Turon
05.07.2001, 21:13 |
Dottore - nicht gleich auf die Palme gehenThread gesperrt |
Auch wenn Du mit dem Schlüsselsatz Deines Postings, genau das meinst, was ich hier versuche den Leuten weiß zu machen. Der Kapitalismus ist nicht der letzte Schrott, es ist der vorletzte Schrott. Es ist wie eine Ohrfeige gegen Jünger des Kapitalismus.
Es funktioniert so lange, bis das Ungleichgewicht derart ungleich ist, daß es nicht mehr funktionieren kann. Egal was man da macht. Da hilft nicht noch mehr Marktwirtschaft - das ist Mumpitz - weil wenn wir es der Gesetzen der Marktwirtschaft überlässen, dann arbeitn die Leute für Nichts und immer wieder nichts. Und das ist Deine Schuldenspirale.
Es ist die einfachste Sache der Welt es zu verstehen. Tun die meisten Leute nicht. In gesunder Wirtschaft muß von oben nach unten, wie auch von unten nach oben verteilen, nur irgendwo in der Mitte ist dieser Verteilungsprozesse funktioniert die Marktwirtschaft tatsächlich.
Dieser Satz eben:
[b]Ich sag's Dir ganz von Herzen: Dieses heutige System ist sowas von kaputt, dass es schon längst nicht mehr darauf ankommt, ob's noch kracht oder nicht. Es verreckt unausweichlich ins sich selbst!
Ist so was von wahr, wie selten irgendwo gelesen. Jetzt wirst Du wohl so wie ich zu PDS Anhänger abgestempelt weil Du Systemfeind geworden bist.
Bist Du nicht, aber so wird man es wohl verstehen.
Prometheus wirst Du ja noch kennen, oder?:) Ich kenne jedenfalls das Gefühl, wie es ist den Geiern eigene Leber zu hinterlassen. Eben aufgrund der gleicher
Nachrede.
Seit geraumer Zeit gilt schon: die Marktwirtschaft wird nichts mehr in Ordnung bringen. Sie ist dazu geschaffen, Vermögenskonzentration in der Schicht von wenigen Individuuen zu schaffen.
Wer da glaubt, sie werden daraus Firmen bauen - der täuscht sich.
Und wenn es nur noch wenige sind, erst Recht. Der Mensch, der ein haufen Geld
hat widmet sich der Vermögenssicherung und nicht dem Aufbau, was wir ja dringend in unserem System brauchen.
Die Newcomer - die können das nicht. Weil Risikokapital nicht mehr unbegrenzt zur Verüfgung steht.
Ich sehe jedenfalls für die langfristig kapitalistischen Länder das Ende des Wachstums kommen. Als Folge: es muß zu einer Wende kommen. Wohin die Reise geht: keine Ahnung. Sozialismus ist aber auch keine Lösung, eher ein Mittelding zwischen Kapitalismus und Sozialismus, bei dem das eine dem anderen alle paar Jahre Platz macht. Einer Phase der Umverteilung der Güter nach oben, muß auch eine Phase der Umverteilung nach unten geben.
Den Rest von Deinem Posting will ich nicht komentieren, da bist Du mir haushoch überlegen. Der Schlüsselsatz war aber es dann doch noch Wert.
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d.o.c.
05.07.2001, 21:54
@ Turon
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was Du Dir wünscht, das h a t t e n wir mal:"Soziale(!) Marktwirtschaft" (owT) |
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Bekett
05.07.2001, 22:02
@ d.o.c.
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Re: was Du Dir wünscht, das h a t t e n wir mal:"Soziale(!) Marktwirtschaft" (owT) |
....und heute haben wir eine SOZIALISTISCHE marktwirtschaft - frei
nach mitterand: nur ein reiches land kann sich den sozialismus erlauben!
mfg bekett
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Turon
05.07.2001, 22:23
@ Bekett
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Re: was Du Dir wünscht, das h a t t e n wir mal:"Soziale(!) Marktwirtschaft" (owT) |
Nein,nein - wir hatten den Sozialstaat, in dem jeder der nichts leisten will, dafür auch noch belohnt wird.
