vollen Ertragszinsen abwirft, als Giralgeld in Nutzung ist;
2. das Verschuldungs / Entschuldungs-Spiel ĂŒber Investitionen auf den FinanzmĂ€rkten weitergespielt wird;
Zudem werden Teile des Geldvermögens (Spareinlagen, lÀngerfristig gebundene Einlagen) in Finanzvermögen umgeschichtet, womit ein Teil der Zinsaufwendungen wegfallen, ohne dass dadurch die FÀhigkeit der GewÀhrung von Krediten geschmÀlert wird.
3. solange es keine Neuverschuldung in der Wirtschaft gibt, auch die Altschulden nicht getilgt werden können und auf diese weiterhin Zinsen anfallen.
Hier kann es allerdings zu Schwierigkeiten dann kommen, wenn die wachsenden Schulden nicht mehr besichert werden können. Damit die so entstandene Vermögens /Schuldenblase nun aber nicht in sich zusammenfĂ€llt, ist man bemĂŒht, die buchhalterische Bewertung des Unternehmens ĂŒber die FinanzmĂ€rkte hinaufzutreiben, was aber andererseits zu einem Anstieg des Kurs/Gewinn-VerhĂ€ltnisses fĂŒhrt.
Das Spiel auf den FinanzmÀrkten dient somit auch dazu, in diese Schuldblase immer wieder warme Luft zu pumpen, um sie so gespannt zu halten und ihr immer wieder Auftrieb zu verleihen.
Daraus ergibt sich die Einsicht, dass Geld nicht nur dann nicht nachfragewirksam genĂŒtzt wird, wenn es gehortet, sondern auch dann, wenn es gespart. Eine Umlaufsicherung kann also im derzeitigen Geldsystem wirksam unterlaufen werden.
Es ist zudem richtig, dass auf den FinanzmĂ€rkten groĂe Geldsummen flieĂen. Es ist aber in Zweifel zu ziehen, dass diese Gelder von den FinanzmĂ€rkten auf die RealgĂŒtermĂ€rkte umgelenkt werden können.
Trotz aller Kritik an den FinanzmĂ€rkten ist ja zu bedenken, dass es eine vielleicht letzte Spielart im derzeitigen Geldsystem ist, wo sich jemand verschuldet, um eben auf diesen MĂ€rkten zu investieren - und um so Geld zu schaffen. Die verlangte demokratische Kontrolle der FinanzmĂ€rkte bzw. die Tobinsteuer könnte jedoch dazu fĂŒhren, dass das Interesse an diesem Spiel verloren geht. Wer also nicht blind in diese Falle gehen will, sollte sich kritisch mit den hier besprochenen Gegebenheiten auseinandersetzen.
H. Vollgeld
Alles Geld schafft die Zentralbank
Deutlich ist ja zu sehen, dass die Zentralbanken die ihnen zugedachte Macht der Steuerung der Geldmenge und deren Umlauf derzeit nicht haben. Was also hier demokratisiert werden kann, ist die Ohnmacht der Zentralbank. So bleibt fĂŒr die politische Arena nur das Spielen mit Standortvorteilen der unterschiedlichsten Art, solange die Frage einer Neuordnung unseres Geldwesens als ein politisches Tabu betrachtet wird.
Wer von der Zentralbank entsprechende Einflussnahme erwartet, muss ihr also die Macht erst einmal gegeben, die sie angeblich schon hat. Das aber heiĂt, dass die Schaffung von Geld in jedweder Form wieder das alleinige Recht der Zentralbank wird.
Joseph Huber (8) hat sich darĂŒber ausfĂŒhrlich Gedanken gemacht und ein Konzept entwickelt. Im Gegensatz zum heutigen Teilreservesystem, in dem nur Zentralbankgeld (Noten und MĂŒnzen) rechtlich Geld sind, die tĂ€glich fĂ€lligen Guthaben jedoch nur Forderungen auf Geld, die mit einer sehr niedrigen Zentralbankgeld-Reserve hinterlegt sind, spricht er vom System eines Vollgeldes.
Dieses wird ausschlieĂlich von der Zentralbank emittiert in Form von Banknoten, MĂŒnzen und auch Buchgeld. Letzteres ist dabei nun keine Forderung auf Geld mehr, sondern so wie Banknoten vollwertiges Geld. Buchgeld (9) wird auf eigenen Konten der GeschĂ€ftsbanken verwaltet, die aber nicht mehr in die Bankenbilanz eingehen.
Damit wird eigentlich nur das in die Tat umgesetzt, was allgemeine Vorstellung ist. Die Zentralbank schafft das Geld, wÀhrend die GeschÀftsbanken Ersparnisse sammeln und in Form von verzinslichen Krediten weitergeben.
Das heutige Geldreservesystem wird in ein Vollgeldsystem umgewandelt. Dieses Vollgeld gibt es in Form von Banknoten und MĂŒnzen, aber auch (und mehrheitlich sogar) in Form von echtem Buchgeld.
Zusammengefasst sind folgende Ănderungen notwendig:
· Das Recht der Emission dieses Vollgeldes hat ausschlieĂlich die Zentralbank. Neben diesem Vollgeld gibt es kein anderes Geld. (10)
· Dabei werden Girokonten zu Geldkonten: Das, was am Konto steht, ist keine Forderung mehr auf Bargeld, sondern ist auch in Form von Buchgeld vollwertiges Geld.
· Diese Buchgeldkonten bei den GeschĂ€ftsbanken gehen nicht mehr in die Bankbilanz ein. Die Bank verwaltet nur das bei ihr âlagerndeâ Buchgeld wie ein Depot.
Auf diese Buchgeldkonten hat nur der Konteninhaber Zugriff, nicht aber die GeschĂ€ftsbank. Eine Ăbertragung des Konteninhalts (Ersparnis) an einen anderen in Form eines Kredits ist nur durch Beauftragung des Konteninhabers möglich.
Dabei ĂŒbertrĂ€gt der Inhaber des Buchgeldkontos den gesparten Beitrag auf ein Buchgeldkonto der GeschĂ€ftsbank und erhĂ€lt dafĂŒr eine Gutschrift auf seinem Sparkonto bei der Bank. Die Bank kann nun aber dieses Geld nicht vernichten, so wie im derzeitigen System. Sie hĂ€lt ja damit keine Forderung gegen sich, die sie mit ihrer Verbindlichkeit ausgleicht, sondern eine Forderung gegen die Zentralbank, der eine Verbindlichkeit derselben gegenĂŒbersteht. Die GESCHĂFTSBANK kann das Geld erst dann in Geldvermögen verwandeln, wenn sie einen Investor gefunden hat, der sich verpflichtet, den Kredit zu einem spĂ€tern Zeitpunkt rĂŒckzuzahlen.
Das aber heiĂt, die GESCHĂFTSBANK kann Vollgeld genau so wenig verschwinden bzw. einfach in Geldvermögen verwandeln wie dingliches Geld (s.unter B)
Wenn nun also
Daraus folgt:
· Den Banken ist eine eigene Kredit- und Giralgeldschöpfung nicht mehr möglich. Die TÀtigkeit der GeschÀftsbanken beschrÀnkt sich so auf die Verwaltung der Geldkonten einerseits und auf die Vermittlung von Krediten andererseits.
· Kredite können entweder auf Basis von Ersparnissen (Kundeneinlagen) oder durch Kreditaufnahme bei den Zentralbanken zur VerfĂŒgung gestellt werden.
· Da die GeschĂ€ftsbanken jetzt Sollzinsen auf Einlagen nur dann zu zahlen vermag, wenn sie diese in Form von verzinslichen Krediten weitergeben kann, bestimmt sich deren Höhe nun erstmals ĂŒber Angebot und Nachfrage. (15)
· Die Bankenbilanz enthĂ€lt damit nur Forderungen gegen Kreditnehmer und vice versa Verbindlichkeiten gegenĂŒber den Einlegern (Sparern) bzw. gegenĂŒber der Zentralbank.
· Die Versorgung der Wirtschaft und Gesellschaft mit Geld liegt damit allein in den HÀnden der Zentralbank.
Anzumerken ist, dass dieses Geld auch in Form von Buchgeld wieder dinglichen Charakter erhĂ€lt, da es nicht mehr vernichtet werden kann. Kredite werden nicht mehr neugeschöpft, sondern wird dabei im Regelfall gespartes Geld weitergegeben. Wie bereits eingangs beschrieben, ergeben sich dabei BuchungsvorgĂ€nge wie beim Warengeld. Im ersten Schritt, dem Verleihen des Geldes vom Kunden A an die Bank, steht dem Geldbetrag auf der Aktivseite der Bankenbilanz eine Verbindlichkeit gegen A gegenĂŒber. Das Geld bleibt erhalten. Die Verbindlichkeit der Bank ist eine in Geld. Erst im zweiten Schritt, wenn das Geld an C weiterverliehen wird, wird die Verbindlichkeit der Bank bzw. die Forderung des A eine Forderung in Geldvermögen.
Soweit ist die (Wieder)Herstellung eines Geldes gediehen, so wie es die Meisten es sehen. Offen bleibt noch der Schritt vom Kreditgeld zum Tauschgeld zu machen. Dem widmen wir uns im Teil 5.
Anmerkungen
8. AusfĂŒhrlich in: Joseph Huber, Vollgeld, BeschĂ€ftigung, Grundsicherung und weniger Staatsquote durch eine modernisierte Geldordnung, Duncker & Humblot, 1999, S. 259ff
9. Huber unterscheidet Buchgeld vom Giralgeld. WÀhrend ersteres vollwertiges Geld ist, ist Giralgeld nur eine Forderung auf Geld in Form tÀglich fÀlliger Guthaben, also ein Verrechnungskonto.
10. Das allgemeine Geldregal als grundlegende wĂ€hrungspolitische Befugnis könnte fĂŒr die EZB folgendermaĂen lauten:
âArtikel 16: Geldausgabe: Die EuropĂ€ische Zentralbank hat in den Staaten der WĂ€hrungsunion das ausschlieĂliche Recht, Geld als Bargeld in Form von Banknoten und MĂŒnzen sowie als Buchgeld zur Verwaltung auf Geldkonten und Geldkarten auszugeben. Die von ihr ausgegebenen Geldeinheiten sind die einzigen gesetzlichen Zahlungsmittel: Sie lauten auf Euro.â
Ernst Dorfner
âVollgeldâ
und hierzu erforderliche Klarstellungen zum Thema âGeldâ
Teil 1
Geld, wie es gesehen wird
A. Eine Vorbemerkung
Der folgende Beitrag, gegliedert in 4 Teile, beschĂ€ftigt sich nicht mit den ĂŒblichen Themenkomplexen einer freiwirtschaftlichen Geldreform, deren Notwendigkeit und Richtigkeit. Vielmehr soll hier klargelegt werden, dass eine solche Geldreform solange ins Leere gehen muss, wie sie auf unser heutiges Geldsystem angewendet werden. Dessen Strukturen liegen nĂ€mlich ganz abseits von den Vorstellungen vom Geld, die alle - einschlieĂlich der Freiwirte - in ihren Köpfen herumtragen.
Wie gezeigt wird, kann sich das vorhandene Geldsystem den von der Freiwirtschaft vorgeschlagenen Institutionen wie der Umlaufsicherung entziehen.
Noch einmal: Es soll hier nicht beurteilt werden, ob eine Umlaufsicherung richtig und notwendig ist. Es geht hier ânurâ darum, ein neues Geldsystem, nĂ€mlich das System eines âVollgeldesâ vorzustellen, das die Voraussetzungen fĂŒr die Wirksamkeit einer Umlaufsicherung schafft.
Damit dieses neue System nun aber jene Konturen erhĂ€lt, die es aus dem vorhandenen hervortreten lassen, ist vorausgehend eine KlĂ€rung in unseren Vorstellungen erforderlich. Geld ist nicht so, wie es ĂŒblicherweise gesehen wird. So aber wie es wirklich ist, sieht es kaum jemand. Mit Vollgeld aber schaffen wir dann ein Geld, wie wir es sehen.
Kurz und gut: Wir mĂŒssen das Geld erst schaffen, auf das wir die freiwirtschaftlichen ReformvorschlĂ€ge dann anwenden können.
Bereits Silvio Gesell hat das erkannt.
Die Titel der einzelnen BeitrÀge sind
Teil 1: Geld, wie es gesehen wird (vorhanden)
Teil 2: Geld, wie es ist (vorhanden)
Teil 3: Geld und seine GlÀubigen (vorhanden)
Teil 4. Das System des Vollgeldes (vorhanden)
Teil 5: Mit Vollgeld zum Tauschgeld (in Ausarbeitung)
Eines sei hier noch angemerkt: Um das Wesen des derzeitigen Geldes verstehen zu können, ist es erforderlich, sich mit den GrundzĂŒgen der doppelten Buchhaltung zu beschĂ€ftigen. Andernfalls bleibt so manche ErklĂ€rung ein Buch mit sieben Siegeln.
B. Geld - ein Ding
Am Anfang ist die Tauschware
Paul A. Samuelson schreibt in seinem Standardlehrbuch: âIn allen Kulturen, mit Ausnahme der allerprimitivsten, tauschen die Menschen nicht direkt ein Gut gegen ein anderes. Statt dessen verkaufen sie ein Gut gegen Geld und verwenden dann dieses Geld zum Kauf der GĂŒter, die sie erwerben wollen.â Samuelson dann weiter: âStatt eines doppelten Zufalls gleicher BedĂŒrfnisse gibt es eher einen Bedarf an Zufall; nur wenn ein hungriger Schneider einen unbekleideten Bauern trifft, der ĂŒber Nahrungsmittel verfĂŒgt und sich Hosen wĂŒnscht, können beide einen Handel abschlieĂen. Geld vereinfacht das Wirtschaftsleben.â (1)
Mit dieser âdoppelten Koinzidenzâ wird der Vorteil des Geldes erklĂ€rt. Und allein bei diesem einzigen Vorteil bleibt es auch. Wobei Geld ganz einfach da ist.
