Caspar
04.07.2001, 16:25 |
Was beruflich tun in so einer Zeit? Thread gesperrt |
Hallo,
ich will mal ein Thema anschneiden, das nur indirekt was mit Anlage zu tun hat, das mich aber im Moment sehr beschäftigt, und sich auch andere hier bewegt: was für"Positionen" sollte man beruflich eingehen, wenn es so schlecht kommt wie hier alle (inkl. mir) denken.
Das ist auch deshalb wichtig, weil ich z.B. so wenig Geld habe (netto Konto), dass ich es so schlau anlegen kann wie ich will, davon werde ich nicht leben können, basta. Klar ist, dass man keine dicken Finanzierungen sich ans Bein bindet. Aber sonst.
Ich habe jetzt ca. ein Jahr bei einer grossen Internetfirma gearbeitet - jetzt nicht alle Buh schreien, bitte - und zwar auch einfach aus Liebe zu diesem Medium, das immer in der Lage ist Plätze wie dieses Forum hier entstehen zu lassen, mit einer konzentrierten Mischung an Leuten mit im Grossen ähnlich gelagerten Ansichten, und vielen wertvollen und erhellenden Reibereien im Kleinen. Das war immer die grosse Chance des Internet. Es war nicht die grosse Chance des Internet sagenhaft reich zu werden ohne zu arbeiten - zumindest nicht für 99%.
Dazu fällt mit immer wieder das Bild ein, dass ich irgendwo im Netz auf meinen grossen ersten Entdeckungfahrten im WWW eingesammelt habe, war wohl anfang 1996, zum Thema"Internet und Geschäft":
Mit dem Internet ist es wie mit dem Wasser der Ozeane: es schwimmen Milliarden Tonnen von Gold gelöst darin herum, aber nur als flüchtige Spur. Man kann es alles herausfiltern, aber jeder der es tut verliert mit jedem Liter mehr Geld. -[i]--Anonymus
[/i]
Tja, und leider ist das Internet wenn man geschäftlich damit zu tun hat auch ganz anders. Es ist eine Geldscheiderei gewesen, jeder Kunde musste für jedes Komma was Zahlen, jeder Mitarbeiter wollte Firmenwagen, Handy, Laptop und Palm haben. Wenn neue Büros aufgemacht wurden, haben die Leute von den Maklerfirmen gestaunt, wie da eingerichtet wird. Das wichtigste waren immer die Hermann-Miller-Möbel und für Akquise waren sich alle zu Schade.
Das Anlass für das Posting ist meine Kündigung. Und jetzt sictze ich zufällig als letzter Mann in einer 1000-Quadratmeter-Etage, voll mit bunten Wänden, Halogenstrahlern und unaufgeräumten Schreibtischen von denen die Monitore und Telefone schon abgeräumt sind, auf denen die abgezogenen Kabel aber noch draufliegen. Ab und zu ruft noch mal ein verstörter Kunde an.
Also, wie sollte man sich auf die Zukunft einrichten. Das ist hier alles nicht so dramatisch gewesen, für die die sich ein bisschen gruseln wollen muss ich weiterverweisen an die Zentrale Meldestelle für ökonomische Internetwahnsinn,
die Website Fucked Company, hier ja schon bekannt, aber das ist eh schon Mainstream.
Ich gehöre eigentlich zu denen, die produziert haben, und das ist schon ne Meldung in sonner Firma. Auf einen der das"Produkt" herstellt kommen fünf die managen. Kann ja irgendwie auch schlecht gehen...
