Guten Abend-
Der Frühsommer (Mai/Juni) ist börsenmäßig meist eine recht 'lahme' Zeit, während
der Herbst eines jeden Jahres - bezogen auf die Börsen - sehr oft für die schwankungsfreudigste Zeit steht. Zumeist geht es in den Monaten Sep./Okt. irgendwann auch ein heftiges Stück abwärts, was sich manchmal schon in den Monaten davor andeutet. Crashs und 'Turbulenzen' finden oft im Oktober statt. Vorbereitend darauf habe ich hier einige Artikel aus dem"Welt"-Archiv zusammengestellt, die sich auf den LTCM-Ausfall und die Folgen beziehen. Wie dottore und andere schon geschrieben haben, ist eine neue 'Bankenkrise' durchaus denkbar, wenn auch fraglich WER und WANN. Aber manchmal fühlt man, dass diese Krise hinter der nächsten Ecke stehen kann, sobald nur IRGENDEIN GROßES Institut etwas in Richtung Mrd.-Ausfälle andeutet oder bestätigt. Japan kann ich mir heute, 2001, gut vorstellen als das Land, aus dem ein Mega-Bankrott gemeldet werden könnte, aber natürlich auch vieles andere (ein Hedge-Fonds, eine US-Bank, etc.).
Evtl. können die"Welt"-Artikel hier etwas sensibilisieren dafür, was passieren KANN und wie die Abläufe sein KÃ-NNEN. Evtl. kann man sich auch mal vorstellen, wie denn ein sog."Domino-Effekt" aussehen KÃ-NNTE, wenn er denn eintritt. Dass die Welt '98 nur haarscharf daran vorbei gekommen ist, wird mir in Anbetracht der unglaublichen Risiko-Summen erst jetzt voll bewusst. Auch der unglaubliche Leverage gibt sehr zu bedenken.
Hier eine Woche der Berichterstattung der Welt '98 (selektiert):
26.9.98
Hedge Fonds setzt Bankaktien unter Druck
Analysten sehen UBS auch nach Kursrutsch noch überbewertet - Weitere Hiobsbotschaften nicht auszuschließen
mei Bonn - Die internationalen Bankaktien stehen unter Druck. Auslöser dafür ist die Schieflage des US-Hedge-Fonds Long-Term Capital Management (LTCM). Gerüchten zufolge soll der hochspekulative Fonds Termingeschäfte im Wert von 100 Mrd. Dollar bewegt haben. Jetzt herrscht die Angst, daß der Fonds implodiert und damit eine weltweite Kettenreaktion auslöst, die auch bislang unbeteiligte Banken mitreißt. Den Startschuß für die jüngste Bankenbaisse an der Börse gab der schweizerische Finanzriese UBS.
Der Bankkonzern hatte die Börsen am Donnerstag schockiert, weil er auf seine Beteiligungen am Long-Term Capital Management Abschreibungen in Höhe von 950 Mio. Franken vornehmen muß.
Für die Anleger ein Signal, sich von Bankwerten zu trennen, der Handel mit ihnen erreichte gestern große Volumina. Dabei mußten nicht nur die deutschen Finanztitel kräftige Einbußen hinnehmen. Auch im benachbarten Ausland verbuchten Bankpapiere empfindliche Rückschläge. So verloren die Aktien der niederländischen Finanzriesen ING und ABN Amro bis zum frühen Nachmittag deutlich über sechs Prozent, die Schweizer UBS fast 13 Prozent.
Auch nach diesem Einbruch sei die schweizerische UBS noch überbewertet, meinen die Analysten der Bank Paribas und raten deren Aktien abzustoßen. Natalie Grasegger, Analystin der Hypovereinsbank, hatte bereits vor einigen Tagen die Deutsche Bank wegen der Marktturbulenzen auf"marktneutral" zurückgestuft. Weiteren Korrekturbedarf sieht sie jetzt nicht. Sie hat allerdings die Gewinnschätzung für die Dresdner Bank wegen der Einbußen bei der LTCM zurückgenommen.