Geld ist in diesem Sinn eine Tauschware, das zwar gebraucht, aber nie verbraucht wird. Als diese Tauschware, so die Vorstellung, wird Geld von einem Wirtschaftssubjekt zum nĂ€chsten und wieder zum nĂ€chsten im Austausch fĂŒr eine Verbrauchsware (2) weitergegeben. Also von A zu B zu I zu R zu Z zu B zu G zu X zu A zu.... Diese Tauschware ist genau so selbstverstĂ€ndlich da wie jede andere Ware. Sie wird von irgendjemandem als Ware hergestellt und im Austausch gegen eine andere in Umlauf gebracht. Und da sie dabei nicht verbraucht wird, bleibt sie auch immerfort darin, sofern sie als Ware nicht zurĂŒckgehalten wird.
Wird diese Tauschware als Schatzmittel zurĂŒckgehalten, so wird der Kreislauf unterbrochen. Daraus entsteht die herkömmliche Vorstellung vom Sparen und Verleihen von Geld: Die Tauschware, also ein Ding, wird gegen einen Vertrag auf RĂŒckgabe zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen und so wieder in den Umlauf zurĂŒckgeschleust. Die Tauschware wird also gegen einen Vertrag auf RĂŒckgabe zu einem spĂ€teren Zeitpunkt ausgetauscht. Eine Verbuchung im Sinne der doppelten Buchhaltung findet dabei dann nicht statt, wenn ein Verleihen ohne Zwischenschaltung einer Bank erfolgt, was ja hier beim Verleihen von Dingen möglich ist.
Wenn aber ĂŒber eine Bank verliehen - und verbucht - wird, dann steht im ersten Schritt - dem Verleihen des Geldes vom Kunden A an die Bank - dem Geldbetrag auf der Aktivseite der Bankenbilanz auf der Passivseite eine Verbindlichkeit gegen A gegenĂŒber. Das Geld bleibt dabei erhalten.
Die Verbindlichkeit ist hier eine in Geld. Erst im zweiten Schritt, wenn das Geld an C weiterverliehen wird, wird die Verbindlichkeit der Bank bzw. die Forderung des A eine Forderung in Geldvermögen. Dies anzumerken ist wichtig, weil sich hier dann spĂ€ter gegenĂŒber unserem heutigen Geld ein entscheidender Unterschied zeigt
Diese Tauschware ist ursprĂŒnglich das Gold - Gold als ĂŒber die Goldgewinnung produzierte Ware. Diese Vorstellung einer Tauschware bleibt beim Ăbergang zum Papiergeld erhalten, obwohl man weiĂ, dass dessen Produktion kaum mehr Kosten verursachen. So ist Geld in der ĂŒblichen Vorstellungswelt weiterhin ganz einfach da, so als ob es im Austausch gegen eine andere Ware in den Kreislauf gekommen wĂ€re.
Dieses âganz einfach Da-seinâ von Geld findet sich so bei Helmut Creutz, wenn er schreibt: âIn einem Kreis gibt es keinen Anfang und kein Ende. Ein einmal in den Kreislauf gegebener Geldschein kann also endlos kursieren, ganz gleich, wofĂŒr er verwendet wird. Machen wir uns das an einfachen Modellen mit fĂŒnf Beteiligten klar.
A kauft bei B. - B benötigt das erhaltene Geld nicht und verleiht es an C. - C kauft bei D. - D verleiht es an E, der damit wieder bei A eine Leistung bezahlt. Der umlaufende Geldschein wurde also dreimal zum Kaufen und zweimal zum Verleihen benutzt. HĂ€tte B den erhaltenen ĂŒberschĂŒssigen Geldschein nicht verliehen, sondern bei sich liegengelassen, so wĂ€ren die nachfolgenden VorgĂ€nge nicht möglich gewesen. Dieses einfache Beispiel zeigt, welche Gefahren von GeldzurĂŒckhaltungen ausgehen.â (3)
Aus diesem Modell wird erkennbar, was unter Geld, Kredit und Geldumlauf verstanden wird. Dabei werden folgende Voraussetzungen stillschweigend und unhinterfragt immer wieder angenommen:
1. Alle Waren einschlieĂlich der Tauschware Geld werden in einem vorgeldlichen Bereich hergestellt.
Die Fertigung von Waren ist vom Geld nicht abhÀngig. Eine Vorfinanzierung in Geld ist nicht notwendig.
Die so hergestellten Waren treffen am Markt aufeinander, wo sie vermittels des Geldes getauscht werden.
Die Bereitstellung von neuen Verbrauchswaren nach dem Verkauf der alten bereitet kein zeitliches Problem. Das Warenangebot rĂŒckt also sofort wieder nach, so dass mit dem weitergegebenen Geld sofort wieder Waren gekauft werden können.
2. Geld kommt als Tauschware ĂŒber einen Tauschvorgang in Umlauf.
3. Geld ist ab da als Tauschware, als Ding, einfach immer âdaâ.
Geld kann so nur verschwinden, wenn die Tauschware missbrÀuchlich verbraucht oder als Schatz aus dem Verkehr gezogen wird.
4. Der Kauf/Verkauf-Vorgang stellt sich als Tauschvorgang dar, bei dem das Ding âGeldâ gegen andere Dinge getauscht wird.
Geld zirkuliert als niemals verbrauchte Tauschware, die gegen eine Verbrauchsware getauscht wird.
Je rascher dieses Geld zirkuliert - so die Vorstellung -, umso mehr kann verkauft werden, umso reicher ist also die Gesellschaft. Der Reichtum der Gesellschaft hÀngt also nur von einem klaglos funktioniernden Handel ab.
GeldzurĂŒckhaltung (Hortung) unterbricht den Geld-Kreislauf und damit den Handel. Weiterverleihen fĂŒhrt das Geld in den Kreislauf zurĂŒck.
Unter Sparen wird das Nichtverwenden des Geldes durch den Sparer und dessen Weiterverleihen an einen Kreditnehmer verstanden.
5. Kredit setzt das Vorhandensein von Geld und setzt Ersparnisse in Geld zwingend voraus.
Um Kredite vergeben zu können, mĂŒssen die Banken Ersparnisse an sich bringen.
Dazu mĂŒssen sie den Sparern Haben-Zinsen zusichern, die sie dann an die Kreditnehmer mit Zuschlag einer Bank-Marge weiterverrechnen mĂŒssen.
6. Der Zins kommt erst dann ins Spiel, wenn irgend wo mitten im Umlauf Geld gespart wird und damit Kredite vergeben werden.
7. Um Zinsen bezahlen zu können, mĂŒssen die Banken das gesparte Geld an jemand verleihen, der Zinsen zahlt.
Diese Aussage scheint selbstverstÀndlich und daher entbehrlich. Sie wird aber gemacht, um schon jetzt auf einen entscheidenden Unterschied zum Kreditgeldsystem hinzuweisen.
Dieses Modell beschreibt den mittelalterlichen Handelskapitalismus, nicht jedoch den Produktions- oder Industriekapitalismus der Neuzeit. Doch noch immer prĂ€gt es die Vorstellungen rund um das Geld: So irgendwie als Tauschware kommt auch unser heutiges Geld in den Umlauf, bereitgestellt durch die Zentralbank, welche die alleinige Macht zu dessen Bereitstellung hat, so irgendwie funktioniert das alles auch mit dem modernen Geld, dem Sparen und den Krediten. So irgendwie. Geld: Ein A-priori. Doch ânichts genaueres weiĂ man nichtâ.
Anmerkungen:
1. Paul A. Samuelson, Volkswirtschaftslehre, Bd. I, S. 356, Bund-Verlag, 1975
2. Auch die ĂŒblichen Gebrauchswaren werden ja mit der Zeit âverbrauchtâ.
3. Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S.52, Ullstein, 1994
Teil 2
Geld - wie es ist
C. Geld: Ein SpannungsverhÀltnis
Am Anfang ist der Kredit
Wenn ich heute im Supermarkt meine Lebensmittel besorge und an der Kasse dann mit der Bankomat- oder mit der Quick-Karte zahle, so wird mir deutlich bewusst, dass ich dabei kein Ding gegen andere Dinge tausche. Es wird allein von meinem Gehaltskonto bei meiner Bank der bezahlte Betrag abgebucht und dieser dem Konto des Supermarktes bei seiner Bank zugebucht. Dabei liegt auf meinem Konto keine bestimmte Summe Geldes in verschiedenen Banknoten, also in Dingen. Ich habe lediglich eine Forderung in besagter Höhe gegen die Bank, festgehalten auf meinem Konto bei der Bank, der buchhalterisch eine gleich groĂe Verbindlichkeit der Bank mir gegenĂŒber gegenĂŒbersteht. Beim Bezahlen reduziert sich meine Forderung gegen die Bank, so auch deren Verbindlichkeit mir gegenĂŒber, nicht aber die Gesamtverbindlichkeit der Bank bzw. des Bankensystems. Es wird nur ein Teil der ursprĂŒnglichen Verbindlichkeit mir gegenĂŒber in eine Verbindlichkeit gegen den Supermarkt ĂŒbertragen.
Diese Ăbertragung Ă€uĂert sich nur in den Kundenkonten der Banken, nicht aber in der konsolidierten Bilanz der monetĂ€ren Finanzinstitutionen (MFI). Es Ă€ndert sich nichts an der Gesamtsumme der Forderungen und Verbindlichkeiten. Nur die Zuordnung zu den Konten Ă€ndert sich.
In dieser konsolidierten Bilanz der MFIs mit Einschluss der Zentralbank scheint nun sĂ€mtliches Geld (Bargeld und Giralgeld) und sĂ€mtliches Geldvermögen auf der Passivseite als Verbindlichkeiten der Banken gegenĂŒber GlĂ€ubigern auf, denen gegenĂŒber auf der Aktivseite Forderungen der Banken gegen Schuldner hauptsĂ€chlich in Form von Krediten stehen. Geld und Kredit stehen also zueinander in einem engen BeziehungsverhĂ€ltnis.
Wir sollten nun bedenken, dass eine Produktion von Waren in unserer Gesellschaft den vertraglich vereinbarten Zugriff auf fremdes Eigentum - und damit das Vorhandensein von Geld nicht erst beim Tausch der Waren am Markt voraussetzt. Geld löst bereits das SchuldverhĂ€ltnis ab, das ursprĂŒnglich zwischen dem Produzenten A als Erwerber eines Vorproduktes und dem Produzenten C als Abgeber desselben entsteht. Dieses Geld erhĂ€lt A ĂŒber einen Kredit der Bank B. Der Kredit der Bank B an den Kreditnehmer, den Produzenten A, ist dabei zuerst nur ein gegenseitiges Paar von Forderungen und Verbindlichkeiten: Eine Verbindlichkeit der Bank, (damit eine Forderung des Kreditnehmers), zu zahlen, gleichzeitig aber auch eine Verbindlichkeit des Kreditnehmers (damit eine Forderung der Bank), rĂŒckzuzahlen. Noch heben sich die so gebildeten Spannungsvektoren gegenseitig auf. Erst wenn die Forderung des Kreditnehmers von diesem auf einen Dritten C, den Lieferanten von Vorprodukten des A, ĂŒbertragen wird, entsteht ein SpannungsverhĂ€ltnis. Die Vektoren heben sich nicht mehr gegenseitig auf. WĂ€hrend das KreditverhĂ€ltnis zwischen Kreditnehmer A und Bank B in Form einer Forderung der Bank bzw. einer Verbindlichkeit des Kreditnehmers weiter aufrecht ist, ist die Verbindlichkeit der Bank an den Dritten C in Form einer Forderung gegen diese ĂŒbertragen worden. A hat nun keine Verbindlichkeit mehr gegenĂŒber C, sondern nur gegenĂŒber der Bank B, C keine Forderung gegen A, aber eine gegen die Bank B. Damit ist âGeldâ entstanden.
Damit ist Geld nicht mehr ein Ding, das alleine fĂŒr sich besteht. Damit Geld entsteht, bedarf es mehrerer Rechtspersonen: Eines Schuldners der Bank in Person des Kreditnehmers, eines GlĂ€ubigers der Bank - der also an diese glaubt, ihr vertraut - und der Bank, die dieses Vertrauen genieĂt.
Dieses Vertrauen entsteht dann, wenn C diese Forderung gegen die Bank zur Tilgung seiner Kredite, die er vor Beginn der Herstellung des Vorproduktes aufgenommen hat, verwenden kann. Dabei hebt sich die Forderung des C gegen die Bank mit seiner Verbindlichkeit gegenĂŒber der Bank auf. C hat seine Schulden getilgt, das Geld, das er mit seiner Kreditaufnahme geschaffen hat, ist wieder verschwunden, ist vernichtet worden.
Geld existiert also nur in dem Zeitraum zwischen dem Eingehen des neuen und dem Tilgen des alten SchuldverhÀltnisses.
Ăbrig bleibt nun A als Schuldner. Und zwar mit einer höheren Schuld als C, weil dieser im Preis des Vorproduktes, den A zu zahlen hat, zusĂ€tzlich zu seinen Kosten noch Gewinn und Zinsen fĂŒr den Kredit zurechnet. Diese Schuld des A, der Kredit, Ă€uĂert sich in der Bankbilanz nun aber nicht als Geld, sondern als Geldvermögen. Geldvermögen entsteht also nicht durch Sparen, sondern durch Verschulden.
Geld ist somit etwas Nicht-Dingliches, das auch verschwinden kann. So wie der elektrische Strom, der zwischen unterschiedlich hohen Spannungspotentialen, zwischen Quelle und einer Senke flieĂt. Und so wie bei einem Erdschluss das Stromnetz zusammenbricht, verschwindet Geld dann, wenn es zu einem Kurzschluss zwischen Neu- und Altschuldnern kommt. Geld ist also nur solange vorhanden, wie die FlieĂgeschwindigkeit zwischen Quelle und Senke, den Neu- und Altschuldnern, eine begrenzte ist.
So können wir nun ein erstes VerstÀndnis zusammenfassen:
1. Der Kredit - also Verschuldung - steht am Anfang, weil damit die Produktion in einer Gesellschaft begonnen werden kann, in der das Privateigentum konstitutiven Charakter hat.
