Pancho
08.07.2001, 13:15 |
Warum Puts bei einem Crash? Es geht auch anders... und Frage Thread gesperrt |
Vor lauter Bäumen hab ich den Wald wieder mal nicht gesehen. Eigentlich geht es ganz einfach. Man kann einen Put auch mit Call Optionen nachbilden.
Bear Call Spread:
- Verkauf Calls deep in the money to open (Short Call)
- Kauf Calls at the money or out of the money to open (Long Call)
- Sowohl die short als auch die long calls haben den gleichen Verfall
- Kauf und Verkauf finden gleichzeitig statt
Damit umgeht man das Insolvenzrisiko des Putoptionsemittenten. Das Risiko bei american style Optionen besteht aber darin, dass die Short Calls jederzeit"ausgerissen" bzw. ausgeübt werden können. Diese Strategie funktioniert deshalb nur mit european style Optionen, welche erst am Verfalltag ausgeübt werden können.
Je tiefer der short Call im Geld ist, desto mehr verhält sich der Bear Call Spread wie ein Put. Vor Jahren hab ich mal an der SOFFEX Call-Optionen auf den SMI Index gesehen mit Ausübungspreis von 1, bei einem damaligen Indexstand von etwa 3100. Ich müsste mich mal informieren, ob es diese Optionen immer noch gibt.
Meine Frage: An welchen Optionsmärkten (EUREX, CBOE,...) und auf welche Indices gibt es european style Optionen?
Meines Wissens gibt es auf den Dow Jones Index european style Optionen.
Mit besten Grüssen
Pancho
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henry
08.07.2001, 19:12
@ Pancho
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Re: Warum Puts bei einem Crash? Es geht auch anders... und Frage |
wieso so kompliziert???
aber es stimmt schon der BEAR-CALL-PRICE-SPREAD ist eine art nachgebildeter PUT... (Verluste sind begrenzt und der Gewinn ist auch begrenzt)
es gibt da aber ein paar Problem:
-an der Eurex kann der Verkaufte CALL (Aktien) jederzeit Ausgeübt werden
-man muss zweimal Gebühren zahlen... falls der CALL vorzeitig ausgeübt wird werden noch mehr Gebühren fällig... und den spread (bid ask) muss auch zweimal bezahlt werden
- in der Regel ist der Umsatz recht gering (Eurex)
ich würde die Finger von lassen....
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Pancho
08.07.2001, 20:54
@ henry
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Re: Warum Puts bei einem Crash? Es geht auch anders... und Frage |
>wieso so kompliziert???
*** Wenns richtig kracht, wird noch jemand da sein, der meine Puts bedienen kann? Jedenfalls war hier in diesem Board mal eine ellenlange Diskussion bezüglich der Solvenz der Marktteilnehmer bei einem richtigen Crash. Mit einem bear call spread hab ich den Cash schon in der Tasche und muss mir im Falle des Falles keine Gedanken machen, ob mir noch jemand meine Puts abnimmt und bezahlt. Das ganze Chaos bei den Derivaten möchte ich mir bei einem zünftigen Crash nicht ausmalen.
>aber es stimmt schon der BEAR-CALL-PRICE-SPREAD ist eine art nachgebildeter PUT... (Verluste sind begrenzt und der Gewinn ist auch begrenzt)
>es gibt da aber ein paar Problem:
>-an der Eurex kann der Verkaufte CALL (Aktien) jederzeit Ausgeübt werden
>-man muss zweimal Gebühren zahlen... falls der CALL vorzeitig ausgeübt wird werden noch mehr Gebühren fällig... und den spread (bid ask) muss auch zweimal bezahlt werden
>- in der Regel ist der Umsatz recht gering (Eurex)
>ich würde die Finger von lassen.... >
*** Spreads, v.a. bull call spreads, hab ich vor Jahren (93 und 94) auch schon gemacht. Die UBS hat damals diese beiden Geschäfte als eines betrachtet und dementsprechend auch nur die Gebühren für ein Geschäft berechnet. Den Spread (bid und ask) hab ich auch nicht zweimal zahlen müssen, weil der Handel telefonisch ablief und ich direkt über meinen Anlageberater mit dem UBS Händler den Preis abmachen konnte. Der Händler hat mir meistens einen Kurs etwas über dem Mittelkurs angeboten. So gesehen hat man den (Bull-Call-)Spread bei seiner Preisbildung nicht wie zwei Optionen behandelt, sondern wie eine. Ich hab keine Ahnung, ob das heute noch so gehandhabt wird, da ich schon seit längerem keinen Spread mehr gemacht habe. Für sehr enge Spreads lohnt sich der Aufwand aber nicht.