Wird es in zwei Jahren noch einen Markt geben für komplexe Internetservices, die z.B. tief verflochten sind mit den Abläufen und Herstellungsprozessen in den Firmen. Oder werden alle Firmen das bisschen Arbeit, das bleibt lieber weiter auf schönem, weissem A4-Papier abwicklen? Jükü sagt, dass die Eisenbahn im letzten Jahrhundert sehr wichtig für die Wirtschaft war, aber enttäuschend für die Eisenbahnunternehmer. Wieviel Leute konnten 1933 in den USA noch vom Autobauen und von der Radioproduktion leben? Das sind doch wohl etwa die Messlatten, oder? Was hat der Rest gemacht, und: sind welche verhungert? Mein Grossvater ist nach Argentinien gegangen zum Ã-lbohren, viel mehr weiss ich nicht. (Meine Grosseltern haben sich sechs Jahre lang vor ihrer Hochzeit Briefe mit dem Südamerika-Luftschiff geschickt und zusammengehalten.)
Mich würden mal die Gedanken von anderen interessieren, und ich nehme an, dass das nicht nur für mich eine drängende Frage ist.
Gruss, und sorry für die dunkle Wolke an dem schönen Sonnentag.
- caspar
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SportiSteffen
04.07.2001, 17:37
@ Caspar
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evtl. Jobangebot |
Hallo Caspar,
tut mir leid, dass Dein Job"dahin" ist.
Schreib mir mal ein Email, was Du genau"kannst" und vielleicht kann ich Dir bei der Deutschen Börse einen guten Job besorgen.
Kannst Du programmieren?
Vielleicht auch einen in den USA. Ich kenne die Geschäftsführer einen guten Firma, die noch expansieren will (und auch kann), da sie profitabel arbeitet (gibt es auch) ;-)!
Email an: steffen@korbachweb.de
Und wo Du wohnst, ob Kind und Kegel usw., ob Du evtl. umziehen würdest.
Gruß,
STEFFEN
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Josef
04.07.2001, 19:56
@ Caspar
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Damit man dir Hinweise geben kann, solltest du schon schreiben, was du fuer |
eine Ausbildung du hast, was du kannst und was du alles schon gemacht hast.
Mfg.
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dottore
04.07.2001, 20:40
@ Caspar
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Re: Du hast nur Dich selbst. Also Selb(st)-ständig machen (als OHG) (owT) |
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Ecki1
04.07.2001, 23:35
@ dottore
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Re: Dottore: Leider Widerspruch! |
Falls das Deflationsszenario eintrifft, ist OHG leider die falsche Unternehmensform, da die Schulden am persönlich (!) haftenden Gesellschafter hängen bleiben und ein Neustart im selben Land stark erschwert wird. Ich würde Alternativen wie KG oder GmbH prüfen. Ansonsten bis zum Casus Knacktus als Angestellter durchhalten, Ersparnisse nah am Geld halten und erst in (!) der Krise verselbständigen oder sich weiterbilden.
Viele Grüsse: Ecki
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dottore
05.07.2001, 00:56
@ Ecki1
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Re: Dottore: Leider Widerspruch! D'accord! |
>Falls das Deflationsszenario eintrifft, ist OHG leider die falsche Unternehmensform, da die Schulden am persönlich (!) haftenden Gesellschafter hängen bleiben und ein Neustart im selben Land stark erschwert wird. Ich würde Alternativen wie KG oder GmbH prüfen. Ansonsten bis zum Casus Knacktus als Angestellter durchhalten, Ersparnisse nah am Geld halten und erst in (!) der Krise verselbständigen oder sich weiterbilden.
>Viele Grüsse: Ecki
Recht hast Du. Aber es gibt nur ein Entweder-Oder.
Entweder Du traust Dir was zu. Dann musst Du das Risiko tragen. Jetzt und immer in Deinem Leben.
Oder Du bist ein Kuscher - dann stell' Dich am besten bei der Bundesschuldenverwaltung für einen Lifetime-Job an. Die wird von allen staatlichen Institutionen am längsten halten, schon allein wg. der Abwicklung.
Ansonsten stimme ich überein: Jetzt nix machen, unauffällig unterstehen und: keep the money dry, and start up, wenn sich der lange Tunnel, der vor uns zu liegen scheint, den ersten Schimmer von vorne zeigt (nicht vom Rückspiegel).
Gruß
d.