2. Geld geht aus dem Kredit der Bank hervor, wobei die Verbindlichkeit gegenĂŒber die Bank (Schuld) beim Zahler (Kreditnehmer, Schuldner) hĂ€ngen bleibt, wĂ€hrend die Forderung gegen die Bank an den Bezahlten (âKreditgeberâ, GlĂ€ubiger) ĂŒbertragen wird
3. Hinter sĂ€mtlichen umlaufenden Geld stehen Kredite, wobei allerdings die Summe aller vergebenen Kredite wesentlich gröĂer ist als die Summe des umlaufenden Geldes. (Etwa 4: 1 bis 5: 1) (4)
4. Kredite werden durch die GeschĂ€ftsbanken aus dem Nichts geschöpft, das heiĂt, sie haben keine Ersparnisse als Voraussetzung.
Kredite werden idealtypisch durch Unternehmen aufgenommen, um Vorprodukte und Leistungen von Dritten zukaufen zu können. Produzieren setzt also Verschulden voraus.
Geld entsteht dann durch Ăbertragung der aus einem Kredit resultierenden Forderung des Kreditnehmers gegen die kreditgebende Bank an diesen Dritten bzw. an dessen Bank. Geld in Form tĂ€glich fĂ€lliger Guthaben ist also eine Forderung des Konteninhabers gegen dessen kontenfĂŒhrende Bank.
Diese Dritten (bei Lohnzahlungen sind es die von Unternehmen bezahlten LohnempfÀnger, also die Vierten) können mit diesen Forderungen ihre eigenen Schulden tilgen.
Alte Schulden werden somit durch neue Schulden, alte Kredite durch neue Kredite getilgt. Geld flieĂt zwischen diesen Neu- und Altschulden.
Das GeschĂ€ft der GeschĂ€ftsbanken besteht in einem fortdauernden Schöpfen von Neukrediten zur Tilgung der alten Kredite, wobei die Summe der Neukredite stets höher sein muss als die der alten. Die Unternehmer mĂŒssen ja zu ihren ursprĂŒnglichen Kosten jeweils noch Zinsen und Gewinne zurechnen.
Der Gewinn der Banken wird aus den Kreditzinsen finanziert.
5. Geld ist somit ein RechtsverhĂ€ltnis, das zwingend mehrerer Personen bedarf, zwischen denen es âgespanntâ werden kann.
6. Geld ist damit keine Tauschware, kein Ding, das als solches irgendwann einmal hergestellt und gegen ein anderes Ding getauscht worden und seit dem im Kreislauf ist.
7. Da am Anfang der Kredit ist, und Geld aus dem Kredit hervorgeht, fallen somit bereits am Anfang schon bei der Geldbereitstellung Soll-Zinsen (Kreditzinsen) an. Bereits die Geldbereitstellung ist mit Zinskosten verbunden.
Das ist das Neue an unserem heutigen Geld, das ein Geld des Industriekapitalismus ist.
D. Der Umlauf der Schulden
Die Entstehung von Geld und Geldvermögen
Aus diesen Ăberlegungen wird nun aber auch ersichtlich, dass nicht Geld, sondern Verschuldung - und zwar eine wachsende Verschuldung, damit der Vorschuldner jeweils Gewinne lukrieren und Zinsen zahlen zu können - von Hand zu Hand vorwĂ€rts in die Zukunft lĂ€uft, wobei die âalteâ Verschuldung durch eine âneueâ Verschuldung abgelöst wird. Womit Geld aber gewissermaĂen von den neuen Schulden immer zurĂŒck in die Tilgung der alten Schulden lĂ€uft. Folg
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>Ernst Dorfner
>âVollgeldâ
>und hierzu erforderliche Klarstellungen zum Thema âGeldâ
>Teil 1
>Geld, wie es gesehen wird
>
>A. Eine Vorbemerkung
>Der folgende Beitrag, gegliedert in 4 Teile, beschĂ€ftigt sich nicht mit den ĂŒblichen Themenkomplexen einer freiwirtschaftlichen Geldreform, deren Notwendigkeit und Richtigkeit. Vielmehr soll hier klargelegt werden, dass eine solche Geldreform solange ins Leere gehen muss, wie sie auf unser heutiges Geldsystem angewendet werden. Dessen Strukturen liegen nĂ€mlich ganz abseits von den Vorstellungen vom Geld, die alle - einschlieĂlich der Freiwirte - in ihren Köpfen herumtragen.
>Wie gezeigt wird, kann sich das vorhandene Geldsystem den von der Freiwirtschaft vorgeschlagenen Institutionen wie der Umlaufsicherung entziehen.
>Noch einmal: Es soll hier nicht beurteilt werden, ob eine Umlaufsicherung richtig und notwendig ist. Es geht hier ânurâ darum, ein neues Geldsystem, nĂ€mlich das System eines âVollgeldesâ vorzustellen, das die Voraussetzungen fĂŒr die Wirksamkeit einer Umlaufsicherung schafft.
>Damit dieses neue System nun aber jene Konturen erhĂ€lt, die es aus dem vorhandenen hervortreten lassen, ist vorausgehend eine KlĂ€rung in unseren Vorstellungen erforderlich. Geld ist nicht so, wie es ĂŒblicherweise gesehen wird. So aber wie es wirklich ist, sieht es kaum jemand. Mit Vollgeld aber schaffen wir dann ein Geld, wie wir es sehen.
>Kurz und gut: Wir mĂŒssen das Geld erst schaffen, auf das wir die freiwirtschaftlichen ReformvorschlĂ€ge dann anwenden können.
>Bereits Silvio Gesell hat das erkannt.
>Die Titel der einzelnen BeitrÀge sind
>Teil 1: Geld, wie es gesehen wird (vorhanden)
>Teil 2: Geld, wie es ist (vorhanden)
>Teil 3: Geld und seine GlÀubigen (vorhanden)
>Teil 4. Das System des Vollgeldes (vorhanden)
>Teil 5: Mit Vollgeld zum Tauschgeld (in Ausarbeitung)
>Eines sei hier noch angemerkt: Um das Wesen des derzeitigen Geldes verstehen zu können, ist es erforderlich, sich mit den GrundzĂŒgen der doppelten Buchhaltung zu beschĂ€ftigen. Andernfalls bleibt so manche ErklĂ€rung ein Buch mit sieben Siegeln.
>
>B. Geld - ein Ding
>Am Anfang ist die Tauschware
>Paul A. Samuelson schreibt in seinem Standardlehrbuch: âIn allen Kulturen, mit Ausnahme der allerprimitivsten, tauschen die Menschen nicht direkt ein Gut gegen ein anderes. Statt dessen verkaufen sie ein Gut gegen Geld und verwenden dann dieses Geld zum Kauf der GĂŒter, die sie erwerben wollen.â Samuelson dann weiter: âStatt eines doppelten Zufalls gleicher BedĂŒrfnisse gibt es eher einen Bedarf an Zufall; nur wenn ein hungriger Schneider einen unbekleideten Bauern trifft, der ĂŒber Nahrungsmittel verfĂŒgt und sich Hosen wĂŒnscht, können beide einen Handel abschlieĂen. Geld vereinfacht das Wirtschaftsleben.â (1)
>Mit dieser âdoppelten Koinzidenzâ wird der Vorteil des Geldes erklĂ€rt. Und allein bei diesem einzigen Vorteil bleibt es auch. Wobei Geld ganz einfach da ist.
>Geld ist in diesem Sinn eine Tauschware, das zwar gebraucht, aber nie verbraucht wird. Als diese Tauschware, so die Vorstellung, wird Geld von einem Wirtschaftssubjekt zum nĂ€chsten und wieder zum nĂ€chsten im Austausch fĂŒr eine Verbrauchsware (2) weitergegeben. Also von A zu B zu I zu R zu Z zu B zu G zu X zu A zu.... Diese Tauschware ist genau so selbstverstĂ€ndlich da wie jede andere Ware. Sie wird von irgendjemandem als Ware hergestellt und im Austausch gegen eine andere in Umlauf gebracht. Und da sie dabei nicht verbraucht wird, bleibt sie auch immerfort darin, sofern sie als Ware nicht zurĂŒckgehalten wird.
>Wird diese Tauschware als Schatzmittel zurĂŒckgehalten, so wird der Kreislauf unterbrochen. Daraus entsteht die herkömmliche Vorstellung vom Sparen und Verleihen von Geld: Die Tauschware, also ein Ding, wird gegen einen Vertrag auf RĂŒckgabe zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen und so wieder in den Umlauf zurĂŒckgeschleust. Die Tauschware wird also gegen einen Vertrag auf RĂŒckgabe zu einem spĂ€teren Zeitpunkt ausgetauscht. Eine Verbuchung im Sinne der doppelten Buchhaltung findet dabei dann nicht statt, wenn ein Verleihen ohne Zwischenschaltung einer Bank erfolgt, was ja hier beim Verleihen von Dingen möglich ist.
>Wenn aber ĂŒber eine Bank verliehen - und verbucht - wird, dann steht im ersten Schritt - dem Verleihen des Geldes vom Kunden A an die Bank - dem Geldbetrag auf der Aktivseite der Bankenbilanz auf der Passivseite eine Verbindlichkeit gegen A gegenĂŒber. Das Geld bleibt dabei erhalten.
>Die Verbindlichkeit ist hier eine in Geld. Erst im zweiten Schritt, wenn das Geld an C weiterverliehen wird, wird die Verbindlichkeit der Bank bzw. die Forderung des A eine Forderung in Geldvermögen. Dies anzumerken ist wichtig, weil sich hier dann spĂ€ter gegenĂŒber unserem heutigen Geld ein entscheidender Unterschied zeigt >
>Diese Tauschware ist ursprĂŒnglich das Gold - Gold als ĂŒber die Goldgewinnung produzierte Ware. Diese Vorstellung einer Tauschware bleibt beim Ăbergang zum Papiergeld erhalten, obwohl man weiĂ, dass dessen Produktion kaum mehr Kosten verursachen. So ist Geld in der ĂŒblichen Vorstellungswelt weiterhin ganz einfach da, so als ob es im Austausch gegen eine andere Ware in den Kreislauf gekommen wĂ€re.
>Dieses âganz einfach Da-seinâ von Geld findet sich so bei Helmut Creutz, wenn er schreibt: âIn einem Kreis gibt es keinen Anfang und kein Ende. Ein einmal in den Kreislauf gegebener Geldschein kann also endlos kursieren, ganz gleich, wofĂŒr er verwendet wird. Machen wir uns das an einfachen Modellen mit fĂŒnf Beteiligten klar.
>A kauft bei B. - B benötigt das erhaltene Geld nicht und verleiht es an C. - C kauft bei D. - D verleiht es an E, der damit wieder bei A eine Leistung bezahlt. Der umlaufende Geldschein wurde also dreimal zum Kaufen und zweimal zum Verleihen benutzt. HĂ€tte B den erhaltenen ĂŒberschĂŒssigen Geldschein nicht verliehen, sondern bei sich liegengelassen, so wĂ€ren die nachfolgenden VorgĂ€nge nicht möglich gewesen. Dieses einfache Beispiel zeigt, welche Gefahren von GeldzurĂŒckhaltungen ausgehen.â (3)
>Aus diesem Modell wird erkennbar, was unter Geld, Kredit und Geldumlauf verstanden wird. Dabei werden folgende Voraussetzungen stillschweigend und unhinterfragt immer wieder angenommen:
>1. Alle Waren einschlieĂlich der Tauschware Geld werden in einem vorgeldlichen Bereich hergestellt.
>Die Fertigung von Waren ist vom Geld nicht abhÀngig. Eine Vorfinanzierung in Geld ist nicht notwendig.
>Die so hergestellten Waren treffen am Markt aufeinander, wo sie vermittels des Geldes getauscht werden.
>Die Bereitstellung von neuen Verbrauchswaren nach dem Verkauf der alten bereitet kein zeitliches Problem. Das Warenangebot rĂŒckt also sofort wieder nach, so dass mit dem weitergegebenen Geld sofort wieder Waren gekauft werden können.
>2. Geld kommt als Tauschware ĂŒber einen Tauschvorgang in Umlauf.
>3. Geld ist ab da als Tauschware, als Ding, einfach immer âdaâ.
>Geld kann so nur verschwinden, wenn die Tauschware missbrÀuchlich verbraucht oder als Schatz aus dem Verkehr gezogen wird.
>4. Der Kauf/Verkauf-Vorgang stellt sich als Tauschvorgang dar, bei dem das Ding âGeldâ gegen andere Dinge getauscht wird.
>Geld zirkuliert als niemals verbrauchte Tauschware, die gegen eine Verbrauchsware getauscht wird.
>Je rascher dieses Geld zirkuliert - so die Vorstellung -, umso mehr kann verkauft werden, umso reicher ist also die Gesellschaft. Der Reichtum der Gesellschaft hÀngt also nur von einem klaglos funktioniernden Handel ab.
>GeldzurĂŒckhaltung (Hortung) unterbricht den Geld-Kreislauf und damit den Handel. Weiterverleihen fĂŒhrt das Geld in den Kreislauf zurĂŒck.
>Unter Sparen wird das Nichtverwenden des Geldes durch den Sparer und dessen Weiterverleihen an einen Kreditnehmer verstanden.
>5. Kredit setzt das Vorhandensein von Geld und setzt Ersparnisse in Geld zwingend voraus.
>Um Kredite vergeben zu können, mĂŒssen die Banken Ersparnisse an sich bringen.
>Dazu mĂŒssen sie den Sparern Haben-Zinsen zusichern, die sie dann an die Kreditnehmer mit Zuschlag einer Bank-Marge weiterverrechnen mĂŒssen.
>6. Der Zins kommt erst dann ins Spiel, wenn irgend wo mitten im Umlauf Geld gespart wird und damit Kredite vergeben werden.
>7. Um Zinsen bezahlen zu können, mĂŒssen die Banken das gesparte Geld an jemand verleihen, der Zinsen zahlt.
