Jochen
06.07.2001, 21:58 |
Warum man bleiben mußThread gesperrt |
Im Forum werdem immer wieder mal"Fluchtgedanken" durchgespielt. Das halte ich für ein gewisses, auch gesellschaftliches Problem.
In einer Firma spricht man von"innerer Kündigung", wenn der Mitarbeiter zwar noch arbeitet, er sich aber schon darauf einstellt, einen neuen Job zu suchen, evtl. sogar schon bei einer anderen Firma unterschrieben hat. Wie allgemein bekannt, sind solche Mitarbeiter i.d.R. weniger produktiv, haben keine neuen Ideen usw., da sie eigentlich"schon weg" sind.
Auf die Gesellschaft übertragen: wenn die Elite (da rechne ich mal das Forum mit dazu:-)) innerlich schon gekündigt hat, wird man das gleiche Fänomen wie in der besagten Firma sehen.
In einem Posting wurde gesagt, daß nach W. Brandts Wahl Unternehmer tatsächlich das Land verließen. Das scheint mir mit ein Grund zu sein, warum D so wehrlos gegen die 68er-Revolte (damit meine ich z.B. Sozialismus ist Spitze usw.) war: Wer sollte das Bestehende noch verteidigen, wenn sie es eh nicht mehr interessiert hat? Kein Wunder, daß die Argumente der Systemgegner stärker waren.
Massenpsychologisch gesehen haben die Leithammel 1968 aufgegeben, und so ist die Masse halt umgeschwenkt. Vorher: Stolz sein auf das Erreichte, nachher: alles zerreden, in den Schmutz ziehen, Wolkenkuckucksheime errichten usw.
Was mich optimistisch stimmt: nach dem W II hat es in D ca. 5-10 Jahre gedauert, um aus einem Haufen zerbombtem Schrott, mit vernichteten oder vertriebenen Eliten, zu einer der stärksten Wirschaftsmächte aufzusteigen. Warum soll das nicht wieder möglich sein, sollte ein Mega-Crash sozusagen"friedlich" zerstören? Was einmal geht, geht auch zweimal.
Deswegen meine ich: auch im Falle einer großen Krise hierbleiben und weitermachen.
Gruß
Jochen
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Baldur der Ketzer
06.07.2001, 22:40
@ Jochen
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Re: Warum man bleiben muß |
Hallo, Jochen,
vielen Dank für Deine tiefgreifenden Gedanken.
Ich denke mal, daß Du hier am Forum mindestens 10 Auswanderer aus PDSurdistan findest.
Tenden sicher nicht sinkend oder reversiv.
Klar, wenn man hinschmeißt, bringts nix mehr fürs Ganze, aber für Dich selbst um so mehr.
Es ist doch die Frage der Lawine, die alle bestaunen, wie in Galtür, kann die uns was anhaben? Neeeee, schau mal, wie schön, welch ein Anblick.
Irgendwann mußt Du merken, hoppla, jetzt wirds elementar, Leben oder Tod, Sein oder Nichtsein, Erfolg oder Scheitern.
Niemand verläßt gern seine Heimat, jeder wird in die kleinen ovalen Hängedinger getreten, bevor was unternommen wird.
Nur, was hätte man denn beispielsweise 1943 im 3.Reich noch erreicht?
Nix mehr.
Point of No Return war längst überschritten.
Am besten raus waren die, die 1932-1938 gingen.
Die anderen merkten irgendwann, wie bescheuert ihr Eid war, ihre Begeisterung, ihr guter Wille oder auch ihre Sklaventreibermentalität.
Es gab nur einen Ausweg, und durch den mußten alle durch, Gut und Böse.
Es sei denn, man war nicht am Ort des Geschehens.
Die Generation der Wühler, Macher und Gründer, wo ist sie heute noch repräsentiert? Zeig mir einen........
Der Typus MenCH hat sich geändert.
Damals konnte es nur aufwärts gehen, runter war nicht mehr denkbar. Keiner hatte was zu verlieren. VORWÄRTS....
Und heute?
Niemand setzt gerne seine letzten Kröten aufs Spiel, wenn die Chancen schlecht sind.
Und wenn er im Falle des Scheiterns, sorry, vollverarscht wird.
In einem Rechtssystem wie dem der BRD muß jemand sehr blauäugig sein, wenn er noch Risiko schultert.
Ich hab grad so ne Erfahrung hinter mir, und ich kann Dir sagen, ich danke meinem Herrgott für jeden Tag, den ich außerhalb des Zaunes verleben durfte.