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JüKü
05.07.2001, 01:08
@ dottore
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Re: Vorsicht, Tunnel... |
>...wenn sich der lange Tunnel, der vor uns zu liegen scheint, den ersten Schimmer von vorne zeigt (nicht vom Rückspiegel).
>Gruß
>d.
"Das Licht am Ende des Tunnels könnte ein entgegen kommender Zug sein..."
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dottore
05.07.2001, 01:54
@ JüKü
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Re: Touché, Maître! |
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Turon
05.07.2001, 02:19
@ dottore
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Und? GmbH oder KG oder GmbH Co. KG |
Der vermeintlicher Freiheit, wegen begrenzter Haftung, steht höhere
Haftung gegenüber - und zweitens - wer noch glaubt GmbH-Gesellschaftler haftet
nur beschränkt, der soll eine GmbH gründen.
Es vergeht etwa 1 Jahr, bis er begriffen hat, daß er auf die"Haftungsfreiheit"
eher Klotz am Bein ist.
Gerade in schlechten Zeiten - wirst Du kein Lieferantenkredit bekommen, und auch die Banken sind mit einer So,so GmbH - aha - nicht zufrieden.
>>Falls das Deflationsszenario eintrifft, ist OHG leider die falsche Unternehmensform, da die Schulden am persönlich (!) haftenden Gesellschafter hängen bleiben und ein Neustart im selben Land stark erschwert wird. Ich würde Alternativen wie KG oder GmbH prüfen. Ansonsten bis zum Casus Knacktus als Angestellter durchhalten, Ersparnisse nah am Geld halten und erst in (!) der Krise verselbständigen oder sich weiterbilden.
>>Viele Grüsse: Ecki
>Recht hast Du. Aber es gibt nur ein Entweder-Oder.
>Entweder Du traust Dir was zu. Dann musst Du das Risiko tragen. Jetzt und immer in Deinem Leben.
>Oder Du bist ein Kuscher - dann stell' Dich am besten bei der Bundesschuldenverwaltung für einen Lifetime-Job an. Die wird von allen staatlichen Institutionen am längsten halten, schon allein wg. der Abwicklung.
>Ansonsten stimme ich überein: Jetzt nix machen, unauffällig unterstehen und: keep the money dry, and start up, wenn sich der lange Tunnel, der vor uns zu liegen scheint, den ersten Schimmer von vorne zeigt (nicht vom Rückspiegel).
>Gruß
>d.
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Ecki1
05.07.2001, 10:25
@ dottore
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Re: Dottore: Leider Widerspruch! D'accord! |
>>Falls das Deflationsszenario eintrifft, ist OHG leider die falsche Unternehmensform, da die Schulden am persönlich (!) haftenden Gesellschafter hängen bleiben und ein Neustart im selben Land stark erschwert wird. Ich würde Alternativen wie KG oder GmbH prüfen. Ansonsten bis zum Casus Knacktus als Angestellter durchhalten, Ersparnisse nah am Geld halten und erst in (!) der Krise verselbständigen oder sich weiterbilden.
>>Viele Grüsse: Ecki
>Recht hast Du. Aber es gibt nur ein Entweder-Oder.
>Entweder Du traust Dir was zu. Dann musst Du das Risiko tragen. Jetzt und immer in Deinem Leben.
>Oder Du bist ein Kuscher - dann stell' Dich am besten bei der Bundesschuldenverwaltung für einen Lifetime-Job an.
Klar gehört dem Tapferen die Welt, ganz meine Devise. Aber sehenden Auges ins Messer laufen sollte nicht die Konsequenz aus dieser Erkenntnis sein, es sei denn, man wollte den Winkelried spielen. Ansonsten hilft ein Blick auf sich abzeichnende Sonderkonjunkturen, etwa für Konkursanwälte, Trink- und Mineralwasserproduktion, Pumpsysteme für Überschwemmungsfälle, Sonnenbrillen, Hörgeräte etc.
Gruss: Ecki
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