>Diese Aussage scheint selbstverstÀndlich und daher entbehrlich. Sie wird aber gemacht, um schon jetzt auf einen entscheidenden Unterschied zum Kreditgeldsystem hinzuweisen.
>Dieses Modell beschreibt den mittelalterlichen Handelskapitalismus, nicht jedoch den Produktions- oder Industriekapitalismus der Neuzeit. Doch noch immer prĂ€gt es die Vorstellungen rund um das Geld: So irgendwie als Tauschware kommt auch unser heutiges Geld in den Umlauf, bereitgestellt durch die Zentralbank, welche die alleinige Macht zu dessen Bereitstellung hat, so irgendwie funktioniert das alles auch mit dem modernen Geld, dem Sparen und den Krediten. So irgendwie. Geld: Ein A-priori. Doch ânichts genaueres weiĂ man nichtâ.
>Anmerkungen:
>1. Paul A. Samuelson, Volkswirtschaftslehre, Bd. I, S. 356, Bund-Verlag, 1975
>2. Auch die ĂŒblichen Gebrauchswaren werden ja mit der Zeit âverbrauchtâ.
>3. Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S.52, Ullstein, 1994
>Teil 2
>Geld - wie es ist
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>C. Geld: Ein SpannungsverhÀltnis
>Am Anfang ist der Kredit
>Wenn ich heute im Supermarkt meine Lebensmittel besorge und an der Kasse dann mit der Bankomat- oder mit der Quick-Karte zahle, so wird mir deutlich bewusst, dass ich dabei kein Ding gegen andere Dinge tausche. Es wird allein von meinem Gehaltskonto bei meiner Bank der bezahlte Betrag abgebucht und dieser dem Konto des Supermarktes bei seiner Bank zugebucht. Dabei liegt auf meinem Konto keine bestimmte Summe Geldes in verschiedenen Banknoten, also in Dingen. Ich habe lediglich eine Forderung in besagter Höhe gegen die Bank, festgehalten auf meinem Konto bei der Bank, der buchhalterisch eine gleich groĂe Verbindlichkeit der Bank mir gegenĂŒber gegenĂŒbersteht. Beim Bezahlen reduziert sich meine Forderung gegen die Bank, so auch deren Verbindlichkeit mir gegenĂŒber, nicht aber die Gesamtverbindlichkeit der Bank bzw. des Bankensystems. Es wird nur ein Teil der ursprĂŒnglichen Verbindlichkeit mir gegenĂŒber in eine Verbindlichkeit gegen den Supermarkt ĂŒbertragen.
>Diese Ăbertragung Ă€uĂert sich nur in den Kundenkonten der Banken, nicht aber in der konsolidierten Bilanz der monetĂ€ren Finanzinstitutionen (MFI). Es Ă€ndert sich nichts an der Gesamtsumme der Forderungen und Verbindlichkeiten. Nur die Zuordnung zu den Konten Ă€ndert sich.
>In dieser konsolidierten Bilanz der MFIs mit Einschluss der Zentralbank scheint nun sĂ€mtliches Geld (Bargeld und Giralgeld) und sĂ€mtliches Geldvermögen auf der Passivseite als Verbindlichkeiten der Banken gegenĂŒber GlĂ€ubigern auf, denen gegenĂŒber auf der Aktivseite Forderungen der Banken gegen Schuldner hauptsĂ€chlich in Form von Krediten stehen. Geld und Kredit stehen also zueinander in einem engen BeziehungsverhĂ€ltnis.
>Wir sollten nun bedenken, dass eine Produktion von Waren in unserer Gesellschaft den vertraglich vereinbarten Zugriff auf fremdes Eigentum - und damit das Vorhandensein von Geld nicht erst beim Tausch der Waren am Markt voraussetzt. Geld löst bereits das SchuldverhĂ€ltnis ab, das ursprĂŒnglich zwischen dem Produzenten A als Erwerber eines Vorproduktes und dem Produzenten C als Abgeber desselben entsteht. Dieses Geld erhĂ€lt A ĂŒber einen Kredit der Bank B. Der Kredit der Bank B an den Kreditnehmer, den Produzenten A, ist dabei zuerst nur ein gegenseitiges Paar von Forderungen und Verbindlichkeiten: Eine Verbindlichkeit der Bank, (damit eine Forderung des Kreditnehmers), zu zahlen, gleichzeitig aber auch eine Verbindlichkeit des Kreditnehmers (damit eine Forderung der Bank), rĂŒckzuzahlen. Noch heben sich die so gebildeten Spannungsvektoren gegenseitig auf. Erst wenn die Forderung des Kreditnehmers von diesem auf einen Dritten C, den Lieferanten von Vorprodukten des A, ĂŒbertragen wird, entsteht ein SpannungsverhĂ€ltnis. Die Vektoren heben sich nicht mehr gegenseitig auf. WĂ€hrend das KreditverhĂ€ltnis zwischen Kreditnehmer A und Bank B in Form einer Forderung der Bank bzw. einer Verbindlichkeit des Kreditnehmers weiter aufrecht ist, ist die Verbindlichkeit der Bank an den Dritten C in Form einer Forderung gegen diese ĂŒbertragen worden. A hat nun keine Verbindlichkeit mehr gegenĂŒber C, sondern nur gegenĂŒber der Bank B, C keine Forderung gegen A, aber eine gegen die Bank B. Damit ist âGeldâ entstanden.
>Damit ist Geld nicht mehr ein Ding, das alleine fĂŒr sich besteht. Damit Geld entsteht, bedarf es mehrerer Rechtspersonen: Eines Schuldners der Bank in Person des Kreditnehmers, eines GlĂ€ubigers der Bank - der also an diese glaubt, ihr vertraut - und der Bank, die dieses Vertrauen genieĂt.
>Dieses Vertrauen entsteht dann, wenn C diese Forderung gegen die Bank zur Tilgung seiner Kredite, die er vor Beginn der Herstellung des Vorproduktes aufgenommen hat, verwenden kann. Dabei hebt sich die Forderung des C gegen die Bank mit seiner Verbindlichkeit gegenĂŒber der Bank auf. C hat seine Schulden getilgt, das Geld, das er mit seiner Kreditaufnahme geschaffen hat, ist wieder verschwunden, ist vernichtet worden.
>Geld existiert also nur in dem Zeitraum zwischen dem Eingehen des neuen und dem Tilgen des alten SchuldverhÀltnisses. >
>Ăbrig bleibt nun A als Schuldner. Und zwar mit einer höheren Schuld als C, weil dieser im Preis des Vorproduktes, den A zu zahlen hat, zusĂ€tzlich zu seinen Kosten noch Gewinn und Zinsen fĂŒr den Kredit zurechnet. Diese Schuld des A, der Kredit, Ă€uĂert sich in der Bankbilanz nun aber nicht als Geld, sondern als Geldvermögen. Geldvermögen entsteht also nicht durch Sparen, sondern durch Verschulden.
>Geld ist somit etwas Nicht-Dingliches, das auch verschwinden kann. So wie der elektrische Strom, der zwischen unterschiedlich hohen Spannungspotentialen, zwischen Quelle und einer Senke flieĂt. Und so wie bei einem Erdschluss das Stromnetz zusammenbricht, verschwindet Geld dann, wenn es zu einem Kurzschluss zwischen Neu- und Altschuldnern kommt. Geld ist also nur solange vorhanden, wie die FlieĂgeschwindigkeit zwischen Quelle und Senke, den Neu- und Altschuldnern, eine begrenzte ist. >
>So können wir nun ein erstes VerstÀndnis zusammenfassen:
>1. Der Kredit - also Verschuldung - steht am Anfang, weil damit die Produktion in einer Gesellschaft begonnen werden kann, in der das Privateigentum konstitutiven Charakter hat.
>2. Geld geht aus dem Kredit der Bank hervor, wobei die Verbindlichkeit gegenĂŒber die Bank (Schuld) beim Zahler (Kreditnehmer, Schuldner) hĂ€ngen bleibt, wĂ€hrend die Forderung gegen die Bank an den Bezahlten (âKreditgeberâ, GlĂ€ubiger) ĂŒbertragen wird
>3. Hinter sĂ€mtlichen umlaufenden Geld stehen Kredite, wobei allerdings die Summe aller vergebenen Kredite wesentlich gröĂer ist als die Summe des umlaufenden Geldes. (Etwa 4: 1 bis 5: 1) (4)
>4. Kredite werden durch die GeschĂ€ftsbanken aus dem Nichts geschöpft, das heiĂt, sie haben keine Ersparnisse als Voraussetzung.
>Kredite werden idealtypisch durch Unternehmen aufgenommen, um Vorprodukte und Leistungen von Dritten zukaufen zu können. Produzieren setzt also Verschulden voraus.
>Geld entsteht dann durch Ăbertragung der aus einem Kredit resultierenden Forderung des Kreditnehmers gegen die kreditgebende Bank an diesen Dritten bzw. an dessen Bank. Geld in Form tĂ€glich fĂ€lliger Guthaben ist also eine Forderung des Konteninhabers gegen dessen kontenfĂŒhrende Bank.
>Diese Dritten (bei Lohnzahlungen sind es die von Unternehmen bezahlten LohnempfÀnger, also die Vierten) können mit diesen Forderungen ihre eigenen Schulden tilgen.
>Alte Schulden werden somit durch neue Schulden, alte Kredite durch neue Kredite getilgt. Geld flieĂt zwischen diesen Neu- und Altschulden.
>Das GeschĂ€ft der GeschĂ€ftsbanken besteht in einem fortdauernden Schöpfen von Neukrediten zur Tilgung der alten Kredite, wobei die Summe der Neukredite stets höher sein muss als die der alten. Die Unternehmer mĂŒssen ja zu ihren ursprĂŒnglichen Kosten jeweils noch Zinsen und Gewinne zurechnen.
>Der Gewinn der Banken wird aus den Kreditzinsen finanziert.
>5. Geld ist somit ein RechtsverhĂ€ltnis, das zwingend mehrerer Personen bedarf, zwischen denen es âgespanntâ werden kann.
>6. Geld ist damit keine Tauschware, kein Ding, das als solches irgendwann einmal hergestellt und gegen ein anderes Ding getauscht worden und seit dem im Kreislauf ist.
>7. Da am Anfang der Kredit ist, und Geld aus dem Kredit hervorgeht, fallen somit bereits am Anfang schon bei der Geldbereitstellung Soll-Zinsen (Kreditzinsen) an. Bereits die Geldbereitstellung ist mit Zinskosten verbunden.
>
>Das ist das Neue an unserem heutigen Geld, das ein Geld des Industriekapitalismus ist.
>
>D. Der Umlauf der Schulden
>Die Entstehung von Geld und Geldvermögen
>Aus diesen Ăberlegungen wird nun aber auch ersichtlich, dass nicht Geld, sondern Verschuldung - und zwar eine wachsende Verschuldung, damit der Vorschuldner jeweils Gewinne lukrieren und Zinsen zahlen zu können - von Hand zu Hand vorwĂ€rts in die Zukunft lĂ€uft, wobei die âalteâ Verschuldung durch eine âneueâ Verschuldung abgelöst wird. Womit Geld aber gewissermaĂen von den neuen Schulden immer zurĂŒck in die Tilgung der alten Schulden lĂ€uft. Folglich muss auch immer wieder âneuesâ Geld entstehen, um alte Schulden aufzulösen, womit dieses Geld wieder vernichtet wird.
>Das Geld bewegt sich also zurĂŒck. Und es ist nur solange vorhanden, wie es sich zwischen Start und Ziel bewegt. Mit der Vorstellung einer Bewegung wird nun aber auch deutlich, dass es auch bei dieser Form von Geld so etwas wie eine FlieĂgeschwindigkeit gibt. Diese FlieĂgeschwindigkeit wĂŒrde unendlich groĂ, wenn der Zeitpunkt der Verschuldung des A mit dem Zeitpunkt der Entschuldung des C praktisch zusammenfĂ€llt. Geld verschwindet fast in dem Moment, in dem es entsteht. An seine Stelle tritt âneuesâ Geldvermögen anstelle eines âaltenâ: So wie C von seiner Schuld erlöst wird und an seine Stelle A tritt, steht nun die Verbindlichkeit des A dem Geldvermögensbesitzer an Stelle der von C gegenĂŒber.
>Diese Geschwindigkeit muss also eine endliche sein, damit Geld ĂŒberhaupt vorhanden ist. Und sie wird deshalb eine endliche, weil nahezu alles Geld auch durch die HĂ€nde der Haushalte flieĂt: Diese FlieĂgeschwindigkeit hat dabei eine obere Grenze, die vom zeitlichen Abstand, also dem Rhythmus abhĂ€ngig ist, in dem immer wieder eine Neuverschuldung und damit der Einkommenstransfer erfolgt. Damit zusammen aber hĂ€ngt auch der materielle Output der Produktion, die diesem Einkommen gegenĂŒbersteht. Sie bestimmt die mittlere FlieĂgeschwindigkeit. Auch ein Haushalt kann sein Monatseinkommen nur einmal im Monat ausgeben, unabhĂ€ngig davon, ob er dies schon in den ersten Tagen macht oder verteilt ĂŒber den ganzen Monat.
>Umgekehrt kann es auch einen Geldstau oder GeldzurĂŒckhaltung geben. Dies vor allem
>· bei der Nicht-Nutzung von Einkommen der Haushalte fĂŒr den Konsum;
>· bei den Preisanteilen, die dem Eigenkapital der Unternehmen ĂŒber die Abschreibung zuflieĂen. >
>Beim Einkauf von Vorprodukten mittels Fremdfinanzierung verschulden sich die Unternehmen nur soweit, wie sie fĂŒr die Produkte zu zahlen haben. Die Höhe der Geldschaffung entspricht also der Höhe der Geldnutzung. Das gesamte neu geschaffene Geld flieĂt so von A rasch zurĂŒck zu C, wo es zur Tilgung der Kredite verwendet wird, die fĂŒr die Herstellung der Vorprodukte benötigt wurden. Die Zeitpunkte der Geldschaffung und der Zeitpunkt der Geldvernichtung fallen fast unmittelbar zusammen.