Diese Gefahr habe vorher niemand einkalkulieren können, hieß es an der Börse. Die Probleme der Hedge Fonds seien deshalb bisher in keiner Weise in den Kursen eingepreist gewesen, so Volker von Krüchten von M.M. Warburg. Zusätzlicher Druck gehe von der Unsicherheit aus, wie hoch der Schaden insgesamt sei und welche Institute betroffen sind:"Deshalb halten sich die Anleger bei allen Bankaktien zurück." Andere Analysten warnen hinter vorgehaltener Hand:"Die Banken buttern jetzt Geld in den angeschlagenen Fonds, obwohl die Sache sehr riskant ist." Wenn es weiter abwärts gehe, säße die Deutsche Bank mit im Boot.
"Weitere Hiobsbotschaften aus der in den letzten Jahren rasant gewachsenen Hedge-Fonds-Industrie sind nicht auszuschließen. Wenn dies so kommt, dürfte es die Anleger nicht gerade zur Rückkehr an die Aktienmärkte ermuntern", befürchtet die DG Bank."Ausschließen kann man nicht, daß sich der UBS-Fall wiederholt", sagt auch Pierre Drach von Independent Research."LTCM muß nicht unbedingt der einzige große Hedge Fonds sein, der in Schwierigkeiten steckt. Mit Sicherheit haben auch andere Hedge Fonds Schieflagen." Nicht alles davon dringe aber in die Ã-ffentlichkeit. Falls es zu weiteren Verlusten kommen sollte, könnten die Banken durchaus versucht sein, dies unter der Überschrift"Turbulenzen der Finanzmärkte" zu verbuchen.
Die Banken hätten versucht, durch ihr Engagement in den hochspekulativen Fonds ihre Performance aufzupolieren, so Drach. Denn zu Jahresbeginn sei etwa für den Dow Jones im Schnitt nur ein Anstieg von sieben bis acht Prozent erwartet worden:"Mit dem Risiko wurde die Aussicht auf höhere Gewinne eingekauft.""Das passiert halt mal", hieß es dazu gestern in Bankenkreisen. Die Geldinstitute hätten jahrelang gut verdient - vor allem auch mit Hedge Fonds. Den diese hätten vor dem Zusammenbruch der Emerging Markets blendende Geschäfte gemacht."Deshalb könnten die Banken die Verluste nun auch wegstecken", hieß es. Die Erträge der Finanzhäuser würden zwar etwas magerer ausfallen, die Bilanzen aber nicht ins Wanken gebracht.
26.9.98
Neuer Schwächeanfall am Aktienmarkt
Banktitel verlieren bis zu 18 Prozent - Sinkender Dollar belastet Kurse zusätzlich - IVG legen gegen den Trend zu
W.S. Frankfurt/Main - Die negativen Nachrichten reißen einfach nicht ab. Für neue Turbulenzen sorgten zum Wochenausklang Milliardenverluste bei dem US-Hedge-Fonds Long-Term Capital Management (LTCM). Das brachte weltweit die Bankaktien stark unter Druck. An der Frankfurter Börse gingen diese Papiere zum freien Fall über, so daß auch der Dax bis zur Kasse 2,8 Prozent auf 4517 Punkte rutschte. Bis 15.30 Uhr konnte sich der Index mit 4519,20 Punkten auf diesem Niveau halten. Eine zusätzliche Belastung stellte der schwache Dollar dar. Im Fixing kostete die Währung nur noch 1,6648 DM und damit knapp zwei Pfennig weniger als am Vortag.
Im reinen Vergleich der Kassakurse fand bei den Banktiteln gestern ein regelrechter Crash statt. Dabei muß allerdings berücksichtigt werden, daß die Notierungen bereits am Donnerstag nachmittag stark unter Druck geraten waren. Deutsche Bank brachen um 15,6 Prozent auf 90,90 DM und Dresdner Bank sogar um 18,3 Prozent auf 63,60 DM ein. Commerzbank rutschten um 8,8 Prozent auf 47,80 DM. Die Aktie der Bayerischen Hypovereinsbank verlor 9,7 Prozent auf 130,50 DM. Dabei betonte das Kreditinstitut, nur geringfügig von dem Fonds-Desaster betroffen zu sein.