Die Aktienoptionen an der Eurex sind leider vom Typ american style. Bei den Indexoptionen weiss ich es nicht genau, denke aber, dass es sich hier auch um american style (Ausübung jederzeit möglich) Optionen handelt.
Bei den CBOE Dow Jones Optionen handelt es sich aber um meines Wissens um european style Optionen (Ausübung nur am Verfall möglich).
Also ich persönlich werde mir, falls ich die geeigneten Optionen finde und meine Hausbank den Spread ähnlich handhabt, wie damals die UBS, eine solche Strategie zurechtlegen. Die Putdiskussion hat mich damals mehr als nur verunsichert.
Mit besten Grüssen
Pancho
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Lullaby
08.07.2001, 22:17
@ Pancho
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Re: Bitte nur american style und das beim US-Broker und nur calls schreiben... |
... und die voll mit Geld unterlegt und sofort"lawinisieren", also immer zu den nächst tieferen Calls gehen, wenn der Markt fällt.
In der Baisse kannst Du nichts falsch machen. Und die Hauruck-Bewegungen nach oben ("bear market spikes") reitest Du zwischendurch mit Calls-Kauf auf anderen Terminen ab (oder Puts-Verkauf straight).
Gruß
L.
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Mr_spock
08.07.2001, 23:10
@ Pancho
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Re: Warum Puts bei einem Crash? Es geht auch anders... und Frage |
Hallo Pancho,
Mal abgesehen davon, dass niemand das genaue Datum eines Crashs voraussehen kann, verstehe ich den Tradingansatz nicht ganz.
Einen Short-Call"deep in the money" zu schreiben, ist angesichts der auch für mich düsteren Aussichten noch logisch, nur frage ich mich, wozu dann noch ein Long-Call gut sein soll.
Der Long-Call frisst zunächst bei Eröffnung auf Grund seines Aufgeldes genau das wieder auf, was ich mit dem Verkauf eines (selbstverständlich gedeckten!!!) Short-Calls verdiene.
Lass mich das mal anhand einiger Beispiele verdeutlichen:
DCX - momentaner Kurs ca. 54
Mögliche Short-Calls:
12/01 - Basis 1,00 - bringen ca. 54 E
Die werde ich aber vermutlich schon bei einem Anstieg auf 57/58 durch vorzeitige Ausübung eines Käufers abgeben müssen.
Wenn ich dies wollte, könnte ich auch gleich verkaufen.
Also gut: wir rechnen jetzt mal mit einem deftigen Crash entweder noch in 2001 oder spätestens in 2002. Wir gehen ferner davon aus, dass Du Deine Aktien behalten willst, und Dich trotzdem absichern möchtest.
Die erste Ãœberlegung in diesem Zusammenhang muss doch sein, wo das"Worst-Case-Scenario" liegt.
DBK könnten auf 40, DTE auf 12, TKA auf 10 abstürzen.
Kommen wir zurück zu DCX.
Ich hab mich an der Eurex eben noch mal umgeschaut. Calls auf 2002 werden nur bis auf 38 gehandelt.
Nun denn. Also wir erwarten einen Riesen-Gau, wissen nicht wann, aber wollen unsere liebgewordenen DCX doch möglichst lange behalten.
Verkaufen wir also DCX-Calls 12/02 - Basis 38 und bekommen hierfür ca. 19 E.
Die Gefahr einer vorzeitigen Ausübung ist bei diesem Konstrukt einstweilen sehr gering. Unterschreitet DCX (wir sind ja pessimistisch...) die 50, wird eine vorzeitige Ausübung(!) noch unwahrscheinlicher, da die Option relativ(!), nicht effektiv(!) teurer wird, weil das Aufgeld steigt.
Hier kann sich doch selbst der grösste Pessimist zurücklehnen, bekommt er doch in jedem Falle mindestens 38 E - nicht zu vergessen, dass er ja schon 19 E Prämie erhalten hat. (für die kann er ja noch Festverzinsliche kaufen...)