>Bei Lohnzahlungen ist dies jedoch anders. Zwar wird auch hier das neu geschaffene Geld zum Kauf schon frĂŒher gefertigter Produkte verwendet, doch fĂ€llt hier der Zeitpunkt der Geldschaffung nicht so unmittelbar mit dem Zeitpunkt der Geldnutzung zusammen. Und selbst bei mittleren Einkommen wird dieses nicht kurz- bis mittelfristig zur GĂ€nze verkonsumiert, sondern ein Teil davon nicht ausgegeben. Die Verschuldungs/Entschuldungs-Stafette wird hier eingebremst bis teilweise unterbrochen.
>Ăhnliches kann mit dem Geldeinkommen der Unternehmen geschehen, das dem Eigenkapital zuflieĂt. Auch dieser Anteil im Preis der Produkte muss durch Geldschaffung vom KĂ€ufer bereitgestellt werden, doch muss er nicht zwangslĂ€ufig zur Tilgung alter Schulden verwendet, sondern kann auch fĂŒr eine spĂ€tere Neuanschaffung zurĂŒckgelegt werden.
>Diese Nichtnutzung von vorweg geschaffenen Geld bezeichnen wir
>· als Horten, wenn die Forderungen auf den Giralgeldkonten einfach stehen bleiben;
>· als Sparen, wenn diese Einkommensteile nicht einfach am Giralgeldkonto stehen bleiben, sondern eine lÀngerfristige Veranlagung mit der Bank vereinbart wird.
>Beim Horten wird die FlieĂgeschwindigkeit am Geldkonto zu Null. Es kommt dabei zu keiner Verringerung der Giralgeldmenge, jedoch zu einem Inaktiv-werden eines Teiles davon.
>Anmerkung:
>4. FĂŒr Ă-sterreich betrĂ€gt die Geldmenge M3 (Geld plus geldvermögen) betrĂ€gt fĂŒr 1997/98/99: 127,8 / 131, 9 / 138,0 Mrd. Euro; davon die Geldmenge M1 (Bargeld plus tĂ€gl. fĂ€llige Guthaben): 46,9 / 51,3 / 55,8 Mrd. Euro. Aus: GeschĂ€ftsbericht der Ă-sterr. Nationalbank 1999, Tab. 14*
>Teil 3
>Geld und seine GlÀubigen >
>E. Sparen: Eine Vernichtung von Geld
>WofĂŒr Zinsen bezahlt werden
>Was aber passiert nun bei diesem Sparen, wo ja hier kein Ding zur Weitergabe an die Bank ĂŒbergeben wird und dieses in ihren Bestand ĂŒbernimmt?
>Die Bank tauscht die tĂ€glich fĂ€llige Forderung, also Giralgeld, gegen eine Forderung mit vereinbarter Laufzeit oder KĂŒndigungstermin, also in eine Forderung auf Geldvermögen. Sie nimmt damit die Forderung des Kunden gegen die Bank an sich, womit sich nun auch die Verbindlichkeit in eine gegen sich selbst verwandelt. Forderung und Verbindlichkeit heben sich so gegenseitig auf: Geld in Form von Giralgeld ist vernichtet worden. An die Stelle der Forderung auf Geld ist die Forderung auf Geldvermögen getreten, der eine Verbindlichkeit der Bank in Geldvermögen gegenĂŒbersteht.
>Ăhnlich, wenn auch komplexer, ist das mit Bargeld. Wir wollen dem hier aber aus praktischen GrĂŒnden nicht weiter nachgehen, da die Bedeutung von Bargeld im VerhĂ€ltnis zur Gesamtgeldmenge - wie gezeigt - immer mehr zurĂŒckgeht.
>Damit aber können wir nun behaupten, dass Sparen von Geld nichts anderes bedeutet als Vernichtung von Geld durch die GeschĂ€ftsbanken, wobei an dessen Stelle nun Geldvermögen tritt Geld entsteht erst wieder durch RĂŒckverwandlung von Geldvermögen in Geld, also in tĂ€glich fĂ€llige Guthaben, oder - unabhĂ€ngig davon - durch Aufnahme von Krediten bei den GeschĂ€ftsbanken, die diese aus dem Nichts schöpfen.
>Es gilt also zu bedenken:
>1. Sparen bedeutet im heutigen System Austausch von Giralgeld gegen Geldvermögen und damit letztlich Geldvernichtung, so dass die Kreditvergabe immer mit einer Neuschaffung von Geld verbunden ist. Der Kredit ist also keine Weitergabe des gesparten Geldes.
>Damit aber stellt sich nun die Frage, warum die GeschĂ€ftsbanken fĂŒr Spareinlagen Zinsen zahlen, wenn sie dieses Geld dann vernichten. Warum tun sie derartig UnvernĂŒnftiges?
>Dass die Banken deshalb Zinsen auf Einlagen zahlen, weil sie Sachlage nicht durchschauen, kann wohl keine zufriedenstellende Antwort sein. Ebenso nicht der umgekehrten Fall: Sie haben dies wohl alles erkannt, wollen nun aber nicht kundtun, dass sie die Kredite aus dem Nichts schöpfen und dafĂŒr keine Habenzinsen zu zahlen haben. Und deshalb auch die MĂ€r aufrecht erhalten mĂŒssen, der zufolge das Sparen die Voraussetzung fĂŒr die Vergabe von Krediten ist.
>Oder tun sie es, weil sie es schon immer so getan haben?
>Dies scheint wenig glaubhaft - und hat dennoch eine Spur von Richtigkeit in sich. Denn es gilt etwas recht labiles, zerbrechliches aufrecht zu erhalten: Glaube, GlÀubiger, Kredit, io credo in...; Vertrauen spielt beim Thema Geld eine bedeutsame Rolle.
>Wenngleich nun aber dieses Verhalten auch stark aus dem Emotionalen kommt, so muss es als allgemeines Verhaltensmuster doch auch rational nachvollziehbar sein.
>Aus entwicklungshistorischer Sicht gesehen, ist es zu Zeiten eines Warengeldes, also von Edelmetallgeld, doch wohl so, dass das Verhalten des Einzelnen darauf ausgerichtet ist, dieses Geld faktisch in HĂ€nden oder direkter Verwahrung zu haben, zu besitzen. Mit der Verleihung von Geld an einen Anderen und insbesondere an einen Geldverleiher wird dann der handfeste Besitz gegen ein eher flĂŒchtiges Versprechen hingegeben. Um diesen Schritt zu tun, ist es also erforderlich, eine mentale HĂŒrde zu ĂŒberwinden. Mehr zurĂŒck zu bekommen als hingegeben wurde, dient als Anreiz fĂŒr diesen Schritt. Mit der Zahlung von Zinsen geht so die Bildung von Vertrauen in Versprechen und damit in die Banken einher. Noch immer ist Giralgeld als Zahlungsversprechen der Bank fĂŒr viele, vor allem Ă€ltere Menschen, etwas nicht ganz Geheures. Bankleute können immer noch erzĂ€hlen, dass vor allem Ă€ltere Leute diese Sicherheit des körperlichen Habens von Geld noch immer brauchen. Da wird der zum Ultimo auf ein Bankkonto ĂŒberwiesene Gehalt oder die Pension gleich am nĂ€chsten Tag bar zur GĂ€nze abgehoben, kontrolliert, ein Teil fĂŒr den tĂ€glichen Gebrauch mit nach Hause genommen und der Rest auf ein Sparbuch eingezahlt. Da muss die RĂŒckzahlung einer Leihsumme in Cash erfolgen.
>Wie sehr fĂŒr viele Geld noch immer allein Bargeld ist, wird ja gerade auch an diesem Beitrag klar, in dem es darum geht, dieses VerstĂ€ndnis selbst Menschen auszureden, die sich mit dem Thema âGeldâ theoretisch beschĂ€ftigen.
>Die Nutzung von Giralgeld - also Forderungen auf Geld - setzt diese Vertrauensbildung, wie sie jeder mit dem einfachen Sparbuch erlernt, irgendwie immer noch voraus. Der Zustand ist hier noch immer labil und bedarf der stÀndigen Pflege. Rasch kann dieses Vertrauen zusammenbrechen und in einen Run auf Bargeld ausarten. >
>Wenngleich nur mehr rd. 20 Prozent der Geldmenge auf das Bargeld entfÀllen (5), so gilt es doch festzuhalten, dass dieses mehrheitlich in den HÀnden der privaten Haushalte ist. Abgesehen von der Nutzung von Bargeld im kriminellen Bereich, erfolgt ja die Geldhaltung der Zahlungsverkehr von Unternehmen zu Unternehmen oder vom und zum Staat bis hin zwischen all diesen und den Haushalten faktisch zu 100 Prozent bargeldlos.
>Noch immer gilt es also vor allem im Bereich der privaten Haushalte, also der breiten Bevölkerung, jenes Vertrauensklima aufrecht zu erhalten, das nicht auf eine Geldhaltung in Bargeld bereits kurzfristig, aber vor allem langfristig zurĂŒckgreift. Um jene Misstrauensbarriere ĂŒberwinden, die mit dem âAus der Hand geben von Bargeldâ verbunden ist, dient noch immer das zinsentragende Sparbuch als erster Lernschritt.
>Fazit: Die GeschĂ€ftsbanken zahlen also etwas dafĂŒr, um die Nutzung von Bargeld sowohl im tĂ€glichen Zahlungsverkehr als auch bei der lĂ€ngerfristigen Haltung von Geld als Ersparnis oder Reserve zu vermeiden. Denn fĂŒr die Inanspruchnahme von Bargeld, also Zentralbankgeld, mĂŒssen ja die GeschĂ€ftsbanken Zinsen an die Zentralbank zahlen. Die Höhe dieser Zinsen ist aber wieder von der Menge des beanspruchten Bargeldes abhĂ€ngig, wie die wiederkehrende Auktion von Zentralbank-Geld vermittels des âTendersâ der Zentralbank zeigt. (6) Ein Halten von Ersparnissen und Reserven in Bargeld wĂŒrde diese Zentralbank-Zinsen mit groĂer Wahrscheinlichkeit ganz entscheidend hinauftreiben und den GeschĂ€ftsbanken teurer zu stehen kommen als die Zahlung von Einlagezinsen. Insofern zahlen die GeschĂ€ftsbanken Zinsen, um ein Horten von Bargeld zu vermeiden, so wie sie kostengĂŒnstig ihre Dienste bei den tĂ€glichen bargeldlosen Transaktionen anbieten, um hier die Inanspruchnahme von Bargeld möglichst gering zu halten.
>2. Die GeschĂ€ftsbanken zahlen Zinsen fĂŒr Spareinlagen, um damit das lĂ€ngerfristige Halten von Zentralbankgeld (Bargeld) als Ersparnis oder Reserve hintan zu halten, welches sie höhere Zentralbank-Zinsen kosten wĂŒrde als die Verzinsung von Spareinlagen in Form von Geldvermögen.
>3. Die GeschĂ€ftsbanken benĂŒtzen die Zahlung von Einlagezinsen (Habenzinsen), um sich damit der Kontrolle durch die Zentralbank zu entziehen.
>Dies ist den GeschĂ€ftsbanken auch sehr weitgehend gelungen, wie bereits weiter oben festgehalten wurde. Also: Nicht die Zentralbank hat die GeschĂ€ftsbanken frei gelassen, sondern haben sich letztere selbst frei gemacht. Diese Freiheit nutzen sie wiederum, um sich der Zentralbank als âGlaubensinstitutionâ zu bedienen.
>4. Die Höhe der von den GeschÀftsbanken bezahlten Habenzinsen ergibt sich aus einem KonkurrenzverhÀltnis zu den Zentralbank-Zinsen und wird so nicht durch straffe strukturelle Bedingungen festgelegt.
>5. Leisten können sich die Banken die Finanzierung der Zinsen nicht zuletzt deshalb, weil in ihren HÀnden mit der FÀhigkeit der Kreditschöpfung auch die FÀhigkeit der Bereitstellung von Geld liegt, bei der bereits ZinsertrÀge anfallen.
>
>F. Die strukturelle Ohnmacht der Zentralbank
>Die GlÀubigen der Geldkirche
>Die Ăberlegungen unter Punkt E. zeigen ein starkes emotional unterlegtes VerstĂ€ndnis von Geld: Geld als handfestes Ding.
>DemgegenĂŒber steht das unter Punkt C. und D. besprochene rationale VerstĂ€ndnis von modernem Geld als eine Information ĂŒber das jeweilige VerhĂ€ltnis entweder als GlĂ€ubiger oder als Schuldner seiner kontenfĂŒhrenden Bank. Und da es beim Bezahlen um nichts anderes wie um die Tilgung von Schulden geht, braucht es nicht eines Dinges, sondern genĂŒgt die Information ĂŒber VerĂ€nderungen auf dem Konto der Bank. So ist es unerheblich, ob mit Banknoten oder irgend etwas anderem bezahlt wird, womit die Banken ĂŒber diese VerĂ€nderung informiert werden. Bargeld ist also heute eine reine OberflĂ€chenerscheinung, eine umstĂ€ndliche Verpackungsform ohne konstitutiven Einfluss auf den Inhalt. Was bargeldlos ĂŒber elektronische Datenvernetzung erfolgt, setzt sich bei Bargeldbezahlung als Behebung von Bargeld und Abbuchen des behobenen Betrages vom eigenen Konto, und nach Bezahlung als Einzahlen von Bargeld und Zubuchen auf das andere Konto dar.
>Wenn heute jemand sagt, er habe Geld, dann meint sie(er) damit, dass auf ihrem (seinem) Konto eine schwarze Zahl steht - und nicht, dass er zuhause eine Truhe voll Banknoten hat. Und doch ist diese Vorstellung des wohlgefĂŒhlten Tresors noch tief in uns verankert.