Bei den Automobilwerten stürzten BMW um 8,1 Prozent auf 1075 DM und VW um 7,1 Prozent auf 114 DM ein. Von den Maschinenbauaktien schwächten sich Linde um 6,1 Prozent auf 930 DM und MAN um 2,8 Prozent auf 530 DM ab. Siemens büßten 6,6 Prozent auf 90 DM ein. Gerüchten zufolge soll der Technologiekonzern im laufenden Geschäftsjahr aufgrund von Problemen in der Verkehrstechnik weniger als eine Mrd. DM verdient haben. Diese Zahl wiesen die Münchner als Spekulation zurück.
Henkel Vorzüge fielen um 8,2 Prozent auf 118 DM. Der Chemie- und Waschmittelkonzern hat für dieses Jahr seine Ergebnisprognose gesenkt. Das kam für das Bankhaus Sal. Oppenheim nicht überraschend. Beim derzeitigen Konkurrenzdruck wird nicht mit einer baldigen Verbesserung der Situation gerechnet. Bayer verloren 2,8 Prozent auf 63,95 DM. Aufgrund der zunehmenden Unsicherheiten in der Chemiebranche haben die Analysten der Banque Nationale de Paris (BNP) ihre Gewinnreihen nach unten korrigiert. Für 1999 wird nun mit einem Ergebnis von 4,65 DM pro Aktie statt bisher 4,72 DM gerechnet.
In den Reihen der MDax-Werte legten IVG gegen den Trend um 4,6 Prozent auf 77 DM zu. Das löste an der Börse neue Spekulationen aus, wonach die Holding bald einen neuen Großaktionär präsentieren wird. Am Neuen Markt ermäßigten sich CE Computer um 1,3 Prozent auf 227 DM. Nach Einschätzung von Analysten der Paribas wird die neue Vertriebskooperation zwischen dem Unternehmen und Compunet Computer nur bescheidene Auswirkungen auf den Umsatz haben. Auf dem aktuellen Niveau wird das Wertpapier daher als fair bewertet betrachtet. LHS gaben 1,5 Prozent auf 86,70 DM ab. Davon zeigte sich die Mehrheit der Frankfurter Händler etwas überrascht. Denn die Gesellschaft hat vom italienischen Konsortium Wind Telecommunicazioni einen neuen Auftrag erhalten. LHS hatte allerdings den Wert nicht genau beziffert.
28.9.98
Hedge-Fonds riskierte 1,25 Billionen Dollar
Experten studierten LTCM-Bücher -"Exotische Finanztransaktionen" - Außenstände noch höher
hal. New York - Der in der vergangenen Woche nur knapp am Zusammenbruch vorbeigeschlitterte US-Hedge-Fonds Long-Term Capital Management (LTCM) hat offenbar weitaus höhere Spekulationen getätigt als bislang angenommen.
Nach einem Bericht der Zeitung"New York Times" soll Long-Term Capital Management spekulative Finanzgeschäfte in einem Gesamtvolumen von 1,25 Billionen Dollar (2,125 Billionen DM) eingegangen sein.
Das ist fast viermal soviel wie der gesamte deutsche Bundeshaushalt für das kommende Jahr, bei dem Ausgaben in Höhe von rund 465 Mrd. DM vorgesehen sind.
Die Zeitung stützt sich auf"Finanzexperten, die die Bücher von LTCM studiert" haben. Nach deren Angaben habe der Fonds die 2,2 Mrd. Dollar, die er von Investoren erhalten habe, als Sicherheit dafür genutzt, Wertpapiere in Höhe von 125 Mrd. Dollar zu erwerben. Diese Wertpapiere habe LTCM wiederum als Sicherheit verwendet, um in"exotische Finanztransaktionen" im Wert von mehr als 1,25 Billionen Dollar einzusteigen.