Ich selbst bin kein Freund solcher Langläufer. Ich wollte nur mal aufzeigen, dass man in der Tat - so man mit einem bescheidenen Gewinn zufrieden ist - sich gegen jeden erdenklichen Crash absichern kann.
Wir sind ja alle keine Hellseher, aber den von Dir erwähnten Long-Call"at or in the money" solltest Du Dir aufsparen, bis Du irgendwo einen Boden siehst.
Wann und wo auch immer: Nach einer Bodenbildung würde ich den Short-Call glattstellen, und durch einen Long-Call ersetzen.
mfg
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Pancho
09.07.2001, 01:25
@ Mr_spock
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Re: Warum Puts bei einem Crash? Es geht auch anders... Beispiel |
Beispiel: Bear Call Price Spread auf DCX
DCX ist zwar ein schlechtes Beispiel, weil Aktienoptionen an der EUREX jederzeit ausgeübt werden können (american style). Meine Anregung bezieht sich deshalb nur auf Indexoptionen, welche nur am Verfallstag ausgeübt werden können (european style) und bei welchen die Ausübung mit einem Barausgleich und nicht mit der Lieferung der Titel verbunden ist. Man muss deshalb das DCX Beispiel unter den folgenden Voraussetzungen sehen.
- Optionen auf DCX seien european style Optionen
- DCX sei ein Index mit Barausgleich
Für einen bear call price spread auf DCX würde ich folgendes machen:
(1) Verkauf to open DEC 2001 DCX-Call Strike 1 (short Call)
(2) Kauf to open DEC 2001 DCX-Call Strike 55 (long Call)
Für den Verkauf des DEC 2001 Calls mit einem Strike von 1 bekomme ich 54 Euro. Für den Kauf des DEC 2001 Calls mit einem Strike von 55 zahle ich 4 Euro. Nach Eröffnung der Position werden meinem Konto 50 Euro gutgeschrieben. Da die (2) die (1) nach oben absichert, beträgt mein Verlustrisiko maximal 4 Euro.
Angenommen DCX notiert bei 80 Euro im DEC 2001 Verfall, dann muss ich den short Call (1) für 79 Euro (80-1) zurückkaufen und bekomme für den long Call 25 Euro (80-55). Am Verfallstag zahle ich somit 54 Euro (79-25). Es verbleit ein Verlust von 4 Euro (54-50).
Angenommen DCX notiert bei 55 Euro im DEC 2001 Verfall, dann muss ich den short Call (1) für 54 Euro (55-1) zurückkaufen und der long Call (2) verfällt wertlos. Der Verlust beträgt 4 Euro (50-54).
Angenommen DCX notiert zu diesem Zeitpunkt bei 47 Euro, dann muss ich den short Call für 46 Euro (47-1) zurückkaufen und es verbleibt ein Gewinn von 4 Euro (50-46).
Natürlich kann man diese Strategie auch etwas dynamischer verfolgen und mit unterschiedlichen Verfallsdaten arbeiten und/oder bei Bedarf den long call schliessen bzw. wiederöffnen und versuchen Elliott-Wellen zu reiten. Wer das aber machen will, der muss sich über die Risiken im klaren sein. Verkaufe ich den long call, dann stehe ich mit meinen short calls naked da und kann theoretisch einen unbegrenzten Verlust einfahren.
Noch ein paar Anmerkungen zum bear call price spread:
1. der bear call price spread ist eine reine Optionsstrategie
2. nur ratsam mit european style Optionen
3. nur ratsam mit Optionen mit Barausgleich
4. der Verlust ist begrenzt (wenn man sich nicht von den long calls trennt)
5. man hat den Vorteil, dass einem der Cash schon aufs Konto gutgeschrieben wurde. Das Insolvenzrisiko der Gegenpartei entfällt.
6. Prinzipiell kommt der oben beschriebene bear call price spread sehr nahe an eine Put Option (Verfall DEC 2001 Strike 55). Das Preisverhalten ist minim anders.
Und natürlich weiss ich auch nicht, ob und wann es crashen wird. Aber ich persönlich werde mich nach einer solchen Strategie umsehen und einen bear call price spread auf einen Index machen.
Mit besten Grüssen
Pancho
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