Der Unsichtbare
10.07.2001, 12:00 |
Gold & Silber - nur ein Traum?Thread gesperrt |
Schlecht geträumt - sehe mich im Schlafe völlig mittellos, desillusioniert vom Leben und in Lumpen gewandet zum Sozialamt wanken. Dort angekommen, spreche ich wg. „Stütze“ vor. Verächtlich schaut die Beamtin der Besoldungsgruppe 3c an mir Gescheitertem herab, lässt sich dann aber doch von meinem jammervollen Anblick erweichen und spricht also zu mir: „Ja, sicher, Stütze können Sie bekommen, wir haben sowieso jede Menge davon...“ Sie geht zu einem übergroßen Wandschrank, öffnet dessen Türe und ich bin urplötzlich so geblendet, dass ich sofort meine blutunterlaufenen Augen schließen muss. Doch steckt trotz meines erbarmungswürdigen Gesamtzustandes noch genügend Neugier in mir, um doch einen kurzen Blick zu erhaschen: ich erkenne, dass der Schrank über und über mit dicken Bettelstäben aus 999er Feinsilber gefüllt ist. In endlosen Reihen hängen sie da und scheinen mich hämisch anzublinken. Doch da drückt mir die großherzige Beamtin bereits ein solches Exemplar in die Hand. Und in die andere Armuts-Klaue drückt sie mir einen Essnapf aus purem Gold. Ich: „Gute Frau, habt Dank! Wo muss ich den Empfang quittieren?“ Sie, lachend: „Ach, lassen Sie mal, für den billigen Plunder brauchen wir keine Unterschrift. Wenn Sie einen Laib Brot verlangt hätten, wäre das was anderes! Und jetzt gehen Sie bitte....“
Gestützt auf meinen Bettelstab aus purem Silber, den Goldnapf in der zitternden Linken, verließ ich gramgebeugt das Sozialamt... draussen begegnete ich spielenden Kindern, die mich mit hämischer Freude umkreisten und das alte Spottlied sangen: „Gold hielt er für wunderbar, arm ist heut der Unsichtbar´....“
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Hirscherl
10.07.2001, 12:45
@ Der Unsichtbare
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Bedürfnispyramide |
Hallo zusammen,
ich habe mir zu dem ironisch behandelten Thema auch so meine Gedanken gemacht.
In der Psychologie wurde von Maslow eine Hierarchie der Bedürfnisse entwickelt. Die Bedürfnisse der unteren Ebene beherrschen die Motivation eines Menschen solangem wie sie unbefriedigt bleiben. Erst wenn sie befriedigt sind, beschäftigen die höheren Bedürfnisse die Aufmerksamkeit und Bestrebungen des Menschen. Hier die Bedürfnisse von unten nach oben:
1. Biologische Bedürfnisse (Nahrung, Sauerstoff, Ruhe,..)
2. Sicherheit (Sicherheit, Angstfreiheit,..)
3. Bindung (Zugehörigkeit, lieben und geliebt werden,...)
4. Selbstwert (Vertrauen, Gefühl etwas wert und kompetent zu sein,..)
5. Kognitive Bedürfnisse (Wissen, Verstehen, Neues,..)
6. Ästhetische Bedürfnisse (Schönheit, Ordnung,...)
7. Selbstverwirklichung (bedeutende Ziele haben,..)
8. Transzendenz (spirituelles,...)
Also: Wer keine Nahrung hat, den schert es nicht daß er nicht geliebt wird. Erst wenn er satt ist sucht er Sicherheit, hat er die sucht er Bindung usw.
Eine ähnliche Überlegung kann man zu Gold & Silber anstellen. Man könnte Stufen des wirtschaftlichen Desasters aufstellen.
a. Bei einer leichten Wirtschaftskrise in einem Land bzw. Kontinent, Inflation,... akzeptiert jeder das Geld der Zentralbanken, bevorzugt wird jedoch ausländisches (stabiles) Geld getauscht (siehe heutzutage Russland).
b. Bei einer Weltwirtschaftskrise wird Gold und Silber interessant, der innere Wert von Papiergeld geht gegen Null (1929). Wieso eigentlich Gold - man kann es nicht essen, es heizt die Wohnung nicht,...? Es gibt nur einen Grund: die Menschen haben das Vertrauen, daß es irgendwann wieder aufwärts geht. Wenn jetzt einige protestieren: bitte weiterlesen.
c. Erscheint die Lage völlig aussichtslos und das nackte Überleben ist nicht mehr garantiert, z.B. bei einer Hungersnot interessiert Gold und Silber auch niemanden mehr. Wenn ich am verhungern bin will ich Kartoffeln, ich tausche gerne eine Tonne Gold gegen eine Mahlzeit, der innere Wert von Gold und Silber geht gegen Null!