Und ich schäme mich nicht für Opa.
Ich schäme mich für das, was auch in meinem Namen stattfindet.
Ich finde es verheerend.
Beste GRüße aus dem Exil, ein Dissident
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Turon
06.07.2001, 23:03
@ Jochen
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Jochen - die innere Kündigung geht wesentlich tiefer |
und erfolgt ganz sicher nicht erst dann, wenn man sich
entschlossen hat den Job zu wechseln.
Die waschechte innere Kündigung erfolgt dann wenn der Mitarbeiter
sich sekber sagt:
- nun: hier bin ich jetzt. Mein Chef ist ein Penner in Krawatte,
hat von der Betriebsführung nicht die geringste Ahnung, und ihm
interessieren die Belange der Menschen nicht, die für ihm arbeiten.
Und hier bin ich jetzt also weggestrandet.
Du würdest es gar nicht für möglich halten, aber meine persönliche
Erfahrung mit etlichen arbeitenden Menschen - wie auch meine
waren haarsträubend. Der Chef erzeugt Druck - und damit die Klicke -
und die mobbt alles was sich bewegt, traurig ist, fröhlich ist,
raucht, oder nicht raucht.
Ich habe irgendwann mal eine Statistik gelesen, daß diese nicht ausgesprochene
Kündigung - wenn es die gäbe - von etwa 60% aller Angestellten - bereits nach
18 Monaten getätigt wäre.
Andersrum wird es auch durch statistische Untersuchungen der Firmenchefs
ebenso belegt. Etwa 40% aller Chefs, sind in wahrsten Sinne des Wortes
1) größenwahnsinnig;
2) megaloman veranlagt (wie H.Kohl);
3) geltungssüchtig;
4) und der Firmenführungsstill ist nicht etwa partnerschaftlich
sondern herrschsüchtig;
Wer nun mal in der Stammhierarchie arbeitet übernimmt diese Eigenschaften zwangsläufig.
Da ich ja auch meine Erfahrungen auf der Haut habe, zwar nicht mehr ganz frisch,
aber aber viel besser ist es sicher nicht geworden, kann ich nur sagen.
Laßt Euch von Angst nie dominieren. Sagt immer klip und klar, was Euch stinkt
und wenn Euch der Chef die Türe zeigt - bekommt Ihr die Bestätigung dafür.
Dabei müßt Ihr kreativ bleiben, sich mit aller Mühe darum kümmern, daß das was
Ihr tut in Firmeninteresse liegen muß. Und fair zu Angestellten.
Und wer den Drang hat, vorwärts zu gehen, und auch an das Auswandern zu Denken,
dem darf man daran nicht hindern. Jeder soll das tun, was er vor sich selbst verantworten kann, und will.
Ich verstehe zwar schon, was Du meinst - aber in meinen Augen ist es es
nicht Wert. Wenn sich ein Land selbst regieren kann - dann weiß er auch wie
es geht, mit seinem Volk umzugehen. Und das was die Monarchie und die etlichen
Monarchen (gezielt so genannt) muß auch demokratisch quittiert werden.
Damit es in Zukunft besser gemacht wird.
Ich habe das nie gesagt: aber jetzt sage ich es ganz einfach:
Wofür ich die Deutschen immer bewundert habe, war nicht die
Pünktlichkeit, oder Solidität, oder Zuverläßigkeit etc., sondern
auf der ganzer Linie Gehorsamkeit.
P.S.: Man muß wissen, wann damit Schluß zu machen ist.
Weil man sich damit selbst aufgibt.
Gruß.
>Im Forum werdem immer wieder mal"Fluchtgedanken" durchgespielt. Das halte ich für ein gewisses, auch gesellschaftliches Problem.
>In einer Firma spricht man von"innerer Kündigung", wenn der Mitarbeiter zwar noch arbeitet, er sich aber schon darauf einstellt, einen neuen Job zu suchen, evtl. sogar schon bei einer anderen Firma unterschrieben hat. Wie allgemein bekannt, sind solche Mitarbeiter i.d.R. weniger produktiv, haben keine neuen Ideen usw., da sie eigentlich"schon weg" sind.
>Auf die Gesellschaft übertragen: wenn die Elite (da rechne ich mal das Forum mit dazu:-)) innerlich schon gekündigt hat, wird man das gleiche Fänomen wie in der besagten Firma sehen.