Mit Marktwirtschaft, oder sozialer Marktwirtschaft hat der Zustand nichts zu tun, sondern mit der Schuldenfalle, und dem Bestreben daraus zu kommen, ohne
daß manche Leute dabei ihr Vermögen verlieren.
Den Sozialismus den gab es auch nie, und falls Jemand glaubt, es wird ihm geben, der täuscht. Aber das da ist ein Anderes Thema.
Und die Zwischenstufe ist mit Sicherheit keine soziale Marktwirtschaft.
Die gab es nämlich auch nie. Davon hat man immer gehört.
Doch eines sage ich ja: wenn soziale Marktwirtschaft sich so äußert wie
die SW der letzten 18 Jahre, dann ist es eher ein Prozess zum Erreichen
der Endstufe und zwar so, daß die reichen Ihr Kapital behalten können.
Aber nichts Neues schaffen.
Jungs ich bin es Leid mir von Euch sagen zu müssen, was Sozialismus
war. Ihr habt dort nicht gelebt. Die soziale Marktwirtschaft durfte ich
die letzten 16 Jahre kennenlernen. Da gibt es so klitzekleine Unterschiede.
Wißt Ihr? Da würde man erschrecken, wenn man merken würde, wie kleine Unterschiede - wie groß ausfallen können. ;)
Wir haben hier eigentlich keinen System: wir haben eine Monarchie, in dem
jeder der ein Buch gelesen hat, gleich was zu sagen haben will.
Der beste Beispiel dafür das freie Marktwirtschaft kaum funktioniert sind die etlichen armen Länder und 7 reiche, wobei bei den 6 das Reichtum der Bevölkerung zu gunsten von einem verspachtet wird. Und paar Individuuen, denen die masse dann am Ende den Kopf mit einer stumpfer Säge abschneidet.
Und der noch bessere Beipsiel das eine freie Marktwirtschaft Armut produziert,
sehen wir in USA und bei uns wenn wir uns mal die die Anzahl der maroden Unternehmen und zahlungsunfähiger Haushalte anschauen. Das wird dann irgendwann
so weiter gehen.
Der Kapitalismus selbst und der Sozialismus auch ähnelt sich in einem sehr.
Einer bestimmter Schicht ist es möglich immer und egal in welchem System
Luxusleben zu führen. Es werden aber immer weniger. Und es hängt davon ab, was sich der Mensch leisten kann. Und davon was er sich leisten kann, kreiert er Geschäftsvorhaben, und hofft sie umsetzen zu können.
Ich wiederhole eben nochmal: VW kaufte zwischen 1990-2000 9000 Patente auf.
Nicht mal 500 wurden umgesetzt. Wie in Sozialismus.
>....und heute haben wir eine SOZIALISTISCHE marktwirtschaft - frei
>nach mitterand: nur ein reiches land kann sich den sozialismus erlauben!
>mfg bekett
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dottore
06.07.2001, 10:31
@ Turon
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Re: Mitnichten - Du hast doch völlig Recht |
>Auch wenn Du mit dem Schlüsselsatz Deines Postings, genau das meinst, was ich hier versuche den Leuten weiß zu machen. Der Kapitalismus ist nicht der letzte Schrott, es ist der vorletzte Schrott. Es ist wie eine Ohrfeige gegen Jünger des Kapitalismus.
Ich kann nur an die Worte von Felix Somary (Schweizer Bankier, hatte als einer der wenigen das 1929ff. Desaster präzise kommen sehen) an seine Kinder erinnern (ca. 1955):
"Ich werdet noch den Zusammenbruch des Kommunismus erleben (eingetreten, d.) und wenig später den des Kapitalismus" (wird gerade massiv daran gearbeitet, und sehr wahrscheinlich alsbald zu bestaunen, d.)
>Es funktioniert so lange, bis das Ungleichgewicht derart ungleich ist, daß es nicht mehr funktionieren kann. Egal was man da macht. Da hilft nicht noch mehr Marktwirtschaft - das ist Mumpitz - weil wenn wir es der Gesetzen der Marktwirtschaft überlässen, dann arbeitn die Leute für Nichts und immer wieder nichts. Und das ist Deine Schuldenspirale.