Durch die Finanzkrise in Asien und Rußland hätte diese Art von hochspekulativen Derivaten dramatische Verluste verursacht. Bislang war das Portfolio des Fonds auf lediglich 90 Mrd. Dollar geschätzt worden - weniger als ein Zehntel des jetzt bekannt gewordenen Volumens.
Der Einsatz einer Summe von 2,2 Mrd. Dollar, um auf Transaktionen mit einem Vielfachen dieses Wertes zu setzen, gilt selbst bei den als hoch riskant eingestuften Hedge-Fonds als außergewöhnlich. Wie und warum es dazu kommen konnte, daß angesehene Banker, die mit LTCM zusammengearbeitet haben, derart erstaunliche Spekulationen getätigt hätten, ist unklar.
Hintergrund: Die in der internationalen Finanzbranche stark umstrittenen Hedge-Fonds spekulieren mit dem Kapital großer institutioneller und privater Anleger in extrem risikoreichen Anlagen. Sie verwenden die Eigenmittel als Sicherheit, um mit zusätzlich geliehenen Milliarden hochriskante Anleihekäufe sowie Termin, Arbtiage- und Finanzderivatgeschäfte vorzunehmen. Auch kleinste Renditeunterschiede auf den weltweiten Märkten berechnen Hedge-Fonds mit komplexen mathematischen Formeln und nutzen sie für entsprechende Geschäfte aus.
LTCM war in der vergangenen Woche in einer gemeinsamen Aktion von 16 Banken und Brokerhäusern unter Federführung der Zentralbank von New York gerettet worden. Die Institute hatten insgesamt 3,65 Mrd. Dollar für die Rettung zusammengesammelt. Zum Kreis der Banken gehört auch die Deutsche Bank, die aber darauf hinwies, daß sie niemals Kapital in LTCM investiert habe. Man habe sich mit 300 Mio. Dollar an der Rettung beteiligt, um einen"Kollaps des Hedge-Fonds zu vermeiden", erklärte die Deutsche Bank in Frankfurt/Main. Das Konsortium wollte durch die Bereitstellung der 3,5 Mrd. Dollar dem Fonds eine ausreichende Liquidität geben und zugleich eine Destabilisierung des globalen Finanzgefüges vermeiden. Nach einem Bericht der"Financial Times" sind auch die Außenstände von LTCM höher als zunächst angenommen. Der Fonds sei noch mit 100 Mrd. Dollar an den internationalen Finanzmärkten engagiert. Frühere Schätzungen waren von einem weit geringeren Betrag ausgegangen.
In den USA werden nun Forderungen laut, die weitgehend im freien Raum operierenden Hedge-Fonds stärker zu kontrollieren. Finanzminister Robert Rubin gilt als einer der Verfechter einer stärkeren Regulierung dieser hochriskanten Form der Kapitalanlage. Rubin kündigte eine Studie der Finanzbehörden über Hedge-Fonds und ihre Beziehung zu ihren Gläubigern an.
2.10.98
Börsen im Sog der Rezessions-Angst
Schwache Bankaktien drücken Dax - Wall Street auf Talfahrt - Hektischer Handel in Frankfurt
WELT-NACHRICHTENDIENST
Frankfurt/Main - Die Sorgen der Anleger über einen Abschwung der Weltwirtschaft haben gestern dramatische Kursstürze an den internationalen Aktienbörsen ausgelöst. Der Deutsche Aktienindex (Dax) brach zeitweise um mehr als 300 Punkte oder 6,7 Prozent ein. Auch die New Yorker Börse hat gestern mit starken Verlusten eröffnet.
Der US-Dollar geriet erheblich unter Druck und verlor knapp drei Pfennig. Der amtliche Mittelkurs wurde in Frankfurt am Main mit 1,6465 DM festgestellt.
Aktienhändler sprachen von einem Ausverkauf europäischer Finanztitel. Grund seien Spekulationen, es gebe weitere Belastungen aus Schieflagen von Risikofonds.