Daher sind alle, die auf Gold und Silber setzen, eigentlich gar keine besonderen Pessimisten. Wirkliche Pessimisten haben im Keller 2 Tonnen Reis, 10 Tonnen gechlortes Wasser, Brennstoff, Schußwaffen, Medikamente,....
Grüße,
Tom
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Sascha
10.07.2001, 13:33
@ Hirscherl
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Bedürfnispyramide / Maslow und Alderfer |
Hi Hirscherl!
Danke für den interessanten Beitrag. Ergänzend noch der Auszug aus"Personalwirtschaft, 8. Auflage" von Olfert/Steinbuch:
Von Maslow wurde eine hierarchische Ordnung der menschlichen Bedürfnisse aufgestellt, die insbesondere in Pyramidenform bekannt geworden ist:
Die ERG-Theorie kann grafisch dargestellt werden: [/b]
Viele Grüße
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nereus
10.07.2001, 14:39
@ Hirscherl
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Re: Bedürfnispyramide - Hhhmm! |
Hallo Tom!
Du schreibst: Eine ähnliche Überlegung kann man zu Gold & Silber anstellen. Man könnte Stufen des wirtschaftlichen Desasters aufstellen.
a. Bei einer leichten Wirtschaftskrise in einem Land bzw. Kontinent, Inflation,... akzeptiert jeder das Geld der Zentralbanken, bevorzugt wird jedoch ausländisches (stabiles) Geld getauscht (siehe heutzutage Russland).
b. Bei einer Weltwirtschaftskrise wird Gold und Silber interessant, der innere Wert von Papiergeld geht gegen Null (1929). Wieso eigentlich Gold - man kann es nicht essen, es heizt die Wohnung nicht,...? Es gibt nur einen Grund: die Menschen haben das Vertrauen, daß es irgendwann wieder aufwärts geht. Wenn jetzt einige protestieren: bitte weiterlesen.
c. Erscheint die Lage völlig aussichtslos und das nackte Überleben ist nicht mehr garantiert, z.B. bei einer Hungersnot interessiert Gold und Silber auch niemanden mehr. Wenn ich am verhungern bin will ich Kartoffeln, ich tausche gerne eine Tonne Gold gegen eine Mahlzeit, der innere Wert von Gold und Silber geht gegen Null!
Ãœber a) brauchen wir nicht zu reden - es besteht Einvernehmen.
Bei b) und c) sehe ich es etwas anders.
Worin liegt bei Dir der Unterschied zwischen einer schweren Depression, einem Krieg, einer Hungersnot usw.?
Die diese Krisen begleitenden Umstände dürften in etwa alle die selben sein.
In einer"richtigen" Wirtschaftskrise wird es sicherlich Hunger geben.
Gibt es Krieg floriert auch die Wirtschaft nicht mehr (ich meine jetzt die zivile) und damit haben wir auch eine Wirtschaftskrise.
Wann ist eine Lage völlig aussichtslos?
Hier finden es einige schon sehr schlecht wenn sie nicht mehr traden können. ;-)
Andere fürchten die Arbeitslosigkeit, himmelhochstehende Schulden oder empfinden den Verlust eines Menschen als aussichtslos.
Ich habe, Gott sei Dank, noch keinen Krieg mitgemacht, aber ich glaube nicht das da alles völlig zum Erliegen kommt oder jegliche Hoffnung zerstört ist.
Die Hoffnung stirbt [b] immer [/i] zuletzt.
Ein Verhungernder greift freilich nach dem Wassernapf oder der Brotscheibe und nicht nach der Goldmünze.
Aber wo hat es bitte eine solche, das gesamte Land oder einen Kontinent durchdringende Not gegeben? Manche sind verhungert oder haben sich auf dem Schlachtfeld die Köpfe eingehauen und andere haben sich nach wie vor vergnügt, (vielleicht mit einigen Einschränkungen) und manche haben vor der ganzen Not nicht groß was mitbekommen, weil sie weit weg von den Ereignissen waren.
Diese flächendeckende Verderbnis ist meiner Ansicht nur theoretisch.
Frage mal die Alten wie der Krieg und vor allem die Zeit danach war?
Die Bauern z.B. hatten die besten Karten und hatten mehr damit zu tun sich in der Nacht auf die Lauer zu legen, um die Leute aus der Stadt bei der Selbstbedienung abzuwehren.