>Dass Bargeld oder Zentralbankgeld nicht konstitutiven Charakter hat, wird aus der konsolidierten Bilanz der MFIs erkennbar. Dieses Bargeld findet sich dort nur in Spuren auf der Aktivseite, aber nahezu zur GĂ€nze auf Seite der Passiva neben den tĂ€glich fĂ€lligen Guthaben, also dem Giralgeld. Diesem Giralgeld steht das Bargeld also nicht gegenĂŒber, baut Giralgeld also nicht auf dem Zentralbank-Geld auf, sondern ist dieses Zentralbank-Geld neben dem Giralgeld noch im Umlauf. Rund 20 Prozent Zentralbank-Geld neben 80 Prozent Giralgeld. Tendenz fĂŒr Bargeld weiterhin sinkend. (5)
>Der Vorgang, den wir als Schöpfung von Kreditgeld bezeichnen, geht also immer mehr in die HĂ€nde der GeschĂ€ftsbanken ĂŒber, die aber dazu Partner brauchen: Da Geld mit VerhĂ€ltnissen zu tun hat, brauchen die Banken ein GegenĂŒber: Jemanden, der Kredite aufnimmt, jemanden, der sich verschuldet. So wie ein Seil, das auch nur zwischen zwei Fixpunkten gespannt werden kann. So ist auch die Macht der GeschĂ€ftsbanken hinsichtlich der Steuerung der Geldmenge eine beschrĂ€nkte. Sie ist abhĂ€ngig von der Kreditaufnahme-Bereitschaft der Unternehmen, die wiederum von deren Vertrauen in die zukĂŒnftigen Erwartungen (Keynes) abhĂ€ngt.
>Da nun aber der Zentralbank nur KreditgeschĂ€fte mit den GeschĂ€ftsbanken, nicht aber mit den Nichtbanken machen darf, ist ihre Steuerungsmöglichkeit der Geldmenge noch weiter reduziert. Sie hat wenig rechtlich-strukturelle Möglichkeiten, eine Kontrolle ĂŒber die umlaufende Geldmenge auszuĂŒben - und diese Möglichkeiten werden immer geringer.
>Wir betrachten dazu die Möglichkeiten der Zentralbank, ihr Zentralbankgeld, also Bargeld, in Umlauf zu bringen. ZusĂ€tzliches Bargeld flieĂt dabei ĂŒber
>- eine Wechselrediskontierung in Form eines Zentralbankkredites oder
>- ein Wertpapier - PensionsgeschÀft
>an die GeschĂ€ftsbanken und von diesen gleichfalls ĂŒber Kredite an die Nichtbanken (Unternehmen, Haushalte, Staat). Wobei die Verzinsung bei ersterem ĂŒber den Abzug eines Agios und bei zweiterem durch Aneignung der Verzinsung der Wertpapiere fĂŒr die Dauer der âPensionâ erfolgt.
>Das aber heiĂt, dass die GeschĂ€ftsbanken diese Wechsel und Wertpapiere, die sie nun fĂŒr die Bereitstellung von zusĂ€tzlichem Bargeld an die Zentralbank abtreten, schon haben mĂŒssen. Sie haben also bereits Kredite âaus dem Nichtsâ vergeben, bei denen sie jene Wechsel oder Wertpapiere als Sicherstellung hereingenommen haben.
>Nur so ist ja auch das Teil-Reserve-System möglich, in dem nur ein Teil des aus den Krediten hervorgehenden Geldes mit Bargeld gedeckt ist. Neue, zusÀtzliche Kredite werden aus dem Nichts geschöpft und nur ein Teil von ihnen spÀter dann mit Bargeld hinterlegt.
>1. Zentralbankgeld kommt erst ĂŒber die Abtretung von Wertpapieren oder Wechsel von den GeschĂ€ftsbanken an die Zentralbank in Umlauf. Da Wertpapiere und Wechsel nur ĂŒber Kreditvergabe in die HĂ€nde der GeschĂ€ftsbanken kommen, muss der Kredit der GeschĂ€ftsbanken dem Zentralbankgeld voraus gehen.
>Aus all dem sollte ersichtlich werden, dass die Zentralbank die Möglichkeit der Steuerung des Geldwesens, die man glaubt, bei ihr finden zu können, real nicht hat. Es ist dies vielmehr ein Glaube. Ein Glaube an das Bargeld als Ding, so wie unter Punkt E besprochen. Und dieser Glaube - und nicht die rational-rechtliche Struktur - ist es, welcher der Zentralbank einen Einfluss verschaffen. (7) Nicht die rationale ErklĂ€rung von ZusammenhĂ€ngen zeichnen einen Zentralbankchef aus, sondern die gleichsam priesterliche Verbreitung von Glauben und Vertrauen. Insbesondere die US-amerikanische Zentralbank, die Federal Reserve, reprĂ€sentiert durch die Persönlichkeit eines Alan Greenspan, hat hier groĂen psychologischen Einfluss. Seine Bemerkungen dienen in einer Welt der GlĂ€ubigkeit als Ansage, nach der sich der Boulk der Geldspekulanten deshalb ausrichtet, weil alle glaube, dass sich fast alle danach ausrichten - was sich dann in Form der Self-fullfilling prophecy auch als zutreffend herausstellt.
>2. Der Zentralbank ist damit ein Einfluss sowohl auf die Geldmenge wie auch auf die Zinsen nur so lange möglich, wie das Allerheiligste, die Wandlung, gleichsam wie in der orthodoxen Kirche hinter einer Ikonosthase vor sich geht. Dem entgegen wirkt eine immer weiter laufender SÀkularisierungsprozess der GeschÀftsbanken, der sie aus der AbhÀngigkeit von der Zentralbank immer weiter befreit, ohne dabei den Geldglauben restlos zu zerstören.
>
>Anmerkungen
>5. GeschĂ€ftsbericht 1999 der Ă-sterr. Nationalbank, Tabelle 14*: FĂŒr 1997/98/99: Geldmenge M1 gesamt: 46,9/ 51,3/ 55,8 Mrd. Euro, davon Bargeldumlauf:!0,5/ 10,3/ 11,2 Mrd. Euro bzw. tĂ€glich fĂ€llige Guthaben (Giralgeld): 36,5/ 40,9/ 44,6 Mrd. Euro. Ăhnlich fĂŒr gesamten Euro-Raum lt. Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, II, Bankstatistische Gesamtrechnung, 2. Konsolidierte Bilanz der MFIs: Dez.1998/99: Bargeldumlauf (ohne KassenbestĂ€nde der MFIs, ca. 10%): 323,4/ 349,6 Mrd. Euro, tĂ€glich fĂ€llige Guthaben (Giralgeld): 1383,4/ 1541,1 Mrd. Euro
>6. Im EuropĂ€ischen System der Zentralbanken (ESZB) dient der âTenderâ als Hauptrefinanzierungsmöglichkeit der GeschĂ€ftsbanken mit Zentralbankgeld. Dabei handelt es sich im wesentlichen um die Auktion von Zentralbank-Geld, das den Banken im Rahmen eines PensionsgeschĂ€ftes oder eines Pfandkredites angeboten wird. Das ESZB kann zwischen einem Mengentender (Festsatztender) und einem Tender mit variablen ZinssĂ€tzen (Zinstender) wĂ€hlen. Bei einem Mengentender gibt die ESZB den Zinssatz vor, die Teilnehmer (GeschĂ€ftsbanken) geben Gebote ĂŒber den Betrag ab, den sie zu diesem Festsatz kaufen bzw. verkaufen wollen. Bei einem Zinstender geben die Teilnehmer Gebote ĂŒber BetrĂ€ge und ZinssĂ€tze ab,.. Aus: Ă-sterr. Nationalbank, Geld & WĂ€hrung, GĂ€ngige Begriffe..., 2. Auflage, 1999
>7. Die SchwĂ€che des Euro gegenĂŒber dem US-Dollar und die geringere Wirkung der Zinspolitik der EZB könnte demzufolge auch im derzeitigen Noch-Fehlen des Euro-Bargeldes liegen.
>Teil 4
>Das System des Vollgeldes
>
>G. Der Jolly Joker der Geldmacher
>Ăber die Macht der GeschĂ€ftsbanken
>Fassen wir zusammen:
>Auch wenn die FĂ€higkeit der Geldschaffung immer mehr zu den GeschĂ€ftsbanken hin sich verschiebt, so haben diese nicht die alleinige Macht, die Geldmenge beliebig zu steuern. Da diese ĂŒber die Kreditaufnahme bzw. - rĂŒckzahlung gesteuert wird, brauchen die GeschĂ€ftsbanken dazu einen Partner in Person der Unternehmen, der Haushalte und des Staates. Es hĂ€ngt an deren Verschuldungsbereitschaft, wieviel Geld vorhanden ist. Es hĂ€ngt aber auch von der FĂ€higkeit der
>GeschĂ€ftsbanken ab, Geld in Geldvermögen zu verwandeln. Dies deshalb, weil ihre Geldschaffung und ihre Vermittlung von Geldvermögen in einer Hand bzw. in einer BilanZentralbankuchhaltung zusammenflieĂt.
>Den Schulden von Wirtschaft, Haushalten und Staat auf der Passivseite stehen dort gegenĂŒber Geld in Form von Bargeld und tĂ€glich fĂ€lligen Guthaben einerseits und andererseits Geldvermögen in Form von lĂ€ngerfristig gebundenen Guthaben bzw. anderen Anlageformen.
>Es steht nun in der Macht der GeschÀftsbanken, bei gleichbleibendem Absolutwert das relative VerhÀltnis zwischen beiden zu verÀndern - und kommt es in Zeiten realwirtschaftlicher WachstumsschwÀchen durchaus zu Verschiebungen zugunsten des verzinslichen oder ertragsbringenden Geldvermögens. Dabei die Banken nicht unbedingt gezwungen, auch jemand zu finden, der dieses nun in Geldvermögen umgewandelte Geld ertragsbringend anlegt.
>Dies deshalb, weil die Banken auch in Zeiten mangelnder Investitionsberitschaft der Realwirtschaft in der Lage sind, Zinsen zu bezahlen bzw. den Vermögenskonten gut zu buchen, weil:
>1. mit der FĂ€higkeit, Kredite - und damit Geld - aus dem Nichts zu schöpfen, sie mit den zeitlich vorauseilenden Kassieren von Kreditzinsen gegenĂŒber den Einlagezinsen einen Jolly Joker ausspielen können, der solange die vollen Ertragszinsen abwirft, als Giralgeld in Nutzung ist;
>2. das Verschuldungs / Entschuldungs-Spiel ĂŒber Investitionen auf den FinanzmĂ€rkten weitergespielt wird;
>Zudem werden Teile des Geldvermögens (Spareinlagen, lÀngerfristig gebundene Einlagen) in Finanzvermögen umgeschichtet, womit ein Teil der Zinsaufwendungen wegfallen, ohne dass dadurch die FÀhigkeit der GewÀhrung von Krediten geschmÀlert wird.
>3. solange es keine Neuverschuldung in der Wirtschaft gibt, auch die Altschulden nicht getilgt werden können und auf diese weiterhin Zinsen anfallen.
>Hier kann es allerdings zu Schwierigkeiten dann kommen, wenn die wachsenden Schulden nicht mehr besichert werden können. Damit die so entstandene Vermögens /Schuldenblase nun aber nicht in sich zusammenfĂ€llt, ist man bemĂŒht, die buchhalterische Bewertung des Unternehmens ĂŒber die FinanzmĂ€rkte hinaufzutreiben, was aber andererseits zu einem Anstieg des Kurs/Gewinn-VerhĂ€ltnisses fĂŒhrt.
>Das Spiel auf den FinanzmÀrkten dient somit auch dazu, in diese Schuldblase immer wieder warme Luft zu pumpen, um sie so gespannt zu halten und ihr immer wieder Auftrieb zu verleihen.
>Daraus ergibt sich die Einsicht, dass Geld nicht nur dann nicht nachfragewirksam genĂŒtzt wird, wenn es gehortet, sondern auch dann, wenn es gespart. Eine Umlaufsicherung kann also im derzeitigen Geldsystem wirksam unterlaufen werden.
>Es ist zudem richtig, dass auf den FinanzmĂ€rkten groĂe Geldsummen flieĂen. Es ist aber in Zweifel zu ziehen, dass diese Gelder von den FinanzmĂ€rkten auf die RealgĂŒtermĂ€rkte umgelenkt werden können.
>Trotz aller Kritik an den FinanzmĂ€rkten ist ja zu bedenken, dass es eine vielleicht letzte Spielart im derzeitigen Geldsystem ist, wo sich jemand verschuldet, um eben auf diesen MĂ€rkten zu investieren - und um so Geld zu schaffen. Die verlangte demokratische Kontrolle der FinanzmĂ€rkte bzw. die Tobinsteuer könnte jedoch dazu fĂŒhren, dass das Interesse an diesem Spiel verloren geht. Wer also nicht blind in diese Falle gehen will, sollte sich kritisch mit den hier besprochenen Gegebenheiten auseinandersetzen. >
>H. Vollgeld
>Alles Geld schafft die Zentralbank
>Deutlich ist ja zu sehen, dass die Zentralbanken die ihnen zugedachte Macht der Steuerung der Geldmenge und deren Umlauf derzeit nicht haben. Was also hier demokratisiert werden kann, ist die Ohnmacht der Zentralbank. So bleibt fĂŒr die politische Arena nur das Spielen mit Standortvorteilen der unterschiedlichsten Art, solange die Frage einer Neuordnung unseres Geldwesens als ein politisches Tabu betrachtet wird.
>Wer von der Zentralbank entsprechende Einflussnahme erwartet, muss ihr also die Macht erst einmal gegeben, die sie angeblich schon hat. Das aber heiĂt, dass die Schaffung von Geld in jedweder Form wieder das alleinige Recht der Zentralbank wird.
>Joseph Huber (8) hat sich darĂŒber ausfĂŒhrlich Gedanken gemacht und ein Konzept entwickelt. Im Gegensatz zum heutigen Teilreservesystem, in dem nur Zentralbankgeld (Noten und MĂŒnzen) rechtlich Geld sind, die tĂ€glich fĂ€lligen Guthaben jedoch nur Forderungen auf Geld, die mit einer sehr niedrigen Zentralbankgeld-Reserve hinterlegt sind, spricht er vom System eines Vollgeldes.