Gemessen an den Sommerhochs, halbierte sich in Deutschland der Börsenwert von Deutscher und Dresdner Bank. Im Verlauf des Handels gerieten auch VW und Telekom unter Druck. Der Handel sei zwar sehr hektisch gewesen, hieß es gestern auf dem Frankfurter Parkett. Es herrsche aber keine Panikstimmung.
Der neuerliche Einbruch an der Wall Street, wo der Dow-Jones-Index am Mittwoch um fast drei Prozent auf 7842 Punkte gefallen war, hatte zunächst in Japan die Börse auf ein neues Zwölfjahrestief gedrückt.
Zudem teilte die japanische Notenbank gestern mit, daß sich das Wirtschaftsklima im Land drastischer verschlechtert habe als erwartet. Der Nikkei-Index fiel um 1,6 Prozent auf 13 197,12 Punkte, den tiefsten Stand seit dem 6. Februar 1986. Jetzt wird selbst ein Einbruch bis auf 10 000 Punkte oder darunter von Experten nicht mehr ausgeschlossen.
Auch in London, Paris und der Schweiz brachen die Kurse deutlich ein. In London fiel der FTSE-Index um mehr als drei Prozent auf ein Zehnmonatstief. Die Notierungen der Großbanken Barclays, Lloyds und NatWest gingen auf Talfahrt.
Als weiterer Auslöser der weltweiten Baisse-Stimmung galt wie schon am Vortag die Zinssenkung der US-Notenbank um einen viertel Prozentpunkt. Den Investoren reichte dieser vor allem mit der globalen Wirtschaftslage begründete Zinsschritt nicht aus. Der Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank ließ gestern erwartungsgemäß die Leitzinsen unverändert.
Viele Investoren erwarten, daß noch weitere amerikanische Risikofonds ähnlich wie der beinahe zusammengebrochene LTCM in Not sind. Auch könnten die daraus resultierenden Belastungen weit größer sein, als von vielen Banken bisher zugegeben wurde, sagten Händler.
Zudem hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) am Mittwoch eine Verschlechterung der Weltkonjunktur aufgrund der Krisen in Asien, Rußland und Lateinamerika vorausgesagt.
In den USA wie in Deutschland kauften Anleger verstärkt Staatspapiere als sichere Anlagen. Entsprechend wurden deren Renditen so niedrig wie nie zuvor. Die richtungweisende 30jährige US-Staatsanleihe sank auf 4,98 Prozent, die Durchschnittsrendite deutscher öffentlicher Anleihen auf 3,79 Prozent.
***Und jetzt wird's interessant: Zweieinhalb Jahre später kommt das Thema"Banken und LTCM" in der 'Welt' wieder hoch:
14.3.01
Banken-Aktien bieten der Baisse noch immer die Stirn
Analysten fürchten aber steigende Risiken im Kreditgeschäft
Böses Omen - droht Bankenbranche wieder der Absturz?
Montage: DWO
Von Jörg Eigendorf
und Holger Zschäpitz
Frankfurt/Main - Für die Aktionäre deutscher Großbanken hätte es schlimmer kommen können. Während der Nemax-50 Tiefststände testet und der Dax wieder in die 5000-Zone abtaucht, halten sich Bankenaktien relativ gut. Mit Ausnahme der Commerzbank haben die Titel der Geldinstitute binnen Jahresfrist erheblich besser abgeschnitten als der Dax. Trotz der jüngsten Kursverluste hängte etwa die Deutsche Bank den Index im Jahresvergleich um 40 Prozent ab.
Damit ergibt sich ein ganz anderes Bild als noch bei der letzten großen Krise an den Finanzmärkten im Sommer 1998. Damals standen die Geldinstitute weltweit noch ganz oben auf den Verliererlisten. Die Marktkapitalisierung der Deutschen Bank halbierte sich fast.