Wichtiger Punkt. Kurz vor dem Zusammenbruch versucht man immer noch mit maximaler Marktwirtschaft (heißt dann"Reformen", soll ja jetzt auch in Japan"greifen") das Unvermeidliche zu vertagen. Siehe sehr schön den Freie-Preise und Freier-Handel-Ruck im Ancien Régime vor der Revolution 1789, siehe Cobdenvertrag 1862 (vor der Depression ab 1871), siehe die"Freundschaftspolitik" (Briand-Stresemann u.a.) vor der Dreissiger-Krise. Siehe heute die"Globalisierung" (WTO). Nutzt alles nichts.
Mehr Marktwirtschaft in solchen Phasen bedeutet nur schnelleres Rumschieben von Uneinbringlichkeiten. Ist die Krise dann da, beginnt der Rückschlag (Schutzzölle, Kartelle, Wechselkursmanipulationen, Exportsubventionen, internationale Gegenseitig-Abschottung, sich aufschaukelndes Misstrauen und Verstimmungen): <bLetztlich wird jeder Staat an sich zuerst denken - aus Wählerrücksichten. [/b]
>Es ist die einfachste Sache der Welt es zu verstehen. Tun die meisten Leute nicht. In gesunder Wirtschaft muß von oben nach unten, wie auch von unten nach oben verteilen, nur irgendwo in der Mitte ist dieser Verteilungsprozesse funktioniert die Marktwirtschaft tatsächlich.
Die VERTEILUNG ist der Schlüssel. Jawohl! Hat sie (siehe Mittelalter-Posting am Beispiel Florenz, einen Grad erreicht, wo nur noch wenige mit Geld vielen ohne gegenüber stehen - kracht's unausweichlich bis hin zum Bürgerkrieg, siehe Ende der Römischen Republik, Stichworte: Catilina, Proskriptionen usw.).
>Dieser Satz eben:
>Ich sag's Dir ganz von Herzen: Dieses heutige System ist sowas von kaputt, dass es schon längst nicht mehr darauf ankommt, ob's noch kracht oder nicht. Es verreckt unausweichlich ins sich selbst!
>Ist so was von wahr, wie selten irgendwo gelesen. Jetzt wirst Du wohl so wie ich zu PDS Anhänger abgestempelt weil Du Systemfeind geworden bist.
Bin von PDS soweit entfernt wie wir vom Sirius.
>Bist Du nicht, aber so wird man es wohl verstehen.
Kann jeder halten wie er will. Ich sage nur: DAS System verreckt.
>Prometheus wirst Du ja noch kennen, oder?:) Ich kenne jedenfalls das Gefühl, wie es ist den Geiern eigene Leber zu hinterlassen. Eben aufgrund der gleicher
>Nachrede.
>Seit geraumer Zeit gilt schon: die Marktwirtschaft wird nichts mehr in Ordnung bringen. Sie ist dazu geschaffen, Vermögenskonzentration in der Schicht von wenigen Individuuen zu schaffen.
Nicht a priori. MaWi ist zunächst nur ein ganz normaler Marktprozess, also Ausgleich zwischen Marktteilnehmern auf möglichst vielen Märkten mit möglichst fairer Konkurrenz. HEUTE (a posteriori, also nach der Schuldenorgie) dient sie aber in der Tat dazu, die Vermögensverteilung zwangsläufig immer grotesker zu gestalten (national und international).
>Wer da glaubt, sie werden daraus Firmen bauen - der täuscht sich.
>Und wenn es nur noch wenige sind, erst Recht. Der Mensch, der ein Haufen Geld
>hat widmet sich der Vermögenssicherung und nicht dem Aufbau, was wir ja dringend in unserem System brauchen.
Ganz genau. Nimm mich als Beispiel: Halte nur noch krampfhaft die vorhandene Kohle zusammen statt in irgendetwas (außer in kurzfristige Hochbuchungstitel) zu investieren. Meine Eltern hatten im gleichen Alter noch ein Geschäft gestartet. Daran würde ich nicht mehr im Traum denken. HEUTE!