>Dieses wird ausschlieĂlich von der Zentralbank emittiert in Form von Banknoten, MĂŒnzen und auch Buchgeld. Letzteres ist dabei nun keine Forderung auf Geld mehr, sondern so wie Banknoten vollwertiges Geld. Buchgeld (9) wird auf eigenen Konten der GeschĂ€ftsbanken verwaltet, die aber nicht mehr in die Bankenbilanz eingehen.
>Damit wird eigentlich nur das in die Tat umgesetzt, was allgemeine Vorstellung ist. Die Zentralbank schafft das Geld, wÀhrend die GeschÀftsbanken Ersparnisse sammeln und in Form von verzinslichen Krediten weitergeben.
>Das heutige Geldreservesystem wird in ein Vollgeldsystem umgewandelt. Dieses Vollgeld gibt es in Form von Banknoten und MĂŒnzen, aber auch (und mehrheitlich sogar) in Form von echtem Buchgeld.
>Zusammengefasst sind folgende Ănderungen notwendig:
>· Das Recht der Emission dieses Vollgeldes hat ausschlieĂlich die Zentralbank. Neben diesem Vollgeld gibt es kein anderes Geld. (10)
>· Dabei werden Girokonten zu Geldkonten: Das, was am Konto steht, ist keine Forderung mehr auf Bargeld, sondern ist auch in Form von Buchgeld vollwertiges Geld. >
>· Diese Buchgeldkonten bei den GeschĂ€ftsbanken gehen nicht mehr in die Bankbilanz ein. Die Bank verwaltet nur das bei ihr âlagerndeâ Buchgeld wie ein Depot.
>Auf diese Buchgeldkonten hat nur der Konteninhaber Zugriff, nicht aber die GeschĂ€ftsbank. Eine Ăbertragung des Konteninhalts (Ersparnis) an einen anderen in Form eines Kredits ist nur durch Beauftragung des Konteninhabers möglich.
>Dabei ĂŒbertrĂ€gt der Inhaber des Buchgeldkontos den gesparten Beitrag auf ein Buchgeldkonto der GeschĂ€ftsbank und erhĂ€lt dafĂŒr eine Gutschrift auf seinem Sparkonto bei der Bank. Die Bank kann nun aber dieses Geld nicht vernichten, so wie im derzeitigen System. Sie hĂ€lt ja damit keine Forderung gegen sich, die sie mit ihrer Verbindlichkeit ausgleicht, sondern eine Forderung gegen die Zentralbank, der eine Verbindlichkeit derselben gegenĂŒbersteht. Die GESCHĂFTSBANK kann das Geld erst dann in Geldvermögen verwandeln, wenn sie einen Investor gefunden hat, der sich verpflichtet, den Kredit zu einem spĂ€tern Zeitpunkt rĂŒckzuzahlen.
>Das aber heiĂt, die GESCHĂFTSBANK kann Vollgeld genau so wenig verschwinden bzw. einfach in Geldvermögen verwandeln wie dingliches Geld (s.unter B)
>Wenn nun also
>Daraus folgt:
>
>· Den Banken ist eine eigene Kredit- und Giralgeldschöpfung nicht mehr möglich. Die TÀtigkeit der GeschÀftsbanken beschrÀnkt sich so auf die Verwaltung der Geldkonten einerseits und auf die Vermittlung von Krediten andererseits.
>· Kredite können entweder auf Basis von Ersparnissen (Kundeneinlagen) oder durch Kreditaufnahme bei den Zentralbanken zur VerfĂŒgung gestellt werden.
>· Da die GeschĂ€ftsbanken jetzt Sollzinsen auf Einlagen nur dann zu zahlen vermag, wenn sie diese in Form von verzinslichen Krediten weitergeben kann, bestimmt sich deren Höhe nun erstmals ĂŒber Angebot und Nachfrage. (15)
>· Die Bankenbilanz enthĂ€lt damit nur Forderungen gegen Kreditnehmer und vice versa Verbindlichkeiten gegenĂŒber den Einlegern (Sparern) bzw. gegenĂŒber der Zentralbank.
>· Die Versorgung der Wirtschaft und Gesellschaft mit Geld liegt damit allein in den HÀnden der Zentralbank.
>Anzumerken ist, dass dieses Geld auch in Form von Buchgeld wieder dinglichen Charakter erhĂ€lt, da es nicht mehr vernichtet werden kann. Kredite werden nicht mehr neugeschöpft, sondern wird dabei im Regelfall gespartes Geld weitergegeben. Wie bereits eingangs beschrieben, ergeben sich dabei BuchungsvorgĂ€nge wie beim Warengeld. Im ersten Schritt, dem Verleihen des Geldes vom Kunden A an die Bank, steht dem Geldbetrag auf der Aktivseite der Bankenbilanz eine Verbindlichkeit gegen A gegenĂŒber. Das Geld bleibt erhalten. Die Verbindlichkeit der Bank ist eine in Geld. Erst im zweiten Schritt, wenn das Geld an C weiterverliehen wird, wird die Verbindlichkeit der Bank bzw. die Forderung des A eine Forderung in Geldvermögen.
>Soweit ist die (Wieder)Herstellung eines Geldes gediehen, so wie es die Meisten es sehen. Offen bleibt noch der Schritt vom Kreditgeld zum Tauschgeld zu machen. Dem widmen wir uns im Teil 5.
>Anmerkungen
>8. AusfĂŒhrlich in: Joseph Huber, Vollgeld, BeschĂ€ftigung, Grundsicherung und weniger Staatsquote durch eine modernisierte Geldordnung, Duncker & Humblot, 1999, S. 259ff
>9. Huber unterscheidet Buchgeld vom Giralgeld. WÀhrend ersteres vollwertiges Geld ist, ist Giralgeld nur eine Forderung auf Geld in Form tÀglich fÀlliger Guthaben, also ein Verrechnungskonto.
>10. Das allgemeine Geldregal als grundlegende wĂ€hrungspolitische Befugnis könnte fĂŒr die EZB folgendermaĂen lauten:
>âArtikel 16: Geldausgabe: Die EuropĂ€ische Zentralbank hat in den Staaten der WĂ€hrungsunion das ausschlieĂliche Recht, Geld als Bargeld in Form von Banknoten und MĂŒnzen sowie als Buchgeld zur Verwaltung auf Geldkonten und Geldkarten auszugeben. Die von ihr ausgegebenen Geldeinheiten sind die einzigen gesetzlichen Zahlungsmittel: Sie lauten auf Euro.â
>
>Ernst Dorfner
>âVollgeldâ
>und hierzu erforderliche Klarstellungen zum Thema âGeldâ
>Teil 1
>Geld, wie es gesehen wird
>
>A. Eine Vorbemerkung
>Der folgende Beitrag, gegliedert in 4 Teile, beschĂ€ftigt sich nicht mit den ĂŒblichen Themenkomplexen einer freiwirtschaftlichen Geldreform, deren Notwendigkeit und Richtigkeit. Vielmehr soll hier klargelegt werden, dass eine solche Geldreform solange ins Leere gehen muss, wie sie auf unser heutiges Geldsystem angewendet werden. Dessen Strukturen liegen nĂ€mlich ganz abseits von den Vorstellungen vom Geld, die alle - einschlieĂlich der Freiwirte - in ihren Köpfen herumtragen.
>Wie gezeigt wird, kann sich das vorhandene Geldsystem den von der Freiwirtschaft vorgeschlagenen Institutionen wie der Umlaufsicherung entziehen.
>Noch einmal: Es soll hier nicht beurteilt werden, ob eine Umlaufsicherung richtig und notwendig ist. Es geht hier ânurâ darum, ein neues Geldsystem, nĂ€mlich das System eines âVollgeldesâ vorzustellen, das die Voraussetzungen fĂŒr die Wirksamkeit einer Umlaufsicherung schafft.
>Damit dieses neue System nun aber jene Konturen erhĂ€lt, die es aus dem vorhandenen hervortreten lassen, ist vorausgehend eine KlĂ€rung in unseren Vorstellungen erforderlich. Geld ist nicht so, wie es ĂŒblicherweise gesehen wird. So aber wie es wirklich ist, sieht es kaum jemand. Mit Vollgeld aber schaffen wir dann ein Geld, wie wir es sehen.
>Kurz und gut: Wir mĂŒssen das Geld erst schaffen, auf das wir die freiwirtschaftlichen ReformvorschlĂ€ge dann anwenden können.
>Bereits Silvio Gesell hat das erkannt.
>Die Titel der einzelnen BeitrÀge sind
>Teil 1: Geld, wie es gesehen wird (vorhanden)
>Teil 2: Geld, wie es ist (vorhanden)
>Teil 3: Geld und seine GlÀubigen (vorhanden)
>Teil 4. Das System des Vollgeldes (vorhanden)
>Teil 5: Mit Vollgeld zum Tauschgeld (in Ausarbeitung)
>Eines sei hier noch angemerkt: Um das Wesen des derzeitigen Geldes verstehen zu können, ist es erforderlich, sich mit den GrundzĂŒgen der doppelten Buchhaltung zu beschĂ€ftigen. Andernfalls bleibt so manche ErklĂ€rung ein Buch mit sieben Siegeln.
>
>B. Geld - ein Ding
>Am Anfang ist die Tauschware
>Paul A. Samuelson schreibt in seinem Standardlehrbuch: âIn allen Kulturen, mit Ausnahme der allerprimitivsten, tauschen die Menschen nicht direkt ein Gut gegen ein anderes. Statt dessen verkaufen sie ein Gut gegen Geld und verwenden dann dieses Geld zum Kauf der GĂŒter, die sie erwerben wollen.â Samuelson dann weiter: âStatt eines doppelten Zufalls gleicher BedĂŒrfnisse gibt es eher einen Bedarf an Zufall; nur wenn ein hungriger Schneider einen unbekleideten Bauern trifft, der ĂŒber Nahrungsmittel verfĂŒgt und sich Hosen wĂŒnscht, können beide einen Handel abschlieĂen. Geld vereinfacht das Wirtschaftsleben.â (1)
>Mit dieser âdoppelten Koinzidenzâ wird der Vorteil des Geldes erklĂ€rt. Und allein bei diesem einzigen Vorteil bleibt es auch. Wobei Geld ganz einfach da ist.
>Geld ist in diesem Sinn eine Tauschware, das zwar gebraucht, aber nie verbraucht wird. Als diese Tauschware, so die Vorstellung, wird Geld von einem Wirtschaftssubjekt zum nĂ€chsten und wieder zum nĂ€chsten im Austausch fĂŒr eine Verbrauchsware (2) weitergegeben. Also von A zu B zu I zu R zu Z zu B zu G zu X zu A zu.... Diese Tauschware ist genau so selbstverstĂ€ndlich da wie jede andere Ware. Sie wird von irgendjemandem als Ware hergestellt und im Austausch gegen eine andere in Umlauf gebracht. Und da sie dabei nicht verbraucht wird, bleibt sie auch immerfort darin, sofern sie als Ware nicht zurĂŒckgehalten wird.
>Wird diese Tauschware als Schatzmittel zurĂŒckgehalten, so wird der Kreislauf unterbrochen. Daraus entsteht die herkömmliche Vorstellung vom Sparen und Verleihen von Geld: Die Tauschware, also ein Ding, wird gegen einen Vertrag auf RĂŒckgabe zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen und so wieder in den Umlauf zurĂŒckgeschleust. Die Tauschware wird also gegen einen Vertrag auf RĂŒckgabe zu einem spĂ€teren Zeitpunkt ausgetauscht. Eine Verbuchung im Sinne der doppelten Buchhaltung findet dabei dann nicht statt, wenn ein Verleihen ohne Zwischenschaltung einer Bank erfolgt, was ja hier beim Verleihen von Dingen möglich ist.
>Wenn aber ĂŒber eine Bank verliehen - und verbucht - wird, dann steht im ersten Schritt - dem Verleihen des Geldes vom Kunden A an die Bank - dem Geldbetrag auf der Aktivseite der Bankenbilanz auf der Passivseite eine Verbindlichkeit gegen A gegenĂŒber. Das Geld bleibt dabei erhalten.
>Die Verbindlichkeit ist hier eine in Geld. Erst im zweiten Schritt, wenn das Geld an C weiterverliehen wird, wird die Verbindlichkeit der Bank bzw. die Forderung des A eine Forderung in Geldvermögen. Dies anzumerken ist wichtig, weil sich hier dann spĂ€ter gegenĂŒber unserem heutigen Geld ein entscheidender Unterschied zeigt >
>Diese Tauschware ist ursprĂŒnglich das Gold - Gold als ĂŒber die Goldgewinnung produzierte Ware. Diese Vorstellung einer Tauschware bleibt beim Ăbergang zum Papiergeld erhalten, obwohl man weiĂ, dass dessen Produktion kaum mehr Kosten verursachen. So ist Geld in der ĂŒblichen Vorstellungswelt weiterhin ganz einfach da, so als ob es im Austausch gegen eine andere Ware in den Kreislauf gekommen wĂ€re.
>Dieses âganz einfach Da-seinâ von Geld findet sich so bei Helmut Creutz, wenn er schreibt: âIn einem Kreis gibt es keinen Anfang und kein Ende. Ein einmal in den Kreislauf gegebener Geldschein kann also endlos kursieren, ganz gleich, wofĂŒr er verwendet wird. Machen wir uns das an einfachen Modellen mit fĂŒnf Beteiligten klar.
>A kauft bei B. - B benötigt das erhaltene Geld nicht und verleiht es an C. - C kauft bei D. - D verleiht es an E, der damit wieder bei A eine Leistung bezahlt. Der umlaufende Geldschein wurde also dreimal zum Kaufen und zweimal zum Verleihen benutzt. HĂ€tte B den erhaltenen ĂŒberschĂŒssigen Geldschein nicht verliehen, sondern bei sich liegengelassen, so wĂ€ren die nachfolgenden VorgĂ€nge nicht möglich gewesen. Dieses einfache Beispiel zeigt, welche Gefahren von GeldzurĂŒckhaltungen ausgehen.â (3)
>Aus diesem Modell wird erkennbar, was unter Geld, Kredit und Geldumlauf verstanden wird. Dabei werden folgende Voraussetzungen stillschweigend und unhinterfragt immer wieder angenommen:
>1. Alle Waren einschlieĂlich der Tauschware Geld werden in einem vorgeldlichen Bereich hergestellt.