Ein Szenario, das sich nach Meinung der meisten Analysten nicht wiederholen wird:"Die Risiken waren damals ganz andere", sagt Jeremy Sigee von Salomon Smith Barney. Die Krisen in Russland und Japan sowie die Milliarden-Pleite des Hedgefonds LTCM waren für die Finanzdienstleister gefährlicher."Damals bestand die Gefahr einer Kettenreaktion, die wir heute nicht sehen." Viele Branchenbeobachter sehen in Banktiteln sogar"sichere Häfen" in stürmischen Börsenzeiten."Eine Deutsche Bank oder eine Hypo-Vereinsbank ist derzeit auf jeden Fall nicht zu teuer", meint Michael Harms von Delbrück Asset Management.
Auch in den Großbanken selbst scheint die Stimmungslage nicht eingetrübt. So heißt es aus der Deutschen Bank, dass die ersten beiden Monate des laufenden Geschäftsjahres hervorragend gewesen seien und bisher keine Anzeichen einer gravierenden Krise gebe. Doch diese Selbstsicherheit scheint fragwürdig. Seit die Börsenparty vorbei ist und die Wirtschaft weltweit eine Bremsspur zieht, müssen die Geldinstitute erhebliche Verluste fürchten. Zum einen haben die Aktien und Anleihen, die Banken in ihren Büchern halten, in vielen Fällen stark an Wert verloren. Zum anderen steigt das Risiko im Kreditgeschäft. Zwar werden die meisten Häuser wie Old-Economy-Titel gehandelt, doch längst sind sie eng mit der riskanteren New Economy verbandelt. Vor allem die Verbindlichkeiten des Telekom-Sektors bereiten Kopfzerbrechen: Mit 190 Mrd. Dollar stehen europäische Telekomfirmen bei den Banken in der Kreide.
Auch die abflauende Geschäftsaktivität sollte Investoren zu denken geben. Derzeit gibt es kaum ein Segment, in dem die Banken das hohe Niveau des vergangenen Jahres halten können. Am krassesten ist die Lage im Investmentbanking: Vor allem die Flaute bei den Börsengängen macht zu schaffen. Brachten die Institute laut Thomson Financial deutsche Unternehmen im Wert von 25 Mrd. Euro an die Börse, so waren es in den ersten zweieinhalb Monaten dieses Jahres gerade mal 1,7 Mrd. Euro. Ähnlich schlecht sieht es im Handelsbereich aus: In der Regel hinterlassen selbst kleinere Finanzmarktkrisen ihre Spuren:"Wer sagt, dass bei fallenden Märkten im Handelsbereich genauso viel Geld verdient wird wie bei steigenden Kursen, redet Unsinn", sagt Jens Peter Neumann, Bereichsvorstand der Hypo-Vereinsbank."Die meisten Händler spekulieren tendenziell eher auf steigende Kurse."
Zu guter Letzt müssen jene Bereiche des Bankgeschäfts, die traditionell zu den stabileren zählen, mit Ergebniseinbußen rechnen: So fallen derzeit auch die Provisionen im Private Banking und der Vermögensverwaltung drastisch. Besonders hart trifft es das breite Privatkundengeschäft (Retail Banking): Längst verdienen Häuser nicht mehr an Spareinlagen, sondern vor allem am Wertpapierhandel und dem Fondsvertrieb.
Die großen deutschen Banken haben allerdings noch ein Schlupfloch:"Die Steuerreform gibt viel Spielraum, schwächere Zahlen aus dem operativen Geschäft durch Beteiligungsverkäufe auszugleichen", so Delbrück-Analyst Harms. Allerdings geht er, wie die meisten anderen Analysten auch, von einer weichen Landung der Wirtschaft und einer Erholung an den Finanzmärkten aus: Kommt es nicht dazu, dann müssten einige Analysen neu geschrieben werden.
***Also, alles in Butter in 2001?
Falls Zweifel am"positive outlook 2001" bestehen, bitte nochmal den Kopf verrenken ;-) und dottores Beitrag ff. (s. Link) lesen.
Grüße
Tobias
P.S.: 90% aller Sorgen sind unbegründet! Hoffen wir's beste!
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