>In einem Posting wurde gesagt, daß nach W. Brandts Wahl Unternehmer tatsächlich das Land verließen. Das scheint mir mit ein Grund zu sein, warum D so wehrlos gegen die 68er-Revolte (damit meine ich z.B. Sozialismus ist Spitze usw.) war: Wer sollte das Bestehende noch verteidigen, wenn sie es eh nicht mehr interessiert hat? Kein Wunder, daß die Argumente der Systemgegner stärker waren.
>Massenpsychologisch gesehen haben die Leithammel 1968 aufgegeben, und so ist die Masse halt umgeschwenkt. Vorher: Stolz sein auf das Erreichte, nachher: alles zerreden, in den Schmutz ziehen, Wolkenkuckucksheime errichten usw.
>Was mich optimistisch stimmt: nach dem W II hat es in D ca. 5-10 Jahre gedauert, um aus einem Haufen zerbombtem Schrott, mit vernichteten oder vertriebenen Eliten, zu einer der stärksten Wirschaftsmächte aufzusteigen. Warum soll das nicht wieder möglich sein, sollte ein Mega-Crash sozusagen"friedlich" zerstören? Was einmal geht, geht auch zweimal.
>Deswegen meine ich: auch im Falle einer großen Krise hierbleiben und weitermachen.
>Gruß
>Jochen
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Baldur der Ketzer
06.07.2001, 23:07
@ Turon
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Re: @Turon - dem ist nichts hinzuzufügen - Danke! |
>Wofür ich die Deutschen immer bewundert habe, war nicht die
>Pünktlichkeit, oder Solidität, oder Zuverläßigkeit etc., sondern
>auf der ganzer Linie Gehorsamkeit.
>P.S.: Man muß wissen, wann damit Schluß zu machen ist.
>Weil man sich damit selbst aufgibt.
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André
07.07.2001, 00:39
@ Turon
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Re: Gehorsamkeit und die gründlich oder maßlose Herrschucht = Das dt. Übel |
von dem leider die Majorität erblich infiziert zu sein scheint.
oder: Mangel an Selbstbestimmung + Selbstverantwortung = ungenügende Freiheitsliebe.
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Turon
07.07.2001, 02:06
@ André
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Ich nenne es auch Selbstverachtung; |
denn mir kann auch keiner erzählen, daß der Mensch von Natur so aus
ist. Und die Deutschen sind es auch nicht.
Manche Leute geben Ihr Leben dafür um frei zu sein.
Schaut doch mal nach Schottland, oder von mir aus
nach Indien, oder eben mal nach Polen. Ohne Waffen
haben diese Leute Widerstand geleistet, wenn sie mit
irgendetwas nicht mehr einverstanden waren.
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Chrizzy
07.07.2001, 03:18
@ Jochen
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Re: Warum man bleiben muß |
>Im Forum werdem immer wieder mal"Fluchtgedanken" durchgespielt. Das halte ich für ein gewisses, auch gesellschaftliches Problem.
>In einer Firma spricht man von"innerer Kündigung", wenn der Mitarbeiter zwar noch arbeitet, er sich aber schon darauf einstellt, einen neuen Job zu suchen, evtl. sogar schon bei einer anderen Firma unterschrieben hat. Wie allgemein bekannt, sind solche Mitarbeiter i.d.R. weniger produktiv, haben keine neuen Ideen usw., da sie eigentlich"schon weg" sind.
>Auf die Gesellschaft übertragen: wenn die Elite (da rechne ich mal das Forum mit dazu:-)) innerlich schon gekündigt hat, wird man das gleiche Fänomen wie in der besagten Firma sehen.
>In einem Posting wurde gesagt, daß nach W. Brandts Wahl Unternehmer tatsächlich das Land verließen. Das scheint mir mit ein Grund zu sein, warum D so wehrlos gegen die 68er-Revolte (damit meine ich z.B. Sozialismus ist Spitze usw.) war: Wer sollte das Bestehende noch verteidigen, wenn sie es eh nicht mehr interessiert hat? Kein Wunder, daß die Argumente der Systemgegner stärker waren.
>Massenpsychologisch gesehen haben die Leithammel 1968 aufgegeben, und so ist die Masse halt umgeschwenkt. Vorher: Stolz sein auf das Erreichte, nachher: alles zerreden, in den Schmutz ziehen, Wolkenkuckucksheime errichten usw.