>Die Fertigung von Waren ist vom Geld nicht abhÀngig. Eine Vorfinanzierung in Geld ist nicht notwendig.
>Die so hergestellten Waren treffen am Markt aufeinander, wo sie vermittels des Geldes getauscht werden.
>Die Bereitstellung von neuen Verbrauchswaren nach dem Verkauf der alten bereitet kein zeitliches Problem. Das Warenangebot rĂŒckt also sofort wieder nach, so dass mit dem weitergegebenen Geld sofort wieder Waren gekauft werden können.
>2. Geld kommt als Tauschware ĂŒber einen Tauschvorgang in Umlauf.
>3. Geld ist ab da als Tauschware, als Ding, einfach immer âdaâ.
>Geld kann so nur verschwinden, wenn die Tauschware missbrÀuchlich verbraucht oder als Schatz aus dem Verkehr gezogen wird.
>4. Der Kauf/Verkauf-Vorgang stellt sich als Tauschvorgang dar, bei dem das Ding âGeldâ gegen andere Dinge getauscht wird.
>Geld zirkuliert als niemals verbrauchte Tauschware, die gegen eine Verbrauchsware getauscht wird.
>Je rascher dieses Geld zirkuliert - so die Vorstellung -, umso mehr kann verkauft werden, umso reicher ist also die Gesellschaft. Der Reichtum der Gesellschaft hÀngt also nur von einem klaglos funktioniernden Handel ab.
>GeldzurĂŒckhaltung (Hortung) unterbricht den Geld-Kreislauf und damit den Handel. Weiterverleihen fĂŒhrt das Geld in den Kreislauf zurĂŒck.
>Unter Sparen wird das Nichtverwenden des Geldes durch den Sparer und dessen Weiterverleihen an einen Kreditnehmer verstanden.
>5. Kredit setzt das Vorhandensein von Geld und setzt Ersparnisse in Geld zwingend voraus.
>Um Kredite vergeben zu können, mĂŒssen die Banken Ersparnisse an sich bringen.
>Dazu mĂŒssen sie den Sparern Haben-Zinsen zusichern, die sie dann an die Kreditnehmer mit Zuschlag einer Bank-Marge weiterverrechnen mĂŒssen.
>6. Der Zins kommt erst dann ins Spiel, wenn irgend wo mitten im Umlauf Geld gespart wird und damit Kredite vergeben werden.
>7. Um Zinsen bezahlen zu können, mĂŒssen die Banken das gesparte Geld an jemand verleihen, der Zinsen zahlt.
>Diese Aussage scheint selbstverstÀndlich und daher entbehrlich. Sie wird aber gemacht, um schon jetzt auf einen entscheidenden Unterschied zum Kreditgeldsystem hinzuweisen.
>Dieses Modell beschreibt den mittelalterlichen Handelskapitalismus, nicht jedoch den Produktions- oder Industriekapitalismus der Neuzeit. Doch noch immer prĂ€gt es die Vorstellungen rund um das Geld: So irgendwie als Tauschware kommt auch unser heutiges Geld in den Umlauf, bereitgestellt durch die Zentralbank, welche die alleinige Macht zu dessen Bereitstellung hat, so irgendwie funktioniert das alles auch mit dem modernen Geld, dem Sparen und den Krediten. So irgendwie. Geld: Ein A-priori. Doch ânichts genaueres weiĂ man nichtâ.
>Anmerkungen:
>1. Paul A. Samuelson, Volkswirtschaftslehre, Bd. I, S. 356, Bund-Verlag, 1975
>2. Auch die ĂŒblichen Gebrauchswaren werden ja mit der Zeit âverbrauchtâ.
>3. Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S.52, Ullstein, 1994
>Teil 2
>Geld - wie es ist
>
>C. Geld: Ein SpannungsverhÀltnis
>Am Anfang ist der Kredit
>Wenn ich heute im Supermarkt meine Lebensmittel besorge und an der Kasse dann mit der Bankomat- oder mit der Quick-Karte zahle, so wird mir deutlich bewusst, dass ich dabei kein Ding gegen andere Dinge tausche. Es wird allein von meinem Gehaltskonto bei meiner Bank der bezahlte Betrag abgebucht und dieser dem Konto des Supermarktes bei seiner Bank zugebucht. Dabei liegt auf meinem Konto keine bestimmte Summe Geldes in verschiedenen Banknoten, also in Dingen. Ich habe lediglich eine Forderung in besagter Höhe gegen die Bank, festgehalten auf meinem Konto bei der Bank, der buchhalterisch eine gleich groĂe Verbindlichkeit der Bank mir gegenĂŒber gegenĂŒbersteht. Beim Bezahlen reduziert sich meine Forderung gegen die Bank, so auch deren Verbindlichkeit mir gegenĂŒber, nicht aber die Gesamtverbindlichkeit der Bank bzw. des Bankensystems. Es wird nur ein Teil der ursprĂŒnglichen Verbindlichkeit mir gegenĂŒber in eine Verbindlichkeit gegen den Supermarkt ĂŒbertragen.
>Diese Ăbertragung Ă€uĂert sich nur in den Kundenkonten der Banken, nicht aber in der konsolidierten Bilanz der monetĂ€ren Finanzinstitutionen (MFI). Es Ă€ndert sich nichts an der Gesamtsumme der Forderungen und Verbindlichkeiten. Nur die Zuordnung zu den Konten Ă€ndert sich.
>In dieser konsolidierten Bilanz der MFIs mit Einschluss der Zentralbank scheint nun sĂ€mtliches Geld (Bargeld und Giralgeld) und sĂ€mtliches Geldvermögen auf der Passivseite als Verbindlichkeiten der Banken gegenĂŒber GlĂ€ubigern auf, denen gegenĂŒber auf der Aktivseite Forderungen der Banken gegen Schuldner hauptsĂ€chlich in Form von Krediten stehen. Geld und Kredit stehen also zueinander in einem engen BeziehungsverhĂ€ltnis.
>Wir sollten nun bedenken, dass eine Produktion von Waren in unserer Gesellschaft den vertraglich vereinbarten Zugriff auf fremdes Eigentum - und damit das Vorhandensein von Geld nicht erst beim Tausch der Waren am Markt voraussetzt. Geld löst bereits das SchuldverhĂ€ltnis ab, das ursprĂŒnglich zwischen dem Produzenten A als Erwerber eines Vorproduktes und dem Produzenten C als Abgeber desselben entsteht. Dieses Geld erhĂ€lt A ĂŒber einen Kredit der Bank B. Der Kredit der Bank B an den Kreditnehmer, den Produzenten A, ist dabei zuerst nur ein gegenseitiges Paar von Forderungen und Verbindlichkeiten: Eine Verbindlichkeit der Bank, (damit eine Forderung des Kreditnehmers), zu zahlen, gleichzeitig aber auch eine Verbindlichkeit des Kreditnehmers (damit eine Forderung der Bank), rĂŒckzuzahlen. Noch heben sich die so gebildeten Spannungsvektoren gegenseitig auf. Erst wenn die Forderung des Kreditnehmers von diesem auf einen Dritten C, den Lieferanten von Vorprodukten des A, ĂŒbertragen wird, entsteht ein SpannungsverhĂ€ltnis. Die Vektoren heben sich nicht mehr gegenseitig auf. WĂ€hrend das KreditverhĂ€ltnis zwischen Kreditnehmer A und Bank B in Form einer Forderung der Bank bzw. einer Verbindlichkeit des Kreditnehmers weiter aufrecht ist, ist die Verbindlichkeit der Bank an den Dritten C in Form einer Forderung gegen diese ĂŒbertragen worden. A hat nun keine Verbindlichkeit mehr gegenĂŒber C, sondern nur gegenĂŒber der Bank B, C keine Forderung gegen A, aber eine gegen die Bank B. Damit ist âGeldâ entstanden.
>Damit ist Geld nicht mehr ein Ding, das alleine fĂŒr sich besteht. Damit Geld entsteht, bedarf es mehrerer Rechtspersonen: Eines Schuldners der Bank in Person des Kreditnehmers, eines GlĂ€ubigers der Bank - der also an diese glaubt, ihr vertraut - und der Bank, die dieses Vertrauen genieĂt.
>Dieses Vertrauen entsteht dann, wenn C diese Forderung gegen die Bank zur Tilgung seiner Kredite, die er vor Beginn der Herstellung des Vorproduktes aufgenommen hat, verwenden kann. Dabei hebt sich die Forderung des C gegen die Bank mit seiner Verbindlichkeit gegenĂŒber der Bank auf. C hat seine Schulden getilgt, das Geld, das er mit seiner Kreditaufnahme geschaffen hat, ist wieder verschwunden, ist vernichtet worden.
>Geld existiert also nur in dem Zeitraum zwischen dem Eingehen des neuen und dem Tilgen des alten SchuldverhÀltnisses. >
>Ăbrig bleibt nun A als Schuldner. Und zwar mit einer höheren Schuld als C, weil dieser im Preis des Vorproduktes, den A zu zahlen hat, zusĂ€tzlich zu seinen Kosten noch Gewinn und Zinsen fĂŒr den Kredit zurechnet. Diese Schuld des A, der Kredit, Ă€uĂert sich in der Bankbilanz nun aber nicht als Geld, sondern als Geldvermögen. Geldvermögen entsteht also nicht durch Sparen, sondern durch Verschulden.
>Geld ist somit etwas Nicht-Dingliches, das auch verschwinden kann. So wie der elektrische Strom, der zwischen unterschiedlich hohen Spannungspotentialen, zwischen Quelle und einer Senke flieĂt. Und so wie bei einem Erdschluss das Stromnetz zusammenbricht, verschwindet Geld dann, wenn es zu einem Kurzschluss zwischen Neu- und Altschuldnern kommt. Geld ist also nur solange vorhanden, wie die FlieĂgeschwindigkeit zwischen Quelle und Senke, den Neu- und Altschuldnern, eine begrenzte ist. >
>So können wir nun ein erstes VerstÀndnis zusammenfassen:
>1. Der Kredit - also Verschuldung - steht am Anfang, weil damit die Produktion in einer Gesellschaft begonnen werden kann, in der das Privateigentum konstitutiven Charakter hat.
>2. Geld geht aus dem Kredit der Bank hervor, wobei die Verbindlichkeit gegenĂŒber die Bank (Schuld) beim Zahler (Kreditnehmer, Schuldner) hĂ€ngen bleibt, wĂ€hrend die Forderung gegen die Bank an den Bezahlten (âKreditgeberâ, GlĂ€ubiger) ĂŒbertragen wird
>3. Hinter sĂ€mtlichen umlaufenden Geld stehen Kredite, wobei allerdings die Summe aller vergebenen Kredite wesentlich gröĂer ist als die Summe des umlaufenden Geldes. (Etwa 4: 1 bis 5: 1) (4)
>4. Kredite werden durch die GeschĂ€ftsbanken aus dem Nichts geschöpft, das heiĂt, sie haben keine Ersparnisse als Voraussetzung.
>Kredite werden idealtypisch durch Unternehmen aufgenommen, um Vorprodukte und Leistungen von Dritten zukaufen zu können. Produzieren setzt also Verschulden voraus.
>Geld entsteht dann durch Ăbertragung der aus einem Kredit resultierenden Forderung des Kreditnehmers gegen die kreditgebende Bank an diesen Dritten bzw. an dessen Bank. Geld in Form tĂ€glich fĂ€lliger Guthaben ist also eine Forderung des Konteninhabers gegen dessen kontenfĂŒhrende Bank.
>Diese Dritten (bei Lohnzahlungen sind es die von Unternehmen bezahlten LohnempfÀnger, also die Vierten) können mit diesen Forderungen ihre eigenen Schulden tilgen.
>Alte Schulden werden somit durch neue Schulden, alte Kredite durch neue Kredite getilgt. Geld flieĂt zwischen diesen Neu- und Altschulden.
>Das GeschĂ€ft der GeschĂ€ftsbanken besteht in einem fortdauernden Schöpfen von Neukrediten zur Tilgung der alten Kredite, wobei die Summe der Neukredite stets höher sein muss als die der alten. Die Unternehmer mĂŒssen ja zu ihren ursprĂŒnglichen Kosten jeweils noch Zinsen und Gewinne zurechnen.
>Der Gewinn der Banken wird aus den Kreditzinsen finanziert.
>5. Geld ist somit ein RechtsverhĂ€ltnis, das zwingend mehrerer Personen bedarf, zwischen denen es âgespanntâ werden kann.
>6. Geld ist damit keine Tauschware, kein Ding, das als solches irgendwann einmal hergestellt und gegen ein anderes Ding getauscht worden und seit dem im Kreislauf ist.
>7. Da am Anfang der Kredit ist, und Geld aus dem Kredit hervorgeht, fallen somit bereits am Anfang schon bei der Geldbereitstellung Soll-Zinsen (Kreditzinsen) an. Bereits die Geldbereitstellung ist mit Zinskosten verbunden.
>
>Das ist das Neue an unserem heutigen Geld, das ein Geld des Industriekapitalismus ist.
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>D. Der Umlauf der Schulden
>Die Entstehung von Geld und Geldvermögen
>Aus diesen Ăberlegungen wird nun aber auch ersichtlich, dass nicht Geld, sondern Verschuldung - und zwar eine wachsende Verschuldung, damit der Vorschuldner jeweils Gewinne lukrieren und Zinsen zahlen zu können - von Hand zu Hand vorwĂ€rts in die Zukunft lĂ€uft, wobei die âalteâ Verschuldung durch eine âneueâ Verschuldung abgelöst wird. Womit Geld aber gewissermaĂen von den neuen Schulden immer zurĂŒck in die Tilgung der alten Schulden lĂ€uft. Folg
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