>Die Newcomer - die können das nicht. Weil Risikokapital nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung steht.
Ja.
>Ich sehe jedenfalls für die langfristig kapitalistischen Länder das Ende des Wachstums kommen.
Vermutlich implosionsartig. Also gleich ab ins"Minus-Wachstum".
>Als Folge: es muß zu einer Wende kommen. Wohin die Reise geht: keine Ahnung. Sozialismus ist aber auch keine Lösung, eher ein Mittelding zwischen Kapitalismus und Sozialismus, bei dem das eine dem anderen alle paar Jahre Platz macht. Einer Phase der Umverteilung der Güter nach oben, muß auch eine Phase der Umverteilung nach unten (folgen).
Die kommt mit Sicherheit.
>Den Rest von Deinem Posting will ich nicht komentieren, da bist Du mir haushoch überlegen. Der Schlüsselsatz war aber es dann doch noch Wert.
Es war in der Tat der Schlüsselsatz! Danke für Deine Mühe und Analyse.
Gruß
d.
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dottore
06.07.2001, 10:42
@ d.o.c.
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Re:"Soziale Marktwirtschaft" - dazu Ludwig Erhard |
Erhard, den ich bestens kannte, hatte (nachzulesen auch in"Grundtexte zur Sozialen Marktwirtschaft", hg. von der Ludwig-Erhard-Stiftung) die"Marktwirtschaft" als"sozial" bezeichnet, weil sie von sich aus den optimalen Ausgleich schafft.
An so was wie HEUTE hatte er damals nicht im Traum gedacht (Missbrauch von Märkten zur Maximierung ungleicher Vermögens- und Einkommensverteilung).
Prof. Müller-Armack (Köln) hat dann eingangs der 50er Jahre das"sozial" völlig anders interpretiert, und zwar als"Korrektur" (!) der Ergebnisse der MaWi zugunsten der"Schwächeren".
Daraus ist dann aber das ganze Elend entstanden. Korrektur ließ sich nur mit Hilfe von permanenten Markteingriffen realisieren (Subventionen, Steuerprogression, schuldenfinanzierte Staatsprogramme usw.). Und damit ging's dahin. HEUTE liegt die Rechnung auf dem Tisch. Die mit weltweit 14 Nullen.
Also entweder (nach dem Desaster) Neustart mit MaWi, in die vom Staat aus niemals mehr eingegriffen wird. Oder Da Capo.
Gruß
d.
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AU
06.07.2001, 11:14
@ dottore
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Re:"Soziale Marktwirtschaft" - dazu Ludwig Erhard |
Geschätzter Dottore,
fasse mich sehr kurz:
Antwort: Da Capo
wie die Geschichte eindeutig aufzeigt, brauchen Menschen Illusionen,
denn diese gibt (zuerst) umsonst!
Die Rechnung wird am"Schluß" serviert"
"Bon Appetit"
Grüße
AU
>Erhard, den ich bestens kannte, hatte (nachzulesen auch in"Grundtexte zur Sozialen Marktwirtschaft", hg. von der Ludwig-Erhard-Stiftung) die"Marktwirtschaft" als"sozial" bezeichnet, weil sie von sich aus den optimalen Ausgleich schafft.
>An so was wie HEUTE hatte er damals nicht im Traum gedacht (Missbrauch von Märkten zur Maximierung ungleicher Vermögens- und Einkommensverteilung).
>Prof. Müller-Armack (Köln) hat dann eingangs der 50er Jahre das"sozial" völlig anders interpretiert, und zwar als"Korrektur" (!) der Ergebnisse der MaWi zugunsten der"Schwächeren".
>Daraus ist dann aber das ganze Elend entstanden. Korrektur ließ sich nur mit Hilfe von permanenten Markteingriffen realisieren (Subventionen, Steuerprogression, schuldenfinanzierte Staatsprogramme usw.). Und damit ging's dahin. HEUTE liegt die Rechnung auf dem Tisch. Die mit weltweit 14 Nullen.
>Also entweder (nach dem Desaster) Neustart mit MaWi, in die vom Staat aus niemals mehr eingegriffen wird. Oder Da Capo.
>Gruß
>d.
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