>Was mich optimistisch stimmt: nach dem W II hat es in D ca. 5-10 Jahre gedauert, um aus einem Haufen zerbombtem Schrott, mit vernichteten oder vertriebenen Eliten, zu einer der stärksten Wirschaftsmächte aufzusteigen. Warum soll das nicht wieder möglich sein, sollte ein Mega-Crash sozusagen"friedlich" zerstören? Was einmal geht, geht auch zweimal.
>Deswegen meine ich: auch im Falle einer großen Krise hierbleiben und weitermachen.
>Gruß
>Jochen
Lieber Jochen,
Du mußt noch jünger sein als ich,bist noch nicht wegen einer juristischen Sekunde zu irrinngen Steuerzahkungen herangezogen worden, aufgrund derer Du dann
letztendlich einen Betrieb mit über 20 Mitarbeitern schließen musstest.
Innere Kündigung ist auch harmlos, Verachtung trifft's besser.
Gute N8,
Inge
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BossCube
07.07.2001, 06:36
@ André
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Nicht übertreiben, André! |
>von dem leider die Majorität erblich infiziert zu sein scheint.
>oder: Mangel an Selbstbestimmung + Selbstverantwortung = ungenügende Freiheitsliebe.
Es stimmt, die Selbsverachtung bei uns nimmt groteske Züge an. Das trage ich nicht mit.
Gruß
J.
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Boyplunger
07.07.2001, 09:22
@ Jochen
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Re: Warum man bleiben muß |
>Auf die Gesellschaft übertragen: wenn die Elite (da rechne ich mal das Forum mit dazu:-)) innerlich schon gekündigt hat, wird man das gleiche Fänomen wie in der besagten Firma sehen.
Als die"Elite" dieser Gesellschaft sehe ich die Typen, die sich da in der
"Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik" (www.dgap.org) versammelt haben. Interessante Webside übrigens und es wimmelt da nur so von alten Bekannten.(Cartellieri, Manfred Scholz, Schremp, Zumwinkel, Diepgen, Dohnanyi, Fahrholz, Henkel, Klose, Herzog, Kiep, Scharping, Rühe, Stolpe...) Ich will nicht alzuviel dazu sagen, aber mit diesen Pfeifen möchte ich nicht in einen Topf geworfen werden.
>Was mich optimistisch stimmt: nach dem W II hat es in D ca. 5-10 Jahre gedauert, um aus einem Haufen zerbombtem Schrott, mit vernichteten oder vertriebenen Eliten, zu einer der stärksten Wirschaftsmächte aufzusteigen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einem Währungsschnitt. Dadurch waren die Marktteilnehmer wieder verschuldungsfähig und verschuldungswillig und der Aufschwung, das Wirtschaftswunder, konnte beginnen. Das würde beim nächsten Mal natürlich wieder so sein. Die 10 000 Dollar Frage ist also:"Akzeptiert der"gemeine Pöbel" einen Währungsschnitt obwohl der Tommy diesmal nicht die Städte und Fabriken kaputtgeschmissen hat? Oder zündet er vor Wut das Kanzleramt an? Das würde nämlich"die Elite", siehe oben, doch ein wenig beim Nachmittagstee stören.
Gruß b.
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McMike
07.07.2001, 14:10
@ Boyplunger
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Re: Warum man bleiben muß |
Hi b.
Woher soll der Aufschwung kommen, wenn man vorher die"überflüssigen" Sachwerte nicht zerstört?
gruss mcmike
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Jochen
07.07.2001, 15:29
@ Boyplunger
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Re: Warum man bleiben muß |
>>Auf die Gesellschaft übertragen: wenn die Elite (da rechne ich mal das Forum mit dazu:-)) innerlich schon gekündigt hat, wird man das gleiche Fänomen wie in der besagten Firma sehen.
>Als die"Elite" dieser Gesellschaft sehe ich die Typen, die sich da in der
>"Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik" (www.dgap.org) versammelt haben. Interessante Webside übrigens und es wimmelt da nur so von alten Bekannten.(Cartellieri, Manfred Scholz, Schremp, Zumwinkel, Diepgen, Dohnanyi, Fahrholz, Henkel, Klose, Herzog, Kiep, Scharping, Rühe, Stolpe...) Ich will nicht alzuviel dazu sagen, aber mit diesen Pfeifen möchte ich nicht in einen Topf geworfen werden.
Das ist eben das Problem: Daß diese Leute nicht das Format haben, das System zu verteidigen. Der Fisch stinkt halt immer vom Kopf her.
Gruß
Jochen
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