Kriege und Depressionen sind vor allem ein urbanes Problem.
Hier hat dottore auf jeden Fall recht und die besten Karten von allen dürfte in diesem Fall sicher unser Oldy haben.
Beim Atomschlag wird es seinen Turban natürlich auch grau verfärben und die Zähne werden langsam locker. ;-)
Aber da sind wir alle längst zu Staub verfallen.
Also für die absolute Totalkatastrophe brauch man wirklich nicht vorsorgen, aber die wird hoffentlich auch niemals eintreten.
Daher sind alle, die auf Gold und Silber setzen, eigentlich gar keine besonderen Pessimisten.
Genau so ist es!
Wirkliche Pessimisten haben im Keller 2 Tonnen Reis, 10 Tonnen gechlortes Wasser, Brennstoff, Schußwaffen, Medikamente,...
Aber wenn ich nach wochenlangem Reisgenuß den Reis mal leid bin und ich gerne ein paar Kartoffeln haben würde?
Oder meine Munition verschossen ist und ich mich nur noch mit dem Gewehrkolben verteidigen kann?
Oder.. und derjenige der die Kartoffeln hat aber keinen Reis will und die Munition nicht gegen ein paar Briketts hergeben will.
Was mache ich da nur? ;-)
mfG
nereus
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BossCube
10.07.2001, 15:58
@ Sascha
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Hey Sascha, das sieht nach Grundstudium aus!:-) |
>Hi Hirscherl!
>Danke für den interessanten Beitrag. Ergänzend noch der Auszug aus"Personalwirtschaft, 8. Auflage" von Olfert/Steinbuch:
>Von Maslow wurde eine hierarchische Ordnung der menschlichen Bedürfnisse aufgestellt, die insbesondere in Pyramidenform bekannt geworden ist:
>> ~ Die Befriedigung der niedrigeren Defizitbedürfnisse hat eine höhere Priorität als die Befriedigung höher angeordneter Defizit- und Wachtumsbedürfnisse. > ~ Eine teilweise Nichterfüllung von Defizitbedürfnissen kann Krankheiten körperlicher und/oder seelischer Art hervorrufen. > ~ Mit der vollen Befriedigung eines Defizitbedürfnisses wird es verhaltensunwirksam, d.h. dass dieses Bedürfnis nicht mehr relevant ist.
>Wachtumsbedürfnisse sind nach Maslow nur latente Bedürfnisse, solange die Defizitbedürfnisse nicht weitgehend befriedigt sind.
>Die Bedürfnispyramide ist sehr bekannt und gilt heute als Basis für viele Motivationsbemühungen in deutschen Unternehmen.
>- - - - - - - - - - - - - -
> Daneben gibt es noch die ERG-Theorie (von E=Existence, R=Relatedness und G=Growth):
>Alderfer baut auf der Befürfnishierarchie von Maslow drei Bedürfnisklassen auf und unterscheidet: > ~ Die Existenzbedürfnisse, wozu die physiologischen Grundbedürfnisse und Sicherheitsbedürfnisse zählen. > ~ Die Sozialbedürfnisse als interpersonelle Beziehungsbedürfnisse, wozu Wertschätzungsbedürfnisse und soziale Bedürfnisse nach Maslow gehören. > ~ Die Wachstumsbedürfnisse, welche die Selbstverwirklichungsbedürfnisse umfassen, beispielsweise die Mitbestimmung.
>Für diese drei Arten von Bedürfnissen stellt Alderfer sieben Prinzipien auf:
>[img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" />
>Die ERG-Theorie kann grafisch dargestellt werden: [/b]
>
> Viele Grüße
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Habe ich ja auch hinter mir. Personalwirtschaft ist übrigens gar nicht so uninteressant.
Ahoi!
J.
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Sascha
10.07.2001, 23:27
@ BossCube
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Re: Hey Sascha, das sieht nach Grundstudium aus!:-) |
Hi BossCube!
> Hey Sascha, das sieht nach Grundstudium aus!:-)
Du hast Recht:)
> Habe ich ja auch hinter mir. Personalwirtschaft ist übrigens gar nicht so > uninteressant.
Das ist wahr. Man erfährt viele interessante Dinge die man auch im späteren Arbeitsleben als Arbeitnehmer gut gebrauchen und anwenden kann.
Ciao und viele Grüße
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Shakur
10.07.2001, 23:41
@ Hirscherl
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Re: Bedürfnispyramide |
So könnte man es sehen.
Stelle verzückt fest, daß noch andere die gleiche Fachrichtung wie meinereiner studiert haben.
Grüße
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